Allgemeines Komponier-Problem

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Ich bin jetzt seit mehreren Jahren dabei, immer mal wieder was zu schreiben, hab angefangen mit Quartetten für Blechbläser und inzwischen auch mein erstes Stück für sinfonisches Blasorchester vollendet.
Aber wenn ich mir meine Stücke so anschau/-hör dann stört mich etwas: sie sind mir zu "simpel"; zu viel Homophones, zu streng in (z.b.) 8-tachtigen Einheiten u.ä.
Das Ärgerliche: ich kann in meinem Kopf ein ganzes Orchester "improvisieren lassen", also ich kann mir die Musik vorstellen, mehrstimmig, instrumentiert, mit sich wunderbar frei entwickelnden Themen.
Aber ich kann das nicht aufschreiben! Sobald ich es "gehört" habe, ist der größte Teil wieder weg, und wenn ich mir etwas mehrmal hintereinander, sozusagen in Endlosschleife, "anhöre", vergess ich den Rest und die Entwicklung geht verloren, ich lande wieder in meinem 4- oder 8-taktigen Schema.

Ideen/Tipps/eigene Erfahrungen/... ?
 
Eigenschaft
 
Wenn du etwas im Ohr hast, wirst du es wahrscheinlich schonmal irgendwo gehört haben, also kram in der Plattensammlung und hör mal genau hin. Wenn du etwas "brauchbares" findest, such nach Noten - das wäre schonmal ein Anfang.

Und noch eine indirekte Antwort: Hast du deine Kompositionen schonmal jemandem (der auch kritisch ist) vorgespielt/-gestellt? Es kann ja sein, dass es richtig gut ist, und es sonst vielleicht überladen wirt.
 
Wenn du etwas im Ohr hast, wirst du es wahrscheinlich schonmal irgendwo gehört haben, also kram in der Plattensammlung und hör mal genau hin. Wenn du etwas "brauchbares" findest, such nach Noten - das wäre schonmal ein Anfang.

Natürlich hab ich auch manchmal Sachen im Ohr, die ich gehört habe, aber was ich oben beschrieben hab, war eigentlich etwas anderes.
Mir fällt ein Thema ein, und ich hör das dann gleich als (z.b.) Orchestersatz und kann dann auch Einfluss darauf nehmen, wie die Musik in meinem Kopf weiterläuft.

Und noch eine indirekte Antwort: Hast du deine Kompositionen schonmal jemandem (der auch kritisch ist) vorgespielt/-gestellt? Es kann ja sein, dass es richtig gut ist, und es sonst vielleicht überladen wirt.

Ich habe am Abschlussabend unseres Musikkurses (ich hab dieses jahr (Musik-)ABitur gemacht) ein Quintett von mir gespielt, aber leider von keinem einzigen der anwesenden Musiklehrer (immerhin 5, die mich alle seit Jahren kennen) Feedback bekommen, was mich doch etwas enttäuscht hat. Soooo alltäglich ist es schließlich auch nicht, dass ein Schüler EIgenkompositionen aufführt.

Auf vorherige Aufführungen von 2 meiner Stücke hab ich bisher nur positives Feedback (auch von Qualifizierten) bekommen, das ist allerdings auch schon min. 2 Jahre her, ich betrachte diese STücke inzwischen eher als erste Versuche, zu denen ich mich schon gesteigert habe (mE).
 
Hallo,

Ich bin jetzt seit mehreren Jahren dabei, immer mal wieder was zu schreiben, hab angefangen mit Quartetten für Blechbläser und inzwischen auch mein erstes Stück für sinfonisches Blasorchester vollendet.
Klingt doch schon mal gut. Auch ich habe mit Blechbläserquartetten, bzw. Posaunenchor-Arrangements angefangen (als Posaunist).
Das Ärgerliche: ich kann in meinem Kopf ein ganzes Orchester "improvisieren lassen", also ich kann mir die Musik vorstellen, mehrstimmig, instrumentiert, mit sich wunderbar frei entwickelnden Themen.
Aber ich kann das nicht aufschreiben! Sobald ich es "gehört" habe, ist der größte Teil wieder weg, und wenn ich mir etwas mehrmal hintereinander, sozusagen in Endlosschleife, "anhöre", vergess ich den Rest und die Entwicklung geht verloren, ich lande wieder in meinem 4- oder 8-taktigen Schema.

