Lohnt es angesichts erhältlicher Austauschhälse einen Telecasterhals selbst zu bauen?

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Joachim_H
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Hallo!

Ich meine, kann man Geld dabei sparen oder halt nen besseren Hals bauen, als man im Handel bekommt?
Ob man ein Stück Holz erwischt, daß einem garantiert nen hammergenialen Sound beschert, ist wohl mehr dem Zufall überlassen, denn schon Profis berichteten mir: "Auf die Abklopf-Resonanzprobe kannst du dich nicht unbedingt verlassen. Ob Bergahorn oder Feldahorn, macht auch nicht gerade den Unterschied."

Hat hier jemand ne Custom Shop Tele und kann mir sagen, wie der Hals in ausgebautem Zustand klingt bei der Resonanzprobe.:D Vieleicht hilft es ja doch weiter, wonach soll man denn sonst das Holz auswählen.

Gruß,
Joachim
 
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Auf die Abklopf-Resonanzprobe kannst du dich nicht unbedingt verlassen.

Die ist beim aussuchen einer Bohle sinnvoll, aber ein einzelnes Stück in Form eines Halses hat eine komplett andere hörbare Frequenz. Verlass ist da sowieso auf nichts.
Bei guten Bohlen wird aber mit hoher Warscheinlichkeit kein Stück unbrauchbar sein.

Ob Bergahorn oder Feldahorn, macht auch nicht gerade den Unterschied.

Klar macht das einen Unterschied! Bergahorn ist teurer und wesentlich widerstandsfähiger als Feldahorn (auch Massholder genannt)

wonach soll man denn sonst das Holz auswählen.

Ahorn stellt eines der tollsten Hölzer dar, aus denen man Hälse bauten kann. Es hat hervorragende Eigenschaften. Sonst würden nicht auch Baseballschläger daraus gemacht.

Andere Hölzer wie Kirsche oder Pflaume gehen auch, nur die Beziehbarkeit von ausreichend grossen Stücken ist ein Problem.

kann man Geld dabei sparen oder halt nen besseren Hals bauen, als man im Handel bekommt?

Schwer. Ganz schwer. Du benötigst Werkzeug, Zeit, Holz und Geduld. Wenn Du einen normalen Telehals ohne besondere Spezifikationen bauen willst, würde ich fast nein sagen.
Wenn Du aber selber bauen willst und dabei die Qualität hochwertiger Gitarren/Bässe anstrebst und das auch durchziehst, sparst zu mit jedem Instrument Massen an Geld und lernst mehr handwerkliche Fähigkeiten und mehr über Dein Instrument.

Grüsse
 
Hallo, Dan!

Mittlerweile habe ich schon 3 Telecaster gebaut, die 4. ist im Bau.
Aber an einen Hals hatte ich mich noch nicht wegen des hohen Arbeitsaufwands:eek: (Bünde, Profil, Halskanal und Justierstab) rangewagt. Aber wo kriegt man nen Custom Shop Telehals her, wenn man nicht selbst so ein Paradestück baut - eben einen richtig guten mit reichlich Timbre. Im Handel gibts eher die Standardware, vermute ich. Die zwei einteiligen Ahornhälse von Gotoh, die ich meinen Teles verbaut habe, sind allenfalls ok, aber nichts besonderes. Der Rockinger Hals mit Palisandergriffbrett war von besserer Qualität für die 3. Tele.

Kirschholz hätte ich da. Für einen Probehals könnte man das also nehmen, meinst Du.
Vieleicht sollte ich erstmal, um die Arbeitsschritte kennenzulernen, irgendwas hernehmen.:gruebel:

Beim Holz habe ich festgestellt, daß mit schwindender Dicke eines Stücks der Resonanzgehalt ebenfalls schwindet, daher tendiere ich zu massiven Bodys. Die aufgeleimten Decken bei meiner Tele Thinline (ca 1 cm dicke Esche) hatten überhaupt keinen Resonanzgehalt mehr. Das macht sich bei der Gitarre auch bemerkbar.

