Live Mischen mit Gehörschutz

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Hallöchen,

sorry, wenn es immer mehr eine Diskussion über Lautstärken wird. Versprochen, ich trete das Thema nicht länger breit...

Die Realität sieht leider in Teilen der Beschallungspraxis immer noch so aus wie hier geschildert, das ist mir schon klar – nur hat man sich halt in Teilbereichen so an überzogene Pegel gewöhnt, dass man glaubt, das müsse so sein.
Mein Punkt, ist der, dass ich das weder für musik- oder publikumsdienlich, noch für sinnvoll und notwendig halte.
Werden dann in ein paar Jahren die jetzt schon diskutierten Verordnungsverschärfungen und Durchsetzungsmaßnahmen kommen, ist das Geschrei in der Branche wieder groß.

Auch wenn ich mich wiederhole:
Ich arbeite mit angepasster Lautstärke, die sich an dem orientiert, was die Musik „braucht“ um „optimal“ wirken zu können (ja, zugegeben, das kann auch mal „ungesund“ laut sein, aber macht Spaß), an dem was die Anlage ohne Qualitätseinbußen wiedergeben kann und an dem, was noch „vernünftig“ und eben rechtlich zulässig ist. Klar komme ich auch immer wieder in Bereiche, wo ich die Verordnungen sehr flexibel auslegen muss oder eine Anlage mal hart an ihre Grenzen bringen muss, aber ich halte mich immer an musikdienliche und nach meiner Einschätzung niemanden gefährdende Grenzen.

Mal ehrlich, glaubt denn irgendjemand, das folgend Zitierte wäre besser als vernünftige Lautstärke und Maßnahmen wie ein professioneller Plexiglaskäfig für nicht mehr als 30-50,-- Euro Tagesleihe oder vielleicht mal 1000,-- Anschaffung...? (Und es gibt die Dinger schon ab 300,--)

(gekürztes Zitat aus diesem Thread)
„ich habs aufgegeben und fahr im zweifelsfall mit den Vocals einfach drueber. Oder halt nicht, wenns vorn wehtut und sag ihnen, dass sie ab sofort de facto ohne Saenger spielen, weil man nurmehr Lippenlesen kann. Und selbst da hoer ich oft genug dass das egal ist, hauptsache es "drueckt".(...)
Mir dengelts nach Proben oft genug in den Ohren und bei unseren kleinen Gigs lass ich meinen Amp garnicht abnehmen und reiss den Master auf 1 Uhr Stellung. Und selbst dann hoert man sogar open air oft nur die Becken von unserm Drummer, einerseits weil die Plane der Buehne das noch nach vorn reflektiert und weil sie uebers Vox Mic mit auf die PA gehen. Dann noch die Vocals drueber (… )
Gerade wenns eh nurmehr drum geht die Vox mit gezieltem clipping am Pulteingang zumindest hoerbar wenn schon nicht verstaendlich zu machen und der Limiter als Summenkompressor fungiert, weil schon die Drums ueber das Vocalmic die LEd Ketten zumindest auf dunkelgelb jagen“

Das ist musik- und publikumsdienlich...? Oder wenn ein Großteil des Publikums sich in irgendeiner Form die Ohren verstopft?
Spätestens wenn eine Person mehr als 50% die Ohren verstopft, mischt man nur noch für eine Minderheit...

Zugegeben ich selektiere meine Jobs stark, sowas, wie da oben beschrieben, mache ich aus guten Gründen erst gar nicht mehr.
Persönlich lehne ich konsequent jeden Auftrag ab, bei dem ich annehmen muss, meine Qualitätsansprüche (im Interesse der Show und damit im Interesse der Musiker, der Veranstalter und des Publikums) nicht umsetzen zu können.
Qualitätsanspruch heißt bei mir eben auch angepasster Pegel (und damit u.a. auch die Möglichkeit zu angemessener Dynamik).

Ich setze bei drei der von mir betreuten Acts tatsächlich regelmäßig Plexiglasstellwände um den Drummer ein (bei einem Act eine zweite vor den Bläsern) und die Reaktionen sind durchgehend sehr positiv. Bei Veranstaltungen mit mehreren Acts werden wir regelmäßig gebeten, den Käfig auch den anderen Acts zur Verfügung zu stellen. Und für mich ist es eine Arbeitserleichterung allein schon für die Sauberkeit der Vocal-Kanäle und die Qualität des Bühnensounds.
(Einfach mal ausprobieren, man wird überrascht sein... Über so Plexi-Stellwände sollten auch viel mehr Bands mit Pegel-Problemen im Proberaum nachdenken - vielleicht wären sie dann auch auf Gigs nicht so taub und dann gleich mit weniger Pegel glücklicher...)

Eigenverantwortung ist was sehr Schönes und ich fände es auch viel besser, wenn es ohne entsprechende Verordnungen ginge, aber die Realität zeigt ja, dass diese Verordnungen notwendig sind (auch wenn das jetzige Regelwerk alles andere als praxisorientiert oder gar optimal ist).

Laut Datenerhebung vom UBA sind bei rund 25% aller gemusterten Rekruten in D irreversible, lärmbedingte Hörschäden festzustellen – natürlich gibt es verschiedene Ursachen, aber neben tragbaren Musikabspielgeräten gilt öffentliche „elektroakustische Musikverstärkung“ als eine wesentliche Ursache.
Gute Infos:
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Laerm-und-Akustik/Laerm-und-Akustik.html?__nnn=true&__nnn=true

Als Tontechniker muss ich die Auswirkungen und Folgen von starker Schalleinwirkung aufs Gehör kennen und verantwortlich einzuschätzen wissen – von einem Konzertbesucher ohne die notwendige Aufklärung, das entsprechende Fachwissen und die notwendige Erfahrung kann und darf ich das nicht erwarten.

Ciao, Deschek
 
Morgen,

Ja wenn es die Plexikäfige tatsaechlich ab 300€ gibt, bin ich der erste, der den drummer dort einsperrt :)
Ich wusste das nicht. Gerade die Drums sind bei uns immer das eigentliche Problem, alle anderen kann man mit gutem zureden zuegeln.

Ich hab grad diesen Samstag wieder so eine Katastrophen Veranstaltung, bei der die Drums keinerlei Abnahme brauchen werden und ich schon zittere, wie ich den Rest ohne Tinnitus rueberbringe.

nur kurz zur Praxis - so ein heftig werkelnder schwintzender Drummer...beschlagen da die Scheiben nicht? Also geht das auch optisch halbwegs durch? Manchmal sind die Schlagzeuger eh schon ein bissl beleidigt weil sie keiner sieht ohne Riser :D

cu
martin
 
Hallöchen,

beschlagen ist kein Problem, eher noch Spiegelungen, Staub und Kratzer. Die wirklich guten Teile sind deshalb hochwertig entspiegelt und antistatisch behandelt... Ansonsten braucht es halt eher etwas Sorgfalt beim Einleuchten - und regelmässiges Putzen. :D

Wegen Preise: ich kenne deine Einkaufsmöglichkeiten nicht und verlinke ungern Händler.
Unter den Stichworten Acryl-Panel oder Acryl-Panel-Absorber findest du bei den einschlägigen Häusern problemlos Modelle ab 300 - 400,-- Euro Endverbraucherpreis.
Und zum Antesten wäre in Wien sicher auch was zu finden... (z.B. beim Backline-Verleih, Studioausstatter, Raumakustiker oder auch Studios...)

Wenn sich die anderen Musiker nicht so vom Schlagzeug erschlagen fühlen, ist die Kompromissbereitschaft bezüglich des eigenen (Amp-)Pegels auch sofort viel grösser.

ciao, Deschek
 
Einfache Antwort:
Wenn´s dem Tontechniker mal zu laut wird und er deshalb einen Gehörschutz nimmt dann stimmt was nicht!!!!!!!!!

weil die sind "normalerweise" die letzten mit der höchsten Schmerzgrenze.

Also keinen Gehörschutz und Fader runter.
 
Da stimmt auch oft was nicht :)
Ich mach das gern als showeffekt, wenn die Cops kommen. Alle Fader runter. Und dann is es genauso laut wie vorher bloss ohne Bassdrum und vocals.
Wenn ich ne 1500m² Wiese mit 8x6m Buehne habe ist das auch was anderes als ne 6x3er Buehne auf vielleicht 250m², oder indoor auf rund 150-200m². Spätestens im letzten Fall bleibt nur ein extrem erfahrener Drummer mit duennem Blech oder die erwaehnten Acryl Paneele. oder halt Gehoerschutz :D

cu
martin
 
Zum Thema Lautstärke,

letztes Wochenende hatte ich wieder unser 23. Musikfestival (Improvisierte Musik) 12 Bands in 3 Tagen mit sehr unterschiedlichen Lautstärken - von echt leise bis exzesiven Pegel von der Band KTL (lt. Vertrag so laut wie möglich). Der Location ist ohne Bühne nur 19 m lang und 12 m breit.
für die "normalen" Konzerte spielte ich mit 8 JBL VRX932 plus 3 2 x 18" Bässen, zusammen 14.000 Watt RMS (Crown Amping).
Aber für die KTL gab es 2 x 4 Stacks von meiner EV MT4 zusammen 36.000 Watt RMS, auch Crown Ma Amping - und das auf 228 m² - das sind z.B. 32 x 18". Da bekommt man teilweise echt Beklemmungsgefühle - aber so ein Konzert dauert nur 45 min - das geht und vom Publikum sind "nur " vielleicht 20% rausgegangen. Anders war´s mal vor ein paar Jahren beim gleichen Festival. die Band "Techno Animal" schafte bei ihrem Konzert - letzter Festivaltag um Mitternacht als letzte Band mit gleicher MT4 Anlage 97 % der Leute rauszuspielen (ebenfalls lt. Rider nix unter 120 dB) Ich hatte über 136 dB am FOH (9 m ) - da gab das Messgerät auf.
...........aber mit Gehörschutz am Pult würde ich trotzdem nie arbeiten.
97 % meiner Arbeit findet im Bereich von 90 - 105 dB statt. So hält man es das ganze Jahr aus.
 
!!! OHREN SPITZEN !!!

Jeder Tontechniker, der in seinem Berufsalltag regelmäßig bei Live Veranstaltungen hinter dem Mischpult sitzt, ist ständig einer unsichtbaren Gefahr ausgesetzt.

Gehörschaden

Das Gehör eines Tontechnikers, ist für ihn sein wichtigstes Arbeitsgerät. Es entscheidet darüber, wie gut er seine Arbeit macht. Je besser seine Gehör, umso gefragter ist seine Dienstleistung. Damit steigt seine Nachfrage und er sichert sich damit seine berufliche Existenz.
Leider wird in der heutigen Zeit das Thema "Lärm" am Arbeitsplatz noch immer belustigend gesehen. "Echte Kerle" brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen. Vor allem Dingen beim harten Sound gilt ein höherer Pegel als selbstverständlich. Der Schalldruckpegel muss dem Zuhörer durch den Körper gehen damit er in Party Stimmung kommt.
Wird dann ein Pegelmessgerät eingesetzt, wird festgestellt das die vorherrschenden Lautstärkepegel übertrieben wird. Somit ist das Gehör in Gefahr überansprucht zu werden. Permanente Hörschwellenverschiebung und Lärmschwerhörigkeit können die Folge langjähriger Lautstärkenüberreizung sein.
Es gibt dafür eine einfache vorbeugende Maßnahme.

Individuell angepasster Gehörschutz

Dieser Gehörschutz besteht aus einem Silikongehörschutzstöpsel der individuell an den Gehörgang des Benutzers angepasst ist. In einer Bohrung des Stöpsels wird ein knopfgroßer Filter eingebaut der den Schall um einen gewissen Betrag absenkt. Diese Otoplatik weist aufgrund ihrer Bauweise eine sehr flache Dämmcharakteristik auf. Sie eignet sich daher hervorragend für Tontechniker die in lauten Umgebungen den Frequenzverlauf noch optimal beurteilen möchten.

Sitzt wie angegossen

Durch die individuelle Anpassung des Hörgeräteakustikers ist der Gehörschutzstöpsel wie eine zweite Haut an den Verlauf des Gehörgangs angepasst. Somit ist ein sehr angenehmer Tragekomfort gewährleistet. Die farblose Optik, des Silikon Materials, macht ihn dadurch fast unsichtbar.
Aufgrund der Werkstoffeingenschaften des Silikons ist er jahrelang verwendbar.
Somit ist eine akustisch einwandfreie Arbeit möglich und das Gehör bleibt gesund.

