Wo kommen eigentlich die Indiobands in der Fußgängerzone her?

Simson
Simson
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Heute morgen habe ich mir in der Offenburger Fußgängerzone wieder Gedanken über diese Indiobands gemacht.

Früher (vor ca. 20 Jahren) war es interessant und etwas Besonderes; dann wurden die Gruppen größer und häufiger. Kaum ein Wochenende oder Markt ohne.
Nach ein paar Jahren wurden die Gruppen wieder kleiner, rüsteten aber mit Verstärkeranlagen auf und beschallten ganze Innenstädte.

Inzwischen verkleiden sie sich vereinzelt, als Neuerung wahrscheinlich, wie nordamerikanische Indianer mit Federschmuck usw. - machen aber immer noch säuselige lonely shepherd Weltmusik oder so.

Woher kommen die? Verdient man mit sowas Ausgelutschtem Geld? Musik vom Esoterikgrabbeltisch? Ist das irgendwie Original oder nur NewAgeSchlager?

Werden die von Schleusern in Lagern zusammen mit Karikaturisten, Portraitmalern, Sprühdosenweltraumbilddesignern und Hütchenspielern im kolumbianischen Dschungel ausgebildet?

Ich denke darüber nach, mit meinem Blasorchester mal eine Tournee nach Südamerika zu buchen und dann in Peru Polka und Marschmusik auf den Märkten zu spielen, damit man da mal sieht, wie sich sowas anfühlt.

Was denkt Ihr darüber?

Simson
 
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Was denkt Ihr darüber?

Hi Simson,

ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht (hier in Darmstadt gibt es 1 solche Gruppe, die in der Fussgängerzone öfter spielt), aber die Vorstellung, dich mit deiner Blaskapelle auf dem Marktplatz von Bogota spielen zu sehen, amüsiert mich köstlich! :D

Greetz :)
 
Hi Simson,

ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht (hier in Darmstadt gibt es 1 solche Gruppe, die in der Fussgängerzone öfter spielt), aber die Vorstellung, dich mit deiner Blaskapelle auf dem Marktplatz von Bogota spielen zu sehen, amüsiert mich köstlich! :D

Greetz :)


Find ich auch. Ich komme mit und halte die Noten. Möchte wenigestens einen Hauch von Ahnung haben, wie sich das anfühlt. Ich find´s hier in den Innenstädten meist nur noch schrecklich, und woher die kommen, weiß ich auch nicht. Oder sind das Indios verkleidete Musicalsubs;)

Paul
 
Was denkt Ihr darüber?
ESOKACKE :mad:
(Ich entschuldige mich hiermit bei der Moderation für diesen Ausdruck, aber hier musste das sein.)

Soweit mir bekannt waren das am Anfang (vor mind. 15 Jahren) Peruaner, die mit Gitarre, Panflöte etc. auf der Straße standen.
Damals fand ich Musik und Musiker nett und als Bereicherung für die Straßenmusikscene.
Diese Multikulti-Neuerungen mit nordamerikanischem Federschmuck und Didgeridoos aus Australien empfinde ich als komisch und irrational.
Aber OK, so lange das noch unverstärkt abläuft, wäre das auch noch erträglich.
Durch das Aufrüsten mit Verstäkeranlagen und monotonen Rhytmus und Keyboardsamples im Hintergrund haben sie bei mir entgültig verloren. :rolleyes:
Dass Städte dazu über gehen, das verstäkte Spiel auf der Straße gänzlich zu verbieten hat nicht unwesentlich mit solchen Leuten zu tun.
Dass dann der kaum hörbare Klassikgitarrist mit seinen Mini-Verstäker auch von einem Verstärkerverbot betroffen ist, ist eine ärgerliche Nebenwirkung.

Kurz: Ich finde es zum K..... :kotz:
 
Da hat wohl einer die neue South Park - Folge ("Pandemic") gesehen ;)
 
@ Simson .. und alle

ich weiß gar nicht, weshalb Euch sowas stört

es beweist doch nur wieder mal die folgenden vier Thesen:

- das Geld liegt auf der Straße

- schön ist was gefällt

- wer sich was traut, wird belohnt

- erfolgreich wird, wer sich gut zu verkaufen weiß (auch wenns 'ne Mogelpackung ist)

Mir schrieb mal eine befreundete Cello-Rock Band aus NY:
Helmut, warum sollen wir in einem Club vor 100 oder 200 Leuten spielen, wenn wir in der U-Bahn 1200-1500 Dollar in 3-4 Stunden verdienen können ?

und eine andere befreundete Band aus Nord-Afrika schrieb mir:
soviel Geld kannste auf den Strassen Paris nur mit Prostitution verdienen, gehst aber dafür ein höheres Risiko ein

Gib nicht den Musikern und ihren raffinierten Methoden die Schuld, sondern all denen in den Fußgängerzonen Deutschlands, die Original nicht von einer Klischee-Imitation unterscheiden können / wollen und dafür noch zahlen
 
Gib nicht den Musikern und ihren raffinierten Methoden die Schuld, sondern all denen in den Fußgängerzonen Deutschlands, die Original nicht von einer Klischee-Imitation unterscheiden können / wollen und dafür noch zahlen
Klar, ich kann den Leuten keine Schuld dafür geben, dass sie einen neuen Weg zum Geldscheffeln gefunden haben.
Aber die Frage richtete sich ja auch nach dem Geschmack und das hab ich halt unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.
Das ist so, wie wenn jemand nach volkstümlicher Musik fragt.
Da könnte ich z.B. antworten, dass das nichts mit Volksmusik ansich zu tun hat und dass ich das bescheiden finde.
Und Du könntest wiederum antworten, dass man mit der Musik doch gut Geld verdient.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Kurz, wir dürfen uns über Musik aufregen, auch wenn sie finanziell erfolgreich ist. ;)
Außerdem ist es auch ein extreme Form von Verdrängungskampf, nicht über Qualität, sondern über Dezibel.
Und die Lautstärke ist tatsächlich so gravierend, dass diese Leute eine treibende Kraft für Verstärkerverbote sind.
Aber gut, von mir aus sollen sie die verstärkte Musik in Städten ruhig ganz verbieten, dann gibt es halt den Klassiker mit Konzertgitarre wegen Unhörbarkeit nicht mehr.
 
hast recht, es ging auch nicht gegen die trotzallem Musiker.
Mich wundert wie eben Dich der Erfolg, aber bei der Lektüre der Samstagsabendunterhaltung in ARD und ZDF sollte man sich nun doch wieder nicht wundern.

Und ich wollte wirklich wissen, ob die vielleicht von irgendeinem Menschenhändler ohne Paß in der Tasche in Dortmund usw Ihre Schleusergebühr abarbeiten müssen.
Wie all die anderen austauschbaren Straßen'künstler' mit Ihren Karikaturen.

Simson
 
Und ich wollte wirklich wissen, ob die vielleicht von irgendeinem Menschenhändler ohne Paß in der Tasche in Dortmund usw Ihre Schleusergebühr abarbeiten müssen.
Wie all die anderen austauschbaren Straßen'künstler' mit Ihren Karikaturen.
Hmm, so was ist immer möglich.
Zu Dortmund kann ich halt nichts sagen. :nix:
Ich kenne hauptsächlich die "Peruaner" in Süddeutschland und die sind oft ziemlich gut ausgestattet mit nicht gerade billger Klein-PA etc.
Musiker, die für Schleuser bezahlen müssen, haben eher kein Geld für solche Investitionen.
 
- Und ich wollte wirklich wissen, ob die vielleicht von irgendeinem Menschenhändler ohne Paß in der Tasche in Dortmund usw Ihre Schleusergebühr abarbeiten müssen

- Wie all die anderen austauschbaren Straßen'künstler' mit Ihren Karikaturen.

wer sollte Dir die Frage ob Menschenhändler ... denn hier schlüssig beantworten können ? Es kann bestenfalls spekuliert werden, mehr auch nicht. Wenns Dich stört oder Du in konkreten Fällen gar begründeten Verdacht hast, schalte das Ordnungsamt und die Finanzbehörden Abt. Finanzkontrolle ein

wie all die anderen Straßen'künstler' ... kann man sicher nicht alle über einen Kamm scheren.

Niemand muß hinhören oder schauen. Wer's dennoch tut und sogar noch finanziell unterstützt, findet offenbar Gefallen daran und ermutigt selbst dubiose Straßen'künstler' an diesen Standort wiederzukommen. Gute Standorte werden auch weiterempfohlen, da man sich oft untereinander kennt

@ GEH

Und Du könntest wiederum antworten, dass man mit der Musik doch gut Geld verdient.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Wer mit Verstärkeranlagen aufrüstet und solche Qualität abliefert, dem geht es NUR ums schnelle Geld

Prinzipiell stimme ich aber mit Deinen Aussagen überein
 
wie all die anderen Straßen'künstler' ...

Gut - Schleuser im kriminellern Sinne mag unwahrscheinlich sein.
Aber ob der gleichartigkeit grade der Sparten:
- Indios
- Opernsänger aus St.Petersburg
- Weltraumstilleben mit Sprühdose fabriziert
- Karikaturen
- Portraits

frage ich mich eben, ob es da jemanden gibt, der solche Fertigkeiten zentral ausbildet.
Um Geld zu verdienen - natürlich. Es stört mich ja auch nicht, sondern wirft eben diese Fragen auf.

Ich habe auch für Geld schon Oberkrainermusik gespielt (hat sogar Spaß gemacht, mit einem Musiker von Ernst Mosch) und nie wieder soviel Kohle gemacht wie mit einer Tanzkapelle. Da bin ich nicht neidisch.

Nur woher war die Frage.

Simson
 
frage ich mich eben, ob es da jemanden gibt, der solche Fertigkeiten zentral ausbildet.

diese Frage ist durchaus berechtigt. Allerdings müßte die Anzahl zentraler Ausbilder schon sehr hoch sein, denn man findet Künstler/Darsteller in der ganzen Welt. Und wirklich neu ist diese Art der Präsentation auch nicht.

Ich denke mal eher, daß street-artists/performer gewiss einen ausgeprägten Hang zum Exhibitionismus haben, in jedem Fall aber extrovertiert agieren wollen. Das muß nicht generell schlecht sein, auch wenn die Methoden insbesondere zur schnellen Geldabschöpfung ausgefeilter werden. Oder subtiler, oder nerviger, oder krimineller (im Fall der Hütchenspieler) - wie man es nimmt.

Die Straße wird zur Bühne.

Viele Leute besuchen kaum noch Kunstgallerien, also kommt die Kunst (was immer man dafür hält) zu ihnen. Ich bin sicher, daß die ganzen weltweit auftretenden (originalen) tradit. peruanischen Musiker dafür gesorgt haben, daß man mit Peru nicht nur mit dem Machu Picchu, toten Inkas und spuckenden Lamas assoziiert. So mancher Laiendarsteller fand schon eine feste Anstellung oder wurde zumindest auf Zeit gebucht und viele junge Leute finanzieren sich damit auch ihr Studium

Natürlich erwächst aus dieser Art des Performens auch Negatives und Unseriöses - allein die Leute auf der Strasse entscheiden darüber mittels Zustimmung oder Ablehnung.

Oberkrainermusik/Ernst Mosch
auweia ... :D
 
Ich dachte des isn Fake! :D

Ich lese den ersten Beitrag und Southpark! JA wer die neue Folge nochnicht kennt. www.southparkstudios.com klicken. Auf "Full Episodes" und Staffel 12 die vorletzten 2. "Pandemic" :D


Gruß
 
Southpark klappt in Frankreich nicht - Bildschirm mit 'Sorry France'

Ich glaube aber nicht an Zufall und Nachahmung.
Bei den indios vielleicht, aber wie ist es mit den Malern?
Alle mit denselben Referenzkarikaturen von Schwarzenegger und Madonna am Stand?
 
Aus Südamerika? ;)
 
Erinnert mich irgendwie an diesen Pursong: "Wo sind all die Indianer hin?..."
Jetz wissen wirs...
 
Es handelt sich bei den musizierenden Indios tatsächlich um südamerikanische Indigene - meistens aus den Andenstaaten - Bolivien, Peru, Ecuador - und oft sind es auch Mittelamerikaner - aus Guatemala, El Salvador - und sie werden nicht von Schlepperbanden eingeschleust, sondern kommen mit einem Touristenvisum.
Das weiss ich, weil ich Spanisch spreche und mich des öfteren mit den Leuten unterhalte.
Sie wollen Geld verdienen, und weil sich bei den Mittel- und Nordeuropäern Indianerromantik und Eso-Klingklang besonders gut verkaufen lassen, verkleiden sie sich eben noch ein bisschen. Es ist doch egal, ob sie sich mit nordamerikanischem Feder-Kopfschmuck zieren, um optisch aufzufallen; da die meisten Menschen herzlich wenig über indigene Völker und Kulturen wissen, könnten sie sowieso keinen Inka-Nachfahren von einem Sioux unterscheiden. Und die Strassenmusiker wollen nur eins: in ein paar Monaten so viel Geld wie möglich verdienen. Damit ernähren sie ihre Familien sehr lange ! Ich finde es völlig legitim und gebe gern was, wenn ich was übrig habe.
Über die Verstärkung kann man natürlich auch streiten. Fest steht, dass es auch in Lateinamerika pure, echte, akustische Andenmusik zwar noch gibt, aber auch immer mehr Crossover, und es wird mit elektrischen bzw. nicht-indianischen Instrumenten experimentiert.
Man muss ja nicht stehenbleiben, wenn es einen nervt.
 

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