LordB
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 14.12.24
- Registriert
- 12.06.18
- Beiträge
- 1.147
- Kekse
- 15.349
Kann man Akku-Powerstationen für einen Gig nutzen?
Der Frage bin ich nachgegangen. Lest hier mein Review/Workshop dazu, denn es gibt einiges zu erfahren.
Einleitung: Vom Balkonkraftwerk zur Powerstation
2022 war ich in der Überlegung ein Balkonkraftwerk zu kaufen. Da ich aber Souterrain wohne und die Sonne im Sommer nur von etwa 8:00 bis 13:00 Uhr direkt auf meinen Balkon strahlt, habe ich von einem klassischen Balkonkraftwerk eigentlich nichts. Es müsste eines mit Speicher her. Diesen Speicher kann man in der Regel aber nicht mitnehmen. Zumindest war es noch so, als ich die Überlegung dazu startete. Inzwischen (07 2023) bietet EcoFlow als erster Anbieter einen Pufferspeicher zum mitnehmen an.
Ich habe mir überlegt, eine mobile Powerstation zu kaufen und diese mittels mobilem Panel oder einem nicht so großen Solarmodul an meinem Balkon tagsüber zu laden. Und diese Ladung für bestimmte Anwendung zu nutzen. Z.B. Luftentfeuchter, Laptop, Tablets aufladen, Staubsauger, Homeoffice-Betrieb. Oder Notstrom für den Kühlschrank im Fall der Fälle.
Aber auch dafür, wenn mal ein Gig an einem Ort ansteht, an dem es keinen Strom gibt. Zuletzt wurde das mit einem benzingetriebenen Aggregat erledigt. Das lief aber mehr schlecht als recht, schon aufgrund des Lärms.
Meine Bestellung einer EcoFlow Powerstation mit mobilem Solarpanel im letzten Jahr habe ich nach drei Monaten Wartezeit storniert, da weder die Powerstationen noch Solarmodule lieferbar waren. Zum Glück kann ich nur sagen. Denn dann wurde die Mehrwertsteuer auf Solarmodule erlassen und als Ergebnis sind inzwischen nicht nur Solarmodule für den Balkon, sondern auch Stationen günstig, wie nie. LiFePo4 (LithiumEisenphosphat) Modelle - deren Akkus sicherer sind und mehr Lade/Entladezyklen vertragen - sind inzwischen ebenfalls günstig zu bekommen.
Also habe ich mein ursprüngliches Budget von 2000,- € dazu verwendet, mich nun mit mehreren mobilen Stationen und Solarmodulen einzudecken und eine Ladeoption aus zwei flexiblen 100 W Modulen am Balkon einzurichten.
Powerstationen, worauf achten?
Ich bin ganz unbedarft an diese Sache heran gegangen. Schauen, was für Modelle es gibt und sich über die Kapazität und Anschlüsse Gedanken machen.
Wichtig waren für mich ca. 1 kWh Speicherkapazität und 1200 W Leistungsabgabe, sowie eine echte Sinuswelle des Wechselrichters für die 230V Wechselstromabgabe.
Ansonsten verfügen heutzutage alle Modelle über verschiedene 12 V, USB C Power Delivery und USB A Ausgänge.
Über die Art und Weise, wie die Stationen aufgeladen werden, habe ich mir nur wenig Gedanken gemacht, so lange dabei stand, dass sie über Solar- und weitere Methoden zum Aufladen verfügen. Zum Beispiel per Netzteil oder USB C PD.
Es gibt auch Powerstationen, welche direkt an 230 V angeschlossen und besonders schnell aufgeladen werden können. Das kostet natürlich extra und hat mich nicht weiter interessiert. Schließlich möchte ich sie in 99 % der Fälle per Sonnenenergie auftanken lassen.
Ich kaufte über Amazon, bzw. Amazon Marketplace (Preise teils mit Amazon Rabattgutschein)
Rockpals 1300 - 1300W (2000W Peak), 1295 Wh, 550,-€
ATZpower Solar 300 - 300W 295 Wh (Li-Ionen) - die war bei einem mobilen Solarpanel-Set dabei und hat nur 30 € Aufpreis zum Panel allein gekostet.
Weil mir die ATZpower 300 ganz gut gefiel später noch das größere Modell:
ATZpower Solar 1000 - 1000 W, 1075 Wh, 450,-€
Weil sich die ATZpower 1000 aber als ungeeignet erwies, habe ich nochmal getauscht zur
Newsmy N1200 - 1200W (2000W Peak), 961 Wh, 500,-€
Inzwischen weiß ich, dass es noch einige andere Punkte gibt, über die man sich vorher Gedanken machen sollte, denn die Powerstationen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Die verwendeten Ladeanschlüsse
Dazu habe ich bereits einen eigenen Artikel verfasst, weil es einfach verrückt ist, auf welche Stecker man hier trifft. Jeder kocht da sein eigenes Süppchen.
Die meiner Ansicht nach schlechteste Option: Wenn man für die reguläre Aufladung per Netzteil oder Solarpanel nur einen einzigen Anschluss zur Verfügung hat und dieser eine 6530 Hohlstecker-Buchse darstellt. (6,5mmx3,0mm)
Zum einen sind Hohlstecker in ihrer Leistungsübertragung stärker begrenzt, als andere Verbindungen Zum anderen ist der 6530 in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Und er ist nicht kompatibel zum 6330.
Ich habe weder auf Amazon, noch bei eBay, Reichelt und Conrad 6530 DIY Stecker gefunden, mit denen man sich ein Kabel selber löten könnte. Auch eine Anfrage bei Reichelt und Conrad blieb ergebnislos. Diese Größe haben sie nicht im Programm. (Wer eine Quelle findet, kann sie gerne posten.)
Den einzigen Adapter, den ich auf Amazon gefunden habe, ist von MC4 auf 6530. Diesen habe ich mir bestellt, und die MC4 Anschlüsse gegen einen Anderson 45A Anschluss getauscht.
Sehr gut finde ich den Anderson 30 bzw. 45 Ampere Stecker, denn er funktioniert in beide Richtungen. Es gibt also nicht Stecker und Buchse. Der Anschluss ist immer beides, so dass man ihn frei in alle Richtungen verbinden kann. Zudem können die Kontakte des Steckers gedreht und neu verbunden werden.
Wenn ihr eine Solar-Powerstation kauft, schaut meiner Meinung nach nach diesem Lade-Anschluss, denn er befindet sich auch an fast allen mobilen Solarpanelen und deren Adaptern wieder.
Die Ladespannung sowie Ladeleistung
Soweit ich es jetzt beurteilen kann, geben die meisten mobilen 100-200 W Solarpanels um 18-21 V Spannung aus. Auch die am Balkon montierten flexiblen 100 W Panels geben je Modul zwischen 18 und 21 V aus.
Dann wäre es ja gut, wenn sich die Powerstationen mit der gleichen Spannung laden lassen. Und bei der Rockpals 1300 als auch der ATZpower Solar 300 ist das so. Bis zu 26 V sind erlaubt.
Da ich die ATZpozwer Solar 300 zusammen mit einem 120W Solarpanel mit ATZpower Branding gekauft habe, bin ich natürlich davon ausgegangen, dass sich das größere Modell ATZpower Solar 1000 ebenfalls damit aufladen lässt. Insbesondere, da dieses Modell auch einen Anderson Anschluss mitbringt.
Aber denkste.
Keines meiner Panele konnte die ATZpower Solar 1000 aufladen. Ein Blick in die Bedienungsanleitung erklärt den Grund.
Das macht ggf. Sinn, wenn man sich schon ein Balkon-Kraftwerk gekauft hat, welches bis zu 500 W Leistung liefert und mit Spannungen von 30-50 V arbeitet. Allerdings macht es keinen Sinn mehr, wenn man sich schon Stationen mit 200 W und 120 W Panels auf 18 V Basis gekauft hat und die flexiblen Panels am Balkon ebenfalls 18 V liefern.
Leider stand davon nichts in der Produktbeschreibung, sonst hätte ich vom Kauf natürlich abgesehen. Daher kam unnötiger Weise eine Retoure zu Stande.
So kam es dann, dass ich mich für die Newsmy N1200 entschied. (Ich wollte noch eine etwas leichtere, als die Rockpals)
Diese hat keinen Anderson Anschluss, sondern wird per 6530 Buchse oder USB C PD (65 Watt Max) geladen, was wegen der Stecker-Situation für andere Einschränkungen sorgte, von denen ich bei der Bestellung noch nichts ahnte. Oder geht ihr davon aus, dass der verwendete 6530 Stecker quasi nicht zu bekommen ist, wenn die erste von euch gekaufte Powerstation auch solch einen benutzt?
Macht euch also auf jeden Fall Gedanken darüber, welche Ladeleistung für euch am Ende wichtig ist. Wollt ihr idR. per (mobilem) Solarpanel laden? Dann reichen Powerstationen, welche mit 150-180 W geladen werden. Seht ihr die Powerstation aber als reinen externer Generator, macht sicher eine schnelle Ladung am Balkonkraftwerk oder direkt am 230V-Netz Sinn.
So etwas bietet dann z.B. die Newsmy N1200P.
Die Geräuschentwicklung
Ein weiterer wichtiger Punkt, der mir erst im Laufe des Betriebes aufgefallen ist, ist die Geräuschentwicklung. Jedem sollte klar sein, dass Ladegeräte, Spannungswandler und Wechselrichter Wärme erzeugen. Diese Wärme muss irgendwohin abgeführt werden. Das geht natürlich am besten mit einem Lüfter. Wie dieser arbeitet und welche Lautstärke er erzeugt, ist aber völlig unterschiedlich.
Wenn ihr euch also für eine Powerstation entscheiden wollt, versucht vorher unbedingt herauszufinden, in welchen Situationen die Station welchen Lärm verursacht.
Die Rockpals 1300 bleibt temperaturabhängig stumm, bis ihre Gesamtleistung – egal ob Eingang, Ausgang oder kombiniert – ca.100 W erreicht. Über 25° springt der Lüfter schon bei 90 W an und meldet sich mit einem deutlich hörbaren Rauschen. Der Lüfter selbst macht gar nicht so viel Krach, vielmehr ist es die Luftströmung, die man sehr deutlich wahrnimmt. An einem Fernsehabend im Wohnzimmer ist dabei nicht mehr zu denken.
https://www.dropbox.com/scl/fi/4zxdr6f8zxrighnfj92i2/Rockpals_Lautst-rke.mov
Interessanterweise stört es mich während der Home-Office Arbeit überhaupt nicht. Da finde ich es eher beruhigend, was aber auch meinem dauerhaften Tinitus geschuldet sein kann.
Nervig wird es, wenn das Wetter Wolken vorbei sendet und die Leistung ständig um den Schwellwert arbeitet. Dann springt der Lüfter ständig an und geht wieder aus.
Zusätzlich gibt es auf der 12 V Schiene noch einen weiteren hochfrequenten Lüfter. Dieser springt an, wenn auf 12 V mehr als 70 W Leistung aus der Station herausgezogen werden. Und das Geräusch ist mal richtig anstrengend.
