Warum Registermechanik nicht ölen??

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Hallo,
bin gerade dabei eine Hohner Lucia IVP zu überarbeiten. Beim auseinander nehmen ist mir aufgefallen, dass die Registermechanik im Diskant mit einer Aufschrift versehen ist die unmissverständlich besagt, dass man diese Mechanik nicht ölen soll.
Kann mir Jemand erklären warum das zu unterlassen ist ?!? Hab in verschiedenen Beiträgen im Forum durchaus schon gelesen, dass ölen/ schmieren an mancher Mechanik schon bei der Fehlerbehebung geholfen hat.
Nach meinem technischen Verständnis würde ich rein intuitiv anders handeln und würde es gerne verstehen.

Lieben Gruß
Landfrau
 
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Hallo Landfrau,

über diese Aufschrift bin ich vor fast 30 Jahren bei einer Atlantic gestolpert und habe von Wolf Linde in Trossingen bei den Reparaturkursen die Erklärung dazu bekommen:

Die ganzen Schieber laufen ganz leicht und haben auch Spiel gegeneinander. Ölt man nun diese Stellen pappt alles aneinander und es bewegt sich gar nichts mehr. Öl schmiert nur da wo die zu schmierenden Teile mit nennenswerten Kräften aneinander reiben.

Andererseits gibt es heute Schmierstoffe, die es seinerzeit noch nicht gab - wir sprechen immerhin von Instrumenten die über 50 Jahre alt sind - , die evtl. eingesetzt werden könnten, aber wozu?

Da bin ich jetzt auch gespannt, was die anderen dazu sagen.


Viele Grüße
morigol
 
ich kenne mich absolut 0 mit Akkordeons aus ... aber mit Modell Hubschraubern :)

da wird oft auf Ölen verzichtet, weil öl erst einmal hilft, aber dann ein Staubfänger darstellt und verkrusten kann.. da wird eher mit Grafit geschmiert
 
Wenn die Registermechanik gut und richtig eingestellt ist, läuft sie so leicht, daß Ölen überflüssig ist. Öl bindet Staub mit der Zeit, wie von Fantus bereits erwähnt, und macht die Mechanik dann wieder schwergängig. Wenn man geölt hat, muß man dann auch regelmäßig reinigen. Öl greift außerdem viele Kunststoffe an, die quellen unter Öleinwirkung auf und klemmen dann. Man muß also, wenn man ölt, sehen, daß das Öl von Kunstoff-Führungen fernbleibt.
Ölt man nun diese Stellen pappt alles aneinander und es bewegt sich gar nichts mehr. Öl schmiert nur da wo die zu schmierenden Teile mit nennenswerten Kräften aneinander reiben.
Das habe ich ja noch nie gehört, klingt sehr seltsam und hat allenfalls Gültigkeit, wenn das Öl eine unpassende Viskosität hat.
Auch bei Graphit oder Molybdändisulfit bin ich skeptisch, die Substanzen stauben durch das Akkordeon, und Staub wollen wir eigentlich nicht drin haben. Sehr lange werden diese Stoffe ohne Ölzusatz auch nicht auf den zu schmierenden Stellen haften. Sorgfälltigstes Einstellen bringt meiner Meinung nach immer noch den besten Erfolg.

Gruß
Reini2
 
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Öl hat die Eigenschaft, durch Kapillarwirkung in engste Spalten zu kriechen, zu wandern sozusagen. Das kann dazu führen, dass es an Orte läuft, wo es absolut nicht hingehört, z.B. auf Holzflächen, die sowas mit nicht mehr zu entfernenden Flecken quittieren. Wie sich Zelluloid verhält weiß ich nicht, möglicherweise nimmt das auch Schaden.

Registermechaniken gibt es in unterschiedlichster Konstruktionsqualität. Meine Paolos haben recht schwergängige Registerschalter, bei meinem Bugari reicht ein Anhauchen.

Allenfalls kann man versuchen, die Reibflächen (Im ausgebauten Zustand! => Nicht komplette Mechanik fluten!) mit einem Hauch Silikonspray zu versehen, gut trocknen lassen und wieder zusammenbauen. Wichtig ist, sich die Lagereihenfolge der Registerschieber zu merken, ansonsten wird die Remontage zum Geduldsspiel.

Festschmierstoffe wie MoS2 oder Graphit halte ich auch für völlig ungeeignet. Das wird sich nicht dort halten, wo es gebraucht wird und dann durch das Instrument vagabundieren.

Gruß
Herbert


Edit: Verflixte Schreibfehler
 
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Hallo,

wie morigol geschrieben hat, laufen die "Schienen" aus denen die Registermechanik besteht mit SPIEL. Die tatsächlichen Kontaktflächen zwischen diesen Teilen sind klein. Dementsprechend gering ist die Reibung.

Das Öl zwischen den Teilen füllt die Zwischenräume aus und man hat plötzlich viel größere Kontaktflächen. Die Schienen laufen dann gegeneinander echt schwer.
Experiment zum Nachvollziehen: Nimm mal zwei Klarsichthüllen für Dokumente, lege Sie übereinander und verschieb jetzt die eine gegen die andere. Geht. Mach die Folien jetzt mal nass und leg sie aufeinander: das Wasser füllt die Kontaktflächen aus, vergrößert sie und die Reibung wird ganz erheblich. Wenn du magst darfst du's auch mit Öl probieren, wäre mir aber zu viel Sauerei:D

Hier mal eine ölige Mechanik (die angesammelten Fussel tun ihr Übriges zur Schwergängigkeit, sind aber nicht nötig:)):
attachment.php


Ich habe alles auseinandergebaut (Sicherungsringe weg, Drücker aushängen) und mit einer milden Spülmittellösung vorsichtig auf einer planen Fläche liegend gereinigt, um am Messing (?) nichts zu verbiegen. Danach alles wieder zusammen und die Mechanik hat plötzlich so gut wie garkeinen Widerstand mehr.
Ach ja: zwischen den Messingteilen sind hier zur Trennung auch noch Kunststoffstreifen. Und die können Öl wohl auch nicht gut ab.

Mein Fazit: Öl hat bei dieser Art von Mechanik nix verloren, sondern wirkt eher als Kontaktmittel.

LG, Schabernakk


Edit: ich habe das Gefühl, dass nicht jeder das Bild sehen kann. Vielleicht so?
https://www.musiker-board.de/attachment.php?attachmentid=269110&d=1363721665
 
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Richtig, wenn der Hersteller dann noch gut drauf ist, verwendet er bei den Kunststoff-Streifen PTFE (Handelsname Teflon) welcher ausgezeichnete Gleiteigenschaften besitzt.

Gruß
Herbert
 
Hallo zusammen!

Ich habe was Ähnliches mal bei meiner Morino-Mechanik ausprobiert.
Die schlecht laufende Mechanik lief nach der 1. Aktion dann (wie oben schon richtig beschrieben) gar nicht mehr und ich musste alles wieder auseinander nehmen und sorgfältig reinigen.

2. Versuch:
Ich hatte jedoch damals kein Öl sondern Teflon-Spray verwendet. Das hat im ersten Versuch glücklicherweise den ganzen Schwand aus der alten Mechanik geholt. Danach wurde alles sorgfältig gereinigt und alle Schieber nochmals eingesprüht. Am nächsten Tag hatte ich dann einen trockenen Teflon-Film auf allen Schiebern und diese wurden dann so wieder eingebaut.

Das Ergebnis: Mechanik wie neu!

Mir ist keine Morino-M-Rgistermechanik mehr untergekommen, die so leicht und fluffig läuft. (Auf der Basseite muss ich das unbedingt auch noch machen...)

Seitdem geht mir Teflon-Spray nicht mehr aus. Das hat sich auch bei alten Bassmechaniken schon oft als letzte Rettung vor der Totaldemontage erwiesen. Es bleibt dabei kein Schmierfilm zurück - das ist der "Trick".

VLG
Accord
 

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