Vom Liegenlassen der Finger....

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nana76
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Hallo liebe Forengemeinde,

vor kurzem habe ich mit dem Melodiespiel begonnen (autodidaktisch) und arbeite mit Käppels Gitarrenschule.
Ich weiß, dass man bei z.B. Tonleiterübungen die Finger bei aufwärtsführender Melodie auf der Saite liegen lässt.
Bei abwärtsgerichteter Melodie sollen auch sie Finger mit aufgesetzt werden, die noch nicht benötigt werden, also vorbereitet werden.
Das ist mir soweit klar!
Aber wie sieht es konkret aus, wenn ich eine Melodie spiele und dabei auch die Saiten, die gespielt werden, hin und her wechseln.
In dem Buch, nach dem ich arbeite, werden Stellen, an denen die Finger liegenbleiben sollen, oftmals gekennzeichnet, bzw. es wird extra darauf hingewiesen.
Bei einem Stück ist es z.B so, dass bei den ersten vier Takten die Finger liegen bleiben sollen und auch unter den Noten Bögen sind, die verdeutlichen, dass der Ton weiterklingen soll.
Die Noten in den nachfolgenden vier Takten sind die gleichen, wie in den ersten vier Takten, allerdings ohne Bögen.
Heißt das jetzt, dass ich hier, spätestens beim Saitenwechsel, alle Finger anhebe?

Anderes Beispiel:
In dem Buch gibt es eine einfache Fassung von Fandanguillo. Diese wird nur mit Wechselschlag p - m gespielt, wobei m nur die leere e-Saite spielt.
Der Daumen übernimmt die Melodie.
Im ersten Takt spielt man e (2. Bund d-Saite), gis (1. Bund g-Saite) und h (h-Saite). Der zweite Takt ist eine Wiederholung des ersten Takts. Am bequemsten ist es natürlich den Mittelfinger auf der D-Saite und den Ringfinger auf der g-Saite liegenzulassen.
Jedoch verändert das Liegenlassen auch den Klang...
Zudem soll im nachfolgenden Takt das a (g-Saite) auch mit dem Mittelfinger gespielt werden, was natürlich ungünstig ist, wenn der noch auf der D-Saite ist. In dem Fall hätte ich für das a den Ringfinger bevorzugt...

Nun, ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich, was ich sagen will.
Eigentlich soll man ja möglichst wenig die Finger anheben und wieder setzen. Jedoch verändert sich der Klang, je nach Spielweise....

Ich bin im Moment etwas verwirrt.
Vielleicht mag mir jemand einen Tipp geben?
 
Eigenschaft
 
Nun, ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich, was ich sagen will.
.....
Ich bin im Moment etwas verwirrt.
Ich auch :D

Aber ich glaube ich verstehe was du meinst.
Wenn in deinem ersten Beispeil die Bindebögen bis zu den Noten im zweiten Takt reichen, bedeutet dass das die Noten nochmal weiterklingen.
Also, das du sie im ersten Takt anschlägst und weiter klingen lässt bis zum ende des zweiten Taktes. Den Griff löst du erst wenn der zweite Takt vorbei ist und du umgreifen möchtest/musst.

Das gegriffene Töne und Leersaiten verschieden klingen ist klar, das kannst du als Stilmittel einsetzten.
Je nach Stück spiel ich ungerne Leersaiten, grade wenn ich einen "weichen" Klang erreichen möchte oder eine leersaite nicht in das "Bild" passt.
Also wenn du "zierlich" oder eben "weich" spielen willst, oder du mehr kontrolle über den Ton erlangen möchtest.

Zudem soll im nachfolgenden Takt das a (g-Saite) auch mit dem Mittelfinger gespielt werden, was natürlich ungünstig ist, wenn der noch auf der D-Saite ist. In dem Fall hätte ich für das a den Ringfinger bevorzugt...
Willkommen in der Welt der Fingersätze :)
Ich hab mal gehört das Käppel so ein richtiger Fingersatz spezi ist, der gerne ausgeklügelte Fingersätze schreibt.
Aber nur weil da was steht, musst du es ja nicht nutzen ;)
In deinem Beispiel greiffst du ja erstmal einen E-Dur und wenn du ihn mit Zeige- und Mittelfinger greifst seh ich keinen Grund für das "A" nicht den Ringfinder zu nutzen.

Fingersätze kannst du individualisieren, aber du darfst nicht immer nach dem faulen "Wie mache ich es mir besonderst leicht?" Gedanken gehen.
Zwar ist es gut, Fingersätze so leicht wie möglich zu halten, schliesslich spielst du leichter, frischer und entspannter auf wenn du "einfach" spielen kannst.
Aber in Fingersätzen steckt auch oft ein tieferer Gedanke drin, denn du erst ergründen und verstehen solltest bevor du ihn ab änderst.
So kann ein Ton gegriffen werden bei dem du dir denkst "So ein kappes, wenn ich das h auf der Leersaite spiele hab ich doch mehr Zeit in den nächsten Griff zu wechseln!".
Klar, verständlich das du es dann leer spielen willst, aber dann passt der Ton eben nicht mehr so ganz in das Stück.
Oder du hast im nächsten Takt viele Noten die du in der jetzigen Lage findest oder oder oder....
Es gibt viele gute Gründe über Fingersätze nach zu denken.

Eigentlich soll man ja möglichst wenig die Finger anheben und wieder setzen.
Das stimmt so vielleicht nicht ganz.
Es gilt die Regel "So viel wie nötig, so wenig wie möglich". Und auch dabei geht es eher darum das du gezielt und optimiert spielst.
Wenn du hundert mal den Mittelfinger wieder neu aufstellen musst ist das eben ansträngend.
Das geht bei einem 8 Takter noch ohne größere Probleme, wenn du aber komplexere Stücke vorträgst merkst du das ganze schon in der Hand.

Ich spiel z.B. "Folies d' Espagne" von Giuliani (op45) und in dieser Variation kommt die 2.te Variation, welches es ganz schön in sich hat.
Das Stück läuft so bei ca. 80bpm, was die 8tel schon auf 160bpm bringt und in eben dieser 2.ten Variation kommen 16tel (also 320 bpm) mit Auf und Abschlägen vor.
Bei diesem rasantem Teil noch unnötig die Finger zu heben und umzugreifen ist absolut für die Füße.
Also macht man sich eben die Fingersätze passend (ich spiel z.B. nicht die originalen aus meinen Noten).
So kommt dann der erste Takt, du spielst ein leeres D und auf der G-Saite greifst du A, schlägst auf das Bb (oder A#) und ziehst wieder auf das A ab.
(Hoffentlich hast du das verstanden :D)
Bei der zweiten Figur ändert sich der Bass auf F und dann bei der dritten Figur wieder zu D, natürlich jedesmal mit dem besagten Auf/Abschlägen.
Somit ist ein 3/4 Takt voll.

Nun sollte laut original Fringersatz das A mit dem 2.ten Finger greifen, den Aufschlag mit dem 4ten machen und das F im Bass wird mit dem 3.ten gegriffen.
Das ist soweit schon noch kein problem und bedarf eigentlich keiner umschreiberei.
Aber im zweiten Takt startet diese Phrase auf einem C# im Bass und geht dann in einen kleinen Lauf über (man, wenn ich Noten als Grafik einfügen dürfte wäre es einfacher).
Diese C# soll mit dem 3 Finger gespielt werden (der ja bisher das F bedient hat) also muss ich nach den original Fingersatz umgreifen.

Bei 320bpm?!?!? Nicht grade eine sonderlich tolle Idee :rolleyes:
Also greif ich von Anfang an das A mit dem 1.ten, mach den Aufschlag/ Abschlag mit dem 3.ten und greife das Bass F mit dem 2 ten.
Was das bringt?
Nun, wenn ich zu der Stelle mit dem C# auf der A-Saite komme, brauch ich nicht umgreifen bei dieser Geschwindigkeit.
Ich greif das C# mit dem 3.ten, lass den 1.sten auf dem A stehen und mach den Aufschlag/Abzug eben mit dem 2ten.

Das blöde ist das ich hier schreibe, wenn die Noten vor uns liegen würden, würdest du sofort verstehen was ich meine :)
Das ergebniss ist ein gut durchdachter Fingersatz der halt eben nicht dem original entspircht, dafür aber mir die arbeit sinnvoll erleichtert.

Ach, eines noch..... bei Etüden die gezielt bewegungen trainieren sollen, solltest du nichts abändern ;)
 
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Hallo Backstein,

besten Dank für Deine ausführliche Antwort! :great:

Bei 320 bpm würde ich meine Finger auch nicht mehr viel bewegen wollen. Bei solchen Geschwindigkeiten würde ich mir entweder die Finger brechen, oder aber verknoten. ;)
Und nur zu erklären, was man meint, ohne die entsprechenden Noten zu zeigen, ist wirklich nicht einfach, aber ich konnte Dich auch verstehen. :D

Für mich ist es im Moment einfach nur schwierig zu entscheiden, wann meine Finger liegen bleiben können und wie lange und überhaupt...
In dem Buch, nach dem ich arbeite, gibt es Stücke, wo das Liegenlassen der Finger extra gekennzeichnet wird und dann bin ich mir immer unsicher, ob ich das auch an anderen Stellen machen darf.
Vielleicht ist das an der Stelle, wo ich es dann mache, gar nicht gewünscht, weil, wie schon gesagt, der Klang sich ja mit verändert.

Ich arbeite gerne mit der Gitarrenschule, aber ich muss sagen, eine DVD wäre schon klasse gewesen.

Vielleicht ist es auch einfach an der Zeit, dass ich mir einen Gitarrenlehrer suche.
In meinem Umkreis gibt mehrere Musikschulen, aber da bin ich zu gebunden. Durch meine Kinder, die Arbeit,... brauche ich mehr Flexibilität.
Ich muss mal gucken, welche Alternativen hier verfügbar sind.
 
Nun, am einfachsten bestimmt die Länge der Note wie lang der Finger liegen bleibt ;)
Denn wenn die Note vorbei ist, muss Stille herrschen. Du kannst ja keine 8.tel weiter klingen lassen, nur weil der Finger grade gut liegt.

Aber du siehst, warum ich dir damals einen Lehrer vorgeschlagen habe? Das Thema ist schon komplex und am Anfang ist ein Lehrer Gold wert :)
Ich hör z. B. Ende nächsten Monat mit den klassischen Unterricht erstmal auf, einfach um mal wieder was anderes zu machen. Bin aber dank meiner Lehrerin soweit das ich mir viele Stücke selbst erarbeiten kann.

Ach,was das Lehrer suchen angeht...
Trag hier doch mal deinen Wohnort ein, vielleicht kenn ja jemand jemand, oder ist selber Lehrer in deiner Nähe ;)
Oder du schaust dich mal hier um:
https://www.musiker-board.de/f782-mb-regional/
 
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Nun, am einfachsten bestimmt die Länge der Note wie lang der Finger liegen bleibt ;)
Denn wenn die Note vorbei ist, muss Stille herrschen. Du kannst ja keine 8.tel weiter klingen lassen, nur weil der Finger grade gut liegt.

Naja, manchmal sollen die Noten ja auch über ihren eigentlichen Wert hinausklingen.

Ziemlich am Anfang des Buches gibt es z.B. ein Stück, wo darauf hingewiesen wird, dass ausnahmsweise der Ton a auf der g-Saite mit dem dritten Finger gegriffen werden soll, weil danach der Ton e auf der d-Saite mit dem Mittelfinger gegriffen werden muss.
Dadurch kann der Ton a etwas weiterklingen und der Finger braucht nicht von der g-Saite zur d-Saite springen.
Mir ist bloß nicht klar, wann dieser Effekt gewünscht ist und wann nicht. Vielleicht ist dies auch nur eine Interpretationsfrage und man kann das wirklich nach belieben handhaben.

Bei manchen Stücken habe ich auch schon leer angeschlagene Saiten gedämpft, weil sie ja quasi ewig weiterklingen und dieses Vermischen der Töne mir an bestimmten Stellen einfach unpassend vorkam.

P.S. Ich habe mal meinen Wohnort eingetragen...:)
 

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