Musiker: Übermensch oder überflüssig

  • Ersteller David_MiS
  • Erstellt am
Interessanter Aspekt

Ich konnte den Aussagen bzw Texten von Songs nie viel abgewinnen, weils mich nicht interessiert hat.

ums mit Laibach zu sagen..."Gib mir ein Leitbild, ja, jawoll."

Was meinst du jetzt mit dem Rebell? In welchem Sinne?
Rebell in musikalischem Sinne... der macht heutzutage garantiert keinen Rock mehr wie ihn die alten Säcke auf Ü30 Partys toll finden.

Vorsicht, ganz dünnes Eis, es gibt auch Ü-30 Musik-Rebellen, allerdings nur mit Bierbauch...

P.S.: hat jemand mein Seidenklopapier gefunden?..das mit den im Dunklen leuchtenden Sternchen?...nein? ...Du bist gefeuert:D
 
Die Sprüche hab' ich vor ein paar Jahren auch noch abgelassen :D Aber von 25 bis Ü30 ist es nur ein kleiner Schritt und dann kehrt sich das alles um ;)
 
Kann bei den technischen Diskussionen und den Erfahrungen von Profimusiker nicht mitsprechen, würde aber gerne folgendes bemerken.

Die Feierkultur hat sich doch auch sehr stark gewandelt und nimmt vielen Musikern die Möglichkeit durch Lohn-und-Brot-Jobs Geld zu verdienen.
Noch vor 25 Jahren wurde in fast jedem Dorf meiner Heimat pro Jahr zweimal eine Band gebraucht. In meinem Heimatort gab es mal vier große Veranstaltungen wo Bands spielten: Maskenball, Kirmes, Sportfest, Feuerwehrfest.

Die meisten Feste gibt es so nicht mehr, weil die Leute ihrer eigenen Wege gehen und selbst in kleinsten Dörfern es zwischenmenschlich nicht mehr klappt oder aber die jungen Leute es nicht mehr schick finden.
Die Feste, die überlebten surften ab Anfang der 90er auf der Disco-Abend-Welle und wenn überhaupt spielte Samstags für das ältere Publikum ein Alleinunterhalter.

1989 noch spielte auf unserem Sportfest eine 6-Mann-Tanzkapelle vor gut gefülltem Zelt, elf Jahre später war standen wir mit knappen 30 Leutchen um eine kleine Anlage die als Hintergrund-Gedudel Schlagergesäusel spielte.

Was heute geht - damit kommen wir wieder zu Technik, Massenkompatibilität und Beschallung - sind Hütten- / und Ballermannparties, wo man hinkommt und sofort ohne viel Hirnschmalz einsetzen zu müssen vom Event eingenommen wird.

In meiner Heimat gibt es inzwischen keine einzige gute Tanzkapelle mehr - krass, oder?
 
Was heute geht - damit kommen wir wieder zu Technik, Massenkompatibilität und Beschallung - sind Hütten- / und Ballermannparties, wo man hinkommt und sofort ohne viel Hirnschmalz einsetzen zu müssen vom Event eingenommen wird.

In meiner Heimat gibt es inzwischen keine einzige gute Tanzkapelle mehr - krass, oder?
Dafür sehe ich alle zwei Meter ein Plakat wo fünf kleinere Bands für 5 Euro am Abend beworben werden während analog sowohl die Besucherzahlen als auch die Ticketpreise explodieren wie noch nie.

Man kann ja vieles behaupten, aber Live Musik ist alles andere als auf dem absteigenden Ast. Ich würde sogar mal behaupten dass da die richtig großen Umsätze gemacht werden.


Und na ja, ist es doch sehr Geschmackssache ob man jetzt diesen Humpa Kapellen hinterher weint. Angeblich sollen ja Heinz Strunks Schilderungen nicht ganz unrealistisch gewesen sein...
 
Als Jugendlicher der mit Medien in ungesunden Mengen aufgewachsen ist, habe ich doch eine andere Sicht als meine Freunde und Mitschüler.
Fast jeder von denen sitzt mehrere Stunden vor dem PC um sich Musik bei bekannten Videoplattformen anzusehen oder diese Musik aus dem Netz herunterzuladen.
Weiter denkt da niemand.
Ich selbst habe andere Werte vermittelt bekommen und verhalte mich auch entsprechend anders.
Ich lade keine Musik, ich kaufe CD's und Schallplatten.
Ich käme auch nie auf die Idee zu versuchen mich über das Internet bekannt zu machen.
Aber genau das ist das Problem.
Die Möglichkeit auf professionellem Niveau Musik zu machen und dabei auch erfolgreich zu sein ist ohne mediale Präsenz heute kaum möglich.
Ich kann mir nur vorstellen wie es noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten aussah.
Geld bekam, wer gute Musik machte.(Auch wenn es dann immer noch nicht reichte)
So stelle ich mir das vor.

Und ich denke die Eigenschaft dass von vornherein weggehört wird ist erst jetzt entstanden.
Bands, die nicht im Musikfernsehen oder im Netz präsent sind haben fast keine Chance Fuß zu fassen denn es werden erst die beachtet, die Musik für die Massen machen und sich dafür verstellen.

Ein hart arbeitender und möglicherweise auch talentierter Musiker darf sich heutzutage nicht mehr zeigen wie er ist denn dann geht er unter.

Das nimmt mir auch leider den Mut mit der Musik Geld verdienen zu wollen, obwohl es doch noch einige gibt, die gute und neue Musik schätzen und sich nicht nach den Charts oder sonstigem richten.
 
Ich habe damit nicht behauten wollen, dass Live-Musik auf dem absteigenden Ast ist.

Vielmehr wollte ich die Beobachtung schildern, dass in der breite der Bevölkerung gute Gruppen nicht mehr mit Interesse bedacht werden.
Gute Gruppen, keine "Humpa-Geschichten". Gute (Tanz-)Kapellen soll´s ja z.b. (ge-)geben (haben).
Meine ersten beiden Musiklehrer haben sich da ihr Brot mit verdient.

Ich veranstalte selbst über einen Kulturverein solche 5€ Konzerte mit. Wer kommt denn da?
Die Insider, die Fans der Bands. Die Einheimischen aus dem Ort kann man an einer Hand abzählen, weil das dem Volk heute mental zu streßig ist, sich in drei Stunden auf drei verschiedene Musikgruppen einzustellen.
Und selbst die Leute die kommen, machen das meist nur für ihre Band/ Stilrichtung.
Das andere ist ja "bäh".
 
Die Möglichkeit auf professionellem Niveau Musik zu machen und dabei auch erfolgreich zu sein ist ohne mediale Präsenz heute kaum möglich.

Und auch an dieser Stelle muss ich wieder auf die Stones verweisen (irgendwie kommen die als Beispiel jedesmal auf, wenn die Worte "früher" oder "alt" fallen :gruebel: ): Auch damals war es zu einem guten Teil ihrem Manager Andrew Loog Oldham und seinen gezielt lancierten Presseartikeln, Gerüchten und Skandälchen zu verdanken, dass der Band internationale Aufmerksamkeit zuteil wurde. Ohne entsprechende Medialpräsenz ging auch schon in den 60ern nichts.

Ich kann mir nur vorstellen wie es noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten aussah. Geld bekam, wer gute Musik machte.(Auch wenn es dann immer noch nicht reichte) So stelle ich mir das vor

Diese Ansicht würde ich - auch unter Bezugnahme auf oben Angeführtes - als jugendliche Naivität bezeichnen... Auch seinerzeit lief kein Mensch mit Taschen voller Geld herum, um es an die erstbesten zu verteilen, die "gute Musik" machten. Auch damals wurden Produkte von cleveren Produzenten in der Musikindustrie geschaffen, die sich verkaufen ließen. Man siehe zB Bands wie die Monkees :rolleyes: Und auch die Beatles und die Stones wären ohne die journalistisch hochgejubelte Konkurrenz zwischen den Bands (und das damit verbundene Image der "guten" Beatles und der "bösen" Stones) wohl kaum zu der Bekanntheit aufgelaufen, die sie heute genießen....

grühs
Sick
 
Die Möglichkeit auf professionellem Niveau Musik zu machen und dabei auch erfolgreich zu sein ist ohne mediale Präsenz heute kaum möglich.
Wer Musik macht erstellt Inhalte bzw. Informationen. Informationen werden über Medien übertragen, deswegen heißen sie so.

Jede mir denkbare Definition von künstlerischen Erfolg schließt ein dass das Werk auch wahr genommen wird.

Ich weiß gerade nicht wie es Erfolg ohne die Nutzung von Medien geben kann. Erwartest du dass du deine Musik machen kannst, alle Tonträger möglichst sicher versteckst und irgendjemand dich dann dafür bezahlt?



Eins ist wohl heute noch so wie früher: Wenn sich niemand für deine Musik interessiert oder erst gar nichts davon weiß wirst du auch niemals die Perspektive haben damit Geld zu verdienen.
Bist du allerdings erstmal bekannt gibt es viele Möglichkeiten das in Geld zu verwandeln.


Weiter denkt da niemand.
Erschreckenderweise denken diese Leute weiter als die meisten anderen. Physikalische Datenträger für den Informationsverkauf sind einfach veraltet und nutzlos. Ein Anachronismus.
Das hat höchstens noch Sammlerwert, das ist auch der Grund warum die Schallplatte wieder ein Bedeutung gewinnt, denn in der Hinsicht hat sie mehr zu bieten als eine CD.
An sich könnte eine Band auch einfach nur ein dickes Booklet ohne Datenträger für die Sammler verkaufen die etwas in der Hand haben wollen.
 
Wer Musik macht, macht erst mal Musik.
Sobald er mehr macht als Live Musik und sie aufnimmt wird daraus Content.

Klar, wer zuhause ein wenig vor sich hin daddelt macht natürlich auch Musik, aber sobald er auch nur die Webcam anstellt um einen Youtube Clip zu erstellen wird daraus Inhalt das eines Mediums bedarf um andere zu erreichen. Und wer die Übertragungswege, in welcher Form auch immer, ablehnt kann andere Leute nicht erreichen, genau wie dieser Post der mal so richtig nutzlos werden würde wenn ich ihn jetzt sofort einfach löschen würde bevor ich ihn abschicke. Ich hätte ihn gar nicht schreiben brauchen, es hätte keinen Unterschied gegeben.
Deswegen halte ich auch Kunst die nicht verbreitet wird für relativ sinnfrei.


Streng genommen erstellt man schon Informationen wenn man einfach nur live für jemanden anderes spielt, aber da ist das Medium ein wenig einfacher.
 
Der Musiker ist also deiner Ansicht nach primär eine Fachkraft für die Erstellung medialer Inhalte?
 
Was gibt es denn da nicht zu verstehen? :gruebel:
Jeder Kuenstler erstellt irgendwo Inhalte.
 
Es geht nicht ums Verständnis, sondern ums Selbstverständnis.
 
Der Musiker ist also deiner Ansicht nach primär eine Fachkraft für die Erstellung medialer Inhalte?
Was ist denn jetzt so schlimm daran mediale Inhalte zu erstellen? Was soll ein Künstler sonst machen? Das "Werk" ist nun mal das was am Ende eines Schöpfungsprozeßes steht.

Unser komplettes Kulturerbe besteht aus medialen Inhalten. Ich sehe da nichts negatives dran. Und "Fachkraft", also jemanden der sehr gut auf dem Gebiet ist sehe ich jetzt auch nicht zwingend als Beleidigung. Das ist aber nicht jeder Musiker, ganz schön viele sind ziemliche Diletanten.


Ein Musiker der keine Stücke schreibt, nicht aufnimmt, nicht für andere spielt hat sicher ein schönes Hobby, aber spätestens wenn der Anspruch gestellt wird dass seine Musik von irgendjemanden gehört wird oder er gar Erfolg haben will (im Extremfalls seinen Lebensunterhalt finanziert bekommen will), dann kommt man doch um der Erstellung von medialen Inhalten kaum drum herum.
 
Mal eine ganz andere Frage, die aber auch sehr gut zum Thema beiträgt denke ich!!

Wäre es in der heutigen Zeit noch möglich so bekannt zu werden wie z.B. Die Ärzte, die Toten Hosen, oder andere Bands/Musiker aus Deutschland, die sich schon seit 20 oder 30 Jahren im Geschäft halten. Und nach wie vor für volle Stadien sorgen und deren CDs noch immer fleißig gekauft werden?? Zwar auch nicht mehr so viel wie vor 1996 wo es noch keine Internet Piraterie gab, aber immer noch so viele um mit nem Album locker auf Platz eins aufzusteigen. Oder ist der normale „Musikhörer“ so schnell satt gesehen/gehört dass er ständig nach neuen verlangt??

Ich für meinen Teil weiß es nicht ob es heute noch möglich wäre, was meint Ihr dazu??
Denke mein Gedanke passt gut zu Diskussion.
 
Ich halte es noch durchaus für möglich, dass es noch mal so eine Band wie die Totel Hosen oder Ärzte geben kann. Voraussetzung dafür wäre eine Band, die authentische eigene Songs schreibt, aber dabei ein Gefühl für Ohrwürmer hat, die sich bei vielen Leuten leicht einprägen. Würde "Westerland" erst heute neu rauskommen, würde das m. E. genauso ein Hit wie vor 20 Jahren.

Die Plattenfirmen pushen solche Platten bzw. Bands aber leider im Moment überhaupt nicht. Die setzen jetzt eher auf Retortenbands à la Tokio Hotel. Da sehe ich eher das Problem drin. Gute Bands gäbe es ja genug.
 
nicht falsch verstehen
aber ausgerechnet tokio hotel als klassisches beispiel einer retortenband zu nennen halte ich für einen fehlgriff.
das was sich hinter dem begriff Retortenband versteckt ist nicht zu verwechseln mit einer passenden marketingstrategie.
 
Es geht nicht ums Verständnis, sondern ums Selbstverständnis.

Damn right! Wer als "Dienstleister" ans Musik machen herangeht ist leider auch ersatzbar wie jeder andere Dienstleister. Dann ist man mit großer Sicherheit auch irgendwo 'überflüssig', denn es gibt ja immerhin genug andere auf dem Markt die sich hergeben. Da heisst es dann "Friss oder Stirb" - Spiel oder du wirst ersetzt. Koste es was es wolle. Aber Dienstleister-Musiker sind da auch eigen, denn wenn man sie mit einem normalen Angestellten im Supermarkt vergleicht, werden sie patzig und wollen sich unbedingt in der Künstler-Rolle sehen, die sie vermutlich aber schon sehr lange zugunsten der Plattenfirma aufgegeben haben. Guckt man sich doch nur mal die Studios an. Im schlimmsten Fall sitzen da fünf andere Studiomusiker aufm Gang und hoffen, dass du den Zug zu deinem Einspieltermin nicht bekommst. Am Ende geht es aber auch darum Geld zu verdienen. Money, Money, Money. Die Miete will bezahlt werden, die Kinder wollen Essen aufm Tisch haben. Sicherlich auch verständlich, weshalb meine Meinung hier auch niemanden angreifen soll. Wie David sagte: Das ist eine Sache des Selbstverständnisses. Und genau dieses sei jedem selbst überlassen.

Ich für meinen Teil bin froh darüber, dass ich nur für mich selbst Verantwortung tragen muss und meine Musik noch als freie Kunst bezeichnen kann, die aus mir selbst kommt und nicht aus dem Willen schnelles Geld zu verdienen erwächst. Die selbe Einstellung trägt meine Band mit mir und ich weis genau, dass ich keinen von ihnen austauschen würde.

Jetzt wird man vielleicht sagen können: Gut und schön. Lebensunterhalt kannst du damit trotzdem nicht verdienen.

Fazit: Und? Nicht zu diesem Preis!

Drift
 
Ich frage mich nur, wer hier bislang von einer Dienstleistung geredet hat? :gruebel: :rolleyes:
 
Ich frage mich nur, wer hier bislang von einer Dienstleistung geredet hat? :gruebel: :rolleyes:
Ich vermute dass ein "medialer Inhalt" im Selbstverständnis nicht das gebührend wieder spiegelt was als gottgleiche Werk jeden Tag aus den Fingern über die Gitarre und Verstärker in das Aufnahmegerät oder in die Ohren der Auserwählten fließt. ;)


Goethes Faust ist Content, Bethoovens Neunte ist Content. Ich sehe gerade nicht was so schlimm daran ist Content zu kreieren.
 

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