Die Newsmy N1200 hingegen arbeitet mit einer leistungsabhängigen Drehzahlkontrolle. Der Lüfter ist quasi immer im Betrieb. Er bleibt aber bis circa 200 W ruhig. Erst darüber hinaus macht er sich langsam bemerkbar. Damit ist ein Fernsehabend im Wohnzimmer bei ca. 145 W Verbrauch möglich. Hab ich probiert, hat geklappt.
https://www.dropbox.com/scl/fi/p6aya5irxzxrjjenz2y9g/Newsmy_Lautst-rke.mov
Die kleine ATZpower 300 benutzt ihren hochfrequenten Lüfter (bisweilen) nur, wenn der Wechselrichter für die 230 V Steckdose eingeschaltet wird. Egal ob Leistung abgegeben wird oder nicht. Über die 12 V Schiene habe ich noch nie allzu viel Leistung abgenommen, gehört habe ich da nichts. Auch beim Aufladen hört man nichts. Die Ladeleistung ist allerdings auch auf 66 W begrenzt.
https://www.dropbox.com/scl/fi/5k6s92ks12s9vf6jw5h9m/ATZpower_Lautst-rke.mov
Kapazität
Etwas, dass mir vorher schon klar war, ich der Vollständigkeit halber aber trotzdem erwähnen möchte: Die Kapazitäts-Angaben der Hersteller sind meist sehr optimistisch. Zudem sollte man die Akkus nicht unter 20 % entleeren. Darunter kann die Leistung stark einbrechen. Außerdem verbraucht die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom oder in andere Spannungen auch Strom.
Mit anderen Worten, die 1295 Wh der Rockpals sollten realistisch mit 950 Wh gerechnet werden. Die 961 Wh der Newsmy sind eher 720 und die kleine 295 Wh ATZpower bietet etwa 210 Wh.
Gewicht
Nicht unterschätzen sollte man das Gewicht. Schließlich muss man so einen Brocken auch durch die Gegend tragen. Wer sich schon immer gefragt hat, wie viel Strom eigentlich so wiegt, findet hier eine Antwort.
USV Funktion / Aufladung während des Betriebs
Diese beiden Punkte sind zu unterscheiden. Eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) leitet die Netzspannung durch. Fällt die Netzspannung aus, übernimmt der Wechselrichter in der Powerstation. Das bedeutet, Powerstationen mit 230V Netz/Ladestecker und USV Funktion leiten die Phase, N und Erde vom Netz durch das Gerät hindurch. Im Fehlerfall (Spannung auf Gehäuse eines Schutzklasse I Gerätes) kann man einen Stromschlag gegen Erde erhalten. Es muss daher ein RCD/FI im 230V Heim-Netz vorhanden sein.
Während des Betriebs dieser besonderen Powerstationen ist es möglich die Akkus aufzuladen, während man gleichzeitig Strom entnimmt. Das macht eine USV selbstverständlich auch, jedoch gibt es bei den Powerstationen ohne USV wieder Unterschiede.
Während bei allen Powerstationen die DC Ausgänge (Gleichspannung), während der Aufladung des Akkus per Netzteil oder Solarpanel benutzt werden können, kann bei der Rockpals 1300 die 230V AC Wechselspannung während der Ladung nicht eingeschaltet werden. Man muss den Ladestecker abziehen. Erst dann können die 230 V Steckdosen benutzt werden.
Bei den anderen beiden Poststationen gibt es diese Einschränkung nicht. Meine Anfrage an Rockpals ergab die Auskunft, dass dies bewusst so geplant und gebaut worden ist, da die gleichzeitige Ladung und Wechselstrom-Entnahme „gefährlich“ sein kann. In wie Weit das zutrifft, kann ich als Endverbraucher nicht mehr beurteilen. Der Hersteller wird seine Gründe dafür haben.
Das bringt mich dann (endlich) zur Verwendung der Powerstationen in Umgebungen ohne externe Stromversorgung. Also der Eingangs gestellten Frage, ob man einen Gig mit diesen Powerstationen betreiben kann?
Verwendung als Stromquelle für den Gig
Es hängt sicherlich von der Größe des Auftritts ab. Man kann nicht erwarten, reichlich Apms und Lautsprecher mit mehreren 1000 W für eine Riesencombo bei 500 oder mehr Zuschauern mit Strom zu versorgen.
Aber eine kleine Kapelle mit 1-2 PA Säulen, die ca. 50-90 Leute bespaßen, kann sicher möglich sein.
Zunächst muss aber noch etwas elektrisches geklärt werden.
IT-Netz und der Zwei-Fehlerfall
Eine Powerstation stellt euch an den AC (Wechselstrom) Ausgängen stark vereinfacht dargestellt ein IT-Netz zur Verfügung*. Das bedeutet, die Powerstation ist von der Erde isoliert und es gibt keine Verbindung zur Erde des Haus-Stromnetzes (TN-Netz) bzw. dem öffentlichen Kraftwerk. WICHTIG: Das gilt nur, wenn die Eingangsseite eurer Powerstation vom 230V-Lade-Netz getrennt ist. Siehe USV!
Bei einem Fehlerfall eines Schutzklasse I Gerätes - ein Gerät mit Schutzleiter, welcher am leitenden Metallgehäuse befestigt ist, hat Spannung durch einen Fehler am Gehäuse anliegen - bekommt man bei Berührung im IT-Netz keinen Stromschlag, wenn an das Gehäuse des fehlerhaften Gerätes gefasst wird, da es keine Verbindung zur Erde gibt, über die der Strom abfließen könnte.
Problematisch wird es beim zweiten Fehlerfall. Wenn ein zweites Gerät der Schutzklasse I einen Fehler durch Verbindung des anderen Leiters zum Gehäuse hat. Wenn also der Gegenpol des ersten Fehler-Gerätes am Gehäuse des Zweiten anliegt.
Berührt man beide Geräte, wird man zum Leiter zwischen diesen Geräten. Der Strom fließt über den Körper von einem Gerät zum anderen. Und das kann tödlich enden!
Nun klingt das zwar sehr unwahrscheinlich. Aber gerade bei altem Musiker-Equipment besteht diese Gefahr immens. Mit Verstärkern und Material aus den Sechzigern, Siebzigern und achtziger Jahren wäre ich mir bei weitem nicht so sicher, dass dieser Fall nicht doch eintreten könnte.
Zum Glück gibt es eine Absicherung. Während man das erste Gerät der Schutzklasse I noch einfach in die Steckdose der Powerstation stecken kann (Ein-Fehlerfall), muss für jedes weitere Schutzklasse I Gerät ein RCD vorher eingesteckt werden. Und zwar pro weiterem Gerät ein weiterer RCD.
Das geht gut mit den Brennenstuhl BDI-A RCD Adaptern. Die nehmen nicht zu viel Platz weg.
Aufbau
Ich habe die Powerstationen mit zwei Maui 11 G2 auf 50% Leistung, einem B-Hype 10 Monitor, dem Soundcraft Ui24R und dem Korg Pa1000 ausprobiert. Die drei Lautsprecher und das Mischpult sind allesamt Geräte der Schutzklasse I, sodass drei RCD notwendig sind. Das Keyboard ist wiederum ein Schutzklasse II Gerät und kann direkt angeschlossen werden.
Das schaut auf den Bildern jetzt etwas wüst aus, dient aber nur zum Test- und Demonstration.
Wie Eingangs schon erwähnt, war mir wichtig, dass die Powerstationen eine echte Sinuswelle ausgeben. Das ist für die Verwendung mit elektronischen Geräten wichtig. Daher mache ich mir auch keine Sorgen über Störgeräusche, die auch nicht auftreten. Brummschleifen sind ebenfalls kein Thema.
Die Frage ist, wie kommen die Powerstationen mit den Pulsbelastungen der PA klar und muss man sich Sorgen wegen der Leistung machen?
Ich habe die Lautstärke so weit erhöht, dass mein Schallmesser bis zu 100 dbA anzeigte, was für eine kleine Veranstaltung ausreichen dürfte. Klanglich konnte ich kein Problem ausmachen. Beide Powerstationen arbeiten Problemlos. Die Leistung wird mit ca. 95 W bei Stille und bis zu 140 W bei lauter Musik angezeigt. Die Spitzenlasten sind sicher höher, da die Anzeigen nur recht träge im Sekundentakt wechseln.
Hier eine Demo mit der Rockpals 1300:
https://www.dropbox.com/scl/fi/4fvrndj3j2nxlwftj14zh/Rockpals_Musik_Test.mov
und mit der Newsmy N1200
https://www.dropbox.com/scl/fi/gm4rraa7x0s5g32a62q77/Newsmy_Musik_Test.mov
Außerdem habe ich ausprobiert, ob es etwas ausmacht, wenn ich das Keyboard mit der kleinen ATZpower 300 Station getrennt benutze. Ob es da zu Problemen oder Störgeräuschen kommen kann, da die Phasen der Sinuswellen ja nicht gleichauf mit dem Rest sind. Aber auch das störte nicht. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass hier Spannungen zwischen den Phasenverschiebungen der beiden Powerstationen entstehen können. Solange es aber keine direkte Verbindung gibt, sollte es kein Problem darstellen.
https://www.dropbox.com/scl/fi/lxdlzz3guurlkiigdy1i6/ATZpower_Musik_Test.mov
Fazit
Geld sparen kann man mit meiner Konstruktion sicherlich nicht. Für das Geld der Powerstationen, Solarpanels, Adapter und Kabel bekommt man für rund zwei Jahre Strom für 0,40 € je Kilowattstunde (ca. 3750 kWh). Das muss man erst einmal über die Sonnenenergie in die Stationen bekommen und dann sinnvoll nutzen können.
Zum Sparen ist das also kaum geeignet. Aber als unabhängige Stromversorgung für Notfall, Urlaub und Hobby eine tolle Sache.
Mit der kleinen 300 W Station habe ich zum Beispiel schon diverse Werkzeuge, wie eine Heißklebepistole, in den unterschiedlichsten Situationen benutzen können.
Und auch die Eingangs gestellte Frage, ob man mit so einer Powerstation einen kleinen Auftritt bestreiten kann, würde ich mit Ja beantworten. Man sollte dazu überschlagen, welche Leistung am Ende benötigt wird. Bei 200-300 W kann man mit einer großen 1200 Wh Station schon gut und gerne 3-4 Stunden überbrücken. Setzt man mehrere Stationen ein, dürfte da noch mehr möglich sein. Zum Beispiel eine größere Musikkapelle. Wie sich gezeigt hat, ist für die Sicherheit noch etwas Aufwand notwendig. Insbesondere da wenig Steckdosen zur Verfügung stehen ist geschicktes Kabel Management angesagt. Allerdings können auch viele andere Geräte, ohne ihr Netzteil direkt an den USB Anschlüssen betrieben werden. Zum Beispiel das Laptop direkt am USB Power Delivery Anschluss.
Möchte man stattdessen eine unterbrechungsfreie Stromversorgung mit einer entsprechenden Station garantieren, sind besondere Schutzmaßnahmen zu beachten. Hier verhält sich die Powerstation nämlich wie das normale Stromnetz und leitet die Steckdose 1:1 mit Erde und Nulleiter durch. Fällt der Strom aus, ändert es sich in ein IT-Netz*. Ich persönlich würde von so einer Konstellation eher abraten.
Ich hoffe, ihr findet meine Ausführungen interessant. Vielleicht hat ja der ein oder andere über so eine Option schon selbst nachgedacht.
* Es handelt sich hier nicht um ein echtes IT-Netz, da bei einem solchen die Verbraucher geerdet werden müssten.
Der Frage bin ich nachgegangen. Lest hier mein Review/Workshop dazu, denn es gibt einiges zu erfahren.
Einleitung: Vom Balkonkraftwerk zur Powerstation
2022 war ich in der Überlegung ein Balkonkraftwerk zu kaufen. Da ich aber Souterrain wohne und die Sonne im Sommer nur von etwa 8:00 bis 13:00 Uhr direkt auf meinen Balkon strahlt, habe ich von einem klassischen Balkonkraftwerk eigentlich nichts. Es müsste eines mit Speicher her. Diesen Speicher kann man in der Regel aber nicht mitnehmen. Zumindest war es noch so, als ich die Überlegung dazu startete. Inzwischen (07 2023) bietet EcoFlow als erster Anbieter einen Pufferspeicher zum mitnehmen an.
Ich habe mir überlegt, eine mobile Powerstation zu kaufen und diese mittels mobilem Panel oder einem nicht so großen Solarmodul an meinem Balkon tagsüber zu laden. Und diese Ladung für bestimmte Anwendung zu nutzen. Z.B. Luftentfeuchter, Laptop, Tablets aufladen, Staubsauger, Homeoffice-Betrieb. Oder Notstrom für den Kühlschrank im Fall der Fälle.
Aber auch dafür, wenn mal ein Gig an einem Ort ansteht, an dem es keinen Strom gibt. Zuletzt wurde das mit einem benzingetriebenen Aggregat erledigt. Das lief aber mehr schlecht als recht, schon aufgrund des Lärms.
Meine Bestellung einer EcoFlow Powerstation mit mobilem Solarpanel im letzten Jahr habe ich nach drei Monaten Wartezeit storniert, da weder die Powerstationen noch Solarmodule lieferbar waren. Zum Glück kann ich nur sagen. Denn dann wurde die Mehrwertsteuer auf Solarmodule erlassen und als Ergebnis sind inzwischen nicht nur Solarmodule für den Balkon, sondern auch Stationen günstig, wie nie. LiFePo4 (LithiumEisenphosphat) Modelle - deren Akkus sicherer sind und mehr Lade/Entladezyklen vertragen - sind inzwischen ebenfalls günstig zu bekommen.
Also habe ich mein ursprüngliches Budget von 2000,- € dazu verwendet, mich nun mit mehreren mobilen Stationen und Solarmodulen einzudecken und eine Ladeoption aus zwei flexiblen 100 W Modulen am Balkon einzurichten.
Powerstationen, worauf achten?
Ich bin ganz unbedarft an diese Sache heran gegangen. Schauen, was für Modelle es gibt und sich über die Kapazität und Anschlüsse Gedanken machen.
Wichtig waren für mich ca. 1 kWh Speicherkapazität und 1200 W Leistungsabgabe, sowie eine echte Sinuswelle des Wechselrichters für die 230V Wechselstromabgabe.
Ansonsten verfügen heutzutage alle Modelle über verschiedene 12 V, USB C Power Delivery und USB A Ausgänge.
Über die Art und Weise, wie die Stationen aufgeladen werden, habe ich mir nur wenig Gedanken gemacht, so lange dabei stand, dass sie über Solar- und weitere Methoden zum Aufladen verfügen. Zum Beispiel per Netzteil oder USB C PD.
Es gibt auch Powerstationen, welche direkt an 230 V angeschlossen und besonders schnell aufgeladen werden können. Das kostet natürlich extra und hat mich nicht weiter interessiert. Schließlich möchte ich sie in 99 % der Fälle per Sonnenenergie auftanken lassen.
Ich kaufte über Amazon, bzw. Amazon Marketplace (Preise teils mit Amazon Rabattgutschein)
Rockpals 1300 - 1300W (2000W Peak), 1295 Wh, 550,-€
ATZpower Solar 300 - 300W 295 Wh (Li-Ionen) - die war bei einem mobilen Solarpanel-Set dabei und hat nur 30 € Aufpreis zum Panel allein gekostet.
Weil mir die ATZpower 300 ganz gut gefiel später noch das größere Modell:
ATZpower Solar 1000 - 1000 W, 1075 Wh, 450,-€
Weil sich die ATZpower 1000 aber als ungeeignet erwies, habe ich nochmal getauscht zur
Newsmy N1200 - 1200W (2000W Peak), 961 Wh, 500,-€
Inzwischen weiß ich, dass es noch einige andere Punkte gibt, über die man sich vorher Gedanken machen sollte, denn die Powerstationen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Die verwendeten Ladeanschlüsse
Dazu habe ich bereits einen eigenen Artikel verfasst, weil es einfach verrückt ist, auf welche Stecker man hier trifft. Jeder kocht da sein eigenes Süppchen.
Die meiner Ansicht nach schlechteste Option: Wenn man für die reguläre Aufladung per Netzteil oder Solarpanel nur einen einzigen Anschluss zur Verfügung hat und dieser eine 6530 Hohlstecker-Buchse darstellt. (6,5mmx3,0mm)
Zum einen sind Hohlstecker in ihrer Leistungsübertragung stärker begrenzt, als andere Verbindungen Zum anderen ist der 6530 in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Und er ist nicht kompatibel zum 6330.
Ich habe weder auf Amazon, noch bei eBay, Reichelt und Conrad 6530 DIY Stecker gefunden, mit denen man sich ein Kabel selber löten könnte. Auch eine Anfrage bei Reichelt und Conrad blieb ergebnislos. Diese Größe haben sie nicht im Programm. (Wer eine Quelle findet, kann sie gerne posten.)
Den einzigen Adapter, den ich auf Amazon gefunden habe, ist von MC4 auf 6530. Diesen habe ich mir bestellt, und die MC4 Anschlüsse gegen einen Anderson 45A Anschluss getauscht.
Sehr gut finde ich den Anderson 30 bzw. 45 Ampere Stecker, denn er funktioniert in beide Richtungen. Es gibt also nicht Stecker und Buchse. Der Anschluss ist immer beides, so dass man ihn frei in alle Richtungen verbinden kann. Zudem können die Kontakte des Steckers gedreht und neu verbunden werden.
Wenn ihr eine Solar-Powerstation kauft, schaut meiner Meinung nach nach diesem Lade-Anschluss, denn er befindet sich auch an fast allen mobilen Solarpanelen und deren Adaptern wieder.
Die Ladespannung sowie Ladeleistung
Soweit ich es jetzt beurteilen kann, geben die meisten mobilen 100-200 W Solarpanels um 18-21 V Spannung aus. Auch die am Balkon montierten flexiblen 100 W Panels geben je Modul zwischen 18 und 21 V aus.
Dann wäre es ja gut, wenn sich die Powerstationen mit der gleichen Spannung laden lassen. Und bei der Rockpals 1300 als auch der ATZpower Solar 300 ist das so. Bis zu 26 V sind erlaubt.
Da ich die ATZpozwer Solar 300 zusammen mit einem 120W Solarpanel mit ATZpower Branding gekauft habe, bin ich natürlich davon ausgegangen, dass sich das größere Modell ATZpower Solar 1000 ebenfalls damit aufladen lässt. Insbesondere, da dieses Modell auch einen Anderson Anschluss mitbringt.
Aber denkste.
Keines meiner Panele konnte die ATZpower Solar 1000 aufladen. Ein Blick in die Bedienungsanleitung erklärt den Grund.
Das macht ggf. Sinn, wenn man sich schon ein Balkon-Kraftwerk gekauft hat, welches bis zu 500 W Leistung liefert und mit Spannungen von 30-50 V arbeitet. Allerdings macht es keinen Sinn mehr, wenn man sich schon Stationen mit 200 W und 120 W Panels auf 18 V Basis gekauft hat und die flexiblen Panels am Balkon ebenfalls 18 V liefern.
Leider stand davon nichts in der Produktbeschreibung, sonst hätte ich vom Kauf natürlich abgesehen. Daher kam unnötiger Weise eine Retoure zu Stande.
So kam es dann, dass ich mich für die Newsmy N1200 entschied. (Ich wollte noch eine etwas leichtere, als die Rockpals)
Diese hat keinen Anderson Anschluss, sondern wird per 6530 Buchse oder USB C PD (65 Watt Max) geladen, was wegen der Stecker-Situation für andere Einschränkungen sorgte, von denen ich bei der Bestellung noch nichts ahnte. Oder geht ihr davon aus, dass der verwendete 6530 Stecker quasi nicht zu bekommen ist, wenn die erste von euch gekaufte Powerstation auch solch einen benutzt?
Macht euch also auf jeden Fall Gedanken darüber, welche Ladeleistung für euch am Ende wichtig ist. Wollt ihr idR. per (mobilem) Solarpanel laden? Dann reichen Powerstationen, welche mit 150-180 W geladen werden. Seht ihr die Powerstation aber als reinen externer Generator, macht sicher eine schnelle Ladung am Balkonkraftwerk oder direkt am 230V-Netz Sinn.
So etwas bietet dann z.B. die Newsmy N1200P.
Die Geräuschentwicklung
Ein weiterer wichtiger Punkt, der mir erst im Laufe des Betriebes aufgefallen ist, ist die Geräuschentwicklung. Jedem sollte klar sein, dass Ladegeräte, Spannungswandler und Wechselrichter Wärme erzeugen. Diese Wärme muss irgendwohin abgeführt werden. Das geht natürlich am besten mit einem Lüfter. Wie dieser arbeitet und welche Lautstärke er erzeugt, ist aber völlig unterschiedlich.
Wenn ihr euch also für eine Powerstation entscheiden wollt, versucht vorher unbedingt herauszufinden, in welchen Situationen die Station welchen Lärm verursacht.
Die Rockpals 1300 bleibt temperaturabhängig stumm, bis ihre Gesamtleistung – egal ob Eingang, Ausgang oder kombiniert – ca.100 W erreicht. Über 25° springt der Lüfter schon bei 90 W an und meldet sich mit einem deutlich hörbaren Rauschen. Der Lüfter selbst macht gar nicht so viel Krach, vielmehr ist es die Luftströmung, die man sehr deutlich wahrnimmt. An einem Fernsehabend im Wohnzimmer ist dabei nicht mehr zu denken.
https://www.dropbox.com/scl/fi/4zxdr6f8zxrighnfj92i2/Rockpals_Lautst-rke.mov
Interessanterweise stört es mich während der Home-Office Arbeit überhaupt nicht. Da finde ich es eher beruhigend, was aber auch meinem dauerhaften Tinitus geschuldet sein kann.
Nervig wird es, wenn das Wetter Wolken vorbei sendet und die Leistung ständig um den Schwellwert arbeitet. Dann springt der Lüfter ständig an und geht wieder aus.
Zusätzlich gibt es auf der 12 V Schiene noch einen weiteren hochfrequenten Lüfter. Dieser springt an, wenn auf 12 V mehr als 70 W Leistung aus der Station herausgezogen werden. Und das Geräusch ist mal richtig anstrengend.
Die Newsmy N1200 hingegen arbeitet mit einer leistungsabhängigen Drehzahlkontrolle. Der Lüfter ist quasi immer im Betrieb. Er bleibt aber bis circa 200 W ruhig. Erst darüber hinaus macht er sich langsam bemerkbar. Damit ist ein Fernsehabend im Wohnzimmer bei ca. 145 W Verbrauch möglich. Hab ich probiert, hat geklappt.
https://www.dropbox.com/scl/fi/p6aya5irxzxrjjenz2y9g/Newsmy_Lautst-rke.mov
Die kleine ATZpower 300 benutzt ihren hochfrequenten Lüfter (bisweilen) nur, wenn der Wechselrichter für die 230 V Steckdose eingeschaltet wird. Egal ob Leistung abgegeben wird oder nicht. Über die 12 V Schiene habe ich noch nie allzu viel Leistung abgenommen, gehört habe ich da nichts. Auch beim Aufladen hört man nichts. Die Ladeleistung ist allerdings auch auf 66 W begrenzt.
https://www.dropbox.com/scl/fi/5k6s92ks12s9vf6jw5h9m/ATZpower_Lautst-rke.mov
Kapazität
Etwas, dass mir vorher schon klar war, ich der Vollständigkeit halber aber trotzdem erwähnen möchte: Die Kapazitäts-Angaben der Hersteller sind meist sehr optimistisch. Zudem sollte man die Akkus nicht unter 20 % entleeren. Darunter kann die Leistung stark einbrechen. Außerdem verbraucht die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom oder in andere Spannungen auch Strom.
Mit anderen Worten, die 1295 Wh der Rockpals sollten realistisch mit 950 Wh gerechnet werden. Die 961 Wh der Newsmy sind eher 720 und die kleine 295 Wh ATZpower bietet etwa 210 Wh.
Gewicht
Nicht unterschätzen sollte man das Gewicht. Schließlich muss man so einen Brocken auch durch die Gegend tragen. Wer sich schon immer gefragt hat, wie viel Strom eigentlich so wiegt, findet hier eine Antwort.
USV Funktion / Aufladung während des Betriebs
Diese beiden Punkte sind zu unterscheiden. Eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) leitet die Netzspannung durch. Fällt die Netzspannung aus, übernimmt der Wechselrichter in der Powerstation. Das bedeutet, Powerstationen mit 230V Netz/Ladestecker und USV Funktion leiten die Phase, N und Erde vom Netz durch das Gerät hindurch. Im Fehlerfall (Spannung auf Gehäuse eines Schutzklasse I Gerätes) kann man einen Stromschlag gegen Erde erhalten. Es muss daher ein RCD/FI im 230V Heim-Netz vorhanden sein.
Während des Betriebs dieser besonderen Powerstationen ist es möglich die Akkus aufzuladen, während man gleichzeitig Strom entnimmt. Das macht eine USV selbstverständlich auch, jedoch gibt es bei den Powerstationen ohne USV wieder Unterschiede.
Während bei allen Powerstationen die DC Ausgänge (Gleichspannung), während der Aufladung des Akkus per Netzteil oder Solarpanel benutzt werden können, kann bei der Rockpals 1300 die 230V AC Wechselspannung während der Ladung nicht eingeschaltet werden. Man muss den Ladestecker abziehen. Erst dann können die 230 V Steckdosen benutzt werden.
Bei den anderen beiden Poststationen gibt es diese Einschränkung nicht. Meine Anfrage an Rockpals ergab die Auskunft, dass dies bewusst so geplant und gebaut worden ist, da die gleichzeitige Ladung und Wechselstrom-Entnahme „gefährlich“ sein kann. In wie Weit das zutrifft, kann ich als Endverbraucher nicht mehr beurteilen. Der Hersteller wird seine Gründe dafür haben.
Das bringt mich dann (endlich) zur Verwendung der Powerstationen in Umgebungen ohne externe Stromversorgung. Also der Eingangs gestellten Frage, ob man einen Gig mit diesen Powerstationen betreiben kann?
Verwendung als Stromquelle für den Gig
Es hängt sicherlich von der Größe des Auftritts ab. Man kann nicht erwarten, reichlich Apms und Lautsprecher mit mehreren 1000 W für eine Riesencombo bei 500 oder mehr Zuschauern mit Strom zu versorgen.
Aber eine kleine Kapelle mit 1-2 PA Säulen, die ca. 50-90 Leute bespaßen, kann sicher möglich sein.
Zunächst muss aber noch etwas elektrisches geklärt werden.
IT-Netz und der Zwei-Fehlerfall
Eine Powerstation stellt euch an den AC (Wechselstrom) Ausgängen stark vereinfacht dargestellt ein IT-Netz zur Verfügung*. Das bedeutet, die Powerstation ist von der Erde isoliert und es gibt keine Verbindung zur Erde des Haus-Stromnetzes (TN-Netz) bzw. dem öffentlichen Kraftwerk. WICHTIG: Das gilt nur, wenn die Eingangsseite eurer Powerstation vom 230V-Lade-Netz getrennt ist. Siehe USV!
Bei einem Fehlerfall eines Schutzklasse I Gerätes - ein Gerät mit Schutzleiter, welcher am leitenden Metallgehäuse befestigt ist, hat Spannung durch einen Fehler am Gehäuse anliegen - bekommt man bei Berührung im IT-Netz keinen Stromschlag, wenn an das Gehäuse des fehlerhaften Gerätes gefasst wird, da es keine Verbindung zur Erde gibt, über die der Strom abfließen könnte.
Problematisch wird es beim zweiten Fehlerfall. Wenn ein zweites Gerät der Schutzklasse I einen Fehler durch Verbindung des anderen Leiters zum Gehäuse hat. Wenn also der Gegenpol des ersten Fehler-Gerätes am Gehäuse des Zweiten anliegt.
Berührt man beide Geräte, wird man zum Leiter zwischen diesen Geräten. Der Strom fließt über den Körper von einem Gerät zum anderen. Und das kann tödlich enden!
Nun klingt das zwar sehr unwahrscheinlich. Aber gerade bei altem Musiker-Equipment besteht diese Gefahr immens. Mit Verstärkern und Material aus den Sechzigern, Siebzigern und achtziger Jahren wäre ich mir bei weitem nicht so sicher, dass dieser Fall nicht doch eintreten könnte.
Zum Glück gibt es eine Absicherung. Während man das erste Gerät der Schutzklasse I noch einfach in die Steckdose der Powerstation stecken kann (Ein-Fehlerfall), muss für jedes weitere Schutzklasse I Gerät ein RCD vorher eingesteckt werden. Und zwar pro weiterem Gerät ein weiterer RCD.
Das geht gut mit den Brennenstuhl BDI-A RCD Adaptern. Die nehmen nicht zu viel Platz weg.
Aufbau
Ich habe die Powerstationen mit zwei Maui 11 G2 auf 50% Leistung, einem B-Hype 10 Monitor, dem Soundcraft Ui24R und dem Korg Pa1000 ausprobiert. Die drei Lautsprecher und das Mischpult sind allesamt Geräte der Schutzklasse I, sodass drei RCD notwendig sind. Das Keyboard ist wiederum ein Schutzklasse II Gerät und kann direkt angeschlossen werden.
Das schaut auf den Bildern jetzt etwas wüst aus, dient aber nur zum Test- und Demonstration.
Wie Eingangs schon erwähnt, war mir wichtig, dass die Powerstationen eine echte Sinuswelle ausgeben. Das ist für die Verwendung mit elektronischen Geräten wichtig. Daher mache ich mir auch keine Sorgen über Störgeräusche, die auch nicht auftreten. Brummschleifen sind ebenfalls kein Thema.
Die Frage ist, wie kommen die Powerstationen mit den Pulsbelastungen der PA klar und muss man sich Sorgen wegen der Leistung machen?
Ich habe die Lautstärke so weit erhöht, dass mein Schallmesser bis zu 100 dbA anzeigte, was für eine kleine Veranstaltung ausreichen dürfte. Klanglich konnte ich kein Problem ausmachen. Beide Powerstationen arbeiten Problemlos. Die Leistung wird mit ca. 95 W bei Stille und bis zu 140 W bei lauter Musik angezeigt. Die Spitzenlasten sind sicher höher, da die Anzeigen nur recht träge im Sekundentakt wechseln.
Hier eine Demo mit der Rockpals 1300:
https://www.dropbox.com/scl/fi/4fvrndj3j2nxlwftj14zh/Rockpals_Musik_Test.mov
und mit der Newsmy N1200
https://www.dropbox.com/scl/fi/gm4rraa7x0s5g32a62q77/Newsmy_Musik_Test.mov
Außerdem habe ich ausprobiert, ob es etwas ausmacht, wenn ich das Keyboard mit der kleinen ATZpower 300 Station getrennt benutze. Ob es da zu Problemen oder Störgeräuschen kommen kann, da die Phasen der Sinuswellen ja nicht gleichauf mit dem Rest sind. Aber auch das störte nicht. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass hier Spannungen zwischen den Phasenverschiebungen der beiden Powerstationen entstehen können. Solange es aber keine direkte Verbindung gibt, sollte es kein Problem darstellen.
https://www.dropbox.com/scl/fi/lxdlzz3guurlkiigdy1i6/ATZpower_Musik_Test.mov
Fazit
Geld sparen kann man mit meiner Konstruktion sicherlich nicht. Für das Geld der Powerstationen, Solarpanels, Adapter und Kabel bekommt man für rund zwei Jahre Strom für 0,40 € je Kilowattstunde (ca. 3750 kWh). Das muss man erst einmal über die Sonnenenergie in die Stationen bekommen und dann sinnvoll nutzen können.
Zum Sparen ist das also kaum geeignet. Aber als unabhängige Stromversorgung für Notfall, Urlaub und Hobby eine tolle Sache.
Mit der kleinen 300 W Station habe ich zum Beispiel schon diverse Werkzeuge, wie eine Heißklebepistole, in den unterschiedlichsten Situationen benutzen können.
Und auch die Eingangs gestellte Frage, ob man mit so einer Powerstation einen kleinen Auftritt bestreiten kann, würde ich mit Ja beantworten. Man sollte dazu überschlagen, welche Leistung am Ende benötigt wird. Bei 200-300 W kann man mit einer großen 1200 Wh Station schon gut und gerne 3-4 Stunden überbrücken. Setzt man mehrere Stationen ein, dürfte da noch mehr möglich sein. Zum Beispiel eine größere Musikkapelle. Wie sich gezeigt hat, ist für die Sicherheit noch etwas Aufwand notwendig. Insbesondere da wenig Steckdosen zur Verfügung stehen ist geschicktes Kabel Management angesagt. Allerdings können auch viele andere Geräte, ohne ihr Netzteil direkt an den USB Anschlüssen betrieben werden. Zum Beispiel das Laptop direkt am USB Power Delivery Anschluss.
Möchte man stattdessen eine unterbrechungsfreie Stromversorgung mit einer entsprechenden Station garantieren, sind besondere Schutzmaßnahmen zu beachten. Hier verhält sich die Powerstation nämlich wie das normale Stromnetz und leitet die Steckdose 1:1 mit Erde und Nulleiter durch. Fällt der Strom aus, ändert es sich in ein IT-Netz*. Ich persönlich würde von so einer Konstellation eher abraten.
Ich hoffe, ihr findet meine Ausführungen interessant. Vielleicht hat ja der ein oder andere über so eine Option schon selbst nachgedacht.
* Es handelt sich hier nicht um ein echtes IT-Netz, da bei einem solchen die Verbraucher geerdet werden müssten.
Grund: Bild ergänzt
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: