EV ZLX 12P Testbericht von Hell_Dunkel

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Nachdem ich mir jetzt doch recht lange Zeit gelassen habe gibt es nun die Endversion meines Testberichts zu lesen.

Im Test war die EV ZLX 12P. Nachdem ich mir die grundlegenden Sachen zu Hause zu Gemüt geführt habe ging es am Freitag auf eine kleine Veranstaltung (Abiturscherz) zum Feldtest. Als Hauptbeschallung standen hier insgesamt 6 KME QBH 1181 und 2 KME QSH 1122 Horntops.
Eine ZLX lief als DJ Monitor und eine hatte ich als Monitor an meinem "Frontplatz" (neben einem KME Stack
;) ) stehen. Das Programm bestand zunächst aus gemischter Musik, Ansagen und Spielen für kleinere Schüler und Lehrer. Anschließend gab es nur noch Musik (So ziemlich alles von Ballermann bis Elektro) in hoher Lautstärke.

Und so sah die Gaudi aus:
TH 1.jpg

Jetzt aber zum eigentlichen Test. Zunächst einmal die technische Daten, damit bekannt ist um was für einen Lautsprecher es überhaupt geht:


  • 12" Woofer und 1,5" Compression-Treiber
  • 1000 Watt Class D Verstärker
  • Eingebauter DSP mit Display
  • 55 Hz - 20kHz
  • 250 Watt Dauer und 1000Watt Peak Leistung
  • 95 dB SPL
  • 125dB SPL max
  • 2x XLR/Klinke Mic/Line Eingang
  • XLR Ausgang
  • Abstrahlverhalten 90° x 60°
  • Maße: 610 x 356 x 356 mm
  • Gewicht: 15,6 kg


Verarbeitung:
Die Verarbeitung macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Insbesondere, wenn man den Preis mit einbezieht ist das schon sehr gut. Die XLR Buchsen sind von Neutrik, das Gitter macht einen soliden Eindruck und die Spaltmaße vom Gitter zum Gehäuse sind einwandfrei. Die Griffe sind mit einer Gummischicht für besseren Halt überzogen. Wie diese Schicht den langfristigen Einsatz überlebt kann ich nicht sagen, aber die Idee ist erstmal gut.

Anschlüsse:
Auf der Rückseite befinden sich 2 Kombibuchsen (XLR/Klinke) über die bis zu zwei verschiedene Signale in die Box eingespeist werden können. Diese Eingänge können getrennt voneinander über zwei Potis geregelt werden. Das ist vielleicht ganz praktisch auf kleinen Veranstaltungen, auf denen einfach nur 2 Mikrofone verstärkt werden sollen, aber weder Platz noch Geld für ein Tonpult vorhanden sind. Zusätzlich ist ein 3,5mm Klinkenanschluss vorhanden, welcher auf den Eingang 1 geschaltet ist. Das ist super praktisch, um mal eben einen Ipod oder MP3 Player an die Box anzuschließen. Weiter gibt es eine XLR Ausgangsbuchse, um das Signal weiterzugeben. Die XLR Buchsen sind von Neutrik. Hier sind also keine qualitativen Probleme zu erwarten.
Beim Stromanschluss finde ich das erste Manko der Box: Eine nicht verriegelbare Kaltgerätebuchse. Bei Siderackgeräten etc. finde ich das noch akzeptabel, aber nicht bei einem aktiven Lautsprecher, der in der Regel in Publikumsnähe aufgebaut wird. Ein Powercon Anschluss hätte an dieser Stelle wesentlich mehr Sinn gemacht.

Bedienelemente
Die Bedienung ist recht simpel gehalten. Auf der Rückseite befinden sich ein Power On/Off Schalter, 2 Potis zur Regelung der Eingangslautstärke und ein Drehregler, mit dem der DSP gesteuert werden kann. Informationen zum DSP erhält man über ein Display.
Ich persönlich sehe in dem On/Off Schalter eine Fehlerquelle. Ein aktives Top, mit dem ich gelegentlich zu tun habe ist die KME VL750. Diese hat nur einen Powercon ohne weitere Schaltelemente. Das erscheint mir als das schlüssigere Konzept, da es kaum Raum für Fehlbedienungen oder „Sabotage“ lässt.

Bedienung, Display, Informationsfluss:
Die gesamte Bedienung ist absolut selbsterklärend.
Nach dem Einschalten werden die Pegel der beiden Eingänge getrennt angezeigt und der DSP Drehregler wirkt als Master Volume. Drückt man den Drehregler einmal, kommt man in das Menü.
Folgende Menüpunkte sind anwählbar:

  • Mode
    • Music
    • Live
    • Speech
    • Club
  • Location
    • Pole
    • Monitor
    • Bracket
  • Treble
    • -10dB bis +10 dB
  • Bass
    • -10dB bis +10 dB
  • Sub (Hochpass für das Top)
    • Off
    • 80Hz
    • 100Hz
    • 120Hz
    • ELX118P
Außerdem können über das Menü verschiedene Kleinigkeiten (LED, Kontrast, etc.) angesteuert werden.
Durch Drehen am DSP Regler kann man durch das Menü scrollen, drückt man den Regler wird der entsprechende Punkt ausgewählt und kann eingestellt werden.
Hier muss man EV wirklich ein Kompliment aussprechen. Die Bedienung ist super simpel und lässt kaum Raum für Fehlbedienungen. Was ich noch schön gefunden hätte, wäre eine Möglichkeit, das Display/den DSP zu sperren.
An der Frontseite befindet sich noch eine LED, die Informationen über den Status des Lautsprechers gibt. Diese LED kann über das Menü auf Wunsch auch deaktiviert werden.

Handling:
So eine Box muss natürlich immer wieder mal transportiert, gestackt und Stative gestellt werden. Was einem hier sehr entgegenkommt ist das Kampfgewicht von gerade einmal 15,6kg und die gummierten Griffe. So lässt sich dieses Top auch alleine ganz gemütlich benutzen. Btw.: Die Positionierung der Griffe ist übrigens sehr gelungen.
Manko zum Thema Handling: Wenn das Top gerade steht ist die Oberseite schräg. Man kann also nicht einfach mal zum Transport zwei Tops aufeinander stellen.

Klang und Pegel:
Ein Maximalpegeltest wurde nicht durchgeführt. Zum Thema Limiter kann ich also nichts beitragen. Das Top wurde bei mir als DJ und FOH Monitor eingesetzt und hat mir in der Funktion sehr gut gefallen. Die Rückmeldung vom DJ war auch sehr positiv, nachdem wir die doch sehr aggressiven Höhen am EQ etwas entschärft haben. Die Auflösung fand ich gut und auch die Bassfähigkeit ist für ein 12“ Top doch bemerkenswert. Man muss allerdings auch immer realistisch bleiben: Man sollte dieses Top nicht als Ersatz für eine Nexo PS15 oder eine D&B MAX15 auf eine Rockbühne legen ;)

Empfehlung:
Absolut empfehlenswertes Top, allerdings sollte man die Grenzen kennen. Ich finde, dass der Lautsprecher einen guten Kompromiss aus Pegel, Tiefgang und Klang darstellt. Den Einsatzbereich sehe ich in folgenden Bereichen:

  • Monitoring auf Veranstaltungen ohne Rockpegel
  • Low Budget Galabeschallung
  • Kleines Frontholz für Bands oder DJs
  • Sprachbeschallung

So, jetzt ist es Zeit für ein paar Bilder:

Hier ist die Standflächenerweiterung für den Einsatz als Monitor zu sehen. Dadurch liegt das Top als Monitor sehr stabil.

TH 9.jpg
Rückansicht mit Blick auf die Bedienelemente des DSP.
TH 2.jpg

Mein erster Kritikpunkt: Kaltgeräteanschluss und On/Off Schalter.

TH 3.jpg
Die Griffpositionen und Griffausführungen sind sehr ergonomisch. Der Lautsprecher lässt sich dadurch hervorragend handhaben.
TH 4.jpg

TH 5.jpg

Die Verarbeitung ist wie oben geschrieben absolut einwandfrei. So ein Gerät kann man auch ohne schlechtes Gewissen auf richtig schönen und edlen Veranstaltungen einsetzen.
TH 6.jpg

TH 7.jpg

TH 8.jpg

Ich sage dann mal danke, dass ich die EV ZLX 12P testen durfte. Mir hat's Spaß gemacht und ich hoffe, dass der Testbericht für den einen oder anderen Hilfreich ist. Wenn es noch Fragen oder Anregungen gibt gehe ich darauf natürlich noch gerne ein.

Grüße aus München
Martin
 
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Schöner Bericht. Schade, dass die Boxen nur als Monitor zum Einsatz kamen. Könntest du vllt. noch ergänzen, dass es sich bei den technischen Daten um Herstellerangaben handelt?

Ich frage mich, inwiefern sich "Bracket" von "Pole" unterscheidet. Physikalisch sollte es da nicht so den Unterschied geben...

Wenn ich die technischen Daten mal auseinander nehmen dürfte: Die 95dB 1W/1m sind sehr plausibel, allerdings nicht gerade viel. Bei 250W Dauerleistung sind 1000W peak auch plausibel, allerdings wird mir persönlich zu sehr mit eben diesen 1000W geworben anstatt mit realistischen Werten wie 250W Dauerleistung oder 400-500W Musikleistung. Die 125dB maximal sind mit 1000W peak zu erreichen, allerdings nur, wenn die 1000W auch komplett einem der zwei Treiber zur Verfügung stünden. Es lässt sich leider keine Info auftreiben, ob das ein Zweikanalendstufenblock ist, wo ein Kanal den 12er befeuert, der andere den Hochtonbereich, oder ob das nur ein Monoblock mit nachgeschalteter Passivweiche ist. Letzteres fände ich schade und kontrainnovativ, gerade wo eh ein DSP in der Box steckt. Ersteres hieße aber, dass eben die 1000W peak noch irgendwie aufgeteilt werden müssten und die 125dB nicht mal theoretisch möglich wären. Realistisch sind für so eine Box 118-119dB Maximalschalldruck unter reellen Bedingungen.

Ich schreibe das nicht, um die Box niederzumachen oder ähnlich, auch wenn das mancheiner so empfinden könnte (besonders Leute, die die Box schon gekauft haben), sondern damit potentielle Käufer wissen, was sie zu erwarten haben und nach einem Kauf nicht enttäuscht sind.

Ich wäre auf einen Direktvergleich mit den Platzhirschen aus, also RCF Art 712A (da es die 412A ja nicht mehr gibt) und Behringer B812Neo. Ich nehme an, dass beide eine gute Ecke lauter können.
 
Danke, das hat mir sehr geholfen.
Eine Frage hätte ich noch. In einem Youtube Review bemängelt jemand, dass von vorn rote Litze oder Kabel zu sehen seien. Kannst Du das bestätigen?
Gruß Patrick
 
Vielen Dank für diesen Post, man erkennt gleich, dass sich hier jemand mit Ahnung seine Gedanken gemacht hat. Ich möchte die Fragen direkt beantworten.

Das Setting "Bracket" unterscheidet sich von dem Setting "Pole" dadurch, dass der Effekt von Grenzflächen ausgeglichen wird. Eine an der Wand montierte Box hat eine direkte Grenzfläche, wohingegen eine Box auf einem Pole relativ frei steht. Die Settings optimieren die unterschiedliche Positionierung der Lautsprecher.

