Also dann ist die AB Anordnung für live besser geeignet.
Warum sollte jetzt AB besser für live geeignet sein? Wenn es um Radio-Übertragung geht, dann spielt Monokompatibilität eine sehr große Rolle! Viele Radiogeräte sind nämlich mono oder werden auf mono geschalten um rauschen zu unterdrücken. XY wäre naheliegend, hat aber den Nachteil dass der Aufnahmebereich sehr groß ist und dein Orchester sehr schmal abgebildet wird. Wählst du den Mikrofonwinkel größer, wird der Aufnahmebereich kleiner und die dementsprechend Abbildung breiter. Leider nimmst du dann eine Menge Raum mit auf, da die Mikros nicht auf das Orchester gerichtet sind. Auch benötigst du hochwertige Mikrofone die auch bei seitlicher Besprechung nicht verfärbt klingen. Als Kompromiss würde ich daher ein ORTF-Mikrofonsystem aufstellen.
Orchester ist halt nochmal ne heiklere Nummer. Du musst schauen dass du das Ensemble im ganzen abbildest ohne dass bestimmte Instrumente zu präsent klingen. Im Idealfall hast du ein sehr hohes Mikrofonstativ und kannst von schräg oben mikrofonieren. Das erfordert natürlich auch sehr hohe Räume. Das Mikro darf natürlich auch nicht an der Decke kleben.
Dann noch einzelne Instrumente stützen. Streicherstützen stellt man auch ziemlich hoch auf um den Gesamtklang der Section zu haben und man nicht einzelne Geigen heraushören kann. Bei der Verwendung von Stützmikrofonen muss unbedingt die Laufzeitdifferenz zwischen Stütze und Hauptmikrofon ausgegelichen werden! Dabei kann die Stütze zeitlich ruhig etwas hinter dem Hauptmikrofon liegen. Im Professionellen Bereich sieht man oft das schon erwähnte Decca Tree verfahren.
Dazu kommt noch das einzelne es nicht verstehen, wie man mit Mikrofon spielen muss/soll ( zu laut, mit zu viel Kraft).
Das ist doch Quatsch. Die Mikrofonierung sollte nie die Performance der Musiker einschränken. Wenn jemand laut spielt und man eine Übersteuerung bekommt, dann hat man entweder das falsche Mikrofon gestellt, falsch gepegelt oder hätte ein Pad vorschalten müssen.
Da sind wir schon bei einem riesigen Problem bei der Orchesteraufnahme. Der Dynamikumfang (also der Lautstärkeunterschied zwischen leisen und lauten Passagen) ist sehr hoch. Hinzu kommt der hohe Mikrofonabstand. Da braucht man gutes, rauscharmes, hochauflösendes Equipment. Also vor allem gute Mikrofone, gute Vorverstärker. Von guter Raumakustik mal ganz zu schweigen.