Rechtekiste

Für die Messung von Lautstärken und das Einhalten von Pegelgrenzen gibt es eine deutsche Industrienorm. Die DIN 15905-5.
Die europäische Union hat zu diesem Thema ebenfalls eine Richtlinie verfasst. Die ER 2003/10/EG. Hier steht das Gleiche geschrieben wie in der deutschen Norm.

Hierdurch ergibt sich eine neue Arbeitsaufgabe:

Also Augen auf und Ohren zu!
 
Irgendwie entsteht bei mir durch deine Antwort eben der Eindruck, dass du keinen einzigen Post hier gelesen hast?!? :confused:
Auch deine Antwort auf Seite 3 geht kein Stück auf irgendwelche Kommentare ein.

Neuer Bot oder schlechter Verkäufer für Gehörschutz?

MfG, livebox
 
*livebox zustimm*

Irgendwie bin ich immer noch hin- und hergerissen, ob ich mir nun Elacines machen lasse oder nicht.
Tendiere aber eher schon dazu, denn erstens habe ich bei den Jobs wo es einfach nur noch wild zugeht ja sowieso irgendnen Gehörschutz drin. Ohne geht da definitiv gar nichts. Und da kanns dann mit den gescheiten Stöpseln eh nur besser werden. Um jetzt das Thema "Ja aber fahr das doch gar nicht erst so laut..." nicht wieder aufzurollen, nur nochmal kurz und deutlich: Es gibt eben einfach Situationen, wo es mir schon wenn ich mit der PA noch im Kofferraum da reinkomme schon Todespegel entgegenhaut. Und der gezielt einsetzbare Antischall wurde noch nicht erfunden.

Zweitens geh ich mit den Teilen ja dann auch auf Konzerte, und da kommts natürlich auch besser, wenn ich das Zeug in die Ohren pack und es HÄLT, statt dass ich mir alle zwei Minuten am Ohr rumfuhrwerken muss, weil die Stöpsel wieder rausfallen. :nix:

Wie es sich dann beim Mischen verhält seh ich ja; ich hoff auch, dass ich mir da ein Umtauschrecht bezüglich der Filterstärke einräumen kann, tendiere aber momentan eigentlich ganz klar zu den 25ern...


Gruß Stephan
 
Bei meinem Hörgeräteakustiker wars kein Problem. Auf Lieferschein 9 und 15 mitgenommen, für die 15er entschieden und die 9er zurückgebracht (oder so ähnlich - ist schon ein wenig her).
 
Hallo zusammen,

bin am Überlegen ob ich viel oder wenig schreiben soll.
Bei uns als Big Band liegen die Verhältnisse etwas anders (aber Big Band kann alleine von den Bläsern schon heftig laut werden)

Meine Meinung: Mix bei Big-Band ohne Gehörschutz:
a) solls dem (z.T. auch gemischtem oder "hochrangigem" Publikum) auch nicht in den Ohren "knacken"
b) mit Gehörschutz hätte ich Angst, nicht sauber und differenziert genug hören zu können.

Mit Git/Bass/Keys-Piano gibts bei uns keine Probleme (gottseidank) - das nur am Rande.

Wir sind natürlich i.d.R. weit von Euren Pegeln entfernt die Ihr z.T. ertragen "müßt", trotzdem gibts auch bei uns Fälle, wo's (links und rechts von der Bühne) ganz schön laut sein kann.


Das war die kurze Version.

Falls ich Euch nicht langweile, und Ihr wissen wollt, wie wir mit 19 Mann auf der Bühne lautstärketechnisch umgehen, kann ich gerne mehr schreiben.


Norbert


Neben Niederbayern ist ja Österreich (grins). Und ich habe schon öfter festgestellt, daß im Nachbarland bei vielen VA's z.T. heftigere Pegel gefahren werden als im Osten Bayerns. (Auch bei "alpenländisch" / Volkstümlichen VA's, Krass auch in den Skiorten beim Apres-Ski, echt "überzogener" Pegel). Ich höre noch rel. gut, auch in den Höhen, aber da gehts auch als Zuhörer öfters nur MIT Gehörschutz (wenn ich nicht mische, ist es mir egal, Hauptsache ich bekomme dadurch keinen Gehörschaden).
 

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