Melodiebass -Wer hat's erfunden?

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dostl_ba
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Hi,

wer weiß genaueres zur Erfindung und Verbreitung von Melodiebass-Akkordeons *vor* Mogens Ellegaard?

Idealerweise mit Beleg/Quelle o.ä. :)

Danke und Gruß, Dostl_ba




Anmerkung der Moderation:
Wir haben uns erlaubt den Titel etwas aussagekräftiger zu machen, damit man sich etwas mehr darunter vorstellen kann, wenn man den Titel liest (oder falls jemand per Suchfunktion danach suchen will).
maxito
 
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Hallo dostl_ba,

über die Entwicklung der Melodiebassinstrumente /Konverterinstrumente haben wir schon ein paar mal diskutiert, wo die den herkommen - Ergebnis: Bleibt schwierig, weils keine ausführliche historische Recherchen hierzu gibt. Außerdem ists schwierig genau zu sagen, ab wann man denn von einem Melodiebass spricht. 1 Oktave an Tönen haben die Akkordeons ja schon lange drauf und mehr als eine Oktave gabs auch immer wieder mal in unterschiedlichen Ausführungen, teilweise schaltbar, teilweise auch direkt anspielbar.

Aber hier hatten wir schon mal vor längerer Zeit einen Faden, der auch recht alte Instrumente aufzeigt, die bereits Melodiebass hatten:

https://www.musiker-board.de/threads/die-entwicklung-der-melodiebaesse.517041/
 
In der englischen Wikipedia unter freebass findet man einiges:

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Free-bass_system

Danke für den Thread oben...

D.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Zitat aus o.g. Thread:
"Erstaunlich finde ich, dass die Melodiebässe nach den heftigen Experimenten bis in die 30er Jahre in den 40er und 50er selten waren und erst Ende 50er wieder vermehrt gebaut wurden. Das ist jetzt aber mehr eine Vermutung."

Das ist genau mein Punkt: Instrumentenbau ist eines, ohne Interpreten und Verbreitung bleibt es aber bei Experimenten. Dazu wüsste ich gern mehr....

So, gut's Nächtle ...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Noch ein Nachtrag für die interessierte Gemeinde. Eine Referenz in der englischen Wikipedia müsste ich erst unter archive.org ausgraben. Dort findet man folgendes:

"With his "Paganiniana" Brehme not only reached the end of the development of the literature for the standard bass accordion but, for the first time, he also pointed at a further artistic development of the accordion. For some of the movements of his cycle of variations he distinctly asks for an instrument with single tone manual on the bass side of the instrument.
The array of buttons of this single tone manual parallels that of the button manual on the treble side. However, in the construction of this instrument, the measurements of the buttons were kept as they had been for the standard bass version -- a problem that only today has been recognized and which is being discussed passionately."

Also war von Seiten der Komponisten nach dem Krieg das Ende der Fahnenstange erreicht, und man hat dann - auf Nachfrage - gezielt die alten Experimente wieder hervorgeholt.

Man kann sich also auf die Zeit zwischen Brehme und Ellegaard konzentrieren.

... Und die russischen Bayans mit Einzelton (Solotarjew, Lips), haben die in Europa abgeguckt?

In mir ist die Forscherseele erwacht...
 
... Und die russischen Bayans mit Einzelton (Solotarjew, Lips), haben die in Europa abgeguckt?

da wiederum bin ich mir nicht so sicher, wer hier von wem angeguckt hat! Die russischen Bajane waren schon auch recht früh und sehr eigenständig unterwegs!
 
Ja, das ist gut. Da sind vorallem viele Belege/Referenzen drin. Am besten finde ich das 1950-Video von dem Italiener David Anzaghi, der offensichtlich den Mogens Ellegaard 1952 in den Niederlanden inspiriert hat. Wenn ich die Diskussion da weiterspinnen darf (und mich interessiert weniger der Instrumentenbau als Interpreten und Komposition bzw wie das zusammenhängt):

Was hat der Anzaghi für ein Instrument, woher hat er das? Wer war der Lehrer etc...

VG S.

