Zelluloidoberfläche am Akkordeon ertüchtigen

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Ich habe für Kleines eine Hohner Club II aufgetan.
Innen ist sie rostfrei und hat auch einen überraschend guten Klang.
Der Wachs ist natürlich brüchig und die Ventile nicht mehr ganz so fest.
Das wird erst mal behelfsmäßig beigeholt oder auch bei Zeiten besser erneuert.
Außen erscheint die Beschichtung etwas eingelaufen/geschrumpft aber noch nicht gerissen aber ist teils lose und löst sich besonders an den Außenkanten auch ab.
Leimt man das am besten wieder behelfsmäßig an oder läßt sich das Material anlösen, gibt es einen Trick?
Wie wurde oder wird daß überhaupt aufgebracht.
Einen Kleber kann ich da nicht erkennen.
?
DSCN9993.jpg
 
Ich habe heute in älteren Beiträgen gelesen daß die Zeluloidoberfläche acetonlöslich ist.
https://www.musiker-board.de/threads/zelluloid-verarbeitung.557951/
Die losen Stellen habe ich dann mit dem Messer angehoben so gu es geht und Pu-Reiniger zwei drei mal mit Pausen dahinter gesprüht.
Damit wird das von hinten wieder klebrig und läßt sich andrücken.
Man sollte aber drauf achten daß vorne nichts drauf kommt zB durch Abkleben, sonst gibts Flecken .
DSCN0001.jpg

Ich bin zufrieden mit dem Ergebniß aber perfekt ist es nicht.
Das Aceton hatte ich teils zu reichlich dahintergesprüht das es schon durchgewandert ist.
Möglicherweise läßt sich das aber mit der Methode nicht verhindern wenn es wieder kleben soll ohne andere Kleber.
Da war die Oberfläche nicht mehr ganz so glatt und mußte teils nachgeschliffen und poliert werden.
Ganz fertig ist das noch nicht aber besser als vorher.
Wenn ich das richtig recherchieren konnte könnte diese Clubharmonika zwischen 1934 und 1939 gebaut sein.
Da wurden schon mal Stimmzungen neu befestigt, eine mit Teer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich kenne das als Augenoptiker :) Brillenfassungen aus Acetat (früher gabs tatsächlich noch Celluloidfassungen) hat man jeweils mit Aceton "verklebt", in dem Sinn, dass sich die Teile auflösen und dann bei richtigem Andrücken wie verschweißt sind. Allerdings klebt so nur Celluloid auf Celluloid, es verschmilzt quasi miteinander. Verbindungen mit Holz. Kunststoff oder anderem müsste man wahrscheinlich tatsächlich klassisch kleben.
 
Die Brillenfassungen kenne ich noch gut , habe ich mir in den 80er Jahren mehrfach zu Sonnenbrillen umarbeiten lassen. Damals war es bereits schwierig einen guten Optiker zu finden der damit umgehen konnte ...

Ich muss mich hier mal kurz einklinken , ich habe gestern eine Gitarre von ca. 1963 erworben die komplett mit Zelluloid umhüllt ist. Ein Produkt aus dem legendären Arbeit und Bauernstaat .

Jetzt frage ich mich wie ich den alten Glanz wieder herstellen kann , wie ich sie reinigen darf , und was ich unbedingt vermeiden sollte .

Ansonsten lese ich hier häufig mal mit , meine Mutter spielt Akkordeon und der technische Aspekt ist ja faszinierend .

IMG_20220601_210851.jpg
 
Jetzt frage ich mich wie ich den alten Glanz wieder herstellen kann , wie ich sie reinigen darf , und was ich unbedingt vermeiden sollte .

Nach Arbeiten mit Aceton wird das Zelluloid normal recht schnell matt, weil das Aceton halt sehr schnell ins Zelluloid einzieht und das aufweicht.

Bei Werksbesichtigungen in Akkordeonfirmen hab ich gesehen dass das Zelluloid erstmal mit einer Ziehklinge glattgeschabt wird wenn das zu wellig geworden ist.
Anschließend wird das mit einer Polierscheibe aufpoliert. Hierbei ist aber sehr stark daruf zu achten dass mann extrem wenig Druck ausübt und sehr vorsichtig vorgeht und auch keinesfalls längere Zeit auf der gleichen Stelle poliert, denn das Zelluloid wird durch die Wärme auch sehr schnell etwas weicher und beginnt dann tierisch zu schmieren (eigene Erfahrung). Deshalb das aufpolieren am besten an einer Stelle erstmal ausprobieren, wo man normal nicht hinsieht (Rückseite oder so).

Das Ganze kann man natürlich auch per Hand machen - dann ist das Wärmeproblem sicher weg - aber man muss auch entsprechend feine Poliermittel haben und sich in mehreren Stufen mit zunehmend feinerer Körnung an s Endergebnis ranschleifen - sonst wirds nix! Also letzte Polierstufe dann mit Feinpolitur.
 
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Bevor ich da mit Politur überhaupt anfange muss die Oberfläche richtig sauber sein , sind Wasser und Seife auch verträglich dafür ?
 
Warum bezieht man denn Akkordeons überhaupt mit Zelluloid? Hat das nur optische Gründe? Ich hab keine Ahnung.
 
Wenn man gut damit umgehen kann und es die richtige Konsistenz hat legt es sich gut über den Rohling und bleibt auch drauf kleben.
Da müßte man lange spachteln und schleifen ein ähnlich glattes Ergebniß hinzukriegen und auch noch rißüberbrückende Binden, Glasfaser oder ähnlich, einarbeiten um dann überhaupt eine Endbeschicktung auf dem gleichen Holzrohling ausführen zu können. Wahrscheinlich würden sich Leimfugen sonst abzeichnen. Praktisch auch für das Finish ist die Dicke des Materials zum Glätten Schleifen und Polieren.
Es ist auf jeden Fall ein gut egalisierender Werkstoff auch wenn die Oberfläche noch endbearbeitet werden muß.
 
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Was ich noch zum Polieren von Celluloid ergänzen wollte:
In der Optik nimmt man solche drehenden Stoff-Polierscheiben und feste Polierpaste, mit der man die Scheibe zuerst unter Drehzahl aufbringt.
Bei Celluloid besteht außer, dass es einfach nur sehr schnell zu heiß wird, auch Brandgefahr! Das brennt quasi wie Zunder, wenns mal überschritten wird mit der Wärme. (dann wärs zudem eh komplett hin)
Das war glaube ich mit ein Grund, weshalb man auf das weniger problematische Acetat bei Brillen umgestiegen ist (was aber nicht so schön ist wie Celluloid und auch bei weitem nicht so anschmiegsam ist)
 
Hier sieht man sehr gut die schon erwähnte Bearbeitung mit der Ziehklinge und das Polieren.
https://www.youtube.com/watch?v=FSjwFTzJ7U4&t=14s
Der Drucker John Wesley Hyatt entdeckte das Zelluloid vor 150 Jahren eher zufällig als er Kollodium verschüttete das dann hart antrocknete.
Nach weiterer Recherche habe ich vielleicht mit dem Aceton auch Kleberreste wieder aktiviert anstelle das Zelluloid zum selbstkleben gebracht.
Da bin ich mir nicht sicher.
Auf jeden Fall soll man anders als ich nach dem Weichmachen des Materials durch Dämpfe oder direktere Acetonangabe 14 Tage warten bevor Ziehklingen oder ähnlich zum Einsatz kommen
da Kleber und Material vollständig langsam durchtrocknen sollten für ein gutes Ergebniß.
 
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Zelluloid kaschiert recht gut die Verleimungen und es sieht gut aus. Sind wohl die Hauptgründe. In Europa wird oder ist es bereits wegen der Brandgefahr verboten, .
Mit Lack ist es nicht ganz so einfach weil die teilweise mit den unterschiedlichen Hölzern reagieren und Verleimungen nicht so gut zu kaschieren sind.
Ich habe ein paar Probelackierungen mit verschiedenen Materialien für Hersteller durchgeführt die dann in einer Klimakammer getestet wurden. Man will, bzw. muss weg vom Zelluloid. Es ist auch nicht jedes gleich. Manche haben schon beim schleifen mit einem Exzenter das qualmen angefangen, andere konnte man sogar recht gut polieren obwohl sie dabei warm wurden.
 
Es ist die Summe der Eigenschaften die das Zelluloid einzigartig macht. Ein grober Überblick:
Es bietet eine hochwertige Optik und einen guten Stoßschutz. Kleinere Schrammen und Bestoßungen und selbst kleinere Reparaturen fallen bei Perlmuttoptik kaum auf. Ausbesserungen sind in jeder Größe möglich (wenn man passendes Material hat) bis zur Unsichtbarkeit. Es ist das bisher beste Material wenn es um Beschichtung komplexer Formen wie das Akkordeon geht weil es gut verformbar (dehnbar) ist. Die starken Rundungen und bedienungsfreundlichen Formen sind überhaupt erst durch das Zelluloid möglich geworden. Vor der Verwendung von Zelluloid hatten Akkordeons die Form von Schränken (siehe Steirische), was sehr schnell zu Benutzungsspuren wie Lackabnutzungen und Bestoßungen an den Ecken, Kanten und Flächen führte. Außerdem sind durch das Zelluloid die Verleimungen haltbar verdeckt und ebenso wichtig, vor Feuchte geschützt. Ein nicht ganz unwichtiger Punkt ist natürlich auch die Kostenseite bei der Herstellung, es ist (bzw. war) kaum teurer oder sogar billiger als die Alternativen.
Eine ganz andere Frage ist allerdings die des Geschmacks, mir gafallen am besten meine "Hölzernen" Vorkriegsinstrumente mit all ihren Altersspuren.
 
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Es gibt einen tollen Beitrag von Cantulia hier im Forum
https://www.musiker-board.de/threads/bertone-locatelli-restaurierung.675806/
Darin beschreibt er unter anderem sehr ausführlich , wie er ein wirklich defektes Instrument auch in der Zelluloidoberfläche bearbeitet.
Das Ergebniss ist wirklich unglaublich...
Ich hatte mal ein kleines Instrument aus rotem Perlmutt ,
bei dem ein 2 € großes Stück an Griffbrett ausgebrochen und verloren war.
Mithilfe eines gehobelten Schrottakkordeons konnte ich mir das Zelluloid wieder gewinnen
und die Ecke nachmodellieren. Die Farbe passte ganz gut - es war nachher nichts mehr zu sehen !
Also, bevor man alte Akkordeons dem Lagerfeuer übergibt, weil wirklich alles unbrauchbar scheint :
Zelluloid wird wieder wie neu !

Wenn sich das Zelluloid allerdings großflächig ablöst , wird es schwierig ,
die Flächen müssen im Grunde in Aceton einliegen um wieder komplett elastisch zu werden.
Keine Ahnung, was das mit der Hohner Beschriftung bei der kleinen Club II von "120" gemacht hätte.
Da war es wohl die beste Lösung es mit der Flüssigkeit unterlaufen zu lassen.
Idealerweise ist das Gehäuse dann jedoch komplett leer -
die Stimmzungen werden nicht direkt auf das Aceton reagieren
(höchstens auf eingespülten Schmutz...) , aber die Tastatur und evt. Kunststoffventile
oder Tastenführungen könnten schon in Mitleidenschaft gezogen werden !
 
Wie tief verbleicht Zelluloid?
Einst schön-grünes Weltmeister Serie 30 (41/120; 3/5) ist langsam vorne und oben mehr grau geworden. Nicht ganz grau, man sieht noch, dass es grün war, sieht aber nicht mehr so schön aus, vor allem in der Kombination mit dem vergoldeten Verdeck. Ob es sich lohnt ihn noch zu schleifen? da meiner Einschätzung nach die Dicke der Zelluloidschicht ungefähr 0,5 mm ist.
Oder vielleicht gibt es Möglichkeit die entsprechende Farbe zu imprägnieren?
Ich möchte auf jeden Fall das Akkordeon auffrischen und habe das handwerkliche Geschick dafür.
Teilt bitte ihre Erfahrungen damit, um die Lage und Wege besser einschätzen zu können )
 
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Nicht das Zelluloid verbleicht sondern die darin enthaltenen Farbstoffe. Sind vermutlich nicht lichtecht.
 
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Könntest du solche Stellen mit leicht eingefärbtem Klarlack auf dem Zelluloyd kaschieren?
Im industriellen Möbelbau wird das so zum egalisieren gemacht wenn die Furniere farblich zu unterschiedlich sind.
Der Echtholzeffekt leidet darunter natürlich etwas.
 
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