Steirische Harmonika Noten in Griffschrift umwandeln?

MrMupfin
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Servus,

ich lerne gerade die Steirische nach Michlbauer. Hab im Januar damit angefangen und komm wirklich gut voran. Das einzige, was mich ein wenig "stört", ist die überschaubare Auswahl an Griffschrift Notationen, abseits der Volksmusik. Klar macht Volksmusik a Gaudi, aber die Steirische könnte m.M.n. definitiv mehr. Der Mangel an Griffschriften erschließt sich mir eigentlich nur, weil die Steirische ein Nicheninstrument ist und die Nachfrage wahrscheinlich zu gering ist, alsdass es sich lohnen würde, mehr Stücke zu übersetzen. Die Diatonik spielt natürlich wahrscheinlich auch noch eine Rolle, aber vieles müsste definitiv umsetzbar sein.

Meine Frage daher: gibt es einen "bequemen" Weg für unmusikalische Menschen wie mich, die einfach nach ihrer Griffschrift spielen wollen und keinen Nerv dafür haben sich in das Thema reinzufuchsen und mühsam eigene Griffschriften zu schreiben, ihre Lieblingslieder irgendwie für das Instrument umschreiben zu lassen? Sowas wie ein Converter würde mir da in den Kopf kommen. Hab online gesehen, dass z.B. für Forte sowas angeboten wird. Mit dem MuseScore Plugin hab ich mich schon versucht, aber schon allein die Noten in das Programm einzupflegen war eine mittelschwere Katastrophe, für des, dass am Ende nur Fehlermeldungen kamen und die Hälfte nicht übersetzbar war.

Zusätzlich noch eine Frage: gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Griffschriften? Also Michlbauer, Schaborak, usw? Die Darstellung variiert ja ein bisschen, aber sieht nicht so aus, als wäre die Tabulatur eine andere.

Wahrscheinlich hab ich jetzt ganz viel durcheinandergerwurschtlt und für Kopfschütteln gesorgt. Aber seht's mir nach, ich hab mit 11 oder 12 zum letzten Mal ein Instrument gelernt und gespielt, des is schon über 10 Jahre her und bin nicht sonderlich musikalisch veranlagt.
 
Der Mangel an Griffschriften erschließt sich mir eigentlich nur, weil die Steirische ein Nicheninstrument ist und die Nachfrage wahrscheinlich zu gering ist, alsdass es sich lohnen würde, mehr Stücke zu übersetzen

Von Michlbauer gibt es ja einiges abseits der volks(tümlichen) Musik.
Sobald man die rudimentäre "Alpen-Harmonik" jedoch verlässt, begibt man sich in die Abgründe "ungewöhnlicher" Akkorde, so dass die Vielzahl der Basssysteme zum Tragen kommt.
Außerdem ist bei der (wie Du schon sagst) recht kleinen Zielgruppe auch der juristische, verwaltungstechnische und kostenintensive Anteil bei urheberrechtlich geschützten moderneren Stücken fast größer als der musikalische Bearbeitungsaufwand. Wer macht das schon freiwillig? Dann lässt man's eben sein.


Meine Frage daher: gibt es einen "bequemen" Weg für unmusikalische Menschen wie mich, die einfach nach ihrer Griffschrift spielen wollen und keinen Nerv dafür haben sich in das Thema reinzufuchsen und mühsam eigene Griffschriften zu schreiben, ihre Lieblingslieder irgendwie für das Instrument umschreiben zu lassen?

Die Griffschrift ist ja eigentlich nichts anderes als eine Art von Tabulatur, anhand derer man erkennen kann, welche Knöpfe man drücken muss (und die Balgrichtung wird natürlich auch angegeben).

Wenn man von einem Stück keine Griffschrift-Version hat, muss man also notgedrungen wissen, wie die Musik (egal ob nach Gehör oder nach Noten) auf dem konkreten Instrument umzusetzen ist.
Daran führt kein Weg vorbei.


