Notationsbeispiel aus Capella

MVS
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Hallo verehrte Notensatzkundige.

Ich bin auf diesem Gebiet absolut unterwandert ... ich meine unbewandert. Ich wandere überhaupt nur ungern.

Wie dem auch sei, ich habe früher Klavierstücke am Fließband produziert, und immer gleich in Capella eingetippt. Da ich aber keinen blassen Schimmer von Notensatz habe, habe ich mir gedacht, ich zeig euch hier ein paar Beispiele.

Expertenrat und -kommentare sind gern willkommen, insbesondere was Satzfehler betriftt. Ich schreibe normalerweise so, dass der Satz grafisch gut lesbar ist.

Hier das erste Stück "The Bell". Ich habe es in 2 pdf-Dateien gesplittet, weil mein pdf Konverter bei großen Dateien abstürzt und irgendwo ein Memory Leak hat (frißt bei 7 Seiten gern mal 150 MB und kommt doch nicht zu einem Ende).

Diesen Thread könnten wir auch benutzen, um Notensatz-Screenshots aus Capella zu posten, für die, die wissen wollen, wie Notensatz in Capella aussieht. Falls das jemand wissen will ;-)

The Bell, Part 1
The Bell, Part 2

Was mich interessiert ist vor allem, ob der Notensatz "korrekt" ist. Und wenn das wer spielen kann, würde ich mich über eine Aufnahme auch freuen ;-)
 
Eigenschaft
 
Hallo,

Ich unterscheide hier mal in "Schönheitsfehler", also was grundsätzlich inhaltlich verständlich, aber schlecht lesbar ist, und "Notationsfehler", die gegen Standards des Notensatzes verstossen.

Schönheitsfehler:
- Alle Taktzahlen: sind für meinen Geschmack zu klein, außerdem überdecken ihre Umkreisungen teilweise die Notenschlüssel. Du solltest den Abstand erhöhen.
- Die Akkoladen(=Zeilen-)abstände sind so gewählt, daß sie die Seiten nicht ausfüllen, unten bleibt ein zu großer Rand, auffällig z.B. auf Seite 5
- Generell: der Leerraum vor der ersten Note jeder Zeile ist zu groß
- Takt 1: Die Notenschlüssel sind zu klein
- Takt 58, 66, 70 usw.: die halbe Pause steht zu tief


Notationsfehler:
- Generell: an jedem Zeilenanfang steht die Taktartangabe - das ist viel zu häufig. Die Taktartangabe sollte nur in Takt 1 stehen.
- Takt 1: ein Wiederholungszeichen muß nach Taktart und Vorzeichen stehen, nicht links vom Schlüssel
- Takt 1-10 und entsprechende Parallelstellen, 2.Stimme der rechte Hand, jeweils die 4. und 5.Note: zwei punktierte Achtelnoten nacheinander sind den Notationskonventionen gemäß falsch. Stattdessen mußt du eine punktierte Achtel+eine Sechzehntel auf Schlag 3 schreiben und auf Schlag 4 zwei Achtelnoten. Die letzte Sechzehntel von Schlag 3 und die erste Achtel von Schlag 4 verbindest du dann mit einem Haltebogen. Sinn und Zweck ist, daß man die Grenzen der Viertelnoten optisch schnell erfassen kann.
- Takt 25: hier beginnt die Klammer 1, aber dann muß in den folgenden Zeilen die Klammer über dem Notensystem fortgeführt werden.
- Generell auf der ganzen Seite 3: die Viertelgrenzen müssen auch hier erkennbar sein, d.h. zwei punktierte Achtelnoten nacheinander sind nicht möglich.
- Takt 72: falsche Verwendung von Achtelnoten. Achtelnoten dürfen nicht über Viertelgrenzen hinweggehen.

Kompositionstechnisch grundsätzliches: bedeuten dir Dynamik und Pedalgebrauch nichts? Mach dir doch mal Gedanken, ob du dem Spieler nicht eine Vorstellung geben solltest, wie du darüber denkst. Wie soll man sonst Takt 35 ohne Pedal spielen?
Noch wichtiger: wie stellst du dir vor, soll der Spieler blättern? Wenn du ein spielbares Stück komponieren willst, mußt du dieses Problem irgendwie bedenken.

Harald
 
Supi. Endlich sachdienliche Hinweise. Danke für deine ausführliche Begutachtung. Da sieht man mal wieder was rauskommt, wenn ein Ignorant Noten setzt :rolleyes:

Bei deinen Schönheitsfehleranmerkungen stimme ich voll zu, außer mit dem Notenschlüssel. Das verstehe ich nicht wirklich.

Taktangaben - das hätte ich wissen müssen. Ich weiß es ja eigentlich auch. Warum hab ich's dann nicht gemacht? Dummdummdumm.

Wiederholungszeichen - stimmt, ist eigentlich logisch. Schaut aber irgendwie grauslig aus.

Notenverteilung auf Vierteln - ja eigentlich auch logisch. *beißt sich gerade in den Finger*

Takt 25, Voltenklammer - wirklich? Über alle Zeilen bis zum Ende durchziehen? Abgesehen davon, dass das in Capella völlig unmöglich ist, ist das doch unsinnig, wenn die Klammer erst ein paar Seiten weiter enden würde. Da wäre dann über jedem System ein Strich, und keiner weiß mehr, wo der herkommt. (?????) Ich glaube es wäre lesbarer, wenn man den Strich kurz macht, aber die Klammer dafür dann auch wieder dort schließend einzeichnet, wo sie aufhört, mit Ziffer.

Also da hab ich ja noch was zu lernen. Hast du eine Ressource für Notensatzregeln? Buch/Internet?

Kompositorisches:

Dynamik? Was ist das? Ich fürchte, das Stück hat so etwas gar nicht. Zumindest habe ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht.

Pedal? Naja, wenn ich eine ganze Note irgendwo sehe, drück ich schon fast automatisch das Pedal durch. In dem bisschen, was ich an Verlagsnoten habe, die neueren Datums sind (eigentlich nur Auszüge aus dem Tanz der Vampire und anderen Musicals) finde ich keine Pedalangaben für diesen Fall. Allerdings bin ich auch kein Pianist, und von daher habe ich vom Pedal leider keine Ahnung :rolleyes:

Blättern? Nein, blättern soll er gar nicht. Schließlich ist das Stück ja nicht so kompliziert, dass man es nicht auswendig spielen könnte. Aber ich verstehe natürlich den Einwand: an welcher Stelle beende ich die Seite, damit der Spieler mit einer Hand genügend Zeit hat, umzublättern.

Gut, nochmals danke für deine hilfreichen Anmerkungen. Das bestärkt mich in meiner Annahme, dass ich vom Notensatz keinen blassen Schimmer habe ;) aber naja, vielleicht lern ich's ja noch.

mfg
 

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