Tom Bukovac: Gitarre pur gegen die Corona-Langeweile

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Tom wer? Bucovac ist mit über 600 Alben-Mitwirkungen in den letzten 20 Jahren einer der gefragtesten US-Session-Gitarristen und vielfacher Poll-Gewinner. Spezialität irgendwe zwischen Blues, Country und modern-retro Sounds. Kannte ich bis vor drei Tagen leider gar nicht und bin zufällig drauf gestoßen.

Ich selbst bin musikalisch deutlich eingeschlafen in den letzten 15 Monaten, keine Gigs, keine Proben, keine Motivation, irgendwie nicht aus dem Quark gekommen. Bucovac hat mich jetzt ziemlich vom Sofa hochgeholt. Seit Corona nimmt er alle paar Tage HomeVideos in seinem Equipment-Lager (Garage) einfach direkt mit dem Phone auf (mittlerweile weit über 100!). Gitarrenspiel vom Feinsten, frei improvisiert, ungeschnitten und ohne Studiotechnik dazwischen, dazu zwischendurch ein Schlückchen Liebelingsbier.

(Achtung Einsteiger & Co: erwartet keinen Tutorial/Erklärunterricht, den gibt's hier über weite Strecken nämlich nicht.)

Vor allem die absolute Sensiblität in Sachen Ton mit Wechsel zwischen Finger- und Plektrumspiel hat mich extrem angetörnt, dazu diese fließenden, immer logisch und gleichzeitig spannend klingenden Übergänge zwischen Single-Notes und ständig überraschenden Akkordvoicings.

Allein diese 17 Minuten sind (zumindest für mich) eher eine Lifetime-Aufgabe, davon wenigstens einige Rosinen dauerhaft ins eigene Repertoire bauchsicher einzuspeisen. Was für eine Riesenfundgrube - hier steckt im Grunde der Stuff von 1000 Stunden Tutorials komprimiert drin - haltet durch, es lohnt sich:




Speziell für Blueser (Who the fuck is Bonamassa?):



... und für Freunde einfach schöner Balladen mit einer 59er Les Paul Junior

Akkordgrobstruktur für eigenes Playback:

C#
H9/11/13 (= gegriffen C# mit H unten)
Bb Moll
A (mit Wechseln zwischen A und A#11 = Töne E Eb E Eb ...)



Speziell bei diesem Beispiel wird zudem schön deutlich, warum die wirklichen Spitzenspieler den Unterscheid machen: Der lange Atem, das konsequente Fortsetzen von Ideen. Oft wenn man als Hörer das Gefühl hat "jetzt ist die Phrase eigentlich zuende gespielt" folgen Töne, die die zuvor gespielte Idee noch etwas weiter tragen, variieren und ausspinnen und auf einen irgendwie logischen Punkt zusteuern - tonal oder rhythmisch oder soundmäßig oder irgendein MIx davon.

Achtung, zusätzliche Finesse und beim Solieren einzuplanen: Rhythmik Takte 1-3 ist 123 123 12, Takt 4 (A) ist extended: 123 123 123 12. Gab's früher oft von Genesis und Konsorten. Etwas Hard Stuff also und umso bemerkenswerter, wie schlüssig und entspannt die Lines von Bucovac dazu klingen

Für mich eine Rieseninspiration:
... Mehr an Dynamic beim Spielen und den dafür erforderlichen Soundeinstellungen zu arbeiten
... Melodische und rhythmische Ideen beim Improvisieren konsequenter fortzutragen
... das ganze spielerische Handwerkszeug, was ich ja eigentlich habe, bewusster und kreativer zu nutzen und in Details gezielter/akzentuierter/wahrnehmbarer herauszukitzeln.

Viel Spaß euch allen beim Dazulernen ;-)
 
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Der Typ ist unfassbar gut und inspirierend!
 
Die "some beer a day keep the soberness away" Technik hab ich schon mal drauf ... o_O

Mal wieder einer aus der Reihe "The damn best you never heard off" (y)
 
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@Hans_3 da bist du aber etwas "late to the game" :p

Schau das auch religiös und arbeite auch an vielen seiner Ideen. Schon vorher ein großer Name, und jetzt zurecht kein Geheimtipp mehr.

Ich kann die von dir ausgepsrochene Empfehlung absolut unterstreichen !!

