Makeover einer Orville by Gibson ES 335

Sebiwylde
Sebiwylde
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.12.24
Registriert
01.03.21
Beiträge
221
Kekse
12.821
Ort
Stuttgart
Ich möchte hier ein wenig über die Modifikationen berichten, die ich an meiner Orville by Gibson ES 335 (Made In Japan, Bj. 1990) durchgeführt habe.
Die Gitarre habe ich seit einigen Wochen und ich bin sehr begeistert - eine wirklich tolle Alternative zu meinen Gibsons. Sie ist mit 3,5 Kg sehr angenehm vor dem Bauch hängend und passt hervorragend zu meinem Schweinerock Projekt.
Der Sound ist im Vergleich zu meinen Paulas und SGs ein Tick weniger mittig mit ausgewogenen Bässen und schön knackigen Höhen.

Hier sind wir schon beim Stichwort - ich bin schon recht angetan vom großen "G" und da kamen mir einige Dinge an der Orville doch etwas ungewohnt vor.
Da ich nicht vorhabe, die Gitarre irgendwann einmal zu verkaufen, habe ich mir vorgenommen, die Unterschiede zu einer Gibson ES möglichst zu "minimieren" 😁 .

Hier erstmal ein Bild der Gitarre im Originalzustand und ein paar Worte zur Konstruktion/ Verarbeitung.

20240301_134329.jpg


Das Cherry und der open book headstock haben mir sofort gefallen und zwei Merkmale waren mir dann noch besonders wichtig, einmal der long tenon:

20240228_131932.jpg


und dann noch die direkt ins Holz eingelassenen ABR-1 Studs (das hat Gibson zu der Zeit mit Einschlaggewinden gelöst, was ich nicht so charmant finde + nicht historisch korrekt).
Das dunkle Palisander als Griffbrett mag ich auch sehr.

Der Hals ist leider nicht komplett einteilig - auf kopfplattenseite ist zwar nichts angeschäftet, aber am Neck heel ist ein Stück angeleimt, wo Hals und Body sich verbinden.

Was ich zuerst getauscht habe waren die Mechaniken, die Originalen waren nicht wirklich stimmstabil und optisch wollte ich auch Doublerings (von Crazyparts).

20240306_181120.jpg


...Die Glocke wurde hier auch gleich getauscht.

Dann kam die erste größere Operation: Beim Blick von oben aufs Griffbrett haben mir die zu kleinen Sidedots nicht gefallen, die bin ich einfach größer gewohnt.
Also den Passenden Zoll-Bohrer und die historisch korrekten Sidedots (3/32" bzw. 2,38mm) besorgt und ans Werk...

20240325_111134.jpg


Vorsichtig die alten Dots ausgebohrt und den umliegenden Bereich abgeklebt...

20240325_113915.jpg


zum Bohren habe ich mir eine Führung aus Plexiglas angefertigt (mit doppels. Klebeband fixiert). So konnte ich die alten Dots auch sauber, mittig anvisieren.
Im Bodybereich war ein recht langer Bohrer nötig...

20240325_122832.jpg


...hier sieht man auch den zweiteiligen Hals (der etwas dunkle, untere Teil ist (sehr sauber) angesetzt).
Die Gurt-Öse auf Halsseite ist übrigens bei allen meinen Gitarren vorhanden und am Gurt hängt ein passender Karabiner.

Vergleich der Dot-Größen...

20240325_113505.jpg


...hierbei ist mir übrigens auch aufgefallen, dass das Neck Binding eine Winzigkeit schmaler ist, als bei Gibson.

20240325_140706.jpg


Die Dots habe ich minimal überstehend eingeklebt (mit Ruderer Kleber) und dann mit einer Rasierkling runtergeschabt + plangefeilt. Am Ende dann mit Micro Mesh geschliffen und poliert...

20240325_213229.jpg


Das Thema "Rolled Fredboard Edges" habe ich bei der Gelegenheit auch gleich mit in Angriff genommen... fühlt sich nun sehr geschmeidig an.

20240325_151431.jpg


Soweit die erste Etappe, bald gehts weiter...
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 21 Benutzer
Sehr schönes Projekt. Bin gespannt, wie's weitergeht und verteile schonmal Kekse :keks:
 
Bei der tollen Darstellungsweise und gut überlegten und durchgeführten Vorgehensweise gab's auch von mir Kekse und hab ich mich hier "eingeklinkt". Freu mich auf die Fortsetzung(en) :prost:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Dankeschön auch für die Kekse! :) ...dann will ich doch gleich mal weiter berichten.

Die Elektrik habe ich mir als nächstes vorgenommen. Die verbauten Parts sind zwar alle recht hochwertig gewesen, aber meine Neugier (ob doch noch mehr geht), hat mich dann dazu bewogen, den beträchtlichen Aufwand bei der halbakustischen Gitarre zu betreiben. Ich hatte hier noch ein Pärchen Amber Crosspoints rumliegen und auch V.I.P. Pots (longshafts, aber sie passen - so viel sei schon mal verraten;)).

Die verbauten PUs sind Gibson Pat. No. (nicht die alten) und passen zu der Zeit. An den Ambers hat mich gereizt, dass beim Crosspoint Pärchen der Hals PU recht schwach ist (um die 7.0 KOhm / AlNiCo II) und der Steg ganz gut Power hat (ca. 8,8 KOhm / AlNiCo V). Da mir schon bei mehreren ES Gitarren aufgefallen ist, dass der Hals PU recht laut ist, erschien mir das als gute Wahl.
So sollten schöne cleane Sounds und auch ein gutes Rockbrett möglich sein.

Also massenhaft YT Videos zum Elektronik-Tausch bei ES Gitarren gewälzt und alles Nötige bereit gelegt. Ich muss allerdings sagen, dass bei der Orville nicht alles durchs F-Loch musste, sondern am Steg-PU ein "Eingang" ins Innere existiert (hab ich auch erst bemerkt, als ich mich dran gesetzt hab).

Also, der Frau ein paar Geschenkbändel geklaut, diese genau beschriftet und in der richtigen Reihenfolge (!) in die Gitarre reingezogen.

20240417_095112.jpg


Bei der Vorverdrahtung habe ich auch schon drauf geachtet, wie die Potis etc. durch die Öffnung müssen (Lötpunkte eher auf der Oberseite und nicht an der Seite der Potis - das wäre dann glaub besser für die F-Loch Montage).

20240417_091815.jpg


...Elektrik vorgelötet auf Plexiglasplatte, mit der kann man recht leicht die Positionen von der Gitarre abzeichnen und nachbohren (auch sieht man so, ob Kabel unschön unter dem F-Loch verlaufen würden). NOS PIOs hatte ich auch noch...schadet sicher nix. Den Steg PU konnte ich ja auch schon anlöten.

20240408_134644.jpg


...Rausgefummelt habe ich übrigens noch alles durchs F-Loch... Da wusste ich noch nichts vom größeren Steg PU-Eingang.

Aber auch mit dem ist das ein mega Gefummel und Pinzetten, Draht und lange spitze Zangen sind unerlässlich...

20240417_104159.jpg


fast fertig...

20240417_112023.jpg


Dann als erstes ein Kabel eingesteckt und beim Toggle Switch Umschalten gemessen... Ergebnis: Totale Grütze!:sick: ...vor dem Einbau hatte natürlich alles richtig getan.

Habe dann rausgefunden, dass es die Kontakte vom Switchcraft Switch beim Einbau etwas verbogen hat. Also bis zum Toggle nochmal rausgeholt, zurückgebogen und gleich gemessen, ob jetzt alles passt... dann gaaanz vorsichtig den Switch wieder reingeschoben.

20240417_121904.jpg


Dann endlich, nach insg. ca. 5 Stunden war es vollbracht...

20240417_140049.jpg


Die neuen PUs (samt aged Knobs, und Faber Bridge) stehen ihr optisch schon mal sehr gut, wie ich finde. Die Faber Bridge musste ich übrigens leicht aufbohren, da in Japan ja alles eher metrisch ist. So sind die ABR-1 Studs hier 4mm stark und mit metrischem Gewinde). Die Studs habe ich auch ein gutes Stück weiter in den Body geschraubt bekommen, sie standen ursprünglich über die ABR-1 hinaus... soundmäßig sicher auch kein Nachteil.
Das Schlagbrett wurde dann auch noch durch ein historisch korrektes getauscht (dickere weiße untere Schicht).

20240417_200702.jpg


soweit so gut - bald berichte ich weiter...
 

Anhänge

  • 20240415_194852.jpg
    20240415_194852.jpg
    201 KB · Aufrufe: 81
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 18 Benutzer
Well done (y) Na, dann bin ich mal auf den Sound gespannt - in erster Linie natürlich, ob er Deine Vorstellungen erfüllt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sehr cool. Die Aged-Knobs sind von Crazyparts? Ich hab glaub ich die gleichen in Gold hier verbaut. Schweineteuer, aber sau-schick.

IMG_4845.jpeg
 
Das war ja eine Menge Arbeit , die du dir gemacht hast .
Glaube in Schdurrgadd ist man auch gerne Kekse.
Grüße
 
  • Haha
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Na, dann bin ich mal auf den Sound gespannt - in erster Linie natürlich, ob er Deine Vorstellungen erfüllt.
Da bin ich auch gespannt!...
Ich habe vorsichtshalber auch schon mal "Vorher-Aufnahmen" mit dem OX für einen Vorher-Nacher-Vergleich gemacht (mit verschiedenen Stellungen der Potis) und alles genau dokumentiert.
Noch ist sie aber nicht wieder spielbereit - hoffentlich kann ich es bald voll zu Ende bringen.

Das war ja eine Menge Arbeit , die du dir gemacht hast
Wenn man sowas immer vorher wüsste, würde man sich das glaub zweimal überlegen 😝 ...aber hier war/ ist ja auch der Weg bissle das Ziel.:)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Sauber dargestellt.

Aber wie kommt man auf die Idee, dass Stimm-Mechaniken nicht stimmstabil sind. Die heutigen (nach 1989 gefertigten) Stimm-Mechaniken mit Schneckengetriebe sind bauartbedingt selbsthemmend. Da wickelt sich nichts auf oder ab, wenn man nicht am Wirbel dreht. Das ist auch so bei den billigsten Teilen.
 
Das hätte ich Dir schneller gekonnt.
Das glaube ich Dir sofort. ☺️
Ist ja auch Neuland für mich, aber ich wollt einfach mal schauen, wie aufwändig das wirklich ist (im Netz gibts ja auch die ein oder andere Schauergeschichte zu dem Thema).
Wenn das mit den verbogenen Toggle Kontakten nicht gewesen wäre hätte ich bestimmt ein, zwei Stunden gespart.:)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Erstens kommt es für so ein "der Weg ist das Ziel" Projekt ja nicht auf die Zeit an und zweitens ist so eine wahrheitsgemäße Angabe für Nachahmer viel hilfreicher als irgend eine kürzere Zeit, die der Ungeübte oder gar Laie nie erreichen wird und dann unter falschen Voraussetzungen an so eine Arbeit herangeht. Daher (y) (y) (y) :prost:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Aber wie kommt man auf die Idee, dass Stimm-Mechaniken nicht stimmstabil sind..
Das ist keine fixe Idee von mir sondern die gemachte Erfahrung mit der Gitarre.
Ich bin es nicht gewöhnt, dass ich oft nachstimmen muss. Mit der ES war es aber praktisch nach jedem Song während der Probe (und zuhause) nötig.

Nachdem ich die Sattelkerben etwas nachgefeilt hatte (+Graphit), war es nicht besser (auch mit einem anderen Satz Saiten nicht). Dann kam der Wechsel der Mechaniken und die ES war absofort und entgültig stimmstabil.
Deshalb kam mir der Gedanke, dass es vielleicht die Mechaniken gewesen sein könnten (keine Ahnung was da verbaut war).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Meine Erfahrung sagt, dass die Stimmstabilität an den Auflagepunkten entschieden wird, also Steg und Sattel, und vor allen Dingen durch die umwickelten Saiten. Diese Wicklungen verlaufen bekanntlich Quer zum Saitenverlauf und Zugrichtung, aber damit in gleicher Richtung wie Kanten an Sattel und Steg. Solche Konstruktionen wie die TOM können, wenn keine weichen Radien auf die Reiter gebracht wurden, verstimmende Friktionen verursachen.
Ist eine Vibratobrücke nicht ordentlich gefeilt, wird der Frust noch größer.
Mechaniken sind selten die Übeltäter.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich hatte die Mechaniken auch nicht als erstes im Verdacht und habe auch zuerst den Sattel angepasst. Aber die neuen Mechaniken waren sowieso schon bestellt und als das Problem dann damit behoben war, wars mir auch recht. Die Faber Bridge scheint bei mir nicht das Problem zu sein (jetzt ist ja alles gut).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bevor es weitergeht, hier mal ein Bild der originalen Orville ... was fällt auf, bzw. ist (wenn man sich das Griffbrett genauer anschaut) nicht Gibson-linke?😬

1000039940.jpg

Beitrag automatisch zusammengefügt:

1000039941.jpg


...Hab noch das Bild gefunden, hier sieht man es noch besser.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Keine fretnibs???

Verschieden große dots...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Verschieden große dots...
Genau!

...Die fretnibs, herzustellen wäre mir dann doch etwas zu viel Aufwand und würde glaub das übersteigen, was ich mir zutraue.

Aber die Dots wollte ich auf keinen Fall so unterschiedlich groß lassen und damit ging es dann auch weiter (hier im Thread auch demnächst).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben