[Review] Audeze MM-500: Professioneller planar-magnetischer Studio-Kopfhörer

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Einleitung

Manche Teststellungen für meine Reviews sind deshalb etwas besonderes, weil das Produkt normalerweise außerhalb meiner Reichweite liegt - so auch hier: Ein HighEnd-Kopfhörer für 2.000 € :eek:? Planar-magnetisch? Mitentwickelt vom mehrfachen Grammy-Gewinner Manny Marroquin? Meine Erwartungshaltung war entsprechend hoch, und gerne teile ich meine Eindrücke über den Audeze MM-500 hier im Musiker-Board, auch wenn die Zielgruppe vermutlich ziemlich überschaubar sein dürfte :gruebel:...

Audeze MM-500


Anm.: Durch Anklicken der Thumbnails öffnen sich die eingebundenen Fotos in Vollansicht.

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Technische Grundlagen von planar-magnetischen Treibern, Manny Marroquin

Bevor wir einen Blick auf den MM-500 werfen, gibt's ein paar Worte zur eingesetzten Technologie, denn fast jeder kennt elektrodynamische Treiber, aber planar-magnetische Modelle sind eher selten anzutreffen. Wer sich nicht für die Theorie interessiert, kann dieses Kapitel einfach überblättern :engel:.

Bei den meisten handelsüblichen Kopfhörern entsteht die Schallwandlung wie bei Lautsprechern aus der Bewegung einer Spule in einem Magnetfeld. Diese Spule ist im Membranzentrum befestigt und befindet sich im Luftspalt eines am Kopfhörerrahmen montierten starken Permanentmagneten. Bei angelegtem Audiosignal (Wechselspannung) werden durch die Wechselwirkung beider Magnetfelder Schwingungen erzeugt, die sich über die Membran an die umgebende Luft übertragen und das Audiosignal entsprechend wiedergeben.

Im Gegensatz dazu ist bei einem planar-magnetischen Kopfhörer die komplette Membran von Leiterbahnen durchzogen, die hier als Spule wirken. Die Membran wiederum wird zwischen zwei Ebenen von Permanentmagneten gehalten Liegt nun ein Audiosignal an, wirkt diese Wechselspannung auf die komplette Membran, die sich im Feld zwischen den beiden Magnetschichten bewegt. Man sagt Kopfhörer dieser Bauart eine präzisere und verzerrungsfreiere Wiedergabe nach als ihren elektrodynamischen Mitbewerbern, wobei sich bei der Schallausbreitung aber eine Lage der Magneten eigentlich im Weg, d. h. zwischen Membran und Ohr, befindet. Audeze hat dieses Problem durch speziell geformte Magneten gelöst - dazu jedoch später mehr im Praxistest ;)...

Da ich eher live als im Studio anzutreffen bin, gebe ich offen zu, dass ich den Namen Manny Marroquin erst googeln musste :redface:. Der bekannte Toningenieur soll an der Entwicklung des MM-500 mitgewirkt haben, weshalb die Kopfhörerbezeichnung auch seine Initialen trägt. Die Liste der Künstler, mit denen er gearbeitet hat, ist illuster, und auch seine bislang errungenen Grammy Awards sind beeindruckend.


Lieferumfang, technische Daten

Kein schnöder Verkaufskarton, sondern ein schwarzes abschließbares (!) Köfferchen (295 x 230 x 185 mm) mit Audeze-Schriftzug: Schon bei der Lieferung erkennt man, dass es sich hier um ein etwas anderes Arbeitsgerät handelt. Neben dem Kopfhörer selbst und dem abnehmbaren Anschlusskabel erhält man ein Transporttäschen (39 x 29 cm) mit Zugschnur und einen Doppelpack Schlüssel fürs Köfferchen; in einem Schlitz an der Vorderkante stecken ein kleiner Pappschuber mit Echtheitszertifikat sowie eine Plastikscheckkarte mit dem Link zum Download von Handbüchern/Treibern - diese sind aber für den MM-500 dort nicht aufgelistet (braucht man bei einem Kopfhörer auch nicht :engel:)...




Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf das Anschlusskabel: Es ist 190 cm lang und besteht aus geflochtenen Einzeladern. Der professionelle Anspruch wird dadurch signalisiert, dass es einen (großen) 6,35-mm-Klinkenstecker besitzt und keine Miniklinke mit entsprechendem Adapter, so wie bei den meisten Mitbewerbern. Die Zuleitung am Kopfhörer ist nicht einseitig, sondern das Kabel spleißt sich ca. 35 cm vor dem Kopf in einen linken und rechten Teil auf und wird mit TA3F-Steckern (Mini-XLR 3-polig) in die zugehörigen Buchsen an den unteren Enden beider Hörmuscheln eingesteckt. Die rechte Seite besitzt zur Markierung ein Stück roten Schrumpfschlauch - das hätte man sicher auch etwas professioneller lösen können :nix:.