Ahorn schön und gut, aber Ahorn ist ja nicht gleich Ahorn, oder?
Wegen der Härte und Widerstandskraft allgemein betrachtet sollte es das schon sein, nur klingt jedes Teil eben anders. Komischerweise hatte ich das ERLEBNIS bei einer Mexico 50s Tele, preislich weit unter den Custom und '52 Modellen.
Das war ein Hals, so hatte ich ihn nicht bei den USA Modellen finden können.
Eine Sahnesound kam bei der 50s mit diesem Hals aus dem Amp. Die Pickups der Mexico Modelle sind ja nicht mal so schlecht, sodaß der Hals alles wieder wett machte. Unplugged war das schon ordentlich zu spüren und zu hören.

Gibts da also keine Grundregeln, wonach man aussuchen kann. Soll man sich überraschen lassen.

Gruß,
Joachim
 
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Ja wunderbar, ein Mitsüchtiger:)

Beim Thema Aufwand für den Hals kann ich sagen, dass es ungefähr so viel Arbeit wie ein Körper macht.
Kanadischer Bergahorn ist aber schon eine Herausforderung. Esche z.B hält dem Vergleich meiner Erfahrung nicht stand. Wenn man bei gleich dimensionierten Stücken den Klopftest an der selben Stelle durchführt, bekommt man im Normalfall (Esche, Mahagoni, etc) ein "Pock", bei meinem aktuellen Stück Bergahorn eher ein langes "Pling". Au warte, wie sich das jetzt lesen muss :rolleyes:

Thema "Massiv" heisst dann wohl keine Hohlkammern? Das würde ich vom Holz abhängig machen. Bei meinem aktuellen Eigenbauprojekt habe ich ein griffbrettaugliches Holz namens Makore verbaut. Ohne Hohlkammern wäre das Instrument nicht brauchbar, dank dem Holz ist es aber unverschämt stabil.

Du kannst anstatt des normalen Spannstabes auch die modernen, effektiveren Doppel-Aktion-2-Wege-Spannstäbe nutzen. Dann brauchst Du keine gebogene Fräsung machen.
Wenn Du sowieso eher aufgeleimte Griffbretter bevorzugst, kommt das sogar noch passend hinzu.
Wenn Du über einen Schweifhobel verfügst, wird das Halsshaping dadurch enorm erleichtert.
Kirsche kannst Du wunderbar als Versuchshals nehmen. Vielleicht gesperrt und mit aufgeleimten Griffbrett und üblichem Shaping eines Telehalses wird damit in jedem Fall ein sehr brauchbarer Ersatzhals entstehen. Du kannst auch beim Shaping mal experimentieren:
Sehr dicker Hals im aufgeschraubten Zustand, nach Abtrag etwas weniger massig, irgendwann dann "Dein" normales Shaping, vielleicht auch mal was in Richtung Zahnstocher wie bei Ibanez. Es lohnt sich.:)

Grüsse
 
Wenn man bei gleich dimensionierten Stücken den Klopftest an der selben Stelle durchführt, bekommt man im Normalfall (Esche, Mahagoni, etc) ein "Pock", bei meinem aktuellen Stück Bergahorn eher ein langes "Pling". Au warte, wie sich das jetzt lesen muss :rolleyes:

Ok, jeder hat so seine Vorstellungen, was man unter " Pling ", " Plong " und " Pock " :D verstehen kann. Aber sind wir uns da einig, daß durch einen Abklopfhörtest die Resonanzübertragung und somit Faser- und Zellbeschaffenheit des Holzstücks schonmal als intrumententauglich ermittelt werden kann? Wie man die Qualität des Stücks weiterhin einstufen kann, bleibt wohl dem geübten und erfahrenen Instrumentenbauerohr überlassen.

Wenn man auf ein Stück Gummi oder eben ein weiches Stück Material klopf, bekommt man z.B. überhaupt kein Feedback, weil der molekulare Aufbau des Materials den Stoß augenblicklich ausbremst, somit auch keine Schwingungsübertragung und Einfluß des Materials auf den Klang.

Deine Idee mit dem Halsshaping finde ich ganz gut, um rauszufinden, wie sich die Materialstärke auf den Klang auswirkt und um die Bespielbarkeit des Halses in verschiedenen Stärken zu prüfen.:great:
 
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Ok, jeder hat so seine Vorstellungen, was man unter " Pling ", " Plong " und " Pock " verstehen kann.

Gut, dann war die Beschreibung wohl doch noch im Rahmen.
Wenn ich Wortschöpfungen wie "perliges Sustain" oder "lebendige Höhen", kräuselt sich bei mir immer alles.

Aber sind wir uns da einig, daß durch einen Abklopfhörtest die Resonanzübertragung und somit Faser- und Zellbeschaffenheit des Holzstücks schonmal als intrumententauglich ermittelt werden kann?

Ja. Ich würde mir Gedanken machen, wenn eine Bohle aus augenscheinlich idealem Holz (einseitig angehoben) überhaupt nicht auf den Klopftest reagiert (gibt es übrigens durchaus). Dann muss man mir die nächste Bohle zeigen.

Wenn man auf ein Stück Gummi oder eben ein weiches Stück Material klopf, bekommt man z.B. überhaupt kein Feedback, weil der molekulare Aufbau des Materials den Stoß augenblicklich ausbremst, somit auch keine Schwingungsübertragung und Einfluß des Materials auf den Klang.

Der Vergleich hinkt etwas. Ein sehr hartes Stück Makassar-Ebenholz oder Schwarze Palme bekommt man auch nicht so zum akustischen Schwingen, wie es bei Kirsche, Ahorn oder Palisander der Fall wäre. Und speziell Palme hat unglaublich lange Fasern.

Aber Experimentieren und abseits der üblichen Pfade zu bauen ist meistens das Lohnenswerteste, weil man überraschende Ergebnisse bekommt. Viel Spass dabei!:great:

Grüsse
 
Also aus rein finanzieller sicht kann man eindeutig sagen: nein, lohnt sich nicht. Man bekommt für relativ kleines Geld schon richtig geile Teile aus sehr gutem Holz, Beispiel Warmoth oder Musikraft Teile.

Alleine bauen würde ich nur empfehlen wenn man etwas will dass es so nicht gibt, z.B. eine eigene Halsform oder abgefahrene Sonderwünsche die von der Stange nicht zu haben sind.

Aber sind wir uns da einig, daß durch einen Abklopfhörtest die Resonanzübertragung und somit Faser- und Zellbeschaffenheit des Holzstücks schonmal als intrumententauglich ermittelt werden kann?

Nur grob, dazu kommt noch dass man sich auch täuschen kann - nachdem man Holz weg nimmt, verändert sich das Verhalten nochmal. Dummerweise ist das Holz oft ungleichmäßig und es kann (im Extremfall) auch vorkommen dass das meiste vom oben angesprochenen "ping" eben von dem Teil kommt dass man weg geschnitten hat und es bleibt nur ein "pock" übrig, oder auch umgekehrt.
 
Nur grob, dazu kommt noch dass man sich auch täuschen kann - nachdem man Holz weg nimmt, verändert sich das Verhalten nochmal. Dummerweise ist das Holz oft ungleichmäßig und es kann (im Extremfall) auch vorkommen dass das meiste vom oben angesprochenen "ping" eben von dem Teil kommt dass man weg geschnitten hat und es bleibt nur ein "pock" übrig, oder auch umgekehrt.

Glück spielt also auch eine Rolle.
Wenn man Zeit und Geld hat, dazu der Drang, selbst etwas zu erschaffen - dann ist der Selbstbau der richtige Weg. Die Chancen stehen 50-50, wie ich das sehe, einen mehr als brauchbaren Hals zu bauen. Ich denke, just for fun bau ich mal einen aus dem, was ich so in die Finger kriege an Holz.

Danke für Eure Gedanken und Ratschläge.
Gruß,
Joachim
 
50:50 würde ich nicht sagen.
Bei gutem Material und Verarbeitung und diversen Verarbeitungsfinessen tendiert es eher Richtung 100 % brauchbar, viele davon auf sehr hohem Niveau.

Geld spielt übrigens durchaus eine Rolle, aber in der gesparten Hinsicht. Ca. 50 Euro Gesamtwert + Arbeitszeit sprechen da eine für mich eindeutige Sprache.

Grüsse und lass uns an den Ergebnissen teilhaben :)
 
Imgrunde wurde es ja schon gesagt: Wenn du auf dem Markt nicht fündig wirst, entsprechende Kenntnisse in der Holzverarbeitung mitbringst und Spaß dran hast selbst was zu erschaffen, lohnt es sich schon allein für die Erfahrung und das Kribbeln es selbst in die Hand zu nehmen.

Viel Erfolg! Ich bin gespannt :)
 

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