Welche Technik ist das? (ESC 2015-Version)

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Jedes Jahr dasselbe: andere LÀnder, andere Gesangsstile. Und ich sitze dann vor YouTube (oder in der nÀchsten Woche vorm Fernseher) und denke mir: Wie machen die das? ^^ Wie viel davon ist einfach die individuelle Stimme und wie viel davon ist vielleicht eine bestimmte Technik, die man als experimentierfreudiger Musiker mal ausprobieren könnte / sollte?

Fangen wir mal mit dem Song an, der fĂŒr mich am ehesten speziell von dieser einen Stimme lebt und deshalb schon mein Favourite von diesem Jahr ist ^^:
Maraaya - Here for You (Slowenien)

Ist das der "Cry Fry"-Ansatz? Klingt auf jeden Fall bei einigen Tönen (allen voran beim Wörtchen "soul") so, als wĂŒrde sie mitten im Ton ein kurzes Vocal Fry machen und dann wieder zum normalen Ton zurĂŒckkehren. Inwiefern sie das jedes Mal wirklich bewusst macht und wie weit das einfach Teil ihrer Stimme ist finde ich in dem Fall aber noch schwer zu sagen.

Dann das "Angeber"-StĂŒck dieses Jahres von der The Voice of Italy-Siegerin (ab 2.20 min). Angeblich hat die Dame sich das alles selbst beigebracht, ohne jemals GU gehabt zu haben.
Elhaida Dani - I'm Alive (Albanien)

Es klingt extrem leicht, aber immer noch schneidender als Falsett und kraftvoller als Falsett + Twang. Also einfach selbe Herangehensweise wie beim Power Metal? Ich will jetzt nicht wieder CVT-Begriffe in die Runde werfen. XD

Und als GegenstĂŒck noch ein Beispiel, das mir eher weniger zusagt, wo aber laut Conchita Wursts Vocalcoach Monika Ballwein auch eine bestimmte Technik am Werk ist namens "komprimierte Zunge" (Link dazu):
Molly Sterling - Playing with Numbers (Irland)

Kennt ihr das? Ich habe noch nie davon gehört und dachte einfach, sie knödelt :) .

Habe noch ein paar weitere stimmliche KuriositÀten (nicht negativ gemeint), bei denen ich mir die Frage stelle, aber das waren die drei, die ich besonders auffÀllig fand :D .
 
Eigenschaft
 
Hmm, das sind jetzt alles verschiedene Sachen, die du da verlinkst. Die Frage ob was von der Stimme oder von der Technik ist, finde ich schwierig zu beantworten, weil ich den Unterschied nicht ganz verstehe. Vielleicht meinst du eher intuitiv vs. gewollt. Außerdem ist es schwierig herauszufinden, ob eine bestimmte Erscheinung nun zum eigenen individuellen Stil gehört oder nicht.
Beim ersten Beispiel kann ich mir vorstellen, dass die SĂ€ngerin auch so spricht. Da hat doch jemand so einen Link mal gepostet: www.youtube.com/watch?v=UsE5mysfZsY
Ich glaube kaum, dass sie dafĂŒr irgendwelche Übungen gemacht hat, um eine Vocal fry an/aus Technik zu lernen. Ich denke, die macht das, weil sie meint, das passt halt gerade, so wĂŒrde sie den Text auch sprechen.
Das zweite Beispiel ist fĂŒr mich klar Randstimme mit viel Twang. Klingt ab einer bestimmten Tonhöhe bei mir Ă€hnlich (leider, ich hasse den Sound). Denke, dass Power Metal SĂ€nger so Ă€hnlich singen (ohne Zerre natĂŒrlich), nur dass sie eine Frau mit ner hohen Stimme ist. Da kommt man gut hin, wenn man ein plĂ€rrendes Kleinkind nachahmt.
Das dritte ist meiner Meinung nach auch Knödeln. Klingt nicht Anastacia so Àhnlich? Dem jetzt einen tollen Namen zu geben, find ich schon wieder lachhaft. Ich glaub, ich nenn das jetzt auch "valien" oder "Vocal Chord Stumble" wenn ich mal einen Ton verkack und das als volle Absicht verkaufen will. :D
 
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Das zweite Beispiel ist fĂŒr mich klar Randstimme mit viel Twang. Klingt ab einer bestimmten Tonhöhe bei mir Ă€hnlich (leider, ich hasse den Sound). Denke, dass Power Metal SĂ€nger so Ă€hnlich singen (ohne Zerre natĂŒrlich), nur dass sie eine Frau mit ner hohen Stimme ist. Da kommt man gut hin, wenn man ein plĂ€rrendes Kleinkind nachahmt.

Ich weiß, was du mit "den Klang nicht mögen" meinst glaube ich :D Wenn ich das einfach so mache, klingt das einfach nur gekreischt, aber im Mix mit all dem anderen Zeug klingt es gar nicht so schlecht finde ich :)
 
@Vali: Okay, da bin ich ja beruhigt, ich habe die Irin gedanklich nĂ€mlich auch schon ein bisschen gebashed, was die Gesangstechnik anging (vor allem, nachdem ich die Live-Version davon gehört habe) . Das Lied an sich finde ich nĂ€mlich eigentlich sogar schön, aber ihr stĂ€ndiges Hin- und Her zwischen reinem Falsett (und das schon bei einem a'!) und ĂŒbertrieben kehligem Sound bei e' und abwĂ€rts macht's fĂŒr mich aber einfach kaputt.

Aber wenn dann natĂŒrlich ein Gesangslehrer ankommt und dem a) eine technische Bezeichnung gibt und es b) auch noch als positiv bezeichnet, kommt man natĂŒrlich ins GrĂŒbeln. Allerdings schien die Moderatorin der Web-Show ja auch nicht besonders zufrieden mit der technischen Seite des Gesangs und hat das dann noch nett zu umschreiben versucht mit "sie bleibt die ganze Zeit in einer Ebene..." XD

Ist ja vollkommen okay, wenn man noch so jung ist wie die irische Teilnehmerin, ich will auch nicht mehr hören, wie ich mit 17 geklungen habe ^^, aber wenn man jemanden zum ESC schickt erwartet man halt schon ein anderes Kaliber.

Deinem Schlusssatz stimme ich deshalb vollkommen zu. Es kommt immer wieder vor, dass Leute selbst fĂŒr "Fehler" oder Unsauberkeiten auch noch glorifiziert werden :D .

Sehr interessantes Video zum "Sprechen mit Vocal Fry" ĂŒbrigens ;) . Die Beobachtung habe ich tatsĂ€chlich auch schonmal gemacht, hĂ€tte sie aber nicht bewusst verbalisieren können. Ich hĂ€tte es jetzt aber nicht speziell auf Frauen bezogen, ich kenne eher einige MĂ€nner, die so reden, was fĂŒr mich leider hĂ€ufig sehr ĂŒberheblich daherkommt. Nach dem Motto: "Ich kann mich fĂŒr dich nicht einmal ĂŒberwinden, genug Luft beim Sprechen aufzuwenden, damit meine StimmbĂ€nder normal schwingen" oder sowas XD . Es klingt fĂŒr mich einfach, als ließe einen alles auf der Welt völlig unbeeindruckt. So sehr ich Vocal Fry im Gesang mag (sowohl beim Einsatz in Screams als auch jetzt eben in einem Song wie "Here for You"), so sehr geht's mir doch im normalen GesprĂ€ch auf den Keks.

Beim albanischen Lied war ich eben nicht sicher, ob Randstimme + Twang oder sehr hohes Curbing. Ich hatte mal eine Hörprobe gepostet, wo ich ein a'' drin hatte und da hatte @broeschies gemeint, dass das womöglich auch noch Curbing sein könnte.

Den Effekt, dass das erst im Zusammenspiel mit den ganzen Instrumenten gut klingt, kenne ich ^^. Ohne Instrumente dabei neige ich z.B. eher dazu, da mit zu viel Masse ran zu gehen, damit's nach mehr klingt. Im kompletten Arangement setzt es sich aber halt auch noch gut durch, wenn es leichtmassig gesungen ist, und nur so hĂ€lt man so einen Song dann durch. Michael Kiske wĂ€re imho ein Beispiel fĂŒr jemanden, der das so im Power Metal anwendet.

Power Metal mit Frauengesang gibt's ja nicht so viel, zumindest nicht so viel, bei dem die Vocals dann nochmal entsprechend um die Quarte oder Quinte nach oben verschoben sind (meist singen in der Musikrichtung ja einfach beide Geschlechter bis irgendwo zwischen c'' und f''), aber die Frontlady von Crystal Viper wĂ€re dafĂŒr womöglich ein Beispiel (warum schickt Polen eigentlich nicht die mal zum ESC? ^^).

Über das Thema Power Metal wĂ€ren wir dann bei hoch singenden MĂ€nnern angekommen und damit unweigerlich bei diesem Kerl, auch wenn's stilistisch eher das genaue Gegenteil von Power Metal ist:
Loic Nottet - Rhythm Inside (Belgien)

Musikalisch absolut nicht mein Fall (ich kann mit Lorde und Konsorten nix anfangen ;D ), aber aus technischer Sicht halt unverkennbar anspruchsvoll. Aufgrund der gesprochenen Parts zwischendurch (erstes Mal "I'm gonna get that rhythm back") habe ich das GefĂŒhl, dass er tatsĂ€chlich einfach eine so hohe Stimme hat, allerdings klingt er deutlich anders als andere Bubis mit "natĂŒrlich hohen Stimmen" wie Bruno Mars. Letztes Jahr gab's ja mit Basim einen Bruno Mars-Klon beim ESC und da habe ich deutlich mehr Ähnlichkeiten auch in der Herangehensweise gehört. Was der Belgier hier macht ist aber irgendwie schriller, schneidender, quĂ€kt ein bisschen mehr. Ganz davon abgesehen, dass hier wer weiß wie viele Stimmen ĂŒbereinander gelegt wurden und ich gar nicht genau raushören kann, welche die Hauptstimme sein soll, die er dann wahrscheinlich auch live singen wird.

Ist das vielleicht einfach so ein Mittelding aus natĂŒrlich hoher Veranlagung Ă  la Herr Mars und der edge-ien Power Metal-Variante? Vielleicht taugt's ja als Vorlage fĂŒr eine Metal-Coverversion ^^.

Und dann schließlich und endlich noch das hier:
Maria Olafsdottir - Unbroken (Island)

Klingt in der Strophe alles nach einem ĂŒblichen Popsong, im Refrain hat sie dann aber diesen speziellen, etwas "quĂ€kigen" (wieder nicht negativ gemeint ^^) Tonfall bei den gehaltenen Tönen (bei den typischen Wörtchen "forever" und "together"). Ist das einfach nur Twang, oder noch was Spezielles dazu? Glaube nĂ€mlich da irgendwie schon, dass sie das mit Absicht macht (ist mWn eine Musicaldarstellerin), soll vielleicht noch mĂ€dchenhafter und unschuldiger klingen. Das ist ja offenbar der Gesamteindruck, den sie anstrebt XD .
 
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Hm, klingt fĂŒr mich nach extrem mainstreamigem MĂ€dels-Pop a la Taylor Swift oder diese jungen Youtube-MĂ€dels. Ich weiß zwar, welche Stelle du meinst, die wĂŒrde mir im Radio aber jetzt auch nicht speziell auffallen :gruebel:
 
Das ist auch zweifelsohne der Effekt, den sie damit erreichen will, mich wĂŒrde halt nur interessieren, ob das ĂŒber Twang geschieht oder einfach nur eine leicht verstellte Stimme ist (in der Strophe klingt sie ja anders).

'ne Idee zu dem belgischen Song? Das ist ja das eigentlich interessante :D .
 
Kurzes Statement:

Link 1: Ja, da ist Vocal Fry dabei. Das hört man in letzter Zeit hÀufiger, es wird dem Sound einfach beigemischt bzw. an manchen Stellen wird es ganz tonlos. Das geht relativ einfach in der tiefen bis mittleren Lage. In der Höhe wird es schwieriger / stimmbelastender. Wie auch Vali vermute ich, dass diese SÀngerin das sowieso, also auch beim Sprechen, macht und nicht bewusst als Technik einsetzt.

Link 2: Ja, Randstimme mit Twang. Dass es Dir anders vorkommt, kann einfach der Stimmveranlagung geschuldet sein. Sie nimmt sehr wenig "Boden" mit in diese Lage und lĂ€sst die Kehle weit, dadurch klingt der Ton hell und leicht und der Einfluss des Twang wird nicht so deutlich. So entsteht vermutlich der "Curbing"-Eindruck, der, soweit ich weiß, nicht ans Stimmregister gebunden ist.

Link 3: Der Compressed-Tongue-Ansatz ist sehr umstritten unter Gesangslehrern. Den gibt es auch in der Klassik, vor allem bei MĂ€nnern. Die Idee dahinter ist, die Zunge hinten im Mund zu "stauchen" und so mehr Raum in der vorderen Mundhöhle zu schaffen. In der Praxis fĂŒhrt das meist dazu, dass der Zungengrund nach unten drĂŒckt. In dem Beispiel hört man auch gut, dass ihre Kehle sehr eng ist, dadurch klingt der Ton so "leidend". In der Lage, in der sie singt, kann das funktionieren ohne zu schaden, wenn sie in die Höhe will, wĂ€re das aber eher ungut. Die paar Stellen an denen sie höher singt, sind auch alle in der Kopfstimme.
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
Die anderen beiden Songs sind so mit Effekten zugekleistert, dass man da eigentlich keine vernĂŒnftige Aussage treffen kann. Gerade die IslĂ€nderin klingt im Refrain vor allem nach Autotune.
 
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Nannte man das erste nicht irgendwann mal "creaking"?
 
Same same, but different. :D
 
Wow Foxx, perfekt, genau sowas hatte ich mir erhofft! ;) Geschieht das "nach unten-DrĂŒcken" des Zungengrundes nicht manchmal auch mit der Absicht, den Kehlkopf unten zu halten? Fiel mir gerade ein, weil du die Anwendung davon in der Klassik erwĂ€hnt hast. Da soll man ja, wenn ich's richtig im Kopf habe, so viel wie möglich mit gesenktem Kehlkopf singen fĂŒr den volleren Klang, was aber andere wiederum kritisieren, weil man die ganze Zeit mit der Zungenwurzel Druck auf den Kehlkopf ausĂŒbt (steinigt mich bitte nicht, wenn ich's jetzt unglĂŒcklich formuliert habe, ich hoffe, es ist klar, was ich meine ^^). Ich habe mich damit nie so befasst, weil ich ja nicht aus der Klassik komme, ich arbeite fĂŒr mehr hintere Weite immer lieber mit der "Ei-im-Mund"-Vorstellung. Die fĂŒhrt zwar teilweise zu lustigen Grimassen, aber sie scheint fĂŒr mich ganz gut zu funktionieren XD , auch wenn ich dabei vom GefĂŒhl her mehr das Gaumensegel anhebe als den Kehlkopf zu senken.

Zum slowenischen Song (wenn sich darauf das mit dem "Creaking" bezieht): Ich habe nur ein paar Vergleiche zu Mercy von Duffy gehört ^^, aber fĂŒr mich dominiert bei letzterer mehr der Twang, das Vocal Fry kommt zwar auch vor, aber imho deutlich dezenter und bei weitem nicht so hĂ€ufig wie in "Here for You".

Zum Thema Autotone (kann irgendwie die Zitieren-Funktion hier nicht finden :( ): Oh, ja, die Unterstellung mache ich vielen BeitrĂ€gen, solange ich sie nur in der Studioversion gehört habe ^^. Das können wir dann ja gleich ab morgen Abend im ersten Halbfinale ĂŒberprĂŒfen. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Schief-Singer zum GlĂŒck deutlich runtergegangen, aber ein paar sind jedes Mal dabei, und das sind selten die mit den schwierigsten Songs. Die Irin und die IslĂ€nderin habe ich in der Hinsicht beide auf dem Kicker... :p

Darf's nur nicht laut aussprechen, sonst geißelt mich meine Familie wieder nach dem Motto "Mach's besser" oder "Da musst du erstmal hinkommen." Ich fĂŒr meinen Teil denke mir: Wenn man nur kritisieren dĂŒrfte, was man selbst besser kann, mĂŒsste man eigentlich bei fast allem die Klappe halten :D .
 
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Hab mir jetzt mal die Belgien und Island Songs angehört. Ich weiß jetzt nicht genau, ob ich richtig verstanden habe, welche Aspekte dich verwundert haben. Beim Belgiensong dachte ich erst, das ist Justin Bieber wegen der etwas kindlichen Stimme. SchĂ€tze der hat von Natur aus eine ziemlich hohe Stimme und vor allem auch eine junge Stimme. Ansonsten sind da natĂŒrlich auch Effekte und Backings ohne Ende drauf.
Beim Islandsong ist mir ĂŒberhaupt nicht ungewöhnliches aufgefallen. Der Refrain ist schon stark ge-autotune-t, die Stimme klingt da irgendwie hingezogen und elektrisch. Ansonsten hat man da auch ganz schön in die Effektkiste gegriffen.

Ich hab jetzt das eine Semifinale nicht gesehen. Waren ein paar der hier genannten Songs dabei und wie waren die mit Livegesang?
 
Raab macht sich gerade ĂŒber den Liveauftritt der Albanierin lustig. "Nichts fĂŒr Menschen mit Ohren." :D
 
Die Albanierin hatte halt auch den schwersten Song - ich bin froh, dass sie eine zweite Chance bekommt, auch wenn das Lied nicht wirklich mein Fall ist. WĂ€re es allerdings nach der Anzahl richtiger Töne gegangen, hĂ€tte DĂ€nemark oder Weißrussland statt Albanien weiterkommen mĂŒssen ;) .

Raab soll mal auf dem Teppich bleiben :D - so lustig ich "Maschendrahtzaun" finde und so oft er den richtigen Riecher bezĂŒglich der Auswahl seiner ESC-Kandidaten hatte, seine Art des "Sprechgesangs" wĂŒrde ich nicht unbedingt in einem Atemzug mit einer The Voice-Gewinnerin nennen. Schon klar, dass man auch Dinge kritisieren darf, die man selbst nicht besser kann (wie schon im Startpost erwĂ€hnt), aber wenn das sein Wortlaut war klingt's halt wirklich wieder nach dem fĂŒrs Privatfernsehen immer typischer werdenden Versuch eines sozialen AbwĂ€rtsvergleichs und nicht nach differenzierter Kritik, wie man sie von dem musikalischen Fachmann, als der sich Raab gerne gibt, erwarten wĂŒrde.

Vali schrieb:
Ich hab jetzt das eine Semifinale nicht gesehen. Waren ein paar der hier genannten Songs dabei und wie waren die mit Livegesang?

Der Belgier war ziemlich gut, er ist zwischendurch auch mal von Frau Wurst interviewt worden und da hat man gemerkt, dass er wirklich eine ziemlich hohe Sprechstimme hat. Deshalb ist es natĂŒrlich nicht so leicht, den Schwierigkeitsgrad seines Songs zu bewerten, wenn er in der Höhe einen naturbedingten "Vorteil" hat. Ich tendiere immer noch dazu, den albanischen Song als den schwersten einzuschĂ€tzen. Die ganz hohen Töne (g'' und a'') hat sie perfekt getroffen, es war mehr der Spökes dazwischen, den sie ein wenig versemmelt hat (wieder mal ein Zeichen dafĂŒr, dass das höchste nicht immer das schwierigste ist). Außerdem hatte sie schon viele Fans im Vorfeld gesammelt (was wiederum ein Zeichen dafĂŒr ist, dass heute lĂ€ngst nicht mehr alles beim ESC am Abend der FernsehĂŒbertragung entschieden wird - wenn sie beim Jury-Voting besser gesungen hat und viele ihrer bereits gesammelten Fans trotz kleiner Patzer fĂŒr sie angerufen haben, kommt's halt auch hin).
Ich hoffe mal, sie nimmt sich das zu Herzen und experimentiert im Finale einfach etwas weniger herum. :D Das g'' und a'' an der einen Stelle gehören zum Song und können deshalb nicht einfach weggelassen werden, aber die hat sie ja hinbekommen; der Rest der hohen Töne ist eher optional, da kann man auch einfach bei der Hauptmelodie bleiben.

