Schmerzen, Taubheit, Hornhaut, Rücken :-)

Janita
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Hallo liebe Streicher!

Bin neu im forum und lerne seit 2 Monaten Geige.
Mir macht das Geigen viel Spass, allerdings habe ich so die ein- oder anderen wehwehchen dabei. Zum Beispiel habe ich Schwierigkeiten, wenn ich Saitenwechsel von G auf D Saite übe. Dann machen beide Arme buchstäblich schlapp. Ich kann nur kurze Übungsstücke spielen, dann sind die Arme wie Gummi und ich muss aufhören auf den beiden Saiten zu spielen. A und E Saiten sind kein Problem. Könnte das eventuell mit der neuen Griffart zusammenhängen die ich übe? Denn da fällt mir auch das Greifen schwer (Mittelfinger muss jetzt neben den Zeigefinger) und mein Daumen an der Greifhand krampft sich dann derart an den Hals, als würde er mit aller Macht die Geige festhalten wollen...
Auserdem habe ich Hornhaut auf Zeige- und Mittelfinger. Dranlassen oder lieber entfernen?
Und bei neuen Übungen hüpft mein Bogen gerne mal. Ist das durch die Nervosität? Denn bei Übungen die ich kann, tritt dies nicht auf.
Im Allgemeinen fühle ich mich nach 1 stunde üben ziemlich am Ende. Die Finger an der Greifhand brennen, werden dann taub und dann ist´s weg. Überfordere ich mich vielleicht?
 
Eigenschaft
 
Hallo Janita,

ja, das klingt nach eindeutig zu viel und nach eventuell ungeeigneter Geigenhaltung!
Die Geigenhaltung ist komplex und man kann vieles falsch machen.
Grundsätzlich: wenn es ansträngt -> aufhören, wenn es schmerzt -> aufhören

Enstpannungsübungen: Körpermitte finden. Die Geige ruhig und entspannt neu ansetzen.
Geige wieder absetzen. Neu ansetzen. Achte auf deine Balance. Dein Schwerpunkt liegt etwa im Schambein.
Das ist dein Zentrum. Du setzt die Geige an, als wolltest du einen Baum umarmen. Es darf nicht anstrengen.

Arbeite gezielt aus der Körpermitte heraus, vom Anfang der Kette. Wenn dein Daumen verkrampft ist, dann
sind U-Arm, O-Arm und Schulter auch verkrampft. Du mußt die Spannungen vom Zentrum her, schrittweise abstellen.

Deine Symptome hören sich eindeutig nach Muskelverspannungen an.
Ich hatte viel Arbeit mit meinem Rücken -> Kopfschmerzen. Genau das gleiche. Schlechte Haltung, zu wenig Geduld,
zu wenig Lockerungsübungen. Mach einfach langsamer. Die Geige mal bei Seite und ohne Geige ansetzen.

Hör auf deinen Körper. Auch das muß man lernen: Stehen, Balancieren, Atmen
Alle Aktionen stehen in Wechselwirkung miteinander.
Zieh die Schuhe aus, spüre den Boden. Baue deinen Stand von unten auf. Stell dir vor du bist ein Baum.
(nein, ich bin kein Anthroposoph und ich habe mit Steiner auch nix am Hut ;) )

Oft helfen auch einfache Gedanken-Umstellungen a la: "ich muß jetzt nicht spielen, ich darf", "ich bin an
kein Tempo gebunden, deshalb spiele ich halbes Tempo", "ich darf jeder Zeit unterbrechen, denn ich spiele und
bestimme, wann das Stück, oder Übung zuende ist".

Mach Lockerungsübungen ohne Geige, finde deine Mitte.

Mit ner Geige kann man sich seinen gesamten Körper ruinieren (wenn man es konsequent falsch macht), man kann
aber auch ein höheres Körpergefühl trainieren (Tai Chi), wenn man es richtig macht. Dazu gehört aber unbedingt, daß
man dem Körper nur das Tempo und die Belastung zumutet, die er verträgt.


cheers, fiddle
 
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Hey, das hört sich gut an, fiddle!
Ja, Muskelverspannungen sind eindeutig dabei! Schon von meinem beruf her habe ich damit zu kämpfen. Oftmals fühle ich mich wie eine alte Eiche!
Aber Deine Tips klingen fantastisch! Das werde ich morgen gleich probieren! Leider ertappe ich mich oft dabei, dass ich krampfhaft versuche, weiter zu üben obwohl alles schmerzt. Aber ich sage mir dann "Los, die eine Übung schaffste noch, Mädel!" Und dann sinke ich nieder wie ein Fragezeichen. Eigentlich gibt es nach einer Stunde üben nichts an meinem Bewegungsapparat, was nicht schmerzt. Allerdings tue ich dies immer als "Ungewohntheit beim Anfänger" ab. Handgelenk knackt, Nackenmuskulatur zwiebelt, Schultern rebellieren und wenn ich hernach zum Briefkasten gehen will, dann gehe ich nicht die Treppe runter, sondern das ist eher ein "Abseilen am Treppengeländer" was ich da fabriziere.:)
Ich werde diese Übungen versuchen. Denn aller Kraft kommt ja von innen, nicht wahr?!

Vielen Dank, für Deine Antwort, fiddle!
 
Aber Deine Tips klingen fantastisch!

hehe, ich wünschte mir, ich könnte sie selber so konsequent umsetzen, wie ich es schreibe.. :D

Aber was haben wir denn in D ? Viele Menschen mit burnout. Enfach weil der Rhytmus/Tempo/Belastung
des Umfeldes/Arbeit nicht zu dem Menschen paßt. Kein Wunder, wenn die Menschen umfallen, wie die
Dominosteine..

Das muß man ja nicht unbedingt in seiner Freizeit auch so machen, denn es soll ja Spaß machen.
Verkrampf zu musizieren klingt auch verkrampft. Hö, Musik ist was anders.

Sprich doch auch mit deinem Lehrer/in.
Mich würde interessieren, ob dein neuer Denkansatz Verbesserungen bringt.

Wenn es optimal läuft, dann überträgst du dein neues Körpergefühl mit in den Alltag/Arbeit und
dort wird es auch besser. Ich sehe grundsätzlich immer Parallelen.
Z.B. Basketball - Geigespielen sind für mich keine Gegensätze, da sehe ich viele Übereinstimmungen.


Vielleicht berichtest du uns nochmal darüber?


cheers, fiddle
 
Hi Janita und willkommen!

Ich glaube, Du mutest Deinem Körper gerade mehr zu, als ihm lieb ist. Die Körperhaltung beim Geigen ist extrem unnatürlich. Der Vergleich mit Sport liegt näher als man auf den ersten Blick annehmen möchte, Überlastungsverletzungen / Abnutzungen bei Vollzeitgeigern sind denen im Profisport vergleichbar. Nach 2 Monaten kannst Du Deinen Gelenk / Sehnen / Muskelapparat noch nicht so aufgebaut haben, dass 60 Minuten am Stück drin sind. Mach Pausen. 4 x 15 Minuten mit Kraft bringen Dir mehr als 60 Minuten, von denen Du 30 nur noch halb dabei bist und 15 "kämpfst".

Mach dich zwischendurch gezielt locker, Stretching vorher und nachher sind auch gut.

Ich habe selber viele Jahre pausiert, als ich dann erstmals wieder zur Fiedel griff, fühlte ich mich nach 10 Minuten schon wie schwer vermöbelt. Bleib dabei, überfordere Dich nicht und suche gezielt das richtige Maß zwischen Körperspannung (wichtig) und Lockerheit (genauso wichtig).

Was mir zu Schülerzeiten mal einen richtigen Kick gegeben hat, entstand ganz zufällig - für eine Streetperformance hatte wir mal "lautloses Geigen in Zeitlupe" geprobt - praktisch Tai Chi mit Geige. Es war unglaublich, wie der Körper sich sensibilisiert, wenn man ihn nicht mit Musik ablenkt. Ich habe das dann - weil es richtig Spaß gemacht hat - auch allein und ohne Publikum geübt. Augen zu, Licht aus, und ohne viel Dazutun korrigieren sich viele kleine Fehlerchen, die in der Summe einen Vollkrampf ergeben.

Spür Dich, spür die Geige, lass es fließen.
 
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So. Zeit für ein Feedback.
Lieber fiddle, lieber Stollenfiddler, ES WIRKT! :)
Ich habe die 1 h Übungsszeit auf 4x 15 min gesplittet. Mein Rücken dankt´s. Und wenn ich plötzlich krampfe, dann habe ich die Geige weggelegt, eingeatmet und mich durch positive Affirmation wieder "runtergebracht". Und was ich in Zukunft auch lassen werde: mich an Profis messen. Es entmutigt sich Videos anzusehen, wo Leute Geige spielen und man sich denkt: "Oh Mann! Auf das Niveau kommst du nie!" oder "Hui, bis dahin haste aber noch zu tun!"
 
noch ein Feedback: die üblichen wehwehchen haben sich gelegt, Arme und schultern "flutschen" jetzt besser.
ABER: jetzt sind die ach so unbarmherzigen Achtelnoten zu üben. Und jetzt ermüdet die Greifhand recht schnell. Fängt an zu ziepen und nach dem Spielen knackt´s etwas im Handgelenk. Hach, wieso gewöhnen sich meine Hände einfach nicht daran?
 
Danke für die Rückmeldung - schön, dass es besser geht!

Hab Geduld mit deinem Körper - einen Marathonlauf kannst du auch nicht innerhalb von wenigen Wochen trainieren und die Geigenmuskulatur brauchst du im "normalen" Leben halt nicht so doll...
 
Hallo Janita,

ich überschlage mal kurz:

Du spielst seit Anfang Juni Geige. Das sind also bis heute noch keine 3 Monate und du erwartest,
daß dein Körper Hochleistungen vollbringt - bei 1-2 Stunden Üben täglich?

Geduld haben mußt du, junger Padawan.

Und ich kann es nur nochmal betonen: wenn es anstrengt, Geige zur Seite legen.
Es werden sich noch einige körpertechnische Baustellen auftun, an denen du arbeiten wirst.

Die Geigen-Spielhaltung ist eine komplexe Angelegenheit und schwieriger, als viele andere Instrumente.


cheers, fiddle
 
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C
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Bitte etwas mehr Inhalt und keine steinalten Threads wieder zum Leben erwecken

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