[Spieltechnik] "Natürliche" Soundeffekte

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Hi alle zusammen.
Ich bin grad am rumsitzen und dachte, da kannste ja mal nen kleinen Workshop schreiben. Doch über was? 3NPS gabs schon, Sweep Picking auch, ein Workshop über Yngwies Neoclassic Licks dauert mir jetzt aber zu lange, also schreib ich mal was über "natürliche" Soundeffekte die man mit einer Gitarre produzieren kann. Das meiste wird euch sowieso bekannt sein, aber vielleich ist was dabei, dass dem ein oder anderen eine Idee beschert, und das wäre ja ganz nett.

1. Natural Harmonics oder auch Flageolett
Der Klassiker, die Saite wird angeschlagen und oberhalb eines Bundstäbchens ganz leicht mit dem Finger der Greifhand berührt, dass ein Ton stehen bleibt.
Am besten zu hören sind Natural Harmonics bei den Bünden 3, 5, 7, 9, 12, 19 (wobei 19 gleich 7 ist), 24 (wobei 24 gleich 5 ist).
Immer noch hörbar aber nicht so leicht "herauszukitzeln" sind die meisten restlichen Bünde.
Dieser Effekt lässt sich schön in langsamen Passagen einsetzen, oder auch in Verbindung mit einem Vibratosystem (bestenfalls ein Lockingtrem) zu lustigen Spielchen verwenden.

2. Die Raygun
Eine Kombination aus Tremolopicking und Flagelottönen.
Man spielt mit der Anschlagshand ein Tremolo auf einer Saite (am besten sind die drei Basssaiten) und fährt mit einem Finger der Greifhand in Flagelotabstand über das gesamte Griffbrett. Dadurch entsteht je nach Geschwindigkeit ein ziemlich abgespaceter Soundeffekt, der ein bisschen was von einem Flanger hat.

3. Tapping Harmonics
Man greift einen Ton oder Akkord, und tappt selbigen, eine Oktave höher transponiert mit der Greifhand auf dem Griffbrett. Dabei ist es wichtig, den/die Tappingfinger möglichst schnell von der Saite wegzubekommen, dass der ausschwingende Flageoletton nicht gedämpft wird. Dies brauch Anfangs ein bisschen Übung, hat man aber mal die Technik raus, so lässt sich damit viel interessantes anstellen.

BSP:

E------------------
H---3--15(t)------
G-----2--14(t)----
D-------3--15(t)--
A------------------
E------------------

Im Hörbeispiel habe ich ersteinmal zum Vergleich normal angeschlagen und dann selbige Töne getappt.

4. Pinch oder Artificial Harmonics
Inzwischen ein weitverbreitetes Stilmittel, vor allem im Metalbereich sind diese furchtbar durchdringenden Quietschtöne angesagt. Zakk Wylde und Dimebag sei Dank. (mir ist übrigens bekannt, dass es vorher schon von Musikern verwendet wurde, z.B. Billy Gibbons von ZZ Top beherrscht das Spiel mit Artifical Harmonics perfekt)
Am besten fängt man damit an die Gitarre auf den Stegtonabnehmer zu stellen, der ermöglicht einem einen einfacheren Umgang mit Harmonics aller Art.
Dann schaue man sich die Spitze des eigenen Plektrums an. Die sollte noch vorhanden und nicht zu abgespielt sein. Auch empfehlen sich hierfür harte Plektren ab einer Größe > 1,00 mm.
So als nächstes gilt es die Plekhaltung zu beachten, der Daumen sollte sehr nah an der Spitze sein. Ich hab schon in mehreren Workshops von verschiedenen Versionen der Position zu Saite gelesen. Der eine gibt an so parallel wie möglich (ist auch meine Haltung, ich habe immer einen ~10°-15° Winkel zu den Saiten, ist für mich das Optimum, wenn es ums Shredden geht) sei der einzige Weg, beim nächsten ist was von einem 45° Winkel zu lesen. Richtig ist alles was funktioniert.
Als nächstes wird die Saite mit einem Abschlag angeschlagen, und die Saite mit dem Daumen "abgedämpft". So ensteht der Flagelotton, jetzt ist es aber, genauso wie bei den Tapping Harmonics wichtig, den dämpfenden Daumen so schnell wie nur möglich von der schwingenden Saite wegzubekommen.
Diese Harmonics ändern sich natürlich durch das Greifen anderer Töne, aber auch durch eine Änderung der Schlaghandposition. Probiert es einfach aus.
Auch kann man ganze Akkorde mit einem Downstroke als Pinch Harmonic spielen, um sie Beispielsweise besonders hervorzuheben.
Weitere Ausschmückungen können durch ein gesundes Vibrato oder ein schönes Bending (auch in Kombination mit einem Vibrato) nach belieben hinzugefügt werden.

5. Harmonic Legato
Dieser Effekt ähnelt in der Funktionsweise der Raygun, nur ist es hier die Schlaghand, die den Flageoletton erzeugt, aber von vorne.
Man spielt mit der Griffhand eine Pull of und Hammer on Figur, am besten auf einer der 3 Basssaiten, da es hier auch wieder besser funktioniert, und nimmt nun, während die Griffhand brav am arbeiten ist, die Schlaghand hinzu und geht mit einem Finger (ich persönlich bevorzuge den kleinen) auf Harmonicdistanz und versucht die Flageolettöne rauszukitzeln. Mit ein bisschen ausprobieren hat man bald dern richtigen Abstand für diese "gespenstischen" Töne raus. Man kann den Effekt noch verstärken, wenn man den Finger der Schlaghand über die Saite bewegt, aber dabei immer den Abstand einhält.

6. Fret Tapping mit Plektrum
Für diesen "Effekt" kenne ich leider keinen allgemeinüblichen Namen.
Wer des normalen 2 Hand Tappings halbwegs mächtig ist, bekommt diesen Trick locker hin.
Man greift einen Ton, je höher die Lage, desto besser für die Sauberkeit des Effekts.
Jetzt das Plektrum in der Schlaghand verschieben, so dass eine der stumpfen "Ecken" nach unten zeigt (einfach um 120° drehen).
Jetzt 2, 3, 4 oder vielleicht noch 5 Bünde Abstand zum gegriffenen Ton Abstand lassen, und das Plektrum auf der Saite absetzen, und Druck in Richtung Griffbrett ausüben. Jetzt die Schlaghand, mit bleibendem Druck, auf und ab über die Saite bewegen. Jetzt ensteht ein Tappingähnlicher Ton, der bloß um einiges schneller ist, als das was man auch mit viel Training durch "normales" Tapping herbringt. Auch hier kann natürlich mit Pull off und Hammer on Figuren der Griffhand experimentiert werden.

7. String Tapping
Also diesen Effekt setzt Steve Vai ganz gerne aus Showtechnsichen gründen in Verbindung mit seinem Vibratohebel ein.
Man greift einen Akkord, wieder am besten in den höheren Lagen, und lässt ihn ruhig liegen. Jetzt nimmt man sich etwas hartes, am besten Plektrum oder, falls steckbar und somit schnell enfernbar, den Vibratoarm und tappt nun leicht gegen eine der Saiten. Die drei dünneren Saiten geben hier mal die stärkeren Töne von sich. Bei Verwendung es Plektrums, dreht die Kante nach außen und tappt mit ihr, senkrecht auf die Saite. Je nachdem wo ihr Tappt kommt mal ein höherer, mal ein tieferer Ton raus...

8. Pick Scratch
Auch ein ewig Bekannter Trick, der aber meist nur in der offensichtlichen Version angewendet wird.
Man nimmt das Plektrum wieder mit der Kante senkrecht zu den Saiten, und schabt dann über die Saite/n. auf den umwickelten Saiten gibt dies einen schleifenden, kratzenden Ton, wenn man diesen Trick aber auf einer der unumwickelten Saiten ausführt, noch etwas Fingervibrato hinzugibt, und das Plektrum schlingernd zwischen Sattel und Steg hin und her bewegt, so erhält man schön freakige Klänge.



So das waren jetzt alle die mir auf die schnelle eingefallen sind. Wenn noch Fragen bestehen oder Erweiterungen gewünscht werden, so wendet euch bitte per PM an mich oder einen Mod.

Ich hoffe ihr hattest Spaß, und vielleicht hat euch das jetzt ja die ein oder andere Inspiration gegeben. :D

Viele Grüße und Stay tuned, CHow

PS: Die Soundsamples sind nicht das wahre, aber ich hab grade nix besseres da als ein GFX 8, dass direkt in den PC läuft. :rolleyes:
 
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  • Legato Harmonic.zip
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  • Natural Harmonics.zip
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  • Pick Scratch.zip
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  • Pinch Harmonics.zip
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  • Ray Gun.zip
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  • String Tapping.zip
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  • Tapping Harmonic.zip
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