Sperrstunde - Text- Ideenhilfe gewünscht

  • Ersteller LibertinChanson
  • Erstellt am
L
LibertinChanson
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
20.08.14
Registriert
26.06.12
Beiträge
97
Kekse
311
Ort
Köln
Ahoi,

Ich hoffe ich bin hier richtig und werde nicht gesteinigt :)
es ist schon lange her, als ich angefangen habe dieses Lied zu schreiben. Es ist aber nie fertig geworden, sondern in den Kinderschuhen stecken geblieben:

(http://soundcloud.com/libertin-1/sperrstunde2) Das Hauptproblem war für mich immer schon das texten. Diese erste Strophe ist vielmehr eine Arbeitsversion, weil es sich halt reimt und singen lässt, als eine zufriedenstellende Version. Eigentlich finde ich den Text plump und platt. Außerdem würde ich das gerne auf Deutsch singen.

Die Idee hinter dem Song:
Situationsbeschreibung, Filmszene: Ein Typ sitzt alleine in einer Bar. Eigentlich ist schon geschlossen, aber die Band spielt halt noch ein bisschen weiter und der Kellner räumt den Tresen auf.
Weiter bin ich leider nie gekommen - Mir fehlt die Phantasie - was könnte dem Kerl durch den Kopf gehen? Herzschmerz? Kleben geblieben im eigenen Sumpf? Welcher Sumpf?

Die Strophe habe ich mal radebrecht ins Deutsche geschubst:
Die Band spielt ihr letztes Lied
Zum tausendsten Mal
Die Bar hat längst geschlossen
Nur ich bin noch da
Der Kellner sieht mich grimmig an (holpert)
Ich bestell noch ein Bier
Und tanz das Lied allein mit mir
...
Den Refrain will ich so gar nicht erst übersetzen. Für mich ist das eine Ansammlung von Texthülsen, weil, wie schon gesagt, es passt und lässt sich singen.

Ach ja ... könnt ihr helfen? Einfach mal anschubsen. Vielleicht läuft es dann bei mir. Ihr habt hier schon so viele schöne Texte noch schöner gemacht. Ich wäre glücklich, wenn ihr mir helfen könntet ins Texten rein zu finden.

Danke schon mal
Uwe
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uwe,


ich habe mir deinen Text durchgelesen und anschließend die Musik angehört.
Ich persönlich finde die englische Version besser. Andere User werden mir bestimmt zustimmen, dass es sehr schwierig ist, englische Texte ins Deutsche zu übersetzen. Andersrum ist das genau so. Oft ist das Problem eine neue Satzstruktur, insbesondere, wenn man versucht eins-zu-eins zu übersetzen.

Aber so, wie ich dich verstanden habe, fängt das Problem schon bei der Idee bzw. der Geschichte an. Du möchtest über das Schicksal eines Mannes erzählen, der in einer Bar sitzt. Soll der Text etwas philosophisches an sich haben?
Du solltest dich auf jeden Fall nochmal mal intensiv mit der Figur befassen. Wer ist der "Typ", über den du singen willst? Ist das ein junger Mann, feurig und auf der Suche nach einem Abenteuer? Oder handelt es sich um einen älteren Mann, mürrisch, da er von negativen Erfahrungen geprägt ist? Was willst du mit dieser Figur ausdrücken? Soll es vielleicht sogar biographische Züge haben?
Dann musst du dir Gedanken über einen Plot machen: Was soll in der Bar passieren? Beobachtet er einfach nur das Personal und denkt über sich und das Leben nach (inwieweit ist er vielleicht durch den Alkoholkonsum sentimental dabei?)

Du hast das Problem geäußert, dass dir die Ideen fehlen. Mein folgender Vorschlag klingt etwas unkonventionell, aber vielleicht bist du ja dafür offen. Arbeite doch einfach mal ein Weilchen (Neben-)beruflich in einer Bar, wenn die Möglichkeit besteht. Rede mit deinen Gästen. Frage sie nach ihren Geschichten. Über was wollen sie sich unterhalten? Einige Arbeitnehmer im Gaststättengewerbe werden sogar ein wenig als Psychologen bzw. Seelsorger gesehen, weil sie einfach zuhören können. Aber auch, wenn du in keiner Gastwirtschaft arbeiten kannst/willst: Viele Ideen kommen im Alltag, du musst einfach nur aufmerksam durch die Welt gehen und den Menschen zuhören.
Noch ein Beispiel aus der Praxis: Ich schrieb vor einiger Zeit ein privates Buch über virtuelle Welten und die Gefahr der "Computerspielsucht". Ich habe selber über ein Jahr intensiv Computerspiele wie World of Warcraft gespielt. Ich habe mich mit den Gruppendynamiken vertraut gemacht und wurde selber irgendwann ein Teil davon. Diese Erfahrungen habe ich beim Schreiben einfließen lassen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiter helfen.


Beste Grüße
Frau Flummi
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Danke Frau Flummi.
eigentlich versuche ich nicht den Text aus dem englischen zu übertragen - Der englische Text ist immer nur ein Pilot gewesen, damit ich was zum singen habe.
Du hast das Problem ganz gut verstanden. Beim Texten habe ich meist ein erstes Bild, eine Stimmung, eine Atmosphere vor Augen. Meist ist das auch von der Musik beeinflusst, die ich gemacht habe. Leider bleibt es dann genau bei diesem Bild hängen. Die Geschichte geht nicht weiter, bzw. erst gar nicht los.
Deine Idee mal eine Weile zu Kellnern ist zwar sehr gut, aber aus Zeitgründen nicht zu realisieren. Eigentlich habe ich bereits viel erlebt, habe aber nie Tagebuch geführt oder mir sonstwie Notizen zum erlebten gemacht. Ich weiß - viele Schreiber machen das so. Wäre auch besser gewesen. Aber während ich das hier schreibe ... Genau das könnte der Plott sein ... (später eingefügt:) du hast mich ordentlich angeschubst ...
Vorhin beim Hundelaufen habe ich die Reihenfolge in der Strophe mal umgestellt und dabei wirkte es so, also würde der Kellner von sich selbst erzählen. Also kein letzter Gast. Er könnte Mitte 30 sein, oder vielleicht älter. Wie alt ist so ein Barkeeper? Wenn er alleine nach Ladenschluss der Band beim üben zuhört, dürfte er der Geschäftsführer sein. Läuft sein Laden grad schlecht, oder brummt es so, dass er kaum zum Nachdenken kam? Hm ... Jetzt sitzt er da, schaut der Band zu und grübelt ... Ich grübel auch.
Die letzte Zeile im Refrain muss den Kern der Geschichte zusammenfassen und trotzdem offen sein ... Fill that glass with your wine - Sperrstunde und wieder allein (???).
Hm, er lebt für seinen Laden und reißt sich die Beine aus. Seine Frau hat ihn verlassen, weil er nur noch für den Laden lebt ??? (hehe Spielsucht). Freunde, hat er kaum, naja die Stammgäste sind ja wohl auch kaum Freunde die man nachhause zum Essen einlädt. Die Gläser und die Flaschen sind ihm vielmehr vertraut, als alles andere.

Wie geht ein Plott an dieser Stelle weiter? Es muss ja keine Geschichte werden mit Anfang und Ende. Es ist eine Situation. Vielleicht sollte ich einfach mal ein paar Zeilen aufschreiben.
 
:D Schubsen und schon läuft es besser. Jedenfalls bin ich ein gutes Stück weiter:
Der Laden hat längst schon zu
Nur ich bin noch hier
die StÜhle sind schön gestapelt
ich mach mir noch ein Bier
Die Band spielt das selbe Lied
zum tausendsten Mal
mein leerer Kopf
mein leerer Blick
ein leerer Saal

Tage und Nächte
viel Kummer und Schweiß
für etwas Glück
ein sehr hoher Preis
Die Zeit heilt alte Wunden - ha
die Sperrstunde naht
und trotzdem
es war ein guter Tag

Soweit erst mal eine erste Strophe und ein Refrain. Noch wird nicht klar, um was es hier eigentlich geht. In den zwei nächsten Strophen soll es etwas konkreter werden. Und jetzt bereue ich nie Notizen gemacht zu haben. Na, mal sehn was die grauen Zellen so her geben ... Oder ihr?
 
Hi Libertin Chanson,

schau mal in den workshop lyrics falls du es noch nicht getan hast (link in meiner signatur), die anregungen von frau flummi sind super - ein aufmerksamer beobachter und wacher geist findet auch beim besuch einer bar und in seiner erinnerung reichlich anregung - das explizite studium eröffnet natürlich weitere räume ...

entweder du entwickelst die story entlang der figur oder anhand eines themas, das DIR gerade wichtig ist - wichtig ist: warum soll sich jemand den text anhören? genau: er ist interessant, lebendig etc. UND er hat ein thema, einen konflikt, eine sehnsuch: etwas das spannung erzeugt und vor allem, etwas was die leser auch interessiert: wieso ist die bar seine sehnsucht? was erwartet er vom leben? wieso ist er allein? weil er vielleicht mit dieser bar sich und seiner frau ein gesichertes und gutes leben bieten wollte und deshalb so lange gearbeitet hat, dass keine zeit mehr für die beiden und ihre liebe da war und sie ihn deshalb verlassen hat? klassisches thema: er will sichern, was da ist und verliert gerade dadurch das, was er hatte ...

auch das nur eine anregung: es gibt tausend träume und konflikte und sehnsüchte und menschen ...

viel erfolg und spaß am weiterspinnen der geschichte ...

x-Riff
 
Der Workshop, von dem x-Riff schreibt, ist wirklich empfehlenswert! Auch ich als Schreiberling habe mir den mal durchgelesen und ich habe zu verschiedenen Aspekten gute Anregungen bekommen. An dieser Stelle danke noch einmal an die Autoren, die soviel Zeit und Mühe investiert haben!

@Uwe: Das ist doch schon mal ein Anfang. Du fängst an die Eingangssituation in der Bar/Kneipe zu schildern. Ich persönlich finde den zweiten Textabschnitt gut gelungen. Besonders die abschließende Zeile "und trotzdem - es war ein guter Tag" gefällt mir wegen dem Überraschungsmoment. Die Arbeit ist zwar anstrengend, aber irgendwie kann der Geschäftsführer immer noch etwas Gutes daraus gewinnen. Das ist auch wirklich wichtig, denn mal logisch gefragt: Wenn der Job nur Stress mit sich bringt, warum sollte er den Laden weiterführen? Man muss bei solchen Geschichten immer einen Heizkessel für Protagonisten und Handlungen haben. Was ist der Grund, warum der Barbesitzer sich mit der Arbeit "rumärgert", wenn sie doch nur zu Verlusten geführt hat? Ist er finanziell abhängig davon? Muss er Schulden ab bezahlen? Oder liebt er einfach seine Tätigkeit und seine Gäste? Das muss im Laufe des Liedes klar werden, sonst fragt sich der Zuhörer "Warum lässt der Depp es nicht einfach sein statt rum zu murren?".

Den ersten Teil des Textes würde ich sprachlich noch etwas umschreiben. Benutze verschiedenen Synonyme und Metaphern! Stelle dir vor, du würdest mit Worten ein Bild machen, was sich vor dem geistigen Auge deiner Zuhörer zeigt. Viele Bilder sind auch selbsterklärend. Das ist jetzt nur ein grober und definitiv nicht perfekter Verbesserungsvorschlag meinerseits:

Die Jalousinen sind längst schon unten
Die Stühle bilden hohe Türme
Nur noch ich höre die Band spielen
dasselbe Lied
wie jeden Morgengrauen
Ich zapfe mir noch ein Bier
Mit leerem Kopf
streift mein leerer Blick
den leeren Saal.

Noch etwas Wichtiges an dieser Stelle: Es ist NIE zu spät, Tagebuch zu führen oder sich generell Notizen zu machen! Bitte, inbesondere wenn du Texte selber schreibst: Schaffe dir ein Notizbuch an! Die kosten wirklich nicht viel und ein gutes Notizbuch hat heutzutage auch einen Gummi, der als Stifthalter dient u.a. praktische Gimmicks! Ich kenne das Phänomen: Wenn du irgendwo unterwegs etwas Spannendes siehst, hast du manchmal tolle "Blitzideen". Aber die gehen so auch schnell, wie sie kommen. Und dazu haben manche Menschen wie ich wirklich ein Gedächtnis wie ein Sieb! Heute habe ich fast immer ein Notizbuch dabei und ich konnte somit wirklich tolle Ideen festhalten und später wieder verwerten.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi Uwe,

ich glaube, Dir fehlt zunächst erst mal eine Idee. Vielleicht hat dich der Slowblues an eine Bar erinnert. Oder an Barmusik. Oder Du denkst an Filme, wo die frustrierten Darsteller alle irgendwann mal in einer Bar landen...;)

Aber DAS ist noch nicht die Idee! Das ist höchstens die Kulisse inclusive einiger Nebendarsteller. Genau genommen reicht ein: "Sitzte am Thresen ..." - und schon sieht manch einer SEINE Bar und Du kannst Deine Idee abspulen.

Wenn Du bei der Bar bleiben willst (warum auch nicht) - dann spul doch mal durch, was DIR dort so passieren kann... Du könntest eine schöne Frau kennen lernen... in eine Razzia oder Schießerei geraten... Dich ganze Nacht einsam im Thresenspiegel betrachten... Dich prügeln oder verprügelt lassen... bestohlen werden... Dich als Homo outen... einen Freund (Freundin) beim Fremgehen beobachten... auf der Straße einen Unfall oder Mord beobachten... einen Promi kennenlernen... einen Infarkt bekommen...Dich filmreif in Szene setzten wie weiland Hamphrey Borgard in "Casablanca" oder den ganzen Abend cool schweigen wie Bukowski himself in "Barfly"... usw

Auch das wäre für mich nicht Idee. Ich würde nur bemerken, dass einige dieser Geschichten ein Herzklopfen in mir produzieren! Jetzt käme ich der Sache näher. Wenn einige meiner Gefühle(!) in Wallung kommen, dann huschen die Gedanken plötzlich wie Ratten durch den Kopf und quer durch mein ganzes Leben. -

Nun heißt es höllisch aufpassen, dass Du die entsprechenden Gedanken fotografisch fest halten kannst - sonst ist es wie mit den Träumen: von einer Sekunde zur nächsten sind sie für immer aus dem Gedächtnis verschwunden. Schreib alles auf, ohne auf Orthografie und Grammatik zu achten. Schreibe, solange deine Gefühle sprechen. Fürchte Dich auch nicht vor Kraftworten, Flüchen oder jedweden Sauereien. Die moralisierenden Sprüche der Eltern, Lehrer und Paffen und sonstigen Politiker sollten Dir bestenfalls als schlechte Witze in den Sinn kommen... und alles Schlechte eher als verlockend:D Alles saftlose wird wieder gestrichen und dann kommt sie von selbst zum Vorschein: die IDEE!

Die hat immer etwas mit dem Kampf um etwas zu tun, was man noch nicht erreicht hat... und letztlich nie erreichen wird... aber das weiß man sowieso erst viel später;) Wenn man es (scheinbar) erreicht hat , wird es als Songthema übrigens uninteressant!

Die Idee träumt immer von Anerkennung, Abrechnung oder glücklichem Entkommen.

Du kommst mit einer Erwartung in diese Barsituation.. und gehst mit einer anderen, neuen Erwartung aus ihr heraus. DAS ist die IDEE! Am besten erkennst Du, dass Du ein ganzes Leben gebraucht hast, diesen Wandel, der sich in deinem Song andeutet, herbei zu führen. Die Bar als Schlüsselerlebnis!

KRITIK:

Sowohl an deinen als auch Flummis Vorschlägen fällt mir auf, dass sie sicher noch mit der Beschreibung der Kulisse beschäftigt sind, wenn Deine Musiker schon gestorben sind;) - Lies mal nach, was man unter "in medias res" (mitten rein ins Geschehen) versteht. Du musst anfangen, wenn es Du etwas WICHTIGES zu erzählen hast! Nicht vorher! Wenn Du an der Bar sitzt, bist Du bereits versetzt worden, deine neue Flamme putzt sich das Näschen auf dem Klo, die Schüsse sind gefallen, die Bullen schon wieder weg, Dein Geld ist geklaut worden. - Oder am nächsten Morgen fallen Dir die schlimmsten Ereignisse seit Sodom und Gomorrha ein...oder die süßesten seit deinen Einschulungstüten...;)

Was auch immer Dir einfällt, es muss sich Dir extrem aufdrängen, wie die sich entkleidende Traumfrau im Haus gegenüber oder die Anwesenheit von einer Million Schulden.
Warum solltest du Deine dreiminütige Chance auf den Eintritts ins deutsche Kulturerbe mit Nebensächlichen verplempern? Wer braucht heutzutage , wo es ständig um alles geht, nebensächliches?

Das nennt man Dramatisierung. Du brauchst eine Idee und die musst du zuspitzen. Und zwar so, dass Dir das Herz im Leibe lacht, die Eier tanzen oder Dir eine niedliche Armee Fruchtfliegen-Maden über die Arme kriecht. :D

Alles klar?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ahoi,
ich meld mich mal zwischendurch - die Arbeitswoche dämpft ein bisschen meinen Kopf. Auf dieses klare Wort von Jongleur habe ich eigentlich gewartet :) Danke. Eigentlich bin ich gerade genau da dran, was du beschreibst (Abends in der U-Bahn und beim Laufen mit dem Hund). Ich sammle. Einzelne Wörter, ganze Sätze und verschiedene Situationen. Eine mögliche zweite Strophe (bei der es dann wirklich ins Geschehen geht) werde ich euch vielleicht schon am WE vorstellen.
 
Moin Uwe,

Eine mögliche zweite Strophe (bei der es dann wirklich ins Geschehen geht) werde ich euch vielleicht schon am WE vorstellen.

Verliebe Dich nicht auf ewig in die erste Strophe. Sie kann dich ans Ziel führen, muss aber nicht.

Was mich betrifft, ich muss oft mehrere Texte schreiben, bevor ich eine Musik ( ich schreibe vorrangig auf Musik) mit meinem Text zum klingen bringen (oder auch nicht:()

Manchmal ist mein Problem gescheiterter Textvarianten, dass sie sich zu lange mit der Einleitung beschäftigen. Schau Dir einfach mal ein paar Filmanfänge an und beobachte, welche Dich sofort in die Handlung ziehen und welche erst langsam oder gar nicht!
Oder überlege Dir mal eigene Schlüsselerlebnisse. Wie würdest Du die nachträglich erzählen? Unter der Bedingung, dass Dir dein Zuhörer nur 1,5 Minuten effektive Sprechzeit gibt (für mich die maximale Dauer eines vorgelesenen Textes).

Wenn ich mir es so überlege, entstehen MEINE überlangen Einleitungen meistens so:
Ich hatte noch keine Idee, aber die Musik (und die damit verknüpften Erinnerungen) weckte ein paar Bilder im Kopf. Und schwups war ein Text geschrieben. Manchmal kam er anschließend sogar gut an.

Aber das Problem ist: betrachte ich meine Lieblingssongs (von Dylan bis Newman), dann spüre ich, dass da etwas Zusätzliches drinsteckt: eine klare Idee. Etwas, was mich magisch anzieht...obwohl es nicht klar ausgesprochen wird. Es ist so klar wie eine mentale Verstimmung mitten im schönsten Sonnenschein. Wenn man genau hinsieht, kann man sie als Außenstehender sehen, aber keiner kann die Ursachen erklären. Im Prinzip nicht einmal der Betroffene. Hm, DER vor allem nicht :D

Aber sind Erklärungen überhaupt wichtig? Hauptsache es ist, etwas irritiert, weckt Interesse. Oder? ;)






Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war ein langer Kampf. 15 Jahre oder so liegt diese Melodie nun schon in der Schublade und hatte diesen schäbigen Arbeitstext. Ich bin sehr froh mir in den Arsch getreten, dieses Forum hier gefunden und von euch schon einiges gelernt zu haben.
Es ist ist seit einer Ewigkeit der erste eigene Text, den ich endlich ... hinbekommen ... habe (fertig wäre falsch). Und das ist ein schönes Gefühl.
Sorry Jongleur, an dieser ersten Strophe, bzw. dem Bild klebe ich schon seit 15 Jahren - das kann ich leider nicht abstellen. Aber ich habe mich auch an meinen Kommunikationstrainer erinnert und seine Worte über das Refraiming ... Also habe ich mir die Situation ein paar mal vorgestellt. Ich hatte schon eine andere Richtung eingeschlagen: Hier in Köln verschwinden alle schwul-lesbischen Kneipen rund um den Altermarkt - Hintergrund ist (auch), dass immer öfter Jagd gemacht wird auf Schwule und Lesben und eben auch die Kneipenbesitzer. Aber irgendwie wurde mir das Thema für dieses Lied zu sehr Agit Prop und moralingeschwängert. Ich habs zur Seite gelegt und heute auf dem Heimweg das hier geplottet:

Der Laden hat längst schon zu (Alternativ: die Leute sind längst schon weg)
nur ich bin noch hier
Die Stühle sind bereits gestapelt
Ich nehm mir noch ein Bier
Setz mich nochmal auf die Bühne
und hör die Band noch einmal
mit leerem Kopf
und leerem Blick
im leeren Saal

Tage und Nächte
viel Arbeit und Schweiß
für 2 Stunden Glück (mit euch)
ein ziemlich hoher Preis
Die Zeit ging viel zu schnell vorbei
die Sperrstunde naht
Vielen Dank
Das war ein sehr schöner Tag

Ihr habt mir so viel gegeeben
Eure Freude ist mein Glück
Und gab ich euch auch mal eine Träne
ich will sie nicht zurück
Möcht das alles nochmal erleben
Vielleicht beim nächsten Mal
mit klarem Kopf
und klarem Blick
in diesem Saal

Tage und Nächte
viel Arbeit und Schweiß
für all das Glück mit euch
ein angemessner Preis
Der Wirt macht jetzt das Licht aus (Hier kann man perfekt auch eine Kunstpause einlegen)
die Sperrstunde naht
Vielen Dank
Das war ein sehr schöner Tag

Uuuuuuuuh ... etwas Trief und Kitsch ... wie ich finde aber angemessen. So fühl(t)e ich mich manchmal schon nach einem Konzert. Ich weiß nicht wie es euch geht. Das kann doch gut ein Schlusssong sein. Und zwei Strophen reichen aus.

So jetzt ihr, stürzt euch drauf und zerreißt es :)
 
Hi Uwe,

Glückwunsch. :great:

Nun sehe und fühle ich mit Dir. Auch wenn dieses Anliegen eher funktional und auch nicht unbedingt super originell ist - kann (nein wird) es doch erfrischend wirken wie ein Bier nach Schwerstarbeit. Kenne natürlich ebenfalls dieses Nachklingen vor leerem Saal. Und dieses seltsame Glücksgefühl.
Das Wichtigste ist geschafft: die IDEE!

Lass den Text ein paar Tage liegen. Das geht wahrscheinlich hier und da noch mehr.
Natürlich ist ein Publikum live oft total aus dem Häuschen und kocht auch im Musiker die einfachsten (Glücks-)Gefühle hoch.
Aber Eure Fans hören Euch ja auch über die Konserve. Und da könnte es MIR hier und da noch einen Tuck raffinierter sein.
Aber ich freue mich, denn vermutlich hat unsere kleine Konversation in Deinem Unterbewusstsein ein wenig mit gemischt:)
Und so, wie Du das hin bekommen hast, mache ich mir um den Rest keine Sorgen;)

lg

P.S. Ich beschäftige mich ebenfalls hin und wieder mit Rhetorik oder Kommunikationstraining. Es hilft mir, manche Zeile klarer oder frecher zu formulieren. Aber etwas unterscheidet den Künstler vom Kommunikationstrainer: Der Trainer ordnet alles dem kurzfristigen Konsens unter... der Künstler sollte aber den mittelfristigen Dissens - wenn schon nicht suchen - dann doch auch nicht scheuen. Aber das ist eine andere Baustelle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi LibertinChanson,

ein Quantensprung: das hat ein Bild, das hat Atmosphäre, das hat eine Entwicklung - sehr klasse.
Sprachlich könnte ich mir das ein oder andere noch vorstellen, wobei das im letzten Prozentbereich liegt ... und vermutlich ist sacken lassen die aktion der wahl - also warte auch ich erst mal ab.

x-Riff
 
:) Ich habe immer noch ein Grinsen vom einen Ohr zum anderen. Klar - der Song ist funktional und profan und doch drückt er DAS aus, was er immer sollte. Es dauert noch ein bisschen bis der wirklich singbar wird, aber das schleift sich ab. Vielen vielen Dank für eure Hilfe und wenn ihr sie nur virtuell empfunden habt - für mich war es real!
Ich beglücke euch demnächst mit einer Aufnahme ;)
Vielen Dank
für mich war's ein sehr schöner Thread
Und das Schleifen folgt natürlich noch ...
 
Das ist wirklich ein sehr gelungenes Ergebnis! Natürlich kann man immer daran schleifen, aber schleif nicht zu viel ab, am Ende muss es natürlich auch dir gefallen. Was bringt der beste Text, wenn du ihn nicht (mehr) magst und entsprechend nicht authentisch singen/spielen kannst?

BTW: Ich kann mir das auch wunderbar als letztes Lied auf einem Konzert vorstellen. Vielleicht kann man auch irgendwie das Publikum mit einbeziehen, sofern das dein/eurer Ding ist.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben