CVT-Thread (Complete Vocals Technique)

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SingSangSung
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EDIT by ANTIPASTI: Angeregt durch einige Nebendiskussion soll hier testweise mal ein CVT-Thread gestartet werden. Die ersten Beiträge sind als Auftakt aus einem anderen Thread hierher verschoben worden.

Manche halten CVT für eine gelungene Methode, verschiedene Gesangsstile und Techniken verständlich zu vermitteln, andere halten es schlichtweg eine geschickte Marketingmethode, um Altbekanntes im neuen Gewand zu verkaufen. Darüber soll hier kein Urteil gefällt werden.


Hier mein persönlicher momentaner Kennnissstand:
  • Bei CVT handelt es sich nicht - wie manchmal behauptet wurde - um eine neue Gesangstechnik, sondern eher um eine Lehrmethode. Diese verspricht, sämtliche Stile und Gesangstechniken vermitteln zu können.
  • CVT wurde von der Dänin Catherine Sadolin entwickelt
  • Eine deutsche Übersetzung ihres Buches gibt es wohl noch nicht.
  • Die Technik wird auch über Kurse, Seminare verbreitet

Links:


Nochmal: es geht hier nicht darum, die Methode zu bekämpfen oder zu beschützen/zu bewerben. Es geht darum, sie Interessierten zu erläutern. Es gibt sofort Zensur, wenn hier mit Statistiken, Forschungsergebnissen und unbelegten Versprechen um sich geworfen wird.

...


Hier die letzten Beiträge zum Thema aus dem Thread "Stimme verzerren" von Elisa Day, angefangen mit dem HInweis von Singsangsung auf CVT

____________________________________________

Hi,

ich habe mich ja in den letzten Monaten etwas mit der "Complete Vocal Technique" beschäftigt. Die schreiben auch sehr viel über "Distortion" - in allen Stärken, Varianten und Stufen.

Die Autorin, Catherine Sadolin, kann das auch sehr schön vormachen. Sie kommt ursprünglich vom klassischen Gesang her, hat da auch eine glasklare Stimme.

Ich habe ein paar von diesen Sachen mal ausprobiert (habe aber nicht so das echte Interesse daran, weil ich lieber clean klinge), das war eigentlich ganz einfach. Ich hatte ein Exemplar ihres Buches mal leihweise da, um mir selbst eines zu kaufen, warte ich auf die demnächst erscheinende neue Auflage.

Langer Rede, kurzer Sinn: Schau Dir doch mal die Complete Vocal Technique Seite an und höre Dir auf youtube Klangbeispiele von Catherine Sadolin an.

Gruß,

SingSangSung
 
Eigenschaft
 
Hey,
für mich stellt sich dann auch die Frage, was meinst du mit kratzig?
Bonnie Tyler oder Luis Armstrong oder eher distortion was eher einen rockigen Beigeschmack geben kann?

Ich mache gerade die einjährige Ausbildung von CVT. Und ich muss sagen es eröffnen sich wirklich neue Welten, weil einfach von Klassischem Sänger bis Rock und Musical alles vertreten ist. Und was der Twang dem klassischen Sänger bringt, bringt er dem Rocksänger wieder was anderes, z.B. wenn zu viel getwangt wird die Distortion. Was eben eine möglichkeit des "kratzens" ist.
Aber wie SingSangSung schon sagte, hör die die sachen bei Youtube mal an, vielleicht ist das der Effekt den du meinst!

lg
 
Hallo !
So, jetzt hab ich mir die Sachen bei youtube mal angehört. Ich möchte wirklich keine Polemik lostreten, aber irgendwie überzeugt mich Frau Sadolin nicht wirklich.
Das, was sie als Distortion bezeichnet (und was hier Anzerren/Verzerren genannt wurde, de facto ist es dasselbe) klingt auf den Videos irgendwie gewollt und etwas gekünstelt. Und auch wenn sie es drauf hat - was ich gar nicht bezweifle: ich bin sicher, viele machen das Geröhre falsch nach und einige werden sich damit eher schaden, es ist nämlich durchaus sehr anstrengend für die Stimmbänder, auch wenn sie behauptet, das sei nicht so. Manchen Stimmen ist es gegeben, anderen nicht.... das hat mich ehrlich gesagt ziemlich skeptisch gemacht.
Andererseits geht es kurzfristig ja immer, dieses Anzerren, wenn man etwas Übung hat. Ich habe es am Wochenende auch mal wieder eingesetzt, bei einem Tango, der eigentlich einen sehr wütenden, verzweifelten Text hat. Ich singe das nicht immer verzerrt, aber da hatte ich einfach Lust drauf. Ein paar Sätze eben. Gelingt mit der Zeit jedem geübten Sänger.
Ob man dazu einen teuren Kurs buchen muss.... ich weiss nicht.
schöne Grüße
Bell
 
Hallo Elisa, schön mal wieder von Dir zu hören

zu Bonnie Tyler: hat ihre Stimme bekommen, weil sie sich dem Rat ihres Arztes widersetzte, nach einer Knötchen-Entfernungsoperation nicht zu sprechen....

Welche Art von Kratzen gemeint ist, ist allerdings wirklich wichtig zu wissen.

Das Kratzen eines Louis Armatstrong ist recht einfach hinzubekommen. Man schalte in den "Kermitmodus".... das heisst: es musst sich so anfühlen, als würde man die hiintere Rachenparty "umklappen" und der Ton "zurückgelenkt werden"... das Reiben ensteht dann durch ein Flattern lassen dessen, was da so in den Srimmbänder rumhängt:

Ich hab das hier mal versucht, zu imitieren: einmal nur "Kermitmodus" ohne Verzerrung, gleich danach mit Verzerrung.

satchmo...

"Druck" wird dabei allerdings schon aufgebaut, da oben erstmal gebündelt, also umgeleitet wird ...

Hab mir auch mal son youtube CVT video anguckt (... sadolin teaches distortion) ..

.. und gleich mal versucht, nachzumachen:

normal -> etwas verzerrt -> noch verzerrter

... kommt mir jetzt nicht wirklich besonders vor... im Grunde ähnlich wie oben, nur ohne Kermitmodus. Ein bißchen mit Verengung wird schon gearbeitet, wenn man sowas nicht von Natur aus hat. Da heisst, die Luftröhre bleibt offen, aber im Rachenraum, ganz oben hinterm Gaumen, wird verengt (nach meinem Gefühl). Die kleinen Zippeln, die dieses Distortion erzeugen, müssen ja ordentlich zum Zappeln gebracht werden. Das geht nicht, wenn zu viel Platz vorhanden ist. D.h. es muss "Reibungsfläche" vorhanden sein. Wichtig ist, dabei noch weniger Luft zu verbrauchen als eh schon. D.h, je länger ein klumpen Luft da oben zum Rotieren gebracht wird, um so verzerrter klingt es.

Alles natürlich ohne Gewähr: ich kann ja weder in meinen Körper gucken, noch weiß ich die Fachtermini...

Ergo: ich weiß nicht, ob es hier mit meinem ersten Versuch genau richtig gemacht habe. Was das mit Twang zu tun, weiß ich aber immer noch nicht. Für mich nennt sich das Veränderung der Resonanzräume und Regulierung des Luftweges..

...
 
Die Regulierung des Luftweges und die Verengung der Resonanzräume sind der "Twang".

So wie Du es gemacht hast (Kermit steht sogar im Buch), macht CVT es auch. Sie haben ja auch nicht behauptet, dass sie das erfunden haben.

MfG

SingSangSung
 
antipasti
  • Gelöscht von antipasti
  • Grund: Erledigt durch neuen Thread
Bell
  • Gelöscht von antipasti
  • Grund: Erledigt durch neuen Thread
Völlig d´accord.
Ich habe übrigens auch schon festgestellt, dass ich bestimmte Klangfarben, die z.B. mit diesem ominösen "Twang" bezeichnet werden, intuitiv schon immer angewendet habe. Besser gesagt, da ich schon immer gerne Rock und Jazz gehört habe, war mir bald klar, wie der Gesang klingen sollte. Man übernimmt unbewusst vieles von seinen Vorbildern.
Vielleicht ist CVT ja die Erleuchtung für Sänger/innen, die aus der Klassik bzw. klassischen Ausbildung kommen und wirklich nicht wissen, wie man Contemporary singt.
schöne Grüße
Bell
 
Och menno, manchmal hasse ich Computer wirklich. Ich hatte so ne lange Antwort geschrieben und dann ist die weg.

Also nochmal:
Twang und Disortion sind etwas anderes als der "Kermitmodus", wie man das ja gut hört bei den Aufnahmen von Antipasti! Abgesehen davon sind es eben auch nur Effekte, so wie Bell* sie ja auch nur hin und wieder einsetzt. Es wäre denke ich langweilig wenn man immer mit dem gleichen Effekt die ganze Zeit singt, es sei denn man heißt Armstong mit Nachnamen ;-)

Nochmal zu Sadolin allgemein. Um gut und böse gehts indertat nichtmehr. Und ich fände es schön wenn wir nen Thread zum Austauschen über CVT aufmachen würden.
Es geht auch nicht um Werbung. Die Kurse sind schweine teuer, aber wie bei allen anderen Gesangstechniken gilt bei CVT eben auch dass man sie nicht nur durch lesen des Buches oder im Internet lernt. Und auch wenn man dann ne Übung ausprobiert und die funktioniert dann nicht, oder es kribbelt dann doch im Hals, ist das für mich kein Argument um zu sagen, die Technik taugt doch nichts. Welcher klassische Schüler würde nach dem ersten Passagio welches nicht gleich perfekt ist, den Lehrer wechseln und auf die Technik schimpfen.
Des weiteren sagt Sadolin auch nicht dass sie das Rad neu erfunden hat. SIe hat nur alles in ein neues Schema gepackt, zu dem eben auch neue Begriffe gehören. Welches aber wenn man sich damit beschäftigt, wirklich wenig fragen offen lässt.
Ich habe am Wochenende von drei verschiedenen Lehrern unterricht gehabt. Und ich fand es unglaublich entspannend, dass alle die gleichen Termini nutzten, die gleiche Arbeitsweise hatten und keiner seine eigenen Klangvorstellungen auferlegt hat. Eine unheimlich effektive und angenehme Arbeitsweise.

Sadolin behauptet auch nicht dass CVT DIE Technik ist. Sie sagt dass jeder selbst wissen muss womit er am besten zurecht kommt, ob das nun EVTS, SLS oder die gute alte klassische Technik ist. Was ich auch gut finde ist, dass sie weiterhin an der Technik arbeitet und wissenschaftliche Untersuchungen macht. Das hat dann zwar zur Folge dass manche Dinge die im ersten Druck standen schon wieder überholt sind, aber auf der anderen Seite bleibt es dadurch auch eine lebendige und vorausstebende Technik.

Und natürlich macht ihr viele Sachen die in der Technik vorkommen schon intuitiv richtig. Und dafür braucht ihr auch alle nicht noch ne neue Technik, das verstehe ich schon. Aber vielleicht gibt es da doch Dinge, die auf dauer auf die Stimme schlagen oder Effekte die man gern können möchte. Ich kann dann auch wieder nur für mich sprechen, aber ich glaube einfach nichtmehr an das Jahre üben um etwas zu können, wenn man versteht wie es sein soll, und wo man gerade steht, dann ist der Weg klar und vieles mit zwei, drei Wochen üben getan und dann im motorischen Teil des Hirns verankert und eben jeder Zeit abrufbar.

Wie dem auch sei, ich würd mich freun über einen netten Austausch über CVT.
Lg Julia
 
Völlig d´accord.
Ich habe übrigens auch schon festgestellt, dass ich bestimmte Klangfarben, die z.B. mit diesem ominösen "Twang" bezeichnet werden, intuitiv schon immer angewendet habe. Besser gesagt, da ich schon immer gerne Rock und Jazz gehört habe, war mir bald klar, wie der Gesang klingen sollte. Man übernimmt unbewusst vieles von seinen Vorbildern.
Vielleicht ist CVT ja die Erleuchtung für Sänger/innen, die aus der Klassik bzw. klassischen Ausbildung kommen und wirklich nicht wissen, wie man Contemporary singt.
Saengerinnen, die in der Klassik so festgefahren sind, dass sie nicht mehr normal singen koennen - ich zweifel, dass denen CVT besser hilft als jede andere Bruecke. Soweit ich das aus den Videos blick, hat Fr. Sadolin wirklich nichts anderes gemacht, als mal zu gucken, was macht man mit der Stimme eigentlich und das in eine Methode (nicht Technik, jdarkeyez, hatten wir das nicht schon mal?) zusammengepackelt. Dabei hat sie wohl nicht unbedingt schon gebraeuchliche Namen verwendet, andererseits - was hoerten meine trueben Ohren gerade - support (auf Deutsch Stuetze) ist das Fundament, furchtbar wichtig...
jdarkeyez, welche/s aus antipastis samples ist/sind die mit twang?
Ich wuerd ja einfach sagen, das ist das, was ich intuitiv anwende, wenn ich so *richtig* sauer bin?
Wenn Ihr mal
http://www.youtube.com/watch?v=K1qkiaa15Vg&feature=related
anschaut und da auf die Koerpersprache der blonden Saengern im Verlauf des Videos achtet, das ist interessant.
Mein Daenisch reicht leider nicht sehr weit, aber den fand ich trotzdem auch interessant:
http://www.youtube.com/watch?v=PsscW7b3QMo&feature=related
Soweit ich das blick, sagt Fr. Sadolin, dass unsere Stimme *ein* Instrument ist, mit dem wir alles machen koennen - Klassik, Metal, Rock, ... Sie demonstriert das auch gleich ganz zu beginn, leider nur sehr kurz. Passt zu dem Thread mit den zwei timbres letzhin :)
 
antipasti
  • Gelöscht von antipasti
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Twang und Disortion sind etwas anderes als der "Kermitmodus", wie man das ja gut hört bei den Aufnahmen von Antipasti!

