Witterungseinflüsse auf Akkordeon/Harmonika

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Sind die Tonkanzellen aus Holz gerfertigt, so gibt es zwischen Zungenplatte und den Holz-Tonkanzellen eine dünne Wachs-Schicht zum Abdichten. Auch dieses Wachs gibt es in verschiedenen Qualitäten.

Ist das Instrument insb. in der kalten Jahreszeit einem schnelleren Temperaturwechsel ausgesetzt, so soll es sich auch "akklimatisieren", damit die Töne möglichst gleichmäßig klingen.

1. Gibt es dieses Problem eigentlich nur bei Holz-Tonkanzellen?

2. Sind diatonische Harmonikas ebenso davon betroffen?

Johannes B.
 
Eigenschaft
 
Die Sache mit dem Akklimatisieren betrifft weniger das Holz und das Wachs, als mehr die Stimmzunge!

In aller erster Linie geht es hierbei um die Stimmplatten und Zungen, denn bei deutlichen Temperaturunterschieden kommt es an den gut wärmeleitenden Stimmzungen durch das vorbeiströmen kälterer Luft zu Kondensation und später zu Rost und Korossion – gar nicht gut!
Das Holz verdaut das in der Regel ganz gut und das Wachs ist eher alterungsempfindlich und wird über die Jahre (heute eher Jahrzehnte) brüchig. Beim Wachs muß man eher bei Sonneneinstrahlung zusammen mit sehr warmen Temperaturen aufpassen damit das Wachs nicht zu weich wird und die Stimmplatte davon schwimmt.

In der Hinsicht sind alle Akkordeone gleich aufgebaut und betrifft also gleichermaßen chromatische, wie diatonische, deutsche, französische und chinesische Instrumente

Gruß,
maxito
 
Mein Handzugsinstrumentenmacher hat gesagt, daß das Akkordeon all das mag, was der Mensch mag (außer wenns naß wird). Also keine übermäßige Sonneneinstrahlung, starke Temperaturwechsel etc.

Das Wachs dient nicht zum Abdichten, sondern zur Befestigung der Stimmplatten.
 
Hallo,

interessantes Thema - meine Erfahrungen dazu:
Im großen und ganzen stecken Akkordeons eine ganze Menge weg (auch wenn man es nicht darauf anlegen sollte :D).

- Vor ein paar Jahren ist mein kleines Concerto I bei einem Festzug durch einen plötzlichen Regenschauer völlig durchnässt worden. Nachdem ich es nach 2 Stunden mit aufgezogenem Balg wieder trockengelegt hatte, konnte ich nicht die geringste Beschädigung feststellen (ich hatte schon befürchtet, daß der Papierbalg sich auflöst) - das Akkordeon hat übrigens nach seiner Herstellung (1958) nie wieder eine Werkstatt "besucht"!

- Meine Morino VI N muß hin und wieder auch bei frostigen Temperaturen (Weihnachtsmarkt oder kalte Kirche) ran.
Einmal hatte ich sogar den Fall, daß wir "on Tour" das Akkordeon über Nacht im Bus lassen mußten (was ich nach normalerweise immer vermeide) - am nächsten Tag wieder raus in die südfranzösische warme Mittelmeerluft (ohne spezielles Akklimatisieren). Auch ist es bei längeren Bustransfers (über Nacht) leider nicht immer möglich, daß das Akkordeon "oben" im Bus mitfährt.
Da die Morino ohnehin ein Mal pro Jahr zum Service geht, habe ich einen relativ guten Überblick, was dabei so an "Beschädigungen" aufläuft. Außer mal einem defekten Ventil, einem verstimmten Ton oder einer losen Stimmplatte ist noch nie etwas gravierendes passiert!
 
Hallo Wil_Riker,

das spielen im Warmen oder Kalten ist normalerweise kein Problem, sofern das Akkordeon die gleiche Temperatur (im Innern) aufweist, weil es dann nicht zu Kondensation kommen kann. Man muß dem Instrument nur Zeit geben, sich vorher auf die Temperatur einzustellen. Dazu genügt es locker, wenn das Gerät ca. ne Halbe Stunde vor Ort Zeit hat sich an die Temperatur anzugleichen. Kann auch beschleunigt werden, wenn dann noch vor Spielbeginn ein paar Mal mit dem Luftknopf durchgepustet wird, dass auch im Inneren die Luft ausgetauscht ist, bevor es durch die Stimmzungen geht.
Auch wenn es mal kurz draufnieselt oder regnet, macht das nicht viel aus, solange es nicht in das Gerät gelangt. Der Balg ist da schon strapazierfähig!

Ein wirkliches Problem gibt es dann, wenn man es mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit zu tun hat, also bei starkem Nebel, oder bei absolut schwülem Wetter mit feucht-warmer Luft. Denn dann kommt die Physik mit der Thermodynamik ins Spiel und die sagt:
Wenn Luft an den Stimmzungen vorbeizischt, dann nimmt gleichzeitig der Druck ab (zwischen vor und hinter der Stimmzunge, weil man ja drückt– bzw. umgekehrt:zieht). Und wenn nun der Druck der Luft absinkt, sinkt auch hier die Temperatur, weil das Gas (Luft) in dem Moment keine Zeit hat mit der Umgebung die Wärme auszutauschen (läuft unter dem Stichwort adiabate oder auch isentrope Entspannung). Und kalte Luft kann weniger Wasserdampf aufnehmen als etwas wärmere und deshalb wird in dem Moment einfach Wasser als feine Tröpfchen ausgeschieden, die dann auf dem nächstbesten Teil landen - und das ist bei uns hier nun einfach die Stimmzunge, welche Wasser nun ja gar nicht leiden kann, da sie ja nicht aus rostfreiem Stahl gefertigt ist.
Verstärkt wird das Ganze noch, wenn gleichzeitig die Stimmzunge auch noch kalt ist.

Der Fall tritt in unseren Breitengraden zum Glück nicht allzu häufig auf, in Tropenregionen stellt das aber schon ein wirkliches Problem dar, weil durch Rostbesatz (auch in geringem Umfang) aufgrund der Gewichtsänderung sich die Stimmung der Zunge ändert.

Wenn man sein Instrument entsprechend pfleglich behandelt, also nach solchen Nebel und Regen Einsätzen sorgfältig abtrocknen lässt und nach dem Spielen durch Durchpusten mit dem Luftknopf dafür sorgt, dass auch die Stimmzungen möglichst schnell wieder abtrocknen, dann ist die Rostgefahr gering und es passiert auch in der Regel nichts.

Gruß,
maxito
 
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Hallo maxito,

Danke für das Bestätigen meiner Erfahrungen. Leider bin ich wie oben erwähnt auch mal in Situationen, wo ein Akklimatisieren leider nicht oder nur unzureichend möglich ist - und auch da passiert eigentlich nichts gravierendes.
Dies als Anmerkung an alle, die Angst haben, daß ihr Akkordeon bereits durch Kleinigkeiten Schaden nimmt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Wil_Riker,

klar, die Gefahr ist nicht so dramatisch (zumindest in unserem Klima), man muß allerding schon auch ´n bischen nach seinem Instrument schauen - wer seine Quetsche nach Auftritt im Feuchten und/oder Kalten einfach in der Koffer packt und in die Ecke stellt, darf sich nicht wundern, wenn dann auf den Stimmzungen der Rost aufblüht. In meinem ganz entfernten Bekanntenktreis, kenne ich zumindest einen, der auf die Art eine Atlantik beinahe ruiniert hatte.
Also: man kann mit dem Akkordeon fast alles machen, man muß im dann nur auch die entsprechende minimale Pflege zukommen lassen, die es danach braucht (muß ja nicht direkt und sofort danach sein, aber auch nicht Wochen später.

Gruß,
maxito
 
Ich kann nicht sehen, dass das Thema hier schon mal behandelt worden ist, jedenfalls steht in den beiden Threads, die unser Moderator angegeben hat, nichts dazu. Dort ging es doch eher um Schäden, die das Instrument durch Witterungseinflüsse nehmen könnte.
Ich sehe da keinen Unterschied in der Fragestellung... - Gruß, Wil Riker

Soweit ich weiß, ändert sich die Stimmung des Akkordeons bei Temperaturänderung nicht bzw. nur so extrem wenig, dass es nicht ins Gewicht fällt. Ob das tatsächlich auch noch zutrifft, wenn wir - wie gestern - 37 Grad haben, weiß ich nicht.

Monte
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Monteverdi,

auf die Stimmung hat die Temperatur keinen Einfluss.
Die Schwingung der Stahlzunge ist zwar von deren Länge abhängig und zwar umgekehrt proportional zum Quadrat. Da die Längung schon an sich ein sehr kleiner Betrag ist, wird dieser eh schon sehr kleine Betrag durch das Quadrieren praktisch völlig bedeutungslos, so dass der Effekt wohl schon lange nicht mehr messbar sein dürfte.
Luftdruckschwankungen machen hierbei mehr aus, da die Schallgeschwindigkeit direkt abhängig ist vom Luftdruck. Demzufolge wird dein Intrument auf dem Montblanc anders klingen , als am Toten Meer.

Bei sehr warmen Temperaturen kann, wenn es dumm geht, das Wachs weich werden und die Stimmplatten unter umständen nicht mehr halten - das ist dann sofort und unüberhörbar feststellbar! Wobei die 37 Grad hier noch keine Rolle spielen, solange du dein Instrument da nicht auch noch im Auto lagerst und die Sonne stundenlang draufscheinen lässt. Das widerum sind allerdings "Sekundreffekte" der Hitze - nur durch die 37 Grad, wie gesagt, passiert noch nix!

Gruß, maxito
 
Mich würde mal eher interessieren, wie das mit der relativen Luftfeuchtigkeit und der damit verbundenen Rostanfälligkeit der Stimmzungen ist:
Ich habe mal gelesen, dass es in den Waffenkammern der BW bei 20° C max. 65% rel. Luftfeuchtigkeit sein sollen, damit da nichts rostet. Unter 40% ist schlecht für's Holz.
Im Moment (Sommer) sind es aber bei 20° C fast durchweg 70% und mehr, ob man sich da vielleicht doch (wenigstens, wenn man ein teureres Instrument sein eigen nennt) einen Luftentfeuchter zulegen sollte?
 
ob man sich da vielleicht doch (wenigstens, wenn man ein teureres Instrument sein eigen nennt) einen Luftentfeuchter zulegen sollte?

Hm. Wie ich so drüber nachdenke auch im Vergleich zu anderen Instrumentengattungen stelle ich mir grad die Frage, ob Akkordeone schon zu den WIRKLICH teuren Instrumenten zählen.

Wenn man das Instrument nur bei der Luftfeuchtigkeit lagert, sollte nchts passieren, solange es keine schroffen Änderungen gibt. Denn 70% (auch 90 oder 95%) relativer Feuchte heißt nichts anderes, als dass diese Feuchtigkeit noch vollständig in der Luft gelöst ist. Erst ab 100% beginnt das Wasser mit kondensieren, denn nur bis zu 100% relativer Feuchte kann Luft Wasser aufnehmen - wirds mehr, fällt der Rest als Tröpfchen wieder aus. Und erst dann wird es spannend.

Das ist jedoch nur die eine Seite der Sache.

In Wirklichkeit ist der Zustand nie so homogen - es gibt stets Verwirbelungen, die das gefüge stören, lokale Temperaturunterschiede, lokale Druckunterscheide z.B. indem man das Instrument spielt etc. und dadurch wird die Gefahr mit uzunehmender rel. Feuchte größer, dass es zu Kondensation kommt. Unter diesem Aspekt dürfte wohl auch die Anweisung der Bundeswehr stehen.
Somit wäre der Luftentfeuchter die sichere Alternative - aber nur solange das Instrument nicht aus dessen Umgebung entnommen wird, also zur Musikprobe oder so, denn sonst ist die Arbeit des Entfeuchters für die Katz! Aus diesen Gründen werden Stradivaris meist in klimatisierten Koffern transportiert, und jeweils vor Ort erst langsam (über etliche Stunden) an die Umgebung angepasst. So ein Luftentfeuchter ist auch nicht billig.

Wenn ich für mich alles zusammenrechne, dann komme ich zum Schluss, dass es sich für mich nicht lohnt. Denn stimmen lassen muss ich eh immer wieder mal, da werden auch geringe Korrosionsspuren mit beseitigt, ohne dass die Kosten dadurch enorm steigen. Alle 10 bis 15 Jahre ist eine Überholung eh angesagt - auch da werden Rostspuren mitbeseitigt, ohne dass es diie Kosten in allre Regel beeinflusst.

Und selbst wenn ich davon ausgehe, dass bei mäßiger Pflege alle 30 jahre ein neuer Stimmplattensatz fällig wird, dann würde ich mal schätzen, hat dies in der zwischenzeit der Luftklimatisierer (bis dahin bestimmt schon das fünfte Gerät) von den Kosten her schon locker gekostet. Allerdings habe ich das bei meinen Instrumenten noch nie so weit gebracht - nicht mal bei meinem Instrument fürs Grobe! Drum sehe ich das alles etwas gelassener und nehme die reglemäßigen Stimmereien als Betriebskosten in kauf, die bei Benutzung eben einfach anfallen.

Gruß, maxito
 
Wenn ich mir die Supita oder die Cantus ansehe, die fleißig gespielt worden waren und wenig bis gar keinen Rostansatz hatten... Wenn man sein Akkordeon nicht quält, passiert ihm auch nichts. Selbst die alte Royal Standard und die Sibylla Brandt aus den 30er Jahren sehen gut aus.

Es muß schon ein bißchen stärker sein...

Viele Grüße

Ippenstein
 
Wobei hier immer nur über den schädlichen Einfluss von Luftfeuchtigkeit auf die Stimmzungen gesprochen wird. Ebenso gefährlich ist eine zu hohe bzw.
schwankende Luftfeuchtigkeit allerdings für die Stimmstöcke, die sich dadurch verziehen können, wodurch die Stimmung extrem leidet.

Gruß, Senseo
 
Na das wäre eigentlich ein gewichtiges Argument für Kunststoffstimmstöcke, denn wenn die nach dem spritzen einmal stabil sind, verziehen die sich auch nicht mehr weiter, schon gar nicht wegen Feuchtigkeit!

Gruß, maxito
 
Na das wäre eigentlich ein gewichtiges Argument für Kunststoffstimmstöcke, denn wenn die nach dem spritzen einmal stabil sind, verziehen die sich auch nicht mehr weiter, schon gar nicht wegen Feuchtigkeit!

Ja, aber verkauf mal ein Akkordeon mit Kunststoffstimmstöcken. Selbst, wenn es klanglich einem Instument mit Holzstimmstöcken in nichts nachstehen würde, bekäme man es im gehobenen Preissegment wohl kaum verkauft. Eben Plastik = billig.

Gruß, Senseo
 
Hi,

ich will mal dort nochmal einhacken :) ich hab eine kellerwohnung mit luftfeuchtigkeit von 57% - 67% ca. wie schädlich ist das für mein akkordeon?
früher im dachgeschoss hatte ich immer ca. 48% nun weiß ich nicht ob das zu viel luftfeuchtigkeit für mein akkordeon ist?

mfg
 
Hi Sebbl,

wenn´s bei den ca. 67 prozent bleibt, ist s schon ok.
48 % ist eher schon sehr trocken, 60% sind eigentlich ein normaler Wert, ab 80% gilt als feucht. Solltest nur drauf achten, dass du dein Instrument nicht an Außenwänden lagerst, denn dort ist es typischer Weise immer ein oder zwei Grad kühler und damit steigt an den Plätzen die Luftfeuchtigkeit , das ist nicht gut für s Instrument, an Innenwänden ist eigeintlich optimal und auch nicht an einer Heizung , aber das brauch ich dir nicht zusagen, das weißt eh schon.

gruß, maxito
 
Hy Michy,

schon lange nix mehr von dir gelesen; Umzug abgeschlossen?

Keine Sorge, diese Luftfeuchtigkeit ist absolut spitze, zumindest sagen das die Orgelbauer, und da es bekanntlich bei Orgeln ja auch Zungenpfeifen gibt, gilt dies wohl auch uneingeschränkt für´s Akkordeon. Ausserdem bleibt Deine Monte ja wohl nicht lange ungespielt rumstehen, oder?

Gruß Roland
 
Bedingt durch die derzeitigen starken Regenfälle ist bei uns die Luftfeuchtigkeit immer über 70%. Kann das schädliche Auswirkungen auf mein Akkordeon haben? Und was könnte man dagegen tun? Es befindet sich im Wohnhzimmer im Koffer. Leider kann ich es nicht immer spielen, da ich nur ca. alle 2 Monate hier bin.VielenDank,
Christine

Ich habe grade diesen Thread gefunden: https://www.musiker-board.de/akkord...ungseinfluesse-auf-akkordeon-harmonika-2.html da sind meine Fragen schon beantwortet. Es sei denn, es gibt noch neuere Erkenntnisse.

Sorry hatte das vorher nicht gefunden :redface:
 
Zuletzt bearbeitet:
ich habe meiner "kleinen" zum lagern im Dachboden ein teeei mit reis in den koffer gegeben -reis zieht ein wenig die feuchtigkeit
 

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