Soundtrack komponieren, Rezept?

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Guten Abend Allerseits

Meine Frage zielt auf ein Rezept, Kompositionsmethoden, die einen Soundtrack gewissermaßen als gelungen erscheinen lassen können.

Ich komme aus der Singer/Songwriter Sparte, habe aber viel Erfahrung mit Bandarbeit als Gitarrist (Rhythm und Solo) gesammelt, auch mit Gesang/Backvocals.

Wie man einen Song aufbaut, weiss ich, im Prinzip ist alles erlaubt, was gefällt. Das klassische, gängige Schema kann sein: Intro-Strophe-Bridge-Refrain, zurück in Strophe....Outro.
Diese Komponenten ( Intro, Strophe...) sind natürlich austauschbar, je nach Song, wie man es eben haben möchte.

Kann ich dieses Schema auch auf einen Sountrack übertragen? Es geht hauptsächlich um sogenannte Spannungsbögen, die einen Song, bzw einen Soundtrack hörenswert machen sollen.

Gibt es ein Rezept, das man verfolgen sollte, wie es in der klassischen Musik angewendet wird, zB eine Symphonie, dessen Aufbau in Sätze unterteilt ist?

Besten Dank im voraus für Ratschläge
 
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Ich weiss weder ganz genau, was Du konkret unter einem „Soundtrack“ vestehst (Film, Videospiel, Videoclip, ... ?) noch habe ich eine konkrete Idee, wie so ein von Dir gesuchtes „Rezept“ ausschauen könnte.
Nicht ganz unwesentlich erscheint mir der Hinweis, dass die Musik halt den visuellen Eindruck irgendwie stützen soll. Das ist die Hauptaufgabe. Dadurch gibt das visuelle Geachehen schon mal einiges an „Form“ vor.

Aber die Frage möchte ich noch loswerden, warum Du nicht einmal einfach 200 solcher Soundtracks analytisch betrachtest/anhörst, und Dir anlernst, wie die anderen mit der Fragestellung, die Dich bewegt, umgehen.

LG
Thomas
 
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Kann ich dieses Schema auch auf einen Sountrack übertragen?
Durchaus, es gibt einen eigenen Oscar (Academy Award) für den besten Song aus einem Film. Auch könnte ein Soundtrack schwerpunktmäßig aus Songs bestehen, sehr bekannt als Film wie wegen der Musik wurde z.B. Trainspotting.
https://de.wikipedia.org/wiki/Trainspotting_–_Neue_Helden

Filmmusik ist sehr oft auch sinfonisch und da bevorzugt wie Programmmusik angelegt, um mit den Bildern zu interagieren (verstärken, konterkarieren, ironisieren...).
In besseren Zeiten des Films fand selbst zeitgenössischer Jazz Eingang in die Ruhmeshalle der Filmmusik, ein legendäres Beispiel wäre der rabenschwarze Krimi Fahrstuhl zum Schafott.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrstuhl_zum_Schafott
Sich mit Filmmusiken zu beschäftigen ist faszinierend. Neben den unvermeidlichen John Williams, Hans Zimmer und Ennio Morricone finde ich unter anderem z.B. Georges Delerue oder die Filmmusiken von Miles Davis besonders interessant.

Auf dem YT-Kanal der jungen Filmkomponistin Anne-Kathrin Dern kann man Einiges zur Praxis erfahren.
https://www.youtube.com/c/AnneKathrinDernComposer/videos

Gruß Claus
 
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In konventioneller Weise gibt es einige "Rezepte", bzw. besser gesagt: Konzepte.
Im wesentlichen unterscheidet/bedient man sich zumeist drei von vier spezifischen Techniken... der Leitmotiv-Technik, wie sie z.B. auf Grundlage von Richard Wagner sehr oft als eine Art sinfonisches Pop-Konstrukt von z.B. John Williams für seine Musiken zu Star Wars, Indiana Jones usw. verwendet wurde (heute allerdings eher seltener angewendet wird)... und der heute wieder moderneren und überwiegend verwendeten Konzeption der Mood-Technik gewichen ist und die Musik unabhängig vom visuellen Geschehen funktioniert, so wie auch das Underscoring zum Einsatz kommt, welches stark im Zusammenhang des akuten BIldgeschehens und etwaiger Situation/Emotion/Stimmung usw. steht.

