Tessitur erweiterbar?

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Tim
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Hallo,

gibt es bestimmte Übungen um die eigene Tessitur gezielt zu erweitern?
Falls ja, mit wieviel mehr Tönen kann man da in der Regel rechnen?
Interessieren würde mich auch nicht nur die Kopfstimme, sondern auch ob und wie ich üben kann mit der Bruststimme höher zu kommen!

Momentan komme ich mit der Kopfstimme recht zuverlässig und laut bis E5, an F5 bin ich mehrfach gescheitert, was mich ärgert, auch wenns eigentlich unwichtig ist.
Ich schreib es vorsichtshalber mal dazu, das E5 hab ich nicht im Selbstversuch mit irgendwelchen Testvideos ermittelt, sondern mit meinem Gesangslehrer und nicht nur einmal, sondern an verschiedenen Terminen gesungen.

Dann noch eine konkretere Frage:
Auf "The Range Place 2.0" steht bei Robbie Williams als höchster Ton D6, angeblich beim Song "Minnie The Moocher", den hohen Ton mußte ich erstmal suchen, vermutlich ist der bei etwa 2:53 gemeint. Ist das ein brauchbarer Ton zum Singen oder eher mit irgendeinem Trick gemacht?

Gruß
Tim
 
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Hi Tim,

hab mir Robbie angehört. Er ist natürlich Clever und lässt seine Backing Faruen den Ton mitsingen. Ich glaube aber nicht das er diesen Ton halten kann.

Wie hoch kommst du mit der Bruststimme?
Bist du Bariton oder kommst du höher als ein Bariton?

Gruß schweber
 
Hallo,

hab mir Robbie angehört. Er ist natürlich Clever und lässt seine Backing Faruen den Ton mitsingen. Ich glaube aber nicht das er diesen Ton halten kann.

Irgendwie fand ich das auch schwer rauszuhören.
Aber es gibt ja noch das Pfeifregister, vielleicht arbeitet er damit?

Wie hoch kommst du mit der Bruststimme?
Bist du Bariton oder kommst du höher als ein Bariton?

Wie hoch ich mit der Bruststimme alleine komme, haben wir im Unterricht noch nicht getestet. Die Mischstimme scheint bei mir aber schon ganz gut zu funktionieren, ich kann z.B. "You're Beautiful" von James Blunt, relativ entspannt und nicht zu dünn singen, "Treasure" von Bruno Mars geht auch schon recht locker, auch wenn es mich natürlich insgesamt noch etwas mehr anstrengt tiefere Stücken.
"When I Was You're Man" und "Talking To The Moon" beides von Bruno Mars übe ich auch regelmäßig und kann eigentlich jeden Ton singen, aber es sind da schon ein paar sehr hohe drinn, die mich ganz schon anstrengen und natürlich entsprechend kopfstimmig dünn oder etwas gequetscht sind.
In welches Stimmfach ich am besten passe, darüber rätsel ich seit Monaten, das hohe Tenor C schafft ich, auch noch das darüberliegende E, aber mehr ist bisher nicht drinn.
Die Töne sind aber brauchbar laut und kommen eigentlich immer, nicht nur an guten Tagen.
Trotzdem hören die sich natürlich viel dünner an als bei einem richtigen Klassik-Tenor, vom Vibrato ganz zu schweigen.

Gruß
Tim
 
Die Antwort ist natürlich ja. Aber wichtig und nicht zu vergessen: Um die Tessitur zu erweitern, musst du erstmal eine haben ;) Mit Ausbildung der Tessitur kommt fast automatisch eine Erweiterung der Range. Dann kann man diesen neu gewonnenen Part wieder "zur Tessitur ausbilden" und so weiter. Ob man die entsprechenden Töne als "sängerisch nutzbar" erachtet, ist letztlich jedem selbst überlassen.

In Bezug auf das Publikum steigt bei Tönen je weiter sie außerhalb der für Männer typischen 2,5-3 Oktaven zwischen C2 und C5 liegen die Wahrscheinlichkeit als "showing off" und nicht Teil der eigentlichen Range wahrgenommen zu werden, egal wie gut sie (technisch gesehen) gesungen sind.

Noch als Anmerkung: Eine Tessitur zu haben heißt v.a. auch, einen Bereich zu haben, in dem man volle dynamische Kontrolle hat (laut/leise) und auf vielfältige Weise mit dem Klang spielen kann. Insbesondere macht es keinen Sinn an den Grenzbereichen der Range zu arbeiten, wenn das Passaggio noch nicht zur Tessitur gehört. Das Passaggio bei einem Tenor wären die Noten zwischen E4 und C5. Und wie gesagt, Tessitur heißt eben nicht, dass man die Noten irgendwie singen kann, sondern, dass man sie auf nahezu alle erdenklichen Weisen singen kann, insbesondere auf allen Vokalen und in verschiedenen Lautstärken.

Mal ganz abgesehen davon liegt das hohe C5 auch bei Tenören oft nicht in der Tessitur. Robbie Williams bspw. vermeidet das C5 tendenziell bei Live-Auftritten (und die sind für Tessitur meist der beste Maßstab) "We Are the Champions" etwa, singt er Live meistens 1,5 Töne tiefer mit einem Bb4 als High Note. Auch Bruno Mars singt live oft tiefer. Meistens wird das gemacht, weil es angenehmer zu singen ist und wenn die tiefere Lage angenehmer zu singen ist, ist das wiederum ein Zeichen, dass die in der Höhe wegfallenden Noten eben nicht zur Tessitur gehören. In selteneren Fällen wird es auch gemacht, damit der Sound, insbesondere der Gitarren, live druckvoller wird, das findet man aber eher im Metal-Bereich.

Die meisten Contemporary-Tenöre, die ich kenne, geben ihre Tessitur bis A4, Bb4 oder B4 an, Baritone meistens bis F4/G4 und Bässe bis E4.

Das D6 in der Aufnahme ist Pfeifstimme, das kann man wie gesagt lernen. Ob man das auch künstlerisch nutzen will, ist eine andere Frage.

Ein schönes Beispiel für eine Tessitur, die wirklich bis zum hohen C geht (ich würde bei ihm sogar sagen bis D5), ist im Contemporary-Bereich Adam Lambert. In dem Zusammenfassungs-Video hier hört man gut, was das heißt. Eine solche Dynamik und Flexibilität in der Höhe wirst du von einem Robbie Williams nicht zu hören kriegen. Der hat sicherlich auch seine Qualitäten, aber die liegen nicht in der Höhe.



Das ist aber wie schon gesagt insgesamt selten. Aus dem klassischen Bereich fällt mir noch Juan Diego Florez ein, von dem man sagen kann, das das hohe C noch in seine Tessitur fällt, aber auch da ist das eher die Ausnahme als die Regel.
 
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Hält man ja kaum aus das Gekreische! Klar hat Adam Lambert eine außergewöhnliche Stimme, aber diese extrem hohe Veranlagung ist ja wohl kaum ein Maßstab.
 
Ist auch nicht wirklich mein Geschmack, dennoch technisch natürlich beeindruckend. Ich wollte ja hauptsächlich damit sagen, dass eine so hohe Tessitur, zu der noch das hohe C gehört, echt selten ist, auch unter Tenören.
 
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Da habt Ihr wohl recht.
Ich bin kürzlich im Unterricht bis F5 gekommen, natürlich nur mit der reinen Kopfstimme, aber das F fühlt sich schon unangenehm an, habe dabei das Gefühl der Kehlkopf springt mir raus. *g*
Das hohe Cis kann ich aber noch relativ entspannt mit der Kopfstimme singen, das D eigentlich auch noch.

Ich finde das zwar auch spektakulär, wenn man(n) so hoch singen kann, aber schöner find ich auch etwas tiefere Töne, also sagen wir bis maximal zum hohen C.
Ich werd mein Augenmerk nun aber nicht mehr so stark darauf legen, immer höher kommen zu wollen, sondern lieber versuchen bruststimmiger weiter als bisher in die Höhe zu gehen.

Weiß jemand was der höchste Ton von "Yesterday" von den Beatles ist?
Das müßte sich so etwa im Grenzbereich für meine Bruststimme momentan befinden, vielleicht schaffe ich noch einen Ton höher damit, aber das ist schon anstrengend.

P.S.: Wie findet Ihr eigentlich die Countertenöre in der Klassik?
Wißt Ihr was deren höchster Ton in der Regel ist?
 
Für dein PS:

Beatles - lad dir eine Stimmgerät-App aufs Handy (falls du ein Android-Handy hast, ich nutze gerade DaTunerLite, das kommt mit Stimme ganz gut klar) und sing den Ton - und schon hast du den höchsten Ton. Wenn ich mich nicht verhört habe, dann ist das ein F4.
Countertenöre: A countertenor is a type of classical male singingvoice whose vocal range is equivalent to that of the female contralto or mezzo-sopranovoice types. The countertenor range is generally equivalent to a contralto range, extending from around G3 to D5 or E5,[1] although a sopranist (a specific kind of countertenor) may match the soprano's range of around C4 to C6.[2] Countertenors often are naturalbaritones or tenors, but rarely use this vocal range in performance.
Quelle: englische Wikipedia ;)
Mein früherer GL ist Countertenor und hat mir in Übungen das hohe C (C6) vorgesungen. Ist vermutlich Geschmackssache und natürlich ein eher extremer Gesangseindruck - genauso, wie ich die tiefste Range eines echten Basses nicht gut anhören kann, muss ich eigentlich auch keinen Countertenor haben.
 
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Die typische Literatur für Countertenöre ist, wie cracked_copper schon zitiert hat in etwa gleich zu der des tiefen Alt ausgelegt und geht nur leicht höher als die Range des "normalen" Tenors.

Es gibt (seltener) Männer, die wie der Lehrer von cracked_copper, noch höher singen. Die nennt man dann in der Regel aber nicht mehr Countertenor, sondern "Männersopran". Der Countertenor wird dementsprechend auch "Männeralt" genannt. Manchmal wird, wie in dem Wiki-Artikel, Countertenor als Oberbegriff für beides verwendet.

Countertenöre sind von der normalen Stimmlage meistens Baritone, Männersoprane sind von der normalen Stimmlage meistens Tenöre.

Wie man das findet ist natürlich Geschmackssache. Ich finde Countertenöre technisch sehr interessant. Anhören tue ich mir das aber selten, weil Countertenöre für meinen Geschmack zu eingeschränkt sind, was die Klangfarbe und Dynamik angeht. Countertenöre können im Grunde nur "hoch und soft" singen. Eine echte Frauenstimme oder auch eine männliche Contemporary-Stimme hat in dieser Höhe wesentlich mehr Variabilität zu bieten.

Laut einem User im TVM-Forum, der Gelegenheit hatte sich mit einem Countertenor-spezialisierten GL zu unterhalten, soll es auch "natürliche" Countertenöre geben, deren Stimme von Natur aus in der Frauenlage liegt. Die meisten davon haben allerdings eine hormonelle Störung oder eine ungewöhnliche Larynx-Entwicklung, hier mal das Zitat mit Beispielsängern:

French haute-contre : lowest natural countertenor. Basically a very high tenor.

Natural mezzo-soprano : radu marian (have a long laryngitis during puberty stopping the growth of the larynx) (search for Lascia Ch'io Pianga , his top note have much more bite than jaroussky or scholl)

Natural soprano (100 % have hormonal disease or larynx disorder) : michael maniaci

Hier ist ein echter männlicher Sopran:
 
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Wie man das findet ist natürlich Geschmackssache. Ich finde Countertenöre technisch sehr interessant. Anhören tue ich mir das aber selten, weil Countertenöre für meinen Geschmack zu eingeschränkt sind, was die Klangfarbe und Dynamik angeht. Countertenöre können im Grunde nur "hoch und soft" singen. Eine echte Frauenstimme oder auch eine männliche Contemporary-Stimme hat in dieser Höhe wesentlich mehr Variabilität zu bieten.

Ich hab in letzter Zeit einiges von Philippe Jaroussky gehört und war enorm begeistert davon wie hoch und dabei kraftvoll und schön er singen kann. Vom Gefühl her würde ich sagen, die (weiblichen) Soprane haben auch nicht mehr viel höhere Töne, geschätzt vielleicht 2-3 Töne nach oben mehr?
 
Also die Arie der Königin der Nacht geht bis f''', also F6 - und das kann nicht mehr jeder (Frauen-)Sopran singen. Das ist schon eine extrem hohe Lage! Das ist die Lage der hohen Koloratursoprane. Da geht auch meist kein Text mehr zu, sondern nur noch Vokale.
Just my 2 cents.
 
Sie meint statt gesungenem Text gesungene Vokale: A E I O U
Das das ganze gesungene Töne sind ist eigentlich klar, oder?
 
Ja, genau, ich meinte Vokale gesungen: a, e, i, o, u - wobei ganz oben von den meisten Sopranistinnen auch nicht alle Vokale mehr gesungen werden, ich glaube, es sind meist a, e und i.
 
Aber wenn man Vokale singen kann, kann man doch auch Text singen... Oberhalb einer bestimmten Grenze gehen halt keine Vokale mehr, weil die Tonhöhe die Frequenzen der Formanten überschreitet, dann kann man rein akustisch keinen Vokal mehr erkennen, sondern nur noch einen Pfeifton. Der letzte Vokal, der noch erkennbar ist, ist a. Die anderen "verschwinden" schon vorher. Wann genau die Vokale verschwinden hängt aber von der individuellen Stimme ab.
 
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Aber wenn man Vokale singen kann, kann man doch auch Text singen

Ich glaube du missverstehst da was. Gemeint ist, dass man in grosser Höhe keine ganzen Worte mehr singen kann. Oder, wenn du lieber willst: keine Konsonanten mehr. Das heisst, die Silben die zu Tönen in grosser Höhe gehören, sind reine Vokale. Diese können natürlich Teil eines Wortes sein, aber die Silben mit den Konsonanten liegen auf den tieferen Tönen davor oder danach. Die Komponisten wussten das zum Glück auch und haben den Text entsprechend verteilt. Als Beispiel das Wort "sagen" wenn es da ein e''' oder f''' drin haben soll, dann bestimmt nicht auf "sa" oder "gen", sondern das Wort wird musikalisch gedehnt zu "sa-a-a-a-a-a-a-gen" und das e''' liegt beispielsweise auf dem vierten "a". Jetzt klar? :)
 
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Aber wenn man Vokale singen kann, kann man doch auch Text singen...
Nein, siehe Tonjas Antwort. Text besteht nun einmal aus Konsonanten und Vokalen und für die Textverständlichkeit sind die Konsonanten unerlässlich.
 
Ich glaube du missverstehst da was. Gemeint ist, dass man in grosser Höhe keine ganzen Worte mehr singen kann. Oder, wenn du lieber willst: keine Konsonanten mehr. Das heisst, die Silben die zu Tönen in grosser Höhe gehören, sind reine Vokale. Diese können natürlich Teil eines Wortes sein, aber die Silben mit den Konsonanten liegen auf den tieferen Tönen davor oder danach. Die Komponisten wussten das zum Glück auch und haben den Text entsprechend verteilt. Als Beispiel das Wort "sagen" wenn es da ein e''' oder f''' drin haben soll, dann bestimmt nicht auf "sa" oder "gen", sondern das Wort wird musikalisch gedehnt zu "sa-a-a-a-a-a-a-gen" und das e''' liegt beispielsweise auf dem vierten "a". Jetzt klar? :)
Okay, jetzt verstehe ich, was gemeint ist. Ich vermute mal in diesem Modus müssen die Stimmlippen so stark gelöst werden, dass die stimmhaften Konsonanten zu viel Kompression bedeuten würden und die stimmlosen zu starken Luftfluss, oder hat das einen anderen Grund?
 

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