Ich finde es eigentlich sehr erfrischend, dass er nicht alles schön aufbereitet. Entweder man ist in der Lage sich das relativ zügig von den Videos aus selbst draufzuschaffen und wenn nicht, sind einem die Konzepte sind einem wahrscheinlich onehin noch zu hoch... Andererseits ist trotzdem für verschiedene Stufen an fortgeschrittenheit was dabei. Ich mag das Format...

grüße B.B
 
Möchte gar nicht wissen, wie gut der erst wird, wenn man ihm mal richtiges Bier gibt. 🍺
 
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Der Typ arbeitet für Leute, die selbst ein bisschen Gitarre draufhaben wie Joe Walsh, Keith Urban und Vince Gill. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Bukovac btw. mit k.
 
hier zum Beispiel im Hintergrund als Sideman mit der Blonden Es-335



Ich habe es mir schon lang zur Aufgabe gemacht, immer alle Liner-Notes zu lesen und alle Session-Player und Sidemans zu googeln wann immer es rauszufinden ist. Das sind oft die besten Leute auf der Bühne....

grüße B.B
 
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Ich habe es mir schon lang zur Aufgabe gemacht, immer alle Liner-Notes zu lesen und alle Session-Player und Sidemans zu googeln wann immer es rauszufinden ist. Das sind oft die besten Leute

Mache ich gewöhnlich auch so, seit mir vor ewigen Zeiten, als man noch richtige Schallplatten kaufte, immer und immer wieder die selben Namen von Sidemusikern aufgefallen waren: Steve Gadd, Lee Ritenour, Dean Parks, Steve Khan, Paulinho da Costa, Abe Laboriel und viele Dutzend mehr. ... Da wurde das stundenlange Stöbern in großen Schallplattenläden zum großen Erlebnis, wenn man zufällig entdeckte, dass es auch eigene LPs des einen anderen gab :)

Off Topic Ende.
 
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Eine Spiel- und Soundart, die ich nie konsequent gepflegt habe, hier ab ca. 1:07



Es geht darum, die Anschlags-Dynamik im Umfang "sehr sehr leise" bis knapp mittelstark diffizil auszuloten.
Neben der Schwierigkeit, die Anschläge auf engem Raum so sensibel auszuführen, ensteht noch eine weitere Herausforderung, da Amp und FX sich zugleich im "crunchigen Arbeitsbereich" befinden: die Nebengeräusche bei Bendings etc. können lauter durchschlagen als der Ton selbst. Hier sind die Finger der rechten Hand wohl zusätzlich gefordert, Dämpfarbeit auf benabarchten Saiten auszuführen, z.B. Bending auf der H-Saite plus Muting G- und D-Saite.
Echt schwer, aber eine neue Herausforderung, für die ich ohne Corona wg. Proben, Jobs und Gigs keine Zeit gehabt hätte für diese wertvolle "Weiterbildung".

Schade nur, dass ich keine Les Paul habe ;-(
 
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Old Uncle Larry ist schon der Hammer! Hab selten so viel Spass mit Gitarrenvideos gehabt. Immer eine Inspiration. Weiterer Tip sind die Videos von oder mit Josh Smith. Was er über ii v i turnarounds im Blues und bei solos erzählt ist sehr inspirierend.
 
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ohne jetzt den Thread kapern zu wollen, aber bevor er weiter absinkt.

Wollen wir einzelne Folgen oder Stellen besprechen und zusammen etwas draus lernen ?Ich hab mal schnell eins seiner blödsinnigen Licks transkribiert....

mal als Vorschlag.



grüße B.B
 
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Hast du super präsentiert (y)

Ich selber mache keine Videos, kann da also auf diesem Wege nichts beisteuern. Ich picke mir da auch keine Licks raus, weil ich ja nicht weiß, wann ich die jemals anwenden kann ...

Wovon ich mir was mitnehme, ist eher Grundsätzliches. Zum Beispiel die oft strikte Reduktion auf Two-Note-Akkorde, verziert mit einzelnen Melodietönen. Von den Terzen, Sexten und Quarten im "Normalabstand" mal abgesehen, werde ich auf jeden Fall z.B. die Grundton-Terz-Dispersion in mein Repertoire aufnehmen.

Dispersion heißt: z.B. die Terz liegt in der 2. Oktave über dem Grundton. Damit kann man reduziert klingende Dur- und Moll-Akkorde mit nur zwei Tönen darstellen, die schön nach "Wüste", "Einsamkeit" etc. klingen:

3--4-- ist Grundton mit großer Terz; 3--3--- ist Grundton mit kleiner Terz (Mittelfinger E-Saite, Ringfinger G-Saite). Das bleibt natürlich in allen Tonarten gleich.

Dazu ein Minibeispiel mit Stufenchords: G---Am---Hm---C---Am---G---Fsus2/A---G

----------------------------------------------------------------------
----------------------- 8--7-------3b5r3---------1-lr--------------
4---5--7--9-let ring-----------------------4-----0-lr---------------4----
------------------------------5--------------------3----2b3r2-0----0-
---------------------------------------------------0------------------
3---5--7--8-let ring --------5-------------3------------------------3------


Der zusätzliche Witz ist, dass der "Mollgriff" in Abhängigkeit von einem Melodieton eine Dur-Umkehrung darstellen kann und gleichzeitig die Mollparallele davon:

-----------------------
--------5---
4---5--------
-----------
------------
3---5-----------

Klingt G --- Am

------------(0)-----------
--------6--(6)---------
4---5------(5)-----
------------(0)-----
------------(0)-------
3---5------(5)--------

Klingt G --- F oder Dm.

Das wäre dann eine weitere Erkenntnis: Ambivalente Akkorvariationen, die so zwitterartig sind, dass sie offen lassen, ob man sie als Dur oder dessen Mollparallele hört. Davon hat Herr Bukovac so einiges im Kasten.
 
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werde ich auf jeden Fall z.B. die Grundton-Terz-Dispersion in mein Repertoire aufnehmen.

Die gibts übrigens auch bei Green day's "Holiday" zu hören, igitt, Blasphemie, eine Punk Band
spielt Root-3rd- Dispersions, wo führt das nur alles hin? :D
 
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Ich habe jetzt mal versucht "Root 3rd Dispersions music" und "Grundton Terz Dispersion" zu googeln und finde nichts. Kann auch sein, dass ich mich zu blöd anstelle.
 
Die gibts übrigens auch bei Green day's "Holiday" zu hören, igitt, Blasphemie, eine Punk Band
spielt Root-3rd- Dispersions, wo führt das nur alles hin? :D
Die gibt sehr viel an allen möglichen Stellen zu hören. Frusciante spielt sowas manchmal in recht rhythmisch akzentuierter Variante. Blackbird von den Beatles. Shape of my Heart von Sting arbeitet schön mit Weitlagen Dreiklängen, Carl Verheyen hat das in Verbindung mit Substitutionen ständig in seinen Sololinien. Wo führt das hin... überall hin ;)
Hast du super präsentiert (y)

Ich selber mache keine Videos, kann da also auf diesem Wege nichts beisteuern. Ich picke mir da auch keine Licks raus, weil ich ja nicht weiß, wann ich die jemals anwenden kann ...
Danke. Muss man ja auch nicht, Tabs oder Konzepte gehen ja auch. So ein Lick wie das, für eine bluesigen Kontext, bringt man immer irgendwo unter, zumal ich damit ja auch versuche "weiterzuarbeiten" und es zu varieren etc. Ich habe von ihm teilweise komplette folgen trasnkribiert. Z.b. "The Smuggler" oder "the bird returns"
Wovon ich mir was mitnehme, ist eher Grundsätzliches. Zum Beispiel die oft strikte Reduktion auf Two-Note-Akkorde, verziert mit einzelnen Melodietönen. Von den Terzen, Sexten und Quarten im "Normalabstand" mal abgesehen, werde ich auf jeden Fall z.B. die Grundton-Terz-Dispersion in mein Repertoire aufnehmen.
Ich sehe die als Weitlagen-Dreiklänge, bei denen eine Stimme wegelassen wird. Das hilft mir dabei den Überblick am Griffbrett und über die Harmonien zu behalten. Eigentlich ist es "Kontrapunkt". Man merkt auf jeden Fall dass er kein Skalendenker ist, sondern stark von der Akkordton-Seite her kommt. Leider ein mittlerweile recht unterbelichteter Ansatz, wenn man überlegt wieviele Gitarristen ihre Dreiklänge nicht übers Griffbrett können, von Weitlagen ganz zu schweigen. Ich bin der Ansicht dass das in Sachen Stimmführung, Harmonie, Griffbrettorientierung etc der viel bessere Weg ist. Nicht das Skalen nicht auch nützlich sind, aber nur auf dieser Basis. Aber da kann man oft vergeblich predigen wie man will.
Der zusätzliche Witz ist, dass der "Mollgriff" in Abhängigkeit von einem Melodieton eine Dur-Umkehrung darstellen kann und gleichzeitig die Mollparallele davon:

[...]

Klingt G --- F oder Dm.

Das wäre dann eine weitere Erkenntnis: Ambivalente Akkorvariationen, die so zwitterartig sind, dass sie offen lassen, ob man sie als Dur oder dessen Mollparallele hört. Davon hat Herr Bukovac so einiges im Kasten.
Ja das ist etwas was mir aus genau dem gleichen Grund auch sehr gefällt. Genau wie Sus-akkorde, einfach weil es immer mehrere Deutungen gibt.

grüße B.B
 
Ich habe jetzt mal versucht "Root 3rd Dispersions music" und "Grundton Terz Dispersion" zu googeln und finde nichts. Kann auch sein, dass ich mich zu blöd anstelle.



grüße B.B
 
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@B.B Mich betrifft das thematisch gerade zwar eher weniger, aber ich möchte zwischendurch einfach mal sagen, dass ich es wirklich klasse finde wie du den anderen Usern hier hilfst.
Vor allem in der Ausführlichkeit und auch was den zeitlichen Aufwand betrifft, dafür gleich ein Video zu machen und es hier ins Board zu stellen. Dadurch wird Vieles natürlich auch viel verständlicher bzw. erst ersichtlich als wenn man über das Thema "nur" liest. Ganz große klasse! :great:
 
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