Sattel aus ganzem Knochen sägen

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Hi,

ich brauche für mein aktuelles Projekt (und eventuell auch für meine Gitarren) einen Knochensattel
und Inlay-Material. Bisher habe ich die Dinger immer als Rohling gekauft, doch da ich in letzter Zeit gerade
den "Selbstbau & extrem-DIY"-Pfad gehe, möchte ich so viel wie möglich selbst be- und verarbeiten.
Das heißt in diesem Fall: vom Metzger zur Gitarre;)
Ich habe mir also heute einen größeren Knochen vorbestellt, der nächste Woche da sein sollte, in der Zwischenzeit
überlege ich mir, wie die einzelnen Zwischenschritte lauten könnten:gruebel:

- Knochen aufsägen (das ist mir klar :) )
- kochen (damit das Mark und überschüssige Fett etc. rauskommt)
- in Wunschstücke feiner zerteilen
- bleichen (damit es heller wird, zu viel schadet aber den schmierenden Eigenschaften, oder?)

Ein paar Fragen habe ich jetzt aber an die, die soetwas schonmal gemacht haben bzw. wissen, wie man es macht:
1.: ist mein Vorgehen korrekt? Macht man das generell so?
2.: schwächt das Kochen nicht die Struktur? Macht das etwas aus?
3.: ein kaufbarer Rohling fühlt sich fettig an, vergammelt aber nicht. Wurde der dann überhaupt irgendwie behandelt?
(auf die Art: Knochen aufsägen, saubermachen, trocknen, verpacken)

Ich weiß, das ist keine alltägliche Problematik, in der zunehmend veganen Lebensweise auch immer mehr kritisierbar :)p),
dennoch bin ich der Überzeugung, dass ein Knochen im Gegensatz zum Plastik die Umwelt weniger belastet;)

MfG
 
Eigenschaft
 
kochen, aber nicht zu lange ist vollkommen richtig.

Danach kann man etwas tricksen und den Knochen einen Tag in Ballistol-Öl einlegen, falls man doch zuviel Fett herausgekocht haben sollte - das ist auch gut, wenn Knochensättel schon sehr alt und trocken sind. Dieses Öl ist zusätzlich antibakteriell und sehr dünnflüssig. Es zieht gut in die poröse Struktur des Knochenmaterials ein.

Ansonsten ist Dein Vorgehen korrekt - bleichen würde ich jetzt allerdings nicht.... wozu?!
 
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Ich hab mir auch vor Kurzem einen Knochensattel für meine Billig-Akustikgitarre "geschnitzt" :)

War ein Schweine-Oberschenkelknochen der schon lange herumlag (fragt nicht ;)) und ausgekocht war. Ich hab ihn dann einfach der Länge nach aufgeschnitten um zu sehen wo er dick genug für einen Sattel wäre. Im Endeffekt war der Knochen so massiv das ich ohne Probleme 10 Stück machen hätte können. Am Anfang kam mir der Knochen auch etwas trocken vor, aber als ich dann angefangen habe zu sägen und das Stück zurecht zu schleifen, merkte ich schon das er noch "geschmeidig" genug war.
Bleichen würde ich ihn nicht...hab ich auch nicht gemacht. Er ist zwar nicht rein-weiß und hat ein paar dunkle Farbeinschlüsse, aber jeder Knochen ist nun mal einzigartig. :)
Ansonsten würde ich genau so vorgehen wie du es beschrieben hast.
 
Ich hab vor ein paar Jahren auch mal einen Sattel aus einem Knochenrohling gemacht, fand das mit dem fettigen aber irgendwie etwas unschön. Auch der Geruch war nicht so meine Sache.
Bei meinem letzten Projekt (Bassukulele) habe ich Ebenholz für Sattel und Stegeinlage verwendet. Das fand ich wesentlich angenehmer zu verarbeiten. War vom Materialpreis auch nicht so teuer, ich habe damals ein Stück für etwa 4,- Euro gekauft. Das wird so unter der Bezeichnung "Pen-Blanks" angeboten (das sind Kugelschreiberrohlinge für Drechsler), die sind auch in den unterschiedlichsten Harthölzern erhältlich. siehe z.B. hier
Klanglich ist da sicherlich ein Unterschied zum Knochen, aber ob das schon mal jemand getestet hat??? Eisenholz könnte ich mir auch interessant vorstellen.
Als Alternative zum Knochen könnte man aber auch ein Stück Geweih, wie man es im Wald finden kann, verwenden. Das ist allerdings manchmal etwas porös - obwohl, Knochen eigentlich auch.
Aber ich will dich hier nicht von Knochen als Material abbringen.
 
Ich habs Getestet... Ebenholz ist nicht für E-Instrumente zu empfehlen. Es nutzt sich zu schnell ab.

Man kann es allerdings in einer Laminierung mit Messing oder Knochen verwenden, wenn man einen sehr, sehr weichen Leersaitensound will.
 
Hi,

schonmal vielen Dank für eure Antworten ;)
smartin schrieb:
Ansonsten ist Dein Vorgehen korrekt - bleichen würde ich jetzt allerdings nicht.... wozu?!
Bleichen wollte ich, weil "Knochen natur" in meiner Anwendung nicht so gut wirkt wie "Knochen weiß".
Konkret möchte ich für meine neue Laute u.a. ein paar Platten gewinnen, die später ins Griffbrett eingelegt und graviert werden.
Bei meiner letzten fand ich das Weiß des Elfenbeinimitats optimal passend, nur der Essigsäuregeruch beim Bearbeiten hat
mich nach einer Alternative suchen lassen:gruebel:

Sicmaggot08 schrieb:
War ein Schweine-Oberschenkelknochen der schon lange herumlag (fragt nicht ;)) und ausgekocht war. (...)
Bleichen würde ich ihn nicht...(...)Er ist zwar nicht rein-weiß und hat ein paar dunkle Farbeinschlüsse, aber jeder Knochen ist nun mal einzigartig. :)
Man hat auch schon vom Mittags-Eisbein mit anschließendem Gitarrensattel-Basteln gehört:)
Mir geht es auch nicht vorrangig darum, etwaige "Fehlerstellen" zu kaschieren, nein, das wäre sogar noch "authentischer", es ist halt wie immer die Optik.

Cyrill Robert schrieb:
(...)fand das mit dem fettigen aber irgendwie etwas unschön. Auch der Geruch war nicht so meine Sache.
Das ist leider ein unschöner Teil der Arbeit, da hast du Recht. Aber das Ergebnis entschädigt doch unbestritten;)
Bei meinem letzten Projekt (Bassukulele) habe ich Ebenholz für Sattel und Stegeinlage verwendet. Das fand ich wesentlich angenehmer zu verarbeiten.
Ebenholz hab ich hier in rauen Mengen, bisher auch schon zu Satteln verarbeitet (auch in Kombination mit Eisenholz:D), da finde ich den Knochen sogar ein Stück erträglicher.
Erstens stinkt das Holz beim Bearbeiten nach Pferdestall und zweitens ist der schwarze Dreck an den Griffeln, Werkzeugen und in jedem kleinen Spalt:p
[Zum Klang: weniger positiv wie gedacht. Im Vergleich wirkt der Sound etwas gedämpft... Ebenso bei anderen getesteten Harthölzern wie Bubinga und Eisenholz.
Aber so subtil, dass ich es zumindest nicht mehr zurückgebaut habe.]
Und ich muss da smartin teilweise zustimmen, man muss sich da schon was einfallen lassen, dass es mit den Stahlsaiten nachher keine Reibereien gibt:redface:
Aber ich will dich hier nicht von Knochen als Material abbringen.
Keine Sorge:D Das einzige Gegenargument, das ich zählen lassen würde, ist, dass mein bestellter Knochen nicht käme;)

MfG
 
Hallo,

ehrlich gesagt hätte ich vermutet, ein Knochensattel ist aus Knochenmehl + Bindemittel.

Gruß,
Dietmar
 
- kochen (damit das Mark und überschüssige Fett etc. rauskommt)
Damit geht dann die Schmierwirkung hops, zumindest wenn du zu lange kochst, und da Knochen als Naturmaterial eher rauh und ungleichmäßig ist von der Oberflächenstruktur her, also porös, ist das nicht so optimal, imho.
Aber ich finde eh, gerade wegen der Porösität, ist Knochen eher zweite Wahl.
Von GraphTech gibt es heute imho bessere Sattelmaterialien.

Aber klar, wer Spaß am basteln hat und das geeignete Werkzeug hat, um die Saitenvertiefungen fachgerecht zu feilen, der kanns mit nem Rinder- oder Schweineknochen probieren.
Versuch macht kluch oder so.
 
Halte ich für keine gute Idee. Die Knochen die ihr beim Metzger bekommt sind von jungen Tieren die übermässig schnell gezüchtet wurden und oftmals getötet werden bevor sie überhaupt erwachsen werden durften. daher werden die Knochen auch nie die Festigkeit von einem wirklich erwachsenen Tier haben. Was man bekommt kann man nie sicherstellen. Könnte ja auch Pferd sein :)
Es gibt unzählige Alternativen die auch nicht die Umwelt belasten wie Kunststoff. Und wer darauf wert legt darf Knochen erst recht nicht verwenden. Ich finde es paßt auch nicht an ein Musikinstrument das Freude bereiten soll.
 
Wieso denn nicht? Knochen werden im Instrumentenbau doch seit Jahrhunderten verwendet.
Die Knochen fallen ja so oder so an - entweder sie werden weggeworfen (oder zu Knochenmehl o.ä. gemahlen) oder zu einem Sattel weiterverarbeitet. Da finde ich die Weiterverarbeitung viel besser im Sinne einer ganzheitlichen ökologischen Nutztierhaltung.
Ob Pferd oder Rind oder Schwein ist relativ egal.
Interessant finde ich allerdings deinen Punkt mit den jungen Tieren, da könnte was dran sein. Allgemein sollte das Knochenmaterial wahrscheinlich relativ spröde sein, damit die Schwingung gut übertragen wird.
 
Hi,

der Knochen ist abgeholt, zugesägt und darf jetzt mit ein paar Zwiebeln, Kräutern und Salz in einem schön geräumigen Topf eine Runde baden.
Neben dem Bastelaspekt soll der kulinarische ja auch nicht zu kurz kommen :)

@mrairbrush:
Also mein Metzger hat ja nur Knochen von glücklichen, ausreichend lang gelebten Tieren, da mache ich mir keine Sorgen um die Festigkeit ;)
Und wenn Pferd, dann noch besser, vielleicht war es ja mal ein Rennpferd:D
Aber deinen letzten Absatz verstehe ich nicht. Ich stimme dem Neuling völlig zu! Knochen ist doch, wenn sowieso Fleisch produziert wird, ökologisch das Beste,
was man nehmen kann. Andere gute Alternativen sehe ich auf Anhieb auch nicht. Da wäre mir der Kamelknochen oder fossiles Elfenbein eher ein Dorn im Auge ;)
Wenn du etwas gutes weißt, dann immer her damit, ich erweitere sehr gerne meinen materialtechnischen Horizont.
Warum sollte mir das fertige Produkt also keine Freude bereiten? Mit den blutigen Bildern der Entstehung kann ich leben, früher, als die Gitarre noch
Laute hieß, war das ja auch an der Tagesordnung. Alles eine Sache der Einstellung :)

Ich bin zumindest jetzt schon gespannt auf das Ergebnis.

MfG
 
Hi,

der Knochen ist abgeholt, zugesägt und darf jetzt mit ein paar Zwiebeln, Kräutern und Salz in einem schön geräumigen Topf eine Runde baden.
Neben dem Bastelaspekt soll der kulinarische ja auch nicht zu kurz kommen :)
[...]

Haha, na das nenne ich mal ganzheitliche Verwertung! :D
Lass uns wissen, wie du mit Verarbeitung und Klang zurechtkommst.
 
So, hat leider etwas länger gedauert wie gedacht;) Es gibt viele Baustellen...
Der Knochen ist mittlerweile fertig gekocht, aufgesägt, gesäubert und gebleicht.
Die Bearbeitung ist doch etwas "gewöhnungsbedürftig", wenn man sie unbedingt drinnen machen will.
Ich hatte die "tolle" Idee, den Dremel zu verwenden, weil die Säge nicht mehr weiterkam...
Zwar war der Staubsauger an, der Ausbreitung des Geruchs hat das allerdings keine Hürde aufgestellt:rolleyes:
Glücklicherweise war zu der Zeit niemand hier und ich konnte lüften:D Nächstes Mal -> unbedingt Balkon.
Das Bleichen ging wieder flott von der Hand. Eine Pulle 30%iges H2O2 in der Apotheke geholt (das ist viel günstiger,
wie wenn man z.B. direkt 15%ige Lösung ansetzen lässt:eek:), Schutzausrüstung angelegt (ganz ganz wichtig, das ist keine Küchenchemie mehr!)
auf 15% verdünnt und den ganzen Kram reingeworfen (hier auch wieder: Balkon).
Siehe da, nach ein paar Stunden sind die Gewebereste ab, der Knochen kreideweiß und ich zufrieden:great:
Jetzt kann es an die Feinverarbeitung gehen;) [und ich merke mir, das nächste Mal direkt zu erwähnen, dass ich so einen Knochen möchte,
woraus man Beinscheiben macht. Denn meiner ist stellenweise doch recht dünnwandig.]

Freundliche Grüße
 
Heute war also der Tag, an dem ganz viel gesägt, gefeilt und geflucht wurde:p
Zuerst hab ich mir die zwei Filetstücke aus meinen zwei Knochenhälften gesägt,
wobei eines im Verlauf der Prozedur leider zu klein wurde:rolleyes:
Da ich mir das aber schon vorher gedacht habe, ging es gleich mit dem zweiten
Stück weiter (das erste kann ja immernoch auf eine Gitarre oder so);)

Also, weiter geht es mit einer nicht zu feinen Feile:
Sattel1.jpg
[nicht schwieriger zu feilen, wie "normales" Alu, also ziemlich schnell.]
Von jeder Seite ein wenig bearbeiten, zwischendurch etwas den Boden fegen und immer
auf Geradlinigkeit achten;)

Schlussendlich wird aus dem Knochenvierkant soetwas hier:
Sattel.jpg
Ganz passabel und stilecht ist's sowieso:D
Fehlen nur noch die Kerben, aber das ist nicht mehr Thema dieses Threads:)

Fazit: die Herstellung eines Knochensattels von Anfang an ist etwas mühsam und erfordert
auch einen etwas robusteren als einen Makronenmagen. Doch nach etwas Zeit gewöhnt man sich
auch an den seltsamen Geruch (beim Bearbeiten!), der irgendwann auch nicht schlimmer ist, wie
der eines Plastiksattels. Wenn der Sattel drauf ist, riecht man aber nichts mehr.
Und fettig genug ist das Ding auch noch, sodass ich keine Angst um meine teuren Saiten habe:)

MfG, TheByte
 

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