Vom Accordion zum Akkordeon - Die Emanzipation eines Konzertinstruments

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senseo
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Ich habe neulich diesen Artikel im Internet gefunden. Ich glaube aber, dass man einige Aussagen in diesem Artikel nicht unwidersprochen stehen lassen kann und möchte den Artikel daher mal hier zur Diskussion stellen.

Insbesondere sind mir folgende Passagen aufgefallen:

Während das traditionelle Standardbaßakkordeon ... wurde es im Konzertsaal ausnahmslos vom Einzeltonakkordeon verdrängt. Denn nur dieser Instrumententyp ... bietet die Voraussetzungen, die ein Instrument erfüllen muß, um allen musikalischen Erfordernissen gerecht werden zu können.​

...

Er nannte es "Accordion" und wies mit diesem Kunstwort auf eine wesentliche technische Eigenschaft des Instruments hin: die Möglichkeit, mit geringem spieltechnischen Aufwand Begleitakkorde zu einer Melodie erklingen zu lassen - eine Eigenschaft, von der sich das Akkordeon trotz seines Namens auf dem Weg zum Konzertinstrument mehr und mehr lösen mußte.​

...

Mit Kompositionen von Ernst-Lothar von Knorr und vor allem Hans Brehme wurde für die Akkordeonisten ein beachtliches spieltechnisches und kompositorisches Niveau erreicht, die begrenzten technischen und musikalischen Mittel dieses Instruments waren jedoch ausgereizt.​

...

...Sie haben sich musikalisch vom Standardbaßakkordeon weit entfernt, auch wenn instrumentenbaulich dieser Schritt bisher noch nicht vollzogen wurde: Das Standardbaßmanual ist immer noch fester oder umschaltbarer Bestandteil der Baßseite ihrer Instrumente. Entscheidender als derartige, von außen kaum wahrnehmbare Inkonsequenzen ist aber, daß durch die intensive Zusammenarbeit mit vielen Komponisten im In- und Ausland ... die spieltechnischen, interpretatorischen und auch intellektuellen Anforderungen an die Spieler erheblich gestiegen sind.​


Fazit des Artikels: Das Standardbassakkordeon ist schon seit langem ausgereizt. Die Zukunft liegt einzig und allein im Einzeltonbass, möglichst in Kombination mit Knopftastatur und komplettem Verzicht auf die Standardbässe. Ob man das so stehen lassen kann :confused:

Gruss, Senseo
 
Eigenschaft
 
...die armen Akkordeonisten - der Stachel vom intelektuell und künstlerisch hochwertigen MIII sitzt doch tief...

Machen lassen, einfach machen lassen!
...und im Zweifel mit Karl Valentin: "...noch nicht mal ignorieren..."

Und jetzt kehren wir wieder zu der Musik zurück.
 
In dem Artikel "dünkelt" es schon ein wenig.

M III und Standardbass ergänzen sich wunderbar, man muss sie nicht gegeneinander ausspielen. Bei aller Ansprüchlichkeit des Autors scheint er aber die osteuropäische Tradition komplett verschlafen zu haben oder ist der Artikel aus der Zeit vor 1989? - oder passt dieser Teil der INstrumentengeschichte nicht in sein Weltbild?

Gruß von Doc_36 ;)
 
Ich denke wenn der Autor eine Art Weiterentwicklung ansprechen möchte hat er absolut recht. Von musikalischem Standpunkt her bin ich aber vollständig entgegengesetzter Meinung, da in seinen Maßstäben Musik einfach nicht bewertet werden kann.
Im Endeffekt kommt es darauf an was der Spieler machen möchte. Aber im ganzen finde ich die Bewegung recht positiv, da immer mehr Komponisten auf die Möglichkeiten des Akkordeons aufmerksam gemacht werden und evt. auch später Gefallen an MII finden könnten. Zumindest gibt es eine Entwicklung, bei der ja jeder die freie Meinung hat aufzuspringen, oder eben stehen zu bleiben....
Achja ... ich liebe meine Knöpfchen :D und mein MIII *schmauch*
 
Kurze Umfrage unter uns „NormalbürgerInnen“

Wieviele Tausend „Akkordeon-SpielerInnen“ gibt es allein in Mitteleuropa ?
Wieviele davon „beherrschen“ Converter / MIII ?
Und die anderen 95 oder mehr Prozent sind „verloren“ oder ihr Spiel ist nichts wert ?

Tja - so geht´s bergab mit unserer Musik - geh ich doch wieder zum Klavier über ....

Gruß an alle, die trotzdem weiterüben, auch mit Standardbaß / Musikatz:)
 
Also, ich gestehe ja, dass mich der Konverter schon irgendwo reizt und es bislang eher finanzielle Gründe waren, die mich vom Schritt zum MIII abgehalten haben.

Allerdings finde ich, dass der Artikel doch äußerst dünkelbehaftet ist und in etwa dem entspricht, was uns so vor 20-25 Jahren in der Musikschule eingetrichtert wurde. Ich denke, Künstler wie Galliano haben bewiesen, dass das Akkordeon auch in seiner Standardbassvariante durchaus konzertsaaltauglich ist. Ich finde allerdings die Möglichkeiten, die einem das MIII insbesondere auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten bietet, äußerst reizvoll.

Die Einstellung des Autors ist allerdings sehr dogmatisch, ich habe den Eindruck, das Standardbassakkordeon ist für ihn kein ernstzunehmendes Instrument. Dies erkennt man ja auch daran, dass er einen Verlag ausschließlich für MIII betreibt und auf seiner Seite auch eine Gebrauchtinstrumentenbörse - ausschließlich für Instrumente mit Melodiebässen - eingerichtet hat.

Gruss, Senseo
 
Ich denke, Künstler wie Galliano haben bewiesen, dass das Akkordeon auch in seiner Standardbassvariante durchaus konzertsaaltauglich ist.
Galliano beherrscht ebenso meisterhaft das MIII - und verwendet es nicht seltener als den Standardbass. Habe ich erst kürzlich in Oldenburg erlebt (mit Gary Burton). Die Wahrheit liegt sicher irgendwo in der Mitte. Ohne MIII ist man stilistisch doch sehr eingeschränkt, aber warum sollte man auf die Möglichkeiten verzichten, die einem der Standardbass zusätzlich bieten kann? Aber nur Standardbass - das wäre mir auf Dauer echt zu langweilig.

Monte
 
vielleicht ganz allgemein: die MIII ist ja im Gegensatz zum "Standardakkordeon" ja eine sehr neue Entwicklung. An der Hochschule ist MIII Standard, wird daher auch hoffentlich immer mehr Verwendung finden. "Problematisch" ist das die meisten Orchester, die einen Großteil der Ausbildung der jungen Musiker übernehmen, meistens musikalisch eher schlecht gebildet sind und daher auch von MIII keine Ahnung haben, es ja auch bei HUMPAPA ("Achtung: keine Wertung!") nicht benötigen.
Ich denke das das MIII äußerst wichtig für die Emanzipation des Akkordeons ist und einem neue Möglichkeiten aufzeigt.
 
Also, ich gestehe ja, dass mich der Konverter schon irgendwo reizt und es bislang eher finanzielle Gründe waren, die mich vom Schritt zum MIII abgehalten haben.