Kommen wir zum Hörer selbst: Er wirkt durch seine Bauart sehr wuchtig, fast martialisch ;). Das Gewicht beträgt beachtliche 495 Gramm; auf den ersten Blick umso erstaunlicher, dass das Kopfband aus Kunstleder keinerlei zusätzliche Polsterung besitzt und man sich fragt, wie bequem der MM-500 zu tragen ist - dazu aber später mehr... Zur Stabilisierung dient ein darüberliegendes Stahlband, dass die Form konstant hält. Sowohl außen als auch innen erinnert ein Manny-Marroquin-Signet an den Mitentwicker. Die Höhenverstellung erfolgt deshalb nicht über einen Auszug am Band, sondern durch die Stangen, an denen die Hörmuscheln aufgehängt sind. Insgesamt 14 Nuten im Abstand von jeweils 3 mm sorgen dafür, dass man jede der beiden Hörmuscheln um insgesamt 42 mm herausziehen kann, so dass der Audeze-Hörer problemlos auf jeden noch so großen Kopf passen dürfte :cool:. Schraubt man die Rändelmutter am oberen Ende der Stange ab, lässt sich die jeweilige Hörmuschel komplett aus dem Tragebügel entfernen (Ersatz im Falle eines Defekts?). Die Markierungen für links/rechts befinden sich auf der Innenseite an den Bügelenden.





Der Audeze MM-500 ist ein offener Kopfhörer, d. h. die Hörmuscheln sind nicht schallisolierend konstruiert. Die Gitter an den Außenseiten der Muscheln zeigen ein stilisiertes Audeze-"A". Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von linker und rechter Seite sind die Beschriftungen am unteren Rand: Links "Manny Marroquin", rechts "Audeze". Durch die Aufhängung der Hörmuscheln an den Stangen sind sie flexibel drehbar; die passende Neigung wird durch die Befestigung an einem Gabelmechanismus ermöglicht (45°). Zum Anschluss des Kabels sind die entsprechenden Buchsen an den Unterseiten der Muschelränder eingelassen.



Die Lederpolster der Hörmuscheln sind asymmetrisch geformt (Richtung Nacken 40 mm und nach vorne 20 mm dick). Bei einem Außendurchmesser von 10 cm sind die Muscheln selbst bei großen Ohren ohrumschließend. Innen blickt man durch ein dünnes engmaschiges Gitter auf die Magneten und die 90 mm Membran.



Wobei wir direkt bei den "inneren Werten" angekommen sind: Durch die Bauart bedingt ist die Impedanz mit 18 Ohm recht niedrig, so dass der MM-500 selbst schwachen Kopfhörerverstärkern keinen großen Widerstand entgegensetzt und mit 100 dB/1mW (130 dB/SPL max.) eine ausreichende Lautstärke erzeugen kann. Audeze gibt einen beachtlichen Frequenzumfang von 5 - 50.000 Hz an - Werte jenseits jeglicher Hörgrenze.

Und jetzt genug der Worte - bringen wir den Audeze MM-500 endlich auf die Ohren!


Praxistest, Fazit

Die Kopfhörer, mit denen ich normalerweise arbeite, bewegen sich preislich im Bereich von 200 - 300 €, entsprechend gespannt war ich auf den Klang des knapp 10x so teuren MM-500. Mein Musikgeschmack und damit auch meine Musiksammlung ist breit gefächert, somit konnte ich mich mit dem Audeze Hörer quer über alle möglichen Genres bewegen und auch ein paar (abgeschlossene) Audioprojekte aus meinem Heimstudio nachhören.
Der Klang des MM-500 ist extrem unspektakulär, und das meine ich im absolut positiven Sinne: Neutral über den kompletten Frequenzbereich, keine Überbetonung, kein spezieller Klangcharakter. Bemerkenswert finde ich die Wiedergabe des Stereobilds, das fast vergessen lässt, dass man einen Hörer auf den Ohren hat. Die Abbildung der Transienten ist ebenfalls hervorragend präzise :cool:. Das Beste ist: Der Klang ist bei allen Lautstärken gleich gut. Es liegen keine Welten zwischen dem MM-500 und den Hörern, die ich kenne, aber durch die Summe aller Nuancen hebt sich der Audeze-Hörer meiner Meinung nach deutlich von konventionellen Mitbewerbern ab.
Erstaunlich ist auch der Tragekomfort angesichts des hohen Gewichts: Die Polster sitzen gut, und den Anpressdruck empfinde ich als Brillenträger als sehr angenehm. Die Hörmuscheln sind für meine relativ großen Ohren gut dimensioniert, und die fehlende Polsterung am Kopfband vermisse ich interessanterweise auch nicht, d. h. es drückt und rutscht nichts :hail:.
Das geflochtene Kabel ist sehr flexibel, neigt allerdings dazu, an Hemdknöpfen hängenzubleiben. Hier würde ich mir eine Alternative mit Textilummantelung wünschen sowie eine etwas professionellere L/R-Markierung.
Der mitgelieferte Transportkoffer wird hingegen dem professionellen Anspruch absolut gerecht.
Insgesamt ist der Audeze MM-500 ein verblüffendes Stück Technik und wird (hauptsächlich wg. des Preises) sicher keine Massenware, aber als langlebiges Arbeitstier mit tadelloser und robuster Verarbeitung einige Anwender/Liebhaber aus dem Profibereich finden.
Nach dem Weiterversand des Testgeräts bleiben für mich zwei Erkenntnisse: Für den aufgerufenen Preis erhält man einen angemessenen Gegenwert, und ich werde leider keine knapp 2.000 € für einen Kopfhörer berappen (können) - dafür würde ich ihn nicht angemessen und/oder ausreichend oft einsetzen können...
 
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"Der Klang des MM-500 ist extrem unspektakulär" Ja, das erinnert mich an einen anderen teuren Kopfhörer den ich mal gehört hab - mühelos würd ich noch sagen. Danke für deinen Test!
 
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