Tonhöhe=Rhythmisches Kennzeichen?

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Jester666
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Hallo liebe Mitmusiker.

Ich habe letzte woche meine musikklausur zurückbekommen und war überrascht,dass ich "nur" 10 Punkte bekommen habe.
Beim checken der Aufgaben ist mir aber etwas ins Auge gesprungen:
Wir mussten die Vertonung des Gedichts "der Erlkönig" von Goethe bearbeiten. Als hintergrundwissen: von takt 1-57 waren nur triolen in der linken hand zu spielen, welche die eile des pferdes im gedicht verdeutlichen sollte.
nun in der fragestellung: "welche Rythmische(!) auffälligkeiten zeigt das gedicht[...] von takt 1-57. ich hab natürlich die triolen angegeben...
von 3 möglichen punkten habe ich einen bekommen. Begründung des lehrers: es fehlt, dass sich die tonhöhe verändert. Häh? :gruebel:
Neben mir gings auch etwa der hälfe des kurses so...und um nicht noch mehr fehler zu finden hat der lehrer die klausur eiskalt wieder eingesammelt und uns nicht nach hause mitgegeben, wie es aber in der schulordnung steht.
also was sagt ihr?

Ist die Tonhöhe kennzeichnend für den Rhythmus eines Liedes?
sag mir bitte bescheid was ihr davon haltet. vll. könnt ihr mir ja bezüglich der note noch etwas helfen. :D
 
Eigenschaft
 
[...]Wir mussten die Vertonung des Gedichts "der Erlkönig" von Goethe bearbeiten.

Okay, Gegenstand der Klausur war also in erster Linie die Vertonung, nicht das Gedicht.

nun in der fragestellung: "welche Rythmische(!) auffälligkeiten zeigt das gedicht[...] von takt 1-57.

Das ist eine Frage nach der sprachlichen Rhythmik, denn auf die Vertonung wird in der Frage ja kein Bezug genommen. Mit "Takt 1-57" kann also höchstens ein Teil des Gedichts gemeint sein. Sehr merkwürdig, wenn es doch in einer Musikklausur hauptsächlich um die Vertonung geht, siehe oben.

Eine Analyse der sprachlichen Rhythmik wäre nur eine Vorbereitung auf eine Analyse der musikalischen Umsetzung und somit nicht sehr zielführend in einer Musikklausur. "Rhythmische Auffälligkeiten eines Gedichts" wäre ein ergiebiges Analysethema für eine Deutsch-LK-Klausur, aber weniger für eine Musikklausur.

ich hab natürlich die triolen angegeben...

Das ist mit Sicherheit falsch und du kannst eigentlich froh sein, überhaupt 1 von 3 Punkten bekommen zu haben, denn im ursprünglichen Gedicht können natürlich keine Triolen vorgekommen sein. In der Vertonung schon, aber danach war ja nicht gefragt.

von 3 möglichen punkten habe ich einen bekommen. Begründung des lehrers: es fehlt, dass sich die tonhöhe verändert. Häh? :gruebel: Neben mir gings auch etwa der hälfe des kurses so...und um nicht noch mehr fehler zu finden hat der lehrer die klausur eiskalt wieder eingesammelt und uns nicht nach hause mitgegeben, wie es aber in der schulordnung steht. also was sagt ihr?

Naja, auch Schüler dürfen die Schulordnung kulant auslegen, gerade, wenn es für sie von Vorteil sein könnte. Es schadet bei einer solchen Ansammlung von konfusen Fragen und entsprechenden Antworten sicher nicht, daß der Lehrer sich nochmal Gedanken darüber macht.

Harald
 
Ein Mitleidender...
Gerade Musikklausuren in der Kursstufe scheinen sich nicht nur bei mir als haarige Sache herauszustellen. Gut, dass das diesen Sommer vorbei ist (ich gehe eigentlich ganz gerne in die Schule)

Es ist nicht so, dass ich die Sache hier 100 prozentig nachvollziehen könnte, aber zur Bearbeitung einer Vertonung gehört auch eine Bearbeitung des Gedichts, oder nicht? Von dem her kann es nicht ganz falsch sein, was der Lehrer macht.
 
Mal ungeachtet davon wie klar die Frage formuliert ist, wollte ich nur mal anmerken, dass Tonhöhe sehr wohl zu einem rhythmischen Element werden kann. Was wir als Rhythmus wahrnehmen ist nicht nur die zeitliche Abfolge von Einzeltönen, sondern auch deren Gruppierungen. Wenn beispielsweise einige Töne in einer Reihe gleich langer Töne besonders laut (also akzentuiert) gespielt werden, nehmen wir gewisse rhythmische Muster wahr - hier wird also Dynamik/Artikulation zum rhythmischen Element.

Dasselbe gilt nun auch für Tonhöhen: Eine Veränderung der Tonhöhe kann bestimmte Töne vor anderen hervorheben, und so die Zeit "hierarchisch" gliedern. Allein durch bestimmte Tonhöhenkonstellationen in bei uniformen Notendauern können z.B. rhythmische Patterns (oder auch gehörte rhythmische Unregelmässigkeiten) entstehen.

Nimm z.B. das folgende Beispiel (deiner Situation folgend aus Triolen bestehend):
k9beiw.png


Alle vier Takte sind von den Notendauern her identisch, nur die Tonhöhenabfolgen unterscheiden sich. Wenn man diese Noten nur mal schnell durchliest, mag es ja in der Tat rhythmisch nach stetigen Achtelstriolen aussehen - der gehörte Effekt kann aber völlig anders sein: In einem Muster wie in Takt 1 hört man Gruppierungen von je einem Viertel Dauer. In Takt 2 bilden sich Einheiten von zwei Triolen-Achteln (Hoch-Tief), welche quasi eine Polyrhythmik gegenüber den Triolen-Gruppierungen suggerieren. In Takt 3 schliesslich haben wir keine Tonhöhenveränderungen, so dass wir lediglich eine stetige Pulsfolge hören - und nur der Kontext in welchem so ein Takt vorkommt kann dem Hörer verraten, dass es sich um Triolen, und nicht etwa um eine Folge von Sechzehntelnoten oder Quintolen-vierteln handelt. Und im letzten Takt werden Patterns von jeweils vier aufeinander folgenden Noten gebildet.

Wenn du jeweils einen dieser Takte immer wieder wiederholst, solltest du ganz klar hören, dass der gehörte Rhythmus trotz der immer gleichen Notenwerte in jedem dieser Beispiele ein anderer ist.

Und dies sind natürlich nur die offensichtlichsten Beispiele. Das Ganze kann sich natürlich auch in einem viel subtileren Rahmen abspielen. So kann z.B. das Intervall eines Tonsprunges ein Mass für gehörte Betonungen sein, was viele Abstufungen erlaubt; aber auch bestimmte, "harmonisch fremdere" Noten können z.B. eine rhythmische Betonung bewirken. Und so weiter.

Es ist prinzipiell fast unmöglich die musikalischen Parameter (klassischerweise Tonhöhe, Dauer, Dynamik, Klangfarbe, etc.) klar von einender abzugrenzen, da sie sich immer gegenseitig beeinflussen und letztlich nur künstlich/analytische Klassifizierungen sind. Die Komponisten der seriellen Musik haben zum Teil eine solche klare Abgrenzung versucht, aber in den meisten Fällen schnell wieder verworfen (siehe z.B. Stockhausen: "…wie die Zeit vergeht…").
 
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