Auch sind bei den Techniken von Mood und Underscoring spezifische Instrumentierungen und Tonlagen obligatorisch, wie z.B. "Mood"- Flöten in hohen Lagen für romantisch, feinfühliges oder halt im Underscoring z.B. klischeehaft das Akkordeon für das französische Straßencafe oder die Mandoline für z.B. einen italienischen Mafia-Paten stünde.

Wenn du dich in konventioneller Weise mit dem Thema Filmmusik/Soundtrack beschäftigen möchtest, würde ich dir empfehlen, dich zu den drei Techniken Leitmotiv, Mood und Underscoring etwas zu belesen... ansonsten aber finde ich- explizit mit dem Hang zu moderner Filmmusik, alles kann...nichts muss ;) und hier ist dann auch die 4.Technik, die Kontrapunktierung interessant, die mitunter völlig gegensätzliches miteinander in Verbindung bringt und es dem Zuschauer/Zuhörer überlassen sein kann, wie er eine Szene/Musik interpretiert.
 
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Ich weiss weder ganz genau, was Du konkret unter einem „Soundtrack“
Eigentlich kann alles als Soundtrack gelten, denke ich, wenn es Verwndung findet in Film oder ähnliches.
Mit Soundtrack meinte ich tatsächlich eher elektronische Musik. Habe ich versäumt deutlich zu machen.

Filmmusik ist sehr oft auch sinfonisch und da bevorzugt wie Programmmusik angelegt, um mit den Bildern zu interagieren (verstärken, konterkarieren, ironisieren...)
Darum geht es mir hauptsächlich, die Links werde ich mir ansehen, danke.
@Vancosso
Danke, werde mich damit beschäftigen.

Was auch in die Sparte Elektro fällt, sind die Genres wie House, Techno usw.
Auch da gibt es wohl einen Aufbau oder Struktur.
 
Hast du inzwischen schon erste Erfolge gemacht?

Das klassische, gängige Schema kann sein: Intro-Strophe-Bridge-Refrain, zurück in Strophe....Outro.
Dieser Aufbau ist bei einem Soundtrack eher nutzlos. Es wird vielmehr ein Thema oder eine Stimmung in einem solchen Stück verarbeitet. Das Prinzip verstehst du am besten wenn du z.B mal Kinofilme anschaust wie dort der Soundtrack die Handlung unterstützt und auch beschreibt.

Die reine Technik die angewendet wird ist im Grunde die gleiche wie bei jeder anderen Musik auch. Akkorde, Kadenzen und so weiter. Aber ich denke man braucht dort auch etwas Wissen abseits des Tellerandes. Powerchord werden sehr gerne genutzt und einige Komponisten nutzen auch gerne mal bei Wendungen andere Tonarten wie Dorisch. Die große Herausforderung ist eben den Zuhörer bei der Stange zu halten. Eine einfache Kadenz reicht da nicht.

Kleiner Ratschlag zum üben: Nimm dir ein Bild oder eine Kurzgeschichte und versuche den Inhalt oder die Stimmung dazu musikalisch zu erzählen. Dann bist du schon sehr nahe am Soundtrack.
 
