Welche Bücher haben euch als Musiker_innen weitergebracht?

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Arachnophobia
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Hallo allerseits,

gerade lese ich Martin Büsser: "Music is my Boyfriend", eine Artikelsammlung des Musikjournalisten von 1990-2010. Ich empfinde sie als sehr inspirierend, was die Frage angeht, wie ich als Möchtegern-Musikerin an Musik herangehen, Musik machen und mit dem Publikum kommunizieren kann, auch wenn das eigentlich nicht Thema des Buches ist (sondern es ist Interpretation und Analyse). Auch sein Buch "If the Kids are united", eine Geschichte des Punk (und zurück), hatte so einen Effekt bei mir.

Das Buch ist fast ausgelesen und ich brauche einfach MEHR davon.

Mir geht es nicht darum, meine Spieltechniken zu verfeinern etc. - solche Bücher gibt es ja zuhauf.
Mir geht es auch nicht so sehr darum, NOCH ein Buch über das angebliche Werden irgendeines Musikstils zu lesen, gefüllt mit Anekdoten über irgendwelche Menschen, die als totale Überhelden abgefeiert werden - solche rockistischen Bücher sind ja mal angenehm aufm Klo zu lesen, aber ich kann daraus keinen Nutzen für mein eigenes Tun ziehen.
Sondern mir geht es darum, dass das Tun und Wirken von Musiker_innen und Bands mal kritisch hinterfragt wird und daraus Konsequenzen gezogen werden können für das eigene musikalische Schaffen.

Gibt es sowas? Wenn ja, was hat euch weitergebracht?

Anbei sind nicht nur Bücher aus der Rockecke gefragt. Hip Hop, Pop, wenn's gut ist sogar Volksmusik - ich bin offen, Hauptsache das Hirn kommt dabei gut in Schwung.

Merci und gute Nacht,
Ara
 
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mir geht es darum, dass das Tun und Wirken von Musiker_innen und Bands mal kritisch hinterfragt wird und daraus Konsequenzen gezogen werden können für das eigene musikalische Schaffen. Gibt es sowas? Wenn ja, was hat euch weitergebracht?

Das Tun und Wirken von Musikern und Bands wird auch in Instrumentalschulen dargestellt und an einigen Stellen auch kritisch hinterfragt. Lehrbücher haben mich am meisten weitergebracht, weil ein Autor da seine Ansichten äußert und ich selbst als Leser frei bin, diese Ansichten anzunehmen oder abzulehnen. In Lehrbüchern steht auf jeden Fall drin, was einmal für einen konkreten Musiker oder für eine konkrete Band gut funktioniert hat - ob das für mich auch funktioniert, muß ich selbst kritisch hinterfragen.

Von daher hat mich allgemein musikalisch weitergebracht: Henry Mancini - Sounds and Scores. Das ist ein Buch (damals mit Kassette!), in dem man lernen/abschauen kann, wie Henry Mancini für die Hollywood-Filme der 60er komponiert und arrangiert hat. Was da zwischen den Zeilen an Einsichten über Publikum, Medien und Musiker und die Gesellschaft allgemein steht, hat mich damals im Alter von 16 entscheidend weitergebracht. Ebenso die Dokumentation "Jazz-der Sound des 20.Jahrhunderts", der Begleitkatalog zur Ausstellung des Jazzinstituts Darmstadt.

Anbei sind nicht nur Bücher aus der Rockecke gefragt. Hip Hop, Pop, wenn's gut ist sogar Volksmusik - ich bin offen, Hauptsache das Hirn kommt dabei gut in Schwung.

Nur Popularmusik? Warum so einseitig ;)?
Eins hätte ich aus der Musikwissenschafts-Ecke noch anzubieten: Hans-Heinrich Eggebrecht - Musik verstehen. An manchen Stellen ziemlich populärwissenschaftlich geschrieben, ist es doch ein guter Einstieg in die Grundlagen des Musikverstehens, ganz unabhängig von irgendeinem konkreten Musikstil.

Harald
 
Hallo allerseits,
Sondern mir geht es darum, dass das Tun und Wirken von Musiker_innen und Bands mal kritisch hinterfragt wird und daraus Konsequenzen gezogen werden können für das eigene musikalische Schaffen.
Ara

Aus bzw. in der Pop-Ecke ist u.a. zu nennen: "Don't believe the Hype!" (Die meistüberschätzten Platten der Popgeschichte) von S. Nonhoff.
In den zahllosen Verrissen finden sich quasi zwischen den Zeilen auch viele Rosinen. Sehr geschmacksbildend - und die Selbstkritikfähigkeit fördernd...

Georg
 
Mir würde spontan noch The Music Lesson von Victor Wooten einfallen.

Das Buch ist zwar aus Sicht eines Bassisten geschrieben, aber es ist auch interessant für alle anderen Musiker.
 
was mich sehr weitergebracht hat war Balneologie. kann ich nur empfehlen, vor allem für Einsteiger im Bereich Band und Marketing. Nächsten Monat erscheint glaub ich ein weiteres Buch des Autoren über Marketing. Das Buch behandelt ziemlich viel, aber dafür nicht so tiefgründig. Deswegen eben vor allem für Einsteiger ;)
 
Die Neue Jazz Harmonielehre von Sikora
Wobei man da zT durchhalte Vermögen braucht ;)
Aber ist wirklich klasse:
1. Es sind Soundbeispiele dabei
2. Ein paar PDF's mit Zusammenfassungen und Anleitung zum Üben
3. Sehr viele Unterschiedliche Themen: Singen, Impro, Transkriptieren, Tonarten usw usw
4. Gut erklärt
 
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Bücher haben mich bis jetzt nie in der Musik weitergebracht :gruebel: aber Musikermachen hat mich weitergebracht...
 
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Hey Harald,

Also die von denen ich's weiss, sind glaub ich 3 Leute.

Im Ernst.

Und von wievielen weißt du, die keine Musiker geworden sind, und wieviele würdest du vermuten, von denen du nichts weißt, und wieviele Frauen waren daran beteiligt?
Lemmy hat soweit ich weiß in seinen paarundsechzig Jahren nur einen Musiker gemacht.
 
Bücher haben mich bis jetzt nie in der Musik weitergebracht :gruebel: aber Musikermachen hat mich weitergebracht...

Mir geht es, wie du oben lesen kannst, NICHT um das Verbessern meines Spiels etc.

Sondern um die Frage, welche Position Musiker_innen gesellschaftlich einnehmen und welche Konsequenzen sie daraus für ihre Musik ziehen. Ich finde, gute Musiker_innen sollten sich und ihre Musik immer reflektieren, Selbstverständichkeiten ihres Genres in Frage stellen und sich selbst eben auch immer wieder mal neu erfinden.
Was nicht heißt dass mensch aus dem normalen Musikmachen nicht auch was darüber lernen kann, aber IMHO ist es sinnvoller, ab und zu auch einfach mal nachzulesen, wie andere es (nicht) gemacht haben oder was am eigenen Genre eigentlich kritisiert wird und anders gemacht werden könnte.
Der Blick von der Bühne ist ein anderer als der Blick auf die Bühne. Besonders wenn mensch immer nur dasselbe Publikum hat, entstehen doch gigantische blinde Flecken in der Sicht auf sich selbst und das eigene Genre.
 
Es gibt natürlich super Lehrbücher, die ich reichlich geschenkt bekommen hab, teilweise auch selbst gekauft habe, wie Rock-Piano, Guitar Rock heroes oder Guitar extreme oder wie sie alle heißen, aber das die mich wirklich weitergebracht haben, kann ich eigentlich nicht sagen, höchstens was meine Spieltechnik angeht.
Was ich trotzdem super Interessant finde, sind Biografien, von denen ich in letzter Zeit einige gelesen, bzw. als Hörbuch verschlungen habe, u.a. Jim Morrison - City of Light, Keith Richard - Life, Marylin Manson - The Long Hard Road Out of Hell. Über Eric Clapton hab ich noch ein dickes Buch hier liegen: The Autobiography, allerdings in englisch. Das ist dann was für den nächsten Urlaub.
Sowas finde ich hochinteressant, und bringt mich immer wieder dazu, die letzten 30 Jahre meines Musikerdaseins zu reflektieren...
 
Das Buch, das den Horizont meines Musikmachens um etwa 100% erweitert hat:

Charlie Peacock - At the Crossroads :great:

Ich hab auch ein paar Musikerbios gelesen, die ich großartig und inspirierend fand:

Steve Turner - Ein Mann namens Cash
Kerry Livgren - Seeds of Change
Steve Stockman - Walk on
Keith Green - Kompromisslos
Charles Cross - Der Himmel über Nirvana
James Smith - An Arrow pointing to Heaven

Außerdem für mich persönlich wertvoll, aber eigentlich nur für andere christliche Musiker empfehlenswert:

Darlene Zschech - Extravagant Worship
Glenn Kaiser - Kissing the Sky

Und gute Romane über Musik:

George Martin - Armageddon Rock
Lewis Shiner - Schattenklänge
Toby Litt - I play the Drums in a Band called "Okay"

Honorary Mention für das schlechteste Buch, was je über Musik geschrieben wurde:

Michael Buschmann - Rock im Rückwärtsgang :igitt:

Alex
 
Michael Buschmann - Rock im Rückwärtsgang :igitt:

Alex

:great:

In die gleiche Kerbe schlägt auch Werner Glogauer. Titel hab ich zum Glück vergessen. Bei Glogauer fällt allerdings der konfessionelle Einschlag weg. Oder diverse Machwerke über Satanismus/Okkultismus, in denen in einem Satz mehr Blödsinn steht als es Sekten gibt. Schade auch, dass mir zu dem Thema noch nie ein seriöses Buch begegnet ist, bei dem die Autoren wissen, wovon sie schreiben, zumal in Bezug auf "okkulte Rockmusik".

Bücher, die mich tatsächlich beeinflusst haben:

Martin Büsser (verschiedene Titel)

The History of Punk (weiß grad leider nicht, wie der Autor hieß. Handelte eigentlich ausschließlich von US-Hardcore in den Achtzigern und ging für meinen Geschmack zu wenig auf Emocore (die Sorte, die damals so hieß!) und Noise Rock ein, dafür aber sehr kritisch auf sexistische, chauvinistische etc. Tendenzen, zumal in der (Hardliner-)Straight Edge/Vegan HxC-Szene. Aber auch auf Bands wie Bikini Kill usw. Wenn jemand das Buch kennt, bitte nennt mir den Namen des Autors.)

Greil Marcus: Im Faschistischen Badezimmer. (Eigentlich nur, weil was über Robert Fripp drinsteht und ich dort mit 14, 15 zum ersten Mal einsehen durfte, wie reaktionär Rock eigentlich tatsächlich ist.)

Das Interview von Frank Schäfer mit Ulrich Holbein im Rolling Stone. (Ernsthaft! Handelt zwar kaum von Musik, aber brauchte mich von meiner Arroganz in Bezug auf doofe Musik deutlich weg.)

Diverse Bücher über die Metalszene (Auch hier erschreckend, wie viel reaktionärer Dreck teilweise unhinterfragt gutgefunden wird. Das Gleiche gilt auch für RockHard usw., wobei gerade dieses Blatt oft viel kritischer an viele Bands herangeht als die meisten Leser bzw. als die meisten Leser aus den Interviews rauslesen würden. Grandios das "I would die for METAL!"-Interview mit Joey deMagerquark)

Ein nie fertig gelesenes "Haben oder sein" (Erich Fromm) (Jetzt weiß ich, dass ich kein riesiges Heimstudio anstrebe und keine unsäglich "audiophilen" Produktionen, sondern dass es mir um das Gefühl des aktiven Spielens geht. Bei der Probe, auf der Bühne usw. Wobei, das könnte auch daran liegen, dass sich mein Musikgeschmack allgemein über die Jahre deutlich verändert hat genauso wie meine Erwartungen an die Realität).

Als Negativbeispiel die Autobiographie von Marilyn Manson. (Zwar schön doof, aber trotzdem ein gutes Beispiel für: SO WERD ICH NIE!)

An Romanen...

Diverse Nick Hornby-Bücher. (Früher dachte ich, Hornby würde es cool finden, wie er seine männlichen Protagonisten durchweg negativ oder zumindest als ziemliche Versager zeichnet. Mittlerweile denke ich, er würde sie selbst nicht mögen, wenn sie ihm begegneten bzw. er würde versuchen, ihnen ein bisschen Vernunft nahezulegen.)

Thomas Feibel: Blackmail. (Könnte zwar als rockistisch gelesen werden, aber auch als Parodie auf Fantum, Rockstardasein usw. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Gitarrist in der Geschichte einen ganz bestimmten Musiker parodiert, ich kann mir nur nicht vorstellen, wen.)
 
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