Ich hab das nur rein gesungen, weil Du kurz vorher von der "Armstrong-Verzerrung" sprachst. Also nicht, um ein Beispiel zu Twang zu kreieren.

jdarkeyez, welche/s aus antipastis samples ist/sind die mit twang?
:)

Eine Veränderung der Resonanzräume hatte ich bei beiden. Im zweiten aber ohne Kermitmodus.

Um diese Änderungen zu bewirken, spielt meinem Körpergefühl nach das "weiche Gaumensegel" eine tragende Rolle.

...
 
@Antipasti: Ist doch gut dass du die zwei Gesangsbeispiele reingestellt hast. Das zweite ist halt Distortion nach meinem Wissen und das erste ist ein Growl. Und allebeide basieren auf einer Veränderung des Vokaltraktes. Erst dachte man dass Twang nur durch den Kehldeckel beeinflusst wurde und durch ein übermäßiges schießen eben die Distortion hervorruft. Und Growl in erster Linie der Einsatz der falschen Stimmbänder ist. Soweit ich das jetzt mitbekommen habe geht Twang aber doch Hand in Hand mit einer Veränderung des gesamten Pharynxbereiches. Aber der wichtigste Unterschied zwischen Growl und Twang ist doch die Zungenposition. Bei Growl, durch den "Kermitmodus", ein gefühl von Zunge schlucken und Twang durch die hinteren Zungenränder an den Molaren, die oberen hinteren Zähne zu platzieren. Wobei all diese "Tips" bei jedem anders wirken weil wir eben alle anders gebaut sind. Aber das ist dann so eine Art Richtposition, von woaus jeder ein wenig feintuning betreiben muss.

@moniaqua: sorry, das mit methode und technik ist halt nicht so einfach, weil es glaube ich in Bezug auf Stimme auch nicht wirklich definiert ist und gerade CVT eben mit technique endet ;-) Aber ich probiere das mal konsequenter zu halten.
Support, zu deutsch halt Atemstütze ist schon ein sehr wichtiger Teil bei CVT. Und erstaunlicherweise ist damit wirklich unglaublich viel an Problemen zu lösen, sei es Vibrato, ungewollte Distortion oder auch Töne schief singen.

@Bell: was die Klangfarben angeht stimmt das auf jeden Fall. In Europa ist es noch nicht so gebräuchlich um mit Twang zu singen, ich denke weil hier einfach auch das klassische Klangideal viel stärker vertreten war und noch ist als z.B. in Amerika. Es ist so das Pavarotti seine höchsten Noten gebeltet hat, aber durch den tiefen Kehlkopfstand, ist Belting in der Klassik mit einem ganz anderen Klang verbunden als im Pop oder Musicalbereich. Twang ist unter anderem ein Mittel um den Klang zu verändern, hilft aber z.B. oft auch sauberer zu singen. Twang ist aber nicht an/aus zu schalten sondern kann eben auch wohl portioniert eingesetzt werden. Z.B. auch in der Klassik, es kann mehr brillianz und tragweite beitragen ohne dass es sich quäkig anhört.
 
Pharynxbereiches.

Sicher. Da spielt einiges zusammen. Geringste Veränderungen an allen beteiligten Organen bewirken auch eine Klang- bzw Resonanzänderung. Durch Ausprobieren und Rumspielen kannn man das sehr gut an sich selbst feststellen. Wie schafft es CVT, diese doch sehr schwer zu beschreibenden inneren Vorgänge zu vermitteln?
 
Es gibt einige Schemas in denen der Zusammenhang erklärt wird. Kelhkopfstand ansich, Zungenstand, Mundöffnung etc. Jeweils wird dann erklärt was was bewirkt. Und man probiert eben unheimlich viel aus, so dass man selbst die Unterschiede kennenlernt. Was passiert wenn ich meinen Kehlkopf senke und dabei mein Gaumensegel hebe, was passiert wenn ich nur den Kehlkopf senke etc.
Natürlich ist es für die CVT Dozenten auch unmöglich in den Sänger rein zuschaun, aber man entwickelt selbst als zuhörer sehr schnell eine intuition dafür was jetzt gut und oke ist und was nicht. Und es wird eben ständig feedback gefragt, wenn was schief ging und auch gerade wenn was gut ging. Was habe ich da gerade genau gemacht, lag es daran dass ich wirklich was z. b. am Stand der Zunge geändert habe oder hab ich vielleicht doch die Stütze anders eingesetzt etc.
Und das hilft einem sehr schnell dinge im motorischen Gedächtnis abzulegen und sie wieder aufzurufen wenn nötig.

Es ist definitiv eine Methode die eben die Technik vermittelt! Ganz bewusst Kontrolle haben über das was ich tue. Nicht die Stimme entscheiden zu lassen, sondern selbst entscheiden zu lernen welchen Klang und welche Farbe ich gern haben möchte. Singen besteht sicher zu mehr als 70% aus Interpretation und vielleicht zu 30% aus Technik, aber das eine geht ohne das andere nicht, zumindest auf dauer. Und wenn man dann eben mal nen scheiß Tag hat und nicht in das Gefühl für den Song reinkommt, kann man eben durch die Kontrolle über die Technik doch sehr viel retten.
 
@moniaqua: sorry, das mit methode und technik ist halt nicht so einfach, weil es glaube ich in Bezug auf Stimme auch nicht wirklich definiert ist und gerade CVT eben mit technique endet ;-) Aber ich probiere das mal konsequenter zu halten.
Ja, der Name ist imho ein bisschen ungluecklich gewaehlt.
Support, zu deutsch halt Atemstütze ist schon ein sehr wichtiger Teil bei CVT. Und erstaunlicherweise ist damit wirklich unglaublich viel an Problemen zu lösen, sei es Vibrato, ungewollte Distortion oder auch Töne schief singen.
Der ist nicht nur wichtig bei CVT. Das ist schon bei Belcanto so, sag ich jetzt einfach mal :)) Die Stuetze verfolgt mich zur Zeit - wenn's bei der Querfloete ned klappt, und Hals zu oder Ansatz waren es mal nicht, was war es? Richtig, die Stuetze...
So erstaunlich find ich das nicht, dass damit unheimlich viel zu loesen ist - wenn's schon am Fundament fehlt, wie kann dann ein Haus gerade stehen? Beim Singen ist es halt andersrum - wenn man schon von unten her Druck nach oben macht, wie soll man dann den Kehlkopf frei kriegen? Stuetze ist ja im Prinzip nichts anderes, als die Luft unten halten und dosiert abgeben.
 
@Bell: was die Klangfarben angeht stimmt das auf jeden Fall. In Europa ist es noch nicht so gebräuchlich um mit Twang zu singen, ich denke weil hier einfach auch das klassische Klangideal viel stärker vertreten war und noch ist als z.B. in Amerika. Es ist so das Pavarotti seine höchsten Noten gebeltet hat, aber durch den tiefen Kehlkopfstand, ist Belting in der Klassik mit einem ganz anderen Klang verbunden als im Pop oder Musicalbereich. Twang ist unter anderem ein Mittel um den Klang zu verändern, hilft aber z.B. oft auch sauberer zu singen. Twang ist aber nicht an/aus zu schalten sondern kann eben auch wohl portioniert eingesetzt werden. Z.B. auch in der Klassik, es kann mehr brillianz und tragweite beitragen ohne dass es sich quäkig anhört.

Aber Männer belten doch eigentlich immer - wenn Du die selbe Definition für Belten benutzt wie ich, nämlich: vollstimmigeres Singen. Männer singen nie in der isolierten Kopfstimme; Frauen hingegen sehr wohl, jedenfalls in der Klassik. Dass der Kehlkopf im Contemporary höher steht bzw. höher stehen darf oder sogar stehen soll als beim klassischen Gesang, ist auch klar.
Ihr macht das, was ihr Twang nennt, also über die Zungenstellung. Interessant. Ich würde an meiner Zunge nie (mehr) herummanipulieren; ich lasse sie möglichst gänzlich in Ruhe. Das ist ein Fazit aus diversen Zungenverrenkungen aus meiner klassischen Ära ;)
schöne Grüße
Bell
 
Hi,

was ich an CVT wirklich gut finde ist die Unterteilung des Gesangs in verschiedene "Modes". Dazu hat sich Sadolin ganz viele verschiedene Sänger/innen angehört (in Zukunft immer Sänger für beide Geschlechter) und versucht, die verschiedenen Klänge zu sortieren, Gemeinsamkeiten und Grundsätzliche Unterschiede zu finden.

Sie wollte weg von den alten Begriffen, weil die sowieso jeder anders verwendet (meine Zustimmung hat sie). Natürlich hat das auch Nachteile, weil ein nicht-CVTler die Sachen dann erst mal nicht versteht, aber ich bin von dem System sehr angetan.

Ich habe jetzt sehr wenig Zeit, daher sind die Klangbeispiele erstmal zum selbersuchen.

Neutral: Die leise "Säuselstimme", so, wie wenn man ein Kinderlied singt. Wenn da Luft dabei ist dann ist es "breathy neutral". Wenn man den Modus verstärkt (durch viel Stütze und Training des Modus), dann wird es compressed Neutral. Klassische Sängerinnen singen fast nur "neutral", bei hohen Tönen ist Neutral genau so laut (oder lauter) wie andere Modi. Neutral von mir gibts im Blind-Guardian-Thread, wo ich dieses Mittelerde-Lied gesungen habe. Der ganze Anfang ist Neutral.

Curbing: Das ist der "jammerige Ton", was die Belcanto-Leute auch nehmen und was viele als "Mix" bezeichnen. Habe ich mal in dem Helium-Thread vorgemacht, als übung. Das ist ganz bestimmt Curbing.

Overdrive: Das ist das, was hier viele als Belting bezeichnen würden, kontrolliertes Rufen sozusagen. Von mir zu hören auch bei dem MIttelerde-Lied, das erste "I say farewell" ist ziemlich gutes Overdrive. Auch bei meinem Lied "Lonely Sunday" ist das eine hohe laute A Overdrive (während sonst in der Strophe bei den hohen Tönen Neutral verwendet wird).

Belting: Das ist vom Klang her schärfer als Overdrive, so eine "Keife-Stimme". Allerdings bei ganz hohen Tönen leicht zu verwechseln mit Neutral+viel Twang. Es könnte sein, dass von meinem Geschrei (was ich nicht gut finde), was auch in dem Mittelerde-Lied zu hören ist, etwas Belting dabei ist. Aber im Wesentlichen kann ich kein Belting.

Mir hat diese Einteilung unheimlich geholfen. Vor allem kam ich dadurch von diesem bei SLS-eingeübten Zwang weg, ab einem bestimmten Ton unbedingt umschalten zu müssen.

Das cvt-Buch steckt voll Beispielen (auch Hörbeispiele) und HInweisen (z.B. ändern der Vokale), wie man einen bestimmten Mode sauber kriegen kann.

Wenn man dann die Modes sicher kann, kann man Effekte wie Distortion hinzufügen oder anfangen, zwischen Modes überzuleiten (der Übergang vom Overdrive zu Curbing bei höheren Tönen wäre z.B. das klassische Passaggio).

Ich hatte ja schon viel Gesangsunterricht, aber viele Dinge konnte mir keiner Erklären. Manches galt auch einfach als falsch, und ich fragte mich immer: Warum habe ich so viele verschiedene Stimmen? Welche ist nun meine "richtige" Stimme? Was ist falsch? Dieses Ordnungssystem hat mir das endlich alles beantwortet, ich kann nun viel freier und "unkomplizierter" singen.

Das mit dem vielen Twang sehe ich kritisch, weil da so schrecklich klingt. Allerdings verwende ich bei hohen Tönen (wenn sie funktionieren) durchaus schon einiges an Twang, und das erklärt mir, warum ich, wenn ich Klassik singe, ums Verrecken keine hohen Töne hinbekomme. Im Rock-Pop-Bereich komme ich ja super bis zum A oder auch noch höher. Heute hab ich (wegen dieses Threads) mal mit etwas mehr Twang gesungen, und kam prima zum hohen C (nur dass mir der KLang nicht gefällt). Wenn man das klanglich dann wieder hinbiegen könnte, wäre ich echt super zufrieden.

So, sorry, dass ich so wenig Zeit habe, wenn jemand die Links findet, vielleicht hier mal reinstellen.

Gruß,

SingSangSung
 
Nee, ich würde nicht sagen dass Männer immer Belten oder es einfacher ist für sie.Jeder Mann kann genauso alle vier Modi singen wie jede Frau auch. Es ist so dass einem gewisse Dinge leichter fallen. Dass jemand z.B. gewöhnt ist in Neutral (etwa zu vergleichen mit Kopfstimme) zu singen, der muss dann lernen wie man beltet. Andersrum gibt es Leute die nur in Overdrive (gleicht etwa dem dir bekannten Belting denke ich) und Belting gewohnt sind zu singen, für die ist es schwieriger um dann in Neutral zu singen. Aber generell kann jeder alles singen.
Belting bei CVT ist anders als das dir bekannte Belting. Ich denke das dir bekannte endet etwa bei c2/d2 ? Das wäre bei CVT eher Overdrive. Mit Belting kann man noch wesentlich höher singen als c2/d2, aber es ist auch nochmal ne Schippe drauf an schärfe und oft auch Volumen. Manche wählen darum ab c2/d2 doch wieder Curbing, was in der Höhe auch viel Volumen bringt aber eben nicht so scharf klingt. Frauen wählen in der Höhe oft Neutral weil damit eine Art fake-belting erzeugt werden kann.

Die Einteilung bei CVT geht auch nicht von Registern oder Brust und Kopfstimme aus. Teile davon kann man mit der gewohnten Einteilung vergleichen. Aber es ist nicht dasselbe.
CVT geht davon aus das Registerbrüche nicht nötig sind. Dass Registerbrüche dadurch entstehen dass z.B. in der Klassik ein bestimmter Klang mit einem bestimmten Volumen gewünscht ist. Wenn man es genau betrachtet, wechselt man schon von Technik, wie z.B. von Brust zur Kopfstimme, aber dadurch dass im CVT nicht versucht wird die "Register" anzugleichen sind sie auch eigentlich nicht da.

Was die Zunge betrifft, scheint die Spannung um die Lippen schlimmer zu sein für die Stimmproduktion. Daher wird vorallem in der Höhe probiert Vokale zu ändern, nur durch Änderung der Zungenstellung. Das ist auch ein wichtiger Teil bei CVT, Vokaländerungen. Weil manche Vokale in manchen Modes der Stimme auf dauer schaden können. Wobei es so ist dass manche Leute wahnsinnig lange diese Vokale singen können ohne was zu merken und andere direkt ein Kribbeln fühlen würden oder eben die Stimme in einen Mode wechseln würde.
Hoffe dass ich das ein wenig verständlich erklärt habe?! Es ist schwierig, und es sind immer einige Leute die den Kopfschütteln weil viele Dinge einfach abweichen von dem was einem jahrelang eingebläut wurde. Man muss für manche Dinge einfach mal seine Festplatte im Kopf resetten, und eine neuprogrammierung zulassen;-)
 
Ich denke das dir bekannte endet etwa bei c2/d2 ? Das wäre bei CVT eher Overdrive. ... Mit Belting kann man noch wesentlich höher singen als c2/d2, aber es ist auch nochmal ne Schippe drauf an schärfe und oft auch Volumen.

Aha. Dann "overdrive" ich Eurer Terminologie zufolge aber nicht, sondern singe im Modus Belting, weil ich bis g" und an guten Tagen auch bis f" belten kann.
Gut, das hab ich schon mal wenigstens kapiert ;)
Überhaupt, das mit den vier Modi (Neutral, Curbing, Overdrive, Belting) ist mir klar. Ganz interessant, das von dieser Perspektive aus zu betrachten.
Was Ihr hingegen Twang nennt, ist mir immer noch ein Rätsel. Das, was ich an Beispielen gehört habe, klingt so scheusslich in meinen Ohren...

Was die Zunge betrifft, scheint die Spannung um die Lippen schlimmer zu sein für die Stimmproduktion. Daher wird vorallem in der Höhe probiert Vokale zu ändern, nur durch Änderung der Zungenstellung. Das ist auch ein wichtiger Teil bei CVT, Vokaländerungen. Weil manche Vokale in manchen Modes der Stimme auf dauer schaden können. Wobei es so ist dass manche Leute wahnsinnig lange diese Vokale singen können ohne was zu merken und andere direkt ein Kribbeln fühlen würden oder eben die Stimme in einen Mode wechseln würde.

Ja, aber das ist mir zu allgemein bzw. das kennen wir ja aus dem klassischen Gesangsunterricht auch zur Genüge.
Welche Vokale meinst Du und in welchen Lagen ? Bitte bitte ein bisschen konkreter, damit ich es nachvollziehen kann.

Hoffe dass ich das ein wenig verständlich erklärt habe?! Es ist schwierig, und es sind immer einige Leute die den Kopfschütteln weil viele Dinge einfach abweichen von dem was einem jahrelang eingebläut wurde. Man muss für manche Dinge einfach mal seine Festplatte im Kopf resetten, und eine neuprogrammierung zulassen;-)

DAS wäre mir persönlich zu sektenhaft. Ich lasse mich ungern programmieren bzw. umprogrammieren, von wem auch immer. Gegen das Einbläuen war ich auch eher resistent, und vieles an Gesangstechnik habe ich mir durch Hören und Fühlen selbst angeeignet.
schöne Grüße (von einer immer noch interessierten)
Bell
 
Kann schon sein dass du dann in der Höhe beltest nach CVT begriffen, kann ich halt so wenig zu sagen weil ich dich ja nicht höre ;-)

Twang in der normalen Sprechstimme hört sich im schlimmsten Fall an wie die Nanny (diese amerikanische Serie. Also nicht die Synchronstimme, die reicht da nicht ran) und die Amerikaner bekommen den Twang wohl schon mit der Muttermilch eingeflößt ;-)
Aber je nach Stärke und restlicher Vokaltrackteinstellung ist Twang eben garnicht so schlimm. Dran gewöhnen muss sich der Europäer aber wohl immer dran. Twang pur kann eben manchmal sehr schlimm klingen, aber wohl dosiert eingesetzt ist es garnicht so schlimm.

Das mit den Vokalen ist eine etwas schwierige angelegenheit über schriftlichem Wege, aber ich versuchs.
Es gibt diese vier Modi. Und an jeden Modus sind gewisse Vokale gekoppelt die man in der Höhe verwenden sollte. Wo diese Höhe anfängt in der man angleichen sollte ist individuell, manche müssen füher anfangen als andere. Das lernen dieser Vokale scheint am Anfang sehr mühselig, aber irgendwann geht es automatisch und man arbeitet eher mit dem Stand der Zunge und dem Mundraum ansich, als sich pur an diese Vokale halten zu müssen. In Neutral kann man z.B. alle Vokale singen, mache finden da aber auch den ein oder anderen einfacher z.B. das /ie/ von Liebe.
Bei Overdrive z.B. sollte man sich in der Höhe eher an /ee/ von "stay" und /oo/ von "so" halten (das sind die englischen versionen, weil die deutschen noch nicht draußen sind).Es klingt ein wenig wie Heeey Hoooh von Fussballfans und man kann es nicht leise machen, sonst rutscht man in einen anderen Mode. Ein gewisses Volumen ist also an Overdrive gekoppelt. Bei Overdrive hat man das Gefühl dass alles offen ist in der Kehle, also ein Gefühl von Weite. Wenn man in Overdrive singt und man singt dann z.B. ein /ie/ merkt man ganz schnell wie im Kehlkopfbereich Spannung entsteht, weil der Artikulationsstand ein anderer ist. Und man das Volumen sackt auch ganz deutlich ab.
Am Anfang wird versucht im Centre des Modes zu singen, eine Art gesunder und perfekter Bereich. Wenn man die Modi alle gut unter Kontrolle hat kann man sich langsam in Randbereiche wagen, schaun in wieweit das verformen der Vokale nötig ist, vielleicht Effekte beimischen etc, aber man sollte sich dabei immer bewusst sein in welchen Mode man gerade singt.

Das ändern der Vokale hört sich wenn man spricht ganz schrecklich an, aber ab einer bestimmten Höhe macht unser Ohr nur noch wenig unterschied. Man hört die Veränderungen also nicht. Im klassischen Gesang ist es z.B. auch so dass in den höchsten Höhen keine wirklichen Unterschiede mehr zu hören sind zwischen den Vokalen.

Was die Sekte angeht;-) Also als Sekte würde ich das nicht betiteln, hat damit wirklich nichts zu tun. Die Leute die auf Bel Canto basiert unterrichten gehören ja auch keiner Sekte an. Und es ist doch prima, wenn du so gut mit deiner Stimme klarkommst und intuitiv und durch hören alles richtig machst. Das mit dem Programmieren war vielleicht komisch erklärt. Ein anderes Beispiel: Der Biolehrer meines Bruders hat vor zwei Jahren gesagt bekommen dass ein seit jahren geltender Standardwert überprüft wurde und es schien dass sich damals jemand verrechnet hat. Von da an musste er also einen anderen Standardwert im Kopf haben. Es gibt also oft neue Erkenntnisse über dinge, die man dann an die Stelle von alten Erkenntnissen stellen KANN.
Für dich kann es gut sein, dass das ganze CVT Ding unnötig ist. Aber es gibt eben genug Menschen bei denen das nicht so problemlos funktioniert und die sind dann doch ganz glücklich damit, dass es manchmal neue Erkenntnisse gibt!
 
Ich habe jetzt sehr wenig Zeit, daher sind die Klangbeispiele erstmal zum selbersuchen.

So, sorry, dass ich so wenig Zeit habe, wenn jemand die Links findet, vielleicht hier mal reinstellen.

Einen hab ich, das ist so ne Art Schnelldurchgang durch die vier Modes:
http://www.youtube.com/watch?v=lu6aPXoN3k0&feature=related

jdarkeyez, "stay" ist imho ein klares /ä/-/i/. /ee/ waere - englisch - z.B. bee (Biene), entspricht also mehr dem /i/ von Liebe; wenn Du /e/ wie in See meinst, hmm, da faellt mir grad kein englisches Wort ein.
/oo/ englisch kann entweder deutsches u sein (foot) oder <gruebel> sorry, faellt mir grad ned ein. Geschlossenes o - hmm, haben die sowas? :) Offenes o ja, z.B. mit in b_o_at.

Vokale anpassen, dass sie singbar werden, kenn ich auch aus dem Chor/meinem Unterricht, ich weiss allerdings nicht, inwieweit das dem CVT entspricht.

SingSangSung, "Ordnungssystem" gefaellt mir ganz gut als Bezeichnung :)

Bell*, Twang versteh ich auch nicht, die Nanny sagt mir nix, aber wenn das so ein Sound ist, wie so manche SouthernBelles manchmal klingen, brauch ich den glaub ich nicht ;)
 

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