Als Klassikgitarrist E- oder Westerngitarre schwierig?

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joStone
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Hallo zusammen :),
ich bin nun seit etwa 1,5 Jahren am lernen der Klassikgitarre oder sagen wir mal genreunabhängig "Nylonstringgitarre mit klassischer Technik".
Ich bin auch immernoch sehr überzeugt von dem Instrument, weil ich den Klang und das Spielgefühl beispielsweise einer Westerngitarre vorziehe.
Auch ist das Instrument so flexibel durch den "reinen" Klang (Neben Klassik, Flamenco und Jazz generell Neuinterpretationen verschiedenster Stücke, die nicht für Gitarre geschrieben wurden).

Doch natürlich interessier ich mich auch mal für das Spielen auf 'ner E-Gitarre oder auf Stahlseiten. Ich kam jz schon ab und zu dazu, auf zwei unterschiedlichen Westerngitarren zu spielen, beide sehr Low Budged (glaube Anschaffung 100-250 EUR).
Auch hat vor allem eine davon sehr hohe Saitenlage, etwa am 12. Bund wie eine Klassikgitarre. Nun habe ich das Gefühl dass ich überhaupt gut auf diesen Gitarren klinge und verschiedenste Techniken funktionieren überhaupt nicht, wie Barree Griffe, sodass alle Saiten klingen.
Nun dachte ich das liegt an der ja bekanntermaßen höheren Saitenspannung, doch das halte ich für reine Gewöhnungssache. Ansonsten grobe Liedbegleitung funktioniert tendenziell schon, doch auch Strumming, wie ich es mit den Fingern/Nägeln auf meiner Klassikgitarre mache, hat keinen guten Klang (Plektrumspiel ist mir noch ein Fremdwort ;)) und Fingerpicking mit meinen Nägeln kommt mir auch komisch vor.
Auch habe ich eine E-Gitarre hier zuhause, jedoch keinen Verstärker, die ich mal testweise unplugged gespielt habe. E-Gitarren sollen ja angeblich so einfach zu spielen sein, doch auch hier klingen die Saiten bei Barre Akkorden nicht.
Liegt das ganze daran, dass man auf diesen Gitarren einfach technisch ganz anders spielen muss, und ich meine klassische Spielweise abändern muss? Beispielsweise schräg/gewölbt greifende Barres (statt gerade), keine Nägel beim Fingerpicking bzw. auf Plek umstellen?
Und wie sieht das bei euch aus, gibt es welche, die auf nur mit Klassikgitarre angefangen haben und diese auf primär spielen und davon berichten können? Sind die Gitarren auf denen ich spiele einfach zu schlecht eingestellt? Bin ICH einfach zu schlecht?! :D


Fragen über Fragen, aber ich würde mich über Antworten freuen!
Es ist halt frustrierend wenn ich mir Mühe gebe, klassische Spielweise zu erlernen und zu perfektionieren und diese dann garnicht auf andere Gitarrentypen anwenden kann...
 
Eigenschaft
 
Wieso dir Barrés auf anderen Gitarren schwerfallen kann man nicht sicher sagen, ohne das zu sehen.. kann Handhaltung sein, Saitenlage etc pp..
Auch was den Sound angeht.. der ist halt anders, daran musst du dich gewöhnen. Alles mit Stahlsaiten wird immer heller klingen.

Es ist halt frustrierend wenn ich mir Mühe gebe, klassische Spielweise zu erlernen und zu perfektionieren und diese dann garnicht auf andere Gitarrentypen anwenden kann...

Klassische Spielweise hat leider einfach mit Spielweisen auf anderen Gitarren nicht umbedingt 1zu1 etwas zu tun.
Zum ersten: Auf Western und E-Gitarre wird einfach viel mit Plektrum gespielt.
Als ich nach fast 15 Jahren klassischer Gitarre angefangen habe mehr E-Gitarre zu spielen, kam ich mir wie ein Idiot vor, weil meine recht Hand mit dem Plektrum gar nicht konnte.
Muss man einfach viel üben.
Es gibt aber einige Spielarten, wo man als klassischer Gitarrist sehr profitiert:
Alles was mit Fingerpicking zu tun hat ist vergleichsweise schnell zu lernen. Seien es richtige Fingerpicking-Stücke wie Tommy Emmanuel, oder auf der E-Gitarre irgendwelche Balladen, wo viel gezupft wird.

Jedoch muss man die verschiedenen Gitarren schon als verschiedene Instrumente begreifen.
Gerade die E-Gitarre erfordert eine ganz andere Einstellung zum Spiel:
Bei der klassischen Gitarre lässt man gerne viele Noten mitklingen, wenn diese harmonisch in den Kontext passen. Bei der E-Gitarre muss man viel mehr dämpfen. Gerade wenn Verzerrung mit ins Spiel kommt.
Sowohl linke, als auch rechte Hand sind viel mehr mit Dämpfen beschäftigt, als auf der klassischen Gitarre.

Ansonsten kommt es wirklich einfach darauf an, was man so gespielt hat.
Ich würde z.b. auch klassische und Flamenco-Technik nicht in einen Topf werfen wollen. Jazz erfordert eine ganz andere Denkweise und Skillsets als Klassik.
Auf der E-Gitarre besteht ein Riesenunterschied zwischen 3-Akkord Popsongs und dem 6-Minuten Shredding-Part eines Metal-Songs.
Es fällt sehr schwer, das alles irgendwie unter einen Hut zu bringen und zu sagen: "Ja, klassische Spieltechnik lässt sich nicht auf andere übertragen", oder "Nein, klassische Technik ist super vorteilhaft, wenn man andere Gitarren lernen will"
Davon mal ganz abgesehen, dass Unterschiede wie Griffbrettbreite, Halsdicke, Mensur, Spielhaltung etc massiv in diese Geschichte mit reingrätschen.

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass manche Sachen, die ich konnte, weil ich lange klassisch gespielt habe sehr von Vorteil waren, als ich angefangen hab E-Git und Western zu spielen, dass aber andere Dinge mir auch sehr im Weg standen.
Ohne Reihenfolge:
Positiv beim Lernen:
- generelles Verständnis der Musik
- Fingerfertigkeiten linke Hand
- Soundformung rechte Hand
- gefestigte Klangvorstellung
- Notenlesen
- Spieltechnik rechte Hand

Negativ:
- eingefahrene Spielmuster
- Gewöhnung an vergleichsweise schnelle Erfolge, die etwa beim Lernen des Plektrumspiels nicht mehr gegeben waren
- Gewöhnung an das Verhalten der Saiten
- Gewöhnung an bestimmte Spielhaltung

etc pp..

Vieles ist Gewöhnungssache, manches ist auch nach Jahren noch komisch (beispielsweise bin ich es super gewohnt meinen linken Daumen nicht überstehen zu lassen, aber in einigen Stücken sollte man das, wenn man damit greifen will..)
Aber es wird immer auch eine individuelle Geschichte sein, je nachdem was man halt bisher so gespielt hat und dann in Angriff nimmt.
 
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Guten Tag,

Finde auch das sich beide Instrumente grundlegend unterscheiden, insbesondere durch die anderen Akkorde bei Verzerrung (Powerchoards), bends, slides, tapps, etc. Die alle nicht auf der klassischen Gitarre funktionieren.

Würde anraten direkt Mal auf E-Gitarre zu wechseln, aber vorher die Gitarre anständig einstellen zu lassen und je nach Budget einen geeigneten Verstärker besorgen, da Effekte auch noch benötigt werden, würde ich erst ab rund 800€ Budget was anderes als Multieffektgerät und Cleaner Amp bzw. Modeller kaufen, da man sonst nicht alles abdecken kann.

Generell finde ich Modeller auch besser, wenn man seine Richtung noch nicht kennt.

Mit freundlichen Grüßen

Maximilian Schütz
 
Ich pflichte den beiden Vorschreibern bei, dass es zwar beides Gitarren sind, aber dennoch grundverschiedene Instrumente, sowohl klanglich (klar); was die Griffarten anbelangt, Spielweise überhaupt, das Handling und und und...
Vorteil ist halt, durchs klassische Spiel, Du hast dadurch bereits Verständnis über die Lage der Töne auf dem Griffbrett; zu Musik allgemein; und halt auch Theorie (Quint, Terz etcpp).
Das ist schonmal ordentlich was :)
Mit einer E- oder Westernklampfe da zurechtzukommen (wobei ich auch unterscheide was die Spielbarkeit angeht; E ist nicht gleich Western, auch wenns beide Stahlsaiten hat) ist schlichtweg Übungssache und auch abhängig vom Genre und dem persönlichen "Talent".
Mer gewöhnt sich aber bei regelmässiger Übung recht schnell daran.

Bei mir war es zB umgekehrt. "Früher" also zu Beginn des Musikmachens mit E Gitarre angefangen; Rock, Metal, Crossover und sonen Kram; halt mit viel bendings, pull off, hammerings.... Gedämpfe, überverzerrt ... Sonen Krempel halt.
Und dann zur Westerngitarre und Nylon gekommen. Die ganzen "E-Techniken" klappten da halt nicht wirklich, oder klangen einfach nur Sche**e, also musste das iwie angepasst und teils "ummodifiziert" werden *lach* Das gab oft verkrampfte Hände....
Geblieben bin ich bei der Western, weil die für mich einen guten Kompromiss aus E und A bietet (bin absolut kein Virtuose oder Gitarrenguru, im Gegenteil). Es soll halt klingen.
Dann kam Irish Bouzouki dazu, was auch nochmal ne völlig andere Spielart und Fingerstyle oder Plec Techniken brauchte, aber sich dennoch alles iwie verbinden lässt.

Will sagen: Wenn Du eh schon angefangen hast Gitarre zu spielen (klassische) ist das E klampfen dann bloss noch Gewöhnung und Übung.
Ich finde, E ist ne "Vereinfachung" von Akustikweisen.
 
Danke für die ausführlichen Antworten!
Ich denke ich werde in nächster Zeit mal drüber nachdenken, nen günstigen Verstärker zu besorgen, wenn ich eh schon ne E-Klampfe hier hab... Westerngitarre kommt wegen Lautstärke (Plektrumspiel) in meiner Mietwohnung garnicht infrage :mad::engel:
Verstärker kann man ja leise drehen oder auf Kopfhörer laufen lassen.
 
Ich hatte auch anfangs ziemliche Probleme, von meiner schönen Hanika auf eine Westerngitarre umzusteigen. Hat mich ziemlich viel Zeit gekostet, endlich meine Stücke auch auf der Western Gitarre spielen zu können.
Ich hatte vor allem Probleme mich an die neuen Saiten zu gewöhnen
 
Mal abgesehen vom Akkordeschrubben bei der Gesangbegleitung sind das richtig verschiedene Instrumente, wenn man "instrumentenspezifische Idiome" nutzen möchte. Du wirst schon bestimmte Spieltechniken der klassischen nicht oder kaum auf der Steelstring anwenden (apoyando), und typische Bendings oder Effekteinsätze der E-Gitarre machst Du in der Regel weder auf der klassischen noch auf der Steelstring. Übrigens hast Du auch auf der Nylonstring zwei ziemlich verschiedene Spielweisen, nämlich die der "Klassiker" und die der Flamencospieler.
 
Oh, verfall nicht in den Glauben "eine Gitarre ist ne Gitarre".
Alle drei Typen (Klassik, Western, E) sind zwar "Gitarren" aber nur weil du zb Saxophon spielen kannst, bist du lange noch kein guter Querflöten Spieler.
Dabei sind beides Holzblasinstrumente und funkltionieren ähnlich.

Ich zb hab jetzt nach 3 Jahren meine E-Gitarre verkauft.
Ich wurde einfach nie Warm und empfand es sogar als die schwerste der 3 Modelle.
Du kannst auch wenig bis nichts 1 zu 1 übertragen, da die Spielweise wie unser Disgracer anmerkte, eben unterschiedlich sind.

Was dein Barrè Problem betrifft:
Das ist echt nur übungssache. Ich greife an jeder Gitarre Barrè ohne Probleme weil meine Finger einfach darauf trainiert sind (jetzt vielleicht "waren" :redface:).
Das hat auch nichts damit zu tun, das die Western die du anspielen konntest im Low Butget Bereich angesiedelt waren.
Meine 200irgendwas Sigma lässt ein flottest Barrè spielen genauso gut zu wie meine 450€ Tanglewood oder eine 2000€ Irgendwas.

Wie du richtig Erkannt hast, musst du dein Spiel etwas abwandeln.
Das bedeutet NICHT (extra groß für uns Klassiker!) das du jetzt deine Nägel total abfeilen musst (Klassische Gitarrist..... Bibis Beauty Place lässt grüßen :rolleyes::D ).
Aber du wirst dich dem neuen Instrument anpassen müssen.

Aber alle Beiträge sollen dich natürlich nicht abhalten, dennoch mit der Western und E- Gitarre anzufangen :great:
 

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