Zelluloid Verarbeitung

  • Ersteller Reedfan
  • Erstellt am
R
Reedfan
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
14.05.14
Registriert
11.06.13
Beiträge
271
Kekse
335
Hmm, ein Freund hat ein Instrument mit Zelluloid-Schäden, d.h. es gibt die eine und andere größere / kleinere Druckstelle / Macke

Ich habe mal eine sehr winzige Macke mit schwarzem Lack ausgelegt, das hat funktioniert. Ist aber sehr aufwendig, weil der Lack nach jedem Farbauftrag stark einschrumpft. D.h. es sind zahlreiche Aufträge notwendig, bis die Macke aufgefüllt ist und extremst vorsichtig überschliffen / poliert werden kann.

Habe nun eine Bezugsadresse für Zelluloid gefunden:

http://www.tone-toys.com/shop/Echtes-Zelluloid

Hat jemand von Euch mal versucht, Zelluloidarbeiten selbst auszuführen?

Gruß
Herbert
 
Eigenschaft
 
Hat jemand von Euch mal versucht, Zelluloidarbeiten selbst auszuführen

Zelluloid kann man zusammen mit Aceton verarbeiten.

Platten in eine Schachtel legen und Ateton mit einfüllen, so dass das Zelluloid im Acetondampf liegt (nicht im Aceton direkt) . Dann wird das Zeugs weich und kann ich alle Richtungen gebogen, gezogen und um Ecken gezogen werden. Wenn der Acetondampf wieder aus dem Zelluloid rausdiffundiert ist, kann das Zelluloid wieder geschliffen und poliert werden. Es ist also nicht der exakte Zuschnitt wichtig - das der Fleck etwas in die richtige Form und Größe gezogen werden kann. Schleifen und polieren ist aber auf alle Fälle nötig, da das Zelluloid beim "einweichen" seine hochglanzoberfläche verliert.

Kleine Schrammen lassen sich mit mit Zelluloid"Lösung" ausbessern: Zelluloid zerschnipseln und zusammen mit etwas Aceton zu einer Paste verrühren. Die kann dann auf die Schramen aufgebracht werden . Wenn wieder alles fest ist : schleifen und polieren. Nachteil hierbei ist, dass sich hierbei immer winzige Poren bilden, die dann sichtbar bleiben. Drum also nur für kleine Flächen und Schrammen.

Auf keinen Fall mit Wärme oder Hitze arbeiten!

Zelluloid ist ein naher chemischer Verwandter zu Schießbaumwolle! Und zusammen mit Hitze geht Zelluloid genauso ab!

Viell Spaß beim Werkeln!

Gruß, maxito
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Hört sich erst einmal nicht schlecht an, einen Versuch isses wert.

Vielen Dank für die Hinweise.

Gruß
Herbert
 
Kleiner Tip:
Maxito, die Poren kannst du vermeiden, indem du nach dem Antrocknen (oberflächentrocken) das Zelluloid mit dem Finger richtig anpresst.
gruß t-tris
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das interessiert mich jetzt auch.

Ich habe bisher auch immer kleine macken mit in aceton aufgelöstem celluloid ausgetupft mit dem erfolg, dass die oberfläche hinterher kleine poren aufweist. Laut 'balg' liegt das daran, dass das verdunstende aceton diese poren zurücklässt.

Da ich diese Methode eh nur für provisorisch ansehe und auch nur eher einfache Instrumente so behandelt habe, war dies immer eine preiswerte dem Wert des Instruments angepasste Methode.

Das heisst, dass man das Celuloid, wenn das aceton verdunstet und das Celuloid wieder härter wird, wieder verdichtet und so die Luftblasen herausdrückt.

Das probier ich aus.

grüße
morigol
 
Das heisst, dass man das Celuloid, wenn das aceton verdunstet und das Celuloid wieder härter wird, wieder verdichtet und so die Luftblasen herausdrückt.

Nein, das nicht!

Wenn man mit Zelluloid und Aceton eine "Pampe" anrührt, dann hat man ja Aceton in flüssiger Form mit Zelluloid zusammengerührt, bis sich das Zelluloid auflöst - aber immer noch verhältnismäßig viel Aceton, das beim trocknen wieder verdunstet. Und weil das prozentual eine größere Menge ist, als das Zelluloid freiwillig aufgenommen hätte, verschafft sich das Aceton beim "trocknen" auch den Platz und Raum, um aus dem Zelluloid rauszukommen. Das gibt dann die Poren, die übrigbleiben. Dafür löst dich die ursprüngliche Zelluloidform aber auch komplett auf und man bekommt eine streichbare Masse.

