Methodik Instrumentalunterricht Querflöte (Anfänger)

cailleach_oidhche
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Hallo zusammen,

ein Freund, der unbedingt ein Musikinstrument spielen möchte, hat mich gebeten ihm Querflötenunterricht zu geben. Nun spiel ich zwar selbst, mit Unterbrechungen, seit meiner Kindheit und studiere auch im Moment Lehramt, aber nicht Musik. Die Grundlagen der allgemeinen Didaktik sind mir geläufig. Einige Konzepte aus der Fachdidaktik anderer Bereiche lassen sich auch übertragen. Aber was mir fehlt, ist explizit die Methodik aus dem Bereich des Instrumentalunterrichts.

Er hat bisher 3 Unterrichtsstunden von mir bekommen. Den Fokus habe ich jetzt erstmal auf die Themen Ansatz, Haltung und Atemtechnik gelegt und korrigiere hier immer wieder. Eine Baustelle ist natürlich der Ton. Der ist (wie sollte er nach der kurzen Zeit auch) nicht klar und instabil. Insbesondere ein "Flattern" fällt hier auf. Ich habe jetzt sehr viel mit Beschreibungen gearbeitet. Z.B. wie sich die Flöte beim Ansetzen anfühlen soll. Außerdem mit Übungen die das Erkunden des Instruments fördern und dadurch hoffentlich ein Gefühl dafür vermitteln. Zum Beispiel mal bewusst die Flöte am Ansatz zu weit ein- oder ausdrehen und darauf achten was sich wie verändert. Grundsätzlich möchte ich mehr konstruktiv als instruktiv arbeiten. Theorie, inklusive Notenlesen, versuche ich "nebenbei" zu vermitteln.

Meine Frage in die Runde ist jetzt, kann mir Jemand Literatur oder ähnliches zur Unterrichtsmethodik empfehlen? Gerne allgemein zum Instrumentalunterricht, noch lieber natürlich speziell zur Querflöte. Ich suche jedoch keine wissenschaftlichen Abhandlungen zur Didaktik, sondern wirklich nur Material, das auf die Praxisanwendung abzielt.

Freue mich sehr über Vorschläge und Diskussionen :)

Viele Grüße
 
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Meine Flötenschulen habe ich gerade nicht greifbar, dazu schreibe ich vielleicht später noch etwas. Aber wenn es um Übungsmaterial geht, kann ich jetzt schon zwei Bücher empfehlen:

  • Anna von Korff - Flötenzeiten: Mit der Querflöte durch tausend Jahre Musik ISBN 978-3864341045 € 26,80
  • Graham Lyons - Compositions for Flute Vol. 1 beginners to intermediate ISMN M-57008-120-2
Wie ich dem Eingangspost entnehme, geht es wohl um einen erwachsenen Schüler. Da sind viele Flötenschulen für Anfänger etwas sehr für Kinder aufgemacht, was Illustration, Stückauswahl und Didaktik anbelangt.

Das Werk 'Flötenzeiten' bietet zeitlich und stilistisch einen motivierenden Querschnitt; das Werk von Lyons bietet pfiffige Eigenkompositionen des Autors plus eine CD. Leider nur schwer zu bekommen.

Aus didaktischer Sicht nicht gut finde ich ein altes, aber preiswertes Werk, das von Hal Leonard als Reprint angeboten wird:
  • C. Paul Herfurth and Hugh M. Stuart - A Tune A Day: For Flute (Book 1 + 2)
Die Bücher 'A Tune a Day' enthalten zwar viele Übungsstücke, sind aber ursprünglich von 1953. Didaktisch zum Abgewöhnen - man versteht nicht einmal die Grifftabelle ohne Lehrerhilfe. Also dieses Werk schon mal eher nicht ;).
 
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Hallo

erstmal Danke für die Antwort. Genau, es geht um einen erwachsenen Schüler.
Wir arbeiten aktuell mit zwei verschiedenen Flötenschulen. A tune a day ist auch dabei wegen den Stücken, die ich sehr schön finde und auch für Erwachsene passend. Ansonsten suche ich teilweise noch zusätzliche Stücke heraus. Die beiden Werke klingen aber auch interessant. Da werde ich auf jeden Fall mal nach schauen.

Griffe sind aber allgemein gar nicht das Problem. Die lassen sich auch sehr leicht erklären.
Was ich suche, sind Methoden wie ich z.B. die Atemtechnik vermitteln kann. Also wie bekommt man einen schönen Ton zustande? Wie funktioniert die Stütze? Auch Rhythmus ist ein Thema. Hierzu suche ich Material. Also quasi alles in Richtung "Train the trainer".

Das wären 2 Bücher die ich bisher gesehen habe und die zumindest etwas in die Richtung gehen:

Anselm Ernst - Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht: Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis

Paul Harris - Improve your teaching!: An Essential Handbook for Instrumental and Singing Teachers


Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Anschaffung wirklich lohnt. Wie gesagt, suche ich etwas das praxistauglich ist und weniger Wissenschaftstheorie.
 
Was ich suche, sind Methoden wie ich z.B. die Atemtechnik vermitteln kann.
Das geht über die Vermittlung von Selbsterfahrung, sprich "geeignete Übungen".
Fündig wirst Du dazu bei den Sängern, Holz- und Blechbläsern, die wesentlich mit dem Thema "Stütze" befasst sind.
Bei den Trompeten habe ich vor einigen Jahren mehrfach dazu geschrieben und auch bei den Blockflöten gab es ausführliche Diskussionen dazu mit verschiedenen sehr kompetetenten Beiträgen. In den letzten Jahren sah ich eher zufällig auch immer wieder gute YT-Videos zum Thema, genau verfolge ich das aber nicht mehr.

Bei Erläuterungen und Übungen ist es notwendig, die Qualität bzw. den Nutzen einzuschätzen. Das setzt etwas Hintergrundwissen zur "äußeren Atmung" voraus, denn auch zur Atmung werden bisweilen absurde Behauptungen als "erfahrbare Wahrheiten" verbreitet, um über kontraproduktive Ratschläge und Übungen letztlich esoterische Glaubenssysteme zu befördern.
Zum Hintergrundwissen fand ich die DVD "Das Blasinstrumentenspiel" sehr informativ, sie ist immer noch im Handel erhältlich.
https://www.helbling-verlag.de/?pagename=product&product=S6780CR

Gruß Claus
 
Grund: Link nach Hinweis korrigiert, kl. Ergänzung und Textänderung
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Vielen Dank, dann werde ich da nochmal graben. Habe auf Anhieb leider nichts gefunden, aber auch nicht explizit in der Blöckflöten- oder Blechbläserecke gesucht.

werden bisweilen absurde Behauptungen als "erfahrbare Wahrheiten" verbreitet

Richtig. Deswegen hatte ich auch eher in Richtung Fachliteratur für Musikpädagogen geschaut. Jedoch möchte ich ungern in Literatur investieren, die dann zu einem Großteil aus wissenschaftlichen Abhandlungen besteht und wenig Praxisbezug vorweist. Für ein Studium in dem Bereich sicherlich relevant aber für meine Zwecke dann eher ungeeignet.
 
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Ich suche jedoch keine wissenschaftlichen Abhandlungen zur Didaktik, sondern wirklich nur Material, das auf die Praxisanwendung abzielt.
Also Anselm Ernst ist ein Standardwerk. Sonst für Querflöte auch das Handbuch Querflöte von Busch-Salmen und Krause-Pichler. Das ist aber halt Theorie. Ich weiß nicht genau, was du suchst. Es gibt auch Lehrwerke mit Lehrerhandbuch, da fällt mir aber gerade für Querflöte nichts ein, was nicht für Grundschüler ist.
Das Problem ist halt: Wer Querflöte unterrichtet, lernt eben viel Theorie und die Praxis lernt man über Unterrichtshospitationen bei erfahrenen Lehrkräften und darüber, dass ein Mentor dich beim Unterrichten beobachtet und Rückmeldungen gibt. Aber die Grundlage ist immer die Theorie, da muss man sich durchbeißen. Du kennst didaktische Grundlagen. Das ist doch schon ein Anfang. Was dir fehlt ist glaube ich eher das (wissenschaftliche) Grundwissen über das Flötespielen. Sowas wie Stütze, Atmung, Musiktheorie. Das kannst Du dir aneignen, aber dafür braucht es eben "langweilige" Bücher (die eigentlich nicht langweilig sind, wenn man sich dafür interessiert. Direkt Übungen kannst Du Dir selbst ausdenken, kannst aber auch Inspiration aus Instrumentalschulen nehmen. Da musst Du testen, was bei deinem Schüler funktioniert. Und wenn Du wissen willst, wie man Noten lesen lehrt, wie Atmung physiologisch genau abläuft... Dann bleibt wirklich nur richtige Fachliteratur, evtl. auch Studien aus anderen Ländern. Das wäre dann der richtig tiefe Einstieg, den Du glaube ich nicht willst.

