Ich hoffe ja, dass Kritik Dir hilft besser zu werden - also:
1) Wenn Du einen Soundtrack veröffentlichst, dann muss der viel besser sein. Dein Titel, teils die Noten und Dein Text "Über das Stück" reden von "Trance", "Surreal", "Ruhe". Die Klänge sind in keiner Weise auch nur annähernd entsprechend hergerichtet, sondern sind die "out-of-the-box-MIDI-Klänge" in ihrer ganzen Brutalität. Kein Streicher würde Deine Noten auch nur annähernd so schlecht spielen - also musst Du auf dem Rechner was viel Besseres erreichen probieren. Das wird Dich mindestens einige Monate, vielleicht sogar Jahre schwere Arbeit kosten, Soundprodukton ist ein enorm aufwendiges Thema, weil unsere Ohren enorm fein sind - aber anders werden Deine Tracks immer als "Kinderkram" empfunden werden.
Ich denke (oder hoffe), dass Du in Deinem Kopf eine ganz andere Klangvorstellung hast (oder hattest) - nämlich was "ätherisch Trance-Artiges" -, Dich dann der Computer aber zu diesen Sounds "überredet" hat. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie es eigentlich klingen soll - wir, die wir nur das Ergebnis hören, können das aber nicht.
2) Wenn Du Noten veröffentlichst, dann müssen sie wenigstens minimalen Standards richtiger Noten genügen. Deinen Noten geht sehr viel ab, was richtigen Noten fehlt - Iestrumente, konsequente Dynamikbezeichnungen (manchmal sind welche da, manchmal nicht), auch eine Taktnummerierung, bei Streichern und so einem Stück auf jeden Fall korrekte Aufführungshinweise und vieles mehr. Das alles muss man sich beibringen lassen (meine erste Partitur für ein größeres Ensemble hat mir der Dirigent Seite für Seite und Zeile für Zeile "zerlegt" - da waren alle Noten an der richtigen Stelle, und trotzdem war sie unverwendbar). Die Noten zeigen auch "komische Schlampigkeiten" - wieso steht zum Schluss ein B, in derselben Stimme davor aber ein Ais?
Wenn Du aber willst, dass die Noten nur "Input für den Tongenerator" sind und nicht als Lese-Unterlage dienen sollen, dann zeig sie uns bitte nicht - Du kannst auch das nackte Tonerlebnis auf Soundcloud veröffentlichen.
3) Deine "harmonische Sprache" ist nicht gut. Manche Leute würden sagen, dass sich in diesem Stück überhaupt keine Harmonik definiert, sondern dass die Zusammenklänge beliebig klingen. Ich sage zumindest, dass es kein irgendwie durchgängig erkennbares (auch nicht erfühlbares) Konzept für eine Harmonik gibt. Es ist nun einmal so, dass die reinen Oktav-, Quart- und Quint-Klänge fundamental anders klingen als Terzen, die wieder anders als Sexten (die aber z.B. mit dem Tritonus klangverwandt sind) - und das alles ist ausgerechnet beim Streicherklang extrem. In Deinem Stück gibt es für den Zuhörer keine "Erwartungsfreude" auf eine wiederholte Klangfolge, und damit auch nicht die Möglichkeit eines unerwarteten Erlebnisses. Dein Takt 11 funktioniert für mich als Zuhörer überhaupt nicht so, wie Du es beschreibst.
Wieder denke (oder hoffe) ich, dass Du in Deinem Kopf eine "reichere" Struktur hast, die eben solche "Muster" umfasst - aber das, was es davon in Deine Komposition geschafft hat, reicht nicht, um bei Zuhörern diese Muster wenigstens teilweise wiederentstehen zu lassen - und damit sind Deine Erklärungen vergebene Liebesmüh'.
Ich schreibe und improvisiere lange genug Musik, dass ich weiß, wie schwierig es ist, ein Publikum dazu zu bringen, sich auf ein Musikstück einzulassen. Ungefähr jedes zehnte Mal bringe ich es beim Postludium eines Gottesdienstes hin, dass die Zuhörer meine Orgelspielereien beklatschen - und dann muss ich ehrlicherweise sagen, dass die Musiker unter ihnen meistens meine Ergebnisse kritisch beurteilen: Bei denen schaffe ich es vielleicht jedes hunderste Mal, ein anerkennendes Wort zu bekommen. Das reicht mir aber, weil ich eben weiß, wie ich Musik beurteile - da kommt man so leicht nicht drüber über die vielen Erwartungen, die ich und andere Musiker haben - also werde ich es selber auch nicht so leicht schaffen (und ich bin auch ein fauler Mensch, der kaum noch übt ...). Aber 99mal Kritik bringt mich eben auch weiter (wenn ich mich drauf einlasse - manchmal ist es mir auch egal, wenn ich was Schlechtes produziere, weil ich ja doch nur freiwllig da auf der Orgelbank klemme und meinen Dienst versehe; und es gibt genügend schlechtere als mich, also sollen die Schäfchen zufrieden sein, wenn sie die Choräle in singbarem Tempo und ohne Harmonisierungsfehler zu hören bekommen ... aber ich schweife ab ...).
Mach weiter. Aber leg bitte die Hürden halbwegs hoch. Und denke an Deine Zuhörer, wenn Du von ihnen positive Antworten willst - denk Dich vor allem in sie hinein. In die unkritischen, aber auch in die kritischen.
Du kannst natürlich auch für Deine Schublade komponieren - das ist vollkommen legitim (de la Motte erwähnt das in seinem "Wege zum Komponieren" explizit). Dann brauchst Du Dir auch nicht anzuhören, was jemand anderer zu Deinen Werken sagt. Aber wenn Du's schon öffentlich machst, dann wünscht Du Dir auch Rückmeldungen.
Alles Gute!
H.M.
P.S. Noch was: Du schreibst Deine Texte zu "artifiziell". Schon Dein Thread über die "Neuentdeckung" (der "symmetrischen Tonleitern"), aber auch dieser Text "gerieren" sich in einer Sprache, die so tut, als wäre ganz offensichtlich, dass hier was präsentiert wird, das auf der professionellen Ebene "mitspielt".
Sogar wenn das so wäre, klingt das enorm unbescheiden - und damit gehst Du halt das Risiko ein, dass ganze viele Leute Dir Deine Eingebildetheit (ob sie nun echt ist oder nur in Deinen Texten so rüberkommt) übelnehmen.
Wenn aber - wie bei Dir in beiden Fällen - die Ergebnisse von Profis als maximal mittelprächtig beurteilt werden, dann kommt so eine Sprache extrem selbstgefällig und schlussendlich laienhaft rüber: Jemand, der nicht einmal weiß, dass er noch nicht viel weiß, wird eben viel negativer gesehen als jemand, der klar sagen kann, dass er viele Dinge noch nicht kann (lies einmal Wilhelm Busch's
Selbstkritik).
Das Internet bringt offenbar viele Leute dazu, zu glauben, dass man sich "großartig präsentieren muss", um was zu gelten. Tatsächlich ist es aber - gottseidank - noch immer so wie die letzten paar 100 Jahre: Wenn man nicht übertreibt, wird man viel ernster genommen, als wenn man dick und immer dicker aufträgt.
Soviel als Lebensweisheit zum Schluss ...