Wenn man Zelluloidreste nur in den Acetondampf legt, dann lagert sich das Aceton an die Molekülstruktur des Zelluloids an und es wandert auch nur soviel ins Zelluloid rein, wie das aufnehmen kann. Und wenn das Aceton wieder rausdiffundiert ist, ist die ursprüngliche Zelluloidstruktur immer noch erhalten. Und drum auch genauso porenfrei wie vorher. Dafür ergab sich auch keine streichfähige Masse, sondern "nur" eine zieh und dehnbare Folie. Die wiederum lässt sich dann aber nicht so exakt an das vorhandene Zelluoid anlegen, dass kein Übergang sichtbar ist. Mindestens eine feine Linie bleibt. Und im Spiegelbild der Politur ist das bemerkbar. Wenn man es übergangslos habenwollte, müsste man das Zelluloid am Rand stärker auflösen und ineinander verschmieren - Effekte dann aber wieder : siehe oben!

Es gibt keine Reparatur ohne Kompromiss (außer komplett neu überziehen). Es bleibt immer ein Abwägen der Nachteile gegen die Vorteile.

Gruß, maxito
 
Aus gegebenem Anlaß der Recherche für einen anderen Thread stieß ich auf dieses kaum ein paar Wochen alte Video das sich mit der Reparatur von mit Zelluloid Celluloid bezogenen Instrumenten auseinandersetzt und erklärt. Ich finde es ganz gut gemacht, wenn auch etwas langatmig, aber dafür wird auch das Drum-herum behandelt:


View: https://www.youtube.com/watch?v=oiW3n2PXruc

Roland
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo Roland
ja das ist ca vor 3 wochen gewesen
Es war ein Webinar von Accordion artisans wo ich ein Teil davon bin. Wir sind 4 kollegen. Aus finnland, frankreich,argentinien und ich aus Deutschland bzw Schweiz. Wir streamen das via ZOOM. Es ist Live und wird aufgenommen und dann bei YouTube veröffentlicht.
Wir laden auch immer Experten bzw auch Hersteller, die jeweils dieses behandelnde Thema hat.
Wir haben auch noch andere Webinars auf YouTube.
Da wir International arbeiten sind diese immer in englischer Sprache
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Vielen Dank für die Hinweise mit dem Aceton, danach suche ich schon lange! Ich habe mir das Seminar noch nicht angeschaut, wird dort auch das polieren (womit, wie) erklärt?
 
Hallo 36Gollum,

ja der Poliervorgang wird auch behandelt, wenn auch eher für größere zu polierende Stellen. Entegen dem was im Video an einer Stelle bezüglich Autopolitur gesagt wird (deren Aussage nur Wachs ohne Schleifmittel) bin ich der Meinung daß gerade Autopolitur (nur Politur ohne Wachs) das Mittel der Wahl für die Endpolitur bei kleineren Stellen ist. Danach kann man gerne die Oberfläch wachsen. Das Procedere ist auch in meinem Bertoni-Locatelle Restaurierungs-Thread beschrieben. Aber es wird immer verschiedene Meinungen (und Erfahrungen) geben.

Roland
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wir haben das so beschreiben das es für kleine und grosse Bereiche ist. Diese Mittel die wir da Vorstellen würden uns von Herstellern von akkordeons bzw von zulieferen vorgestellt und empfohlen. Jeder von uns die dieses Thema behandelt haben haben eine andere Herangehensweise aber eigentlich immer vom grundprinzip gleich.. Mein Kollege der mit 3M poliert nimmt das für Kleineres aber hat auch normale Poliersteine (paste)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Super vielen Dank, das Video gibt einen guten Einblick! ENDLICH bin ich etwas schlauer an dem Punkt- Ich habe keine Akkordeons sondern eine Gitarre und ein schräges Tastenistrument das Akkordeon Zungen zupft (!)
Das erste was ich machen muss ist eine einfache Reparatur einer ganz ebenen Fläche. Ich denke eigentlich dort kann ich kleben ohne einweichen. Kleben womit? Tatsächlich mit Aceton, oder einfach Patex o.ä. ?
 
Hallo,
falls es tatsächlich eine Reparatur einer vorhanden Fläche sein soll dann wie beschrieben mit Aceton, in dem Film spricht man von einer Mischung aus Aceton und gelöstem Celluloid. Ich fragte mich schon lange was für einer Sustanz, einem Kleber etc. vor dem Aufbringen der eingeweichten Celluloidplatte die auftragen, nun weiß ich es dank des Videos- es ist schon in Aceton gelöstes Celluloid. Da es weißlich aussieht wird es sich um weißes oder farbneutrales Celluloid sein. Wenn Du die gleiche Farbe drin hast wie die Du "verkleben" willst sollte es egal sein welche Frabe es hat. Für die kleinen Stücke habe ich bisher einfach nur Aceton genommen und es hält.
Ein komplettes Schlagbrett für eine Gitarre aus Celluloid könntest Du sicher auch einfach nur mit Pattex d'raufkleben, ich würde aber auch da eher Knochenleim nehmen oder doch Aceton. Celluloidstücke haben auch oft eine gewisse innere Spannung und wollen nicht wirklich gerade bleiben, das Aceton nimmt ihnen diese innere Spannung und es ermöglicht daß das Celluloid sich dem Untergrund anpasst.

