The Crystal Method / Divided By Night / 2009 / CD

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Cameron Philips
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Genre: Elektro-Pop, Breakbeat, Chill-Out
Erscheinungsjahr: 2009
Trackanzahl: 12

  1. Divided By Night
  2. Dirty Thirty (feat. Peter Hook)
  3. Drown in the Now (feat. Matisyahu)
  4. Kling To The Wreckage (feat. Justin Warfield)
  5. Smile?
  6. Sine Language (feat. LMFAO)
  7. Double Down Under
  8. Come Back Clean (feat. Emily Haines)
  9. Slipstream (feat. Jason Lytle)
  10. Black Rainbows (feat. Stefanie King Warfield)
  11. Blunts & Robots (feat. Peter Hook)
  12. Falling Hard (Feat. Meiko)

Zahm und Zahnlos

"The Crystal Method", bestehend aus den beiden DJs und Produzenten Scott Kirkland und Ken Jordan, sind Nordamerikas größter Elektro-Act, der sich nun mit dem vierten Album zurückmeldet. Ein paar Jährchen sind seit der letzten echten Veröffentlichung ins Land gegangen, jetzt legen die zwei Musiker aus Las Vegas mit "Divided By Night" ein eher durchwachsenes "Comeback" hin. Wie viele andere wegweisende Künstler haben sie das Problem, dass die eigene Vergangenheit zu groß ist und die herausragendsten Arbeiten schon früh in der Karriere stattfanden, sodass sie sich kaum mehr selber übertreffen konnten. Ihr allererstes Album "Vegas" (1997) wurde gleich zum Meilenstein der elektronischen Musik, mit dem sich T.C.M. einen immens hohen Status verdienen konnten. Ihre nachfolgenden Werke wurden gut, erreichten aber nicht die Qualität des Debütalbums.

Während sich "Tweekend" (2002) mehr auf deftige Rock- und Hip-Hop-Elemente konzentrierte und "Legion of Boom" (2004) sich den eher dumpfen und eintönigen Clubsounds der damaligen Zeit zuwandte, aber aufgrund der intensiv düsteren Stimmung doch als recht ordentlich im Gedächtnis geblieben ist, widmet sich "Divided By Night" (2009) verstärkt der Popmusik. Inklusive viel Gesang und konventionellen Mainstream-Songelementen. Das Album unterscheidet sich deshalb struktuell etwas von den Vorgängern, da bei vielen Liedern scheinbar die Beats um den Gesang herum aufgebaut wurden und nicht wie üblich an reinen Soundkonstruktionen getüftelt wurde. Für die stimmliche Untermalung haben sich The Crystal Method dafür eine Reihe an anderen Musikern ins Boot geholt. Klangtechnisch ist in den meisten Tracks ein deutlicher 80er-Jahre-Touch zu vernehmen, doch hier haben sich T.C.M. eher an den dunkleren Popsounds dieser Epoche bedient, denn was Melancholie und düstere Atmosphäre angeht, steht der neue Longplayer den Klassikern "Vegas" und "Legion of Boom" in nichts nach. Dennoch - und das ist schade - wirkt sich der Einsatz von Retro-Synths oder zumindest altmodisch klingenden Klangteppichen nicht unbedingt immer positiv aus. Zwar wählen die beiden ihre Klänge relativ stilvoll , manchmal klingen die Melodien jedoch arg verbraucht und insgesamt ist der Sound auch viel zu glattgebügelt. Das Fehlen von etwas disharmonischeren, struktur zerstörenden Bestandteilen macht sich deutlich bemerkbar. Viel zu selten im Vergleich zu früher sind die Momente, in denen sich die Geräusche mal etwas härter ins Ohr bohren. Dazu kommen stets dominante Vocals, die sich in ihrer extrem soften Art onehin als grenzwertig rausstellen. Als Fan alter T.C.M.-Tunes wie "Keep Hope Alive", "PHD" oder "Weapons of Mass Distortion" fragt man sich da schon, ob man überhaupt noch in die Zielgruppe von "Divided By Night" passt...
Um hier gefallen zu finden, muss man es schon etwas harmloser mögen. "Divided By Night" ist mehr Elektro-Pop als Breakbeat.

Der titelgebende Opener sorgt zumindest für einen vielversprechenden Beginn. Divided By Night ist ein äußerst starkes, schwer groovendes und doch irgendwie lässiges Midtempo-Stück im Stile der Chemical Brothers, dass wunderbar auf deren Alben "Surrender" oder "We are the Night" Platz gefunden haben könnte. Mit Bleeps, Melodieunterbrechungen und hellen, verzerrten Tönen ein richtiger Genuss für die Ohren.

Dirty Thirty ist ein ganz netter Titel, der glücklicherweise ab und an etwas ungefiltertere, knarzigere Sounds durchhören lässt. Leider hält es sich dabei aber an zu zahme Hooklines und popartige Riffs, weswegen es nicht vollkommen zu überzeugen weiß. Popfans vermissen Gesang, dem Electro-Hörer wird durch die vielen einschläfernden Melodien ein bisschen das Interesse genommen.

Das leicht spirituell angehauchte Drown in the Now ist wirklich gut geworden. Kein astreiner Elektrotitel, eher eine Genre-Mixtur aus mehreren Stilrichtungen mit melancholicher Atmosphäre. Das Besondere an dem Song ist der Reggae-Rap des Gastkünstlers Matisyahu. Die interessanteste Kollaboration und bestes Lied des Albums. Mit Teilen die einerseits ein bisschen Retro klingen und dann anderweitig doch ein wenig futuristisch anmuten. Ein zeitloser Hit.

Kling to the Wreckage ist etwas flach und sehr, sehr "Indie". Die simple Zusammensetzung von einfachem Gesang auf Standart-Rockdrums wirkt etwas langweilig und deplatziert. Für Alternative-Alles-Hörer mag das noch gerade angemessen sein, aber für Fans anspruchsvoller Rock-/Elektronikmusik taugt das Teil gar nix.

Smile klingt nicht so fröhlich wie der Name vermuten lässt. Ein solides Instrumental, dass dank der guten Konstruktion wunderbar depressive Stimmung verbreitet. Etwas mehr Reibungsfläche und Störelemente hätten auch hier nicht geschadet, aber so versinkt die eigentlich relativ gelungene Nummer etwas farblos in trauriger Harmonie.

Sine Language geht vocaltechnisch wieder vermehrt in die Hip Hop-Richtung und kombiniert dies mit der bekannten 80er-Jahre-Düsternis im Hintergrund. Immerhin sorgt es für einen netten Ohrwurm, auch wenn sowohl Backgroundmusik als auch Rap eher auf zweitklassigem Niveau stattfinden.

Mit Double Down Under wird erstmals richtig auf die Kacke gehauen. Ein recht ordentliches, obwohl sehr grobschlächtiges, Instrumental. Endlich mal dicke Beats und ungeschönte Sounds, selbst wenn die Bässe fast schon zu prollig wirken. Gott sei Dank wird hier mal auf die kitschigen Klaviermelodien verzichtet. Nichts besonderes eigentlich, aber ein lautes Ausrufezeichen auf dem sonst so braven Album. Nichtsdestotrotz wäre auch 'Double Down Under' früher höchstens auf einer B-Seite gelandet.

Come Back Clean wechselt zwischen stillen Zwischenparts und scheppernden Highspeed-Passagen, die durchaus ihren eigenwilligen Reiz haben. Erneut eine Nummer, die sich als sehr nostalgisch und etwas abgegriffen in ihrem Klangspektrum erweist. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist der Gesang ausgefallen.

Slipstream klingt extrem poppig. Die weichgespülten Vocals können einem schon ziemlich auf die Nerven gehen, während die verbliebene Restmusik austauschbare 08/15-Ware bleibt.

Black Rainbows ist ebenso wenig erwähnenswert und prädestiniert für die Vorspultaste. 6 Minuten gepflegte Langeweile mit sanftem Frauengesang. Wer schon immer vermutet hat, dass die beiden eine gewisse Affinität zu weichem Kuschel-Pop haben, wird sich hiermit endgültig bestätigt sehen.

Blunts & Robots hebt sich im auslaufenden Album noch mal positv heraus. Der Track hat einen nicht zu leugnenden Drive und kickt zum Ende noch ganz nett. Nicht überspektakulär, aber gelungen.

Falling Hard
ist ein ruhiger Chillout zum Schluss. Mal wieder untermalt von einer Sängerin. Besser als Black Rainbows, tut zum Abschalten sicher seinen Zweck, obwohl mit einer Länge von fast 7 Minuten natürlich nur mäßig aufregend.

"Divided By Night" wirkt stellenweise so, als hätten Kirkland und Jordan einen Sampler aus für Fremdkünstler produzierten Popsongs erstellt und ein paar ihrer eigenen Club-Tunes untergemischt. Album Nr. 4 bietet daher eher leichte Kost. Gut geeignet zum Chillen und für Gelegenheitshörer, die auch mal gerne den ein oder anderen ruhigen Radiohit genießen, aber nichts spannendes für jemanden, der seine Ohren mit Tiefgang und fetzigen Beats etwas fordern möchte.
Die große Offenbarung ist die CD sicherlich nicht geworden. Ein paar gute Tracks hat das Album allerdings zu bieten und selbst misslungene Nummern haben immer noch ihre starken Momente. Teilweise klingt der Sound sogar nach Depeche Mode ohne Dave Gahan. Diverse Ausrutscher müssen jedoch hingenommen werden. Letzendlich bleibt bis auf das fantastische "Drown in the Now" nicht viel beim Hörer hängen und wenn doch, dann meistens nur weil man die Klänge schon aus irgendwelchen Oldies kennt. Für Pop nicht konsequent genug, für Electro zu schwachbrüstig. Der ein oder andere dürte also schon enttäuscht sein.

Anspielvorschläge: Divided By Night, Dirty Thirty, Drown in the Now
Skip-Tipps: Kling to the Wreckage, Slipstream, Black Rainbows

5/10
 
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