PS: Anzaghi 1951 in Hamburg, ein Hohner-Instrument:
 
Zuletzt bearbeitet:
da wiederum bin ich mir nicht so sicher, wer hier von wem angeguckt hat! Die russischen Bajane waren schon auch recht früh und sehr eigenständig unterwegs!
Genauso ist das. "Wir" haben eher von "den Russen" abgeguckt...
 
Habe noch ein bisschen recherchiert:
D. Anzaghi hat vermutlich bei seinem Vater L.O. Anzaghi gelernt. Anzaghi Senior hat eine Schule und verschiedene Stücke herausgebracht. Die Schule hat eine Widmung "für meinen kleinen Akkordeonisten Davide, Papa

bei 1:09

Weiterhin gibt es eine (Standardbass) Transkription von Toccata und Fuge D-Moll (Bwv 565) von dem Senior. Mit der Info von Owen Murray (hier: http://accordions.com/memorials/mem/ellegaard_mogens/index.shtml) dass dieses Stück von Azaghi Ellegaard auf dem Wettbewerb 51/52 so inspiriert hat dass er sich *in Deutschland* ein Freebass-Instrument bestellt hat, würde ich annehmen, dass die Anzaghis das Stück Ende der 40er auch auf M3 gespielt / übertragen haben.

Wie kann man das belegen?

VG, D.

PS es gibt einen D. Anzaghi, der als Komponist in Mailand tätig ist/war. Er hat das gleiche Alter, aber in seiner eigenen Biografie steht nichts von Akkordeon:
http://www.davideanzaghi.it/en/biography/

Korrektur: In der italienischen Wikipedia findet man dass eben dieser Anfang der 50er Akkordeon-Virtuose war, verschiedene Wettbewerbe gewonnen hat und durch Europa getourt ist.
 
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Weiterhin gibt es eine (Standardbass) Transkription von Toccata und Fuge D-Moll (Bwv 565) von dem Senior. .

Ich besitze diese Transkription und spiele auf dem Standardbass die Toccata und nur einen Teil der Fuge, eben wegen des Standardbasses. Tatsächlich sind es aber Noten für den Melodiebass.
 
Hi, bin zwar neu hier, habe aber auf die Frage wer das Melodiebass-Akkordeon erfunden hat gleich eine Antwort.
Es war 1910 Giovanni Gagliardi - wie soll es auch anders sein: natürlich ein Italiener ;)
Habe das letztens hier gelesen: https://www.fisitalia.de/Artikel/Bayan-Ergo.pdf (2. Seite, 1. Spalte untere Hälfte)
Nur wurde diese Weiterentwicklung wohl nicht geschätzt. Jetzt ist der Melodiebass für viele Konzertsolisten nicht wegzudenken.
Dazu noch ein Link aber in ital. Sprache: https://www.giovannigagliardi.net/Brevetto.html

Viel Spaß beim Lesen ;)
 
Hallo,

bei der Concertina und später Bandoneon (außer Bandonika) gab es von Anfang an nur Einzelton auf der linken Seite und das seit ungefähr 1835 bis heute. Da ist die Übertragung auf das Akkordeon keine neue Erfindung. Übrigens hat Morino in seiner Genfer Werkstatt schon vor 1928 (ab der Zeit war er bei Hohner) ein 6+6 Akkordeon mit drei Reihen im Diskant und 8 Reihen im Bass hergestellt. Der Besitzer dieses Instruments hat mir versichert, das die innersten zwei Reihen im Bass Einzeltöne und auch im 6+6 System angeordnet sind. Das nennt man dann ja wohl vorgelagertes MIII. Ich habe ein Bild davon, stelle es aber ohne Zustimmung des Besitzers hier nicht ein.

Didilu
 
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Super, das nenne ich mal Belege :)

Allerdings kam ich ja von der Frage wer die klassischen M3 (Vorgelagert und Convertor) verbreitet / zuerst benutzt / bestellt hat. Instrumentenbaulich würde das ja in einem der oberen Threads schon erörtert.

Die Spur verliert sich bei Sr. Anzaghi.
 
Der Originaltext der von @akkoman genannten Stelle lautet:

"l brevetto con la disposizione a 5 file di bottoni fu depositato a Parigi nel 1910. Una fortunata ricerca ci ha permesso di ritrovare in forma originale e completa la pubblicazione del brevetto fatto su un libro stampato dalla Imprimerie Nationale (La Tipografia di Stato Francese). In particolare, contrariamente da quanto emerge da tutti i documenti relativi a questo brevetto che identificano il nome come "Cromo-harmonica", il nome con cui Gagliardi depositò il brevetto è "Chromo-accordèon". Nel documento è presente nelle prime 2 pagine una descrizione molto dettagliata del brevetto mentre in una terza pagina è presente il disegno della disposizione delle note e dei bottoni delle tastiere. Gli altri dati sono:
Data di presentazione:17 Dicembre 1910
Data di di convalida: 24 Febbraio 1911
Data di pubblicazione: 26 Aprile 1911
Numero del brevetto: N° 423.798
Riferimenti del'Ufficio Brevetti: Tomo XVII. Arts Industrielles. 4-Musique.
Pagina 1(996kb)
Pagina 2(826kb)
Pagina 3(1533kb)
<---Per vedere il documento in alta definizione clicca sull'immagine

Brevetto Italiano
Questa versione originale si riferisce alla versione italiana depositata presso la Prefettura di Cremona nel 1924 ( ma la data non è certa dato che è difficilmente leggibile sul documento.)
Gagliardi non depositò questo brevetto per fini commerciali ma solo nella speranza che la sua idea prendesse corpo presso i costruttori e i fisarmonicisti. In realtà questo non avvenne e solo nel 1950, a Parma si costruì una fisarmonica secondo i dettami del Gagliardi che ne seguì la costruzione ravvisando alcuni errori nella costruzione della stessa rispetto a quanto indicato dal Gagliardi che ne pregiudicavano in parte l'utilizzo completo come strumento da concerto."

(abgerufen am 03.09.2018)

Übersetzung ins Deutsche:
"Ein Patent mit der Anordnung von fünf Knopfreihen (Anmerkung: natürlich auf der Bassseite) wurde 1910 in Paris hinterlegt. Ein glücklicher Zufall gestattete uns, ein gedrucktes Buch der Nationaldruckerei (Französische Staatspresse) mit einem Patent in ursprünglicher und vollständiger Form zu finden. Im Gegensatz zu allem anderen Dokumenten, die von einer "Chrom-Harmonika" sprechen, lautet der Name, den Gagliardi seinem Patent gab, "Chromo-accordéon". In dem vorliegenden Dokument gibt es eine sehr detaillierte Beschreibung des Patents auf den ersten beiden Seiten, während auf einer dritten Seite eine Zeichnung der Anordnung der Töne und der Knöpfe auf dem Griffbrett ist. Die anderen Daten sind:

Datum der Präsentation: 17. Dezember 1910
Validierungsdatum: 24. Februar 1911
Datum der Veröffentlichung: 26. April 1911
Patentnummer: Nr. 423.798
Referenzen des Patentamtes: Band 17. Industrielle Artikel. 4-Musique.
Seite 1(996kb)
Seite 2(826kb)
Seite 3(1533kb)

<--- Um das Dokument in hoher Auflösung zu sehen, klicken Sie auf das Bild

Italienisches Patent
Diese Originalversion bezieht sich auf die italienische Version, die 1924 in der Präfektur Cremona eingereicht wurde (das Datum ist jedoch unsicher, da es auf dem Dokument schwer zu lesen ist).
Gagliardi hat dieses Patent nicht aus kommerziellen Gründen hinterlegt, sondern nur in der Hoffnung, dass seine Idee bei Erbauern und Akkordeonisten Gestalt annehmen könnte. In der Realität geschieht dies nicht. Erst im Jahr 1950 wurde in Parma nach der Vorstellung Gagliardis ein Akkordeon gebaut. Beim Bau machte man einige Fehler, so dass die umfassende Verwendung als Konzertinstrument in Gefahr stand."
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hi, bin zwar neu hier, habe aber auf die Frage wer das Melodiebass-Akkordeon erfunden hat gleich eine Antwort.
Es war 1910 Giovanni Gagliardi - wie soll es auch anders sein: natürlich ein Italiener ;)
Mit dieser Folgerung wäre ich sehr vorsichtig. Aus den Belegen geht lediglich hervor, dass Herr Gagliardi die Idee für ein Instrument hatte. Seine Idee wurde praktisch erst in den 50ern in Italien umgesetzt, leider mit Fehlern, so dass ein unspielbares Exemplar entstand. Bei den 1910 eingereichten Patent handelt es sich um eine Idee für ein Instrument, lediglich um die Festlegung von Tönen auf einer Tastatur. Keinesfalls gibt es dort Baupläne - insbesondere mit dem Gestänge auf der Bass-Seite zu sehen.

So frage ich mich, was die ganze Seite über Giovanni Gagliardi überhaupt beabsichtigt. Will die Seite nachweisen, dass die Italiener vor den Russen dran waren? Ich bin sehr skeptisch. Denn es gibt nachweislich existente russische Melodiebass-Instrumente aus den 20ern, die funktionierten.

@maxito, für die Menschen, die später mal zur Baugeschichte der Melodiebass-Akkordeons recherchieren, möchte ich fragen, ob man nicht die Posts hier mit dem Faden über die Geschichte des Konverterakkordeons verbinden müsste.
 
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@maxito, für die Menschen, die später mal zur Baugeschichte der Melodiebass-Akkordeons recherchieren, möchte ich fragen, ob man nicht die Posts hier mit dem Faden über die Geschichte des Konverterakkordeons verbinden müsste.

Da sehe ich zunächst noch keinen Grund.
Denn das eine ist die Geschichte der Konverterakkordeons, und das andere ist die Geschichte des Melodiebasses/Freebasses. Das sind an sich zwei verschiedene Fragestellungen.... Dass natürlich das durch die User kunterbunt durcheinandergemischt wird, weil sie die Fragestellung nicht genau genug auseinanderhalten, ist eine andere Geschichte...:rolleyes:
 
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Guten Tag,

Denn das eine ist die Geschichte der Konverterakkordeons, und das andere ist die Geschichte des Melodiebasses/Freebasses. Das sind an sich zwei verschiedene Fragestellungen....

Genau! Das Thema „melodischer Bass“ ist viel breiter und umfasst unter anderem auch den MIII und den Konverter. Melodischer Bass entstand als Ergebnis der Bemühungen, die Möglichkeiten der linken Hand zu erweitern. MIII- Einzeltonbassmanual ist viel früher entstanden als Konverter. Heute gehören die MIII-Kisten zu den „veralteten“ Lösungen. Der Konverter dominiert zurzeit...

Abb 1.jpg
Abb 1. MIII (1898)

Abb 2.jpg
Abb 2 Konverter (1929)
(Quelle aller Bilder: http://www.gorkahermosa.com/web/composiciones.asp?id=10&nombre=Musicology about Accordion (pdf) )

Gruß, Vladimir
 
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@Akkordeonengel, woher kommt die Abbildung 1? Das Akkordeon ist ganz schön alt. Weißt Du mehr über dieses Instrument und seine Geschichte?
 
Guten Morgen,

woher kommt die Abbildung 1?

Gorka Hermosa beschreibt in seinem Werk „The accordion in the 19 century“ die folgende Veröffentlichung als Quelle des Bildes: BUGIOLACCHI, Beniamino (2009): “Castelfidardo e la storia della fisarmonica italiana”. Castelfidardo (Italy): Città diCastelfidardo, 2006. Beniamino Bugiolacchi ist Direktor des Museums „Museo Int.le della Fisarmonica di Castelfidardo“. Anscheinend ist das Instrument, das 1898 von Pasquale Ficossecco gebaut wurde, auch darin. Foto von diesem Instrument hat auch der Akkordeonist Antonio Berberena auf seiner Seite (http://www.abarberena.com/acordi.html):

Abb 1.jpg


Weißt Du mehr über dieses Instrument und seine Geschichte?

Nein. Du musst den Direktor fragen oder das Museum direkt besuchen.

Gruß, Vladimir
 
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