Roland
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Mischung aus Zelluloid und Aceton als Klebstoff für Zelluloid ausprobiert und kann berichten, dass es bombenfest auf Holz hält. Dazu habe ich einfach ein paar Zelluloid-Stücke in Aceton aufgelöst (also in einem Glas mit Schraubverschluss die Zelluloid-Schnipsel in Aceton eingelegt) und den erhaltenen leicht zähflüssigen Kleber dünn mit einem Pinsel auf das Holz aufgebracht, bevor ich das in Aceton-Dampf eingeweichte Zelluloid-Stück dann auf das Holz gedrückt habe.
In meinem Fall waren die Zelluloid-Stücke für den Kleber weiß, aber die Farbe ist glaube ich egal. Im oben verlinkten Video gab es die Aussage, dass der Kleber deshalb weiß ist, weil man keine Flecken im Innenbereich des Instrumentes haben will.
 
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich bin noch nicht dazu gekommen zu experimentieren, hoffe demnächst. Ich muss zuerst eine ganz gerade Platte aufkleben die ich deshalb nicht "einweichen" will und bin da unsicher, ob der Trick mit dem aufgelösten Zelluloid funktioniert/ sinnvoll ist.
Gibt es eigentlich auch ganz farbloses Zelluloid um sich so einen Kleber herzustellen?
Und bei der Gelegenheit, wo kauft ihr ein - ich musste in China bestellen um was halbwegs passendes zu finden...
 
Hallo,

es gibt ja wohl noch 2 Hersteller von Celluloid. Einer in Italien einer in China. Dias in Dortmund <Akkordeonwerkstatt Dortmund> hat Celluloid in Platten/Rollenform, frage ihn.

Roland
 
Ich bin noch nicht dazu gekommen zu experimentieren, hoffe demnächst. Ich muss zuerst eine ganz gerade Platte aufkleben die ich deshalb nicht "einweichen" will und bin da unsicher, ob der Trick mit dem aufgelösten Zelluloid funktioniert/ sinnvoll ist.
Gibt es eigentlich auch ganz farbloses Zelluloid um sich so einen Kleber herzustellen?
Und bei der Gelegenheit, wo kauft ihr ein - ich musste in China bestellen um was halbwegs passendes zu finden...
Hier habe ich auch noch eine Bezugsquelle gefunden :


Allerdings ist die Farbauswahl beschränkt, schwarz und rot + grau "Perlmutt" wenn ich das Angebot richtig überblickt habe.
 
Wie man sieht scheint das Aceton die Augen schon geschädigt zu haben. Aceton ist giftig. Führt zu Leber und Nervenschäden und greift auch die Hornhaut der Augen an.
Die gehen damit so locker um ohne darauf hinzuweisen. Verarbeitung sollte nur mit entsprechenden Schutz ausgeführt werden. Entweder Atem, Augen und Hautschutz oder zumindest eine sehr gute Absaugung. Ketone werden verstoffwechselt. Selbst bei Wiki wird viel zu wenig auf die Gefahr hingewiesen. Das Austrocknen der Haut kann auch zu schmerzhaften Hautexzeme führen. Über die Haut gelangt es auch in den Kreislauf. Man sollte sich auch bei Schleifen, Polieren schützen.
Auch kein Hinweis zur Selbstentzündung von Zelluloid durch übermäßige Wärme z.b. beim Schleifen oder Polieren. Mir hat schon einmal das Zelluloid beim polieren angefangen zu qualmen und war kurz vor Zündung. Besonders bei frischen Zelluloid sollte man Brandbekämpfungsmittel in der Nähe haben.
Das wird oder ist nicht umsonst in der EU verboten.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Auch kein Hinweis zur Selbstentzündung von Zelluloid durch übermäßige Wärme z.b. beim Schleifen oder Polieren. Mir hat schon einmal das Zelluloid beim polieren angefangen zu qualmen und war kurz vor Zündung. Besonders bei frischen Zelluloid sollte man Brandbekämpfungsmittel in der Nähe haben.
liegt in der Familie und kommt dann halt wieder mal raus... nicht von ungefähr... Das Zelluloid ist schließlich noch immer der nahe Verdandte der Schießbaumwolle!:evil:

Das wird oder ist nicht umsonst in der EU verboten.
Gibt inzwischen wirklich genügend Alternativen
 
Zuletzt bearbeitet:

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben