Nightmare

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Hier ein neuer Text für eine Sängerin der schwarzen Szene. Mit Mitteln des Mehrfachreimes. Obwohl es mir eigentlich nur Spaß machte, war ich am Ende überraschend angetriggert. Könnt ihr euch in den Text einfühlen?

Nightmare

1.

Sie hört des Nachbarn Pudel rennen
Wenn sie nicht grad im Rudel pennen
und anderswo die Raben schrein
Durch Wände wo sich Schaben reihn

2.
Unter den Türen spielen Licht
und Schatten ihr Vergiss mich nicht
Ein Herz das niemals lieben darf
wird in der Nacht mit Trieb bestraft

Br.
die Eule lacht
die Katze heult
ihr Köpfchen auf der
Matratze weint

Ref
Und unbemerkt im Winde erklingt
ihr Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

3.
Bis Mond vergeht, und Rabe schläft
verwirren Bilder, graben tief
Schusslöcher in die schwarze Burg
Wo schlaflos sie den Tag entsorgt

Die Eule lacht
die Katze heult
ihr Köpfchen auf
der Matratze weint

Und unbemerkt im Winde klingt
Ein Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

Und unbemerkt im Winde klingt
Ein Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust
 
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Schöne Bilder. Gefällt mir und ich kann mir die musikalische Umsetzung gut vorstellen.
Bei tierischen Versen bin ich sowieso gern dabei und der Text lässt einen wunderschön dunklen Film in meinem Kopf laufen.
 
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Herzlichen Dank, liebe Schüttelreimmuse. Freue mich sehr über deine Zustimmung! :)
 
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Das ist dir gut gelungen, ein tiefgehender Albtraum der wegen des fehlenden Schlachtens harmlos scheint, aber das sind die erschütterndsten.

Und unbemerkt im Winde klingt
Ein Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

das schüttelt schon ziemlich genial.
 
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Ich mag den Refrain äußerst gern. Die Strophen (er-)greifen mich nicht direkt, weil sie eher etwas wabern, aber dadurch entsteht ein guter Spannungsbogen für mich, der dieses Grundgefühl von unterschwelligem Unwohlsein auslöst.

Ich tu mich etwas schwer mit der Bridge, und stolpere dort über „Köpfchen“ - sowohl vom Metrum her (zumindest in meiner Welt), als auch inhaltlich. Warum die Verniedlichung? Das wertet für mich die dramatische Ernsthaftigkeit des Gesamten irgendwie ab zur zu belächelnden Spinnerei. „Kopf“ fände ich besser.

Und jetzt muss ich mich noch outen: Ich mag den Rüttelscheim-Schüttelreim am Anfang nicht. Also doch, ich mag ihn wohl, und ich habe viel Spaß mit diesem Thema im Moment hier, aber hier wirkt er für mich fremd. Ich dachte erst, dass es daran liegt, dass diese Stilmittel für mich gerade eher spaßbesetzt ist, und deshalb so fremd in diesem Text scheint (was dann weniger mit dem Text als mit dem Kontext „Forum“ zu tun hätte), aber tatsächlich glaube ich, stört mich einfach das Wort „pennen“, weil es so umgangssprachlich dahergestolpert kommt und so sofort eine Flapsigkeit installieren möchte, die der Text (zum Glück) gar nicht hat.

Zum Schluss, aber eigentlich am Anfang, frage ich mich noch, warum das Lied einen englischen Titel hat (ich hatte mich schon auf einen englischen Text von Dir gefreut, als ich den Thread sah...). ;) Gibt’s dafür einen Grund?

Funfact btw:
„Nightmare“ hieß das zweite Lied, das ich je im Leben mit einer Band geschrieben habe. Das wär so Kategorie „alle drei Akkorde, die wir kannten, im Song verbaut“. Und ich hab auf dem Bass das Hauptriff, das eigentlich eine Folge von diesen drei Akkorden war, in doppelter Geschwindigkeit als Lauf gespielt - weil ich’s nicht gerafft hab. Aber wir hatten T-Shirts und Aufkleber und einen Fan, der auch noch weiblich war. Diese Erinnerung hat der Songtitel jedenfalls gerade ausgekramt. Sehr schön!
 
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@FerdinandK, auch dir herzlichen Dank. Vor allem für deine Wertschätzung meines Refrains.

Ich suche, solange ich schreibe, nach den Quellen der Poesie. Lange dachte ich, es wäre vor allem (nur) das inhaltlich Ungefähre, was unsere Phantasie so anzieht - in Zeiten nüchterner Bilanzen.

Dann geriet der Schüttelreim (wiedermal) in meinen Fokus. Der war für mich bis dahin nicht mehr als kreuzworträtselhafte Blödelei. Allerdings hatte mich in der Zwischenzeit der Hiphop bereits sensibel für Mehrfachreime gemacht. Doch Mehrfachreime sind noch keine Schüttelreime. Es ist schon seltsam, wie stark ein sauberer Schüttelreim in meiner Psyche nachhallt! So geheimnisvoll wie der Ruf des Kuckucks, der scheinbar stets identisch klingt...

Und ich muss noch einen Sänger erwähnen, mit dem ich seit Jahren arbeite. Seine hohe, soulige Stimme hat starken Wiedererkennungswert. Ähnlich der von Michael Jackson. Leider primte mich diese Stimme zu einseitig. Meine Texte landeten immer wieder und leicht erkennbar im Sanften, Gefühligen. Plötzlich sah ich Parrallelen zum Schuttelreim: Klingt scheinbar identisch - und isses eben doch nicht! Und nun probiere ich mich für ihn an Texten, die immer wieder mittels gelegentlicher Schüttelreime klare Inhalte in ungefähre Inhalte verwandeln.

Und damit komme ich wieder zurück zur Poesie. Nichts, was gleich klingt, ist wirklich gleich. Unser auf die Wahrnehmung von Kontrasten geeichte Psyche reagiert automatisch feinsinniger, wenn man sie mit Schüttelreimen verwirrt. Ungefährer Gleichklang erzielt Verwirrung. Verwirrung erzielt poetische Wirkung.

Ich weiß nicht, wie tief und weit mich der Schüttelreim noch zieht, aber seit einigen Wochen hat er mich im Griff. ;-)

Lieber @Slidemaster Dee , deine Kritik gibt erstaunlich identisch meine Schreibprozess wieder! ;-)

Vor allem tausche ich laufend "Köpfchen" und "Kopf". Einmal wegen der stolpernden Metrik. Die aber nur beim Lesen stört - dem Komponisten kann sie eine sehr willkommene Abwechslung bieten. Aber in der Zwischenzeit changiert meine Wahrnehmung an dieser Stelle zwischen Katze und Frau - und mein bescheuertes Gefühl will, dass in beiden Fällen ihr "Köpfchen" auf dem Kissen liegt. ;-)

Wie du vielleicht ahnst, war der Schüttelreim über den Pudel chronologisch mein Schreibbeginn. Gerade diese "Flapsigkeit" gefiel mir so gut, dass ich zum Weiterschreiben animiert wurde. Dann nahm die Geschichte einen ungeplanten Verlauf und kulminierte in einem romantischen Refrain. So spiegelt der Text nun den lebhaften Verlauf einer schlaflosen Nacht - und wahrscheinlich muss ich ihn liegen lassen, um später rauszukriegen, was mich vorrangig an ihm reizt!

"Nightmare" bezieht sich eigentlich auf meine Stimmung, die mir in der Schreibnacht den Schlaf raubte. Aber ich finde den Titel auch sonst angenehm zweideutig. ;-)

lg
 
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Hier ein neuer Text für eine Sängerin der schwarzen Szene. Mit Mitteln des Mehrfachreimes. Obwohl es mir eigentlich nur Spaß machte, war ich am Ende überraschend angetriggert. Könnt ihr euch in den Text einfühlen?

Nightmare

1.

Sie hört des Nachbarn Pudel rennen
Wenn sie nicht grad im Rudel pennen
und anderswo die Raben schrein
Durch Wände wo sich Schaben reihn

2.
Unter den Türen spielen Licht
und Schatten ihr Vergiss mich nicht
Ein Herz das niemals lieben darf
wird in der Nacht mit Trieb bestraft

Br.
die Eule lacht
die Katze heult
ihr Köpfchen auf der
Matratze weint

Ref
Und unbemerkt im Winde erklingt
ihr Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

3.
Bis Mond vergeht, und Rabe schläft
verwirren Bilder, graben tief
Schusslöcher in die schwarze Burg
Wo schlaflos sie den Tag entsorgt

Die Eule lacht
die Katze heult
ihr Köpfchen auf
der Matratze weint

Und unbemerkt im Winde klingt
Ein Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

Und unbemerkt im Winde klingt
Ein Liedchen das von Sünde singt
von Einsamkeit und böser Lust
und streichelt die entblößte Brust

Klasse Text. Wer hier lebt leidet, wer tot ist nicht mehr. Sex verkörpert nur die wahre Sünde sich den Tod herbei zu sehnen. Gut geschrieben. Danke @Jongleur .

Da Verse 1 Tim Burton-Filmen Charakteristik hat kommt mir der Rest auch so vor. Das mit der Eule, Katze und Köpfchen, scheint etwas eigenes zu sein, oder? Eule > Weisheit. Katze > Anmut ? Egal, warum nicht? ...

die Eule lacht
die Katze schnurrt?
Ihr Köpfchen auf der
Matraze weint

... ist es wichtig das die Katze heult? Sie ignoriert und ziert sich doch nur :) ... oder ist es wegen dem Flow?
 
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herzlichen Dank, @Ikone, für dein positives Feedback.

Ikone schrieb:
ist es wichtig das die Katze heult?

Der Dichter tat 's des Klanges wegen heulen/weinen

Wer das nächtelange Jaulen und Heulen einer rolligen Katze kennt, der weiß ungefähr, was ich meine. ;-)
 
Wer das nächtelange Jaulen und Heulen einer rolligen Katze kennt, der weiß ungefähr, was ich meine. ;-)

Ja das ist/war furchtbar. Aber meine Katze ist cool. Außer sie will raus. Und wehe, ich versuch' sie in der Kälte nach draussen zu drängen. Wir stehen immer so 2-3 min vor geöffneter Tür und schauen hinaus und warten auf das es ihr irgendwie gefällt ... :)
 
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Ja, lieber @Ikone , obwohl ich etwas mehr Erfahrungen mit Hunden habe, würde ich behaupten, katzen hätten viel mehr Erfolg als AutorInnen.:)
 

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