[Effekt] - MXR M-133 Micro Amp

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Wen nur der Test an sich interessiert, der kann diesen Teil überspringen, weil es hier nur darum geht, wie ich auf den LPB-1 als Effekt kam und meine persönliche Meinung, Erfahrung und Einstellung.

Nachdem ich den LPB-1 von Electro Harmonix hatte, las ich viel über den Micro Amp, der ja wohl irgendwie das selbe macht. Aber vielleicht doch anders. Jedenfalls reizte mich, wo der Unterschied zwischen den beiden Geräten liegt und besonders interessierte mich, ob der preisliche Unterschied gerechtfertigt ist, schließlich kostet der Micro Amp gut das Doppelte !
Anlaß zum Erwerb des Micro Amps gab mir, daß meine Band zusammen mit einer Violine spielen wollte und der verwendete Tonabnehmer nicht genug Output liefert, um das Signal in irgendeiner Form weiter zu verwenden. Mit einem Booster wie dem LPB-1 dazwischen, ließen sich ordentliche Ergebnisse erzielen, allerdings brauche ich den selbst. Ein weiterer Booster mußte her und wieso nicht mal was neues ausprobieren ;-)

Der Name

Wie die anderen Pedale von MXR besteht der vollständige Name aus einer mehr oder weniger langweiligen alphanumerischen (M-133) Typenbezeichnung und einer Kurzbezeichnung (Micro Amp). Mehr muß man darüber wohl nicht verlieren. Es sagt einfach, was es ist: ein kleiner (Vor)Verstärker. Bleibt zu schauen, was er kann, der Kleine.

Das Gerät

Micro, Baby. Der schwarze und an den Seiten cremefarbene Karton ist nicht sonderlich groß, aber größer als bei Geräten aus der Nano Serie von Electro Harmonix. Er bietet eine stabile Verpackung und ist an allen Seiten mit Herstelleremblem und Typenbezeichnung bedruckt.

Karton.jpg


Auf der Unterseite sind die Bedienelemente des Micro Amps kurz erklärt und die offizielle Gerätebeschreibung des Herstellers abgedruckt.

Kartonunterseite.jpg


Der Karton ist aber unwichtig, also auf damit.

Karton_offen.jpg


Der Micro Amp ist etwa so groß wie der LPB-1 von Electro Harmonix.

Vergleich.jpg


Er hat also ebenfalls die Größe einer Zigarettenschachtel für 100er. Was mir sehr gut gefällt und sehr stabil wirkt, ist, daß das Gehäuse bis auf die Bodenplatte aus einem Stück besteht. Der Micro Amp hat ist überraschend schwer für seine Größe, schwerer als der vergleichbare LPB-1, doch das unterstützt den stabilen Eindruck. Das Gehäuse ist vollständig ordentlich lackiert. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß es das nicht lange so bleibt. Habe schon einen Kratzer an der Unterseite entdeckt.

Oberseite.jpg


An der Oberseite sind der Fußschalter, eine Statusdiode und der Gainregler angebracht. Mehr Bedienelemente gibt es nicht. Wofür auch ? Das Ding soll nur boosten ! Der Regler hierfür ist stufenlos und mit sehr leichtem Widerstand zu bedienen. Allerdings schleift die Kunststoffkappe auf dem Gehäuse. Schönheitsfehler.

Unterseite.jpg


An der Unterseite sind keinerlei Füße oder ähnliches befestigt.

Die Anschlüsse

Wieder einmal sehr einfach gehalten. An den Längsseiten fast mittig sind die Anschlüsse für 6,3 mm Klinkenstecker am Gehäuse festgeschraubt. Rechts Input, links Output. Meine Neutrikklinken sitzen sehr stramm in den Buchsen, das gefällt. Die Buchsen sind mehr oben am Gehäuse montiert. Höher als zum Beispiel bei den Effekten aus der Nano Serie von Electro Harmonix. Dies lassen sich also nicht einfach mit einem Doppelklinkenstecker miteinander verbinden. Schade, doch der Fehler liegt bei Harmonix, den MXR Effekte waren zuerst da ;-)

Seite.jpg


Neben der Inputbuchse ist der ist der Stromanschluß, eine Standardhohlsteckerbuchse für Stecker mit einem Innendurchmesser von 2,1 mm und Außendurchmesser von 5,5 mm, minus innen. Der Netzstecker sitzt sehr fest in der Buchse.
Die Anordnung des Stromanschlusses halte für nicht sehr gelungen. Sie erfordert ein Netzgerät mit abgewinkeltem Stecker, wie es keines meiner Netzteil hat, um Effektgeräte platzsparend nebeneinander zu stellen. Dazu wäre die umgekehrte Anordnung von Strom und Input sinnvoller, weil die Stromversorgung doch in der Regel nach vorne weggeht und so erst an dem Klinkenstecker vorbei muß !

Innenleben.jpg


Um den Micro Amp mit einer Batterie zu betreiben, muß man das Gehäuse aufschrauben.

Lieferumfang

Die kleine Schachtel ist verhältnismäßig voll. Sie enthält neben dem Micro Amp einen kleinen Katalog für MXR-Pedale und einen für Dunlop Wahs. Die beiliegende Garantiekarte ist obligatorisch. Eine einzelne Werbekarte für den Dunlop Powerbrick ist ebenfalls dabei. Ein Aufkleber fehlt. So viel zur Werbung. Ein separate Bedienungsanleitung sucht man vergebens.

Zubehoer.jpg


Für das Gerät liegt noch ein Aufsatz für den Regler bei, eine Art Gummipfropf, der auf den Regler gesteckt wird, um den Regler einfacher mit dem Fuß bedienen zu können. Der Aufsatz sitzt übrigens sehr stramm darauf und hält am Reglerknopf besser als dieser auf der Potentiometerachse. Zu guter Letzt ist eine selbstklebende Moosgummimatte dabei, welche man bei Bedarf auf die Bodenplatte kleben kann, damit das Pedal nicht wegrutscht oder die Unterseite zerkratzt.

Etikett.jpg


Auf dieser Unterlage ist noch ein Aufkleber mit Hinweisen zur korrekten Stromversorgung des Micro Amps. Eine Batterie wir ebenfalls nicht mitgeliefert.

Die Testvorbereitung

Ich werde den Micro Amp mit meiner Ltd. EC 500 mit Ibanez V1 und V2 testen. Dazu benutze ich Sommer Cable mit Neutrikklinken. Ein Netzgerät von Danelectro DA-1 Zero Hum wird den Micro Amp mit Strom versorgen. Selbiges Netzteil habe ich in vergangenen Tests wirklich mehr als genug in höchsten Tönen gelobt. Genug davon.
Ich probiere den Micro Amp an verschiedenen Stellen in meinem Effektboard aus, um zu sehen, wie sich das auswirkt. Auf der anderen Seite werde ich ihn auch direkt via Insert in den vierten Kanal meines Diezel VH4. Der Diezel befeuert ein Engl Pro 212 Kabinett.
Eines habe ich in bisherigen Tests immer verschwiegen: Die Aufnahmen entstanden mit einem Shure SM 57 und wurden über ein M-Audio Firewire 410 in einem Notebook mit Cubase SX aufgezeichnet. Eine nachträglich Klangbearbeitung der Spur in Cubase erfolgte selbstverständlich nicht, die Spuren wurden nur passend zurecht geschnitten.

Der Test

Ich habe den Micro Amp zunächst zwischen Gitarre und Verstärker gehängt. Im Bypassmodus habe ich keinerlei Soundeinbußen feststellen können. Ein Druck auf den Schalter läßt die Leuchtdiode hell aufleuchten. Allerdings wird sie beim Umschalten sehr leicht komplett vom Fuß verdeckt.

Diode.jpg


Das Gerät schaltet leicht und ohne zu knacken, wie es sein soll. Der Schalter gefällt mir besser als die von Electro Harmonix verwendeten.

Ich hatte den Regler zunächst ganz heruntergedreht und wunderte mich, daß überhaupt etwas zu hören war. Ganz anders beim LPB-1, der in dieser Position nichts durchläßt. Als Leisermacher läßt sich der Micro Amp also nicht benutzen. Genauso hatte ich mir die Funktion eines Boosters vorgestellt.

Stichwort: Nebengeräusche. Booster haben die Eigenschaft, störende Nebengeräusche ebenfalls zu verstärken oder in einigen Fällen sogar eigenständig zu verursachen. Auch der Micro Amp trägt zu mehr Nebengeräuschen bei, doch die sind so gering - wenn man ihn nicht gerade bis zum Anschlag aufreißt - daß ich sie kaum aufnehmen konnte.

Schon in der linken Extrempostion wird das Gitarrensignal etwas verstärkt und der Sound ist auch etwas anders. Der Klang mit eingeschaltetem Micro Amp ist offener, irgendwie frischer und etwas brillanter und das liegt nicht allein an dem Levelanstieg. Dreht man den Regler weiter auf, ist der Lautstärkenanstieg eher moderat und nicht so extrem wie beim LPB-1. Gegen halb zwölf bringt der Micro Amp den clean Kanal meines Verstärkers zum übersteuern. Bis dahin ließe er sich auch als Clean-Booster vor dem Verstärker verwenden.

Wie schaut das ganze vor einem Verzerrer oder einem verzerrten Kanal aus ? Vor meinem Big Muff fügt der Micro Amp wie oben bereits beschrieben eine neue Klangfarbe hinzu, was sich meiner Meinung nach positiv auf den Sound auswirkt, er wird heller und transparenter. Mir gefällt das, aber für solche Sounds benutze ich keinen Big Muff. Es klingt weniger "muffig". Daher bleibt zu fragen, ob das nicht dem Big Muff an sich und seinem Dasein widerspricht.

Vor den verzerrten Kanälen meines Verstärkers ist der soundfärbende Effekt ähnlich. Ich finde, es klingt gar nicht schlecht. Mit den richtigen Einstellungen lassen sich hier prima Sounds entlocken, die i Vergleich zum Grundsound des Verstärkers etwas anders sind. Bis auf den vierten Kanal, da war das dann einfach zu viel des guten und kaum noch ein Unterschied hörbar. Bleibt fraglich, ob man das braucht, denn vier Kanäle mit unterschiedlichen Gainleveln sollten ja auch eigentlich reichen...

Die Effektschleife sollte aber das bevorzugte Einsatzgebiet des Micro Amps sein. Dort ist er als Lautstärkebooster besser aufgehoben und verhält sich auch anders. Von Klangveränderung keine Spur. Es ist einfach prima, wie das Signal hier unverfälscht einfach bloß verstärkt wird und das auch erst, wenn man den Regler aufdreht. Das ist schlichtweg genau, wie es sein sollte. Woran es liegt, daß der Micro Amp den Klang je nach Position so unterschiedlich beeinflußt, vermag ich nicht zu sagen und schiebe es einfach auf mein Equipment.

In der Effektschleife nach den verzerrten Kanälen reagiert der Micro Amp sehr viel empfindlicher und hebt den Pegel deutlich mehr an als im Cleankanal. In der Position um elf Uhr hatte ich den Boost, wie ich ihn mir für cleane Parts vorstelle, jedoch war diese Einstellung für den Zerrklanal nicht zu gebrauchen, weil es einfach viel zu laut war. An diesem Punkt bin ich mit dem Micro Amp nicht ganz zufrieden, weil ich an dem Lautstärkenverhältnis clean/verzerrt genau so ist, wie ich es haben will. Hier muß ich noch einen Kompromiß finden. Mit dem LPB-1 hatte ich diese "Problem" nicht.

Zuletzt habe ich den Micro Amp mal in den Insert des vierten Kanals geschliffen. Mal abgesehen davon, wie sinnvoll das sein mag, ist es ein gutes Beispiel für das geringe Nebengeräuschverhalten des Micro Amp. Ich hatte befürchtet ein übelstes Pfeif- und Fiepkonzert zu verursachen, welches von einem gewaltigen Rauschen untermalt wird, doch dem war nicht so ! Klar entstehen je nach Postion zum Verstärker Rückkopplungen, aber nur wenig mehr als ohne den Micro Amp. Das Grundrauschen war ebenfalls kaum lauter durch den Micro Amp. Übrigens fand ich den Sound gar nicht schlecht und sehr viel besser als vor dem Verstärker. Die Aufnahme wird dem nicht ganz gerecht, aber das Rauschen ist ja auch mit drauf :)