Sowas wie ein Converter würde mir da in den Kopf kommen. Hab online gesehen, dass z.B. für Forte sowas angeboten wird. Mit dem MuseScore Plugin hab ich mich schon versucht, aber schon allein die Noten in das Programm einzupflegen war eine mittelschwere Katastrophe, für des, dass am Ende nur Fehlermeldungen kamen und die Hälfte nicht übersetzbar war.

Das Problem besteht darin, dass vor allem aufgrund der diatonisch-wechseltönigen Natur es schlicht nicht möglich ist, allgemeine Noten (z. B. für Akkordeon) 1:1 in Griffschrift umzusetzen bzw. automatisch umsetzen zu lassen.

Das geht schon mit der Tonart los und endet bei der schlichten Verfügbarkeit von Tönen.
  • Ist die Tonart für mein Instrument geeignet?
  • Sind die benötigten Diskanttöne verfügbar?
  • Sind die benötigten Akkorde/Basstöne verfügbar?
  • Oft gibt es einen benötigten Ton mehrfach (in unterschiedlichen Reihen) - welcher ist denn am bequemsten spielbar?
Gegebenenfalls muss man von der Notenvorlage abweichen, um das Stück spielbar zu machen.
All das ist ohne Hintergrundwissen rein vollautomatisch kaum zu machen und man kommt nicht um einen teils erheblichen Handarbeits-Anteil herum.

Beispiel: das c''
Um nur ein Beispiel zu nennen: das c'' kann auf einer vierreihingen GFCB-Harmonika auf fünf (!) verschiedene Weisen gespielt werden:

1678816281474.png


Diesen Ton gibt es nämlich in der 1., 2., 3. und 4. Reihe. In der 3. Reihe ist das der Gleichton und deshalb ist er in der 3. Reihe sowohl auf Zug als auch Druck spielbar.
Zwischen diesen 5 Möglichkeiten müsste eine Automatik sich nun entscheiden.

Und - klar - die Noten müssen (egal ob "normale" Noten oder Griffschrift) erst einmal in ein Notensatzprogramm kommen. Wer diesen Aufwand scheut, muss von Hand schreiben und dann sowieso genau wissen, wie die Griffschrift zu notieren ist. Das geht auch nicht ohne "reinfuchsen".




Zusätzlich noch eine Frage: gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Griffschriften? Also Michlbauer, Schaborak, usw? Die Darstellung variiert ja ein bisschen, aber sieht nicht so aus, als wäre die Tabulatur eine andere.

Eigentlich nicht:
  • Die "Notenköpfe" stellen durch ihre Position innerhalb des Liniensystems auf genau gleiche Weise den zu drückenden Knopf dar. Der Gleichton der 2. Reihe liegt immer auf der mittleren Linie.
  • Manchmal (z. B. bei Michlbauer) sind bei Mehrstimmigkeit mit Tönen aus verschiedenen Reihen die "Notenköpfe" rechts und links des Notenhalses so angeordnet, wie sie räumlich auf der Tastatur liegen. Das widerspricht den "normalen" Notensatzkonventionen und tut mir fast körperlich weh, weil das für mich aussieht wie ein Küken mit ausgerenkten Flügeln. Aber es erleichtert die optische Zuordnung.
    Wichtig: Ist aber eigentlich egal, denn die Position auf/zwischen den Linien reicht völlig aus.
  • Die Knöpfe für die 3. und 4. Reihe müssen unterscheidbar von den Knöpfen der 1. und 2. Reihe sein.
    Wichtig: die 1. und 2. Reihe hat "normale Notenköpfe". Die 3. und 4. Reihe wird anders notiert.
    Wenn man das weiß, ist es egal, ob das Notenköpfe mit Doppelkreuz davor sind oder ob die Notenköpfe gleich durch Kreuze ersetzt werden und ob man andere Symbole für die 3. und 4. Reihe nutzt.
    All das ist aber egal - es kommt allein auf die Unterscheidbarkeit an.
  • Der Basssystem-Wildwuchs bei Steirischen ist eine notationstechnische Katastrophe an sich.
    Das ist aber kein Problem der Griffschrift, sondern ein Problem der Basssysteme.
    Michlbauer schreibt z. B. bei "Mollbässen" neben den Knopfbuchstaben noch ein "m" - dann sieht man auf den ersten Blick, dass hier ein Moll-Akkord benötigt wird.
Im Grunde sind die Variationen, die es heute gibt, völlig unproblematisch.

Viele Grüße
Torsten
 
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Hallo MrMupfin,

mein Vorredner hat ja schon ausführlich erklärt, warum so etwas nicht funktionieren kann: Mathematisch ausgedrückt ist so eine Umwandlung weder eine eindeutige, noch eine eineindeutige Funktion ;).

Speziell für das Michlbauer System existiert mit Abstand die größte Bandbreite an verfügbaren Noten, wobei sich für mich die Frage stellt (bitte nicht als Angriff verstehen), warum man ein traditionelles Instrument lernt, wenn man etwas komplett anderes damit spielen möchte. Welche Musikrichtung bzw. welche Stücke schweben Dir denn vor?
 
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Mathematisch ausgedrückt ist so eine Umwandlung weder eine eindeutige, noch eine eineindeutige Funktion ;).
Ja, so kann man's auch sagen. :D

Nur als kleines Beispiel: Hier war mal der "Blondinenwalzer" von Herbert Pixner ein Thema und ein Ausschnitt (ohne Bassknöpfe) sieht in meinem Griffschrift-Entwurfsmodus so aus:

1678865971581.png


Ich habe darauf geachtet, möglichst innerhalb einer Reihe zu bleiben.
Die grün markierten Notenköpfe zeigen an, dass es noch alternative Knöpfe gäbe. Eine Automatik müsste also ganz schön viele Entscheidungen treffen. Das ist bei Club-Harmonikas weitaus weniger ausgeprägt, weil die nur zwei Reihen und eine dritte Reihe mit Hilfstönen hat.
Bei einer Steirischen sind die Reihen aber streng schematisch aufgebaut und bei 4 Reihen hat man meist Alternativen.

Eine Möglichkeit gibt es aber noch:
Man kann sich durchaus Griffschrift-Arrangements erstellen lassen, allerdings nicht vollautomatisch per Programm, sondern durch Menschen, die das als (kostenpflichtige) Dienstleistung anbieten.

Helfen können/dürfen wir hier wie gesagt aus rechtlichen Gründen nicht mit einer Komplettlösung.
Punktuelle Hilfestellung wäre kein Problem, aber das geht nur mit Eigeninitiative.


wobei sich für mich die Frage stellt (bitte nicht als Angriff verstehen), warum man ein traditionelles Instrument lernt, wenn man etwas komplett anderes damit spielen möchte.

Eine nicht ganz unberechtigte Frage. Aber es ist ja auch immer schön, Grenzen zu sprengen.

Wenn alle Instrumente nur genau für das genutzt würden, wofür sie ursprünglich gebaut wurden, wären z. B. Hammond-Orgeln oder das Hohner Clavinet heute komplett vergessen und tot.


Welche Musikrichtung bzw. welche Stücke schweben Dir denn vor?

Gute Frage, die @MrMupfin vielleicht beantworten kann:
Mich würde auch interessieren, bei welchem konkreten Stück Du Probleme mit MuseScore hattest.
Einen repräsentativen kurzen Noten-Ausschnitt darf man hier zeigen, das ist rechtlich problemlos.

Viele Grüße
Torsten
 
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Noch besser wäre natürlich nach Gehör ;). Das ist eigentlich überhaupt nicht so schwer, wenn man die Logik hinter den Knöpfen verinnerlicht hat...
 
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..., wenn man die Logik hinter den Knöpfen verinnerlicht hat...

Und ich denke, davor kann man sich nicht drücken und das ist der Dreh- und Angelpunkt von allem.

Wenn man sein Instrument verstanden hat, kann man sich ein neues Stück ohne Griffschrift-Vorlage oder Lernvideo erarbeiten.
Man muss am Ende immer wissen, was man wie spielen kann.
Ob dies dann auswendig vorgetragen wird oder ob man es in Standard-Notation oder in Griffschrift festhält, ist nur noch zweitrangig.

@MrMupfin
Die Beschäftigung mit dem Instrument lohnt sich also immer - vor allem, wenn man sich Stücke erarbeiten will, für die es keine fix und fertige Griffschrift-Vorlage gibt, die man blind "abtippen" kann.

Viele Grüße
Torsten
 
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Ich zähle mich selbst auch noch zu den Frischlingen was Spielen auf der Steirische Harmonika betrifft.

Ich mache Fortschritte, Ja. Die Fortschritte sind, wie bei vielem was man neu lernt, mühsam und von Geduld geprägt. Solange der Spaßfaktor an der Sache auf dem höheren Stellenwert bleibt, bleibt auch der Antrieb.

So, bzw. so ähnlich waren auch die Gehversuche auf chromatischen Tastenakkordeon.

Die Griffschrift als solche halte ich -nach wie -vor, für eine anfangs nicht unkomplizierte- notwendige Krücke, die zur Navigation auf den diatonischen Knöpfen dient. Ich kann damit mittlerweile mehr schlecht wie recht umgehen, sehe sie als Hilfe, Ja. Jedoch das ich jemals nach Griffschrift vom Blatt spielen werde, kann ich mir bislang noch nicht vorstellen. Eher wird es darauf hinauslaufen das ich eines Tagen total ohne Griffschrifthilfe, entweder nach Noten oder nach Gehör spielen werde. Die Richtung, wo meine Finger instinktiv die Knöpfe finden, die mir meine Ohren- oder Augen durch Noten, vorgeben, sind erkennbar.

Nun zu „Noten in Griffschrift umwandeln“

Ich mache das vorwiegend mit dem Plugin: „Griffschrift (Nn2GS)“ in Musescore.

Ich setze die Noten, Ein- oder Mehrstimmig- so wie ich es von Taste her gewohnt bin.

Dann erzeuge ich ein zweites Liniensystem unter den gesetzten Noten, dort rein kopiere ich die oben gesetzten Noten. Dann wandele ich nach und nach mit dem Plugin die Noten in Griffschrift um.

Habe nun zwei Notenzeilen mit, -oben Noten und -unten Griffschrift. In der oberen Notenzeile kann ich ablesen ob ich an Hand der Griffschrift die richtigen Tonknöpfe drücke oder nicht.

Dann, wenn nötig noch ein bissel Feinarbeit, da wie ja bekannt mehrere Knöpfe zu den richtigen Tönen führen können. Da gehe ich dann danach das ich meine Finger nicht übermäßig verdrehen muss. Auch diese Art von damit beschäftigen, sich auseinandersetzen, wirkt sich für mich positiv auf alles aus.
Nach ein paarmal durchspielen brauch ich die zusätzlichen Noten nicht mehr und nach weiten durchspielen brauch ich auch kaum noch die Griffschrift.

Ich möchte an dieser Stelle noch eine Frage einwerfen:

Vor kurzem las ich in einem anderen Thema hier im Board, da ging es um Griffschrift für ein bestimmtes Lied. Ich glaube es war „Aber dich gibt’s nur einmal für dich“. In diesem Thema hatte jemand unter der Griffschrift-Notation kleine Tabulatoren Grafiken gesetzt, kleine Kreise welche die Knopfreihen darstellten, in rot dann die Kreise gesetzt welche den / die Knöpfe anzeigten die gedrückt werden müssten.

Wie wurden diese Grafiken erzeugt, durch ein Griffschriftsetzplugin oder von Hand eingesetzt?

Ich finde das durchaus interessant, so als schnelle Stütze für die einen oder anderen Intervalle. Jetzt nicht unbedingt für ein komplettes Lied aber selektiv eingesetzt für mich durchaus brauchbar. Tu mich noch ein bissel schwer mit den auf- & zwischen- den Linien, mit- & ohne- Kreuzchen.

Will sagen, das ablesen und umsetzen ist noch nicht so flüssig wie ich es gerne hätte.

Noten - Beisp.:
 

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