Zwei Tips:

1. Wenn du eine kreative Phase hast, versuche sofort etwas zu Papier zu bringen. Das muß keine konventionelle Standard-Notation sein (dauert sowieso zu lange), nur ein paar Melodielinien mit Instrumentationsangaben und groben Rhythmen in ein Notizbuch. Entscheidend ist, daß du aus der Skizze später ersiehst, was das besondere, einzigartige an deinem Einfall ist. Auch solltest du besonders die Strukturen skizzieren, die du besonders gelungen findest und mit denen du deine bisherigen Schranken überwindest. Offensichtlich ist dein kreatives Potential größer als das, was du bisher zu Papier gebracht und ausgearbeitet hast - also beschleunige das Schreiben, um gute Ideen festzuhalten.

2. Spiel Klavier. Lerne besser Klavier spielen, als du es bisher kannst. Improvisiere viel am Klavier. Klavier spielen bedeutet, die gesamten Strukturen einer musikalischen Situation "im Griff", also in beiden Händen zu haben und ihren Verlauf zu bestimmen. Wenn du mehr gute Modelle von anderen Komponisten kennenlernst, wirst du auch selbst klarer und strukturierter mit deinen eigenen Ideen umgehen lernen. Klavier spielen heißt u.a. auch, die Entstehung von Musik zu fühlen, nämlich durch die Bewegungen deiner Hände. Das Ziel sollte sein, daß du eine kompositorische Vorstellung übersetzen kannst, und zwar in Handbewegungen. Was du spielen kannst, kannst du dann auch aufschreiben, denn der wesentlichste Teil der Übersetzung von der Idee in die Realität ist dann schon gelaufen.

Viel Erfolg!

Harald
 
Danke für die ausführliche Antwort.
Das mit dem Klavier ist bei mir so'ne Sache. Ich hab jetzt schon mehrmals versucht anzufangen, auch mit Unterricht, aber irgendwie find ich keinen Zugang bzw. Motivation. Ich spiele seit 9 Jahren Horn und seit 2 Jahren Gitarre, und wenn ich diese Instrumente in die Hand nehme, dann kann ich damit Musik machen. Wenn ich mich ans Klavier setze (um nach Noten zu spielen), dann ist das einfach nur ein Krampf...:(
 
Das mit dem Klavier ist bei mir so'ne Sache. Ich hab jetzt schon mehrmals versucht anzufangen, auch mit Unterricht, aber irgendwie find ich keinen Zugang bzw. Motivation. Ich spiele seit 9 Jahren Horn und seit 2 Jahren Gitarre, und wenn ich diese Instrumente in die Hand nehme, dann kann ich damit Musik machen. Wenn ich mich ans Klavier setze (um nach Noten zu spielen), dann ist das einfach nur ein Krampf...:(

Ist mir nicht ganz unbekannt...Klavier war für mich jahrelang auch nur ein funtkionales Instrument, kein künstlerisch eigenständiges. Ich habe das Klavier nur dazu verwendet um herauszufinden, wie Grooves funktionieren und wie Bläsersätze arrangiert werden. Lange Zeit habe ich nur Big-Band-Saxophonsätze darauf gespielt, mit zwei Notenständern links und rechts...alles aus Einzelstimmen... . Dabei lernt man auch einiges, aber natürlich nicht Klavierspielen im künstlerischen Sinn. Das kam dann erst lange Zeit danach, und bis heute profitiere ich vom damaligen funktionalen Zugang, weil das Improvisieren von Grooves und bläsersatzähnlichen Strukturen (Blocksatz, Kantionalsatz, Hornquinten...) Teil meiner heutigen Arbeit ist. Aber nur Mut, wenn dein Wille zum Komponieren stark genug ist, wirst du damit klarkommen.

Daß du auf dem Klavier erst mal nicht so frei spielen kannst wie auf deinen gelernten Instrumenten ist klar. Ich kann aber in deiner Situation nur dazu raten, Klavier zu spielen - mit Gitarre kommst du nicht weit, was das Erfassen, Verstehen und Produzieren von orchestraler Musik angeht. Man kann auf der Gitarre nicht so schnell und einfach bläser- und streicherähnliche Akkordvoicings spielen, und auch die Realisation von Polyphonie ist ein Problem. In der Popularmusik ist es ein gängiges Mittel, Baß- Begleitungs- und Melodiefunktionen auf dem Klavier gleichzeitig zu realisieren - das ist im gleichen Maße auf der Gitarre ungleich schwieriger, weil man eben nur 6 Saiten und die Griffweite einer einzelnen Hand zur Verfügung hat. Auch das Umsetzen von Noten ist beim Klavier eindeutiger, weil es zu jeder Note genau eine Taste gibt - auf der Gitarre hängt die beste Lage vom melodischen Zusammenhang ab.

Horn ist dagegen eine sehr gute Schule, weil du vermutlich dann mit Transpositionen schnell umgehen kannst.

Harald
 

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