[Review] Urei 546 Dual Parametric EQ

Laguna
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Hallo an die Freunde der analogen Tontechnik! :hat:

In diesem Review soll es um den Urei 546 Equalizer gehen. Es handelt sich dabei um einen alten (ca 1980) "Film Mastering" EQ. Soviel kann ich schon mal verraten: Der Urei 546 packt kräftig zu!
Stichwort verraten: zu dem Gerät kann man nur wenig bis gar keine Infos im Netz finden. Sehr hilfreich ist wie immer das Handbuch.

Aufbau, Optik und Haptik


2ryYran.jpg


Der Urei entspricht der Optik nach den anderen Urei Geräten mit silberner Frontplatte, wie beispielsweise dem 1178.
Der 546 bietet auf 3HE und knapp 6kg zwei Kanäle. Jeder Kanal hat einen EQ bypass schalter, einen Regler für Input Gain(-10dB bis +20dB), Low- und Highpass sowie je vier parametrische peak Bänder. Jedes Band besitzt einen Regler für Gain (+/-15dB), Frequenz(variable) und Bandwidth (1/4 oct bis zu 4 oct). Alle Drehregler sind stufenlos. Ganz rechts am Gerät gibt es noch den obligatorischen An/Aus-Schalter.

Auf der Rückseite gibt es je einen In und Out Anschlüsse als XLR-Buchse sowie den Stromanschluss und die Sicherung.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, den Urei 546 nicht als zwei 4 Band EQs zu benutzen, sondern als ein 8Band EQ. Das kann man sich aber auch einfach selber patchen.
Ein Blick ins Innere zeigt, dass hier sauber gearbeitet wurde.
xx3NdpT.jpg


Die Frontplatte teilt sich horizontal in zwei Hälften, wobie jede Hälfte die Bedienelemente für einen Kanal beinhaltet. Die Drehregler fallen etwas kleiner aus als beim 1178, sind aber immer noch groß genug, um sie bequem und präzise benutzen zu können. Der Abstand zwischen den einzelnen Elementen ist gut proportioniert, hier ergeben sich bei der Benutzung keine Probleme.
Die Regler, die Frequenzeinstellungen ermöglichen haben zusätzlich noch eine Plastikscheibe mit den aufgedructen Frequenzen. Das Ablesen exakter Frequenzen gestaltet sich etwas fummelig, fördert dafür aber das "Einstellen nach Gehör".

Etwas fragwürdig empfinde ich die Zusammenfassung von Frequenz und Gain in einem Stereo-Poti. Da das für mich die wichtigsten Einstellungen bei einem EQ band sind, hätte ich mir gewünscht, dass die Regler EQ und Bandwidth zusammengefasst worden wären. Aber gut :nix:

Mein Gerät wurde anscheinend in einer Fabrik von Nokia verwendet, da sich ein entsprechender Aufkleber auf dem 546 findet. Insgesamt kam es ziemlich eingestaubt bei mir an und ich habe erstmal den Putzlappen geschwungen. Nach dem sorfgältigen Säubern (auch innen, v.a. Potis) macht das Gerät aber richtig Spass! :)


Benutzung
Ja, was soll man sagen? Schaut aus wie ein EQ, klingt wie ein EQ, .... IST ein EQ. :D

Fangen wir bei den Filtern an:
Der Hoch- (25kHz bis 500Hz) und Tiefpass (16Hz bis 800Hz) arbeitet auch wie erwartet. Es handelt sich um einen -12dB/oct Butterworth Filter(d.h. Phasensprung um -90°).
Beim Tiefpass muss ich erwähnen, dass die quasilogarithmische Einteilung des Frequenzpotis bei hohen Frequenzen (25kHz, 22kHz, 15kHz, 7.5kHz) nicht ganz optimal ist, da man mit sehr kleinen Änderungen einen großen Frequenzbereich durchfährt.
Funfact dazu: Das THD wird im Handbuch nur zwischen 30Hz und 15kHz angegeben.
Die Filter misten ordentlich aus, klingt dabei aber nicht unmusikalisch.
Zu den EQ-Bändern:
Die Bandbreite der Filter kann (v.a. für einen analogen EQ) sehr schmal eingestellt werden, was Sweeps sehr einfach macht. Einfach Q auf Linksanschlag drehen, Gain rein und die störende Frequenz suchen. Ebenfalls sind sehr breite Einstellungen möglich.
Sehr positiv empfinde ich auch den großen Spielraum der Gain Potis. Der 546 kann ziemlich kräftig zupacken. Damit ist er sehr gut für soundshaping geeignet. Es ist mühelos möglich, Tracks so hinzubiegen, wie man sie sich wünscht.

Ein Problem ergibt sich bei der Benutzung auf Stereospuren. Da die Gain Potis nicht gerastert sind und das Ablesen des Gain Werts nicht einfach ist. In dem Gerät gibt es auch keinen LINK Modus. So ist es nur schwer möglich, exakt gleiche Einstellungen auf beiden Kanälen anzuwenden.
Das mag sicherlich auch der Tatsache geschuldet sein, dass mein Gerät nicht mehr das neueste ist und sich die einzelnen Potis leicht unterschiedlich verhalten. Andererseits ergibt sich dadurch z.B. bei EGitarren ein etwas breiteres Stereobild, da beide Kanäle leicht unterschiedlich klingen.

Noch ein wichtiger Punkt zur Benutzung: Ich nutze EQs meistens subtraktiv. Abhängig vom Signal und dem Level, das aus der DA Wandung kommt, kann es innerhalb des 546 zum Overload (durch eine rode Leuchte angezeigt) kommen, selbst wenn der Input Gain ganz nach links gedreht ist (-10dB).
Zusätzlich kann es je nach Einstellung am AD Wandler auch noch zu digitalem clipping kommen. Das kann mit einer Anpassung des Gains am AD Wandler verhindert werden.

Kommen wir zum Sound:
Wie schon gesagt ist der 546 nicht gerade zimperlich. Größere Soundanpassungen sind ohne weiteres möglich. Sehr diffizile Änderungen sind aber gerade im Stereobetrieb nicht ganz einfach machbar.
Ich habe hier Soundbeispiele vorbereitet. Für jedes beispiel gibt es ein original (ohne EQ) und eine Version Urei. Als DA kommt ein Apogee AD16-X zum Einsatz, als DA ein RME ADI8. Interface im Rechner ist eine RME HDSPe RayDat Karte. Außer dem Urei 546 war kein anderes Analoges Gerät im Signalweg. Ich habe alle Sampes auf -2dB Peak normalisiert.


Nummer eins ist ein Akustik Bass, der für den Mix deutlich gritty werden musste.
https://soundcloud.com/user-127457953/bass-orig
https://soundcloud.com/user-127457953/bass-urei

Nummer zwei sind Vocals von einem Metal Projekt aus 2011. Mumpf raus, etwas Präsenz rein.
https://soundcloud.com/user-127457953/vox-orig
https://soundcloud.com/user-127457953/vox-urei

Nummer drei ist ein VSTi "Miroslav Philharmonic - Classical Guitar 1". Die Tiefmitten haben mir hier garnicht gefallen.
https://soundcloud.com/user-127457953/classicalgit-orig
https://soundcloud.com/user-127457953/classicalgit-urei

Nummer vier ist ein Teil eines GitarrenIntros aus einem Projekt von 2010. Hier gibt es drei Versionen. Die Urei_Massiv ist mit deutlich stärkeren EQ Eingriffen (Teilweise der Poti bis auf Anschlag gedreht). Wenn man hier die Frequenzen entsprechend wählt, klingen selbst massive boosts und cuts noch musikalisch.
https://soundcloud.com/user-127457953/sr-orig
https://soundcloud.com/user-127457953/sr-urei
https://soundcloud.com/user-127457953/sr-urei-massiv




Fazit
Pro:
- Kräftig zupackender EQ, sehr schön zum formen von Sounds.
- Sehr vielseitig
- Bedienung größtenteils durchdacht.

Kontra:
- Additivem EQ: Vorsicht vor Overload.
- Gain und Frequenz in einem Stereo-Poti. Besser hätte mir eine Zusammenfassung von Frequenz und Q getaugt.
- Stereobetrieb nur bedingt möglich, da Gain Potis nicht gerastert.


Ich hoffe, ich konnte euch einen Überblick über den Urei 546 geben.
 
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