Modale Etüden gesucht

murmichel
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Ich suche nach Etüden, die die Modi der Dur-Tonleiter und vielleicht anderer Tonleitern demonstrieren. Es gibt sogar ein Buch mit dem Titel Modal Etudes, das ist aber für Gitarre geschrieben, die ich nicht spiele, und was vermutlich nur mühsam auf andere Instrumente übertragbar ist. Melodie (in C) mit Akkordsymbolen wäre auch passend.

Es gibt natürlich unzählige Noten und Bücher, die zumindest die Modi der Dur-Tonleiter enthalten. Ich habe jedenfalls schon ausreichend viele davon. Ich kenne auch mehr oder weniger flüssig die Strukturen dieser Modi. Mir gelingt es aber nicht, daraus Melodien zu bilden. Dabei lande ich unweigerlich in der zugehörigen Dur- oder Moll-Tonart.

Ich möchte ein besseres klangliches Gefühl für die Modi bekommen, über das intellektuelle Verständnis der Strukturen hinaus. Bei meiner Suche habe ich Listen von Liedern zu den verschiedenen Modi gefunden, vielleicht muss ich mich da mal hinein knien. Lieber wären mir aber erstmal Etüden, die auf das Wesentliche reduziert sind.

Kann jemand etwas empfehlen?
 
Eigenschaft
 
Ich habe ein Buch (für Gitarristen, aber in C-Standard notiert, keine Tabs) von Peter O'Mara das heißt: A modal Concept for Guitar. Habe schon lange nicht mehr reingesehen, aber das ginge vll in die Richtung.

Worum geht es dir denn ? Um mehrstimmiges, einstimmiges, Akkordmaterial? Geht es wirklich um modales Spielen oder eher um die Anwendung in Sachen Improvisation über Akkordverbindungen?

Welche Stilistik? klassische Musik ist da imho nicht so hilfreich, weil selbst die alten "kirchentonleitern" schon sehr früh so verändert wurden, dass es eigentlich eher ins dur/moll-system passt.


modale Jazzalben sind vll hilfreich. Sowas wie Kind of Blue oder Sachen von Herbie Hancock. Oder Pat Metheny Bright Size Life, da sind modale Stück drauf.

Ein kleiner Übetipp: Um nicht in die Dur/Moll-Tonalität zurückzufallen hilf ein Drone ungemein. Das kann alles sein, z.b. ein Synthpad, ein Loop oder eine Tanpura ( die nehme ich immer, weil ich auch Sitar spiele...) Einfach eine leere Quinte legen und die Skalen drüberlegen. Dann bezieht dein Ohr automatisch das Material auf diesen Bezugspunkt.

Wenn dich indische Musik interessiert kannst du dir ein paar Ragas anhören, die funktionieren rein modal und decken sich teilweise mit unseren Durtonleiter-Modi:

Zum Beispiel

Lydisch: Raga Yaman
Dur: Raga Bilawal
Mixo: Raga Khamaj
Dorisch: Raga Bhimpalasi
Äolisch: Raga Asavari
Phrygisch: Raga Bhairavi

lokrische Rags gibt es nicht....

zum reinhören ob das was für dich ist.

das ist yaman. Die Skala ist "lydisch". Aufwärts immer Moll-Pentatonik von der Septime aus. Runterwärt alle Töne.



grüße B.B.
 
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Worum geht es dir denn ? Um mehrstimmiges, einstimmiges, Akkordmaterial? Geht es wirklich um modales Spielen oder eher um die Anwendung in Sachen Improvisation über Akkordverbindungen?

Es geht mir zunächst um die Melodik. Aber Akkordwechsel sind ausdrücklich erwünscht. Mich interessiert das im Kontext von Rockmusik. Die historische Verwendung und die Spezialitäten von modalem Jazz reizen mich nicht besonders.

Geht es wirklich um modales Spielen oder eher um die Anwendung in Sachen Improvisation über Akkordverbindungen?

Wenn (= sofern) ich "Skalen über Akkorden" als Hilfsmittel für die Improvisation richtig verstehe, dann geht es dabei gerade nicht darum, etwa über dem ii-Akkord einen dorischen Klang oder über dem V-Akkord einen mixolydischen zu bekommen. Die Skalen dienen einfach dazu, das verfügbare Tonmaterial festzulegen. -- Vielleicht verstehe ich das aber auch falsch.

Mir geht es schon um den spezifischen Klang der jeweiligen Skala, aber mit gewöhnlich tonaler Akkordfolge darunter.

Ein kleiner Übetipp: Um nicht in die Dur/Moll-Tonalität zurückzufallen hilf ein Drone ungemein.

Gute Idee.
 
Aber Akkordwechsel sind ausdrücklich erwünscht. Mich interessiert das im Kontext von Rockmusik.

Alles klar dann wissen wir jetzt wo die Reise hingehen soll....
Wenn (= sofern) ich "Skalen über Akkorden" als Hilfsmittel für die Improvisation richtig verstehe, dann geht es dabei gerade nicht darum, etwa über dem ii-Akkord einen dorischen Klang oder über dem V-Akkord einen mixolydischen zu bekommen. Die Skalen dienen einfach dazu, das verfügbare Tonmaterial festzulegen. -- Vielleicht verstehe ich das aber auch falsch.

Mir geht es schon um den spezifischen Klang der jeweiligen Skala, aber mit gewöhnlich tonaler Akkordfolge darunter.

Nein das verstehst du ganz richtig. Für so einen Fall (Beispiel II-V-I Kadenz) ist der Modus sozusagen nur ein "Tonvorrat" und die eigentliche Akkordfolge/Melodielinie unterliegt trotzdem den normalen Stimmführungsregel von funktionalen diatonischen Akkordverbindungen.

Das was du meinst geht vll eher in Richtung modale Vamps? Sowas wie Oye como Va von Santana, oder Red Baron von billy Cobham. Down by the River von Neil Young. Das sind typisch dorische Vamps. In Sachen Rockmusik wirst du da am ehesten auf dorisch, etwas seltener auf Mixo und Lydisch stoßen. Is das die Richtung um die es geht? Der Punkt ist, auch dort wird letztlich auf die Stimmführung eingegangen. Ist das eher das was du suchst?


Was spielst du denn für ein Instrument? Wenn es tasten sind, dann kannst du das auch einfach mit der linken Hand machen. Spiel weiße Tasten und spiel links verschiedene leere Quinten. Dann klingts automatisch nach verschiedenen "Modes"

grüße B.B
 
Ich suche nach Etüden, die die Modi der Dur-Tonleiter und vielleicht anderer Tonleitern demonstrieren.
Wenn Du ein Stück in Dur- oder Moll-Tonart spielst gebrauchst Du spannungsreiche Akkorde (z.B. Subdominante oder Dominante) und ruhende Akkorde (Tonika). Durch den Gebrauch beider erzeugst Du Kadenzen.
Genauso musst Du es bei modaler Spielweise machen. Du musst verstehen was in einem Modus die spannungsreichen und was die ruhenden Akkorde sind. Dann kannst Du Kadenzen innerhalb dieses Modus spielen ohne dass es Dich in die relative Dur/Moll-Tonart zieht.


Merke:
1.) Tonikafunktion hat allein die I Stufe. Tonika-Stellvertreter würden das tonale Zentrum abschwächen.
2.) Akkord die den Tritonus beinhalten werden gemieden, da sie vom tonalen Zentrum wegleiten.
3.) Die kadenzierenden Akkorde (zwischen Dominant- und Subdominantfunktion wird nicht unterschieden) beinhalten den charakteristischen Ton als Akkordton.
4.) Alle anderen Akkorde können nur als Durchgangsakkorde verwendet werden.


Der charakteristischen Ton eines Modus ist der Ton der ihn vom gleichnamigen Dur (Ionisch) bzw. Moll (Aeolisch) unterscheidet!
 