Kurze Zwischenfrage:
Gibt es ein Anfänger Lehrbuch für MIII? Ich habe mir Roland bestellt und würde gerne MIII nutzen bzw. lernen bzw. experimentieren bzw meine Kenntnisse ausbauen und Fähigkeiten erweitern :rolleyes:

Anmerkung/Lit.-empfehlung:
Ich lese gerade von Christorph (Christian?) Wagner: Das Akkordeon. Ich finde es gut geschrieben und sehr interessant aufgebaut...."das Akkordeon hat es schon ganz schön schwer gehabt, sich in der prof. Musikwelt zu profilieren...." Ich finde das es heute nicht unbedingt einen guten Ruf hat, wie z.b. die Gitarre oder Klavier usw...Wahrscheinlich immer wieder ein verzweifelter Versuch, daß Akkordeon zu etablieren...dabei hat alles seine Berechtigung, egal, ob modernes oder volkstümliches spielt. Kunst ist vermutlich erst dann Kunst, wenn etwas ganz neues "erfunden" wird...und viell. darf man in dieser Richtung den Artikel auch betrachten als ein Versuch "Neues" bzw. "Altes" neu hervorzuheben...

D.
 
Hallo darccord,

Kurze Zwischenfrage:
Gibt es ein Anfänger Lehrbuch für MIII? Ich habe mir Roland bestellt und würde gerne MIII nutzen bzw. lernen bzw. experimentieren bzw meine Kenntnisse ausbauen und Fähigkeiten erweitern :rolleyes:

nach über 20 Jahren Standardbass versuche ich gerade auch, mich mit MIII vertraut zu machen. Ich finde folgendes Lehrbuch ganz gut (wurde mir, soweit ich mich erinnern kann, ebenfalls hier im Forum empfohlen): http://www.amazon.de/Spielereien-Ei...r_1_1?ie=UTF8&s=gateway&qid=1202976913&sr=8-1.

Gruß,
Wil Riker
 
Ich lese gerade von Christorph (Christian?) Wagner: Das Akkordeon. Ich finde es gut geschrieben und sehr interessant aufgebaut...."das Akkordeon hat es schon ganz schön schwer gehabt, sich in der prof. Musikwelt zu profilieren...." Ich finde das es heute nicht unbedingt einen guten Ruf hat, wie z.b. die Gitarre oder Klavier usw...Wahrscheinlich immer wieder ein verzweifelter Versuch, daß Akkordeon zu etablieren...dabei hat alles seine Berechtigung, egal, ob modernes oder volkstümliches spielt. Kunst ist vermutlich erst dann Kunst, wenn etwas ganz neues "erfunden" wird...und viell. darf man in dieser Richtung den Artikel auch betrachten als ein Versuch "Neues" bzw. "Altes" neu hervorzuheben...

Naja, das Akkordeon hat es eben auch deshalb so schwer, weil es von seiner Natur her eher ein volkstümliches Instrument ist. Es wurde ja eben dafür gebaut, um mit wenig Aufwand eine Bass/Akkord-Begleitung herstellen zu können, eben mit dem traditionellen Grundbass/Akkord-Schema. Dieses Image haftet dem Instrument bis heute an und kann eigentlich nur durchbrochen werden, indem man etwas neues wie das MIII schafft. Denn erst hierdurch wird komplexeres Spiel in der linken Hand ermöglicht. Im Standardbass unterliegt man immer den technischen Einschränkungen, die der Bass zwangsläufig mit sich bringt und ist dadurch natürlich mehr oder weniger im Grundbass/Akkordschema gefangen. Natürlich ist anspruchsvolles Spiel auch auf dem Standardbass-Akkordeon möglich, aber man ist halt eingeschränkt. Was mir beim MIII gut gefällt ist, dass der Bass erheblich filigraner ist und nich so schnell alles andere platt macht wie der Standardbass. So sind dann auch Stücke für Akkordeon (MIII) und Gitarre oder Flöte möglich.

Gruss, Senseo
 
nochmal zu Ralf Kaupenjohanns Akkordeon ...

Auf der Homepage der Gruppe

http://www.draj.de/

ist bei den Infos zu Kaupenjohann ein Bild von ihm mit seinem Akkordeon zu sehen.

Offenbar hat er auf der Bassseite genauso große Knöpfe wie im Diskant und die Spielebene im Bass scheint mir senkrecht zur Unterarm-Achse zu liegen (Kann er so den Daumen mit einsetzen!?) Scheint eine Speziel-Anfertigung nach seinen Ideem zu sein, finde ich interessant.

Gruß von Doc_36 ;)
 
Offenbar hat er auf der Bassseite genauso große Knöpfe wie im Diskant und die Spielebene im Bass scheint mir senkrecht zur Unterarm-Achse zu liegen (Kann er so den Daumen mit einsetzen!?) Scheint eine Speziel-Anfertigung nach seinen Ideem zu sein, finde ich interessant.

Das ist mir auch aufgefallen. Es sieht so aus, als ob das alte Bassmanual entfernt und mit schwarzer Gaze abgedeckt wurde. Dann wurde offensichtlich größere Knöpfe auf Außenseite angebracht. Letztlich ist das Ganze konsequent. Seiner Ansicht nach benötigt man ja auch zwingend ein Knopfakkordeon und idealerweise sind dabei natürlich die Knopftastaturen auf beiden Seiten gleich. Also eine konsequente Entwicklung.

Stellt sich nur die Frage, was ist dann z.B. ein Pianoakkordeon mit Konverter oder vorgelagertem MIII - nur ein fauler Kompromiss???

Gruss, Senseo
 
Natürlich ist MIII eine weiter Entwicklung. Aber, wie spiele ich Akkorde wie beim Klavier ? drei oder vier stimmig. Kann es sein das der Standard- Bass im Gegenzug Möglichkeiten bietet die mit MIII nicht zu meistern sind ? Oder anders, für den besonderen Herrn der Ignoranz. Auch eine Erbsen Suppe kann vortrefflich schmecken wenn sie gut gemacht ist.

Gruß Murti
 
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Natürlich ist MIII eine weiter Entwicklung. Aber, wie spiele ich Akkorde wie beim Klavier ? drei oder vier stimmig. Kann es sein das der Standard- Bass im Gegenzug Möglichkeiten bietet die mit MIII nicht zu meistern sind ?

Ich möchte nicht arrogant klingen, aber man kann 3 stimmig auch meist gut auf Einzelton greifen. 4 stimmig geht bei gewissen Akkorden auch ohne weitere Probleme mit etwas Übung. Desweiteren kann MIII vorgelagert sein, d.h. man hat eh nen MII Manual vorliegen. Das Umschalten am Convertor auf MII gelingt auch in 1/5 einer sekunde. Daher sehe ich diese "Probleme", wenn man davon überhaupt sprechen kann, nicht. Am MII Akkorde wie am Klavier spielen ist eh, eher dezimiert möglich, es liegt ja quasi nur eine Oktave vor. Die meisten "reinen" MII Instrumente haben zusätzlich meist ein so starkes Tremolo im Bass, dass man meiner Ansicht nach Abstand von klassischer Literatur nehmen sollte, das ist wie nen Saxophon in ner Black-Metal Band ^^.
Grüßle
baer
 
Natürlich ist MIII eine weiter Entwicklung. Aber, wie spiele ich Akkorde wie beim Klavier ? drei oder vier stimmig. Kann es sein das der Standard- Bass im Gegenzug Möglichkeiten bietet die mit MIII nicht zu meistern sind ? Oder anders, für den besonderen Herrn der Ignoranz. Auch eine Erbsen Suppe kann vortrefflich schmecken wenn sie gut gemacht ist.

Klar bietet der Standardbass hier andere Möglichkeiten als das MIII, schließlich wurde das MII dafür entwickelt, möglichst einfach Akkordbegleitungen zu spielen. Das MIII ist dafür nicht primär ausgelegt. Akkorde greifen geht dort natürlich auch, allerdings ist das eben nicht die primäre Bestimmung in der MIII-Literatur.

Gruss, Senseo
 

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