Notation auf Tablets

  • Ersteller Derjayger
  • Erstellt am
Derjayger
Derjayger
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
04.04.22
Registriert
16.09.06
Beiträge
281
Kekse
1.364
Hi,

ich möchte euch hier zeigen, wie man auf einem Grafiktablet in Photoshop notieren kann. Seit etwa drei Jahren arbeite ich damit.

Hier das (natürlich austauschbare) Equipment:
- HP TM2 Convertible Tablet
- Photoshop CS3
Ich finde ein Convertible Tablet sehr wichtig, denn ohne Tastatur fallen Hotkeys weg, was den Workflow verlangsamt. Überhaupt kann der Workflow extrem gut sein. Kennt man Hotkeys auswendig, geht alles wahnsinnig schnell und bequem.



Die Grundlagen:

Ich beziehe mich auf Photoshop, weil ich mich damit am besten auskenne. Grundlagen davon werde ich allerdings nicht besprechen, das könnt ihr in der Anleitung nachlesen.

Zunächst solltet ihr einmalig Pinsel bzw. Brushes anfertigen. Erstellt euch eine neue Palette mit Pinseln für's Notenschreiben.
- Notenlinienpinsel: 1 Pixel dünne Linien im gleichen Abstand ziehen.
- Schreibpinsel: Er sollte nicht rund sein, sondern irgendwie eierförmig (ist eigentlich nicht so wichtig wie genau) und nach oben zeigen. Ich verwende einen verkleinerten "Oil Small Tip".
- (Phrasierungs-)bogenpinsel: Dreht den Schreibpinsel um 90°. Legt ihn neben den Schreibpinsel, um den "Next Brush"-Hotkey verwenden und schnell umschalten zu können.
Hier meine Palette (ohne Bogenpinsel und einigen Extras):
brushes.png


Nun zum Schreiben:

1: Neues Dokument erstellen. Zum Format: Für Notizen und Konzeption gilt: je größer, desto besser (aber auch hardwarehungriger). Ich nehme 1500x1500 bei 150 dpi und vergrößere es im Nachhinein, wenn es nötig ist. Für Partiturdruck muss man unbedingt das Endformat einstellen (z.B. A4), sonst bekommt man später Probleme mit Copy/Paste bei Stimmauszügen (siehe "2. für Partituren").

2: Eine Ebene für Notenlinen erstellen (immer eingeblendet).

3: Eine Ebene pro Notenseite erstellen (nur die gerade aktive Seite eingeblendet).

ggf. 4: Weitere Ebenen für Notizen erstellen (wenn gebraucht eingeblendet).

Das war's eigentlich schon. Ihr könnt direkt loslegen. Hier noch Kleinigkeiten:

- Je nach Tablet wird euch evtl. auffallen, dass ihr ein wenig versetzt zur Stiftspitze malt. Das hat technische Gründe und man gewöhnt sich daran. Der Vorteil davon ist, dass man seinen Handballen auf den Bildschirm legen kann, ohne dass es Probleme gibt.
- Die Druckempfindlichkeit des Stiftes finde ich auch nach langen Einstellungsversuchen des Brushverhaltens überflüssig und habe sie irgendwann ausgeschaltet.

Soweit die Grundlagen.



Drei Einsatzbereiche:


1. Für schnelle Notizen

gehörbildung castor.png
(Aus dem Gehörbildungsunterricht.)

Es hat m.E. ausschließlich Vorteile gegenüber dem Papier und Notensatzprogrammen:
- vs. Papier: Es gibt kein Geschmiere, das Radieren geht viel schneller, man kann dank der unterschiedlichen Ebenen problemlos alles mit (farbigen) Notizen vollmalen und es im nächsten Moment ausblenden oder löschen.
- vs. Notensatzprogramme: Es geht schneller und man kann viel besser Notizen einfügen (Noten einkreisen etc.)

Ich empfehle den Laptop-Modus (also nicht den Tablet-Modus), dann hat man schnelleren Workflow dank Hotkeys.



2. Für Partituren

esb6 - prüf.jpg
(Hier noch mit einem alten Pinsel und Druckempfindlichkeit. Man beachte die schwere Lesbarkeit durch die dünnen Linien.)


1 partitur screen.png
(Mit dem Oil Tip-Pinsel. Das ist mit einem herkömmlichen Notensatzprogramm quasi unmöglich.)

Hier muss man klar unterscheiden, was man für Parituren anfertigen möchte. Sind es konventionelle Partituren, ist man mit einem Notensatzprogramm besser beraten. Änderungen und Stimmauszüge gehen dann deutlich schneller. Für Notizen hat man dann für gewöhnlich ein Konzeptionspapier (s.u.) oder vollgemalte Screenshots des Notensatzprogramms. Für unkonventionelle Partituren ist man hier bestens aufgehoben.

Stimmauszüge erstellt man durch Copy/Paste. Leider muss man meistens Taktstriche (die sonst über mehrere Systeme/Instrumente gehen) wegradieren und Dinge wie Tempobezeichnungen (die nicht bei jedem System dabeistehen) erneut hineintun. Hat man von Beginn an das gleiche Format, geht zeilenweises Copy/Paste sehr gut. Sonst muss man chirurgisch herumdoktorn, um Zeilen zu trennen und verbinden. War die Dirigierpartitur klingend notiert, muss man die Stimmen transponieren. Einfaches Notenschieben funktioniert leider selten, weil Hälse umgedreht und Hilfslinien verändert werden müssen. Also muss man bei transp. Instrumenten alles neu schreiben. Dann lieber Sibelius oder Finale.

Hier empfehle ich den Tabletmodus auf einem Notenständer. Das ist am bequemsten. Sonst bekommt man irgendwann Rücken- oder Nackenschmerzen.



3. Für Konzeption

bitonalität testplatz.jpg

1.png

Bei Konzeptpapieren heißt es Leben oder Tod in Sachen Überblick und Darstellungsmöglichkeiten. Hier liegt m.E. die größte Stärke des Tablets. Man kann kurze Notenschnippsel einbauen, verschiedene Ebenen verwenden (z.B. eine für rhythmische- und eine für Klangangelegenheiten) und alles ein- und ausblenden wie es gerade erforderlich ist.



Das waren die Grundlagen. Auf Fragen antworte ich gerne.
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
J
  • Gelöscht von HaraldS
  • Grund: Spam

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben