Übung und Sport, Vernunft über Gefühl?

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Schadet oder nützt starke Belastung des Spielapparates (Hände, Arme Schultern, Rücken) in einer Weise, die dem Spielen selbst NICHT ähnelt?

Einerseits weiß man ja aus eigener Erfahrung, dass unmittelbare Anstrengungen vor dem Spielen (Umgraben, Lasten Tragen) die Feinmotorik durch Symptome wie Zittern und Steifheit vorübergehend völlig durcheinander bringen.
Andererseits liest man überall, dass die nicht beanspruchten Muskeln unbedingt ebenfalls trainiert werden müssen. "Ausgleichsport" heißt das Zauberwort.


Meine Konstitution ist in der Hinsicht zum Beispiel nicht besonders gut und ich frage mich, ob und wie man die Unempfindlichkeit des Feinmotorik bei hohen Kraftkontrasten trainieren kann, denn ich bin oft dazu gezwungen, kurz hintereinander Lasten zu tragen und anschließend technisch fein und brilliant zu spielen. Das passt nicht gut zusammen. Ebenso ist es mit Smalltalk+Alkohol, weinig Schlaf, lange Reisen, zu wenig oder zu viel Essen, Chaos versus Konzentration.


Noch eine andere Frage:

kann Spielen beim Üben soviel Endorphine ausschütten, dass man vorerst keine Warnsignale spürt und sich im Nachhinein schädigt?

Ein bekanntes Phänomen: Beim Konzert spürt man keinerlei hinderliche Schmerzen, hinterher treten sie (wieder) auf. Ganz ähnlich: Alkohol genießen selbst macht Spass, hinterher hat man dann den Kater, essen bis man platzt, hinterher die Ernüchterung auf der Waage.
Wenn das nur eine Ausnahme darstellt, ist das ja nicht so dramatisch, aber beim regelmäßigen Üben können Glückshormone unter Umständen genau so ausgeschüttet werden und das kann ein permanenter Zustand werden, bzw. zumindest ein Streben danach.
Weiterhin ist nicht nur allein die Zeit des Übens ausschlaggebend, sondern auch die Art der Belastung: man kann eine sowieso schon gereizte Hand (Arm) bei starker falscher Spielbelastung innerhalb von 2 Minuten so ruinieren, dass man tagelang aussetzen müßte... Endorphine machen aber der Gefahr gegenüber blind und man bekommt die Quittung erst, wenn es zu spät ist.

Die Lösung ist: Glücksgefühle zügeln? Mittelmaß anstreben oder sich wenigstens genügend Zeit für einen bestimmten Entwicklungsstand einräumen?
 
Eigenschaft
 
schade, daß Du Horowitz nicht mehr danach befragen kannst - der hatte ja reichlich von allem...!!
 
Die Frage muß schon sehr individuell beantwortet werden. Jeder ist halt anders disponiert.
Ich selber mache ausgiebigst Ausdauer- und Kraftsportarten. Hierfür opfere ich mehr Zeit als für die Musik.
Mein Körper dankt es mir mit Fitness und Leistungsfähigkeit und hoffentlich mit der Option auf ein hohes Alter.
Dann erst kommt irgendwann die Musik. Ein Ausgleich für die Seele ...
Und - es muß Spaß machen, sowohl der Sport als auch die Musik. Sport schadet auch nicht meiner Spielfähigkeit. Da fällt ja auch zeitlich nichts zusammen.
Übermäßiger Alkoholkonsum und ungesundes Essen geht eh nicht, Rauchen noch nie. Mit Drogen habe ich keinerlei Erfahrungen ... never!

Finde die Balance ... :)
 
Gesetzt den Fall, Du mußt für ein Konzert 10 Stunden fahren und anschließend Spielen.
Du hast zwei Möglichkeiten - entweder Du reist einen Tag früher an und nimmst eventuell andere Sachen wie schlechte Unterkunft und Ablenkung vor Ort und höhere Spesen in Kauf, oder die unmittelbare Autofahrt vor dem Konzert mit dem Nervenkrieg des Zuspätkommens.
Wie stählst man sich dagegen?

Antwort: Dir darf die Konzentration nicht schwer fallen, werd einfach cooler? Ist das nicht ein bischen zu einfach?

Der Gastgeber ist beleidigt, wenn Du seinen Wein vor dem Konzert nicht probierst ...
Du mußt zumindest eine Monitoranlage schleppen, manchmal sind die Wege vom Auto ziemlich weit, eine helfende Hand nicht verfügbar...

Ich schweife ab - konkret aufs Thema bezogen - allgemeiner Kraftsport hilft?
 
Weiterhin ist nicht nur allein die Zeit des Übens ausschlaggebend, sondern auch die Art der Belastung: man kann eine sowieso schon gereizte Hand (Arm) bei starker falscher Spielbelastung innerhalb von 2 Minuten so ruinieren, dass man tagelang aussetzen müßte... Endorphine machen aber der Gefahr gegenüber blind und man bekommt die Quittung erst, wenn es zu spät ist.
Was das Überreizen der Sehnen etc angeht, so sollte man damit sehr vorsichtig sein. Wenn man das ignoriert, dann hat man mitunter sehr lange Spielpausen zu befürchten. Aber da muss jeder für sich allein seinenen Weg finden. Da gibt es kein Patentrezept. Der eine kann stundenlang dieselben Übungen machen und der andere bekommt nach 2 Std Sehnenschmerzen. Wichtig ist immer versuchen herauszufinden, welche Spieltechnik für einen selbst geeignet ist. Das ist sozusagen die Basis von allen. Es nutzt einem das beste Übungsprogramm nichts, wenn man die ganze Zeit mit der falschen Technik spielt.
Was die Ausschüttung der Endorphine auf der Bühne angeht, ist es gut so, dass man die Quittung erst später präsentiert bekommt. Ich habe mir schon Fingernägel eingerissen und habe es erst dann bemerkt, als meine Hand blutig war aber nichts gespürt. Einmal bin auf einem Bühnenelement böse umgeknickt. In allen Fällen habe ich den Gig zuende spielen können, aber ich kam mit dem umgeknickten Fuß nicht mehr allein die Treppe rauf.
Was man wie in welchem Maße als Ausgleich macht, muss auch jder für sich selbst entscheiden. Für die einen ist die Musik schon der Ausgleich. Andere, die davon leben, brauchen eventuell wiederum dafür einen Ausgleich. Der eine bewältigt das durch Klettern in der Kletterhalle, der andere geht schwimmen oder joggen. Ich hab´s mit Klettern versucht. Was für ein großer Irrtum! Ich hatte danach stundenlang kein richtiges Gefühl mehr in den Händen. Eine Violinistin, die beim Klettern mit dabei war, hat am selben Abend noch ein Konzert gespielt. Dafür kann sie sich partout nicht vorstellen morgens 5 km durch den Wald zu laufen (freiwillig!)
Edit:
Gesetzt den Fall, Du mußt für ein Konzert 10 Stunden fahren und anschließend Spielen.
Steht demnächst wieder bei mir an :rolleyes: Sehr schwer zu beantworten. Es ist tatsächlich so, dass es sehr schwer ist dann die Konzentration für das Konzert aufrecht zu erhalten. Aber das ist nun mal unser Job. Das Publikum interessiert es nicht, dass man stundenlang unterwegs war, Stress beim Soundcheck hatte, sich den Finger geklemmt, Ärger mit der Freundin hatte, usw. Da gibt es letzendlcih nur 2 Möglichkieten, entweder man packt das, oder man lässt es sein, wenn man dem nicht gewachsen ist.
Es gibt aber Methoden das Leben unterwegs "erträglicher" zu machen. Dazu gehören:
- wenn es irgend geht, regelmäßig vernünftig und gesund essen und trinken. Das ist das A und O!
- versuchen sich Ruheoasen zu schaffen
- gut vorbereitet zu sein (also nicht noch unterwegs anfangen zu üben o.ä.)
- Mit dem Fahren abwechseln
- wenn mit dem Bus/Zug/Flugzeug unterwegs die Augen schließen, Autogenes Training, schlafen (wer kann), sich ablenken mit lesen, Musik hören, etc
- so gut wie es geht Stress vermeiden (also nicht überall auf die letzte Minute oder zu spät ankommen)

