Wie bisher nie geübtes Timing-/Rhythmus-Gefühl antrainieren/verbessern?

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kruwn
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Gute Abend,
ich habe nach 2 Jahren Pause (weiß nicht warum ich "aufgehört" hab) vor einem Jahr wieder angefangen Gitarre zu spielen, nun ist es so, dass ich eigentlich nie aktiv "geübt" habe, also kein Üben bestimmter Techniken mit Metronom oder so sondern nur Songs gelernt und improvisiert, allerdings immer ohne Backing Track o.Ä, nun als ich grad mal anfangen wollte mich aufzunehmen war das ein Schlag ins gesicht, ich muss feststellen, dass ich überhaupt kein Rhytmusgefühl habe und überhaupt nicht in der Lage bin mit vernünftigem Timing zu spielen, hier eine Kostprobe von dem Elend mit dem Solo von Glasgow Kiss von John Petrucci.



Also wenn man jetzt mal ausblendet wie unsauber ich das gespielt habe (hatte noch keine Zeit es vernünftig zu üben), ich habe wie gesagt nicht viel Ahnung von Timing, aber wenn ich mir das anhöre dann hört sich das so schief und krumm an da möcht ich mir nur noch die Ohren zuhalten. Ich höre den Backing Track, aber fühle die Drums irgendwie nicht und weiß daher nicht wann und wo ich was spielen soll, das einzige woran ich mich orientiere sind die länger anhaltenden Töne die an bestimmten Stellen landen, aber alles was dazwischen ist und etwas schneller gespielt wird, da spiele ich sozusagen auf gut Glück ins Leere. Hat da jemand Tipps wie ich daran arbeiten kann? Würd so gerne mal ein paar Covers machen und dann natürlich auch mal meine eigenen Sachen aufnehmen aber ohne tight auf einen Drumbeat spielen zu können wird das ja leider nichts. Bin für jede Hilfe dankbar!

Grüße
 
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Das kommt mir alles sooooo bekannt vor. Die ersten Aufnahmen des eigenen gekniedels sind wohl bei fast jedem erst einmal niederschmetternd.
Was mir hilft ist:
- erstmal langsam üben
- Üben mit Metronom
- erstmal einfache Backingtracks in einem einfachen Rhythmus, man muss lernen sich zu orientieren....das fällt mir auch immer wieder schwer.
- Den Rhythmus das Backingtracks beim dazu spielen erst einmal mit übernehmen um ein Gefühl dafür zu bekommen wo die 1 ist. Wenn man weiß wo die 1 ist, findet man auch die 1+ 2 usw. Ruhig auch nur auf dem Grundton des Akkordes der gerade gespielt wird.
- Die rechte Hand durchlaufen lassen....also zum Beispiel im Tempo der 8tel. Wie ein Metronom.
- Wenn ich zu einem einfachen Backingtrack übe spiele ich fast immer im stehen...ich wippe da mit dem gesamten Körper irgendwie im Takt mit. Das sieht bestimmt mächtig bescheuert aus, hilft mir aber.

Ich kann wenn du möchtest mal eines meiner Übungsstücke einscannen. Es nennt sich Tijuana beat...das ist eigentlich eine schöne Rhythmus Übung, wo man auch mitzählen muss (am Anfang).
Oder schaust dir mal das Stück "Autum Leaves" an. Da beginnt man sehr oft auf der zweiten Zählzeit. Da ist mitzählen und ein Gespür für bekommen wichtig damit es stimmig klingt. Auch macht ist es ein eher langsames Stück.
AUTUMN-LEAVES-36.jpg


Ich habe für mich festgestellt, das ich meist zu viel und zu schnell wollte. Heraus kommt....Kuddelmuddel und Soundbrei.

Ich hoffe das hilft dir ein klein wenig weiter.


Gruß Marcus
 
Ich höre den Backing Track, aber fühle die Drums irgendwie nicht und weiß daher nicht wann und wo ich was spielen soll,
Mit der Aussage im Hintergrund würde ich dir vorschlagen, dich vorerst darauf zu konzentrieren das "fühlen der Drums" zu erlernen. Dazu brauchst du nicht unbedingt die Gitarre in der Hand zu haben, am einfachsten geht das, indem du bei jeder sich bietenden Gelegenheit beim Musikhören die Takte mit Fingern, Händen, Füßen oder was dir am besten liegt mitklopfst, erst nur die eins, wenn das klappt nen Schritt weitergehen usw usf. bis du auch Zwischenschläge und Tempowechsel ohne weiteres hinbekommst. Am Anfang braucht es dafür Konzentration, aber irgendwann geht es über in "Gefühl" und passiert von selbst nebenbei, ob durch Mitklopfen/Mitwippen/etc. oder rein innerlich, spielt keine Rolle.
Danach kommt das schwierige - das ganze ohne Drums, also nur einen Track wo du sozusagen die Drums bist. Klingt doof, hilft aber ungemein das ganze vom Bereich des Bewussten ins Unterbewusstsein zu verankern und zum Gefühl werden zu lassen.

