Warum denken wir eher in Dur?

Ich sprenge jetzt mal ganz dreist die Diskussion um etwas einzuwerfen, was mir gerade wieder aufgefallen ist.

Wenn ich die Gitarre in die Hand nehme und - ohne Backing Track - improvisiere, lande ich so gut wie immer, egal welche Skala ich spiele und von welchem Ton an (z.B. H-Dorisch) immer bei der parallelen Dur-Tonart (in dem Beispiel A-Ionisch), bzw. bei dem ionischen Grundton. Auch wenn ich mich voll darauf konzentriere den Dorischen Grundton anzuspielen, mein Ohr treibt mich immer wieder dazu den Ionischen Grundton zu spielen. Das fühlt sich für mich einfach viel natürlicher an als alles andere...
 
BWV 784 Invention Nr.13 Takt 10. ... Wenn Am Tonika ist, ist ja Gmaj7 sicher kein üblicher Dominantakkord ... Ist's klarer, was ich meine, auch wenn's chaotisch geschrieben ist?
Nö, wird immer verworrener und chaotischer. In Takt 7-8 heißt die Tonika C-dur. Takt 9 moduliert (oder weicht aus) nach G-dur, das in Takt 10 erreicht ist, und in G-dur hast du in Takt 10 einen Maj7 auf Tonika G-dur und Subdominante C-dur. Wenn wir uns jetzt darüber streiten wollen, was in Takt 9-10 Tonika ist, dann brechen wir die Diskussion lieber ab, und einer von uns beiden nimmt in Harmonielehre noch einmal Nachhilfe.
 
Nö, wird immer verworrener und chaotischer. In Takt 7-8 heißt die Tonika C-dur. Takt 9 moduliert (oder weicht aus) nach G-dur, das in Takt 10 erreicht ist, und in G-dur hast du in Takt 10 einen Maj7 auf Tonika G-dur und Subdominante C-dur. Wenn wir uns jetzt darüber streiten wollen, was in Takt 9-10 Tonika ist, dann brechen wir die Diskussion lieber ab, und einer von uns beiden nimmt in Harmonielehre noch einmal Nachhilfe.
Ja - was schreibe ich denn?!?
Takt 7 und 8 sind klar C-Dur, dann geht's in die Tp Am, die eigentlich die Tonika für das Stück ist, gleichzeitig aber die Doppelfunktion als Sp der neuen Tonart übernimmt. Den nachfolgenden D7-Akkord kann man sicher nicht als Subdominante der Tp bezeichnen, auch nicht als Doppeldominante von C-Dur, sondern als Dominante der neuen Tonika G-Dur, die deshalb konsequent als Maj7-Akkord durchgeführt wird, ebenfalls wie die nachfolgende Subdominante C-Dur.

Somit liegt hier genau das vor, was ich oben schrieb: Am7 (=IIm7=Sp) - D7 (=V7=D7) - Gmaj7 (=Imaj7=T) - Cmaj7 (=IVmaj7=S)

Wirf mir bitte nichts vor, was du selbst nicht verstanden hast.

@Klaus:
Zum Thema an sich gibt's wohl nicht mehr viel zu sagen, wenn man die Links auch gelesen und verstanden hat...
 
Fazit: Es gibt leider auf der Welt nicht so viel Harmonie, wie sich die Menschen wünschen.
Ich drück's mal anders aus: Es gibt auf der Welt nicht so viele ganzzahlige Verhältnisse, die man als Angelpunkt irgendeines Verständnisses gebrauchen könnte. Die viel interessanteren und wesentlicheren Verhältnisse sind irrational (in mathematischer Terminologie, nicht im Sinne von "unvernünftig"). PI ist irrational, die Wurzel aus 2 ist irrational, Einsteins Gleichungen zur Zeit-Dilatation sind irrational, und die Lösung der Frage "Wieviele Quinten ergeben wieviele Oktaven" ist, mathematisch beweisbar, nicht einmal mit irrationalen Zahlen lösbar. Aber wer sich erst einmal irgendein Paradigma zu eigen gemacht hat, das dann für alles herhalten muß, ist zu verliebt in diese eine Sichtweise, als daß er sie noch hergeben wollte. Bei dem einen sind das Heptagramme, beim nächsten Sphärenmusiken, beim dritten Vollmond-Zyklen.
Kann ja jeder glauben, was er will. Aber wenn er mich überzeugen will, soll er mit Wissen prunken, nicht mit Glauben.
 
@Maler:

Ich denke, jemand der trotz Hinweis nicht eine II-V-I-IV-Verbindung bei Bach erkennt, sollte sich nicht so frech zu derartigen Dingen äußern.

Kompetenz äußert sich eben auch darin, Dinge nicht stupf wiedergeben zu können, sondern auch selbst Hirn anzulegen, und das nicht nur bei Grammatik und Rechtschreibung - es sei denn, es sind die einzigen Kompetenzgebiete, die man tatsächlich besitzt.

Wir sind übrigens längst schon bei den Imaginären Zahlen, falls sich das noch nicht herumgesprochen hat. Sollte man wissen, wenn man sich mit Pythagoreern beschäftigt.

Daß das Erkennen von Harmonik sicher weniger aus der Obertonstruktur ableitbar ist, sollte spätestens bei dem Artikel über die Mafa klar geworden sein. Blöd nur, wenn man dann merkt, daß die bisherigen Erklärungsmodelle fehlerhaft sind.

Wie wichtig Zahlen für den Menschen sind und wie sie mit seinem Denken verknüpft sind, habe ich auch mit einigen Links belegt.

Auch was die Herleitung des 12-Ton-Systems angeht, sollte man verstehen können.

Aber hier geht's um Bashen und nicht um das eigentliche Thema. Das merkt man daran, wie hier argumentiert wird. Da sind Rechtschreibefehler auf einmal wichtig, grammatikalische Fehler, und wenn das nicht reicht, werden Nebenkriegsschauplätze wie Bach-Analysen zum Hauptthema ausgerufen, die dann noch dummerweise verrecken, weil man es nicht geschnallt hat.

Toll. So Leute bringen jeden Thread weiter. Oder geht es dir darum, meine Glaubwürdigkeit zu zerstören?

Weist was? Dann treffen wir uns mal zu einem musikalischen Duell am Instrument. Da werde ich dir die Hosen so ausziehen, daß du nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist... - und da machen wir keine Klassik, sondern Musik, wo man selbst harmonisch denken muß...

Du darfst mal hier anfangen:
https://www.musiker-board.de/harmonielehre/379691-alle-meine-entchen-harmonisierung-tonart.html

Zeige mal, was du besser kannst. Es ist ein Kinderlied, das sollte machbar sein...
 
Zuletzt bearbeitet:
...und die Lösung der Frage "Wieviele Quinten ergeben wieviele Oktaven" ist, mathematisch beweisbar, nicht einmal mit irrationalen Zahlen lösbar.

Ich habe das Problem einmal näher betrachtet.

Es gilt:

2**7/(3/2)**12 = 2**19/3**12 = 4096*128/531441 = 524288/531441 gerundet 1/1,01364 gerundet 23,46 Cent (Pythagoreisches Komma)

auf Deutsch: Sieben Oktaven geteilt durch zwölf Quinten, sind nicht gleich eins, sondern ergeben das Pythagoreische Komma.
Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Pythagoreisches_Komma

Frage: Wann im riesigen Raum der Unendlichkeit ergibt eine beliebig große Zahl von Oktaven einmal genau eine ganze Zahl von Quinten?

Bei verschwinden des Pythagoreischen Kommas müßte allgemein gelten:

2**x/(3/2)**y = 2**(x+y)/3**y = 1

2**(x+y) = 3**y

x € N
y € N

€: Element
N: Natürliche Zahlen

Antwort: Nie!

Und warum? Die Potenzen von 2 sind immer gerade Zahlen. Die Potenzen von 3 dagegen immer ungerade Zahlen. Durch noch so häufiges Potenzieren wird aus einer geraden Zahl niemals eine ungerade Zahl und umgekehrt.

@PVaults
Ich denke, bei der Meinungsverschiedenheit zwischen Maler und Dir prallen zwei Welten aufeinander, die vielleicht noch in Einklang zu bringen sind, vielleicht aber auch nicht. Allgemein sollte man sich aber im Umgangston Ton mäßigen.

Ich finde, Du bist ein ausgezeichneter Musiker, doch die theoretischen Vorstellungen, die gute Musiker haben, sind manchmal äußerst unterschiedlich und dennoch kommen sie zu gleichermaßen bewundernswerten Ergebnissen.

Wenn Deine Theorie für Dich gut funktioniert, hat sie ja einen guten Zweck erfüllt und sie mag auch für andere gut funktionieren. Doch ich denke nicht, daß dadurch andere Theorien von vorneherein ausgeschlossen werden müssen. Für die Erklärung des Lichts sind z.B. heute noch zwei Theorien verbreitet: Wellentheorie und Korpuskeltheorie.

Deine angegebenen Links habe ich gelesen. Doch es gibt auch andere Deutungsmöglichkeiten dieser Beobachtungen. Dazu vielleicht später mehr.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Was auch unerheblich ist. Denn wir hören ja nicht unendlich, sondern in einem sehr eingeschränkten Bereich, ansonsten wäre diese Unzulänglichkeit, die physikalischen - mathematischen Gegebenheiten entstammt, viel deutlicher herausgekommen. Man überlege, was wäre, wenn wir einen deutlich größeren Hörbereich hätten - dann nämlich kämen die Probleme der Quintschichtung für alle deutlich hörbar heraus.

@PVaults
Ich denke, bei der Meinungsverschiedenheit zwischen und Maler und Dir prallen zwei Welten aufeinander, die vielleicht noch in Einklang zu bringen sind, vielleicht aber auch nicht. Allgemein sollte man sich aber im Umgangston Ton mäßigen.
Gerne. Aber ich mag es auch nicht, wenn mir dauernd jemand unnötig ans Bein pisst, sowas geht irgendwann total auf die Nerven, un das lasse ich mir auch nicht gefallen. Vor allem nicht von jemandem, der noch nix gezeigt hat...

Ich finde, Du bist ein sehr guter Musiker, doch die theoretischen Vorstellungen, die gute Musiker manchmal haben, sind äußerst unterschiedlich und dennoch kommen sie zu gleichermaßen bewundernswerten Ergebnissen.
Wieso? Du nutzt doch genau dasselbe musikalische System, ebenso wie 99% der anderen Musiker hier, ganz pragmatisch.

Wenn Deine Theorie für Dich gut funktioniert, hat sie ja einen guten Zweck erfüllt und sie mag auch für andere gut funktionieren. Doch ich denke nicht, daß dadurch andere Theorien von vorneherein ausgeschlossen werden müssen. Für die Erklärung des Lichts werden z.B. heute noch zwei Theorien benötigt: Wellentheorie und Korpuskeltheorie.
Das System ist nun mal da und wird weltweit genutzt. Es geht ja lediglich um den strittigen Punkt, ob die Obertonstruktur oder die mathematische Systematik dafür verantwortlich ist. Und da gibt es eine Reihe an Kritikpunkten bei der klassischen Sichtweise, die besprochen werden müssen.

Sicher nehme ich - wie immer - eine polarisierende Position ein. Warum auch nicht?

Deine angegebenen Links habe ich gelesen. Doch es gibt auch andere Deutungsmöglichkeiten dieser Beobachtungen. Dazu vielleicht später mehr.
Gerne!
 
Kannst du mir mal ein konkretes lokrisches mehrstimmiges Beispiel nennen? Außerdem, was willst du sagen? Zurück zu diatonischen Kirchentonarten? Die sind harmonisch nicht sehr ergiebig, werden zum Teil auch erst harmonisierbar mit Hilfe zusätzlicher Chromatik.

Was ich sagen will ist folgendes. Schuberts Winterreise ist wohl eines der wenigen Beispiele wo düstere Erlebnisweisen
in Dur-Akkordik dargestellt werden. Dem Wesen nach ist sowas aber Collage oder Musikmalerei, ein Erfassen der Affekte von Außen.
Das Wesen von Angst (Enge) und all diesen negativen Erlebnisformen, negative Affekte kann man mit Dur-Akkorden nicht erfassen. Wer mal kapieren will wie Rassismus, Faschismus, autoritäre Spaltung, Ungleicheit zwischen Menschen, Klassendenken also sämtliche Rassismusäquivalente überhaupt möglich werden, der muß einfach mal viel der vorhandenen hellen Musik, vor allem die Lieder die schon in der Kindheit Teil seiner psychischen Struktur geworden sind, mehr oder weniger mit reiner Mollakkordik unterlegen.

Man kann sehr an seinem eigenen Charakter arbeiten wenn man die Zusammenhänge zwischen eigenen gebildeten Charakterstrukturen und damit verbundenen Musikstrukturen aufbricht. Wenn man das systematisch macht und sich bei Musikstrukturenuntersuchung weniger von ästhetisch künstlerischen als Wirkungsgesichtspunkten leiten läßt, kann man sich überzeugen welche gewaltige psychisch strukturierende Wirkmacht die Musik hat und man wird vorsichtig sich jeden Quark, auch wenn er noch so hochgelobt wird, reinzuziehen.

Das Problem ist natürlich daß die Kirchentonarten, umfassender noch die alten griechischen Tonarten eben
mehrstimmig letztlich nur das Dur wirklich überzeugend ist. Wenn man Moll mit Durseptime auf den Grundakkord leitet ist es schon ein Wischiwasch geworden, eine Art Dur-Moll-Brei.

Das ändert aber nichts daran, daß die einstimmigen alten Tonarten gewaltige Effekte hervorrufen können, die man unter Inkaufnahme von ästhetischen und harmonischen Abstrichen eben auch sich aneignen sollte, um aus der einseitgen Fixierung auf die Dur-Dominanz auszubrechen.

Mich interessiert in erster Linie nicht so sehr die Musik weil sie so dolle klingt und man sich so schön damit die Zeit verbringen kann, sondern wie kann man in erster Linie ein wirkliches Moll kraftvoll harmonisch konstruieren welches soweit als möglich ein wirklicher Gegenspieler des Dur sein kann.

Das Moll ist der adäquate Träger der negativen Affekte, um ein erwachsener reifer Mensch zu werden müssen die aber aus der Verdrängung raus geholt werden und Teil des psychischen Inventars werden. Schubert ist aus den von Dir angeführten Gründen unbrauchbar für die Lösung dieser Aufgaben.

Ein Beispiel wie ich mir das so vorstelle: http://home.arcor.de/gerfeld/bruederchenkommtanzmitmir.mid
 
Das fühlt sich für mich einfach viel natürlicher an als alles andere...


Der Durakkord setzt sich aus dem 4/5/6 Oberton zusammen. Dieser Durakkord ist Teil einer Obertonreihe: 1/2/3/4/5/6/7/8......usw. Der Grundton ist hier (4) welcher die Doppeloktave des Basistones (1) darstellt. Aufgrund dieser Oktavidentität zwischen (4) und (1) ruht der Durakkord in sich selber. Genaugenommen gilt dies aber nur für reine Stimmung, temperiertes oder pythagoräisiertes wird zurechtgehört.

Der Grundton des Mollakkordes 10/12/15 lässt sich lässt sich nicht durch Oktavierung auf den Basiston der Obertonreihe zurückführen. Hierin liegt eine gewisse Unvollkommenheit
der Mollakkordes gegenüber dem Durakkord, er trägt in sich aufgrund dieses Unterschiedes nicht die tiefere Verankerung wie der Durakkord.

E – G – H ist ein entsprechender Mollakkord. Erst wenn man hier noch unten eine große Terz daran hängt ensteht etwa ein Cmaj7 – akkord. In der Obertonreihe handelt es sich hier um den 8/10/12/15 Oberton. Der Grundton dieses maj7 –akkordes ist wieder oktavidentisch mit dem Basiston (1) der zugrundeliegenden Obertonreihe.

Ruhen aber nun die maj 7 Akkorde, als Durakkorde in sich selber, so ist der hier dargestellte innere Verankerungspunkt der Mollakkorde eben nicht in dem Grundton des Akkordes.
Das gibt den Mollakkorden schon etwas unruhig ncht abschließendes Unvollkommenes.

Vergleicht man nun diese Akkorde mit dem C7b, also ein Durakkord mit kleiner Septime,
so ergibt sich eine gebrochene Verankerung. Nur der Akkordanteil C – E – G hat seinen Grundton und seinen Basiston im C bzw. darunter oktaviert, während die kleine Septime
als Sekunde des As aufgefasst werden kann 9/8 und tatsächlich der Schwerpunkt dieser Septime in einem nach unten zu oktavierenden Basiston von As zu finden ist. Im As liegt der innere Schwerpunkt des B (kleine Septime)

Hierdurch hat die „Tonwolke“ des Dominantseptakkordes so etwas wie eine Zerrissenheit in sich, eine Ambitendenz, die besonders bedeutsam ist weil dieser Akkord so verschwenderisch angewendet wird. Solche Akkorde die nicht in einem Schwerpunkt ihren tiefsten Anker haben liegt eine Tendez zu grunde die Aufmerksamkeit in die Zwischenbereiche zwichen den mitschwingenden Ankerpunkten zu lenken.

Hier eröffnet sich musikalisch das Irrationale, wenn man denn das Rationale als Rationen begreift. Das rationale Denken verknüpft, trennt, vergleich Rationen. Mehr kann es nicht.
So einfach kann man sich die Akkordwirkungen anhand der reinen Stimmunmgszahlen vergegenwärtigen. Die komplexere Mathematik hat da nichts weiter aufhellendes zu bieten.

Eigentlich ist hiermit erschöpfend erklärt, warum der sich treiben lassende Mensch von selber
Im Dur schwimmt, das ist naturvorgegeben und die natürlich Dominanz des Dur ergibt sich aus Schwerkraftverhältnissen der Töne und Intervalle.

Es ist eine Sache der menschlichen Freiheit dem aus freien Stücken und aus freier Anstrengung und Übung die Gegenwirkungen hinzufügen. Der Mensch ist aber frei,
er kann es auch lassen. Gott ist geduldig, leiden muß nur der Mensch unter seinen Fehlern.
Der Naturmechanismus des Dur ist nicht dazu da, einfach treibend ausgelebt zu werden,
[FONT=&quot]dann misslingt die Menschwerdung.[/FONT]
 
@Maler:
Ich denke, jemand der trotz Hinweis nicht eine II-V-I-IV-Verbindung bei Bach erkennt, sollte sich nicht so frech zu derartigen Dingen äußern.
Wie kommst du darauf, daß ich eine II-V-I-IV-Verbindung nicht erkenne? Ich muß dem Prüfer sicherlich nicht beweisen, daß ich in der Bach-Invention die Folge Am7, D7, Gmaj7 und Cmaj7 ebenso als Quintfall erkenne wie er. Ich muß hier jetzt aber auch nicht erst einmal alle Quintfallsequenzen in den Bach-Inventionen aufzählen, um zu beweisen, daß ich so etwas sehe. Es ging doch schlicht um etwas anderes:
Du hattest wörtlich zunächst gesagt: "Bach hat diese Akkorde übrigens auch nicht gemieden, er hat sie dann als gebrochene Akkorde eingesetzt."
Daraufhin hatte ich den Einwand erhoben, daß Bach Maj7 keineswegs nur als gebrochene Akkorde einsetzt, die Behauptung ist schlichter Unsinn.
Dann hattest du gesagt: "... und da [in Bachschen Fugen] findest du diverse Beispiele für Maj7-Akkorde. Und hier sind sie nicht auf der Tonika oder Subdominante ..."
Daraufhin hatte ich den Einwand erhoben, daß man jede Menge Maj7 bei Bach auf Tonika und Subdominante findet.
Dann hattest du gesagt: "Ein Mißverständnis. Ich vergaß, du bist kein Jazzer. Der Jazzer kennt zwei diatonische Maj7-Akkorde, den auf der I und den auf der IV ..."
Daraufhin hatte ich den Einwand erhoben, daß es nur auf Tonika und Subdominante diatonische Maj7 gibt, das gilt für den Jazzer wie für Bach oder sonst jemanden.
Daraufhin hattest du gesagt: "BWV 784 Invention Nr.13 Takt 10. ... Wenn Am Tonika ist, ist ja Gmaj7 sicher kein üblicher Dominantakkord ..."
Das habe ich überhaupt nicht mehr verstanden. Hast völlig recht, Gmaj7 ist keine Dominante. Aber Maj7 ist nie eine Dominante, und hier ist G die Tonika.

Was wolltest du denn jetzt sagen, das zu verstehen ich mich tatsächlich schwertue? Daß (diatonische) Septakkorde, egal ob große oder kleine, vornehmlich bei Quintfallsequenzen wie II-V-I-IV eingesetzt wurden? Darauf hatte ich lange vorher schon mit Erwähnung Vivaldis hingewiesen (der das schamlos wiederholte, so daß man rufen möchte: "Nun reicht's, Herr Vivaldi, wir haben die Wendung oft genug von Ihnen gehört"). Warum Septakkorde bei Quintfallsequenzen gut funktionieren und ihre Auflösung wie von selber funktioniert, ist ziemlich trivial.

Aber hier geht's um Bashen ... Da ... werden Nebenkriegsschauplätze wie Bach-Analysen zum Hauptthema ausgerufen ...
Nicht ich bin mit dem Bach-Beispiel angefangen. Du hast Absurdes über Bach behauptet, nämlich daß er große Septakkorde nur gebrochen verwendet, nicht auf T und S, und daß die Jazzer diatonische große Septakkorde auf T und S kennen, als gäbe es andere. Mag ja sein, das ist alles ein Mißverständnis, aber ich kann doch nichts dafür, wenn du dich mißverständlich ausdrückst.

@Klaus111
Es ist nett, wenn du jetzt das pythagoräische Komma erklärst und erklärst, warum n Quinten nie genau m Oktaven ergeben können. Wäre aber nicht nötig gewesen, denn ich gehe davon aus, daß jeder, der sich mit Musik nicht nur laienhaft beschäftigt, das weiß. Liegt aber vielleicht daran, daß ich mich mißverständlich ausgedrückt habe, indem ich gesagt habe, daß die Frage nicht lösbar sei. Gemeint war, daß die Unlösbarkeit bewiesen ist und die Unlösbarkeit relativ leicht zu beweisen ist. Warum allenfalls Näherungen, aber keine ganzzahligen Lösungen möglich sind und nach der ersten Näherung:
7 Oktaven ungefähr gleich 12 Quinten,
die nächste Näherung bei 29 Quinten, bzw. Tonschritten pro Oktave liegt, kann man, relativ verständlich erklärt, hier nachlesen:
http://www.brefeld.homepage.t-online.de/tonsysteme.html
 
@Klaus111
Es ist nett, wenn du jetzt das pythagoräische Komma erklärst und erklärst, warum n Quinten nie genau m Oktaven ergeben können. Wäre aber nicht nötig gewesen, denn ich gehe davon aus, daß jeder, der sich mit Musik nicht nur laienhaft beschäftigt, das weiß. Liegt aber vielleicht daran, daß ich mich mißverständlich ausgedrückt habe, indem ich gesagt habe, daß die Frage nicht lösbar sei.

Richtig, bei den Worten "nicht einmal mit irrationalen Zahlen lösbar" stellte ich mir die Frage: "Warum eigentlich nicht lösbar?"
Es ist zwar nicht unbedingt nötig, daß man sich einmal eigene Gedanken darüber macht, warum "n Quinten nie genau m Oktaven" ergeben, doch daß die prinzipielle Unlösbarkeit sich so leicht herleiten lässt, fand ich bemerkenswert. Die Berechnung richtete sich an die interessierten Mitleser.

Viele Grüße

Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
@Maler:
Du verstehst es ausgezeichnet, alles so hinzudrehen, wie du es brauchst...

Vielleicht spielst du mal was, damit ich weiß, ob ich dich überhaupt ernst nehmen kann. Laberbacken hatten wir hier schon einige, die Werke derselben offenbarten einiges...

-------
Was ich wirklich lustig bei den Leuten finde, die vehement die Konsonanz-Theorie verfolgen:
Sie merken gar nicht, wie sie sich immer wieder widersprechen.

Einerseits wird von reinen Stimmungen ausgegangen, die sich aus der Quintschichtung ergeben. Die leitet man aus der Konsonanz zwischen Oktave und Quinte ab, diese wiederum leitet sich mehr oder weniger aus der Oktavidentität ab, weshalb sie konsonant klingt.

Im gleichen Atemzug aber wird oft der Gedanke verwehrt, daß die Obertonreihe weiter als Ausgangspunkt dienen darf.
Unser neuer Freun gBonsai hat ja schon darauf hingewiesen, daß der Dur-Akkord in der Obertonreihe bzw. Naturtonreihe auftaucht.

Jetzt kommt unser großes Dilema. Denn die Naturterz, die aus der Naturtonreihe abgeleitet wird, ist deutlich tiefer als die Quintschichtungsterz, die wiederum etwas höher als die gleichstufige Terz ist.

Weshalb also sollte die Quintkonsonanz höher gewertet werden als die Naturtonreihe, wo man doch beides als Ausgangspunkt für die Überlegungen nimmt.

Gleiches passiert ja auch bei anderen Tönen. Nehmen wir doch nur mal die Naturseptime...
Auch hier lassen immer wieder die Primzahlen grüßen, denn Terz und Quinte sind in der Naturtonreihe die Nummern 5 und 7...

Wie man es nimmt, es deutet sich klar an, daß diese Denkweise weder dem Ohr noch der Musik näher kommt. Aber dafür das mathematische Modell des 12-Ton-Systems und des darauf aufbauenden 7-Ton-Systems, das sich zugleich mit dem 5-Ton-System geradezu magisch ergänzt.

Was auch bei deinem Link auffällt bzw. in dem weiterverlinkten Text:
Es ist krass, wie man da die Naturtonreihe als Notenbeispiel angibt, dabei aber die Abweichungen von der gleichstufigen Stimmung (gS) nicht einmal markiert, wie das sonst üblich ist...

Mal ist die Terz höher als in der gS durch die Quintschichtungen, mal niedriger als in der gS wie bei der Naturtonreihe.

Gleichzeitig wird argumentiert, daß die Präzision der reinen Quinte als Konsonanzmaßstab herangezogen wird, die 40 Cent Unterschied zwischen Naturterz und Quintschichtungsterz aber keine Bedeutung finden - es sei denn, man ist Musiker, und der hört das nochmal anders...

Was zeigt, daß es einfach nur Zufall ist, daß die Quint des 12-Ton-Systems mit der Naturton-Quinte, die als Ausgangspunkt für sämtliche Stimmungssysteme an den Haaren herbeigezogen wird mit esoterischer Überzeugung, übereinstimmt.

Zufall. Meinentwegen auch göttliche Fügung, Schicksal, Karma, aber keine Folge des "konsonanten" Hörens. Die Konsonanz entsteht aus dem 12-Ton-System selbst heraus und nicht über windige Ableitungen und nicht konsequent durchgeführter Überlegungen.

Allein die Tatsache, daß eine Varianz der Töne möglich ist, spricht vielmehr für die mathematische Raumaufteilung der Töne als für eine Quint-konsonanz.

Es ist aber klar, wenn das jahrhundertelang bzw. jahrtausendelang so gelehrt wurde, daß es schwierig ist, sich von diesem Denken zu lösen. Wie man sieht, übersieht man auch die mathematischen Tatsachen, daß das 12er-System in Verbindung mit dem 7-Ton-System das erste System ist, das sich für so ein symmetrisches und gleichzeitig unsymmetrisches System eignet.

Gott sei Dank leben wir im Jahre 2010, wo man Musik nicht mehr auf Planetenumlaufbahnen zurückführen müssen. Die Welt der Zahlen erscheint mir da zumindest weniger fehlerträchtig.

Harmonische Kadenzen kann man darüber hinaus aus dem Heptagramm direkt und ohne Umwege ablesen, mit der Obertonphantasterei über endlose Rechnerei.
 
@Maler:
Vielleicht spielst du mal was, damit ich weiß, ob ich dich überhaupt ernst nehmen kann. Laberbacken hatten wir hier schon einige, die Werke derselben offenbarten einiges...

PVaults, ich habe nicht im mindesten etwas gegen sachliche Polemik, die dann auch gerne scharf und gegensätzlich formuliert werden darf. Nichts ist langweiliger, als wenn Diskutierenden es allzu ungemütlich wird, nur weil verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Aber nett wäre, wenn man sich dabei aufs Sachliche beschränkte. Erstens bin ich nicht verpflichtet, hier erst einmal etwas vorzuspielen. Zweitens ist die Unterstellung, ich könne nix Gescheites spielen, eine Unterstellung, für die du nicht den mindesten Anlaß hast. Was soll das? Und drittens überschreitet das Attribut "Laberbacke" die Grenze dessen, was man noch sachliche Auseinandersetzung nennen könnte. Bleib gerne scharf in der Sache, die du nach Belieben auf kluge Weise angreifen darfst, denn das Recht nehme ich auch für mich in Anspruch. Und ich fahre fort darin, es in Anspruch zu nehmen:

Was ich wirklich lustig bei den Leuten finde, die vehement die Konsonanz-Theorie verfolgen:
Sie merken gar nicht, wie sie sich immer wieder widersprechen.
Bei "den Leuten" handelt es sich um Generationen professioneller Musiker. Vielleicht genügt als Beleg die mitteltönige Stimmung, die möglichst viele reine Terzen auf Tasteninstrumenten retten wollte. Warum hätte man je mitteltönig stimmen wollen (und man stimmte so und tat das bis in Bachs Zeit hinein und länger), wenn nicht wegen der Reinheit der Terz?

Jetzt kommt unser großes Dilemma. Denn die Naturterz, die aus der Naturtonreihe abgeleitet wird, ist deutlich tiefer als die Quintschichtungsterz, die wiederum etwas höher als die gleichstufige Terz ist.
Weshalb also sollte die Quintkonsonanz höher gewertet werden als die Naturtonreihe, wo man doch beides als Ausgangspunkt für die Überlegungen nimmt.
Ich verstehe schon wieder kein Wort. Die Quintkonsonanz läßt sich aus der Naturtonreihe ebenso ableiten wie die Terzkonsonanz. Inwiefern wird da die Quintkonsonanz höher gewertet als die Naturtonreihe? Das Dilemma ist, wenn man so will, daß Terz und Quinte WEGEN der Naturtonreihe nicht ineinander passen wollen.

Auch hier lassen immer wieder die Primzahlen grüßen, denn Terz und Quinte sind in der Naturtonreihe die Nummern 5 und 7...
Das, nehme ich an, war nur ein Vertipper.

Es ist krass, wie man da die Naturtonreihe als Notenbeispiel angibt, dabei aber die Abweichungen von der gleichstufigen Stimmung (gS) nicht einmal markiert, wie das sonst üblich ist...
Was man üblicherweise markiert, sind diejenigen Töne, die sich in Notenschrift nur annähernd darstellen lassen und die von den Tönen einer diatonischen Tonleiter auffällig abweichen, und zwar völlig egal in welcher Stimmung. Es sind die Primzahlen oberhalb des sechsten Teiltons. Wollte man alle Töne markieren, die von gleichstufiger Stimmung abweichen, müßte man außer dem Grundton und seinen Oktaven ALLE markieren.

... daß die Präzision der reinen Quinte als Konsonanzmaßstab herangezogen wird, die 40 Cent Unterschied zwischen Naturterz und Quintschichtungsterz aber keine Bedeutung finden ...
Mit Quintschichtungsterz meinst du sicherlich die pythagoräische. 40 Cent wären auch für unsere heutigen Ohren unerträglich, die an gleichstufige Terzen gewöhnt sind. Die Unterschiede betragen bei der großen Terz: temperiert ca. 14 Cent größer als rein, bei der kleinen: temperiert ca. 16 Cent kleiner als rein; bei der großen Terz ist eine pythagoräische ca. 22 Cent größer als rein und eine kleine Terz ca. 22 Cent kleiner als rein.

Allein die Tatsache, daß eine Varianz der Töne möglich ist, spricht vielmehr für die mathematische Raumaufteilung der Töne als für eine Quint-konsonanz.
Die Toleranz, mit der unsere Ohren zum Glück die gleichstufige Stimmung hinnehmen, spricht für die gleichstufige Stimmung, für sonst nichts. Denn sie ist der bestmögliche Kompromiß aus allen, schon von den Griechen ermittelten Kommas: dem pythagoräischen Komma, dem syntonischen oder didymischen Komma, der großen Diesis und der kleinen, und was es sonst noch an historischen Bezeichnungen gibt.

Obertonphantasterei
Hübsches Wort für ein physikalisches Faktum. Aus der "Obertonphantasterei" kann man übrigens nichts beweisen, die liefert nur die Frequenzverhältnisse stehender Wellen. Erst anhand des Zusammentreffens zweier Obertonreihen wird klar, warum eine Quinte mit 2:3 besser klingt als eine andere, wie daraus ebenso klar wird, daß eine Oktave mit 1:2 besser klingt als eine andere. Anhand von Schwebungen und Differenztönen kann man dann wenigstens plausibel machen, warum das so ist. Dazu muß man ein wenig rechnen. Kann man sich aber auch sparen, man hört's ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
PVaults, ich habe nicht im mindesten etwas gegen sachliche Polemik, die dann auch gerne scharf und gegensätzlich formuliert werden darf. Nichts ist langweiliger, als wenn Diskutierenden es allzu ungemütlich wird, nur weil verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Aber nett wäre, wenn man sich dabei aufs Sachliche beschränkte. Erstens bin ich nicht verpflichtet, hier erst einmal etwas vorzuspielen. Zweitens ist die Unterstellung, ich könne nix Gescheites spielen, eine Unterstellung, für die du nicht den mindesten Anlaß hast. Was soll das? Und drittens überschreitet das Attribut "Laberbacke" die Grenze dessen, was man noch sachliche Auseinandersetzung nennen könnte. Bleib gerne scharf in der Sache, die du nach Belieben auf kluge Weise angreifen darfst, denn das Recht nehme ich auch für mich in Anspruch. Und ich fahre fort darin, es in Anspruch zu nehmen:
Kein Problem, wie ich sehe, bist du nicht uneitler als ich... :D

Bei "den Leuten" handelt es sich um Generationen professioneller Musiker. Vielleicht genügt als Beleg die mitteltönige Stimmung, die möglichst viele reine Terzen auf Tasteninstrumenten retten wollte. Warum hätte man je mitteltönig stimmen wollen (und man stimmte so und tat das bis in Bachs Zeit hinein und länger), wenn nicht wegen der Reinheit der Terz?
Die Evolution der verschiedenen Stimmungen zeigt gerade, daß alle diese Ansätze ihre Probleme haben, die eben aus der Unreinheit der Obertonstruktur entstehen. Es zeigt sich auch, daß sich die Stimmungen immer mehr in Richtung der gleichstufigen Stimmung bewegten, was ein mathematisches Konstrukt ist, was allein die zahlreichen Abweichungen von der Obertonstruktur belegen.

Daß dem Mensch das Zählen in die Wiege gelegt ist, dürfte heute wohl auch wenig zu bezweifeln sein. Selbt Tiere zählen, was das Verhalten des Kuckucks zeigt, indem er ein Ei aus dem Nest wirft, um dann sein eigenes reinzulegen... - ich habe dazu ja auch einige Links schon gepostet.

Mir ist schon klar, warum Generationen an Musikern sich an der Naturtonreihe orientiert haben - der Klang ist ja der Ausgangspunkt des Musikers, Harmonik aber nochmal eine andere Sache, denn hierfür ist eine Systematik die Ursache, die über den Klang allein nicht ausreichend erklärbar ist, insbesondere die komplexere Harmonik, die sich aber gut über die gleichstufige 12er-Unterteilung der Oktave erklären läßt, weil sie eine eigene Systematik bereitstellt.

Interessant ist aber auch, daß jedes Stimmungssystem eine andere Charakteristik hat, und natürlich noch mehr Auswirkungen, wenn nicht die Ausgangstonart verwendet wird. Dieser Effekt geht bei der gleichstufigen Stimmung verloren. Minimal kann man noch einen Effekt ausmachen, der sich aber nur auf die Lage der Akkorde beschränkt - ich hoffe, du verstehst, was ich meine - nicht jeder Akkord klingt in jeder Tonart gleich gut, gerade, wenn man den Aufbau beibehält.

Die Charakteristik bei den nicht gleichstufigen Stimmungen zeigt aber, daß das Ohr Abweichungen von einer Ideallinie wahrnimmt - d.h. im Kopf muß also eine Ideallinie vorhanden sein, die nicht auf Stimmungssysteme zurückzuführen ist, sondern auf eine andere Art der Rasterung.

Für mich ist es klar, daß es 12 Schubladen sind, die man verschieden beladen kann - mal etwas tiefer, mal etwas höher, im Endeffekt bleibt es im gleichen Raster.
Faszinierend ist, daß die Abweichungen von der Ideallinie - die du in der Obertonstruktur siehst und ich in der gleichstufigen Unterteilung - Wirkungen erzeugen.

Ich verstehe schon wieder kein Wort. Die Quintkonsonanz läßt sich aus der Naturtonreihe ebenso ableiten wie die Terzkonsonanz. Inwiefern wird da die Quintkonsonanz höher gewertet als die Naturtonreihe? Das Dilemma ist, wenn man so will, daß Terz und Quinte WEGEN der Naturtonreihe nicht ineinander passen wollen.
Natürlich läßt sich alles ableiten. Nur stellt sich immer wieder die Frage, weshalb der Mensch diese Abweichungen denn überhaupt ertragen kann. Hier ist auch wieder die Systematik der gleichstufigen Unterteilung der Oktave in meinen Augen der bessere Ansatz, allein schon deshalb, weil er unabhängig von der Obertonstruktur ist.

Andere Kulturen hatten damit kein Problem. Da gibt es keine Quintkonsonanz, höchstens eine Richtung. Terzen werden ebenfalls sehr, sehr variabel ausgelegt - was ja die Eigenarten solcher Tonsysteme so faszinierend macht. Ob dahinter nur der Zufall bei der Auswahl der Stimmung der einzelnen Töne steckt, mag ich bezweifeln. Viele Stimmungen sind auch durch religiöse Weltanschauungen geprägt, das darf man nicht vergessen. Hier gibt es also nicht einen physikalischen Zusammenhang mit der Obertonstruktur, sondern eine eigene Systematik, die nicht (nur) nach musikalischen Gesichtspunkten funktioniert.

Trotzdem gibt es die Grundrasterung, wie die indischen Shrutis zeigen, wo die Stimmung durchaus variieren kann. Dazu kommt, daß die Tonleitern mit ihren Haupttönen eine 7er-Unterteilung vornehmen, die mit den zusätzlichen Tönen verziert werden. Möglicherweise ist auch diese Sichtweise auf die Weltanschauung zurückzuführen, allerdings ist auch auffällig, daß viele afrikanische Kulturen ebenfalls Tonleitern mit 7 Tönen nutz(t)en, aber auch 5-Ton-Tonleitern.

Diese weltweite Präferenz der 5er- und 7er-Unterteilung kann ich nicht in der Obertonstruktur finden, sondern muß demnach eine andere Ursache haben.
Wieweit ein 5er-/7er-System mit einem 12-er System zusammenhängt, habe ich ja schon weiter oben gezeigt.

Das, nehme ich an, war nur ein Vertipper.
Sic. Natürlich nicht die Quinte, klar.

Was man üblicherweise markiert, sind diejenigen Töne, die sich in Notenschrift nur annähernd darstellen lassen und die von den Tönen einer diatonischen Tonleiter auffällig abweichen, und zwar völlig egal in welcher Stimmung. Es sind die Primzahlen oberhalb des sechsten Teiltons. Wollte man alle Töne markieren, die von gleichstufiger Stimmung abweichen, müßte man außer dem Grundton und seinen Oktaven ALLE markieren.
Eben.

Sogar alle westlichen Stimmungssysteme weichen mehr oder weniger sowohl von der Obertonreihe als auch von der gleichstufigen Stimmung ab.
Trotzdem bleibt die Rasterung gleich, d.h. trotz verschiedener Abweichungen werden die verschieden gestimmten Töne als gleich oder zumindest ähnlich wahrgenommen.

Mit Quintschichtungsterz meinst du sicherlich die pythagoräische. 40 Cent wären auch für unsere heutigen Ohren unerträglich, die an gleichstufige Terzen gewöhnt sind. Die Unterschiede betragen bei der großen Terz: temperiert ca. 14 Cent größer als rein, bei der kleinen: temperiert ca. 16 Cent kleiner als rein; bei der großen Terz ist eine pythagoräische ca. 22 Cent größer als rein und eine kleine Terz ca. 22 Cent kleiner als rein.
Sic. 40 Cent sind fast ein Viertelton. Das ist auch vom Laien nicht zu überhören. Damit kann man auch keine echte Harmonik aufbauen...

Die Toleranz, mit der unsere Ohren zum Glück die gleichstufige Stimmung hinnehmen, spricht für die gleichstufige Stimmung, für sonst nichts. Denn sie ist der bestmögliche Kompromiß aus allen, schon von den Griechen ermittelten Kommas: dem pythagoräischen Komma, dem syntonischen oder didymischen Komma, der großen Diesis und der kleinen, und was es sonst noch an historischen Bezeichnungen gibt.
So.

Oder sie ist die Ursache dafür und zeigt, daß im Hirn ein mathematisches Grundmuster existiert, das alle Menschen besitzen, weshalb selbst nicht westlich geprägte Musikkulturen dieses System verstehen.

Das Lustige dabei ist ja, daß jede Kultur andere Dinge assoziert, wenn sie "westliche" (hier: gleichstufig gestimmte) Musik hören, und das, obwohl die Menschen weltweit Emotionen gleich empfinden bzw. deuten, wenn ihnen Musik vorgespielt wird.

Das heißt ja, daß es ein universales Grundmuster geben muß, sonst käme ja keine Übereinstimmung zustande, was die Gefühle angeht, die unabhängig von der Kultur und der Prägung sind.

Daß selbst Musik mit z.T. sehr verstimmten Instrumenten wiedererkannt wird, läßt vermuten, daß hier eine grundlegendere Struktur vorhanden sein muß, die eben nicht maßgeblich auf der Obertonstruktur basiert.

Allein schon komplexere Harmonik zeigt, daß das Konsonanzempfinden vornehmlich ein mathematisches ist und nicht ein auf Konsonanz ausgerichtetes Obertonhören. Das zeigt sich auch daran, daß trotz gezielter Abweichungen, z.B. dem Vibrato, der Mensch einen zentralen Ton erkennen kann, und das, obwohl hier jedes Stimmungssytem verlassen wird, und dabei die musikalische Ausdrucksmöglichkeiten erhöht werden kann.

Hübsches Wort für ein physikalisches Faktum. Aus der "Obertonphantasterei" kann man übrigens nichts beweisen, die liefert nur die Frequenzverhältnisse stehender Wellen. Erst anhand des Zusammentreffens zweier Obertonreihen wird klar, warum eine Quinte mit 2:3 besser klingt als eine andere, wie daraus ebenso klar wird, daß eine Oktave mit 1:2 besser klingt als eine andere. Anhand von Schwebungen und Differenztönen kann man dann wenigstens plausibel machen, warum das so ist. Dazu muß man ein wenig rechnen. Kann man sich aber auch sparen, man hört's ja.
Schau mal, wir haben hier mindestens drei unterschiedliche Ansätze, das Dur-Phänomen zu erklären.

- Du vertrittst die klassische Konsonanztheorie.
- Meine Wenigkeit geht von einem mathematischen Denkmuster im Kopf aus, das auf einem symmetrischen 12-Ton-System basiert, weshalb darauf aufbauende Systeme eine Unsymmetrie besitzen müssen. Das diatonische System ist also nur eine Folge, die sich zwangläufig daraus ergibt.
- GBonsai die Theorie über Oberton und Wirkung, die zugegebenermaßen etwas esoterisch anmutet und nicht wirklich greifbar ist

Aber im Prinzip beschreiben wir alle die Wirkungen. Physikalisch allein können wir die Wirkung der verschiedenen Stimmungen nicht erläutern, denn Physik allein erklärt ja noch lange keine Musik.
 
>>>Jetzt kommt unser großes Dilema. Denn die Naturterz, die aus der Naturtonreihe abgeleitet wird, ist deutlich tiefer als die Quintschichtungsterz, die wiederum etwas höher als die gleichstufige Terz ist.

Was ist der miktotonale Unterschied zwischen Mittelalter und Neuzeit?

In der Pentatonik kann man zunächst mal 5 Quinten übereinanderschichten. Quinten klingen am reinsten wenn sie 3/2 gestimmt sind. Ein rein gestimmter Quintenturm ergibt folgende Zahlenwerte: 3/2; 9/4; 27/8;81/16;243/32: Töne: C - G - D - A - E.

Durch Oktaversetzung erhält man die Werte 3/2; 9/8; 27/16; 81/64; 243/128:
Töne: C - D - E - G - A.
Tonfolgen mit solchen Verhältnissen haben keine Halbtöne und dringen daher viel tiefer in die Psyche ein als Halbtonstrukturen. Man kann sie auch für Moll aufbauen.

Baut man auf diese Töne noch zwei rein gestimmte Quinten drauf so erhält man noch die Töne H und F. Hier ergeben sich dann Halbtonintervalle, solche Musik erfordert harmonische Kenntnisse, die Pentatonik nicht, klingt immer gut.

Man kann sehen dass die mittelalterlichen Töne der pythagoräischen Tonleiter alle dem Prinzip der zahl Drei unterliegen, im Mittelalter gab es auch 9/8 und 9/4b Rhythmik.

Eine rein gestimmter Tonleiter wird nur möglich wenn man die pythagoräische Tonleiter
In allen sich ergebenden Terzen korrigiert, dass heißt es wird das Prinzip der zahl 5 zusätzlich zu der 3 eingeführt.

Beispiel: Der Akkord C - E - G: Zahlenwerte 4/4; 5/4; 6/4 bzw. 2; 5/4; 3/2

Wurde wie im Mittelalter die Terz aus der 3 abgeleitet ergab sich der Wert 81/64 für E,
die reine Stimmung, die sich ergibt wenn für die Terzen das Prinzip der 5 einführt,
ergibt für E = 80/64 = 5/4. Daraus ergeben sich für den rein gestimmten Akkord die Zahlenverhältnisse 4 / 5 / 6, die so auch Teil der Obertonreihe sind.

Deshalb muß man nicht annehmen die reine Stimmung sei aus der Obertonreihe gewonnen,
die erklärt nur einiges aber für die Musik ist sie nur von bedingter Bedeutung. Als die reine Stimmung gebildet wurde war die Obertonreihe wohl kaum bekannt.

Die westliche Musik baut lediglich auf diesen drei zahlen auf. Die 2 konstruiert die Oktaven,
die drei konstituiert die Quarte und Quint, und die 5 konstituiert Terzen und Sexten.

Wer sich in die Mikrotonalität und die feinen Wirkungszusammenhänge der Töne mal tief hineinarbeitet bemerkt, mit der mittelalterlichen Terz ist Mehrstimmigkeit nicht machbar,
solche Mehrstimmigkeit zerfällt in sich. Sie drängt die Töne auseinander (Dissonanz) die dann in eine einzige Linie wollen (Einstimmigkeit) Dagegen zieht die reine Stimmung die
Töne zusammen zu Akkorden.

Sämtliche Veränderungen der Musik seit Mittelalter bis heute lassen sich auf diese winzige Veränderung der Mikrotonalität zurückführen. Und vor allem man kann das selber mit einiger Mühe nachprüfen.

Das man auf diesem Kern der verhältnisse in der Musikstimmung nun alle möglichen Varianten stimmen kann leuchtet ein. Wer hat schon gespürt dass die Quinte der gleichschwebenden temperatur mit 700 Cent aber merklich dunkler kommt als die rein gestimmte mit 702 Cent, und wie holt sich geradezu besser Luft wenn man die Quinte mal etwas höher, vielleicht 705 Cent einstellt. In der Mikrotonalität kann ich psychische Wirkungen unterscheiden wenn die Töne auch nur 2 oder 3 Cent größer oder kleiner sind.

Während sich dem zurechthörenden Ohr also alles vielleicht harmonsich darbietet hat dieses Hören des zurechtgetrimmten Ohrens wenig Bedeutung dafür wie die Töne wirklich in Körper und Seele wirken.

Jede Stimmung die man konstruiert hat ihre Vor- und Nachteile. Es gibt keine Stimmung die alle Vorzüge in sich vereinigen würde. Ansonsten liegt das Zwölfersystem nicht so sehr in irgendwelchen Zahllenableitungen begründet sondern es ist selber schon ein Teil der menschlichen geistigen Organisation. Das Musiksystem spiegelt nur den Menschen wieder
Der sich darin wiederum selber erkennen kann.

Warum machen wir keine Musik mit einer Naturskala?

Die wichtigste Naturskala ist folgende: 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 16

Die Frequenzen halten arithmetische Proportionen ein. In dieser Tonleiter ist oben
Die Naturseptime enthalten, dann noch das Intervall 13/8, welches die goldene Proportion
Abzeichnet, und auch noch die Naturquarte 11/8.

Diese Töne sind für unser Musiksystem ungeeignet, man kann aber mit ihnen experimentieren
Und weitergehende Erfahrungen machen. Aus der naturseptime kann man ein archaisches
Pentatonisches System machen, aus der Naturquarte eine 24 töniges System.

Diese Töne sind harmonsich ungeeigent, sie sprechen in der Psyche eher fremde transzendente Strukturen an, die Musik ist aber zunächst mal für die Welt dar.
Da alle anderen Zahlen hier nur Vielfache von 3, 5 und 2 sind kann man sagen unsere Musiksystem strukturiert sich in den Grenzen des Senarius, also zwischen 1 - 6.
Die Qualität der 7, 13, und 11 ist spezifischer Natur, harmonisch ungeeignet, kann natürlich interessant färben undf einstimmig neue Welten erobern.

Musiziert man mit einer solchen Tonleiter, muß man aufpassen daß einem keine Hörner wachsen. Man kann erleben daß diese Töne arithmetisch verbunden eigentlich ihre Indivdualität eingebüßt haben, sie leben nur noch als verbundene Gruppe. Das ist etwas bedrohlich gefährliches und sollte behutsam gemeistert werden. Hierbei kann man sich dann mal klarmachen, daß die reinen Durakkorde genauso funktionieren, auch der maj 7 -akkord. Solche rein gestimmten Akkorde bilden Agglomerate die die indivuelle Persönlichkeit freier Töne beinträchtigen und "Gruppenviecher" schaffen. Dieses Problem ist kulturell von höchster Bedeutung und entscheidet mit über unser Leben. Viel verwerfliche Wirkungen des Dur kann man von hier aus erklären.

Lösen kann man diese Problem indem Maße wie man Tonabstände nicht arithmetisch konstruiert sondern geometrisch.
 
Die Evolution der verschiedenen Stimmungen zeigt gerade, daß alle diese Ansätze ihre Probleme haben, die eben aus der Unreinheit der Obertonstruktur entstehen.
Die "Unreinheit der Obertonstruktur" ist ein gewagter Terminus und klingt mir wie die Un-Dreiseitigkeit des Dreiecks. Gemeint ist sicher: Reine Oktaven, reine Quinten und reine Terzen sind nicht in einer einzigen Tonleiter vereinbar. Das ist richtig, und es ist als physikalisches Faktum hinzunehmen.

Selbst Tiere zählen, was das Verhalten des Kuckucks zeigt, indem er ein Ei aus dem Nest wirft, um dann sein eigenes reinzulegen...
Ich will gerne glauben, daß der Kuckuck bis eins zählen kann. Wer weiß, vielleicht kann er sogar bis zwölf zählen, auch wenn er nicht zwölf Eier legt. Aber was die Fähigkeit des Kuckucks, bis eins zu zählen, mit unserem Tonsystem zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht und wird mir so schnell auch nie jemand plausibel machen können.

Mir ist schon klar, warum Generationen an Musikern sich an der Naturtonreihe orientiert haben - der Klang ist ja der Ausgangspunkt des Musikers, Harmonik aber nochmal eine andere Sache, denn hierfür ist eine Systematik die Ursache, die über den Klang allein nicht ausreichend erklärbar ist, insbesondere die komplexere Harmonik, die sich aber gut über die gleichstufige 12er-Unterteilung der Oktave erklären läßt, weil sie eine eigene Systematik bereitstellt.
Mich erinnert das an einen Satz von Ambrose Bierce, nach dem man ein Kaninchen für die Ursache eines Hundes halten kann, nur weil man noch nie einen Hund anders als bei der Verfolgung eines Kaninchens gesehen hat.

Als die reine Stimmung gebildet wurde, war die Obertonreihe wohl kaum bekannt.
Was haben dann die alten Römer auf ihrem Cornu geblasen? Ventile und Zugposaunen hatten sie noch keine, die Naturtonreihe kannten sie nicht, also bauten sie mit recht großem Aufwand 3 Meter lange gebogene Bronzeröhren, um einen einzigen Ton zu blasen?
"Warum", fragt die Musikergattin ihren Mann, "warum spielst du immer nur einen Ton? Deine Kollegen spielen doch ganz viele Töne" - "Die suchen noch nach dem richtigen Ton, ich habe ihn gefunden."
 
Jede Stimmung die man konstruiert hat ihre Vor- und Nachteile. Es gibt keine Stimmung die alle Vorzüge in sich vereinigen würde.
Ein sehr schöner Satz, dem ich nur zustimmen kann. :great:

Die Qualität der 7, 13, und 11 ist spezifischer Natur, harmonisch ungeeignet, kann natürlich interessant färben undf einstimmig neue Welten erobern.
Septimale Intervalle sind harmonisch ungeeignet?! Wie kommst du denn auf so eine Idee?

Musiziert man mit einer solchen Tonleiter, muß man aufpassen daß einem keine Hörner wachsen. Man kann erleben daß diese Töne arithmetisch verbunden eigentlich ihre Indivdualität eingebüßt haben, sie leben nur noch als verbundene Gruppe. Das ist etwas bedrohlich gefährliches und sollte behutsam gemeistert werden. Hierbei kann man sich dann mal klarmachen, daß die reinen Durakkorde genauso funktionieren, auch der maj 7 -akkord. Solche rein gestimmten Akkorde bilden Agglomerate die die indivuelle Persönlichkeit freier Töne beinträchtigen und "Gruppenviecher" schaffen. Dieses Problem ist kulturell von höchster Bedeutung und entscheidet mit über unser Leben. Viel verwerfliche Wirkungen des Dur kann man von hier aus erklären.

Lösen kann man diese Problem indem Maße wie man Tonabstände nicht arithmetisch konstruiert sondern geometrisch.
Verstehe ich dich richtig dass es dir darum geht, dass sich wegen der arithmetischen Konstruktion (-> Obertonreihenausschnitt) ein einzelnes tonales Zentrum bildet, und alle anderen Töne als bloße Obertöne dieses Zentrums ihre Individualität verlieren? Ich sehe da so direkt eigentlich kein Problem mit, außer dass es auf sehr einfache Musik hinauslaufen kann, die irgendwann evtl. langweilig wird, wenn man sie aktiv hört. Ich denke auch nicht dass ein maj7-Akkord davon besonders betroffen ist, der mit 8:10:12:15 einen recht lückenhaften Ausschnitt der Obertonreihe liefert. Ich höre ihn eher als Dur-/Moll-Mischklang, in dem es kein klares Zentrum gibt (schon allein deswegen, weil die Verwandtschaft der Septime zu den mittleren Tönen größer ist als die zum Akkordgrundton), statt als Obertonakkord. Generell fällt es mir schwer solche Akkorde als Obertonakkorde zu empfinden, die eine geometrische Spiegelung ihrer selbst sind (der m7 ist ein weiteres Beispiel).

Die "Unreinheit der Obertonstruktur" ist ein gewagter Terminus und klingt mir wie die Un-Dreiseitigkeit des Dreiecks. Gemeint ist sicher: Reine Oktaven, reine Quinten und reine Terzen sind nicht in einer einzigen Tonleiter vereinbar. Das ist richtig, und es ist als physikalisches Faktum hinzunehmen.
"Unreinheit der Obertonstruktur" klingt tatsächlich ziehmlich paradox / unsinnig. Dein "Verbesserungsvorschlag" ist allerdings auch nicht korrekt, besagte Intervalle lassen sich sehr wohl in Tonleitern vereinen. Meintest du vielleicht etwas anderes, und hast dich nur ungenau ausgedrückt?
 
Zitat von gbonsai
Als die reine Stimmung gebildet wurde, war die Obertonreihe wohl kaum bekannt.
Was haben dann die alten Römer auf ihrem Cornu geblasen?

Die Naturtonreihe lernt das Gehirn jedes gesunden Kindes, teilweise schon vor der Geburt.

Das Ohr führt in der Schnecke (Cochlea) eine Frequenzanalyse durch.

Mit jedem harmonischen Ton (menschliche Stimme!), der an das Ohr des Säuglings oder Kindes dringt, werden die Obertöne mit ihren harmonischen Verhältnissen eingeprägt, denn sie werden auf unterschiedliche Orte der Cochlea abgebildet und an das Grosshirn weitergeleitet. Je niedriger der Oberton, desto bedeutender ist er, denn die Lautstärke nimmt mit der Höhe ab.

Die Musik unseres Kulturkreises wird hauptsächlich mit harmonischen Tonerzeuger gemacht: Stimmen, schwingenden Luftsäulen und Saiten. Dies verstärkt die Einprägung der Muster der Naturtonreihe, insbesondere der tiefsten Teiltöne, weil diese am lautesten sind.

Aus der Unmenge theoretisch möglicher Töne werden so gezielt die wenigen harmonischen selektiert: v.a. Oktave, Quint, Dur-Terz.

In Tonleitern dürfen diese konsonanten Intervalle für gewöhnlich nicht fehlen. Davon ableitbar sind Quart (Oktave minus Quint), Sext (Oktave minus Dur-Terz), Moll-Terz (Quint minus Dur-Terz).

Man wird keine harmonischere Tonleiter für fünf Töne finden, als die Pentatonik, keine harmonischeren sieben Töne als die unserer Dur-Tonleiter, denn eine größere Ansammlung an konsonanten Intervallen, als in diesen Tonleitern gibt es innerhalb einer Oktave nicht.

Diese direkte Konsequenz der Naturtonreihe kam in unserer Kultur besonders zum Tragen, denn sie ist die einzige, die eine anspruchsvolle Mehrstimmigkeit entwickelte. Auf konsonanten Zusammenklang ist mehrstimmige Musik besonders angewiesen.

Dies alles hat sich ohne eine Gleichstufigkeit entwickelt.

Die Unterschiede zwischen den letzlich unvereinbaren Prinzipien der Oktav, Quint und Terz nimmt man in Kauf und setzt die Prioritäten in der Reihenfolge, in der diese Intervalle in der Naturtonreihe vorkommen: Auf Oktavreinheit verzichtet kaum eine Musik, eine Quintverstimmung wird weniger in Kauf genommen, als eine Terzverstimmung.

Wird das o.g. Raster, das durch die Naturtöne entstanden ist, verschoben (transponiert), so kommt man unmittelbar auf unser heutiges Zwölftonsystem.

Die Tonleiter mit der geringsten Abweichung gegenüber den reinen Intervallen - die Prioritäten gibt die Naturtonreihe vor - ist die gleichstufige temperierte Stimmung, möchte man in die andere Tonarten transponieren.

Eine Rasterung des gleichstufigen Zwölftonsystems im Gehirn kann vorhanden sein (die zwölf Schubladen von PVaults). Diese ist dann durch viel hören und musizieren in diesem System gelernt worden. Bei indonesischen Gamelan-Musikern, welche ihre Metallplatten auf deren unharmonische Obertöne abgestimmt haben und noch keine "temperierte Musik" gehört haben, ist eine solche Rasterung sicher nicht vorhanden.

Viele Grüße
Klaus
 
Wird das o.g. Raster (Heptatonik), das durch die Naturtöne entstanden ist, verschoben (transponiert), so kommt man unmittelbar auf unser heutiges Zwölftonsystem.
Nicht ganz; man würde eher auf eine 53-Stufige Stimmung kommen. Das Zwölftonsystem hat sich ganz einfach historisch entwickelt.

Die Tonleiter mit der geringsten Abweichung gegenüber den reinen Intervallen - die Prioritäten gibt die Naturtonreihe vor - ist die gleichstufige temperierte Stimmung, möchte man in die andere Tonarten transponieren.
Bei jeder gleichstufigen Einteilung der Oktave sind Modulationen unbeschränkt möglich, und eine 12-Stufige Einteilung liefert definitiv nicht die beste Annäherung, insbesondere was die Terzen und Sexten anbelangt - von daher ist deine Behauptung leider falsch. Wie ungenau unsere 12-Ton-Einteilung ist wird vor allem offensichtlich, wenn man sich folgende Intervallbeziehungen in der reinen Stimmung anschaut:

  • Der Unterschied zwischen der kleinen Sexte (8:5) und der übermäßigen Quinte (25:16) beträgt 41 Cent (fast ein Viertelton!). Überhaupt ist die übermäßige Quinte in 12et fast so schlecht angenähert wie die Naturseptime, und ist 27 Cent zu groß.
  • Der Unterschied zwischen der großen (5:4) und kleinen Terz (6:5) beträgt bloß 71 Cent, womit sie recht nah aneinander liegen. Die (übliche) kleine Sekunde (16:15) dagegen ist mit 112 Cent wieder 41 Cent größer. Die (seltenere) kleine Sekunde zwischen der (größeren) kleinen Septime (9:5) und der großen Sexte (5:3) beträgt sogar 133 Cent.
  • Legt man 5 kleine Terzen (6:5) übereinander, so ergibt sich (Abzüglich einer Oktave) eine recht gute Annäherung an die große Terz. Diese ist mit 378 Cent übrigens genauer als die 12-Stufige Näherung.
 
HëllRÆZØR;4585997 schrieb:
... besagte Intervalle lassen sich sehr wohl in Tonleitern vereinen. Meintest du vielleicht etwas anderes, und hast dich nur ungenau ausgedrückt?
Nein. Beispiel:
Man stimmt in Durdreiklängen, indem man f-a-c'-e'-g'-h'-d'' rein einstimmt. Die so entstehenden Terzen f-a, a-c' usw. sind alle rein, ebenso die Quinten f-c', a-e' usw. Aber der letzte Ton d'' ergibt die unreinen Zusammenklänge f-d'' und a-d''. Es gibt beweisbar keine Tonleiter, in der ausnahmslos ALLE Intervalle rein sein könnten.
 

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