Testbericht - Shure SM27 LC (ca. 300€)

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Hallo Mikrofreunde,

in diesem Preisbereich gibt es immer mal die eine oder andere Frage nach einem Großmembran-Kondensator-Mikrofon für die Aufnahme von Gesang und auch ab und zu akustische Gitarre.
Bei einer der letzten Diskussionen wurde auch das SM27 LC als möglicher Kandidat vorgeschlagen.
Bis dato kannte ich das Mikrofon aber nicht.

Ich hatte das Mikrofon dann zum Test für ca. 14 Tage bei mir.
An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Jürgen Schwörer und Sascha Adams für die unkomplizierte Leihstellung :)



Getestet habe ich das Mikrofon an Gesang (mittlere Bariton bis Tenorlage, Klang der Stimme: klar und definiert) und akustische Gitarre.
Zum Vergleich lief das Gefell M930 als Referenz mit, aber auch ein gleichwertiges Mikrofon aus der 300€ -Liga, das CAD Trion 8000.

Aufnahmekette:
o.g. Mikros -> BGNo1U -> RME Fireface UC -> Cubase 7.5 64 Bit
Kopfhörer bei Aufnahme/Wiedergabe: Shure SRH840 (dynamisch, relativ neutral klingend)
Monitore: K+H O110

Songs:
Eine Uptempo Nummer mit kräftigem, klaren Gesang (hohe Bariton bis Tenorlage) und eine Indie-Ballade mit deutlich "leichterem" Gesang (mittlere Baritonlage bis Tenorlage).
Beide Songs sind abgeschlossene Songs, so dass man sehr gut feststellen kann, wie integriert sich das aufgenommene Signal in den Mix.
Aber noch wichtiger, wie klingt der Gesang während der Aufnahme zusammen mit dem Mix schon unter dem Kopfhörer.
D.h., der Sänger hat sofort eine Rückmeldung -> emotionale Ebene, wichtig, da auch zum nicht unerheblichen Teil die Performance beeinflusst wird.

Haptik und Vorbereitung:
Das Mikrofon liegt griffig und gut in der Hand, die beigelegte Mikrohalterung ist sehr simpel und sehr effektiv, Positionierung geht sehr leicht von der Hand.
Etwas gestört hat mich, das die Schalter für Pad und Low Cut auf der Rückseite angebracht sind, bei beengten Verhältnissen, hat man nicht unbedingt sofort Zugriff auf die Schalter (also von vorne).
Pad und LC war aus während des Tests.
Das Mikrofon ist auch gut verarbeitet, konnte hier nichts negatives feststellen, feine Sache!
Das Mikrofonetui ist auch von guter Qualität.

Vorbereitung und Rauschen:
Also eingepegelt, Wohlfühlverhältnis zwischen Gesang und Mix abgestimmt.
Rauschen ist kein Thema, das Gefell M930 rauscht eine Spur weniger, das CAD Trion 8000, da günstiger Röhren-Großmembran-Kondenser, rauscht eine Spur mehr, was aber überhaupt keine Rolle spielt.
An dieser Stelle muss mal gesagt werden, Rauschen ist heute überhaupt kein Thema, sofern auch ein guter Preamp da ist, und der Rest der Kette stimmt.
Alle Mikros bewegen sich auf einem Level, der vollkommen in Ordnung ist.
Es kommt also alleine auf den Klang an.

Klang:
Uptemponummer war der erste Song.
Also Probetake und gesungen.
Was sofort auffiel, das Shure SM27-LC hat eine starke Anhebung der Hochmitten-/ und Höhen, wobei die reine Höhenanhebung noch in Ordnung geht, S-Laute sind noch in Ordnung.
Das hat mich unter dem Kopfhörer irritiert, so dass ich bei hohen Lagen automatisch "gedeckt" gesungen habe, und nicht offen und frei.
Die Stimme klang unter dem Kofhörer nicht natürlich, wobei besonders die Hochmittenanhebung unangenehm auffiel.
Anders bei den anderen genannten Mikrofone, hier hat die Natürlichkeit der Stimme gepasst, wobei das Trion 8000 in den Mitten ein Pfund mehr hat, geht auch auf die Abstimmung und Röhrenschaltung zurück.

Dann das gleiche bei der Ballade.
Hier klang das Mikro schon besser, vor allem in den Baritonlagen, auch wenn es mich schließlich doch nicht so recht überzeugte.
Durch die Anhebung in den Hochmitten treten andere Bereiche des Frequenzspektrums in den Hintergrund, was schade ist, da das Mikrofon an sich eine richtig gute Auflösung besitzt.

Der Test an der akustische Gitarre ergab das gleiche Bild, es wird nicht die Realität abgebildet, sondern es verändert den Klang der Signalquelle.
Allerdings muss ich sagen, eine meiner Gitarren hatte alten Saiten drauf, mit dem Mikro klingt es fast wie neu ;)

An den Monitoren war das Ergebnis einen Ticken besser, dennoch fiel auch hier die Hochmittenanhebung auf.
Durch die Hochmittenanhebung ist die Stimme im Mix vorne, was grundsätzlich gut ist.

Allgemeine Anmerkungen zur Bearbeitung von Mikrosignalen:
Der Vorteil eines weitgehend neutrales Mikro ist ja, das eine Bearbeitung später im Mix mit EQ und Kompressor einfach von der Hand geht.
Oft ist das Ergebnis aus dem Stand gut, es müssen nur leichte Anpassungen, oft im unteren Frequenzbereich gemacht werden.
Anpassungen im Hochtonbereich nur dann wenn notwendig.

Mikros die deutliche Frequenzbetonungen haben, lassen sich weniger schnell "formen", wenn es überhaupt gut gelingt.


Für wen kann das Mikro dennoch geeignet sein:

- Wer eine eher tiefe undefinierte, eher weiche Stimme hat, da kann das Mikro eine gute Wahl sein.
- Auch wer diesen speziellen Kang "out of the box" mag, der kann dieses Mikro ebenso in Erwägung ziehen.
 
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