Der Mikrobenverstärker ist rund doppelt so teuer wie der LPB-1. Macht er seine Sache besser ? Ich meine, ja, macht er. Der Micro Amp macht einen guten Job vor dem Verstärker und verstärkt das Signal im Effektweg sehr schön linear, nahezu frei von störenden Nebengeräuschen und damit ist er an sich auch das bessere Gerät. Macht er seine Sache wirklich doppelt so gut ? Nein, das finde ich nicht. Von daher bin ich eher skeptisch ob dieser Preisunterschied gerechtfertigt ist. Dazu muß ich sagen, daß ich den Boostsound des LPB-1 , der die Höhen etwas benachteiligt, wirklich mag, der Sound setzt sich bei Soli prima durch. Doch das ist einerseits Geschmackssache und andererseits equipmentabhängig. Wer auf der Suche nach einem Booster ist, sollte sich am besten beide anhören. Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben will, ist mit dem LPB-1 auf jeden Fall gut bedient. Ich bin sogar geneigt zu sagen, daß sich die beiden Geräte gut ergänzen.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit !

Bis dann dann

Markus


Klangbeispiele:

1. Nebengeräusche
2. Micro Amp vor clean Kanal (zuerst zugedreht zweimal im Vergleich dann auf halb zwölf)
3. Micro Amp vor Verzerrer (Big Muff)
4. Micro Amp vor Kanal 2, 3 und 4 (Boost auf halb zwölf)
5. Micro Amp im Effektweg (clean)
6. Micro Amp im Effektweg (Lautstärkenvergleich clean-verzerrt)
7. Micro Amp im Insert 4
 
Eigenschaft
 
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Gutes Review, sehr ausführlich mit Fotos und Sounds... TOP! :great:
 
Vielen Dank für das Lob ! Dann hat sich die Arbeit ja doch gelohnt :)
 
Jau,
hab auch grad gesehen das du noch mehr Reviews getippt hast. Die zieh ich mir nach und nach auch mal rein.
Bewertung war natürlich selbstverständlich, wer sich so viel Mühe gibt hat die auch verdient!
;)
 
Nicht nur getippt ;-) Ja, stimmt mittlerweile sind da ein paar zusammengekommen. In meine Signatur passen die mit dem nächsten Bericht schon gar nicht mehr. Macht mir aber auch irgendwie Spaß. Wenn man so eine Rückmeldung berhält aber gleich noch mehr.

Danke für die Bewertung und viel Spaß beim Lesen !
 
super review.
habs mir grade bestellt ;)
 
Gas laß nach ;-) Vielen Dank für Kommentar und Bewertung und viel Spaß mit dem Gerät !

Ich liebäugel auch schon wieder mit so viel Kram. Für morgen habe ich einen Musikerflohmarkt in einem Musikladen ausgemacht, den ich eh besuchen wollte. Vielleicht läßt sich da das eine oder andere Schnäppchen machen. Man wird davon lesen können ;-)

Bis dann dann

Markus
 
...auch wenn die letzten Einträge schon eine Weile her sind: an dieser Stelle von mir ein dickes Lob für dieses gute Review. Ich hatte jetzt genau die Qual der Wahl zwischen Microamp und LPB-1!
Was ich anmerken wollte: ich finde es super, dass du du bei den Klangbeispielen bei einfachen Chords geblieben bist - somit hat man einen guten Eindruck! Weiter so!

:great:

(kleiner Zusatz - auch wegen meines Nicks: Jack White nutzt den Microamp ebenfalls für seine alten Silvertones!)
 
Ich gebe zu, ich war sehr lange Zeit nicht hier und dieser Kommentar ging mir durch. Trotzdem danke ich auch jetzt noch sehr !

Aus zwei Gründen halte ich meine Klangbeispiele sehr einfach. Es geht mir nicht darum, mein Gitarrenspiel zu präsentieren, sondern rein um den Sound des jeweiligen Effektgerätes. Ich finde, das wird bei einfachen Akkorden deutlicher. Soll ja niemand davon abgelenkt werden, indem er sich fragt, was ich da gerade gespielt habe ;-) Außerdem spiele ich Gitarre nicht, weil ich das besonders gut kann, sondern weil es mir Spaß macht.
 
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