Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert

GuitarDemon888
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Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert ... so sagte sinngemäß die lebende Musiklegende und Ikone Neil Young (u.a. Crosby, Stills, Nash & Young) in Erinnerung an die alten Zeiten und zum dritten angedachten Woodstock, zum "50. Jubiläum".

Den Artikel findet Ihr hier: https://www.welt.de/newsticker/dpa_...odstock-Lebensgefuehl-gibt-es-nicht-mehr.html

Ich denke, dass er irgendwie Recht hat. Musik ist gerade für viele junge Menschen nur noch eine reine Konsumware geworden. Es wird gerade das gehört, was im Moment angesagt ist und der Moment kann manchmal verdammt kurz sein und hat keine lange Halbwertszeit mehr. Vorbei sind auch die Zeiten in denen ein Album lange Zeit gehört wurde, einfach nur, weil es das Neueste war oder weil es wirklich genossen wurde.

Wenn man Jugendlichen zuhört kommen da meist solche Sätze wie, "Ey haste schon ma das neue von XYZ gehört, is mega" und dann wird der Song mit Handy über Spotify, Deezer und Co. abgespielt, das Lied ist noch nichtmal halb durchgelaufen und es ertönt ein, "Ey mach ma' das hier an, das is viel besser/das is auch geil" ... und zack, weg is das Lied. Früher in den 80'er, 90'ern, 2000'ern hätte so eine Unterhaltung mal mindestens 5 - 10 Minuten gedauert. Wenn da eine neue CD raus kam, egal aus welchem Genre, wurde meist alles gehört und drüber gesprochen und nicht nur ein oder zwei Songs rausgepickt.

Das mag auch am schier unendlichen Angebot liegen und ich möchte die Dienste wie Spotify und Co. auch nicht verteufeln, auch wenn ich sie selbst nicht nutze, aber sie tragen dennoch dazu bei. Das Ganze geht dann eben auch schon mit der Sache einher, dass es mittlerweile vorliegende Ergebnisse empirischer Studien gibt, die beweisen, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne immer weiter zurück geht und das ein Song für die meisten Menschen uninteressant/unattraktiv wird, wenn in den ersten dreißig Sekunden nicht schon alles Grundlegende einmal vorkam, was sich später nur wiederholt.

Es ist auch immer eine Einstellungssache und irgendwie ja, da möchte ich Young mal wieder Recht geben, auch ein Lebensgefühl.

Ich werde selbst wohl nie Profimusiker werden und möchte es heutzutage auch nicht mehr sein, auch werde ich nie ein superguter Musiker sein, aber Musik ist für mich ein Lebensgefühl und dazu zählt für mich das Besitzen von Instrumenten, auch wenn ich nie super gut sein werde, genau wie physische Medien und das Besitzen einiger Dinge, die weiterhin mit Musik zu tun haben. Ich bin als Kind mit Vinyl und MCs aufgewachsen, dann kamen CDs, MiniDiscs, Laserdiscs, MP3s und DVDs dazu (Ich habe die Trends aber nicht alle mitgemacht!!!), aber egal wie die Musik rum kommt, ich möchte gerne immer ein physisches Medium in den Händen halten, das ist für mich als Mensch bei der Musik das A und O des Musikgenusses, genau wie ich meine Konzerttickets und Festivalbändchen alle in einer Blechdose aufhebe und auch wenn es als Erwachsener kindisch sein mag, ich mir meine Konzerttickets gerne von von meinen Idolen signieren lasse, wenn sich mal die Möglichkeit bietet oder sich einige signierte Tourposter an der Wand meines Arbeitszimmers befinden. Ebenso habe ich von allen Konzerten und Festivalauftritten meiner alten Bands die Backstagepässe, die Festival-Shirts, die Bändchen, Tickets, Plakate und Flyer aufgehoben, die werden mit vielen lustigen und coolen Fotos aus diesen Jahren im Schrank aufbewahrt und dann und wann mal zum Erinnern rausgeholt. Egal wie, ich lebe das und es ist eine Leidenschaft, ein Lebensgefühl und kein Konsumgut, auch wenn es sich ökonomisch und vertriebstechnisch teils wohl auf solches reduzieren lässt. Wenn ich mich mit Freunden treffe, dann reden wir immer noch über Musik, wie damals als Jugendliche in den 90'ern und es macht riesigen Spaß, egal ob ein Album gut oder nicht so gut ist. Es ist Musik!

Wie seht Ihr das?
 
Eigenschaft
 
Wie seht Ihr das?
Ich seh, das so, dass es mir im Grunde sch.... egal ist, was andere mit Musik machen und was und wie sie sie konsumieren.

Für mich ist wichtig, welchen Stellenwert und Wichtigkeit die Musik in meinem Leben hat und da hat sich seit vielen Jahren, ja sogar Jahrzehnten, nichts geändert ;)
Siehe dazu meine Signatur :D

dann reden wir immer noch über Musik, wie damals als Jugendliche in den 90'ern
Ich mache das schon so seit den 60ern :rofl:
 
Nunja.

"Damals" (bei mir so seit den 1990ern) gab es ja auch diejenigen, die sich die aktuellsten BRAVO Hits gekauft haben (weil da alles drauf war, was gut und in und wichtig war) oder auch andere Sampler, und dann gab's diejenigen die auf Metal standen und diejenigen denen die britische Indie-Szene wichtig war und und und ... und nur, weil "früher mal" eher rockig orientierte Musik eben auch allgemeiner Pop(ulär) war, war die Musik auch nicht besser. Es gab die ganze Eurotrash-Welle (ich sag' nur Barbie Girl) und die ganze Dance-mit-Rapper-Nudelei (Mr. Vain), Techno wurde auf einmal Mainstreamig (wer erinnert sich noch an Marusha und Blümchen), Matthias Reim war auf Platz 1 der Charts wochenlang (Verdammt, ...). Meine Fresse. Nun gut, es gab auch RHCP, G&R, Nirvana und Metallica und Bon Jovi und und und ... gibt heute auch gute Bands.

Will sagen: "Immer schon" war vielen Menschen Musik nicht so wichtig. Und "immer noch" gibt es viele Menschen, für die Musik wirklich was bedeutet. Das mag nun Musik sein, mit der ich nicht viel anfangen kann (und das ist ja auch gut so!), aber es gibt sie noch, die Musikliebhaber. Die sehe ich, wenn ich im Plattenladen stöbere. Auf Konzerten. Und auch im Netz, in Podcasts, als Playlisten-Ersteller, und und und.

Neil Young mag sich nicht damit abfinden wollen, dass seine große Zeit und Bedeutung vorbei ist, und dass Musik aktuell eben nicht den Stellenwert als "wir wollen die Welt verändern und das ist unser Soundtack dazu" hat. Kann man drüber meckern ... bringt aber nix. Wichtiger finde ich es, die eigenen Ohren offen zu lassen und es zuzulassen, dass einem auch "aktuelle" Musik erfreut, und dass man sich an Menschen erfreut denen Musik wichtig ist (auch wenn der Geschmack vielleicht verschieden ist).

Und ehrlich: Ich freue mich heute, wenn irgendwo "Mr. Vain" dudelt, verbinde ich es doch mit einem recht legendären Post-Abi-vor-Ernst-des-Lebens-Sommer. Der Song ist immer noch Müll, aber eben irgendwie kultig.
 
Ich war gestern Nachmittag auf einem Geburtstag in der Nachbarschaft. Das Geburtstagskind wurde 35 Jahre alt. Zum Kuchenessen eingeladen (jaaaa, happi-happi!). Ich hatte die DVD des Director´s Cut von Woodstock als Geschenk ausgesucht und mitgebracht. Jenes wurde aber nicht mal ausgepackt (das macht man doch wenigstens höflichkeitshalber, oder?). Na gut. Stattdessen haben die Gäste in der Wohnlandschaft gesessen und Fernsehen geguckt am Riesenfernseher 65". Junge, war das langweilig! Dann kam das Gespräch irgendwie auf Musik, aber die kannten nicht mal die Petards, neben den Rattles und Lords eine der ersten erfolgreichen deutschen Beat-Bands aus den End-60ern/70ern, obwohl die von hier stammen.



Kannten die einfach nicht, hm...



Und den Beat-Club von Radio-Bremen (TV) auch nicht. (Waaas?). Ich wollte ein bißchen Starthilfe geben und erzählte, dass damals die berühmtesten Bands, praktisch alle Ikonen des Pop und Rock, sich bei dem Sender dort die Klinke in die Hand gegeben haben und unbedingt dort auftreten wollten: The Who, Doors, Hollies, The Rolling Stones..., wobei ich die Stones nannte, weil ich das Gefühl nicht loswerden konnte, dass auch The Who unbekannt war. GIBT`S DAS?



Wenigstens hatten sie schon mal was von Woodstock gehört (ohne das jemand wusste, dass ich die betreffende DVD eingepackt hatte). "Das sind doch die Verrückten gewesen, oder?..." Tja, was soll ich sagen: Jimmy Hendrix, Crosby, Stills, Nash & Young, Santana, Janis Joplin... Die sind wohl alle schon fast vergessen. - Ja, ganz ehrlich, das ist so. Ich bestätige das voller Verwunderung. Das kümmert keine Sau mehr.

Stattdessen guckt man Fußball an ner Riesenglotze und fummelt am Smartphone herum.

Ich hab nach meinen zwei Windbeuteln und zwei Stück Torte das Weite gesucht. Das war mir zu doof und unterbelichtet. - Soweit zum "Lebensgefühl"....
 
Ich habe das Gefühl, dass eine Art Musik, die oft aus geöffneten Autofenster und immer mal wieder auch durch geschlossene zu hören ist, durchaus ein Lebensgefühl zum Ausdruck bringt. In diesen Autos sitzen allerdings auch keine Leute, die an Geburtstagen Windbeutel und Torte auftischen oder verzehren... :nix:
 
Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert ...
Dazu kann ich nur folgendes sagen: Die Musik kann nichts dafür, die Musik sucht sich das nicht aus. Entscheidend ist, wie der Konsument mit der Musik umgeht und hier gibt es meiner Ansicht nach einen großen Wandel.

Im Vergleich zu früher wird man heutzutage mit allen möglichen Medien zubombardiert - die Verbreitung ist heute sozusagen maximal ausgeschöpft, selbst wenn man selbst kein Gerät hat, irgendjemand in der Nähe hat eins - außer man befindet sich weit abseits der Zivilisation. Die Verfügbarkeit der Geräte, mobile Zugänge mit Flatrates und unbegrenzte Angebote beschleunigen den Konsum erheblich.

Als kleiner Junge saß ich gern auf einer Bank beim Nachbarn am Haus, der hatte oft das Radio an mit coolen Rocksongs, da lauschte ich gern (nicht heimlich wohlgemerkt). Aussuchen konnte er sich die Songs nicht, ich erst recht nicht. Hat er das Fenster zugemacht, wars zappe mit hören. Daheim im Radio (damals noch bei Oma) lief nur "unerträgliches Gejammer" und "Klaviergeklimper". Dann gabs irgendwann das Kasettenradio, da konnte man sich seinen Lieblingssong immerhin aufnehmen und hatte man den endlich, auch rauf und runter hören bis vom Band nur noch Rauschen kam. Mann, war das ein Glück wenn der Song kam während man darauf gewartet hat, dann hatte man auch den Anfang drauf... Für Kassetten kaufen war die Asche leider zu knapp, aber Onkel brachte ab und an welche mit und mit Bastelei konnte man die kopieren... Schnellvorlauf über CD, tausend Radiosender, Napster und die ersten MP3 Player zu heute: Musik steht heute jederzeit abrufbereit, unbegrenzt und in einer Vielfalt und Menge dass man mehrere Leben bräuchte um sich alles anzuhören.

Wen wundert es dann, dass sich das Konsumverhalten so dermaßen ändert? Im Zeitalter der kaum begrenzten Möglichkeiten wird keiner von sich aus auf die Idee kommen, sie nicht zu nutzen, also mit Vorsatz nicht zu nutzen. Und die Jungen Leute von heute, die kennen es auch gar nicht anders. Für die kommt schon ein Akkustand unter 30% oder "nur H+" beinahe einem Todesurteil gleich, erklär denen jetzt mal, dass sie die Wahl zwischen zwei Radiosendern haben und das von 14-15 Uhr, wenn Oma einkaufen ist.

Und nicht zuletzt, es wird nonstop und immer mehr Musik produziert - warum? Weil der Konsum da ist und weil Geld fließen soll. Zum Teil auch aus Liebe zur Musik, Genuss an der Musik und einer Möglichkeit seine Werke anderen zu präsentieren, aber dieser Prozentsatz dürfte verschwindend gering sein. In diesem stetig steigenden Angebot an Medien darf es niemand wundern, dass die einzelnen Stücke sehr kurzlebig bleiben und nur oberflächlich behandelt werden. Für viel mehr haben die wenigsten Zeit, bzw. nehmen sich die Zeit. Entsprechend wird Musik nach Anfrage Produziert. Dem Anspruch der Hauptmasse genügt es. Schließlich sind wir nicht nur Menschen, sondern auch Kunden.

Im Verlauf von wenigen Jahrzehnten hat sich somit durch Beschleunigung des Lebens, Internet, Digitalisierung, Massenproduktion, Gewohnheit und Anspruch der Konsumenten, sowie der nie schließende Geldhahn der Sinn der Musik für die meisten Menschen komplett verändert.

Ich für meinen Teil genieße es, mir Musikstücke anzuhören und mir dafür Zeit zu nehmen. Ich führe sicherlich keine Analysen durch, aber ich höre nicht nur hin, sondern höre es mir an. Hierfür kommt nicht alles in den Player, sondern das, was mir wirklich gefällt. Auf der anderen Seite gibt es auch Momente, wo Musik für mich nicht mehr ist als Hintergrundbeschallung und hier kann es wegen mir auch Oma's "unerträgliches Gejammer" sein. Dieses Zeug mit Charts und sowas (google mal "aktuelle Top 100", gibt es mal 25.000 Ergebnisse...), dafür habe ich meine Leute (Frau, Freunde, Arbeitskollegen, etc.), die sich das beste daraus aussuchen und mir davon dann vielleicht eins gefällt - meine persönlichen Filter sozusagen. Und wenn mir davon was durch die Lappen geht, auch nicht schlimm, irgendwo ist immer ein Radio an...
 
Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert ...


...

Und? :)

Die Hör- und Konsumgewohnheiten sowie generell die Gesellschaft und ihre Werte sind nicht mehr dieselben wie vor 50 Jahren (!). Ist das nicht beruhigend? :engel: Wenn Paul McCartney aus einem Flugzeug steigt, stehen da auch keine 500 schreienden Jugendlichen mehr. ;)

So ganz verstehe ich den Thread nicht. Geht es darum, dass es (d.h. der Umgang mit Musik und ihr Stellenwert) früher besser war?
 
Ich glaube, was Young hier eher meint, ist, dass sein Musikgenre oder seine Musik nicht mehr das Lebensgefühl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen von heute ausdrückt. Kurzum: Dass seine Musik und vor allem das damit verbundene Lebensgefühl eben doch nicht so zeitlos und allgemeingültig ist bzw. war wie es der Mythos behauptet (hat). Es geht hierbei letztlich auch um die Selbstddeutung einer am Ende von sich selbst enttäuschten Generation, die in ihrem Kampf gegen das Establishment selbst zum Establishment wurde, und damit die - auch musikalisch ausgetragene - Rebellion gegen etablierte Strukturen letztlich banalisiert hat.

Tatsächlich drückt Musik allgemein auch heute noch Lebensgefühl aus - und das keineswegs in geringerem Maße als 1969. Im Web 2.0 mit Clickfeed und Buzzbait, Facetagram und Twimblr herrscht eben ein anderes Lebensgefühl als in der altbackenen Hippiekommune von anno dunnemals.
 
Naja......Kunst spiegelt immer nur den Stand der Gesellschaft zur jeweiligen Zeit.
Wir leben halt in einer Wegwerfzeit wo kaum etwas Bestand hat jedenfalls oberflächlich gesehen.
Ironischerweise haben se in Woodstock bzw zu der Zeit dafür plädiert das nix schlechter ist wie das andere.....Peace und so.
Was haben wir heute ?
Schwulen, Lesben können sich ohne was outen
Verschiedene Rassen leben zusammen ohne Probleme
Schwarz, weiß, gelb usw sind gleich

Und was macht der Mensch........es is wieder nicht recht :D

Der Mensch ansich brauch eben was zum krittel sonst isses auch ned recht
 
die kannten nicht mal die Petards
:D

ich glaube schon, dass sich etwas geändert hat. Wann hat es das denn eigentlich nicht?

Es geht hierbei letztlich auch um die Selbstddeutung einer am Ende von sich selbst enttäuschten Generation, die in ihrem Kampf gegen das Establishment selbst zum Establishment wurde, und damit die - auch musikalisch ausgetragene - Rebellion gegen etablierte Strukturen letztlich banalisiert hat.
zum einen das, zum anderen kommt dazu, dass ein 60s-Recke vermutlich überhaupt keinen Zugang zu zeitgenössischer Musik hat. Egal, was er da meint zu beobachten, es ist nicht seins, folglich ist sein Deutungsansatz entsprechend fehlerbehaftet.

Ich gehöre eindeutig auch zu der Generation, die Musik als Gesamteindruck wahrnimmt (und bei genauerer Betrachtung: in der gibt es ja auch schon reine Konsumenten ohne dass Musik ein Lebensgefühl zeigt). Ich verstehe Clapton, auch zu Zeiten, wenn er eine Viertelstunde rumdudelte, Bonamassa dagegen nur akademisch. Was mir im wesentlichen auffällt, ist, dass Musik einen eher seriellen Charakter bekommen hat im Laufe der letzten vielleicht 30 Jahre. Das dürfte technische Ursachen haben, aber eben auch emotionale. Mir persönlich fehlt da der durchgehende Pinselstrich, wenn ich B. höre. Ich erkenne die Geschichte nicht. Da kann der nichts für, und mir muss klar sein, dass er eben auch gar nicht für mich spielt :D Wenn ich das nicht erkenne, komme ich also mit bashings und Theorien vom Verfall der Welt daher, sonst sehe ich schlicht: das muss so, genauso wie es zu irgendeiner anderen Zeit anders musste.
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Wir leben halt in einer Wegwerfzeit
...jau, und das nicht erst seit gestern ... :evil::evil::evil:
Bildschirmfoto 2019-01-29 um 15.15.41.png

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... Die sind wohl alle schon fast vergessen
...tjo, was denkstdu, wann hat Herr Young das letzte mal Schubert gehört? :D
 
...tjo, was denkstdu, wann hat Herr Young das letzte mal Schubert gehört? :D
Ich denke, das trifft`s nicht ganz. Man stelle sich vor, ein geborener Liverpooler hat noch nie was von den Beatles gehört. Das ist doch praktisch undenkbar, oder? Janis Joplin höre ich ja auch nicht, weiß aber einiges über sie. Die Frage zum "Lebensgefühl" hat eher was mit Allgemeinbildung zu tun, glaube ich. Wenn die Menschen zu bequem werden oder man es ihnen zu bequem (zu einfach) macht, erstirbt die Neugier. Die Bildung und Kultur versiegt. Banalität und Austauschbarkeit nimmt überhand. Vielleicht spricht Neil Young hiervon.
 
Banalität und Austauschbarkeit nimmt überhand.
Aber auch das kann doch ein Lebensgefühl sein - oder nicht? Es ist doch gerade das die zentrale Erfahrung der Postmoderne: der Verlust von Bedeutung, und damit einhergehend dann Banalität, Traditionsbruch, Eklektizismus und reine Selbstreferenzialität.
 
Man stelle sich vor,
.. damit habe ich gar kein Problem, ich kenne praktisch nichts mehr von aktuellen Musikinterpreten, selbst das aktuelle Kabinett ist mir namentlich eher komplett egal :D
Für mich hat diese Art von Allgegenwart bereits in den 70ern mit tragbaren Beschallungsgeräten begonnen (walkmen ...), und ich mochte das auch da nicht und habe es für mich abgehakt.
Musik als ständiges akustisches Fluchtmittel fand ich noch nie reizvoll, ich habe schon vor 25 Jahren das Radio aus dem Auto geschraubt, es zieht aus der Gegenwart raus, das mag ich nur in bestimmten Situationen, die ich auch gerne bewusst auswähle. Aber ich bin zum einen ein Kind einer anderen Generation, zum anderen auch in der nicht komplett repräsentativ.
Ich glaube eigentlich nicht, dass alle immer mehr verdummen. Informationen über "Stars" halte ich genau genommen auch nicht für ein unabdingbares Bildungsmerkmal, denn im Wesentlichen handelt es sich dabei ja um reine Produktkenntnisse, die nicht einmal viel mehr als Images zum Inhalt haben. Ich glaube eher, dass die Menschen gleichbleibend dumm sind, man aber durch die medialen Fluten inzwischen mehr damit konfrontiert werden kann, wenn man sich dem aussetzt. Ich meine: Menschen haben sich seit Jahrhunderten zu Millionen für irgendwelche Machtinteressen abschlachten lassen, so weit her war das mit dem Erkenntnisstand auch zu Woodstockzeiten nicht, wenn man nicht gerade in der bekifften Hippie-Blase existierte ...
 
Auch wenn es dabei nicht speziell um Musik geht, hier ein Zitat von Sokrates:

"...Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer..."

Finde, in diese Kerbe haut Neil Young da und eigentlich hätte ich ihm mehr zugetraut.
 
Ich denke, das trifft`s nicht ganz. Man stelle sich vor, ein geborener Liverpooler hat noch nie was von den Beatles gehört. Das ist doch praktisch undenkbar, oder? Janis Joplin höre ich ja auch nicht, weiß aber einiges über sie. Die Frage zum "Lebensgefühl" hat eher was mit Allgemeinbildung zu tun, glaube ich. Wenn die Menschen zu bequem werden oder man es ihnen zu bequem (zu einfach) macht, erstirbt die Neugier.

Wie neugierig und offen bist Du für die aktuelle Musik und Künstler der heutigen Zeit? Ich habe ein wenig den Eindruck, dass Du die Musik Deiner Jugend als einzig wahre Referenz ansiehst. Soll die heutige Jugend auch nur zurück blicken, oder darf sie ihre eigene Referenz finden? Dann fallen halt auch mal ein paar historische Größen aus dem Blickfeld...
 
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Erst einmal lautet die Überschrift: "Neil Young: Das Woodstock-Lebensgefühl gibt es nicht mehr" und wer wird da widersprechen? Es wäre auch ganz schön langweilig, wenn sich nichts mehr ändert, erst recht bei den Gefühlen.
Noch dazu steht dort, Young habe das "in einem Beitrag für die «Welt am Sonntag»" geschrieben und der Artikel fasst diesen Beitrag zusammen, inklusive einiger Zitate. Da frage ich mich erst mal, was Neil Young unter "Lebensgefühl" versteht, bzw. welcher Begriff so übersetzt wurde. Immerhin hat dieses Wort laut Wörterbuch mindestens vier verschiedenen Bedeutungen. Zum Glück kann man den Originalbeitrag - oder wenigstens Teile davon, viel länger als der Artikel ist er auch nicht - heute selbst nachlesen. Schon die Überschrift, "„Woodstock war ein Traum, dann kam der Albtraum“", deutet an, dass der erste Eindruck täuscht und es auch bei Young nicht eindimensional zugeht. Mit dem Hinweis auf das Festival in Altamont, wo ein Fan von den Hells Angels erstochen wurde, endet auch der Beitrag. Neil Young ist also keinesfalls der völlig naive Nostalgiker, wie uns die erste Überschrift vermitteln könnte.
Mit "Lebensgefühl" wurde übersetzt, was Young als Verbindung und Kommunikation durch seine Musik mit dem Riesenpublikum von Woodstock beschreibt, etwas das seiner Meinung nach in der heutigen digitalen Zeit nicht mehr möglich sei. Es sei alles verwässert worden und hier kommen wir wieder zur persönlichen Marotte, dieses von mir ansonsten durchaus geschätzten Musikers, nämlich zu den "Vinylschallplatten, die einen so großartigen Klang hatten, dass man die Musik fühlen konnte".
Ich habe mich auch jahrelang gegen die CD gewehrt, nicht unbedingt wegen des Klanges, aber endlich mehr oder weniger freiwillig meinen Frieden mit dieser Tonträgerform gemacht und bin bis heute dabei geblieben. Inzwischen hat Vinyl ja so etwas wie eine kleine Wiederauferstehung gefeiert, zu spät für mich.
Ich fasse zusammen: Neil Youngs Ansichten zu Tonträgern sind fragwürdig und wissenschaftlich nicht haltbar. Wichtig ist mir die Musik und nicht ob sie analog oder digital wiedergegeben wird.
Und: Fände heute zum ersten Mal ein Konzert mit einer halben Million Zuhörer statt, wären diese wahrscheinlich ähnlich begeistert wie die Besucher in Woodstock. Mir persönlich würde wahrscheinlich die Musik nicht immer gefallen, aber mir gefällt/gefiel auch noch nie alles, was in Woodstock gespielt wurde.
Aber: Die Zeit kann man nicht konservieren, so leid uns das manchmal tut!
 
Finde, in diese Kerbe haut Neil Young da und eigentlich hätte ich ihm mehr zugetraut.
Nun ja, es gibt natürlich schon ne Menge Unterschiede zwischen Woodstock und (sagen wir mal) Rock am Ring, und ein paar davon haben mit der Art und Weise zu tun, in der die damals noch nicht, aber heute überall verfügbare Technologien das Er-Leben beeinflussen. Zwei Beispiele:
1. Wer in Woodstock war, konnte während seines Aufenthalts nur mit den Leuten kommunizieren, die tatsächlich in der Nähe und in derselben Situation waren.
2. Wer in Woodstock war, konnte auf (so gut wie) keine Musikkonserven zurückgreifen. Hörbar war nur das, was auf den Bühnen geboten oder das, was selbst gemacht wurde.

Das ist m.E. der reale Hintergrund von Neil Youngs Feststellung, zumindest ein wichtiger Teil davon. Das ist auch über das eigentliche Festival hinaus von Bedeutung, nehme ich an: Was als "mega" galt, war schließlich mit der Situation verbunden.
 
1. Wer in Woodstock war, konnte während seines Aufenthalts nur mit den Leuten kommunizieren, die tatsächlich in der Nähe und in derselben Situation waren.
Nunja, die Zeiten haben sich geändert, und die Gesellschaft eben auch. Ich habe manchmal so den Eindruck das viele Festivals nur noch als Plattform zur Selbstdarstellung auf Facebook & Co dienen, und was da im Hintergrund auf der Bühne passiert eigentlich egal ist.
 

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