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Hast du inzwischen schon erste Erfolge gemacht?
Ich habe leider derzeit viel um die Ohren, aber nichts Musikalisches, es kommt gerade viel Unangenehmes zusammen, das bewältigt werden muss.
Trotzdem bin ich bei der Sache, Soundfetzen und ähnliches schwirren mir durch den Kopf, die ich irgendwie versuche, festzuhalten.
Kleiner Ratschlag zum üben: Nimm dir ein Bild oder eine Kurzgeschichte und versuche den Inhalt oder die Stimmung dazu musikalisch zu erzählen. Dann bist du schon sehr nahe am Soundtrack.
In der Filmmusik wird oft ein Hauptmotiv verwendet, das im Prinzip als kompletter Song (Soundtrack) angesehen werden kann.
Dazu fällt mir Ry Cooder ein, in Paris Texas gibt es diesen prägnanten Gitarrensound mit Slidegitarre, das immer wieder auftaucht.
Meiner Vorstellung nach, wird ein Track (Song) verwendet, das zerlegt, in die verschiedenen Szenen eingespielt wird.
Zerlegt, damit meine ich, dass es ein ganzes Stück ist, dessen Bestandteile verwendet werden.
Oder Bramstokers Dracula. Hier kehrt immer wieder das Hauptmotiv, andere Szenen sind ähnlich unterlegt, die aus diesem einen Stück stammen, bzw Variationen davon sind.
So in etwa gehe ich die Sache an.
 
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So in etwa gehe ich die Sache an.
Das wird wohl so alles funktionieren. Was ich mich bei einem Soundtrack frage der im Kontext von Film und Fernsehen ist: Was war zuerst da, die einzelnen Stücke für den Content oder erst der Soundtrack, oder beides gleichzeitig? Ich persönlich würde bei der Vertonung eines Films wohl erst die einzelnen Parts machen und aus diesen unterschiedlichen Stücken dann im Soundtrack eine Art episches Bestoff :)

Wobei ich werde so was wohl nie machen :)
 
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Was ich mich bei einem Soundtrack frage der im Kontext von Film und Fernsehen ist: Was war zuerst da, die einzelnen Stücke für den Content oder erst der Soundtrack, oder beides gleichzeitig?
Ich denke, die Profis, die ihr Geld damit verdienen, vertonen einzelne Szenen, die bekommen die Filmschnipsel auf den Tisch und vertonen diese.
Wobei es sich auch sicher nicht ausschließt, die Vertonung der einzelnen Szenen in einem Grundcharakter zu halten, wodurch ein kometter Track entsteht.
Ich schätze, es gibt unterschiedliche Ansätze.
 
Historisch betrachtet, war sicher der Content das Ausgangsmaterial. Der Stummfilm wurde live von einem Pianisten (idR) vertont, später hat man diesen Ansatz sicher weiter verfolgt.
Heute kann man auch Tonmaterial verwenden, das eigentlich nicht als Filmmusik gedacht war, aber zur Vertonung passend erscheint.
Gestern gab es einen Fernsehfilm, der gänzlich ohne musikalische Untermalung auskam, hat dadurch nicht an Wirkung verloren.
Manchmal kann Filmmusik auch störend sein
 
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Ich denke, die Profis, die ihr Geld damit verdienen,...
Unter dem oben genannten Link zu Anne-Kathrin Dern kannst Du einem Profi bei der Arbeit zuschauen.

Superstars wie Hans Zimmer beschäftigen Spezialisten für die verschiedenen Aufgaben bei der Erstellung von Filmmusik, dazu gabe es vor Jahren eine aufschlussreiche Doku im TV mit vielen Ausschnitten aus der Arbeit.

Was dir vorschwebt, machte nach meinem Wissen in erfolgreicher Weise zuletzt der Regisseur John Carpenter in den 70er und 80 Jahren.
Er hatte als Kind Instrumentalunterricht, aber keine fortgeschrittene musikalische Ausbldung. Zu seinen erfolgreichsten Filmen machte er die Musik selbst, äußerst einfache Arrangements auf der Basis ebenso einfacher, seinerzeit m.E. genial-schlüssiger Synth-Motive.
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Carpenter
Assault on Precinct 13
Halloween
The Fog
Escape from New York
usw.

Den funktional hervorragenden Einsatz oft schon lange veröffentlichter Musikstücke aus der Pop-Kultur nebst einigen Originalen findet man wie bei dem bereits erwähnten Trainspotting in Meisterwerken von Quentin Tarrantino.
Info zum Soundtrack von Pulp Fiction
Info zum Soundtrack von From Dusk Till Dawn
Info zum Soundtrack von Inglorious Basterds
Info zum Soundtrack von Kill Bill Vol. 1

Gruß Claus
 
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Professionelle Filmkomponisten werden in der Regel bei professionellen Produktionen schon ganz früh in den Produktionsprozess eingebunden, also schon bei der Script- und Konzepterstellung. Es wollen schließlich die Ideen gefunden und erste Partiturentwürfe geschrieben werden.
Das genaueTiming jeder Szene steht natürlich erst nach dem endgültigen Schnitt fest. Dann muss die Partitur fertig gestellt werden. Das Einspielen geht bei den professionellen Filmorchestern vergleichsweise schnell.
 
Das Einspielen von originaler Filmmusik erfolgt offenbar nicht mehr unbedingt mit dem ganzen Orchester.
Statt dessen werden Sections aufgenommen und dann montiert, die Arbeit mit Schnipseln zeichnete allerdings bekanntlich schon Karajans Studioarbeit aus.

Bei den Aufnahmen wird nach Dern weitgehend vom Blatt gespielt und weil kaum Zeit für Proben ist wird auch anders als in herkömmlichen Partituren arrangiert und notiert. Unter anderem geht es um das Schreiben in einfachen Tonarten oder die Verwendung von Versetzungszeichen statt Vorzeichnung.
How Film Scores Are Recorded

Das Arbeiten mit ganz überwiegend bereits veröffentlichter Musik begann meines Wissens mit dem Film 2001 - Odyssee im Weltraum.
Regisseur Stanley Kubrick trat den teilweise bereits komponierten Soundtrack in die Tonne und blieb bei der von im selbst ausgewählten klassischen Musik, die er für seine Rohschnittmuster eingesetzt hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/2001:_Odyssee_im_Weltraum#Filmmusik
Seine Methode schrieb Filmgeschichte und wirkte nach, sowohl in der akademischen Diskussion wie z.B. in Flmen von Quentin Tarrantino.

Gruß Claus
 
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Ich denke auch das zumindest der normale Filmmusiker bestimmt genau so wie alle anderen nicht so frei arbeiten kann. Natürlich wird er Spielraum haben, aber ein Grundthema wird er wohl auch bekommen an das er sich halten muss, genau so wie alle anderen. Natürlich wird z.B ein Hans Zimmer weniger Vorgaben haben als ein wenig bekannter. Aber am Anfang steht bestimmt eine Einspielung die als Vorgabe dient.

Ist natürlich nur eine Vermutung
 
Etwas mit der Filmmusik eng verwandtes mache ich bei Langformen im Improtheater, z.B. beim Krimi. Vier Schauspieler improvisieren einen Krimi nach Vorgaben aus dem Publikum, ich improvisiere an E-Bass und Keyboard den Soundtrack dazu.