Ich weiß, dass das oft schlecht umzusetzen ist, weil es einfach die Situation in dem Moment nicht zulässt. Aber man kann es zumindest versuchen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja das leuchtet alles ein.
Vielleicht sollte ich wirklich dazu sagen, dass es hier um Solokonzerte mit sehr virtuosem Niveau geht, nicht um eine Bandmugge.
Ich sehe immer zwei Pole gegenüber:

1. die Horowitzes und Goulds, die Mimosen, die mit Sicherheit kein Sport getrieben haben und ihren Spielapparat so fein abgestimmt hatten, dass sich selbst Dirigieren negativ auf die Technik des Klavierspiels ausgewirkt hat.

2.Und dann gibt es die modernen Supermänner, die Bodybuilder und Virtuosen zugleich zu sein scheinen.
Die gesamte Presse weiß es: der moderne Mensch braucht Sport zum Überleben. Wenn wir eines gelernt haben in den letzten 50 Jahren, dann das. Das ist auch die allgemeine Meinung.


Ein Bekannter ist mit seiner Frau zum Physiotherapeuten gegangen und hat sich aus Jux ebenfalls untersuchen lassen. Die Therapeutin hat sich über seine Schulterblätter amüsiert und hat mit einigen geübten Handgriffen irgendetwas eingerenkt und war danach zufrieden. Mein Bekannter konnte danach jedoch nicht mehr so spielen wie vorher. Er hatte einige Wochen Probleme und jetzt steht die Schulter wieder schief und alles ist wieder gut...

Ich wollte halt Erfahrungen sammeln, ohne selbst Fehler zu machen. Es ist sehr mühsam für mich, den Ausgleichssport zu betreiben und ich befürchte, dass er am Ende sogar schadet, oder zumindest nichts bringt.

Danke für Deine Ausführungen.
 
Gesetzt den Fall, Du mußt für ein Konzert 10 Stunden fahren und anschließend Spielen.
Du hast zwei Möglichkeiten - entweder Du reist einen Tag früher an und nimmst eventuell andere Sachen wie schlechte Unterkunft und Ablenkung vor Ort und höhere Spesen in Kauf, oder die unmittelbare Autofahrt vor dem Konzert mit dem Nervenkrieg des Zuspätkommens.
Wie stählst man sich dagegen?
Je nachdem.
Uebernachtung nach Möglichkeit den Veranstalter organisieren lassen. Frühstück ist meistens irgendwie drin, Mittagessen ist nicht unbezahltbar, wenn man nicht gerade in Oslo ist, und Abendessen sollte es wieder vom Veranstalter geben.
Wir haben beim letzten Gig in der Schweiz einfach mal dreist gefragt, ob die Veranstalter da was für uns tun können; und letztendlich haben wir 2 übernachtungen (Freitag anreise, Samstag Gig, Sonntag Abreise) , 2x Abendessen, 2x Frühstück und ein Mittagessen gekriegt.


Gegen zuspätkommen sichert man sich mit genug Zeit ab.
Bei solche fahrten eher damit kalkulieren, dass man 2-3 Stunden zu früh vor Ort ist.
Generell immer mindestens 1 Stunde puffer, irgendwas passiert immer. Und wenn man nichts passiert kann man im Backstage ne Stunde schlafen.


Der Gastgeber ist beleidigt, wenn Du seinen Wein vor dem Konzert nicht probierst ...
Ich trinke nie Alkohol. Hat bisher (fast) jeder verstanden und akzeptiert.
Einfach mit hinsetzen, und nen Kaffee oder ne Cola statt Alkohol mittrinken.
Meistens geht es dabei eh eher um den Gesellschaftlichen Aspekt und die Kommunikation.

Du mußt zumindest eine Monitoranlage schleppen, manchmal sind die Wege vom Auto ziemlich weit, eine helfende Hand nicht verfügbar...
Helfende Hände gibts immer, man muss nur dreist genug fragen.
Ich hab schon nen Veranstalter dazu gebracht meinen Amp zu tragen, indem ich ihm einfach offen gesagt habe, dass ich mich nicht gut fühle und Angst habe mit dem Teil die Treppe runter zu fallen.
Wenn ich der Person nicht zutraue mein Zeug zu tragen, dann ist es auch ok zu fragen, ob sie gerade mal jemanden holen kann, der mit anpackt.
Niemand macht alleine ein Konzert, irgendjemand ist immer da. Und wenns der Lebensgefährte der Barkraft ist, auch die verstehen, dass man Hilfe braucht.
 
Hallo Million, so wie Du es schreibst, liegen meine Defizite ganz woanders. :gruebel:
 
Vielleicht sollte ich wirklich dazu sagen, dass es hier um Solokonzerte mit sehr virtuosem Niveau geht, nicht um eine Bandmugge
Oh, zum einen kenne ich beide Seiten, und zum anderen sehe ich - gerade für Musiker - die Gefahr bei "Bandmugge" (egal welches Niveau) sich überzustrapazieren, oder sich verleiten lassen an seine Grenzen zu gehen viel höher, als wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist.
1. die Horowitzes und Goulds, die Mimosen, die mit Sicherheit kein Sport getrieben haben und ihren Spielapparat so fein abgestimmt hatten, dass sich selbst Dirigieren negativ auf die Technik des Klavierspiels ausgewirkt hat.
Nunja, Horowitz z.B. hat immer seinen eigenen Flügel, seinen eigenen Klavierstimmer, seinen Chauffeur, usw dabei gehabt. Er brauchte sich um nichts zu kümmern. Für ihn veränderte sich sozusagen bis auf den Ort und das Hotel wo er gerade war gar nichts. Bei Gould war es ähnlich. Meines Wissens hat sich Gould dabei entspannt zuhause stundenlang Platten von anderen Leuten zu hören. Wer weiß, ob ihm Jogging geholfen hätte etwas länger zu leben? Auf jeden Fall haben die beiden bis zum Schluß auf einem sehr hohen Niveau musizieren können
2.Und dann gibt es die modernen Supermänner, die Bodybuilder und Virtuosen zugleich zu sein scheinen.
Die gesamte Presse weiß es: der moderne Mensch braucht Sport zum Überleben. Wenn wir eines gelernt haben in den letzten 50 Jahren, dann das. Das ist auch die allgemeine Meinung
Und trotzdem kenne ich zig Beispiele von Musikern und Kollegen, die keinen Sport als Ausgleich machen. Manche haben auch schlichtweg keine Zeit dafür. Ich kenne eine Pianistin (Mutter von 4 Kindern), der man erstens die Kinder überhaupt nicht ansieht, regelmäßig Konzerte in ganz Deutschland spielt, zuhause übt, sich um die Kinder kümmert, Studioaufnahmen macht, etc und die trotzdem in der Lage ist alles unter einen Hut zu kriegen. Ohne Ausgleichssport.
Es ist eine Frage der Selbstdisziplin. Wie gesagt: Das A und O ist eine gesunde und ausgeglichende Ernährung. Wer meint seinen Körper z.B. alkohol- oder drogenmäßig immer an seine Grenzen bringen zu müssen, der wird das schlichtweg nicht durchhalten. Ich kenne niemanden, der das schafft.
Ich wollte halt Erfahrungen sammeln, ohne selbst Fehler zu machen. Es ist sehr mühsam für mich, den Ausgleichssport zu betreiben und ich befürchte, dass er am Ende sogar schadet, oder zumindest nichts bringt.
Da hilft nur auszuprobieren. Aber wenn Du schon vorher befürchtest, dass es vielleicht am Ende Dir sogar schaden könnte, ist das schon keine gute Basis. Egal was man macht. Man muss davon überzeugt sein, dass es einem selbst hilft.
 
Danke Leute, ich fasse mal zusammen:

1. Disziplin bei Sport und Ernährung und wahrscheinlich Schlaf
2. überzeugt sein von dem was man macht
3. helfen lassen, "dreist" einfordern

Das ist ja alles richtig und sehr persönlich zu beantworten. Aber trotzdem sind wir abgekommen, ich hätte die abschweifenden Beispiele nicht bringen dürfen.

Die konkrete und spezielle Frage war eigentlich, ob sich grober Sport günstig oder ungünstig auf die Stabilität der Feinmotorik auswirkt und ob man Endorphine beim Üben mit Vernunft zügeln soll, damit man körperliche Warnsignale mitbekommt.

Aber ich glaube es zu wissen. Beide Antworten lauten Ja.

1. Grober Sport nützt nicht nur der allgemeinen Konstitution und Gesundheit (wonach ich nicht gefragt habe), sondern auch in dem speziellen Fall, weil man mit mehr antrainierter Kraft bei einer Belastung kurz vor dem Konzert nicht so stark an die Grenzen gehen muß und daher negative Symptome wie Zittern wahrscheinlich ausbleiben.
Bleibt für mich noch die Frage, ob mehr Muskeln in den Händen vielleicht die Steifheit fördern...

2. Beim Üben muß man sowieso vernünftig vorgehen und nur ab und an die Konzertsituation simulieren. Bei technischen Passagen sollte man nur ganz selten an der Grenze kratzen, auch wenn es praktisch schneller ginge und mehr Spass machen würde, wenn man das Ergebnis (bei gesundheitlicher Schädigung) in sehr kurzer Zeit schaffen könnte.
 
Die konkrete und spezielle Frage war eigentlich, ob sich grober Sport günstig oder ungünstig auf die Stabilität der Feinmotorik auswirkt und ob man Endorphine beim Üben mit Vernunft zügeln soll, damit man körperliche Warnsignale mitbekommt.
Meiner Erfahrung nach wirkt sich Sport keinesfalls negativ auf die Feinmotorik aus.
Schau Dir z.B. mal Chirurgen an. Die haben meist Hände wie Klosettdeckel, brauchen mannig viel Kraft bei ihrer Arbeit und müssen so präzise arbeiten, dass sie für die Augen bei manchen OPs Lupengläser brauchen.

Und - wenn Du der Meinung bist, dass Du Dich zum Sport zwingen musst, dann lass es. Man muß brennen um zu zünden ... ;)
 
Danke Edged, ich bin ja schon dabei! :great: Und ohne Not würde ich auch nicht fragen. Natürlich sind meine Arme und Hände im Moment gereizt, aber ich habe es im Griff. Es gibt noch genug Zeit bis zum entscheidenden Konzert und die Aufgaben sind überschaubar, es liegt wie so oft am eigenen Anspruch.

Trotzdem würde ich gern vorbeugen und die Situation entschärfen. Joggen fällt nicht schwer, aber das hilft nicht beim genannten Problem des Tragens von Lasten (Nein, ich kann das nicht in jedem Falle wegdelegieren). Daher habe ich versucht, im Garten zu arbeiten, was auch noch entspannt und Spass macht und genau die Muskeln beansprucht, die ich auch beim Tragen oder Aufbauen einer (Monitor) Anlage brauche.

Allerdings fühlt sich das im Moment nicht so gesund an!
Die Arme und Hände sind sowieso gereizt, nach der Gartenarbeit ist es, als hätte ich eine Anlage geschleppt - perfekt - so ist es realistisch. Aber hilft das?

Wahrscheinlich auch eine Frage des Maßes. Aber wie auch beim Joggen ... ich mache das seit 10 Jahren und werde nicht schneller, es wird auch nicht immer einfacher. Nach anfänglich großen Fortschritten bleibt die Joggingleistung nun immer fast gleich. Die eigene Grenze beim Üben und Graben :bang: zu finden ist gar nicht so einfach... :gruebel:
 
..., nach der Gartenarbeit ist es, als hätte ich eine Anlage geschleppt - perfekt - so ist es realistisch. Aber hilft das?
Nein, das hilft nicht. Jede Sportart benötigt andere Muskelgruppen. Ein Gärtner ist ein schlechter Jogger, ein Jogger ist ein schlechter Schwimmer, ein Schwimmer ist ein schlechter Radfahrer, ein Triathleth kann Mehreres.
So, wie Du es schilderst würde ich Dir Hanteltrainig und Jogging empfehlen. Ob's Dir Spaß macht, ist eine ander Sache ... :rolleyes:
Sicher bin ich aber nicht qualifiziert, um Trainingsratschläge zu erteilen.
Setz' Dich mit Deinem inneren Schweinehund zusammen und entscheide so, wie Du fühlst und empfindest ... :D
Menschen sind halt in jeder Hinsicht unvollkommen.

Ich selber bin z.B., wie weiter oben schon beschrieben, Kraft- und Ausdauersportler. Mit Gartenarbeit fühle ich mich trotzdem anschließend wie durch den Wolf gedreht. Die mache ich nur mit äußerstem Widerwillen. Ich bin der Mann für's Grobe und meine Partnerin macht das dann fein ... ;)
 
Morgen,

Ich bin nicht sicher, ob ich die Frage verstanden hab :)

Krafttraining, zumindest ernsthaftes, wuerd ich lassen. Ich hatte damit vor 2 Jahren massive Probleme beim Gitarrespielen. Und da gehts weiss Gott nicht virtuos zu.
Ideal fuer mich ist Radfahren. Haelt fit, man kriegt eine vernuenftige Körperspannung und es belastet die Haende nicht.

Equipment schleppen vor einem Auftritt geht nicht gut. Ich hab deshalb sehr bald damit aufgehoert, Technik und eigenen Auftritt zu machen. Nurmehr entweder oder.
Wenn du garnicht drumherum kommst, dein Monitoring selbst zu tragen, dann muss man sich eventuell umsehen genau da Gewicht zu sparen. Ich weiss jetzt nicht, was du derzeit schleppst. Ich hab fuer mich eine 10/1" die ich ohne Anstrengung am Zeigefinger aufhaengen kann. Die wiegt um die 5 kg. Dafuer kanns keinen Bass. :D

Es gibt Leute mit empfindlichen Handgelenken. Ich hab dafuer keine Lösung gefunden. Auch nicht mit irgendwelchen Kraftübungen. Bloss schonen und beim Auf/Abbau ein bissl die Diva raushaengen lassen.

cu
martin
 
@Klangbutter
hast du schon mal was von der "Alexander-Technik" gehört?
Vielleicht wäre das ein Ansatz für Dich, ganz grob gesprochen führt Dich dabei ein speziell ausgebildeter Therpeut exakt durch "DEINE" Bewegungen und schaltet schrittweise alles aus, was Du dazu nicht brauchst.
Dieser Bewegungsablauf wird dann auf der neutralen Mitte eingeschliffen, bist Du das selbsttätig jederzeit reproduzieren kannst.

Alexander war ein australischer Opersänger, der sich und viele Kollegen "geheilt" hat, die wegen Verspannungen nicht mehr singen konnten.
Auf diesen Grundlagen wurden Konzepte für alle anderen Körperpartien und Bewegungsabläufe entwickelt. Ich kenne einige Berufsmusiker (z.B. einige Streicher), die dadurch wieder arbeitsfähig wurden. Auch meine Frau hat sich nach zwei Schulter-OPs mit Alexander-Technik wieder "fit machen lassen" für das Spielen von Taikos und Buks.
 
Danke Euch allen!
@WilliamBasie
Ja kenne ich ganz gut. Habe ich früher gemacht und verinnerlicht. Ich glaube ich spiele so ökonomisch wie es nicht besser geht.
Das wird auch immer wieder von anderen bestätigt.
Doch darin sehe ich auch ein Stück weit das Problem. Ich bin eine ganz faule Sau, reduziere alles mögliche und bin auch musikalisch eher schlicht. Keine unkontrollierten Gefühlsausbrüche und Bewegungen. Fast sieht es aus, als spiele ich garnicht selbst. Das killt aber auch die Show und irgendwie auch das Training. Denn schon im Ansatz richte ich Körperhaltung und Fingersätze so ein, dass ich mich blooos nicht anstrengen muß. Alles soll entspannt bleiben. Daher entwickle ich auch schlecht Reserven. Eigentlich müßte ich alles mal übertreiben damit eine Reduktion auf's Wesentliche auch einen Effekt hat.
Wenn Du aber immer reduziert bist und durch stundenlanges (zum Teil auch lange schnelles) Üben trotzdem an die Grenzen kommst, hast Du in der Richtung keine Möglichkeiten mehr.
 
Ich mache halt "nur" Bandmucke, weniger virtuose Sachen, der Stress und die Belastung beim Aufbau ist dennoch da. Was die Kondition angeht, ist Fitness schon entscheidend wichtig. Auch hilft Rückentraining, wenn man, wie ich, manchmal 8-Stunden-Jobs oder länger hat. Was die Konzentration oder mentale Vorbereitung hat muss jeder sehen, was für ihn das geeignete Mittel ist. Der eine schwört auf Jogging, der andere auf QiGong, wieder andere brauche nur 10min Ruhe, eine Zigarette und einen Drink.
 
Ich bin zwar "nur" Sängerin, aber auch mein Intrument ist nach einer mehrstündigen Autofahrt oft ziemlich verspannt - erstens hasse ich Autofahren sowieso, zweitens bekomme ich davon spätestens nach 1 Stunde Rückenschmerzen, drittens der Zeitdruck und der Streß, den wir alle kennen... das führt alles dazu, daß ich (aus Angst vor dem Autofahren, besonders Autobahn) unbewußt die Schultern nach oben zusammenziehe, was wiederum eine Verkrampfung der Kehlkopfmuskulatur zur Folge haben kann, daß durch die unbequeme Sitzerei die Lendenwirbelsäule gestaucht wird.... also alles nicht gerade toll fürs Singen. Und dazu kommt, daß unser Repertoire ziemlich anspruchsvoll ist.
Beim Schleppen und Aufbauen packe ich mit an, zumindest trage ich die Teile, die ich tragen kann (bringe selber keinen Zentner auf die Waage, da sind die Körperkräfte etwas limitiert ;) ), aber ich kann mir lebhaft vorstellen, daß die Schlepperei für jemanden, der zum Musizieren seine Hände benötigt, sehr kontraproduktiv ist.
Wie man da gegensteuern kann, muß wohl jeder für sich selber ausprobieren. Ich mache zu Hause zweimal in der Woche eine Stunde Poweryoga, und weitere zweimal in der Woche Hanteltraining/Situps. Außerdem gehe ich viel und zügig zu Fuß. Das reicht als sportliche Betätigung und hilft wirklich sehr !
Vor Ort, also direkt vor dem gig, kann ich nicht viel machen. Wenn ich mich arg unwohl fühle, trinke ich ein Bier oder ein Glas Sekt. Das ist nicht jedermanns Sache, aber mir hilft es als Sofortmaßnahme zum Entspannen ganz gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Trotzdem würde ich gern vorbeugen und die Situation entschärfen. Joggen fällt nicht schwer, aber das hilft nicht beim genannten Problem des Tragens von Lasten (Nein, ich kann das nicht in jedem Falle wegdelegieren).

Das Tragen von Lasten kenne ich auch als extrem nervigen und belastenden Faktor vor einem Auftritt. Ich bin als Pianist unterwegs und muss entweder ein Digitalpiano oder einen Digitalflügel transportieren und aufbauen. Dazu kommt je nach Umgebung eine kleine oder große PA. So auch heute nachmittag wieder, ich begleite einen Chor bei einem halbstündigen Auftritt.

Um das Transportproblem zumindest etwas zu entschärfen, setze ich massiv auf Rollencases bzw. Trolleys und sorge dafür, dass ich möglichst nah bis zum Spielort heranfahren kann (irgendwann mache ich mal für jeden Parkplatzwächter, Security-Menschen und Zugangskontrolleur, den ich überredet habe mich durchzulassen, eine Kerbe ins Klavier ;)). Rückenschonendes Aufbauen finde ich extrem wichtig. Also z.B. Boxenständer natürlich erst an den richtigen Ort stellen, dann tief einstellen, dann Box drauf, dann Höhe einstellen. Für alle Ständer verwende ich den Stagg Drum-Hardware-Trolley, für das Digitalpiano den Stagg KTC-140 Keyboard-Trolley.

Harald
 
...aber ich kann mir lebhaft vorstellen, daß die Schlepperei für jemanden, der zum Musizieren seine Hände benötigt, sehr kontraproduktiv ist.
Das Problem ist nicht nur die Schlepperei, sondern auch das ein- und ausladen. Das ist häufiger viel rückenschädlicher, da man da viele Bewegungen machen muss, die so vom lieben Gott nicht vorgesehen waren ;) Zudem - mir vor ein paar Monaten passiert - die Gefahr besteht sich die Finger zu quetschen. Das ist so, als wenn Du Dir eine Bronchitis einfängst. Aber darüber haben wir uns in anderen Threads schon ausgelassen. Ich bekomme dafür keinen Schnupfen o.ä. Irgendwie sind diese Dinge auf die Musiker ungerecht verteilt :rolleyes:

Um das Transportproblem zumindest etwas zu entschärfen, setze ich massiv auf Rollencases bzw. Trolleys und sorge dafür, dass ich möglichst nah bis zum Spielort heranfahren kann
Ich handhabe das so, dass überall, wo ich fahren kann (egal was da für Schilder stehen) ich auch fahre, um so nah wie möglich an die Bühnen zu kommen. Bei Stadtfesten ist es häufig total nervig überhaupt einen Parkplatz zu bekommen. Aber dadurch, dass ich schon immer recht früh vor Ort bin bekomme ich meistens einen ;) Ich bin sowieso generell lieber zu früh als zu spät.
(irgendwann mache ich mal für jeden Parkplatzwächter, Security-Menschen und Zugangskontrolleur, den ich überredet habe mich durchzulassen, eine Kerbe ins Klavier ;)).
:great:
Das ist eine sehr gute Idee :) (zumindest so lange wir dafür Dein Klavier benutzen ;))
Wichtig hiebei ist, dass man dem Securityman, Hausmeister, Parkplatzwächter, etc nicht das Gefühl nimmt, er sei der Chef vom Ganzen. Wenn man diesen Fehler begeht hat man mitunter lange Wege zu schleppen und darf u.U. noch nicht mal den Aufzug benutzen...

Ich selbst rolle alles so weit wie geht was nicht niet- und nagelfest ist. Mit der Zeit entwickelt man selbst einen optimierten Bewegungs-, Auf- und Abbaumodus. Und wo ich Hilfe brauche, fordere ich sie ein. Ich muss kräftemäßig niemanden etwas beweisen.
 

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