Wenn du am Samstag einschaltest, wirst du auf jeden Fall sowohl den Belgier als auch die Albanierin nochmal zu hören bekommen und kannst dann selbst urteilen ;) .

Irland, Island und Slowenien sind morgen dran, mal gucken, wer's davon schafft. Bei Slowenien bin ich mir ziemlich sicher, bei Island hĂ€ngt's davon ab, wie viel die Dame tatsĂ€chlich auf Autotune angewiesen ist, bei Irland sehe ich eher schwarz, sofern sie sich nicht gegenĂŒber ihrer Intonation beim Vorentscheid entschieden gebessert hat.
 
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Raab soll mal auf dem Teppich bleiben

... ich habe mal reingehört. Ganz abgesehen davon, dass das natĂŒrlich ein "Sparwitz" war, vermutlich vom Teleprompter abgelesen und nicht auf seinem Mist gewachsen, passte die Aussage nicht zum Videoausschnitt. Ich hatte mir vorher den gesamten Auftritt der Albanerin angehört. Und, obwohl virtuos und technisch gut gesungen, gab es da in der letzten Strophe einige Stellen, die tatsĂ€chlich extrem flat klangen. Aber diese Stellen wurden im TV-Total-Ausschnitt nicht gezeigt.
 
*lol*

Ich glaube nicht, dass Raab fĂŒr blöde SprĂŒche eine fachliche Berechtigung braucht. :D

Raab ist in seiner Show in allererster Linie erstmal "Berufsspotter" - das ist schon immer das Prinzip von TV Total - und höchstens in zweiter Linie Musik- oder Gesangs"experte". Zumal er immer schon auf gesangstechnische Nabelschau pfeift, sondern das "Paket" bewertet. Sein Statement zielt auch ĂŒberhaupt nicht auf die Intonation sondern auf den Höreindruck ab, dass dieser Sirenengesang durchaus anstrengend sein kann (er spricht ja auch von "AmoksĂ€ngerin", was ich als Begriff eigentlich ganz nett und anschaulich finde :D). So wirklich gut fand ich den gezeigten Ausschnitt tatsĂ€chlich auch nicht. Intonatorisch OK, klanglich ... ne, sorry. Das ist doch nicht schön gesungen?


sozialen AbwÀrtsvergleichsŽ
HĂ€h? o_O Wie kommst Du jetzt auf das Brett?


Der Belgier war ziemlich gut, er ist zwischendurch auch mal von Frau Wurst interviewt worden und da hat man gemerkt, dass er wirklich eine ziemlich hohe Sprechstimme hat. Deshalb ist es natĂŒrlich nicht so leicht, den Schwierigkeitsgrad seines Songs zu bewerten, wenn er in der Höhe einen naturbedingten "Vorteil" hat.
Und wofĂŒr ist das wichtig? Inwiefern sagt der Schwierigkeitsgrad bezĂŒglich der Höhe eines Songs etwas ĂŒber dessen QualitĂ€t aus bzw. das Vermögen des SĂ€ngers?
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
Der ESC ist ĂŒbrigens ein Songwettbewerb, kein technischer Gesangswettbewerb. Dass die Interpreten ihre Lieder möglichst gut darbieten können sollten, ist eine notwendige Bedingung, aber nicht das, worum es geht. Insofern sollte es eigentlich auch völlig irrelevant sein, ob ein Song schwer ist - gut sollte er aber sein (in dem Sinne, möglichst vielen der ESC-Zuschauer zu gefallen).
 
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Das ist doch nicht schön gesungen?

Stimmt irgendwie schon.. naja.., ich sach mal so: Der ESC ist seit lĂ€ngerem gewohnheitsgemĂ€ĂŸ (auch) ein Treffpunkt von Anschreierinnen, martialischen Kampfbelterinnen und Stimmbandturnern. Da gibt es meiner Meinungnach plakativere Beispiele als diese Albanerin. Ich hatte, nachdem ich das Zitat oben gelesen habe, einfach viel Schlimmeres erwartet.;)

Der ESC ist ĂŒbrigens ein Songwettbewerb

Ja, das war irgendwann Mitte der FĂŒnfzigerjahre mal so angedacht. Ich habe aber ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass das noch irgendwen kĂŒmmert. :)

