Hi,
ich bin ein großer Fan der Rockinger-Sachen und hab auch für Freunde schon welche zusammengebaut. Irgendwann hatte mich dann der Wunsch nach etwas "Vintage-Vibe" gepackt. Auf Variabilität habe ich aber ebenfalls schon immer Wert gelegt. Meine eigene sieht so aus:
Erle 2-Tone SB, Maple/RW-Neck, Goldhardware, 22 Bünde, Gotoh Magnum Lock Kluson-Kopien, Tusq Sattel, Rockinger Trem mit Stahlblock, Rockinger Tremolo-Schrauben mit Kerbe, Dimarzio Heavy Blues 2 Bridge, VirtuAL 2.1 Middle, VV Blues Neck. Schaltung: Master Vol. + Tone, 1 Dreiweg-Toggleswitch für Bridge / Neck, Fender Tele 4-Wegschalter, mit dem ich den MittelPU zum Toggle zuschalten kann, und zwar so: Nur Toggleswitch/Mittel und Toggleausgang parallel/nur MittelPU/Mittel und Toggleausgang in Reihe.
Zu diesem Resultat bin ich nach jahrelangem Herumprobieren gekommen, bei einer Ausgangsposition, die Deiner ganz ähnlich zu sein scheint.
Ich komme selber auch aus dem Hardrocklager und hatte vorher nur HH- oder HSS-Gitarren. Dann sollte es unbedingt eine lupenreine Strat im 50s-Look sein, aber mit ein paar modernen Verbesserungen wie 22 Bünden und Locking Tuner. Leider musste ich dann feststellen, dass ich mit bestimmten Eigenheiten doch auch nach Jahren nicht zurecht kam. Der Mapleneck z.B. ist wirklich so eine Sache - sieht geil aus, und ich mag einige Musiker sehr, die damit tolle Sounds produzier(t)en (Gilmour, Malmsteen, Clapton, Hendrix...). Der Haken war nur, dass das alles zusammen einfach zu viel für mich war. Die explosive Dynamik und das doch mehr zu erkämpfende Sustain bei Soli, das Brummen, der schwache Output, durch den ich meinen Amp völlig anders einstellen musste... Bei mir klang es immer ein bisschen hölzern, wenn ich das Ding spielte

. Mit einem Eschenbody wird das meist noch extremer.
Den Mapleneck habe ich irgendwann durch einen RW-Neck ersetzt, was die Gitarre längst nicht mehr so ungnädig reagieren ließ. Sie bekam rundere Mitten, mindestens subjektiv längeres Sutsain und eine etwas weichere Ansprache - viel besser für mich! Ich könnte mir vorstellen, dass Du mit Mapleneck und auch noch einem Eschenbody ganz schön kämpfen wirst. Probier das mal an fertigen Strats aus und achte auf diesen Unterschied, vielleicht liegt es Dir ja auch besser als mir. Meine klang jedenfalls auch mit dem neuen Hals (auch Rockinger) noch voll nach Strat, war aber nicht mehr so störrisch. Ein Experiment mit einem anderen Body (auch Rockinger, auch Erle) scheiterte leider - war sehr leicht, wunderschön in Candy Apple Red, aber der Sound war total anders, hatte einfach keine Eier mehr. Deshalb der Bastard aus Two-Tone-Sunburst (50s) und RW-Neck (60s).
Schließlich noch zu den PUs: Was mich beim Betrieb in der Band auch nach dem Umbau immer wieder nervte, war der krasse Soundunterschied zu meinen Humbuckerstrats und der Paula. Sie klang einfach zu scharf. Andererseits wollte ich auch nicht die x-te Powerstrat (damit war ich ja schon versorgt) und würde auch Dir eher davon abraten, wenn Dich der Strat-Virus getroffen hat. Denn der wirklich andere Sound ist natürlich schon sehr reizvoll. Das Brummen macht dem zerrverliebten und HB-verwöhnten Rocker aber echt zu schaffen, damit umzugehen muss man erst mal lernen. Echte Strat-Jünger haben oft den kleinen Finger schneller am Volumepoti als ein Noisegate schließen könnte... Die Idee mit dem EMGs weist schon in die Richtung, aber die klingen für meine Ohren schon sehr viel anders als eine echte Strat. Außerdem gibt es ausgezeichnete Brummunterdrücker, die besser klingen und keine Batterie brauchen. Neben Kinman (nicht gerade billig) haben da für mich die neueren Dimarzios (Virtual Vintage und Area-Serie) die Nase ganz weit vorne, und die sind sogar relativ günstig.
Zunächst bin ich also ins andere Extrem verfallen und hab mir einen Dimarzio Virtual Vintage Solo eingebaut. Der war aber so mittig und nölig, dass es eigentlich nach gar nichts bestimmtem mehr klang, halt auch nicht nach Strat. Gerade verzerrte Rhythmus-Sounds waren irgendwie scharf und verwaschen zugleich, wenn auch Soli dem Namen entsprechend gut rüberkamen. Auch die Bässe waren schmal, eigentlich gabs nur Mitrten. Brauchte ich doch einen HB? Weil ich nicht fräsen wollte, folgte das Experiment mit einem JB jr. am Steg, aber da stellte ich fest, dass das die Strat-Idee doch zu sehr verwässerte und irgendwie etwas gewöhnlich klang. Am Hals hatte ich inzwischen einen Dimarzio Heavy Blues 2 eingebaut, weil ich zu große Lautstärkeunterschiede der PUs in einer Gitarre nicht so mag. Der war aber doch arg wuchtig und ein bisschen zu weich. Als ich den jedoch an den Steg versetzte, rastete der Sound irgendwie ein. Jetzt waren auch genügend Bässe da, die Höhen strattypischer und direkt genug für Crunchsounds, aber nicht zu beißend, einfach eine Art Monster-Stratsound. Der Output annähernd wie ein PAF, und beim Wechseln der Gitarren waren ohne Nachregeln die gewünschten Unterschiede da, ohne dass der Sound total aus den Fugen geriet. In der Mittelposition ist ein eher Vintage-orientierter Virtual Vintage, der auch tolle Zwischenpositionssounds möglich macht, und der Blues am Hals ist schön fett und singt bei Soli, ohne zu mittig oder verhangen zu klingen. Aber da werde ich noch demnächst mal den Area 61 ausprobieren, der etwas mehr Glitzern hat, aber praktisch genauso viel Output. Andererseits hat der Blues sowas leicht knochiges, was auch ganz reizvoll ist und ein bisschen an den typischen Mapleneck-Sound erinnert...
Zum Schluss noch zwei Tipps: Die Reihenschaltung eignet sich ganz gut für fette Soli, gerade Hals + Mitte klingt das schon fast nach Slash. Rhythmus wird dann aber schon ein bisschen verwaschen, muss mal schon, ob ein zugeschalteter Kondensator das bereinigen kann. Sehr schön auch die Kombi Hals + Steg, hat einen gewissen Tele-Touch und knackt gut. Die andere Sache ist der Tonregler: Mach unbedingt den StegPU regelbar, der hat den RTonregler am nötigsten. Wenn Du eine geringere Kapazität wählst als den 0.022 uF- Standard (ich hab nur 0.001 uF, also etwa ein 1/20), kannst Du den Tonregler sehr weit zurückdrehen, es wird dann nicht matschig, sondern der Cut setzt viel höher an und es klingt fast schon nach HB.
Zusammenfassend: spielst Du sonst nur HB-Gitarren, könnte die lupenreine Strat zum Fremdkörper werden, die nur schwer ins Setup passt. Mit etwas weniger Vintage-Attitüde kannst Du Dir eine schöne Alternative verschaffen, die auch für den Zuhörer einen markanten Unterschied bringt, aber um einiges leichter zu handhaben ist.
Gruß, bagotrix