Neuer Text, Mundart, noch ohne Titel

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SoleLuna_m
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Liebe TexterInnen

Obwohl mir eigentlich die Zeit fehlt, möchte ich hier mal wieder einen frischen Text von mir vorstellen.
An einigen Stellen nage ich nocht rum, vielleicht hat jemand ein paar einfallsreiche Anregungen? Auch ein Titel fehlt mir noch.
Der Text auf Hochdeutsch steht unten (wie immer geht bei der Uebersetzung wohl einiges verloren).
Freu mich auf Rückmeldungen jeglicher Art...


Strophe 1
De Chnecht schlicht lislig em Morge früeh
Am Stall vorbi wo de Buur grad dChüe
Am melche isch und drum ned merkt
Wie sin Sklav sich grad sini Freiheit nimmt

Refrain1
Oh, er isch frei
Er goht wieder hei
unufhaltsam,
wie en rollende Stei


Strophe 2
De Dälle-Kari* packt e fläsche Wy
Es Stückli Brot und e Cherze i
Tüf ir Nacht suecht er Annmarie* uf
Hand in Hand flüchtets de Hügel deruf

Refrain 2
Sie sind frei
Irgendwo dihei
Unufhaltsam
Wie zwei rollendi Stei


Strophe 3
Nu dKarin rizt sich dArme uf
Sie wär hüt au gern chli besser druf
De Chellerbode fühlt sich chalt
Sie hofft nume no dTablette wirki bald

Refrain 3
So ganz ellei
Am Bode dihei
Unwillkomme
En gsunkene Stei


Hochdeutsch

Strophe 1
Der Knecht schleicht leise am Morgen früh
Am Stall vorbei, wo der Bauer grad die Kühe
Am Melken ist und darum nicht merkt
Wie sein Sklave sich grad seine Freiheit nimmt (hier find ich keinen Reim)

Refrain 1
Oh er ist frei
Er geht wieder nach Hause
Unaufhaltsam
Wie ein rollender Stein


Strophe2
Der Dälle-Kari* packt eine Flasche Wein
Ein Stück Brot und eine Kerze ein
Tief in der Nacht sucht er Annmarie* auf
Hand in Hand fliehen sie den Hügel hinauf

Refrain 2
Sie sind Frei
Irgendwo daheim
Unaufhaltsam
Wie zwei rollende Steine


Strophe 3
Nur Karin ritzt sich die Arme auf
Sie wär heut auch lieber etwas besser drauf
Der Kellerboden fühlt sich kalt
Sie hofft nur noch die Pille wirke bald

Refrain 3
So ganz alleine
Am Boden zu Hause
Unwillkommen
Wie ein gesunkener Stein

*(Figur aus schweizer Version von "Romeo und Julia")

Euer SoleLuna
 
Eigenschaft
 
Finde ich zwar düster, aber interessant. Nur die hochdeutschen Wörter (Sklav, Hand in Hand, Hügel) irritieren - vielleicht unnötigerweise; ich kann halt Euren Dialekt nicht. Gibts da keine "mundartlichere" Lösung? Z.B. 1. STrofe: Name statt Chnecht und dann Chnecht statt Sklav; auf Hochdeutsch würde ich dann vielleicht noch "merkt" durch "sieht" ersetzen und das auf "flieht" oder "zieht" reimen.
Viel Erfolg!
 
Abend saitensauber.

düster, aber interessant

Vielen Dank, dass du das ansprichst. Ich frag mich oft , warum ich eigentlich solche Zeilen niederschreibe, die kommen manchmal aus dem Nichts, und warum ich nicht einfach "schöne" Texte verfasse und nach Strophe 1 und 2 einfach so weiterfahre... Wär ja einfach bei diesem Song :gruebel: Und dann beschäftigen mich die Zeilen doch sehr und ich möchte sie am liebsten wieder löschen...

Nun ja, dann sag ich mir wieder, ich möchte keine "Heile-Welt" Texte verfassen. Siehst du, da steck ich in einem Dilemma, was mich manchmal viel zu sehr beunruhigt.. :eek:

Vielleicht sollte man einfach nicht zu lange über das Getextete nachdenken und sich der Form widmen?:nix:

Dank dir jedenfalls für die Anregungen:

Sklav, Hand in Hand, Hügel

Was genau irritiert dich an den Ausdrücken? Wir benutzen sie genau so, zumindest in meinem Dialekt.

Name statt Chnecht und dann Chnecht statt Sklav

Der gefällt mir gut der Vorschlag. Mit Chnecht und Sklav hab ich auch etwas gerungen. Würd dann auch mit den restlichen Strophen übereinstimmen...:)

"merkt" durch "sieht" ersetzen und das auf "flieht" oder "zieht" reimen.

"Sieht" hatt ich auch in der Auswahl. Leider sagen wir im Dialekt "gseht" und "flüchtet", statt "sieht" und "flieht"...
Nun ich könnts etwas biegen und durch "gseht" und "flieht" ersetzten

.............................und drum nöd gseht
wie sin Chnecht uf Zechespitze flieht. :gruebel: (auf Zehenspitzen, so ein Ausdruck...)

irgendwie so...

lg
 
Wie gesagt: Euer Dialekt ist mir fremd. Vielleicht be-fremden die genannten Wörter mich gerade deshalb, weil mir das Schriftbild im Gegensatz zum Rest nicht fremd ist ;)
Letzten Endes musst Du das wissen. Bisweilen kommt es aber vor, dass manchmal dialektal eingefärbte Ausdrücke zwar benutzt werden, aber in der "Welt" des Dialekts doch Fremdkörper bleiben. Zur Illustration(!): Ich habe mal von einem Versuch gelesen, in einem alemannischen Text das - entsprechend ausgesprochene - Wort "Profit" zu verwenden. Es hat nicht funktioniert. Letzten Endes wurde es dann sowas wie "das große Gält" - ein Kompromiß, der zwar "passte", aber nicht genau das ausdrückte, was der Texter eigentlich sagen wollte.
 
Na gut, das Wort "Profit" hat wohl schon eine etwas komplexere Bedeutung als Hand, Hügel oder sogar auch Sklave. Ich denke da entstehen keine Missverständisse. Eine gute Uebersetzung des Textes ins Hochdeutsche wär wohl wieder eine andere Herausforderung.

Beschäftigst du dich mit Sprachwissenschaften?
 
Eintlich nich. Aber ich interessiere mich für ziemliche viele Sachen und habe auf ner Menge Gebieten eine profunde Halbbildung :rolleyes: Und ich mache gerade ein Projekt mit ziemlich "textlastigen" Liedern (Text nicht von mir); da bin ich daran gewöhnt, auf Texte zu achten und manchmal auch Vorschläge zu machen.
 
ok, na besten Dank nochmals und auf ein andern Mal!

lg

Soleluna_m
 
lieber Sole,

Mag Dein Gedicht. Wie immer ;)

Allerdings find ich die Nuancen mit dem rollenden Stein etwas zu breit erklärend.... und vor allem unnötig.

Nimm einfach überall Dein:

Er (sie)ist (sind) frei
Irgendwo daheim
Unaufhaltsam
Wie ein rollender Stein

Und es öffnen sich strophenbedingt immer wieder neue Perspektiven.

Lg
 
Lieber Jongleur

Schön von dir zu lesen, wie immer reicht eine kleine Anregung von dir mich meinen Text überdenken und aus ganz anderen Blickwinkeln betrachten zu lassen.

Strophe zwei: Du würdest den Stein im Singular belassen, als Sinnbild für ihr gemeinsames Vorwärtsschreiten? Das gefällt mir.


Ich zögere bei Strophe drei. Da ich verhindern möchte, dass der Text als Aufforderung zu "selbstzerstörerischen Akten" verstanden werden könnte.
Nun ich leg diese Befürchtung jetzt einfach mal zur Seite um ganz unbefangen neue Perspektiven zuzulassen. (Obwohl ich eigentlich arbeiten müsste...:()

Ich schreib mal drauflos:

- Natürlich besitzt der Mensch die Freiheit sich sein eigenes Leben zu nehmen, ohne sich weitere Gedanken über die Konsequenzen machen zu müssen.


- Sie ist nicht an ihrem richtigen Daheim, denn sonst wäre sie da wohl "besser drauf"

Mein erster Gedanke war: Der Begriff "Freiheit" oder "frei sein" passt nicht ganz hinein, da ich damit ein Handeln verbinde, welches der persönlichen Freiheit dient, dem persönlichen "Voranschreiten" im Leben.
Auch wenn jemand die Freiheit besitzt, sich so zu behandeln, wie es ihm passt, wenn er in gewissen Situationen einfach zu keiner anderen Handlung fähig ist (z.B. wie diejenigen aus Strophe 1 und 2).

Aber die Frage die sich stellt ist: Wohin rollt also dieser unaufhaltsam rollende Stein?

Denn sie möchte sich das Leben ja gar nicht nehmen! Sonst würde sie sich ja nicht ritzen sondern durchtrennen, nicht eine Pille, die sie vielleicht kurzfristig etwas beruhigt oder ihr etwas Wärme gibt, sondern die ganze Packung verdrücken!
Und sie möchte ja besser drauf sein, das heisst, sie kennt den Zustand und glaubt daran, dass er wieder kommen wird.
Vielleicht wird sie ja mal von einem wie aus Strophe 2 abgeholt, oder sie schafft es mal frühmorgens loszuschleichen?

Und unaufhaltsam rollt sie diesem Zustand entgegen, sobald sie sich wieder besser fühlt.

Vielen Dank :)

liebe Grüsse

SoleLuna
 
Lieber Sole

Bin in In Eile. Aber unsere Diskussion reizt mich wieder einmal. Also kurz:

Mein erster Gedanke war: Der Begriff "Freiheit" oder "frei sein" passt nicht ganz hinein, da ich damit ein Handeln verbinde, welches der persönlichen Freiheit dient, dem persönlichen "Voranschreiten" im Leben.

Ich will mal (schweren Herzens ) auf den Hinweis verzichten, dass immer mehr Hirnforscher die Freiheit des eigenen Willens anzweifeln.

Aber auch so würde ich in einer Selbsttötung nicht NUR das Ende des Voranschreitens sehen. Für die Hinterbliebenen, die Mediziner und die Polizei, den Bestatter, Grabredner... ja selbst für die Bewohner des Erdreichs... also kurz "im Leben" hat eine Selbsttötung sehr aktive Konsequenzen.

Aber die Frage die sich stellt ist: Wohin rollt also dieser unaufhaltsam rollende Stein?

:gruebel:...ich mag die allwissende Perspektive nicht. Sie wirkt künstlich auf mich. MEINE grundsätzliche Frage lautet immer: Was fühlen die Beteiligten. Wohin KÖNNTEN Ihre Gefühle sie treiben?

Ud in diesem Sinne ist für mich Selbstverletzung eine Vorstufe der Selbsttötung, die in einen Selbstmord enden KÖNNTE.

Nun sagst DU:

Denn sie möchte sich das Leben ja gar nicht nehmen! Sonst würde sie sich ja nicht ritzen sondern durchtrennen, nicht eine Pille, die sie vielleicht kurzfristig etwas beruhigt oder ihr etwas Wärme gibt, sondern die ganze Packung verdrücken!

1. Also frage ich: warum sagst Du DAS nicht eindeutig? Auch das aktive Angehen gegen den drohenden Selbstmord ist doch sehr interessant! Auch das Phänomen der Selbstverletzung bietet tausend interessante Fassetten. Dagegen ist die blose Erwähnung oberflächlich...

....Und:

2. Ich habe eher das Gefühl, Du willst mehrere Auslegungen zulassen. Und das fände ich auch richtig so. Denn sich vorzustellen, die Karin brächte sich um, bedeutet letztlich, dem Thema zusätzliche Tiefe zu verleihen.

Liebe Grüße
 
Lieber Jongleur

Ich geb mir Mühe, da auch mir nur begrenzt Zeit fürs Forum bleibt.

Ich will mal (schweren Herzens ) auf den Hinweis verzichten, dass immer mehr Hirnforscher die Freiheit des eigenen Willens anzweifeln.
Nun ja, haben wir nicht immer die Möglichkeit aus der Fülle angelernten Verhaltensmuster zu wählen(und einiger angeborener Instinkte, die einfach ausführen), die im Gehirn gespeichert sind? Was für Mechanismen (z.B. Aengste, Bedürfnisse) dann Menschen daran hindern etwas zu tun oder eben nicht hindern, das geht dann wohl weit in die Psyche, die Erfahrungen eines Menschen hinein... Aber vielleicht möcht ich mir ja nur meinen freien Willen oder zumindest den Glauben daran nicht nehmen lassen ;)

Zum Text, wegen denen wir ja hier sind:

.
ich mag die allwissende Perspektive nicht. Sie wirkt künstlich auf mich. MEINE grundsätzliche Frage lautet immer: Was fühlen die Beteiligten. Wohin KÖNNTEN Ihre Gefühle sie treiben?

Du forderst mein Denken hinaus...

Und in diesem Sinne ist für mich Selbstverletzung eine Vorstufe der Selbsttötung, die in einen Selbstmord enden KÖNNTE.

Ist z.B. übermässiger Alkoholkonsum nicht auch eine Art "Selbstverletzung", eine Art Ventil? Oder was ist mit Extremsportarten, wo man solche Verletzungen in Kauf nimmt? So reden zunmindest Betroffene über ihr Verhatlen, es ist eine Art Ventil. Aber sich wirklich bewusst das Leben nehmen wollen, da fehlt dann wirklich jeglicher Funken Hoffnung auf Besserung des Seelenzustandes....

1. Also frage ich: warum sagst Du DAS nicht eindeutig? Auch das aktive Angehen gegen den drohenden Selbstmord ist doch sehr interessant! Auch das Phänomen der Selbstverletzung bietet tausend interessante Fassetten. Dagegen ist die blose Erwähnung oberflächlich..

Ich wäre wirklich gerne in der Lage, lieber Jongleur Erklärungen für jeden kleinen Schritt meiner Worte liefern zu können. Ich kann versuchen diese innere Stimmung in Gedanken und dann in Worte zu fassen, es kommt dann etwas raus, was ich dann in eine schöne Form bringen möchte.
Dann les ich das aus der Ferne und es enthält in der Regel irgend eine Thematik, hier z.B. Freiheit, sich befreien, sich befreien lassen aber eben auch nicht so recht fähig dazu zu sein. Dann ändere ich den Text meist noch einwenig ab, damit alles oder zumindest das meiste reinpasst.
Ich seh den Text dann erst klarer, wenn jemand auf ihn eingeht, seine Sichtweise äussert.

Warum ich DAS nicht eindeutiger sage? Weil ich vielleicht davon ausgehe, dass viele Leser vielleicht eine solche Situation kennen? Sei es z.B. nur um grosses Leid mit Alkohol oder einem Betäubungsmittel zu lindern? So braucht es gar nicht mehr Worte?
Ich wollt ja ursprünglich ein bisschen Ursachen dafür im Refrain andeuten.

Dann eben, gefällt mir dein Vorschlag für den Refrain: "Es geht weiter, es gibt andere Handlungsmöglichkeit, als sich selber zu verletzten."

Das müsste ich jetzt aber wohl noch etwas deutlicher in den Text reinpacken können... Siehst du, ich möchte das Leben bejahen!

2. Ich habe eher das Gefühl, Du willst mehrere Auslegungen zulassen. Und das fände ich auch richtig so. Denn sich vorzustellen, die Karin brächte sich um, bedeutet letztlich, dem Thema zusätzliche Tiefe zu verleihen.

Es war nie meine Absicht, den Anschein zu erwecken, dass sie sich wirklich das Leben nehmen möchte, nur schon aus der Angst heraus, dass das jemand als "Befreiung" ansehen könnte, auch wenn es unter sich kaum vorstellbaren Umständen vielleicht sogar verständlich wäre? Hier möcht ich aber mein Vorstellungsvermögen ausbremsen und mich damit begnügen, es nicht wissen zu können....:confused:

Mein Gedanke dahinter aber war: Sie ist noch nicht so weit, sich befreien zu können :gruebel:, aber hat noch Hoffnung, weil es immer Hoffnung und Auswege gibt... sie braucht also neue Handlungsmuster um mit diesen überkommenden Gefühlen umzugehen, den Ursachen aus dem Weg zu gehen oder sich ihnen gar zu stellen...


Ich hoffe du verstehts meine Gedankengänge ein wenig und ich dank dir nochmals für die deinigen :), welche ich hoffe ebenfalls verstanden zu haben. Und verzeih mir die Länge meines Textes :eek:

lg
SoleLuna
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber SoleLuna,

Wie ich schon mehrmals schrieb, gefallen mir Deine Texte wegen Deinem Mut oder Deiner Lust zur Verkürzung: Gewöhnlich schreibst Du größere Zusammenhänge mit sehr wenigen Zeilen.
Wer diesen Mut zur Verdichtung hat, der tritt seine Gedanken nicht breit. Allein DAS schon gefällt mir und wie die Diskussionen hier öfters zeigen, auch anderen. :great:

Zur allwissenden Perspektive: Du siehst das Ganze in diesem Text aus einer göttlichen Perspektive. Du kennst das Innen- und Außenleben Deiner Protagonisten. Das verleitet natürlich öfters auch zu einer...hm... altersmilden Darstellung. Alle haben irgendwie Recht.

Ich habe mir angewöhnt, ein "ich" in die meisten Texte einzuführen. Es soll mich davor bewahren, den Kontakt zum Publikum zu verlieren. denn wo ein "ich" ist, muss es ja auch ein "Du" geben: das Publikum. Dieses Ich-Du-Spiel verlangt immer einen VERBINDLICHEN Tonfall: mal zärtlich, mal kühl, mal ironisch oder gar wütend. - sagen wir mal unter Freunde, dass ich im normalen Leben manchmal schroff und bestimmend sein kann und in der Kunst gern auch die netten und einfühlsamen Töne...ähm... übe...:D

Allerdings habe ich auch einige erfolgreiche Versuche mit einer "ER"-Perspektive. Und schon nahm ich mir DA auch etwas mehr Freiheit mit den anderen Textfiguren. macht ja auch Spaß, mal den alten Grandler raus hängen zu lassen.
Aber aus einer allwissenden Position heraus hab ich wohl noch nie geschrieben...:gruebel:... wird eigentlich mal Zeit... und schon bedanke ich mich bei Deiner Anregung...;)

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur allwissenden Perspektive
Na ja, vielleicht verbirgt sich dahinter einfach nur die Angst vor schlechten Kritiken über den Text und der Versuch diese mit allen Mitteln abzuwehren ;). Ich würd mir ja auch gar nicht so viele Gedanken über das
Innen- und Außenleben meiner Protagonisten
machen, täte ich ihn nicht hier reinstellen und ihn derart "auseinandernehmbar" machen.

Aber gerade das, bringt einen wohl weiter. Danke dir für die Anregungen über die Perspektiven, auch der Kontakt zum Publikum ist ein Thema. Das gibt mir Möglichkeiten bewusst mit einem Text zu "spielen". Ich denke aber, schlussendlich sind es die Gefühle, welche die Worte meines Textes bestimmen, zusammen mit der Musik, da stell ich das "Rationale" dann an die zweite Stelle, wenn es so etwas wie eine Wahl geben sollte.

Aber aus einer allwissenden Position heraus hab ich wohl noch nie geschrieben...... wird eigentlich mal Zeit... und schon bedanke ich mich bei Deiner Anregung...

Na da bin ich aber gespannt :)

lg
 
Lieber SoleLuna,



Zur allwissenden Perspektive
Na ja, vielleicht verbirgt sich dahinter einfach nur die Angst vor schlechten Kritiken über den Text und der Versuch diese mit allen Mitteln abzuwehren .

Seh ich absolut so!

Ich würd mir ja auch gar nicht so viele Gedanken über das Innen- und Außenleben meiner Protagonisten machen, täte ich ihn nicht hier reinstellen und ihn derart "auseinandernehmbar" machen.

Naja, da wären wir bei den verschieden Phasen des Schreibens. Über die Jahre beobachte ich bei mir folgendes Schema:

1. Idee (einfach Wahrnehmung eines Einfall, ohne gleich zu dichten)
2. Stoffsammlung (Sammeln von Bildern und Argumenten, die zum Einfall zu gehören scheinen)
3. Entwurf ( nun fange ich an zu schreiben und habe NATÜRLICH den Eindruck, alles wird gut!...:D)
4. Überarbeitung (Zwingt mir meistens der Rest des Teams auf... leider haben die die Kohle...:D)
5. Endgültiger Text ( da bedanke ich mich entweder beim Team für seine Geduld und Einfälle ...oder ich schreibe es mit dem x-ten Entwurf müde...:D)

Überarbeitung ist im Musikgeschäft, noch dazu, wenn man für Andere schreibt, im Grunde die Regel. Dass viele Köchen den Brei verderbe... scheint mir nicht unbedingt in jedem Zusammenhang richtig zu sein. Ich hasse alle Einwände gegen meine Entwürfe...;) aber meistens führen sie zu größerer Klarheit. Jedenfalls so nehme ICH den Produktionsprozess wahr. -
Und insofern ähnelt dieses Forum ein klein wenig diesem Produktionsprozess. Wobei Du zu den wenigen gehörst, die bereit sind, nach Kritik tatsächlich auch ändern ;) -
Bei den Schriftstellern hingegen scheinen Kriterien wie Innen- und Außenwelt allgemein anerkannt zu sein. Und auch die Einwände der Lektoren werden - von einer gemeinsamen Anspruchsbasis aus - lebhaft diskutiert. Öffentlich immer wieder recht anschaulich anlässlich des Bachmann-Wettbewerbes auf 3sat nachvollziehbar.

Ich denke aber, schlussendlich sind es die Gefühle, welche die Worte meines Textes bestimmen, zusammen mit der Musik, da stell ich das "Rationale" dann an die zweite Stelle, wenn es so etwas wie eine Wahl geben sollte.

Hier würde ich gern leidenschaftlich widersprechen. Aus meiner Sicht folgen die meisten Texte ZUNÄCHST der Ratio und werden erst im Laufe der Überarbeitung emotionaler. Nimm doch ein normales Gespräch. Über was redet man - wenn nicht über rational abgesicherte Zusammenhänge? Wer redet schon gern offen und tief schürfend über Gefühle? Warum also sollte DAS beim Texten anders sein? Zuerst fallen einem die Argumente ein. Und die sind immer rational gesteuert. Erst wenn man in Bildern denkt, bekommen die Gefühle mehr Freiheiten :D

Was könnte man, noch dazu als Mann, daraus schlussfolgern? Misstraue dem ersten Entwurf. Er ist meistens noch ein sich selbst bestätigendes, rationales Plädoyer ;)

Siehst Du das anders?

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Jongleur

Ich kann mich der Diskussion einfach nicht entziehen, zu spannend, was du gerade schreibst :). ich versuch die Fülle meiner Gedanken, die dabei entstanden sind verständlich zu ordnen.

Über die Jahre beobachte ich bei mir folgendes Schema:

Ich hab nicht EIN Schema, wie meine Texte entstehen, ich wünschte manchmal ich hätte eines.

Meist hab auch so zündende Momente, irgend ein Gefühl, das mich beschäftigt, eine Situation, Worte, die sich im Kopf festsetzen, mich irgendwie beschäftigen. Meist verfolgt mich das dann einfach im Alltag und irgendwann kommts raus. Ich kann mich da ziemlich reinsteigern, etwas tun, aber gedanklich weit weg sein. Das hat auch schon Tage gedauert! Ich weiss nicht warum ich mir das antue...?

Erst wenn der Text schon fast steht, setzt ich mich wirklich hin und reflektiere ihn, tausche Worte, stell mir vor, wie er auf Zuhörer wirken könnte. Ich hab mich in Geduld geübt, nicht zu früh mich hinzusetzen, dabei können Monate verstreichen.

Manchmal gelingt es mir aber auch ganz rasch, einen Text aus einem Gefühl, das mir irgendwo zufliegt zu notieren, zu einer Melodie, das sind dann meist einfache Texte, welche einfach starke Emotionen mit der Melodie bei mir auslösen. So ein Text entsteht dann innerhalb einer Stunde. Bleibt manchmal, wird manchmal noch etwas verändert.

Es kann aber auch zuerst die Musik stehen und nur so ungefähr eine Thematik... du siehst ich könnt hier ewig weiterschreiben.

Ich steh eigentlich ganz alleine da mit meinen Texten. Meinem Drummer sind die ziemlich egal.
Eigentlich liegt mir das, ich muss die Texte so singen können, dass ich dahinter stehen kann, sonst bin ich nicht authentisch. Ich könnt wohl nicht einen Text eines andern richtig authentisch rüberbringen :gruebel:
Ich mag es aber sehr, ab und an einen zu zeigen und Rückmeldungen zu erhalten. Ist das nicht die Motivation des Schreibens, Rückmeldungen zu erhalten?

Musst du den Texte zu vorgegebenen Themen verfassen oder kannst du eigene Texte quasi zum Verkauf anbieten?


Hier würde ich gern leidenschaftlich widersprechen. Aus meiner Sicht folgen die meisten Texte ZUNÄCHST der Ratio und werden erst im Laufe der Überarbeitung emotionaler.

Hm, was war zuerst, das Ei oder das Huhn? Aus dem Bauch heraus würd ich sagen meist ist es bei mir ein Gefühl, das ich mit Worten ausdrücken möchte, in eine kurze Geschichte oder nur ein Gedicht. Aber es gibt auch Worte, die mich faszinieren, die ein Gefühl auslösen, Begebenheiten, die ich beschreiben möchte, die wiederum Gefühle auslösen.

Nimm doch ein normales Gespräch. Über was redet man - wenn nicht über rational abgesicherte Zusammenhänge? Wer redet schon gern offen und tief schürfend über Gefühle?

Ich hoffe du möchtest nicht "Poesie" mit einem "normalen, ich sag mal etwas überspitzt mit einem belanglosem Gespräch" vergleichen? :eek:

Wie offen ich meine Gefühle in einem Gesprüch preisgebe, das hängt sehr stark vom Gesprächspartner und auch dem Gesprächsthema ab. Je näher mir jemand steht, desto offener kann ich mit ihm reden, weil ich weiss, dass er meine Gefühle nicht verletzt (oder zumindest nicht willentlich). Sobald man sich öffnet ist man ja auch verletzbar, wie wenn man einen Text herzeigt.

Ein sachliches Gespräch über z.B. Primzahlen unterscheidet sich von einem Erzählnis über etwas Erlebtes, was einer angeregt dem besten Freunden erzählen möchte.
Mich langweilen sachliche Diskussionen immer ziemlich schnell, wenn ich nicht irgendeinen emotionalen Bezug zu mir selber, meinem Leben herstellen kann.
Du siehst mich langweilen sachliche Diskussionen übers Texten und die Musik nicht ;-)

Ein lebhaftes, fruchtbares Gespräch besteht für mich doch aus ausgedrückten Emotionen wie auch aus rational verständlichen Worten. Wenn die Gefühle genau mit dem Gesagten übereinstimmen? So wie auch diese kleinen Gesichter hier einen Text lebhafter machen? :D


Warum sollte das beim Texten anders sein? Der Text sollte doch genau mit Gefühlen, der Melodie, der Musik übereinstimmen und das Lied berührt den Hörer? Und zwar umso mehr, je autentischer es vorgetragen wird? Ein schmerzverzerrtes Gesicht auf der Bühne, oder ein Strahlen übers ganze Gesicht, suchen die Zuschauer nicht die Emotionen?

Warum also sollte DAS beim Texten anders sein? Zuerst fallen einem die Argumente ein. Und die sind immer rational gesteuert. Erst wenn man in Bildern denkt, bekommen die Gefühle mehr Freiheiten

Ich denke es spielt keine Rolle, was zuerst kommt, Hauptsache am Schluss stimmt es überein ;-)?

So, es wird Zeit, lieber Jongleur.

Soleluna
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber SoleLuna,

SoleLuna schrieb:
Meist hab auch so zündende Momente, irgend ein Gefühl, das mich beschäftigt, eine Situation, Worte, die sich im Kopf festsetzen, mich irgendwie beschäftigen. Meist verfolgt mich das dann einfach im Alltag und irgendwann kommts raus. Ich kann mich da ziemlich reinsteigern, etwas tun, aber gedanklich weit weg sein. Das hat auch schon Tage gedauert! Ich weiss nicht warum ich mir das antue...?

Das sind meine Phasen eins und zwei. - Wir tun uns das an, um nicht voreilig zu sein. Der Physiker Heisenberg postulierte mal die "Unschärfentheorie", die ich so verstand: Bei Experimenten im Neuland sollten lieber "Unschärfen" zugelassen werden, statt voreilige, aber auch nachhaltige Fehlschlüsse zu ziehen.

Erst wenn der Text schon fast steht, setzt ich mich wirklich hin und reflektiere ihn, tausche Worte, stell mir vor, wie er auf Zuhörer wirken könnte. Ich hab mich in Geduld geübt, nicht zu früh mich hinzusetzen, dabei können Monate verstreichen.

Mache ich ähnlich (wenn es die Termine zulassen): Phase drei.

Manchmal gelingt es mir aber auch ganz rasch, einen Text aus einem Gefühl, das mir irgendwo zufliegt zu notieren, zu einer Melodie, das sind dann meist einfache Texte, welche einfach starke Emotionen mit der Melodie bei mir auslösen. So ein Text entsteht dann innerhalb einer Stunde. Bleibt manchmal, wird manchmal noch etwas verändert.

Ein hoher Seegang wirbelt das Wasser auf, Schwebestoffe trüben es. DIE nenne ich jetzt mal die Gedanken. Wenn ich in Tiefe tauche, lassen diese Wirbel nach. Hier wird es ruhiger. Hier liegen für MICH viele unentdeckte oder falsch verstandene Gefühle. Die sich von äußeren Stürmen nicht so schnell wegblasen lassen. Kurz: die tiefen Gefühle. Für mich gibt es keine tiefen Gedanken, sondern eher tiefe Gefühle, denen ich mich gedanklich annähern kann.

Ich mag es aber sehr, ab und an einen zu zeigen und Rückmeldungen zu erhalten. Ist das nicht die Motivation des Schreibens, Rückmeldungen zu erhalten?

Feedback ist nützlich. Aber mein Motiv ist eher, meinem Handeln nachträglich einen Sinn... oder besser eine Erklärung zu geben. Denn ich traue mir nicht zu, meinem handeln einen Sinn zuzubilligen. Aber ich kann schildern, wie es mir dabei geht. - Als Kind hielt ich mich in diesem Zustand für einen Spinner. Heute habe ich die Berufsbezeichnung Künstler und so lange mich die Realität nicht einholt, zehr ich davon.

Musst du den Texte zu vorgegebenen Themen verfassen oder kannst du eigene Texte quasi zum Verkauf anbieten?

Ich schreib ja auf Musik. Über die Themen entscheide ich 99% selber. Wer sollte mir DA auch ein praktikables Thema vorschlagen wollen und können? - Die Forderung lautet allgemein nur: Schreib einen geilen Text...! Und dann heißt es gelegentlich: ...das kannst Du noch besser!...:D
Ältere Kollegen erzählen, dass man früher recht gut Texte an Verlage verkaufen konnte. - Heute ist das pragmatischer geworden. Wenn Du im Geschäft bist, dann fragen die Komponisten schnell mal, ob Du noch was in der Schublade hast (hab ICH meistens nicht, weil ich kein Lyriker, sondern ein Texter bin, der fast nur auf Musik schreibt.) - Ich glaube, das A und O im Musikgeschäft ist heute die Fähigkeit, unter Stress schnell und brandaktuell arbeiten zu können.

Denn der beste Text muss erst mal seine Bewährungsprobe im Studio überleben. Oft klingt bei der Produktion der Text nicht mehr so leicht, wie er sich liest. dann sind Änderungen fällig!

Ich hoffe du möchtest nicht "Poesie" mit einem "normalen, ich sag mal etwas überspitzt mit einem belanglosem Gespräch" vergleichen?

Warum nicht? - Wenn man darauf achtet, sondern wir im Gespräch neben praktischen Infos häufig auch Weisheiten oder gar originelle Sprüche ab. Es wird ja auch nicht umsonst empfohlen, dem Volk aufs Maul zu schauen.

Die Texterei bietet im Unterschied zum Gespräch die Möglichkeit, das Originelle UNGESTÖRT weiter zu entwickeln. Und zu dieser konzentrierten Atmosphäre gehört für mich eben auch die Möglichkeit, UNGESTÖRT in die Tiefe tauchen zu können. - Ich glaube Kunst hat sehr viel mit Zeit, Platz und Hingabe - kurz: Konzentration - zu tun. Nur in diesem Sinne kannste Gespräche vergessen.

Der Text sollte doch genau mit Gefühlen, der Melodie, der Musik übereinstimmen und das Lied berührt den Hörer?

Hm.....:gruebel:.... Weißt Du, wie oft ich ein und der selben Musik die unterschiedlichsten Texte unterschiebe?! - Auf einen traurigen schreibe ich einen ironischen und dann einen philosophischen. jedes mal denk ich: Wow, das passt. Und dann gefällt es meinen Partnern nicht ...so ganz... und ich will ausbessern... und das geht nicht mehr so einfach... und dann schreib ich den nächsten. Nicht selten steht am Schluss ein Text, der allen (auch mir) gefällt und der nichts mehr mit meinen ersten Gefühlen zu tun hat.

Ich glaube nicht daran, dass eine bestimmte Musik adäquat formulierte Gefühle verlangt. letztlich kommt es auf die Tagesform der Autoren an.

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Jongleur

Scheinbar ähneln sich die Phasen der Entstehung eines Textes. Texten ist einfach das Ding an der Musik für das ich am meisten Zeit zur Verfügung habe, da ich jederzeit mich damit beschäftigen kann und auch Notizen machen kann. Für die Musik wahrlich, hätt ich gerne mehr Zeit, da hink ich meistens sehr hintendrein.


Feedback ist nützlich. Aber mein Motiv ist eher, meinem Handeln nachträglich einen Sinn... oder besser eine Erklärung zu geben. Denn ich traue mir nicht zu, meinem handeln einen Sinn zuzubilligen. Aber ich kann schildern, wie es mir dabei geht. - Als Kind hielt ich mich in diesem Zustand für einen Spinner. Heute habe ich die Berufsbezeichnung Künstler und so lange mich die Realität nicht einholt, zehr ich davon.

:gruebel: Naja, das Texten und die Musik sind bei mir bestimmt ein Mittel das Leben ein bisschen angenehmer bewältigen zu können. Aber ein paar anerkennende Worte zu erhalten, dass man sich mal wieder auf die Schulter klopfen kann, das motiviert doch schon auch sehr. Meinem Handeln, auch das von andern ständig Sinn zu geben oder zumindest zu versuchen und zu reflektieren, das ist so ein "Knacks" von mir, das fliesst dann halt schon auch stark in meine Texte. Das nervt mich oft selber an mir, gibt mir aber das Gefühl mein Leben zumindest teilweise selber im Griff zu haben ;-)
So fühl ich mich oft auch ein bisschen, als stünde ich neben allem und würde es einfach beobachten. Als Kind verwechselte ich tatsächlich oft die Realtität mit meiner Phantasie, da ich mich so stark in etwas reindenken konnte....
Vielleicht zum Glück geh ich doch noch einer Arbeit nach, wo ich aktiv etwas gestalten muss, so verlier ich den Bezug zur Realtität nicht so rasch. Hm, ja als Musiker würd ich mich auch gerne betiteln lassen...

Heute ist das pragmatischer geworden. Wenn Du im Geschäft bist, dann fragen die Komponisten schnell mal, ob Du noch was in der Schublade hast (hab ICH meistens nicht, weil ich kein Lyriker, sondern ein Texter bin, der fast nur auf Musik schreibt.) - Ich glaube, das A und O im Musikgeschäft ist heute die Fähigkeit, unter Stress schnell und brandaktuell arbeiten zu können.
Ich glaub das wär nichts für mich, unter Stress funktionier ich nicht mehr richtig. Klingt aber nach Fulltime-Job.

Die Texterei bietet im Unterschied zum Gespräch die Möglichkeit, das Originelle UNGESTÖRT weiter zu entwickeln. Und zu dieser konzentrierten Atmosphäre gehört für mich eben auch die Möglichkeit, UNGESTÖRT in die Tiefe tauchen zu können. - Ich glaube Kunst hat sehr viel mit Zeit, Platz und Hingabe - kurz: Konzentration - zu tun. Nur in diesem Sinne kannste Gespräche vergessen.

Oh, in mir hallen Gespräche, die ich gehabt habe oft noch nach, sogar so weit, dass ich sie selber noch etwas fortführe


Hm......... Weißt Du, wie oft ich ein und der selben Musik die unterschiedlichsten Texte unterschiebe?! - Auf einen traurigen schreibe ich einen ironischen und dann einen philosophischen. jedes mal denk ich: Wow, das passt. Und dann gefällt es meinen Partnern nicht ...so ganz... und ich will ausbessern... und das geht nicht mehr so einfach... und dann schreib ich den nächsten. Nicht selten steht am Schluss ein Text, der allen (auch mir) gefällt und der nichts mehr mit meinen ersten Gefühlen zu tun hat.

Hm, ich würd mal behaupten es gibt persönliche Lieder, die ich habe, da passt einfach nur ein Text, der mich zufriedenstellt, die sind mir dann auch besonders wichtig. Dann gibts andere, da ändere ich auch ständig. Aber erstere sind mir wichtiger. Ich denk, das wär was anderes, wenn ich für andere schreiben würde. Ist das anders bei den eigenen Liedern?

Ich glaube nicht daran, dass eine bestimmte Musik adäquat formulierte Gefühle verlangt. letztlich kommt es auf die Tagesform der Autoren an.

Du hast recht, es verlangt nicht, mir gehen diese lieder einfach näher auch als Zuhörer.

lg
 
Lieber SoleLuna,

Hm, ich würd mal behaupten es gibt persönliche Lieder, die ich habe, da passt einfach nur ein Text, der mich zufrieden stellt, die sind mir dann auch besonders wichtig. Dann gibts andere, da ändere ich auch ständig. Aber erstere sind mir wichtiger. Ich denk, das wär was anderes, wenn ich für andere schreiben würde.

Hm, ein Text der zufrieden stellt...auch das ist Tagesform. Ich habe für mich schon Lieder komponiert und getextet, zu denen hatte ich ein gespaltenes Verhältnis. Und dann gefiel eines zum Beispiel meinem Sohn so gut, dass es mit jeder seiner Erwähnung im meinem Ranking kletterte... manchmal bis zum absoluten Lieblingssong. Ohne meinen Sohn undenkbar!

Was ich damit sagen will: Gänsehaut ist in allererster Linie ein Ergebnis von neuronalen Explosionen. Soviel ist jedem klar.

ABER: diese neuronalen Eruptionen können auf ein und derselben Musik aus verschiedensten Gründen entstehen. beim ersten Text hat man endlich ein lang gehegtes Projekt realisiert, aber es kommt bei den anderen nicht an. Beim zweiten Text, sagt die Freundin: "hier schau mal - Gänsehaut", und plötzlich gefällt auch mir dieser Text - aber es kommt bei den anderen nicht an. Beim dritten Text reagieren fremde Testpersonen sehr positiv, ich aber bin eher müde und genervt... und dann wird dieser 3. Entwurf genommen und hat auch Erfolg... und schau an.... später kann ich mich überhaupt nicht mehr an die ersten beiden Entwürfe erinnern. DENN: in der Zwischenzeit habe ich mit der Erfolgsnummer so viele schöne Erlebnisse gehabt, dass nur noch der finale Text positiv in mir lebt.

Ich glaub das wär nichts für mich, unter Stress funktionier ich nicht mehr richtig. Klingt aber nach Fulltime-Job.

Sehr gut: ein Konkurrent weniger!:D

Deshalb habe ich oben so viel über die Psyche geschrieben. Ich weiß einfach bei einer Ablehnung, dass ich mein Pulver nicht verschossen habe. Obwohl ich manchmal auch eine Woche abtauchen muss, um meine Enttäuschung zu überwinden.

Übrigens: GANZ wichtig ist ist, wie Deine Partner Dir erklären, warum sie den vorliegenden Entwurf nicht akzeptieren können! - Leider ist so gut wie keiner von denen in der Lage, einen Text fachlich auseinander zu nehmen. Ein Kollege drückt das gern so aus: Sänger spielen Wörterlotto, wenn sie über Texte reden:D

Aber die Partner, egal ob Sänger, Musiker, Tonmeister oder A&R-Manager, brauchen großes Einfühlungsvermögen, damit der Frust nicht total das Textergehirn okkupiert. Deshalb frage ich HIER auch manchmal, ob meine Kritik Lust oder Frust auslöst. Wenn Frust, dann ziehe ich mihch sofort zurück.

Also, wenn (!) der Tonfall im Musikgeschäft nett oder gar konstruktiv bleibt, dann ist "Texter" sehr oft wirklich ein toller Job!

Lg
 
Lieber Jongleur

Endlich komm ich wieder zum Schreiben, musste viel drüber nachdenken. Muss schauen, dass ich mich etwas zurückhalte... ;)


Tagesform ist ein gutes Stichwort. Mal bin ich begeistert von einem meiner Texte, dann möcht ich ihn wieder verwerfen. An einem Tag berührt mich Kritik kaum, an andern nagt sie an mir als ständiger Begleiter. Oder ich stell mir sogar fiktive Kritik vor, die ich dann selber widerlege :eek: , wie krank das wohl ist??? :confused:

Aber ich sag mir dann jeweils, es gehe ja nicht um Leben und Tod... Und widme mich wieder anderem. Richtig abschalten kann ich fast nur mit Joggen, wenn mir mal wieder der Kopf zu explodieren droht...
Und schlussendlich muss mir mein Text gefallen und ich muss überzeugt von ihm sein und ihn begründen können, dann bin ich mit der Arbeit zufrieden.


ABER: diese neuronalen Eruptionen können auf ein und derselben Musik aus verschiedensten Gründen entstehen.

Na ja, man überlege sich, was für Songs einem selber Gänsehaut, ich mein so richtig, beschert haben. Oft hat es grad mit der eigenen Stimmung zu tun oder der Lebenslage. Im Jugendalter beschäftigten mich andere Themen und auch andere Lieder. Z.B erinnere ich mich bei Liebeskummer als 15 Jähriger mein Lateinheft mit einem Liedtext über Liebeskummer vollgeschrieben zu haben und den Song ständig im Kopfhörer laufen hatte.
Aber es gibt ja auch Zeilen, Gedichte, die sind einfach genial geschrieben, Wortspiele, mit Ueberraschenden Wendungen, die nicht viel tief emotionales an sich haben. Auch die sind sehr faszinierend.

Wahrnehmungen und Vorlieben sind sehr unterschiedlich. Wie objektiv ein Text wirklich begutachtet werden kann, weiss ich nicht, das Lernen vielleicht Sprachlehrer...
Jedenfalls kann man an ernstgemeintem Lob noch lange zehren :), man sollte sich doch vermehrt an dem orientieren... Ueber diese Zweifel liest man auch in vielen Biographien von Musikern.

Übrigens: GANZ wichtig ist ist, wie Deine Partner Dir erklären, warum sie den vorliegenden Entwurf nicht akzeptieren können!
- Leider ist so gut wie keiner von denen in der Lage, einen Text fachlich auseinander zu nehmen.
Ein Kollege drückt das gern so aus: Sänger spielen Wörterlotto, wenn sie über Texte reden

Kritiken geben in künstlerischen Bereichen find ich sehr schwierig aber manchmal auch sehr lustvoll. Da Kunst sehr subjektiv wahrgenommen wird. Es berührt, weil... Ich bin da immer etwas hin- und hergerissen. Ich möchte das Handwerk beherrschen, aber auch einfach mal aus dem Bauch etwas "unübliches" machen, weil es gefühlsmässig grad reinpasst, ohne es vielleicht erklären zu können oder mir die Freiheit nehmen müssen einfach zu dürfen.

Ich weiss nicht, inwieweit die grossen Texter der heutigen Zeit einer Text-Theorie folgen, z.B. ein Grönemeyer? Geschieht das nicht ausschliesslich aus dem Bauch?

Denn wichtig für den Leser oder Hörer ist nicht, was ich gemeint habe, sondern, was es bei ihm auslöst... Kritiken sagen also auch immer sehr viel über den Kritiker aus... :gruebel: Dieser Spruch hilft mir immer ein wenig, wenn ich Kritik fürchte... alles halb so schlimm, welche Kritik ich annehme und welche nicht entscheide ich immer noch selber.


Deshalb frage ich HIER auch manchmal, ob meine Kritik Lust oder Frust auslöst.
Wenn Frust, dann ziehe ich mihch sofort zurück.

Eigentlich ist es ja schon lobenswert, dass jemand überhaupt einen Text geschrieben hat. Wer tut das schon? Das sollte man doch nicht vergessen. Schwierig ist wohl im Forum, den Stand des Texters, sein Niveau zu erkennen. Einer der zum ersten Mal einen Text reinstellt und vielleicht 14 Jährig, da muss man wohl anders hinschauen, als bei einem alten Hasen, der wirklich Details erkennen möchte.

Also, wenn (!) der Tonfall im Musikgeschäft nett oder gar konstruktiv bleibt, dann ist "Texter" sehr oft wirklich ein toller Job!

Das glaub ich dir aufs Wort. Erst kürzlich hab ich über eine Studie gelesen, dass Künstler viel zufriedener im Leben stehen auch wenn sie oft in bescheidenen finanziellen Mitteln dastehen, weil sie einfach viel mehr das tun können, was sie lieben. Aber wohl auch in anderen "Arbeitsorten" mach das Arbeitsklima viel über Freude oder Leid am Arbeitsplatz aus?

Ehrlich gesagt hab ich vom Beruf "Texter" noch nie gehört :gruebel:, obs den gibt? Und wie läuft das denn, wenn du einen Text "verkaufst", bis du da auf ewig an den Einnahmen des Songs beteiligt? Nähm mich sehr wunder :gruebel: ?

Ich verbringe grad viel Zeit im Proberaum und würder gerne etwas weniger arbeiten und mehr Musik machen, aber das ist nicht so einfach. Immerhin hab ich meinen ersten Auftritt mit ganz eigenem Material hinter mir und die Bühne... das könnte zur Sucht werden :).

lg
Soleluna
 
Lieber Sole,

Liege gerade waagerecht in der Luft...

Wie immer stimmen wir ja im Grundton überein. Deshalb nur zwei Anmerkungen:

1. zum einen noch mal dazu, ob auf bestimmte Musiken nur EIN Text, oder von mir aus EIN Gefühl passt:

Als ich noch kein Wort Englisch verstand, hatte ich dennoch Bilder zu den Krachern meiner Kinder und -Jugendzeit. Tolle Filme teilweise. - Fast immer waren die GANZ anders als die Texte, die ich später übersetzte! - Diese Vielschichtigkeit einer Musik bestimmt meine Arbeit mehr, als man vermuten könnte.

2.
Ehrlich gesagt hab ich vom Beruf "Texter" noch nie gehört , obs den gibt? Und wie läuft das denn, wenn du einen Text "verkaufst", bis du da auf ewig an den Einnahmen des Songs beteiligt? Nähm mich sehr wunder ?

Also Werbetexter kann man in der Zwischenzeit wohl sogar studieren. Viele berühmte Schriftsteller kommen heute aus professionelle Schreibschulen. - Gut, für Musiktexter gibt es bisher wenig professionelle Ausbildungsmöglichkeiten. Aber das wird kommen. Auch ich arbeite dran...:)

Ich bin vom "Musiker" zum "Texter" geworden, nach dem so viele Interpreten Texte von mir wollten, dass ich mich davon ernähren konnte... und musste, weil für einen zweiten Job plötzlich gar keine Zeit mehr da war.

An einem Text partizipiere ich (bzw. meine Erben) bis 70 Jahre nach meinem Tod.

Lg
 
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