Beim Üben fängst du meiner Erfahrung nach am besten mit Tempi über 80 an, darunter sind die Pausen uU so lang, dass es sehr schwierig sein kann, vor allem wenn es mit Metronom / Minimalbeat ist. Und zu Anfang ruhig so, dass der Rhythmus dich übertönt - es geht hier ja nicht um den Klang, sondern ums Timing.
 
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Also erstmal: Schlecht is das jetzt aber auch nicht... wenngleich du natürlich etwas undeutlich bist.

Wenn du eh erst grade wieder am reinkommen bist, dann braucht es vll etwas Geduld mit einem selbst.

Ein paar loose, allgemeine Vorschläge...

bei schnellen Läufen durch Akzente Gruppierungen machen. Das macht Petrucci eigentlich immer, er akzentuiert jeden 4 oder 8 Schlag etwas und versucht den genau auf den Beat zu bringen. Dadurch fällt meistens alles andere automatisch richtig dazwischen. Ich empfinde es auch so, alsdass das das Hirn es dabei leichter hat das ganze mitzuvervolgen, denn ab einem Gewissen Tempo kannst du ja nicht mehr wirklich jede Note mitzählen.

Ich persönlich übe gerne mit der Rhythmuspyramide verschiedene Gruppierungen. Daher zwischen 2 Klicks 2, 3, 4, 5, 6, ,7 oder 8 unterbringen und zwischen allem flüssig hin und her wechseln können.

Dann das gleiche zwischen 2 Klicks. Dann hat dein Hirn 2 Arten das zu denken. Spielst du 5 Töne zwischen 2 Klicks, kannst du das als eine Quintole zwischen den beiden Klicks sehen oder als 5 gegen 2 Polyrhythmus (2 Klicks auf 5 Töne).

Eine gute Übung ist auch das Metronom mal auf 2 und 4 zu stellen, bzw den Metronomklick generell unterschiedlich zu interpretieren.

Auch sinnvoll finde ich, Phrasen immer um eine Zählzeit zu versetzen bis man wieder "drauf" ist.

grüße B.B.
 
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Hier wurden schon viele wertvolle Anregungen gegeben. Vielleicht hilft es dir, in dein Mindset die Vorstellung aufzunehmen, dass alle Übungen dazu dienen sollen, die Auflösung deiner Wahrnehmung zu erhöhen - HD Qualität quasi. Im Wesentlichen gibt es dabei zwei Komponenten:
  1. Wie detailliert hörst du Rhythmen überhaupt und wie exakt stellst du sie dir vor bzw. kannst du sie vorhersehen?
  2. Wie exakt setzen deine Muskeln die Rhythmen und Töne um, die dein Gehirn plant?
Wenn ein Teilbereich zu “grobpixelig“ ist, beeinflusst dass den anderen. Ich stelle mir Rhythmus oft als Raster vor. Jeder Ton sitzt an einem bestimmten Punkt, den es exakt zu treffen gilt, etwa wie bei einem Step Sequenzer.
bei schnellen Läufen durch Akzente Gruppierungen machen. Das macht Petrucci eigentlich immer, er akzentuiert jeden 4 oder 8 Schlag etwas und versucht den genau auf den Beat zu bringen. Dadurch fällt meistens alles andere automatisch richtig dazwischen. Ich empfinde es auch so, alsdass das das Hirn es dabei leichter hat das ganze mitzuvervolgen, denn ab einem Gewissen Tempo kannst du ja nicht mehr wirklich jede Note mitzählen.
Das ist ein guter Tipp für hohe Geschwindigkeiten, quasi ein Hilfskonstrukt wenn es an die Grenzen der Wahrnehmungsgenauigkeit geht.

Eine Übung, die sich bei mir bewährt hat, um rhythmische Zusammenhänge zu verstehen und um mich flexibler und präziser im Raster zu bewegen, ist folgende:
Der kürzeste benötigte Notenwert gibt die Einteilung des Rasters vor. Beide Hände oder auch zwei Finger klopfen bei jedem Punkt des Rasters, das können auch schon mal Sechzehntelnoten oder Triolen sein. Jeder tatsächlich gespielte Ton wird betont. Dazu kann man gut mitsingen, Betonungen und gesungene/gesprochene Töne sollten synchron sein.
Laaaangsam beginnen.
@B.B hat super Beispiele zum Klick gegeben. Polyrhythmus und Drei-gegen-Vier-Verschiebungen sind auch immer gut. Jeden dritten Schlag betonen. Beim Musikhören sensibel dafür werden, wenn z.B. ein Drummer das auf der Hi-Hat macht und mitklopfen. Tempo steigern und locker und vor allem präzise im Flow bleiben :ugly:. Es braucht Zeit, schleift sich dann aber langsam ein, so dass leichte Schwankungen/ungewollte Verschiebungen vom Raster krampflos korrigiert werden können. Du musst vom Denken weg hin zum Fühlen kommen, aber langsam :opa:
Und, falls du das noch nicht hast, solltest für dich erschließen, wie Auftakte, Synkopen, Triolen und Shuffle funktionieren. Beim Musikhören aktiv zuhören und ggf. Klopfen oder mit der Mundmuskulatur mitgehen, das bringt mehr als alleine beim Denkprozess zu bleiben ;).
 
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Danke für eure Tipps, es ist wohl wirklich Übungssache und ich kann nicht erwarten gleich morgen alles perfekt beim ersten Take einspielen zu können. Ich habe heute nochmal versucht das Glassgow Kiss solo etwas zu üben damit es nicht mehr sooo unsauber ist und das ist mein bisheriger Fortschritt:



Das hat paar Versuche gebraucht und in der Mitte hab ich das Tapping verkackt und am Ende bin ich komplett rausgekommen aber hab dann doch irgendwie noch spontan die letzten Töne nach etwas Improvisation gerettet, aber das ist der erste Versuch den ich mir komplett anhören kann ohne Ohrenschmerzen zu kriegen auch wenns nicht fehlerfrei ist. Was würdet ihr sagen im Vergleich zum Solo im Eingangspost, findet ihr das vom Timing her auch besser?
 

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Was würdet ihr sagen im Vergleich zum Solo im Eingangspost, findet ihr das vom Timing her auch besser?
Das ist schon besser, aber an vielen Stellen nicht im Timing. Ich würde an deiner Stelle bei jeder Übesession nicht nur Soli üben, sondern mich auch ausgiebig dem reinen Rhythmus und Timing widmen. Vorschläge gab es ja genug. Wenn du dich nebenbei noch auf die Flitzefinger konzentrieren muss, geht zu viel Aufmerksamkeit für das Timing in andere Bahnen. Auch für eine gute Sologitarre ist Rhythmusfestigkeit die Basis.

Du kannst als Zwischending auch gut ganz kurze Phrasen, und wenn sie nur einen Takt oder zwei Noten lang sind, timingtechnisch perfektionieren. Wiederholung ist dabei der Schlüssel, und das in einer Geschwindigkeit, bei der dein Gehirn noch scharf sieht, also wahrnimmt, ob du exakt drauf bist. Die Rhythmusfestigkeit muss sich einschleifen, Tempo kommt dann von alleine...
 
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Dann bleibt jetzt wohl nur noch üben üben üben.:D Danke nochmal für die Tipps
 
Kurze Anmerkung von meiner Seite: Bei mir hatte sich mein Timing massiv durchs Schlagzeug lernen verbessert - und zwar durch eine bestimmte Übung. Die ist ganz simpel aber schwierig. Nennt sich "Spiel den Klick weg". Du stellst das Metronom auf 80 ein und spielst auf den Klick. Wenn du das Metronom nicht mehr hörst bist du tight. (Am besten über Kopfhörer und die Lautstärken auf einander angepasst. Clean). Wenn du untight wirst hörst du das sofort. Langsamer ist schwieriger.

Ich hab einige Wochen täglich geübt, um das halbwegs hinzubekommen. Du siehst auch ganz schnell wo deine Grenze liegt - Bei welchen Geschwindigkeiten, bei welchen Techniken und welchen Notenwerten.

Wenn du durchgehende 4-tel/8-tel/16-tel nicht tight für ein paar Minuten schaffst, brauchst du Übungen mit rhythmischen Figuren IMHO gar nicht anzufangen.
 
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"Spiel den Klick weg" ist eine tolle Uebung und natürlich nicht auf das Schlagzeug reduziert. Das geht auch mit Gitarre (Mittels Tonleiter den Klick weg spielen) und jedem anderen Instrument. Sehr zu empfehlen.
 

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