Supertalent oder zerstörte Kindheit?

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Piharmo
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im internet gibt es ja viel hype um irgendwelche extrem jungen "supertalente".
aber dass jemand im alter von 10 jahren solche stücke nahezu perfekt spielt hab ich bei weitem noch nie gesehen. ich bin sehr erstaunt!

guckt euch den auftritt mal an.
was haltet ihr davon:
ist das eher eine extreme begabung oder haben ihn die eltern direkt nach der geburt auf dem klavierhocker festgenagelt und gesagt er darf erst wieder runter wenn er chopin spielt?

http://vimeo.com/34843045

krass ist auch dass das bei weitem nicht das einzige stück ist, das er auf diesem niveau performen kann...
 
Eigenschaft
 
Hallo Piharmo! Solche Frühbegabungen giebt es relativ häüfig. Aber nur die extremen Begabungen, wie Jewgenij Kissin schaffen es an die Weltspitze. Dieser spielte bereits mit 6 Jahren die As-Dur Ballade von Chopin. Der vorgestellte Junde schaut nicht danach aus, dass er von irgendjemanden gezwungen würde. Er übt immerhin jeden Tag im Durchschnitt 3 bis 4 Stunden. Bei entsprechender Begabung sind solche Leistungen nichts ungewöhnliches. Es fragt sich nur, ob der Klaviermarkt 20 Millionen chinesische Pianisten braucht.

MfG

habadawi
 
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Es ist natürlich Begabung mit im Spiel, aber auch stundenlanges Training! Niemand spielt sowas nur mit Begabung. Leider leiden die Kinder meistens unter dem Wahn der Eltern, die sich erhoffen das aus den Kindern etwas großes wird und sie daraus Provit schlagen können. Es gibt natürlich auch Kinder die daran Freude haben, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen das die meisten 6 jährigen Kinder auch andere Dinge tun wollen als nur Klavier zu spielen und dann schlägt der Spaß ganz schnell in Stress und Druck über. Meine Meinung!
 
Ich kenne einen Jungen, jetzt 11 Jahre, der schon von Kind an immer nur Klavier spielen wollte. Die Eltern haben ihm verboten, täglich länger als 3 Stunden zu Üben, weil er sonst nichts anderes mehr gemacht hätte. Er hört mehrstimmig absolut und gewinnt regelmäßig bei Jugend musiziert. Den zwingt niemand zum Üben.

Die Frage ist halt, was in 20 oder 30 Jahren aus diesen Kindern wird. Findet da nochmal eine musikalische/künstlerische Entwicklung statt oder verebbt das irgendwann?

Viele Grüße,
McCoy
 
Ja natürlich so was gib's auch! Ist auch vollkommen in Ordnung, aber gerade im asiatischen Raum gibt es viele Eltern die ihre Kinder zwingen. Und ich kenne es von einem ehemaligen Band Kollegen, dessen Vater Musiklehrer war und ihn in jungen Jahren das Klavierspielern aufgezwungen hat, obwohl er gerne Gitarre gespielt hätte. Er konnte Super klavierspielen spielen, hat es aber kaum gemacht, da es ihn angeko...t hat. Das ist dann wieder die andere Seite!
 
Das mit der "Begabung" stößt mir immer so übel auf...

Neuere Forschungen bestärken doch alle mehr oder minder die Regel "ohne Fleiß keinen Preis". Die herausragensten Studenten an der Musikakademie sind nach Studienergebnissen die, die am meisten üben. Würde diese sagenumwobene ominöse "Begabung" da eine Rolle (oder eine Geige ;) ) spielen, dann wären da sicherlich auch Studenten dabei, die weitaus weniger üben bzw. über 1000 oder 5000 Übungsstunden in der Jugend/Kindheit weniger verfügt haben und die eben dafür wahnsinnig "begabt" sind. Das ist aber nicht so. Vgl. die Studie, die in diesem Artikel http://karrierebibel.de/10000-stunden-regel-–-was-erfolgreiche-gemein-haben/ erwähnt wird....

Manche Kids haben einfach Bock darauf, ein Instrument zu spielen und die spielen dann gerne mehrere Stunden am Tag. Wenn der Nachwuchs da keinen Bock darauf hat, dann kann man sie zwar dazu zwingen (und sich IMO moralisch ins Abseits manövrieren), aber das Ergebnis wird dann etwas schlechter ausfallen. Ob der Junge aus dem Clip da oben in die erste oder zweite Kategorie fällt kann ich nicht beurteilen. Dabei frage ich mich allerdings auch, ob die Gesellschaft das wirklich braucht....
 
Das eine Problem dabei ist, daß es auch Menschen gibt, die auf Teufel komm raus üben und üben, weil sie einfach den inneren Drang haben, sich musikalisch zu betätigen, aber es kommt einfach kein befriedigendens Ergebnis dabei heraus.

Das andere Problem ist, daß es Menschen gibt, die auf Teufel komm raus üben und üben und an den Musikakademien die herausragendendsten Auszeichnungen erlangen, wenn ich sie aber höre, schlafe ich ein vor Langeweile. Ein anderer kommt, spielt fehlerbehaftet und unsauber, aber ich sage mir: knallpengzack! Das isses, was der macht. Der hat's erfasst, der bringt's.

Das alte Sprichwort: Genie ist Fleiß, aber Fleiß ist nicht Genie! ersetzt so manche neuere Studie.

Viele Grüße,
McCoy
 
Es ist schon vieles richtige gesagt worden.
Auf diesem gebiet ist so gut wie alles möglich: motorische, musikalische begabung wie zwang und dressur.
Eine erfolgreiche pianistin sagte "die freude an der musik hat mir mein vater (und lehrer) ausgetrieben." Ich kannte ihn und wunderte mich nicht, auch nicht über ihr spiel. Ich hörte bei wettbewerben kinder erstaunliches zuwege bringen, so spielte ein mädchen die 4. Ballade von Chopin, kein ton fehlte, aber das stück hatte sie auch nicht annähernd erfasst, wie auch?
Dagegen freute es mich, Lang Lang in kammermusiken zu hören. wo er sich als einfühlsamer, zurückhaltender musiker erwies.
Musik hat vieles mit sport und artistik gemeinsam, auch da gibt es physische voraussetzungen und trainingserfolge, nur kommt das unwägbare, ästhetische dazu, wobei schneller, lauter, spektakulärer, die einzigen messbaren werte, nicht gelten.
Manchmal überraschte mich das publikum angenehm, so erhielt hier ein junger, polnischer pianist viel beifall, mit Schumanns a-moll konzert und einer zugabe, obwohl oder weil er bescheiden auftrat und ein zauberhaftes pp spielte.
Mein persönlicher maßstab: klavier darf nicht nur nach klavier klingen, es möchte bitte musik sein.
 
Es gibt denke ich jede mögliche Kombination.
Extrem lernwillige Kinder (egal aus welchen unterschiedlichen Gründen)
Generell Lernbegabte
Musikbegabte
Übermotivierte Eltern
und so weiter.

Meiner Meinung nach ist es nie von Vorteil für ein Kind sich zu 100% auf eine einzige Sache einzulassen, in diesem Alter lernt man nicht umsonst so schnell.
Wer immer nur das gleiche macht wird mit ziemlicher Sicherheit Defizite aufbauen.

Oft ist es bei diesen Juniortalenten auch so, dass die Lerngeschwindigkeit mit dem Alter abnimmt, und am Ende sehr gute Pianisten rauskommen, die aber nicht als
Wunderkinder genannt werden.
 

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