Lyrisches Ich (Autor vs. fiktiver ErzÀhler)

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Ich habe unsere Diskussion nochmals mit nachgereiften Interesse gelesen. Anderthalb Jahre spĂ€ter erscheint mir das Thema „ Lyrisches Ich“ aktueller zu sein, aktueller als jemals in meinem Leben. Und ich habe immerhin unter dem wachsamen Augen der Zensur in der DDR zu schreiben begonnen. Aber damals ging die Sonne noch im Westen aufâ€ŠđŸ€Ł

Das Neue fĂŒr mich ist, dass wir selbst heute noch nicht vom Schreiben unter den Bedingungen einer kĂŒnftig weitgehenderen Meinungsfreiheit trĂ€umen mĂŒssen. Wir haben diese Freiheit, sagt mir mein GefĂŒhl!

Heute gibt es allerdings keine Optimismus verbreitende „Westpresse“ mehr. Die Sonne darf wieder im Osten aufgehen.🙃

Es ist völlig unĂŒbersichtlich geworden, wer was warum fĂŒr wen schreibt! Je provokativer man schreibt, umso gnadenloser das Echo! Wenn das dann schon so ist, so sollte man wenigstens schreibend sein Selbstbewusstsein umarmen, mit seiner Seele (was auch immer das ist), Frieden schließen. NatĂŒrlich verteidigt jeder einen anderen Seelenfrieden. Na und!

Ich muss diese Tage sehr oft an Erich KĂ€stners Gedichte denken. Das waren meistens ironische GrĂŒĂŸe an seine Landsleute. Wobei er ein sehr feines Gehör fĂŒr deren um alle Gefahren herum lavierende Sprache hatte. SEINE Feinheit in der Sprache hob ihn klar von der Grobheit seiner handelnden Personen ab. Egal ob die Feiglinge als Gewinner vom Platz gingen. Das verhinderte zwar nicht, dass seine BĂŒcher auf dem Scheiterhaufen brannten. Aber er durfte lĂ€nger mit sich im Reinen geblieben sein, als viele seiner langfristig besser bezahlten deutschen Kollegen


Die Frage nach den Eigenschaften seines „lyrischen Ich“ muss sich jeder vor seinem Spiegel selber beantworten. Besonders, nachdem heute jeder klar erkennen kann, wie einsam und allein man als Kritiker der CoronaPolitik oder der bisher unbewiesenen Anschuldigungen gegen Rammstein da stehen kann!

Aber vom unsterblichen GelĂ€chter ĂŒber harmlose Stammtischgags sollte man sich nicht tĂ€uschen lassen. Auch diese Beispiele fĂŒr Kunst haben ihre verdienten Halbwertszeit.

lg
 
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Die Frage nach den Eigenschaften seines „lyrischen Ich“ muss sich jeder vor seinem Spiegel selber beantworten. Besonders, nachdem heute jeder klar erkennen kann, wie einsam und allein man als Kritiker der CoronaPolitik oder der bisher unbewiesenen Anschuldigungen gegen Rammstein da stehen kann!
Das Problem sehe ich weniger darin, dass man mit bestimmten Ansichten und Äußerungen plötzlich allein stehen kann, sondern eher darin, dass man die Zustimmung des vertrauten Umfelds verliert. Mit der Kritik an der Corona-Politik steht man niemals allein, denn es gibt genĂŒgend Leute, die ihr MissvergnĂŒgen lauthals rausbrĂŒllen. Nur will man sich genau mit diesen Leuten umgeben? Und hĂ€lt man es aus, wenn die Freunde und Verwandten mit Liebesentzug drohen?

Das gilt natĂŒrlich fĂŒr viele aktuell kontrovers diskutierte Themen, seien es Gendersternchen, Homöpathie, öffentlich-rechlicher Rundfunk oder die Verfassung der Bundesrepublik. Und mit Liedern von Georg Kreisler und Bodo Wartke kann man mittlerweile ein völlig neues Publikum verĂ€rgern. Selbst bei Leuten, die tatsĂ€chlich zugehört haben.
 
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Mit der Kritik an der Corona-Politik steht man niemals allein, denn es gibt genĂŒgend Leute, die ihr MissvergnĂŒgen lauthals rausbrĂŒllen. Nur will man sich genau mit diesen Leuten umgeben? Und hĂ€lt man es aus, wenn die Freunde und Verwandten mit Liebesentzug drohen?
Das empfinde ich sehr Àhnlich.

Wir reden hier ja vom LI. Und darunter verstehe ich das Seelenleben einer erfundenen Figur. Und hier sehe ich viele Figuren: Den Lavierer, den Depressiven, den mutigen KĂ€mpfer, den erschĂŒtterten oder lachenden Zuschauer usw. Ich schreibe gern mehrere Figuren zu einem Thema. Das
verfeinert das SprachgefĂŒhl fĂŒr die verschiedenen Gruppen. Und außerdem
fĂŒhrt es mich automatisch zu meiner momentanen Position. Je besser ich den Tonfall treffe, umso tiefer bin ich wohl an der Meinung dieser Figur interessiert. Warum auch immer.., :unsure:
 
Das Problem sehe ich weniger darin, dass man mit bestimmten Ansichten und Äußerungen plötzlich allein stehen kann, sondern eher darin, dass man die Zustimmung des vertrauten Umfelds verliert. Mit der Kritik an der Corona-Politik steht man niemals allein, denn es gibt genĂŒgend Leute, die ihr MissvergnĂŒgen lauthals rausbrĂŒllen. Nur will man sich genau mit diesen Leuten umgeben? Und hĂ€lt man es aus, wenn die Freunde und Verwandten mit Liebesentzug drohen? (1)

Das gilt natĂŒrlich fĂŒr viele aktuell kontrovers diskutierte Themen, seien es Gendersternchen, Homöpathie, öffentlich-rechlicher Rundfunk oder die Verfassung der Bundesrepublik. Und mit Liedern von Georg Kreisler und Bodo Wartke kann man mittlerweile ein völlig neues Publikum verĂ€rgern. Selbst bei Leuten, die tatsĂ€chlich zugehört haben. (2)
Zu (1) 
 Ja, das ist ein wichtiger Zwiespalt. In Sachen Impfstoff frage ich mich, wieviel Zeit man fĂŒr die Erforschung der Nebenwirkungen einplanen MUSS. Wie kann ein Autor innerlich seinen Verdacht stĂ€rken, dass die Profitsucht der Hersteller ĂŒber Leichen gehen könnte?!? Und schon blitzt in mir die Zeile auf: „FĂŒr dich wĂŒrde ich ĂŒber Leichen gehn!“ -

Andererseits sind Menschen vermutlicher zögerlicher als Tiere. Nur so kann ich mir den vorhersehbaren Sieg von Diktatoren oder anderen Katastrophen erklĂ€ren. Hierzu wĂŒrde mir spontan einfallen: „ Gemeinsam sind wir stĂ€rker“.

Und nun wÀre mein nÀchster Schritt, zu den 2 Geschichten (siehe oben) die entsprechende Verse zu erfinden!

Zu (2) Ich dankte dir fĂŒr die Erinnerung an den wunderbaren Georg Kreisler. In empörter oder besorgter Verfassung vergisst man als Autor nur allzu leicht, dass die eigenen Ängste und Sorgen, in eine komödiantischer Form verkleidet, fĂŒr Stunden oder Tage beste Unterhaltung bieten können !! ;) Und schon fĂ€llt mir das Stichwort „Kinder-Fasching“ ein


FAZIT:
„FĂŒr dich wĂŒrde ich ĂŒber Leichen gehn!“
„ Gemeinsam sind wir stĂ€rker“
„Kinder-Fasching“

3 Anregungen fĂŒr ein lyrisches Ich, in dessen Gewand ich durchaus gern mal auf der BĂŒhne stehen wĂŒrde!
 
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Bodo Wartke kann man mittlerweile ein völlig neues Publikum verÀrgern

Wo du Bodo Wartke gerade erwÀhnst. Die folgende Geschichte ging hauptsÀchlich durch die Lokalpresse. Ist daher nicht allzu bekannt. Aber sie passt recht gut zum Thema.

Vor knapp acht Wochen gab er in meinem Viertel an zwei aufeinanderfolgenden Abenden je ein Gastspiel mit einer Big-Band aus Studierenden der örtlichen Musikhochschule. Ein paar der Musiker Ă€ußerten bei der Probe ihren Unmut, den Song "Ja, Schatz" zu spielen, wenn Wartke nicht vor dem Publikum eine klare Einordnung des Textes vornehmen wĂŒrde, da er Gewalt gegen Frauen verherrliche. Er tat das wohl auch, aber nach Meinung der Musiker nicht differenziert genug. Das Lied bildete den Abschluss des Konzertes. Noch wĂ€hrend des begeisterten Applauses stellten sich zwei Mitglieder der Band hinter das noch aktive Mikro und distanzierten sich in ungelenken Worten von Wartkes Werk. Das Publikum reagierte auf diese unerwartete "Zugabe" mit KopfschĂŒtteln.

Am zweiten Tag wurde das Lied nicht mehr gespielt, obwohl es zu seinen beliebtesten FrĂŒhwerken gehört.

Abgesehen davon, dass ich es ein Unding finde, wenn einmalige Begleitmusiker sich unabgesprochen in ein bestehendes BĂŒhnenprogramm einmischen, bekommt die Anfangsfrage durchaus erneute Relevanz. Der Begriff "Generationskonflikt" ist in diesem Zusammenhang glaube ich noch nicht gefallen.

Einer jĂŒngeren Generation reicht es nicht, wenn KĂŒnstlerInnen sich hinter einem Lyrischen Ich oder Ironie verstecken. Sie erwarten eine unmissverstĂ€ndliche Etikettierung, wie ein Inhalt einzuordnen ist oder den Verzicht auf "Rollenspiele", Übertreibungen und ambivalente Inhalte. Ein gutes Argument fĂŒr die hier ebenfalls diskutierte AutorInnen-KI. Denn wenn ich als KĂŒnstler/Kabarettist nur noch ĂŒber Dinge schreiben kann, die niemanden verstören oder beleidigen könnten, dann kann ich den Job auch einem Algorithmus ĂŒberlassen.

A propos KI: Auf die Frage, wie ChatGPT den Liedtext von "Ja, Schatz" einordnen wĂŒrde, gab sie folgende Antwort:

Der vorliegende Text enthĂ€lt eine sehr drastische und gewalttĂ€tige Sprache, in der der Autor seine Frustration und Ablehnung gegenĂŒber einer Person zum Ausdruck bringt. Der Text wirkt sehr ernsthaft und enthĂ€lt keine offensichtlichen Anzeichen fĂŒr eine Satire. Es ist wichtig anzumerken, dass Gewaltfantasien und Drohungen ernst genommen werden sollten, unabhĂ€ngig davon, ob sie in einem satirischen Kontext prĂ€sentiert werden oder nicht. GewalttĂ€tige AusdrĂŒcke und Fantasien sind nicht akzeptabel und können verstörend sein. Es ist ratsam, solche Inhalte nicht zu unterstĂŒtzen oder zu verbreiten.

Da wundert einen nichts mehr. Die KI nimmt sich nicht nur heraus, Satire ohne Kontext beurteilen zu können, sie nimmt sogar bereits aktiv an der "Volkserziehung" teil.

Bodo Wartke ist mit der Situation einigermaßen souverĂ€n umgegangen. Er fand die Aktion live auf der BĂŒhne zwar doof, sperrte sich aber nicht gegen die Auseinandersetzung mit dem Lied. Deshalb hat er es am zweiten Abend nicht gespielt.

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Was genau hat man davon, von einer kĂŒnstlichen „Intelligenz„ ihre „Meinung„ zu erfahren? Gibt es da irgendwelche Kompetenzen von denen ich nichts weiß? Ich wĂŒrde mir ja auch nicht von jedem Menschen die Meinung anhören wollen. Oder gab es in der Vergangenheit irgendwelche Werke oder BeitrĂ€ge, die einen dazu bringen könnten, das als eine wichtige Referenz zu sehen.

Kontext ist meiner Meinung nach auch beim lyrischen Ich entscheidend. Wenn zwei KĂŒnstler das selbe Inhaltlich singen und in einem lyrischen Ich verpacken, kann es je nach Kontext und vermeintlich bekannter Haltung des KĂŒnstlers zum Thema völlig unterschiedlich rezipiert werden.
Das ist eventuell fĂŒr den ein oder anderen schwer zu verstehen. Das war aber schon immer so. Ich sehe da nicht wirklich etwas neues dran. Ist nur fĂŒr viele ĂŒberraschend aus welcher Ecke plötzlich die Spießer kommen.
 
Danke @antipasti!. Deine Beispiele erweitern fĂŒr mich erheblich den Rahmen des Themas.
Einer jĂŒngeren Generation reicht es nicht, wenn KĂŒnstlerInnen sich hinter einem Lyrischen Ich oder Ironie verstecken. Sie erwarten eine unmissverstĂ€ndliche Etikettierung, wie ein Inhalt einzuordnen ist oder den Verzicht auf "Rollenspiele", Übertreibungen und ambivalente Inhalte. Ein gutes Argument fĂŒr die hier ebenfalls diskutierte AutorInnen-KI.
Man lernt nie aus: könnte es ein typisches Merkmal der heutigen Jugend sein, dass sie konservativer orientiert ist als Eltern?!? Bisher ging ich davon aus, dass sich die Jugend immer von der herrschenden Moral mehr oder weniger unterdrĂŒckt fĂŒhlt! - Kann, so gesehen, die Forderung nach Toleranz und Freiheit als UnterdrĂŒckung empfunden werden?:eek2:

Auch ich diskutiere gern mit der KI. Obwohl mir persönlich logisch erscheint, dass und warum sich ihr Algorithmus zu jeder Zeit betont menschenfreundlich geben muss. Aber andererseits ich bin j a nichts weiter als einzelner Tropfen im Meer
. :unsure:

UnterschĂ€tzte ich vielleicht bisher die Gefahr, dass die ( mE recht plump vorgetĂ€uschte) „Menschlichkeit“ der KI zur vorherrschenden Moral einer Generation mutieren könnte? Hm
 dann wertschĂ€tzen sich die Menschen als coole Roboter irgendwann mehr als frĂŒher als Homo Sapiens 
 warum nicht? :unsure:

————

Was genau hat man davon, von einer kĂŒnstlichen „Intelligenz„ ihre „Meinung„ zu erfahren?
„Man“ macht sich eigene Gedanken?:unsure:
Oder gab es in der Vergangenheit irgendwelche Werke oder BeitrÀge, die einen dazu bringen könnten, das als eine wichtige Referenz zu sehen.
Die Bibel, der Koran
 zwar von Menschen geschrieben, aber weit ĂŒber das kognitive Vermögen der Menschheit hinaus gehend
:unsure:

Ist nur fĂŒr viele ĂŒberraschend aus welcher Ecke plötzlich die Spießer kommen.
FĂŒr Dich nicht?
 
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Was genau hat man davon, von einer kĂŒnstlichen „Intelligenz„ ihre „Meinung„ zu erfahren?

Ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ein User in einem Liedermacherforum hat die Probe aufs Exempel gemacht, um herauszufinden, ob ĂŒberhaupt und wie KI Satire erkennt und bewertet. Ich kann aber sehr gut vorstellen, das genau das sehr hĂ€ufuig passieren wird: Die KI um eine Meinung zu bitten.

Meiner Meinung hĂ€tte die Antwort jedweder "Intelligenz" schlicht lauten mĂŒssen: "Ich kann nur anhand des Textes keine Anzeichen von Satire ermitteln, da Satire in den meisten FĂ€llen nur im Kontext zu verstehen ist".

dass sie konservativer orientiert ist als Eltern?!? Bisher ging ich davon aus, dass sich die Jugend immer von der herrschenden Moral mehr oder weniger unterdrĂŒckt fĂŒhlt!

Nun ist "die Jugend" in der westlichen Welt, also die heute etwa 18-25jĂ€hrigen, ĂŒberwiegend nicht in einer Zeit der moralischen UnterdrĂŒckung aufgewachsen. Die Zuwendung zu höheren Idealen und mehr moralisch-politischer Verantwortung scheint daher wie eine logische Konsequenz.

Die Jugend (oder zumindest ein kleiner, aber auffĂ€lliger Teil davon) ist der Ansicht, dass die "herrschende (Un)moral" der Ă€lteren Generation mitverantwortlich ist fĂŒr allerlei Unbill auf der Welt. Ihr Streben ist, selbst aktiv Verantwortung zu ĂŒbernehmen und andere zu beschĂŒtzen. Teilweise hat sie damit recht. Insofern hat sich prinzipiell nicht viel geĂ€ndert im Vergleich zu anderen Generationskonflikten.

Neu ist dagegen, dass es zu einer stĂ€rkeren Vermischung der Generationen kommt. Beim letzten "Großen Generationskonflikt" in den 60ern wurde die "Jugendkultur" praktisch gerade erst entdeckt. Heute demonstrieren 20jĂ€hrige zusammen mit 60jĂ€hrigen und gehen auf dieselben Konzerte. Oder eben wie bei Bodo Wartke, der sich als Mittvierziger von einer Studentenkapelle begleiten lĂ€sst.

Das macht eine Abgrenzung schwieriger. Ich fand als Junge "Zum Blauen Bock" oder "Fips Asmussen" auch kacke. Aber es gab eben auch keinerlei BerĂŒhrungspunkte, in denen ich mich öffentlich davon hĂ€tte distanzieren mĂŒssen oder das von anderen einzufordern.

Nun ja, ich will nicht verallgemeinern. Noch handelt es sich um eine ĂŒberschaubare "Elite", die auch aus eigenen Reihen nicht ausschließlich Zuspruch erntet. Dummerweise wird in StreitfĂ€llen leider immer hĂ€ufiger der "offene Diskurs" angeboten statt einfach nur mal wieder den Mittelfinger zu strecken. Der offene Diskurs funktioniert in der Regel nicht.

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Meiner Meinung hĂ€tte die Antwort jedweder "Intelligenz" schlicht lauten mĂŒssen: "Ich kann nur anhand des Textes keine Anzeichen von Satire ermitteln, da Satire in den meisten FĂ€llen nur im Kontext zu verstehen ist".
Solche Antworten gibt KI durchaus regelmĂ€ĂŸig. Speziell an Anfang eines GesprĂ€ches. Es kommt wohl auf das Geschick des Fragestellers an, wie tief man gemeinsam in ein gewĂŒnschtes Thema eindringen kann.

Nun ist "die Jugend" in der westlichen Welt, also die heute etwa 18-25jĂ€hrigen, ĂŒberwiegend nicht in einer Zeit der moralischen UnterdrĂŒckung aufgewachsen. Die Zuwendung zu höheren Idealen und mehr moralisch-politischer Verantwortung scheint daher wie eine logische Konsequenz.
Hm
 dein Beispiel mit dem Protest aus dem eigenen Orchester wĂ€re wohl zu allen Zeiten als sehr merkwĂŒrdig wahrgenommen worden. Ich nehme dieses Verhalten als auffallend egoistisch wahr. Das Honorar fĂŒr ihre Auftritte haben die Beide vermutlich nicht verweigert! Nehme ich jedenfalls an.😕

Ich sehe momentan keine Zuwendung zu höheren Idealen und mehr „moral-politischer Verantwortung!“ Sondern eher eine Rette-Sich-Wer-Kann -Gereiztheit!
 
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Hm
 dein Beispiel mit dem Protest aus dem eigenen Orchester wĂ€re wohl zu allen Zeiten als sehr merkwĂŒrdig wahrgenommen worden. Ich nehme dieses Verhalten als auffallend Egoistisch war. Das Honorar fĂŒr ihre Auftritte haben beide wohl nicht verweigert! Nehme ich jedenfalls an.

Vielleicht egoistisch, aber ganz sicher hoch unprofessionell.

Aber sie waren noch keine Berufsmusiker und auch nicht seine eigenen, sonst hĂ€tten sie sich schwer gehĂŒtet, ihren Arbeitgeber bloßzustellen. Es handelte sich um eine eher einmalige Zusammenarbeit mit der Studio-Bigband der Musikhochschule. Es ist sogar möglich, dass es fĂŒr die Studierenden gar keine Gagen gab. Ich habe keine Ahnung, wie Hochschulensembles vergĂŒtet werden.

Ich kann mir aber ausmalen, dass der Bandleader (und Prof an der Uni) ihnen verklickert hat, dass sich so ein Verhalten im spÀteren Berufsleben nicht unbedingt positiv auf die BeschÀftigungssituation auswirken könnte.

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Einer jĂŒngeren Generation reicht es nicht, wenn KĂŒnstlerInnen sich hinter einem Lyrischen Ich oder Ironie verstecken. Sie erwarten eine unmissverstĂ€ndliche Etikettierung, wie ein Inhalt einzuordnen ist oder den Verzicht auf "Rollenspiele", Übertreibungen und ambivalente Inhalte.
Man lernt nie aus: könnte es ein typisches Merkmal der heutigen Jugend sein, dass sie konservativer orientiert ist als Eltern?!? Bisher ging ich davon aus, dass sich die Jugend immer von der herrschenden Moral mehr oder weniger unterdrĂŒckt fĂŒhlt! - Kann, so gesehen, die Forderung nach Toleranz und Freiheit als UnterdrĂŒckung empfunden werden?:eek2:
Das fÀnde ich zu kurz gegriffen.
Die heutige Jugend, jedenfalls ein Teil davon und nicht nur der Jugend, hat Erfahrungen mit Aneigung unterschiedlicher Art, die nur aus einer bestimmten Perspektive aus als Freiheit erscheinen bzw. deklariert werden. Wenn beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass Rap als eine Jugendkultur, die sich gegen das etablierte System richtet, zu einer Kultur gemacht wird, die von genau diesem System - und ganz vorne dabei alte weiße MĂ€nner mit Macht - dazu benutzt wird, ihre Taschen zu fĂŒllen, sie weltweit zu exportieren, auszuhöhlen und zu vermarkten und genau das als Freiheit verkaufen, dann kann man schon gehörig stutzig werden. Und man kann auch dazu kommen, dass wenn es um Rap geht gefĂ€lligst mal die zu Wort kommen sollen, die Rap machen und nicht die, die ihn sich aneignen und damit Kohle machen. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass es massenweise Leute gibt, die sich anmaßen, fĂŒr irgendwelche unterdrĂŒckten Minderheiten zu sprechen, ohne irgendein Mandat genau dieser Gruppe zu haben und auch selten aus dieser Gruppe kommen, aber stattdessen Zugang zu Medien, zu Fördergeldern, zur Forschung und dergleichen haben und sich mittlerweile ein sich professionell gerierender "Stellvertreter"-Duktus herausgebildet wird, der vor allem ihnen persönlich nutzt.
Es geht um die zentrale Erfahrung, dass in kĂŒrzester Zeit benachteiligte Gruppen noch nicht mal mehr an einem Diskurs, einer öffentlichen Auseinandersetzung oder auch irgendwelchen Schalthebeln beteiligt werden, sondern dass in ganz klassischer Weise ĂŒber sie gesprochen wird, statt mit ihnen bzw. am besten: dass sie selbst sprechen. Und diese Form der erneuten Ausgrenzung ist der herrschende Zustand und die etablierte Moral, die sich selbst natĂŒrlich als freiheitlich gibt. Es geht darum, dass der/die, welche vorgibt, fĂŒr andere zu sprechen, erklĂ€rt, wieso er oder sie meint, dies tun zu können oder sollen. Das ist tatsĂ€chlich eine Art öffentlicher Klarheit, die verhindern soll, dass sich Hinz und Kunz sowie Dr. Hinz und Prof. Kunz mal eben im angeblichen Namen von irgendwem ĂŒber irgendwas Ă€ußern, mit dem sie herzlich wenig zu tun haben und zu dem sie aus Sicht der Gruppe, in deren Namen sie sprechen, nicht mandatiert sind.

Es gibt viel gegen die "cancel-culture" (schon dieser Begriff ist ein polemischer Kampfbegriff) einzuwenden und daran ist viel berechtigt - aber wer sich keine Gedanken darĂŒber macht, woher das kommt und dass die BeweggrĂŒnde dafĂŒr sehr berechtigt sind, der greift meines Erachtens zu kurz. Auch die Darstellung, es ginge dabei vorrangig um Verbote und Zensur, greift erheblich zu kurz. Der Schrecken von Verbot und Zensur wird von der etablierten Kultur zuverlĂ€ssig dort erhoben, wo es um tatsĂ€chliche Konsequenzen geht, also darum, etwas zu Ă€ndern. Es schreien vornehmlich die, die an den Schalthebeln sitzen, um ihren Platz dort zu verteidigen. Und damit sie das nicht alleine tun mĂŒssen, reden sie von Verbot und Zensur.

Ich weiß, dass das aufgespannte Feld viel viel weiter ist, aber das ist ein Aspekt, den ich mal einwerfen wollte. Es geht mir darum, die BeweggrĂŒnde und die realen Erfahrungen sichtbar zu machen.

x-Riff
 
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Ich sehe momentan keine Zuwendung zu höheren Idealen und mehr „moral-politischer Verantwortung!“ Sondern eher eine Rette-Sich-Wer-Kann -Gereiztheit!

Ausgrenzung vermeiden, Minderheiten sichtbar machen, vergangenes Unrecht bewusst machen, sind in meinen Augen erstmal durchaus nachvollziehbare, ideelle Ziele, die ich auch unterstĂŒtze. Und um nichts anderes geht es mMn beim Gendern, bei der kulturellen Aneignung etc pp.

Bei der Umsetzung hapert es oft an der diffusen Schwelle zu "ideologisch" oder "identitĂ€r". Wenn sogar ein Schwarzer nicht versteht, warum seine weiße Freundin keine Dreads mehr tragen sollte, dann ist niemandem geholfen und kein Ideal auch nur ansatzweise erfĂŒllt, da auch Kultur nicht frei von Kontext ist.

Aber auch das könnte ich noch gelassen sehen: Wer, wenn nicht junge Menschen, besonders Studierende, waren schon immer dafĂŒr prĂ€destiniert, VerĂ€nderungen einzufordern und dabei auch gelegentlich mal mĂ€chtig ĂŒber's Ziel hinauszuschießen. Das ist völlig okay. Irgendwer muss ja den Anfang machen und der Anfang ist immer schwer. Leider kriegt ihn aber mittlerweile jeder mit.

Um wieder vom Politischen wegzukommen und auf die Kunst zurĂŒckzulenken:

Die Kunst darf von all dem nicht betroffen sein. Ein Lyrisches Ich bleibt ein Lyrisches Ich und darf agieren, wie es der Autor vorsieht. Zu jeder Zeit. Wer das nicht ertrÀgt, muss halt was anderes lesen, sehen oder hören.

..
 
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Als kleine ErgÀnzung zu oben.

Dazu gehört auch die Erfahrung, dass es massenweise Leute gibt, die sich anmaßen, fĂŒr irgendwelche unterdrĂŒckten Minderheiten zu sprechen, ohne irgendein Mandat genau dieser Gruppe zu haben

Schon richtig. Aber diese Anmaßung ist ja gerade in der Studentenszene genauso verbreitet wie normal. Es waren schon immer auch Intellektuelle, die sich fĂŒr eine Klientel eingesetzt haben, ohne ihr angehören zu mĂŒssen.

Diese leidige Debatte (ebenfalls aus meiner ruhmvollen Heimtastadt) hat ja wahrscheinlich jeder mitgekriegt:

https://www.spiegel.de/politik/deut...mo-aus-a-631b6b83-9778-4a04-aa62-e3b85e713520


...
 
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Genau: es ist polarisierter und aufgeladener geworden und politischer (statt weniger politisch).

Es ging mir darum, zunÀchst diesen einen Pol zu benennen, der eindeutig emanzipatorischen Charakter hat, der auf realen Erfahrungen beruht und durchaus reflektiert ist.

Nicht unbedingt neu, auch da gebe ich Dir, @antipasti Recht. Es hat aus meiner Sicht immer schon etwas bizarres gehabt, die Krawalle am 1. Mai als Aufstand der globalisiert Ausgebeuteten zu deklarieren. Heutzutage aber geht es beispielsweise um die Dokumenta in Kassel, um die Besetzung von Hochschul- und Gremiensitzen, um die Frage, wer fĂŒr eine Übersetzung, ein Drehbuch oder eine Inszenierung oder die Besetzung von Stellen tauglich ist. Da geht es munter und wild durcheinander, von Prinzipien bis ins Detail und alle haben was dazu zu sagen und Experten und -innen gibt's zu Hauf.

Wie immer man das bewerten mag, fĂŒr mich lautet der Schluss, dass es bestenfalls naiv ist, davon auszugehen, dass ein songtext in einer solchen Situation kontextlos fĂŒr sich selbst stehen könnte.
Wenn, dann nur als bewusste Provokation, in dem Sinne, dass das Publikum direkt aufgefordert wird, zu raten, aus welcher Quelle bzw. welchem Kontext das stammt und ob es das darf oder nicht. Es gibt beispielsweise ein TheaterstĂŒck, in dem die Frage, mit welcher von drei KandidatInnen eine Rolle am besten zu besetzen sei, im wahrsten Sinne durchgespielt wird - das Publikum ist in der Rolle der entscheidenden jury.

just my 2,45 cent

x-Riff
 
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View: https://youtu.be/6oeHy-nss88

Jongleur:

Von diesen Song reden wir! Also nicht etwa von Rap, sondern von eine Art Gruselballade, wie sie in der Deutschen Lyrik seit Jahrhunderten Tradition hat. Ich finde, dass dieser Text ideal geeignet ist, ĂŒber den Texter brutal zu richten
 oder eben herzlich zu lachen! :unsure:
 
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Diese leidige Debatte (ebenfalls aus meiner ruhmvollen Heimtastadt) hat ja wahrscheinlich jeder mitgekriegt:

https://www.spiegel.de/politik/deut...mo-aus-a-631b6b83-9778-4a04-aa62-e3b85e713520
Dein Zitat lĂ€sst mich (erwartungsgemĂ€ĂŸ) vermuten, dass wir eine Ă€hnliche Position zum Gendern haben.
Die Kunst darf von all dem nicht betroffen sein. Ein Lyrisches Ich bleibt ein Lyrisches Ich und darf agieren, wie es der Autor vorsieht. Zu jeder Zeit. Wer das nicht ertrÀgt, muss halt was anderes lesen, sehen oder hören.
Ja, das ist genau so kurz und bĂŒndig auch meine Meinung! :)
Bodo Wartke ist mit der Situation einigermaßen souverĂ€n umgegangen. Er fand die Aktion live auf der BĂŒhne zwar doof, sperrte sich aber nicht gegen die Auseinandersetzung mit dem Lied. Deshalb hat er es am zweiten Abend nicht gespielt.
Hm
 Ich meine hingegen, dass der Bodo sich letztlich einer ominös herum geisternden Macht gebeugt hat, die ohne juristischen BegrĂŒndung, lediglich infolge von Stimmungsmache ( erinnert mich irgendwie an die Atmo wĂ€hrend der McCarthy-Ära
. nannte man das damals nicht Propaganda?) was ist daran „einigermaßen souverĂ€n“, wenn man sich erpressen lĂ€sst, seinen beliebten Hit plötzlich nicht mehr zu spielen?

Lieber @antipasti, von mir aus könnten wir uns auf dieser Stufe mal etwas Pause zum Verschnaufen gönnen. :unsure:
 
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Ich meine hingegen, dass der Bodo sich letztlich einer ominös herum geisternden Macht gebeugt hat

Auch wahr und völlig richtig. Aber laut eigener Aussage hÀtte er auf das Lied ohnehin verzichten können, was er 1998 mit 21 geschrieben hatte. Also vor knapp 25 Jahren. Der Bandleader wollte aber gern und, und und ... egal. Ja, Pause ist gut.

....
 
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Wie immer man das bewerten mag, fĂŒr mich lautet der Schluss, dass es bestenfalls naiv ist, davon auszugehen, dass ein songtext in einer solchen Situation kontextlos fĂŒr sich selbst stehen könnte.
Jeder Text hat einen Kontext! Wenn man keinen Kontext sieht, liegt das mE an den eigenen Erwartungen. Das lÀsst sich auch umdrehen. Wenn man als Einziger einen Kontext sieht, muss man sich nicht irren!

Was aber ist ein Kontext? Ich brauchte Jahrzehnte, bis ich vermutlich meine schlĂŒssigste Antwort fand: der Kontext liegt immer in der Wahrnehmung der jeweilige Betrachter. Schreibe oder korrigiere ich meinen Text, dann bestimm meine SPRACHE den Kontext. Liest du meinen Text, dann bestimmt deine SPRACHE den Kontext!!

Oder anders: Ein Kontext wird automatisch von SprachgefĂŒhl der Autoren erzeugt! Das SprachgefĂŒhl entwickelt sich, je bewusster man es pflegt! Die beste Nahrung fĂŒr das eigene SprachgefĂŒhl ist eine anschließende Reaktion der Hörer.

Ich hab letzte Nacht einfach mal einen Startschuss abgegeben und dann spontan einen (hoffentlich) zum „Thema LI“ passendes Text-Beispiel geschrieben. Mit nichts außer dem, was mir gerade einfiel!

Als erstes beschloss ich, alle Strophen-Zeilen in der selben Satz-Technik zu schreiben.

Zugleich wollte ich in den Strophen das selten gewordene Reimschema ABBA benutzen!

Viel mehr brauchte ich nicht, um meine eigene Aufmerksamkeit zu wecken, um sie auf genau DIESEN Kontext zu fokussieren . Und im besten Falle spĂ€ter bei den Hörern Ähnliches zu erreichen!

Eine Form aus meinem Handwerkskoffer auszusuchen, dass ist immer der erste Schritt, wenn ich an einer ersten Strophe schreibe!. Wenn ich den Text fertig bekomme, bleibt er im schlimmsten Falle eine schöne StilĂŒbung und besten Falle ein gelungener, autobiografischer Text. Der folgende Text könnte am Ende eher zu letzterem gehören
.

Blinder Passagier

1.
Ich war fĂŒr das Dorf Hans Guck in die Luft.
Ich pfiff auf das, was mir ĂŒbern Weg schlich.
Kam mĂŒde nach Haus bei blutrotem Licht.
Kam von meinem Berg, tief aus meiner Gruft

Chor:
hoch in der Luft, tief in der Gruft, wandelt ein Ich
hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es sich


2.
FĂŒr dich war ich Hans Guck in die Luft,
wo Vogelruf sang und Wind im Haar.
Mir war jeder Grund und Boden egal!
war sehend blind. Hab‘s nicht gewusst.

Chorus
Hoch in der Luft, tief in die Gruft, da wandelt mein Ich.
Hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es sich.


3.
Als mein Zug auf dem Gleis sang: Ratata Tam
hab ich dein Dorf lang nicht mehr vermisst.
Der Vogelruf und der Wind zogen mit.
Wir kamen im zwölften Stock irgendwo an.

Chor
Hoch in der Luft, tief in der Gruft, da wandelt mein Ich
Hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es mich


4.
Einsamkeit flutet aus himmlischer Gruft.
unten im Tal hat kein Schwein fĂŒr dich Zeit
Such im Gewimmel am Himmel den Freund.
Seh mich und fĂŒhl mich: Hans Guck in die Luft -

Chorus
Hoch in der Luft, tief in die Gruft, da wandelt mein Ich
Hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es mich


Einst war ich im Dorf dein Hans Guck in die Luft
Und pfiff auf das, was mir ĂŒber‘n Weg schlich!
Kam mĂŒd nach Haus bei blutrotem Licht,
von meinem Berg, tief aus meiner Gruft!

Heut bin ich ein Hans Guck in die Luft
Vogelruf thront und Wind im Haar
Teil Grund und Boden mit dir. Egal
wie blind ich war. Du hast es gewusst!

Chor
hoch in der Luft, tief in die Gruft, da wandelt ein Ich
hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es dich


Chorus
Hoch in der Luft, tief in die Gruft, da wandelt dein Ich.
Hoch in der Luft, tief in der Gruft, verwandelt es mich.
 
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Hi @Jongleur
ich habe Kontext im wissenschaftlich gÀngigen Sinne benutzt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kontext_(Sprachwissenschaft)

Kontext bezeichnet dabei nicht nur die Sende-EmpfĂ€nger-Seite bzw. im erweiterten Sinne das Vier-Ohren-Modell, sondern bezieht das gesamte Umfeld ein: die Sprechsituation, die soziale Verortung, gesellschaftliche Funktionen, Aufgaben und Hierarchien sowie weitere Aspekte. Kontext bezeichnet gerade das, was ĂŒber den Text hinaus, dessen VerstĂ€ndnis beeinflusst oder bestimmt. Um mal ein drastisches Beispiel zu nehmen: Die Interpretation, die Bedeutung, das VerstĂ€ndnis des Satzes "Hiermit ĂŒbergeben wir diese BĂŒcher ihrer wahren Bestimmung." Ă€ndert sich komplett, je nach dem, ob er bei einer BĂŒcherverbrennung von Nazis ausgesprochen wird oder bei der Neueröffnung einer BĂŒcherei. Es ist absolut der gleiche Satz, es sind die gleichen Worte. Es ist die Situation und alles, was dazu gehört - eben der Kontext - der dessen jeweilige Bedeutung bestimmt.

Das ist fĂŒr mich der Hintergrund, warum ich denke, dass es als Autor sinnvoll ist, den Kontext ebenso wie den Text im Auge zu behalten. In wie weit man den Kontext beeinflussen kann, ist eine andere, wenn auch wichtige Frage.

Toller Hans Guck in die Luft, tolle Verwandlung!
Es ist immer wieder unglaublich, was zur Inspirationsquelle wird - es ist immer wieder befreiend, zu sehen, dass die Gedanken frei sind, frei in vielen Aspekten seiner Bedeutung. Und dazu gehört nicht zuletzt die Freiheit von der alles umfassen zu scheinenden Ratio und die Freiheit vor der eigenen Schere im Kopf. Ich glaube, dass es der Kontext ist, der oftmals unbewußt, diese Schere schĂ€rft und stĂ€rkt. Entweder man kann sich in irgendeinen Zustand versetzen, in dem dieser Kontext ausgeblendet wird, oder man macht ihn sich bewußt und hat dadurch die Chance, ihm offen entgegenzutreten. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, wer weiß.

x-Riff
 
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