Soul/Pop/Funk auf dem Kontrabass

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Da ich neuerdings in ein Unpluggedprojekt eingestiegen bin dass eher die Soul-Ecke
bedient wollte ich euch fragen ob ihr auch damit Erfahrung gemacht habt und wie ihr
die Songs spielt da einige Songs mit der original Bassline auf dem Kontrabass schlichtweg
mies anhören oder unspielbar sind.
Entwickelt ihr da eine vollständig neue Basslinie, reduziert ihr den Groove auf das nötigste oder lasst ihr kurze Noten länger stehen?
Ich würde gerne wissen wie ihr dabei vorgeht.
Vielleicht hat ja auch jemand von euch Hörbeispiele seiner eigenen oder einer anderen Unplugged Band.

Als Beispielsongs für unsere Playlist:
Laith Al Deen - Bilder von dir (hört sich mies an)
Jocelyn Brown - Somebody elses guy (Unspielbar)
Charles & Eddie - Would i lie to you (hört sich ebenfalls mies an)
 
Eigenschaft
 
Da ist Kreativität gefragt.

Nur mal so als Beispiel:
Es ist oft kaum vorstellbar, aber es kann nach meinen Erfahrungen unter Umständen tatsächlich besser klingen einen leicht percussiven, reduzierten Bass auf den Grundtönen zu spielen, als die aufwendigste und harmonischste Bass - Linie des Original Songs. Sicher ärgert man sich schnell wenn man die doch spielen kann und es nicht wirklich etwas bringt.
Ich habe auch schon mal meine Basslinie eines Stückes, das wir unplugged spielen wollten aus der Klavier - Bass - Linie einer anderen Version erarbeitet.


Das Wichtigste ist: Nicht zu kompliziert denken. Manchmal ist weniger eben mehr.
 
Tach-chen,

ja, ich hab Erfahrung damit (um deine erste Frage zu beantworten ;-)

Aaaalso, ich fahr' bei diesen Songs mehrere Strategien

- spielen, so wie's Original. Das geht mit'm KB bei vielen Sachen ganz prima (Mustang Sally, Same old song, ...) und kling oft auch "besser", naja, runder, weicher, souliger. Allerdings hab ich 'ne ganze Zeit gebraucht, um mir die entsprechende Kraft und Ausdauer in der linken Hand anzutrainieren.

"Funk is about the things you don't play."

- Sachen weglassen, auf den Groove konzentrieren. D.h. die schnellen Läufe ignorieren und bspw. ersetzten durch einen Achtelschlag auf dem Offbeat (oder was sonst gerade rhytmisch passt).

- oft ersetze ich schnelles "pop slap pop slap slap" durch einen Schlag und einen geschmackvoll gesetzten Slide

- da Muting mit der linken Hand auf dem KB schlecht geht transportiere ich muted und Ghostnotes auf die rechte Hand; konsequenterweise spiele ich dann auch kein klassisches KB-Pizzicato mit viel Fleisch an der Saite, sondern spiele eher zwischen KB und E-Bass Picking in Richtung Fingerkuppe. Dadurch wird der Ton zwar dünner, kriegt aber mehr Attack.

Zu deinen drei Songs fällt mir folgendes spontan ein:
- Bilder von dir: das Intro ist doch perfekt für lang stehengelassene Töne, im Rest groove auf Grundtönen, experimentiere mit dem Anschlag.

- Somebody elses guy - cooler Bass, das Stück ist ja komplett an mir vorbeigegangen. OK, ist so unspielbar, aber: lass die Pop-Schläge komplett weg und schau mal wie das dann klingt. Danach würde ich an den Stellen, wo's dann dünn wird evt. anstelle eines Pop muted 16'tel auf dem gleich Ton probieren. Und vielleicht auch probieren, ob sich nicht mit Ghostnotes an den Stellen ein Groove zusammenbauen lässt.

- Would i lie to you: spiele ich fast original - und klingt prima. Wie genau klingts denn mies bei dir?

Viel Spaß beim Üben ;-)

Tom
 
Zuletzt bearbeitet:
Soul ist ein weites Feld - ich kenne eine Band, nämlich tok tok tok, die als "acoustic soul band" galt und mit KB sehr schöne Sachen gemacht hat. Mittlerweile (seit ca. 2 Jahren) sind sie aber etwas "härter" geworden und haben den KB durch einen E-Bass ersetzt. Hörempfehlung: eine der älteren Scheiben von denen, z.B. "Ruby soul"!

Funk auf dem KB - habe ich auch schon versucht, habs aber wieder sein lassen. Man muss sagen: Das kann der E-Bass einfach besser - dieses Harte, Perkussive, das der E-Bass rüberbringt, kriegt man mit dem KB einfach nicht hin.
 
Stimmt, E-Bass-Sound geht besser mit einem E-Bass. Wenn man das mit einem KB machen will, muss man anders spielen, wohl auch reduzierter, aber genau das hat ja auch manchmal seinen Reiz.

Grad bei Kontrabässen mit Piezo-Tonabnehmern ist ein Preamp wichtig für satten Sound. Deshalb meine Fragenach dem Equipment. Ohne Preamp wird der Sound einfach spillerig wegen der falschen Impedanz im Eingang und es kommt kein für dieses Genre brauchbares Bassfundament zustande. Oder wie Tom fragte: "Wie genau klingts denn mies bei dir?"

Witzigerweise klingen abgenommene KBs den Sound-Puristen oft zu sehr nach E-Bass :)

http://www.youtube.com/watch?v=7vct7aMIeM8&feature=related
(ab 1:05)
 
dieses Harte, Perkussive, das der E-Bass rüberbringt, kriegt man mit dem KB einfach nicht hin

Stimmt, man muß schon genau gucken, welche Grooves mit dem K-Baß funktionieren. Für meine Begriffe hängt viel an der (wie die Synthesizer-Leute sagen würden) Hüllkurve des Basses. Aber da hat der K-Baß seine eigenen Qualitäten - und manchmal (manchmal) sticht er den E-Baß aus.
Insofern machen die Saiten auch was aus - mit Darmsaiten wirst Du vermutlich Probleme beim Pop kriegen, aber mit Stahl geht das potentiell schon besser... :rolleyes:
Mir fallen gerade zwei (bzw. anderthalb) Beispiele ein, bei denen es gut klingen kann:

Michael Jackson - "Another part of me" und "Man in the mirror"

Beide von der LP "Bad", 1987, folglich mit Synthesizer-Baß und elektronisiertem Schlagzeugklang :( - klingt also so ähnlich, wie kalorienreduzierter Käse und Halbfettmargarine schmecken :p. Von daher könntest Du da mit einem Kontrabaß überhaupt nix verschlimmbessern (läster :D ) - nein, aber im Ernst: Ich bin mir bei "Man in the mirror" zwar nicht ganz sicher - aber bei "Another part of me" klingt es in jedem Falle sehr gut, das Pattern des Synt-Basses auf einem (auch unverstärkten :cool: ) K-Baß in den tieferen Registern mehr oder weniger zu übernehmen. Die beiden doppelten Achtel sind halt der Angelpunkt, und das kann der K-Baß in diesem Fall mit sehr schön viel Punch. :) Ich würde ihn hier sogar eher nehmen als einen bundierten oder Fretless E-Baß.

Und generell würde ich auch sagen: großes Gefuddel mit dem Doghouse Bass bringt nicht viel - der Witz ist schon eher, bei reduzierten Linien einfach das unschlagbare Timbre des Kontrabasses wirken zu lassen. Wie gesagt: Hüllkurve. Wo bei einem E-Baß dann eben doch zu allerletzt nur ein elektrischer Ton kommt, kommt beim (auch verstärkten) K-Baß - auf eigene Art halt - auch ganz viel Holz, Bauch, Saft und Fleisch. :great:

Michael
 
Ich sehe das nicht so. Perkussives und attackreiches Spiel auf dem Kontrabass ist durchaus möglich. Da muss ich nicht unbedingt reduziert spielen; manche Sachen (z.B. Spapping) müssen halt nur anders gelöst werden. In unserem Trio spielen wir neben Jazzstandards auch Funk- oder Popstücke (von G. Benson u. a.), das geht sehr gut.

Schau dir mal Brian Bromberg an, für den gibt es keine Hindernisse auf dem Kontrabass.:D
 
Noch ein paar Repertoirekandidaten?

Al Jarreau hat 1976 eine schön handgemachte LP "Glow" gemacht, und da könnten vom Groove her ein paar bei k-baß-taugliche bei sein.

Michael
 

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