Monitorvergleich - Erfahrungsbericht

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Paul Panther
Paul Panther
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Gruezi Miteinander!

Da auch ich auf der Suche nach neuen Monitorboxen bin und zwei mehrstündige Hörsessions hinter mir habe, hier meine gesammelten Eindrücke (und mein überraschender "Testsieger").

Vorgeschichte:
Ich mische seit Jahren (und will es nicht verschweigen, mit nicht unerheblichen Problemen) auf Event PS6 Monitoren semiprofessionell kleine Theatermusiken (welche stilistisch recht breit gefächert Vocals mit Klavierbegleitungen, VST-Orchestrales, Pop-Artiges, u.a. umfassen) und Jazz. Mein Abhörraum ist leider sehr klein (2,70 x 3.20, mit verwinkelter Rückwand).
Die vor ein paar Jahren im Keyboards-Vergleichstest als Preistipp gehandelten Events bilden die unteren Mitten unzureichend und Tiefbässe naturgemäß überhaupt nicht ab, was lange Zeit zur Konsequenz hatte, dass meine Mischungen auf anderen Systemen mulmig, "wummernd" und zudem auch in den höheren Bereichen des Spektrums undifferenziert klangen. Zu allem Elend gab es zudem Probleme am anderen Ende der "Fahnenstange": Zu wohlwollende Anhebungen im Präsenzbereich oder Exitereinsätze verschwiegen mir meine Monitore, mit dem Ergebnis, dass hier bisweilen schneidend spitze Ereignisse das Ohr regelrecht quälten. Ich hatte ab und zu Gelegenheit, meine Ergebnisse in einem auf Filmmusik ausgerichteten professionellen Studio gegenzuhören, was mir beim ersten Mal einen peinlichen Schrecken versetzte ... Experimente bezüglich der Aufstellung und mit einem Equalizer brachten nicht den gewünschten Erfolg. Nun, mittlerweile weiß ich recht gut um die Probleme der Events, und durch ständiges Vergleichen mit Referenzaufnahmen, mit geschulterem Ohr in den Höhenbereichen und gezieltem Analizer- und Equalizereinsatz im Tiefbassbereich bringe ich mittlerweile deutlich homogenere Ergebnisse zustande.

Nun wünsche ich mir aber endlich Monitore, auf die ich mich einfach besser verlassen kann.
Deshalb machte ich mich also (beim zweiten Mal gemeinsam mit einem Freund, Physiker und mir sowohl equipmentseitig als auch knowhow-mäßig überlegen) auf, um einige Kandidaten unter die akustische Lupe zu nehmen. Da wir die Hörräume mehrere Stunden für uns alleine hatten, wurden doch aus reiner Neugierde wesentlich mehr Fabrikate angetestet, als ursprünglich geplant.

Ich ging wie folgt vor: Zunächst einmal hörten wir einige Referenz-CD,s um einen Eindruck von dem Grundcharakter der einzelnen Kandidaten zu erhalten.
Dann kamen verschiedene eigene Mischungen an die Reihe, welche jeweils eine bestimmte, mir bekannte Schwäche oder Problemzone besaßen (unkontrollierte Tiefbässe, "verwaschene" untere Mitten, dünner Gesamtklang, schneidende Höhen, schlechte Raumabbildung). Ziel war es natürlich herauszubekommen, welche Kandidaten diese Probleme ebenso tolerant verschwiegen wie meine Events, und welche meine Fehler hier gnadenlos ans Licht bringen würden ...

... da das ja ein ziemlich langer Thread zu werden droht, mach ich mal Pause.

Die Ergebnisse folgen umgehend.

Freue mich aber schon jetzt über Kommentare, Anregungen, Tipps eurerseits!

Gruß von Paul
 
Eigenschaft
 
Monitortest - Teil 2

Session 1 (Paul allein, erster Eindruck:)

Adam A7:
War ich neugierig drauf. Klingt zwar erstmal gefällig, aber undifferenzierter und zu
akzentuierter Bass-Bereich, hörbares "Frequenzloch" im Übergangsbereich zwischen Woofer
und Tweeter, schwache Tiefenstaffelung.

Adam P11a:
Wollte ich eigentlich haben (positives Vorurteil durch diverse Testberichte und Jahre zurückliegende Hörerfahrungen). In allen Belangen besser als A7, aber dieses "Loch" im Crossover-Bereich auch bei ihnen ... hm.

Adam P22a:
Zunächst mal: Wow. Welche räumliche und frequenzmäßige Tiefe (klar, bei der Größe), und: Kein "Loch" zwischen oben und unten. Vorläufiger Favorit.

Yamaha 80M:
Na nach dem Sound&Recording Test war ich sehr gespannt. Ergebnis: Autsch! (dazu später mehr). Yamaha 50M: Autsch-autsch!! (Wartet mit eurem Protest auf Teil 3!)

Fostex PM2:
Na hoppla, erstmal gar nicht so übel, für den Preis. Klingt recht ausgewogen und unaufdringlich, verschweigt mir aber dann doch zu viele von meinen akustischen Verbrechen.

Dann war da noch so eine kleine KRK (V4?). Na wat`n Bass, det kleene Ding. Also ausgewogen ist das nicht, linear kanns eigentlich auch kaum sein ...

Dynaudio BM 5a:
Wurde ja hier schon sehr gelobt, und ich liebe Dynaudio im HiFi-Bereich, dann sieht die auch noch so schick aus - könnte mir gefallen. Klingt dann aber so ein bisschen wie meine Events mit strafferer Bassabbildung - und da liegt der Hase im Pfeffer: Denn selbst den Kontrabass einer völlig Bass-überbetonten Jazztrio-Mischung bildete die Dynaudio so straff ab, dass es eine (leider nur auf diesen Boxen zu erreichende) Freude war. Ein Test bei Electronic Musician bestätigte meinen Eindruck: Mischungen auf den Dynaudios klangen auf großen Studio-Referenzsystemen verdächtig ähnlich dem, was ich von meinen Events gewohnt bin.
BM 6a: Besser, aber die Höhenabbildung etwas verhangen.


Und wat is mit Genelec? Gemach, Gemach, es folgt die zweite Session ....

Um diesen elendig langen Text etwas kurzweiliger zu gestalten, Session 2 morgen in "Hörspielfassung"

Gruß von Paule im Schreibrausch (naja, der Rotwein tut das seinige dazu ...)
 
Monitortest, Teil 3

Mitwirkende:

Paul (= der Verfasser)

Steve (bekennender „Genelecer“, physikalisch und studiotechnisch dem Paul
überlegener Mithörer)

Händler (fachkundiger Mitarbeiter eines nicht näher spezifizierten Berliner
Musikfachgeschäftes, Abteilung Studiotechnik).


Nochmal Yamaha 80m:

Steve: Was ist das denn? Die klingt ja grauenhaft!
Paul: Naja, soll halt gnadenlos linear sein.
Steve: Linear flach. Keine Bässe, keine unteren Mitten, jede Menge Höhen,
schneidende Präsenz. Wo ist bitte die Raumabbildung? Mach mal die Aufnahme
mit den kranken Tiefbässen ... Na toll. Auf den Boxen hätte ich noch mehr
davon produziert.
Paul: Sie soll dem Klangbild der NF10 ähnlich sein, nur eben größer.
Steve: Von stressfreiem Abhören kann jedenfalls keine Rede sein. Das ist ein einziger
Stress!
Paul: Vielleicht klingt Linearität ja so.
Steve: Ach komm. Ich glaube eher, dass die Leute, die auf den NF10-Sound stehen,
vom jahrelangen stundenlangen Hören schon ziemlich taub geworden sind. Die
hören oberhalb von 12000 Hz eh nix mehr.
Paul: Also stressfreies, entspanntes Hören ist mir extrem wichtig. Hier, das sind die
NF 50.
Steve: AAAAaaaaaaaaaaaargggg!

Adam P11:

Händler: (kommt herein) Für Klassisches und Akustisches sind die Adam in diesem
Preissegment einfach unschlagbar. Allerdings geben die P22 mit ihren Midfield-
Eigenschaften bereits einen wirklichen Studio-Monitor ab. Wenn du von dem
überzeugt bist, gibt es in dieser Preisklasse keine Alternative (geht wieder).

Steve: (beim Hören der P11): Der Hochtöner zerrt. Da ist ein Loch im Crossover-Bereich.
Also wirklich überzeugen kann sie mich nicht.

Paul: Ist mir auch schon aufgefallen. Hör mal die P22.

Steve: Ouh ja, das ist schon was anderes. Kein Loch. Aber ... Achte mal auf die Becken
und die Snare. Wo stehen die im Raum? Die Snare klingt irgendwie anders. So
habe ich die nicht positioniert. Mach mal die Genelec 1030 ...

Genelec 1030:

Steve: Das ist mein Klangideal. Wenn ich die Adams hätte, würde ich versuchen, auf
ihnen diesen Klang hinzukriegen.

Paul: Vorsicht. Mir klingen die einfach zu gut. Und sie bilden mir meine Fehler nicht
deutlich genug ab.

Steve: Also ich denke, hier könnte ich Problemfrequenzen genau eingrenzen und
bearbeiten.

Paul: Hier, diese gemeinen Spitzen bilden sie einfach zu gefällig ab.

Steve: Schalt mal um auf die Dynaudios ...

Genelec 8020

Paul: Was ist das denn ????

Steve: Das sind die kleinen Dinger hier.

Paul: Ach quatsch! (rückt mit dem Ohr nah an die Boxen): Neee, ne?

Steve: (lacht): Doch! Das sind die kleinen Genelecs!

Paul: Ich glaub’s nich. Was für eine Raumabbildung! Was kosten die Dinger?

Steve: §$%& Euro. Schon geil. Aber die haben nun doch auch Probleme im
Crossoverbereich. Nimm mal die größeren.

(Fortsetzung folgt ...)
 
Monitortest, Teil 4

Nun kommen wir mal wieder nüchtern und sachlich zu den positiven Erfahrungen. Es sei noch angemerkt, dass unsere Hörergebnisse natürlich auch durch die unterschiedlichen Positionierungen der Boxen, den Abhörraum, "Montagsgeräte" (Adam P11?) und leider zum Teil große Unterschiede in den Lautstärkepegeln der einzelnen Kandidaten beeinträchtigt wurden. Bei der Dynaudio mussten wir sogar zunächst den Room-EQ wieder in Neutralstellung bringen, hier wurde vorher "herumgefummelt". Will sagen: alles subjektiv, aber vielleicht doch nicht ganz uninformativ.

So, die Adam P22a ist sicher ein toller Monitor - vorausgesetzt, man hat einen recht großen, akustisch optimierten Raum zur Verfügung und kann die Lautsprecher ein ganzes Stück von sich entfernt positionieren. Steve's Ortungsschwierigkeiten konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber er ist halt auch sehr auf Genelec "eingehört". Mir waren sie für meinen kleinen Raum (leider) zu mächtig. Ich hätte große Positionierungsprobleme und befürchte auch Probleme mit Raummoden.

Den Übergang zu unseren Überraschungssiegern - den neuen Genelecs der 80**-Serie, lässt sich ganz gut mit der Raumabbildung finden: Die - gute - räumliche Tiefe findet bei den Adams eher "innerhalb" der Boxen statt, während bei den Genelcs etwas passiert, was ich bei euphorischen Testberichten immer skeptisch in die Vodoo-Ecke abstellen wollte: Tatsächlich löst sich die Raumabbildung buchstäblich von den Boxen ab und erreicht dabei eine Differenziertheit, die wirklich beeindruckend war! Stereoortung und Tiefenstaffelung überzeugten hier voll. Interessanterweise machte die kleinere 8030 diesen Job anscheinend am besten. Übrigens unterscheiden sich die drei Modelle (8030, 8040, 8050, und mit Abstrichen auch die Babys 8020) in ihren Grundklangeigenschaften erstaunlich wenig.
Klar, die Bassabbildung wird von Modell zu Modell aufsteigend größer, vielleicht auch ein wenig homogener, aber nicht wirklich anders. Auch die 8030 zeichnen die Bässe aussagekräftig ohne eine Überbetonung wie bei KRK oder A7. Doch dort liegt zugleich auch wieder ein kritischer Bereich bei allen neuen Genelecs: Die Bässe sind auch hier sehr homogen und straff - vielleicht zu straff (siehe Dynaudio B5a). Allerdings verschwiegen sie unsere Bass-Mischungsfehler nicht. Um sorgfältiges Hören und Einschätzen wird man aber auch auf den Genelecs wohl nicht herumkommen. Außerdem bleibt der Subwoofer als Option, damit sollte man dann vielleicht auf der sicheren Seite sein.
Ein weiterer Trumpf der Genelecs ist die gehörte Homogenität über das gesamte Frequenzspektrum hinweg - wir konnten keinen Übergangsbereich zwischen Hoch- und Tieftöner wahrnehmen. Ich denke, hier wird ein anderes Konzept in punkto Linearität verfolgt als bei Yamaha - eben nicht auf Kosten eines angenehmen, unangestrengten Gesamtklanges. Alle drei Genelecs klingen recht "air-ig" (Präsenzbereich). Vom Grundcharakter ist hier ein gelungener Kompromiss zwischen der auch schon mal anstrengenden Höhenzeichnung der 1029er und dem etwas HiFi-verdächtigen Klang der 1030er gefunden worden. Und - sie ließen die meisten meiner Fehler nicht durchgehen.

Ich habe mich für die kleineren 8030er entschieden - nicht des Preises wegen, sondern weil ich in meinem kleinen Regieraum und bei sehr kurzer Abhördistanz eher einen etwas schlankeren Klang wünsche. Sie kommen leider erst in ein paar Tagen. Ob es die richtige Entscheidung war, wird man sehen. Ich halte mir offen, doch auf 8040 zu tauschen oder gleich einen Subwoofer nachzuordern.

Mein persönliches Fazit: eine für alle gibt es im Preissektor bis 1000 Euronen pro Stück einfach nicht. Bei allen muss man - mitunter schmerzliche - Kompromisse eingehen. Ob ich meinem Wunsch, verlässlichere Mischungen zu produzieren, ein Stück näher gekommen bin, poste ich dann demnächst.

Thanks for reading ...

Gruß von Paul
 
Alle Achtung, ein ausführlicher Hörtest! :great:

Ich habe u.a. die älteren Genelec 1030A, dazu den Subwoofer 1092A (tolles Bild ;) ) und brauche den Subwoofer überhaupt nicht.
Ich verwende ihn statt dessen zur Unterstützung der MSP5 am anderen Mischpultplatz, da tut er gut...
 
Naja...wenn schon "Protest" verlangt wird...:D

Das die HS (50) Monitore keinen Bass bringen (um es mal rabiat zu sagen), ist ja hinlänglich bekannt.
Das sie aber komplett "scheiße" sein sollen - sorry, geht gar nicht.
Vielleicht hab ich ja einen exotischen Standpunkt, aber eine Monitor(!)box fürs Studio soll meiner Meinung nach einfach nur eines sein: ehrlich. Und wenn die Gitarre halt bei 2kHz kräftig schneided, dann soll mir die Abhöre das auch ganz deutlich aufzeigen. Ich will keine "angenehme" Kuschelbox, wenn die Mucke ein wenig weh tut ist sie halt entweder "noch nicht reif" oder es ist stilistisch beabsichtigt.

Just my 2 cents ;)
 
Was für ein böses Wort ...:(

Unser sch- Wort für die HS50 war aber eher schmerzhaft. Das Problem, welches wir hatten war, dass selbst unsere erlesenst gemischten Referenz-CD.s auf den Yamahas wehtaten. Wir konnten das wirklich nicht lange aushalten. Und unsere Ohren sind unser wertvollstes Organ ... ;)
 
War da vielleicht Höhen und/oder Mittenboost aktiv? Das hebt bei bestimmten Eckfrequenzen um 2dB an und ist dann wirklich nicht mehr schön - was diese Features sollen, versteh ich auch nicht ganz (auch wenn man fairerweise erwähnen muss, das man natürlich auch um 2dB absenken kann).
 
Das wäre zumindest eine Möglichkeit. Wir haben nur bei den Kandidaten einen Blick auf den Room-EQ geworfen, die für uns in die engere Wahl gehörten ... Allerdings wurden in einem anderen Thread ähnliche Probleme mit den Yamahas beschrieben - und dass gleich bei beiden (HS50 und HS80) herumgepfuscht wurde ...vielleicht eher unwahrscheinlich.

By the way: Dass es mir nicht um eine "Kuschelbox" (lustiges Wort!) geht, sollte eigentlich aus meiner Leidensgeschichte zu Beginn klar geworden sein. Dennoch (siehe mein Statement bezüglich der Linearität und Genelec versus Yamaha) ist ein ohrenfreundliches Abhören gerade über lange Zeiträume hinweg nicht nur wichtig sondern gesundheitlich absolut notwendig!
 
War da vielleicht Höhen und/oder Mittenboost aktiv?
Interessantes Thema, diese Einstellmöglichkeiten an den aktiven Monitoren der neueren Generation.
Ich hatte die Tannoy mal vor mir, kann sein, daß es auch die 8er waren, egal, die haben mich mit ihren vielfachen Einstellmöglichkeiten etwas erschreckt.
Ist es nicht so, daß für einen Monitor zwei oder drei Raumanpassungsmöglichkeiten ausreichend sein sollten, damit er richtig klingt?
Die Tannoy haben auf der Rückseite u.a. 2 (!) 10er DIPs, da kann ich doch gleich einen 31er EQ davor hängen?!

Ich empfand das als sehr umständlich und kontraproduktiv.
Hat mich an Bose erinnert, die in den meisten ihrer Boxen aufwändige Frequenzweichen und Schallführung eingebaut haben, damit es nach was klingt, so wie hier:
http://www.givinggallery.com/promotions/images/fall/BOSE.gif
...aus jeder Zeitungsbeilage bekannt.

Wie ist das eigentlich inzwischen bei Genelec, die älteren Modelle haben ja auch nicht so unendlich viele Einstellungen. Das Wichtigste ist die Tiefton-Anpassung, Pegel und Phase, dafür zwei Mehrfachschalter und gut.

Und diese DIP-Schalter sind mir aufgrund schlechter Langzeiterfahrungen eh suspekt. Wenn jetzt ein Gerätefehler auftritt, suche ich zuerst danach, egal welcher Gerätetyp...:redface:
 
@tonstudio2:

Genelec 8030:
Bass tilt wahlweise -2, -4, -6 db, bei 100 Hz
-6db Bass roll-off bei 85 Hz für Subwoofer-Einsatz
-2db tilt bei 15kHz für die Kollegen, die den "1029"-Präsenz-Effekt nicht mögen ...:D

... mehr zum Thema morgen ...

Gruß von Paul
 
Dennoch (siehe mein Statement bezüglich der Linearität und Genelec versus Yamaha) ist ein ohrenfreundliches Abhören gerade über lange Zeiträume hinweg nicht nur wichtig sondern gesundheitlich absolut notwendig!


Schon irgendwo wahr, aber auch in weitem Maß eine Frage des Abhörpegels. Und gerade hierbei hilft mir doch die Linearität. Wenn ich eine Box immer aufreißen muss, um die Mitten differenziert wahrzunehmen (übertrieben dargestellt), dröhnen mir die Bässe und Höhen die Ohren genauso kaputt. Man nimmt es nur nicht direkt war (hier seien die Wirkungen von kräftigen Bassfrequenzen im Live-Bereich erwähnt, Stichwort kleine Risse in der Lunge etc - aber ein anderes Thema).

Und richtig stichig ist das Argument auch nicht. Nehmen wir doch einfach mal einen 100%ig linearen Frequenzgang an. Wenn jetzt das aktuelle Musikwerk Schmerzen bereitet - woran liegt es dann? An der Box? Wohl kaum - die ist schließlich "phsyikalisch im Recht", weil sie doch nur akkurat das abbildet, was wir gerade zusammenschrauben. Und dann - ich wiederhole mich ;) - tut eben die Musik weh. Nicht die Box. Dann nimmt man im entsprechenden Bereich etwas weg, um auf die Eigenart (Nichtlinearität) des menschlichen Gehörs Rücksicht zu nehmen.

Ich würde es mal anderst herum betrachten: das Problem liegt nicht in der Auslegung der Studiomonitore, sondern im Hörverhalten bzw. gewohnheiten des Konsumenten. Als Stichwort sei hier nur mal die Loudness-Funktion erwähnt.
Streng genommen müsste man also auf einem für den 08/15-Haushalt typischen Ghettoblaster abmischen, um für die realen Verhältnisse gewappnet zu sein.

So betrachtet, könnte man heute Monitore mit sehr ausgeprägter Linearität (klingt fast wie ein Widerspruch...;)) als "Back to the roots-Pioniere" bezeichnen: zurück zu vollwertiger Musik über das gesamte Spektrum, ohne Maulkorb für die Mitten via Loudness-Tase. Das dadurch der Gesamtpegel sinkt, ist klar, denn bekanntermaßen sind unsere Ohren ja nicht linear was die Empfindlichkeit angeht.


Letztendlich ist es aber wohl wieder einmal eine Frage der (Arbeits-) Vorlieben, und auch der Eigenverantwortung (ich erinner noch mal an den Abhörpegel...).

PS: Damit keine Missverständnisse entstehen: mir geht es hier nicht um "Yamaha vs. Genelec". Beides Hersteller, die idR schon gut wissen was sie tun. Nur ist es doch so, dass u.a. auch hier im Forum schon immer von der "möglichst großen Linearität" als dem Merkmal eines sog. Studiomonitors gesprochen wird. Wenn das nicht so wäre, könnte ja jeder bei seinen PC-Multimediaboxen bleiben. Wenn man dann aber mal beobachtet, was bei den "Hörvergleichen" etc. (und damit meine ich jetzt nicht dich) oft rauskommt, nämlich der Hang zur verkappten Hifi-Box, fragt man sich doch schon: was soll das alles denn dann?
Es geht - und ich fürchte ich wiederhole mich erneut - nicht darum, dass die Box "toll klingt", sondern das die Musik die durchkommt toll klingen kann.
Und dieser Misstand gefällt mir so ehrlich gesagt nicht...
 
Grundsätzlich bin ich ja absolut deiner Meinung. Nun frage ich mich - als Nichtphysiker - doch aber wirklich: Wie kommt es, dass verschiedene Monitore, deren Frequenzgang bei Messungen geradezu einen vertikalen Strich ergeben - siehe Yamaha und Genelec - so derart unterschiedlich klingen können? Indem man der angenehmer klingenden Box unterstellt, sie würde in die HiFi-Ecke gehören (und damit eben nicht linear sein) wird man dem Phänomen nicht gerecht (siehe entsprechende Messungen gerade bei den Genelecs). Offenbar gibt es ja doch jenseits der messbaren Linearität klangformende Aspekte - Physiker, helft uns! Natürlich geht es um Ehrlichkeit, das Identfizieren und Beseitigen von Problemfrequenzen und um Referenzialität. Und natürlich soll ein schlechter Mix gnadenlos als solcher auffallen. Doch wenn ich die Wahl habe, dieses mit einem - linearen - Monitor zu erreichen, der einfach insgesamt weniger ermüdend ist, dann wähle ich diesen ...
 
Grundsätzlich bin ich ja absolut deiner Meinung. Nun frage ich mich - als Nichtphysiker - doch aber wirklich: Wie kommt es, dass verschiedene Monitore, deren Frequenzgang bei Messungen geradezu einen vertikalen Strich ergeben - siehe Yamaha und Genelec - so derart unterschiedlich klingen können?

Das ist eine interessante Frage, aber als absoluter Nichtphysiker kann ich dir das leider nicht "akademisch" beantworten...es gibt aber denke ich zwei logische Sachverhalte:

Wenn sie physikalisch identisch ausgelegt sind, und sich auch in der gleichen Relation zum identischen Umfeld (=Raum) befinden, dann können sie ja eigentlich nicht verschieden tönen, da sie ja einander entsprechen. Das wird aber denke ich in der Praxis so nie ganz der Fall sein, ein paar feine Unterschiede haben die Boxen idR ja schon, auch wenn die Messung wie ein Strich wirkt. Zumindest anhand der verfügbaren Diagramme lässt sich das ja nicht festmachen, die sind ja nicht sehr genau. Hast du selber präzise Werte zur Verfügung, bzw. die Möglichkeit zur Messung...? Wäre sicher mal interessant.

Wenn das Klangbild differiert, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder sie sind einfach von Grund aus verschieden/nicht absolut gleich, oder unsere Ohren (respektive das Gehirn) verschaukeln uns.

Indem man der angenehmer klingenden Box unterstellt, sie würde in die HiFi-Ecke gehören (und damit eben nicht linear sein) wird man dem Phänomen nicht gerecht (siehe entsprechende Messungen gerade bei den Genelecs). Offenbar gibt es ja doch jenseits der messbaren Linearität klangformende Aspekte - Physiker, helft uns!

Schon einleuchtend...vermutlich ist unsere Denkweise "Linear = Linear" zu eindimensional :redface:

EDIT: An diesem Punkt wäre es aber wohl auch unabdingbar, das der Abhörpegel (entsprechend der Abhörposition) jeweils identisch ist. Sonst lässt sich da wohl keine objektive Aussage treffen. Das stelle ich mir im real life beim Monitorrest im Laden auch etwas schwierig vor. Nicht von der Machbarkeit, sondern eher insofern als dass man das nicht unbedingt konsequent berücksichtigt.

Doch wenn ich die Wahl habe, dieses mit einem - linearen - Monitor zu erreichen, der einfach insgesamt weniger ermüdend ist, dann wähle ich diesen ...

Das ist ja soweit absolut verständlich - dieses Nonplusultra würde sicher jeder dankend annehmen.
Andererseits ist es aber eben so, dass zB ich (und noch ein paar andere hier im Forum) mich von der HS überhaupt nicht "belästigt" fühle. Das hat sicher rein subjektive Gründe. Ist vielleicht vergleichbar mit dem Autofahren: auch wenn es eine Luxuslimousine mit extremer Komfortfederung ist, manch einem wird hinten drin nach 2h Alpenfahrt halt doch leicht übel, während es seinem Nebensitzer bestens geht.
Ich nehme die gewisse "Härte" der HS also durchaus wahr (bin noch nicht taub oder so, das wäre also keine Ursache ;)), empfinde sie aber auch nach längerem Hören nicht als anstrengend. Dazu kommt, dass mein Klangbild in der HS-Konfiguration momentan auch noch eher suboptimal ist, da die doch recht sparsame Basswiedergabe (für einen Sub fehlt momentan das Kleingeld...) diesem Effekt rein intuitiv noch zuspielt.
In Kombination mit einem vielleicht etwas straffer abgestimmten Subwoofer habe ich da so aber die Vision eines für mich nahezu perfekten Klangbildes. Mal schaun, wie sich die Sache entwickelt.
 
Der Frequenzgang sagt ja nur aus, wie die laut Frequenzen im extrem hallarmen Messraum wiedergegeben werden. Was der Raum daraus macht, kann wieder ziemlich anders sein. Es gibt jedoch noch viele andere Daten, die wichtig sind. So etwa die Verzerrungen, die ein LS produziert. Oder das Ausschwingverhalten, also wie schnell die Membran nach dem Signal zur Ruhe kommt. Oder das Rundstrahlverhalten.
Außerdem kommt es auch immer auf den Maßstab der F-Gangdiagramme an und wie stark sie geglättet sind.
Desweiteren ist das Ohr um 3kHz sehr empfindlich, da hört man selbst kleine Abweichungen. Dummerweise liegt hier so gut wie immer der Übergang zwischen Mittel und Hochtöner, da kommt es leicht mal zu Zacken im F-Gang, besonders außerhalb der Achse.
Und es gibt auch im Hifibereich LS mit sehr glatten F-Gängen.
 
Eine Möglichkeit des Messvorgangs stelle ich mir - nach Hörensagen und wie gesagt als physikalischer Laie etwa so vor: Ein Sinussweep-Signal, welches kontinuierlich durch das Frequenzspektrum wandert, wird über die Lautsprecher wiedergegeben. Ein Freund sagte mir, dass man dabei sogar bereits selbst hören kann, ob bestimmte Frequenzen über- oder unterbetont werden. Mit einem Messmikrophon werden die Ergebnisse dann möglichst kleinschrittig abgetastet und die Amplituten (also Lautstärken) der Einzelfrequenzen kontinuierlich von einem Messgerät aufgezeichnet. In einem Diagramm lassen sich dann die Amplituden abbilden. Im Idealfall ergäbe sich bei absoluter Linearität dann ein waagerechter Strich über das gesamte Spektrum hinweg. Das würde aber bedeuten: Es werden lediglich die LAUTSTÄRKEN der einzelnen Frequenzbereiche abgebildet. KLANG definiert sich jedoch über Obertonstrukturen. Ein SINUSTON ist allerdings frei von jeglichen Obertönen. Und somit würde Linearität zunächst einmal nichts über den Klang eines Lautsprechers aussagen. Und - sie wäre kein absolutes, sondern nur ein relatives Kriterium für die Fähigkeiten eines Monitors hinsichtlich seiner analytischen Abbildung: Denn Obertonstrukturen spielen beim (Ab-) Hören eine erhebliche Rolle, blieben aber nach dieser Messmethode gänzlich unberücksichtigt.

@flix: Hey, da scheint jemand Ahnung zu haben ...:great:

Gruß von Paul
 
was sind denn F-Gänge?
F-Gang = Frequenzgang, wenn ich nicht so viel schreiben will!
Und so viel Ahnung habe ich davon auch nicht, beschäftige mich aber damit gerne, weil ich auch schon Boxen selber gebaut habe.
Ein lineare F-Gang kann schon daher kein alleiniges Qualitätsmerkmal sein, weil er ja mit Hilfe der Elektronik jederzeit "geradegebogen" werden kann. Somit gäbe es dann keinen Unterschied zwischen teueren und billigen LS.
Aber wie du schon gesagt hast, über den tatsächlichen Klang sagt er nicht so viel aus. sonst gäbe es auch nicht so viele verschiedene Anbeiter von LS, die sich ja irgendwie von den Konkurrenten abheben müssen.
Ein LS mit linearem F-Gang, aber starken Verzerrungen wäre als Monitor unbrauchbar, kann aber machen als Hifi-LS gefallen.
Auch denke ich, dass es auch bei Monitoren keine absoluten Kriterien gibt. Auch dort wird das Gefallen teils vom Geschmack bestimmt und wenn für dich deine Monitore "richtiger" klingen, dann sind sie für dich richtig. Das Gehör und das Hörempfinden kann auch von Mensch zu Mensch unterscheidlich sein, ich denke, du wirst schon die richtige Wahl getroffen haben.
 
Meine etwas vorschnelle Frage :redface: nach dem F-Gang-Begriff hatte ich nach plötzlich verstehendem Geistesblitz schon wieder herausgenommen - zu spät ...

Ansonsten stimme ich dir zu!
 

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