Also das einzige, was Dir vielleicht passen würde, wäre eine Instrumentalschule mit Lehrerhandbuch. Alles andere ist dann schon zu theorielastig für deinen Wunsch.

Was ich Dir aber auch als Tipp geben würde: Wenn es ein Freund ist und er weiß, dass Du eigentlich nicht Querflöte unterrichtest, dann nutze doch Deine Erfahrungen aus der Schuldidaktik und experimentiere mit ihm ein wenig. Gehe offen damit um, wenn Du nicht weißt, wie Du etwas erklären sollst und mache Anläufe aus verschiedenen Richtungen, dann wirst Du sehen, was funktioniert.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Der ist (wie sollte er nach der kurzen Zeit auch) nicht klar und instabil. Insbesondere ein "Flattern" fällt hier auf. Ich habe jetzt sehr viel mit Beschreibungen gearbeitet.
Das ist wie in anderen pädagogischen Berufen auch: Deine Aufgabe ist nicht nur, Beschreibungen und Übungen anzubieten, sondern auch die Beobachtung. Egal wie das Problem lautet (hier ist es das Flattern), solltest Du versuchen herauszufinden, warum das so ist (Möglichkeiten wären Zwerchfell, Hals/Stimmbänder sind einbezogen, Atmung nicht zielgerichtet, Lippen bewegen sich zu sehr, Zunge ist in Bewegung, Hände nicht still, er hat eine andere Vorstellung von gutem Klang als du,... ich habe keine Ahnung).
Das ist eine Erfahrungssache. Gib Dir auch die Zeit, die Erfahrungen zu machen. Da du das Stadium des Lernens übersprungen hast, musst Du das jetzt mit dem ersten Schüler machen.
 
Erstmal danke für deine ausführliche Antwort und direkt eine Entschuldigung für die späte Reaktion hinterher. Bei mir war es die letzten Wochen etwas turbulent.

Was dir fehlt ist glaube ich eher das (wissenschaftliche) Grundwissen über das Flötespielen. Sowas wie Stütze, Atmung, Musiktheorie.

Also zu Stütze und Atmung habe ich zumindest aus dem physiologischen Bereich Hintergrundwissen. Damit arbeitet ich jetzt auch schon. Musiktheorie ist da schon deutlich lückenhafter.

Wenn es ein Freund ist und er weiß, dass Du eigentlich nicht Querflöte unterrichtest, dann nutze doch Deine Erfahrungen aus der Schuldidaktik und experimentiere mit ihm ein wenig. Gehe offen damit um, wenn Du nicht weißt, wie Du etwas erklären sollst und mache Anläufe aus verschiedenen Richtungen, dann wirst Du sehen, was funktioniert.

Ja, das weiß er. Ich habe ihm auch gesagt, dass er an einem bestimmten Punkt, dann wirklich professionellen Unterricht nutzen muss. Ich spiele zwar selbst schon eine ganze Weile aber ich kann ja auch nur vermitteln, was ich wirklich gut kann. Bisher funktioniert es relativ gut. Ich rutsche aber auch immer wieder in Methoden aus meinem eigenen Unterricht, die ich damals selbst aber eigentlich nicht für so gut befunden habe. Teilweise fehlen mir aber eben dann auch alternative Methoden. Vieles probiere ich dann selbst nochmal aus und versuche dann zu beschreiben, was ich genau mache.

Ich werde mir auf jeden Fall deine Buchtipps ansehen und schauen was ich daraus für mich ziehen kann.
 

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