Denn ganz ehrlich: Aus Songwritingsicht ist der ESC mittlerweile der wohl am wenigsten relevante Ort der Popularmusik. Da ist im Grunde jeder Song ein Deja Vu aus 2-3 bekannten Liedern. Daher gibt es ja auch alljĂ€hrlich viele kleine Plagiats-"SkandĂ€lchen". Aktuell hat sich gerade ein Lokalmatador aus meinem Kiez (plus noch ein paar weitere angebliche Urheber) auf die Ösis eingeschossen.

https://www.ndr.de/nachrichten/nied...ben-Oesis-Hit-von-Osssy-geklaut,osssy102.html

Das Management der Band aus Österreich hat sich ĂŒbrigens damit erklĂ€rt, dass ihr eigener Beitrag "Durchnschnittsware sei, die wie vielen Songs klĂ€nge" oder so Ă€hnlich.
 
Ich wĂŒrde mich im Wesentlichen Foxx' EinschĂ€tzung anschließen.

Zu Link 2 noch: Das ist kein Curbing, sondern neutral nach CVT-Einordnung, scheint mir ein bisschen gepresst bei den hohen Noten, aber sonst in Ordnung. Und ja, Curbing ist nicht an ein Register gebunden, selbst im Falsett kann man noch Curbing machen.

Zu Link 3: Zungenkompression ist normalerweise unschÀdlich, wenn man es richtig macht. Die Kompression der Zunge soll die Stimme leicht abdunkeln und etwas mehr Masse reinbringen, aber es darf nicht knödeln dabei. Ein prominenter Vertrerer der Zungenkomprimierer ist z.B. Ken Tamplin, sieht man immer schön in seinen Videos, aber er klingt eben nicht knödelig. Kein hat auch (wie du Strato) eine starke Tendenz zum Curbing.

 
Zum Thema Songwettbewerb: Wenn es danach ginge wĂŒrde Schweden eigentlich jedes Jahr gewinnen. Achtet am Samstag mal darauf, wie oft ihr Namen wie Thomas G:son oder Frederik Kempe oder sonst irgendwelche -sons in der Autorenzeile findet. Fast jedes Land lĂ€sst seine Songs entweder von Schweden schreiben oder zumindest von Schweden nachtrĂ€glich aufpimpen (wie etwa bei Georgien, das hat sie selbst geschrieben, Herr G:son hat's nur nochmal neu arrangiert, aber der Unterschied zur Originalversion ist dennoch betrĂ€chtlich).

Wie ich schon im Startpost geschrieben habe, ist das einzige, was noch live sein muss, der Gesang, alles andere kommt heute vom Band! Zudem schicken keine Ahnung wie viele LĂ€nder heute einfach ihre the Voice-Gewinner bzw. -Lieblinge (hĂ€tten wir mit Andreas KĂŒmmert ja beinahe auch gemacht). Von daher ist es heutzutage tatsĂ€chlich vor allem ein Gesangswettbewerb, da die musikalische Leistung von den Pianisten, Gitarristen, Geigern und Co. im Hintergrund live einfach nicht mehr relevant ist. Man stellt sich halt nur mit Instrument da hin, weil es besser wirkt, aber achtet mal drauf, keine Gitarre hat mehr ein Kabel drin stecken, keine Geige ein Mikro davor o.Ă€ ;)
Und nein, ich bewerte die technische Leistung keineswegs nach der Höhe. Mein Favourite dieses Jahr ist Slowenien, was alles andere als hoch gesungen ist. Ich erkenne nur an, wenn sich jemand an dieser Front versucht. Bei Rappern hingegen oder bei Gesang mit viel "perkussiven" Eigenschaften (bspw. Australien dieses Jahr) wĂŒrde ich vor allem auf rhythmische PrĂ€zision achten. SoundqualitĂ€t wirkt sich ja sowieso auf alles aus, was z.B. fĂŒr mich den irischen Song einfach killt - nicht, weil er "nicht hoch" ist, sondern einfach, weil mir ihr Geknödel auf den Senkel geht :) .

Thema sozialer AbwĂ€rtsvergleich: Das ist leider fĂŒr viele ein Grund, warum sie sich einen "Berufsspotter" wie Raab angucken - damit er ihnen Vorlagen dafĂŒr liefert. ;) Wenn er einfach nur Comedian wĂ€re, wĂ€re es ja tatsĂ€chlich sein Job, aber er gibt sich mit den Heavytones, seinen Auswahlshows vor einigen Jahren und nicht zuletzt den Bundesvision Song Contest auch noch den musikalischen Anstrich. Es ist halt nicht ganz so krass wie bei Bohlen, dem grĂ¶ĂŸten Berufsspotter (wenn das nicht zum sozialen AbwĂ€rtsvergleich dienen soll, dann weiß ich auch nicht mehr ;) ), aber ich reagiere immer empfindlich, wenn ich sehe, dass sich etwas in diese Richtung bewegt.

Diskussionen zum ESC selbst, die sich nicht allein mit dem Gesang befassen, sollten wir aber vielleicht in den entsprechenden Thread im musikalischen Off-Topic-Forum auslagern, hier ist nÀmlich mittlerweile mehr AktivitÀt zum ESC als in dem eigentlichen Thread :) .
 
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Wenn es danach ginge wĂŒrde Schweden eigentlich jedes Jahr gewinnen


Das hast du recht. NationalitĂ€t und Komposition haben selten etwas miteinander bzw ĂŒberhaupt noch etwas mit dem ESC zu tun. Der letzte deutsche Sieg von Lena M-L wurde sogar in den USA geschrieben, was ja nicht gerade ein ESC-Teilnehmerland ist.

Zu Stefan Raab: Ich mag ihn immer noch, weil ich in seinem Spott nie wahre Bosheit erkennen kann. Dennoch wĂŒnschte ich mir, er wĂŒrde seine Aussage, er wĂŒrde in spĂ€testens drei Jahren damit aufhören, irgendwann wahrmachen und sich nur noch "grĂ¶ĂŸeren" Dingen widmen. Die Aussage stammt ĂŒbrigens aus dem Jahr 2001. ;)

Momentan bzw schon seit lÀngerem wirkt mir besonders der Eröffnungs-Stand-Up zu strukturlos.
 
Ich selbst bin eigentlich so gar kein Fan von Raab und schaue seine Sendungen nur seltenst. Er verdient einen gewissen Respekt vor seinen Leistungen im Showbiz, aber meinen persönlichen Geschmack trifft er schon lange nicht mehr.
Wie ich schon im Startpost geschrieben habe, ist das einzige, was noch live sein muss, der Gesang, alles andere kommt heute vom Band! [...] Von daher ist es heutzutage tatsÀchlich vor allem ein Gesangswettbewerb, da die musikalische Leistung von den Pianisten, Gitarristen, Geigern und Co. im Hintergrund live einfach nicht mehr relevant ist.
Sehe ich dennoch nicht so. Das hat eigentlich nur zur Folge, dass der Gesang das ZĂŒnglein an der Waage sein kann (wie z. B. vor einigen Jahren bei den No Angels, als die schiefen Harmoniestimmen im Refrain den Auftritt quasi zerstörten), aber nichtsdestotrotz bewertet das Publikum die Darbietung als Ganzes. Auf gesangstechnische Details achten sowieso nur Musiker und auch die nicht alle. Der Rest bewertet nach "gefĂ€llt mir" oder "gefĂ€llt mir nicht".

Thema sozialer AbwĂ€rtsvergleich: Das ist leider fĂŒr viele ein Grund, warum sie sich einen "Berufsspotter" wie Raab angucken - damit er ihnen Vorlagen dafĂŒr liefert. ;)
Ich kann speziell in diesem Fall hier ĂŒberhaupt keinen Zusammenhang erkennen, da ĂŒberhaupt keine soziale Komponente im Spiel war. Das könnte ich nur nachvollziehen, wenn es jetzt um Spott gegenĂŒber bestimmten sozialen Schichten oder so gegeben hĂ€tte, womit das ja nun grade rein gar nichts zu tun hat. Der Vergleich mit Bohlen funktioniert fĂŒr mich auch nicht, weil dessen Spott anders funktioniert als der von Raab und bösartiger ist.

Insofern kann ich das
aber ich reagiere immer empfindlich
dann aber bestÀtigen. ;)
 

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