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Mich interessiert das im Kontext von Rockmusik.
Bekannte Beispiele wurden im Board schon verschiedentlich genannt und sind u.a. bei Wikipdia gelistet.
So sind Mixolydisch und Dorisch jahrhunderte alte Elemente des britischen Folk, da liegt eine Verwendung in der zeitgenössischen Popmusik natürlich näher als in der deutschen Tradition der Popularmusik.
Dorisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Dorian_mode#Notable_compositions_in_Dorian_mode
Mixolydisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Mixolydian_mode#Notable_music_in_Mixolydian_mode
Äolisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Aeolian_mode

Bei anderen Modes ist die Verwendung weniger populär, aber es finden sich teilweise Beispiele.
https://en.wikipedia.org/wiki/Phrygian_mode#Examples
https://en.wikipedia.org/wiki/Lydian_mode#Notable_compositions_in_the_Lydian_mode
https://en.wikipedia.org/wiki/Locrian_mode#Usage

Gruß Claus
 
Das was du meinst geht vll eher in Richtung modale Vamps? Sowas wie Oye como Va von Santana, oder Red Baron von billy Cobham. Down by the River von Neil Young. Das sind typisch dorische Vamps. In Sachen Rockmusik wirst du da am ehesten auf dorisch, etwas seltener auf Mixo und Lydisch stoßen. Is das die Richtung um die es geht? Der Punkt ist, auch dort wird letztlich auf die Stimmführung eingegangen. Ist das eher das was du suchst?

Ich habe nochmal etwas weiter gesucht und dabei dieses Video gefunden



Das ist genau die richtig Richtung, insbesondere, wenn Jake seine Video-Reihe für viele weitere Modi fortführt. Ich hätte es aber gerne noch reduzierter, nicht als ganzen Song, mit entsprechend viel Ablenkung. Deshalb sind mir auch die Listen mit Songbeispielen für die verschiedenen Modi zu viel.

Ideal fände ich für jeden (viele) Modus eine oder mehrere Stücke ("Etüden") in Leadsheet-Form.
 
Ideal fände ich für jeden (viele) Modus eine oder mehrere Stücke ("Etüden") in Leadsheet-Form.
Dafür könntest Du Akkordfolgen von Stücken aus den Wikipedialisten nehmen und deine Skalen- und Intervallübungen anpassen.

Wenn das eigentliche Problem darin besteht, keine Melodien formulieren bzw. improvisieren zu können, dann wird sich das durch fremdkomponierte Etüden ansonsten kaum ändern - durch aktive Auseinandersetzung dagegen schon.

Mir ist auch nicht bekannt, dass es modale Übungsstücke gibt, folkloristisch könntest Du bei den Irish Tunes usw. suchen. Was ich im Rock-Idiom z.B. von Mandfred Schmitz kenne sind nur einfachste Stücke für junge Schüler.
https://www.stretta-music.com/schmitz-mini-rock-band-1-nr-290046.html

Bei mir bekannten Hobbykollegen (w/m) ist zu wenig praktische Erfahrung mit dem Musizieren die eigentliche Ursache.
Die einzige wirkliche Abhilfe ist das Erüben eines ausreichend großen, "fest verdrahteten" und entsprechend gut abrufbaren Repertoires.
Das bedeutet sattelfestes Auswendiglernen der "richtigen" Musik und die Beschäftigung damit.
Beschäftigung meint außerhalb des Nachspielens zunächst ganz simpel nur drei Skalentöne pro Harmonie (z.B. 5, 6 und 8), dann Pentatonik und schließlich diverse Tonleiterübungen oder "digital patterns".

Gruß Claus
 
Wenn das eigentliche Problem darin besteht, keine Melodien formulieren bzw. improvisieren zu können, dann wird sich das durch fremdkomponierte Etüden ansonsten kaum ändern - durch aktive Auseinandersetzung dagegen schon.

Die fremdkomponierten Etüden sollten auch nur ein Anfang sein, nicht die Wunderlösung für alles. Nach den Reaktionen hier zu urteilen gibt es solche Etüden leider nicht. Da muss ich mir also etwas anderes überlegen, dafür habe ich nun ein paar Anregungen.
 
Super, herzlichen Dank für den Link.
 

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