Bei der ZLX handelt es sich natürlich um eine Bi-Amping Aktivbox. Hierbei gehen 250W RMS auf den Tieftöner und 70 W RMS auf den Hochtöner.

Der maximale Schalldruck ist ein Wert der aufgrund der maximalen Leistungsaufnahme bei einer gemessenen Sensitivity berechnet wird.
Nach der Formel: max SPL = Sensitivity + 10xLog(Peak Power/1W) ergeben sich die veröffentlichen Werte.
125dB max SPL ist hier möglich, weil 250 W RMS und somit 1.000 W Peak auf den Tieftöner gegeben werden. Die 70 W für den Hochtöner kommen noch oben drauf.

Ganz allgemein zum Thema Leistungsangaben:

Unserer Meinung nach wäre es das Beste, wenn es einen für alle Marktteilnehmer verbindlichen Standard gäbe, nachdem Leistungsangaben gemacht werden müssen.
Solange es so etwas nicht gibt, müssen sich alle entscheiden ob sie ein Produkt mit 250W RMS oder 1000W PEAK spezifizieren, denn beide Werte repräsentieren die gleiche Leistung.

Deine Aufforderung die Lautsprecher im A/B Vergleich zu testen können wir nur begrüßen, wir sind uns sicher, ZLX wird oft genug das Rennen machen.
Nur durch eigene Erfahrung könnt Ihr wirklich beurteilen was gut für Euch ist.

@phess90, die roten Litzen sind nur zu sehen wenn man mit einem Licht (z.B. Maglite) durch die Gaze hinter dem Frontgitter leuchtet.

Weil ich noch nicht als solcher gekennzeichnet bin möchte ich mich hier als Produkt Marketing Manager für Electro-Voice und Dynacord vorstellen.
 
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Ah, ok, Bracket heißt dann quasi Eckaufstellung, weil hinten eine Wand und oben die Decke vermutet wird. Man kann ja Boxen mit Brackets auch durchaus an eine Truss hängen, da ich hauptsächlich mobil bin wäre das meine erste Vermutung gewesen. Und bei Befestigung an einer Truss kann man ja von keiner Wand oder Decke in der Nähe ausgehen.
Ja, wenns 250W für den 12er und 70W für den Hochtontreiber sind, kommt es natürlich hin. Leider habe ich genau diese Info vorher nicht auffinden können. Gut zu wissen. Auch schön, dass plausible Werte angegeben werden und nicht z.B. der rechnerische Maximalschalldruck des Hochtontreibers mit 70W RMS bzw. 280W peak.

Auch einen Vergleich ELX zu ZLX würde ich gerne sehen. Die ELX ist ja teurer, hat aber nicht die Einstellmöglichkeiten des DSPs.

Lebt der Günther Krauss eigentlich noch?
 
Schöner Bericht. Schade, dass die Boxen nur als Monitor zum Einsatz kamen. Könntest du vllt. noch ergänzen, dass es sich bei den technischen Daten um Herstellerangaben handelt?

Hi Jens, danke.
Die Anwendung als Frontbeschallung hätten die Tops auf der Veranstaltung wohl nicht überlebt bzw. wäre dauerhaft im Limiter gehangen. Da wurden wie schon erwähnt 6 Hornbässe und 2 Horntops auf Vollgas gefahren. ;) Die Quelle für die technischen Daten ist der Thomann Link direkt darunter.

Wie gesagt: Mein abschließender Eindruck und mein Fazit sind Folgende:
Absolut empfehlenswertes Top, allerdings sollte man die Grenzen kennen. Ich finde, dass der Lautsprecher einen guten Kompromiss aus Pegel, Tiefgang und Klang darstellt.
 
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Ich meinte ja auch nicht, dass ich sie gerne zwingend bei dieser VeranstLtung als Frontholz gesehen hätte. Dass sie wie da beschrieben nicht als Front gereicht hätte, ist ja klar...
 
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