  • Ich versuche den einzelnen Personen Motive zu geben, die mit gleicher Instrumentierung immer dann kommen, wenn die jeweilige Person auftritt.
  • Ich versuche, einzelnen Orten Sounds zu geben, die ich immer dann spiele, wenn eine Szene an diesem Ort stattfindet. Z.B.: Der Bankangestellte wird nach dem Überfall vom Bankräuber im Keller der Bank gefesselt. (Dramatische Streichermusik). [Schnitt] Seine Geliebte wartet ahnungslos zuhause am fertig gedeckten Küchentisch. (fröhliche Klaviermusik) [Schnitt] Der Bankangestellte versucht, sich im Keller der Bank von den Fesseln zu befreien. (ähnliche oder gleiche Streichermusik wie in der ersten Kellerszene)
etc.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Die Anfrage nach einem Rezept für einen Soundtrack zu einem Film suggeriert, das es eine Zutatenliste für ein bereits bekanntes Ergebnis gäbe. Kann man gewiss machen, aber sooo einfach wird es nicht sein. Um die physische Komponente zu erwähnen: einerseits sind Mehl, Zucker, Ei, Salz, Pfeffer, Muskat, Äpfel, Birnen, Tomaten, Möhren, Erbsen,... als Nahrungsmittel Güter des täglichen Bedarfs, andererseits, sind Alt, Bass Tenor, Sopran, Saxophon, Trompete, Geige, Cello, Pauke, Becken, Klavier, Akkordeon,... Dinger eines kulturellen Schaffens, eben ein netter Zeitvertreib.
Nur sind denn die verlangten Emotionen vergleichbar ? Schrecken und Furcht kann wie Übelkeit die Hautfarbe bleichen. Und darüber hinaus ? Mit der Psychologie von Tönen und Bildern ist nicht zu spaßen. Das ist bitterer Ernst, wenn denn wirklich die Absicht bestehen sollte, mit den Empfindungen der Konsumenten zu spielen. Vorab sollte dann schon eine freiwillige Selbstkontrolle stattgefunden haben, ob denn weiterhin das Ziel Unversehrtheit von Leib und Seele der Beteiligten bestehen soll, um nicht Angeklagter in einem durchaus möglichen Strafprozess zu werden.

Trotz allen Bedenkens kann ich sagen, dass einige Filme erst durch ihre Filmmusik für mich interessant wurden. Seien es die Hitchcock-Klassiker, die Edgar Wallace Filme, die durch einen doch eher spärlichen Einsatz von Musikinstrumenten die Spannungsbögen in den Filmen stützten. Dagegen gehalten einige Western-Film-Musiken, die regelrechten Kultstatus erlangten. Die fullminante Wirkung eines Orchesters wird mit den StarWars-Folgen ein geradezu stimmiges Bild. Während die Vertonung in Disneys' Animationsfilmen immer auch etwas Niedliches in den reinen Fantasiewerken liefert. Einerseits müssen also die Filmelemente bekannt sein, z.B. wieviele unterschiedliche Charaktere in einer Heldenreise zu finden sind, andererseits erfordert eine Komposition die Kenntnis der unterschiedlichen Charaktere der Musikinstrumente. Die Magie der Filmrealität erhält durch eine geschickte Vertonung noch einen zusätzlichen Kick.

Nicht jeder kann ein James Last sein. Seine Musikschnipsel zum Film KillBill sind ebenso faszinierend, wie die Bildschnitte.. Als Leader einer BigBand hatte er ja quasi eine Berufung für den Job des Filmmusikkomponisten. Eine andere Herangehensweise ist z.B. aus der Sicht des Darstellers. Herr Liefers, als Tatort-Darsteller, hat, soweit mir bekannt ist, sich auch schon als Filmmusikkomponist versucht. Wobei natürlich unterschieden werden muss zwischen Vertonen, wie es den Tonstudios der Filmindustrie geschieht und dem Arrangieren in den Tonstudios der Musikindustrie. Gewiss ist nur, dass sich das nicht wie ein Smartphone aus einer Hosentasche ziehen lässt.
Deutlich wird das bei vielen Heimamateurvideos, die u.a. auf Regionalsenders inzwischen gebracht werden, bei denen es eine deutlich wahrnehmbare Trennung zwischen Ton und Bild gibt. Nicht das die Vertonungen schlecht wären, sie sind eben nur nicht 100% im Film integriert. Meine Konzentration schwankt dabei immer und lässt mich über den Sinn von 'Nemo protest duobus dominis servire' grübeln. Einerseits denke ich dann an den Ton-, anderseits an den Bildschnitt dieser "Do it yourself"-Werke. Die Frage, ob man wirklich nicht 2 Herren dienen kann erübrigt sich in den grossen Werken, weil eben viele ihren Beitrag leisten. So ist es ja auch im Theater. Oder @McCoy, spielst du etwa in eurer Krimireihe im Improtheater zusätzlich noch aktiv als Bühnendarsteller?

Dazu vielleicht ein kurzer Anflug von Interlinguistik der Wortpaare Farbton und Tonfarbe.
Farbkontraste sind in Farbfilmen wie in den Klangfarben der Instrumente eine mögliche Zutat. Dazu muss dann natürlich für den zeitlichen richtigen Einsatz bekannt sein, welche Kontraste wann einzusetzen sind. Laut-Leise Kontrast ist das Mittel des Tones. Hell-Dunkel kann sowohl Bild als auch Ton sein. Mal von der absoluten Tonlage abgesehen, ist z.B. in der relativen Tonlage der verschiedenen Blasinstrumente eine unterschiedliche Stimmung, also Blech versus Holz. Also wie der Farbton in der Malerei eine Tönung und einen Tonwert nebst Intensität hat, so haben auch Töne in der Musik eine Färbung und Intensität. Pilot war ... shit , das war teils aus einem Vid zur Kompositionstechnik und wie ein Kompositeur sein Werk gestaltet.

Wenn es also um ein Rezept für einen Soundtrack geht, gelten dann die gleichen berufsethischen Regeln wie für ein Rezept vom Arzt? Die Rezeptur des Apothekers für ein Heilmittel soll eigentlich Beschwerden lindern. Oder geht es doch um ein Kochrezept, wie von mir anfangs gedacht? Von meiner Warte aus, sind die Bereiche Küche und Apotheke mit Musikzimmer und Malatelier inkommensurable, nicht vergleichbar, wenn man erstmal die Architektur dieser Räumlichkeiten beendet hat. Auch wenn ich durchaus erkennen kann was das Ziel sein soll, so halte ich es gänzlich für Unmöglich das Ganze auf ein paar Worte und Abfolgen zu reduzieren.

3 Musikinstrumente und 500g Motivation, dass ganze 1/2Stunde brutzeln wird dem Verlangen nicht gerecht werden können. Und @Person, um die Tragweite von Kompositionsmethode zu verstehen, wirst du dich damit wohl noch etwas länger und intensiver beschäftigen müssen.

Aber bislang ein schönes Thema...
:sneaky:
 
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Einen Soundtrack nach Rezept erstellen zu wollen, finde ich schon einigermaßen skuril, wobei die Bezeichnung Soundtrack ja im Grunde offen lässt, was genau Zielsetzung und Funktion angeht. Soundtrack ist eben nicht Soundtrack und anstelle irgendeines Rezepts sollte man schon die eigene Kreativität entwickeln und seinen eigenen Visionen folgen. Aber jeder soll halt so arbeiten, wie er will und kann.
 
Die einfachste Methode für einen Soundtrack ist vermutlich die wie in Filmen von Charlie Chaplin oder auch in "Der Malteser Falke" von John Huston: Es gibt eine Melodie, die im ganzen Film als Leitmotiv immer wieder auftaucht.

Und vielleicht sollte man sich neben John Carpenter (wegen elektronischer Musik) auch das Schaffen von Konstantin Wecker anschauen, der kommt ja auch aus der Singer/Songwriter-Ecke.

À propos Konstantin Wecker: Sein bekanntestes Stück Filmmusik ist sicher die Titelmusik von "Kir Royal", und die ist ihm ganz spontan eingefallen, als Helmut Dietl alle seine vorbereiteten Vorschläge ablehnte. Sind allerdings ein paar Takte der Ouvertüre von "Die schöne Galathée" (nach 4:32 und 5:44 min) von Franz von Suppè, wie Google mittlerweile verrät (ist mir lange vor Google aufgefallen, als Volker Engel – bekannt durch die Special Effects von "Independence Day" – das Original für seinen Animationsfilm "Re-creation" verwendet hat).



 

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